No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Januar
1863
dreiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1863 Nr. 1 Seite 1]

- In der neuen Welt geht das Jahr blutroth unter. Den 13. December griff General Burnside, nachdem er sich mit General Siegel vereinigt, den Feind bei Frederiksburg an, zweimal wurde er an dem Tage von dem fürchterlichsten Artilleriefeuer des Feindes zurückgeworfen, behauptete aber das Schlachtfeld, auf dem er Nachts lagerte. Andern Tags erneute sich der Kampf wiederum ohne Entscheidung. Der Verlust an Officieren und Mannschaft war sehr groß, 5 Generale sind verwundet. Die Südländer haben sich seit Wochen in einer günstigen Stellung stark verschanzt und sollen siebenfache Vertheidigungslinien angelegt haben. Mit Spannung folgt Amerika jeder Nachricht vom Schlachtfelde. - Spätere Nachrichten melden: Die Schlacht bei Frederiksburg ist eine große Niederlage für die Union geworden. General Burnside hat sich am dritten Tage zurückgezogen, sein Verlust beträgt über 10000 Mann. Von Sachverständigen wurde schon vorher eine Niederlage prophezeit, weil die Angreifer so lange gewartet hatten, bis sich der Feind in günstiger Stellung aufs Vortheilhafteste verschanzt hatte. Der Winterfeldzug wird damit beendet sein.
- Das amerikanische Unionsheer zählt gegenwärtig eine Million Mann, die vollständig ausgerüstet sind. Die Kriegsflotte 427 Schiffe mit 3268 Geschützen. Im Süden Amerikas sind die Frauen die eifrigsten Parteigänger für den Krieg; desto weniger in vielen Theilen des Nordens. Als in Wiskonsin die Aushebungs=Kommission ihre Bude aufschlug, eilten die Frauen mit Knütteln herbei, schlugen die Beamten halb todt und zerstörten Haus und Bude. Kein Mann mischte sich in den Weiberkrieg. - 300 Indianer aus dem Minnosota=Gebiet, die neulich so gräßliche Metzeleien unter den deutschen Ansiedlern angerichtet haben, sind vom Militairgericht zum Galgen verurtheilt worden.
- Beide Häuser des preußischen Landtags sind auf den 14. Januar einberufen.
- Auch in Oestreich hat's über den Staatshaushalt zwischen der Regierung und den beiden Häusern des Reichsraths manche Irrungen gegeben, die Verhaltnisse sind dort verwickelter und schwieriger als in Preußen, aber schließlich haben sich die drei Gewalten geeinigt und das Finanzgesetz und den Voranschlag für 1863 ganz nach dem Beschlusse des Abgeordnetenhauses angenommen.
- Die Franzosen sehnen sich sehr, die Blutigel los zu werden, die ihnen ihr Kaiser in Mexiko verordnet hat. Die Sachen drüben stehen schlecht, die französischen Heere kommen nicht vorwärts und werden von Strapazen und Fiebern decimirt, ganze Bataillone bleiben im Schmutz stecken. Der Feldzug kostet nicht bloß Blut ohne Ruhm, sondern auch viel Geld. Eben muß ein Dampfer wieder 12 Millionen Franks hinüber tragen; eine Eisenbahn von Veracruz verschlingt monatlich 300,000 Franks. Die Franzosen behaupten, sie bedürften dieser Blutigel nicht und verstanden nicht, wozu sie ihr Kaiser vornehme.
- Prinz Alfred oder die Republik war auf vielen Stimmzetteln in Griechenland geschrieben. Die guten Leute müssen wirklich ihren Thron in die Rumpelkammer werfen, wenn sich König Otto nicht wieder erbitten läßt. Auch Abdel=Kader hat 5 Stimmen erhalten.
- Die russische Regierung hat eine polnische Verschwörung entdeckt, die bis nach Westpreußen verzweigt war. Die Verschwörung soll durch einen Mitverschwornen verrathen sein. Die Zeit des Ausbruchs der Revolution war auf Anfang Januar festgesetzt. - Kein Fürst thut mehr, um ein unglückliches und leidenschaftliches Volk durch Milde und Gerechtigkeit zu versöhnen als Kaiser Alexander von Rußland in Polen. So hat er in Polen alle Güter politischer Gefangenen oder Verbannten oder im Auslande Lebenden, die seit vielen Jahren confiscirt waren, heraus= und ihnen zurückgegeben und die Besitzer sollen nur in ihr Vaterland zurückkehren.
- Der Policei in Warschau ist ein Hauptschlag geglückt: sie hat die Druckerei entdeckt, in welcher seit Jahr und Tag die geheimen revolutionairen Brandschriften gedruckt und ins Land geworfen wurden. Sie überraschte die Setzer bei der Arbeit.
- Der Besuch des preußischen kronprinzlichen Paares in Wien hat die intimsten Beziehungen zu dem östreichischen Kaiserhause hergestellt. Die Kaiserin von Oestreich und die Kronprinzessin von Preußen schwärmen für einander, seit sie sich in Wien kennen gelernt haben, sie brachten jede freie Stunde miteinander zu und auch den Kaiser und den Kronprinzen einander nahe. Die Kronprinzessin exaltirte sich förmlich für die Anmuth der Kaiserin, welche hinwiederum von der hinreißenden Liebenswürdigkeit der Kronprinzessin entzückt ist. Die Kaiserin hat der Kronprinzessin und der Kaiser den Kronprinzen das "Du" angeboten. Oestreich und Preußen auf Du und Du! - - Oestreichs entschlossenes Fortschreiten auf neuen Bahnen friedlicher Entwickelung sichert ihm die Achtung der Volker und belebt die Zuneigung befreundeter Nationen von neuem". So sprach der Kaiser zu den Vertretern des Reichs.
- Wer nicht in Neapel, wie der preußische Kronprinz, ein Bataillon Bergjäger zur Begleitung auf seinen Reisen hat, thut besser, daheim zu bleiben. Bei Castelamare wurden drei Schiffscapitaine von Räubern ausgeplündert, ein reicher Kaufmannssohn gefangen weggeführt und von seinem Vater 4000 Ducaten Lösegeld gefordert. Die Hälfte hat der Vater abgehandelt und ist in Verzweiflung nicht über das Geld, sondern darüber, daß er es nicht schicken darf, die sardinische Kriegspolicei hat es

[ => Original lesen: 1863 Nr. 1 Seite 2]

ihm verboten. Sie hat aber die Rauber noch nicht gefangen und der unglückliche Vater fürchtet jeden Tag, den Kopf seines Sohnes geschickt zu erhalten.
- Bei den letzten Stürmen in den Weihnachtstagen ist wiederum ein Theil der auf der Insel Wangerooge noch vorhandenen bewohnten Häuser ein Raub der Wellen geworden, darunter leider auch dasjenige, welches bisher zum Gottesdienst benutzt ist; es wurde von einer hohen nächtlichen Fluth so sehr überrascht, daß nicht einmal die Utensilien und das Altargerath haben gerettet werden können; dagegen ist der auf den Watten der See stehende Kirchthum, jenes wegen seiner Massenhaftigkeit weithin sichtbare Tageszeichen für Seefahrer unversehrt geblieben. Ueber die Sturm= und Springfluthen, über deren außergewöhnliche Wirkungen vor und in den Weihnachtstagen schreibt man vom Haag: Es vereinigte sich Alles, die Fluth zu ungewöhnlicher Höhe hinaufzutreiben. Springfluthen entstehen bekanntlich bei Voll= und bei Neumond, wenn die Anziehungskraft der Sonne und die des Mondes sich vereinigen. Sie sind aber dann am höchsten, wenn der Mond der Erde am nächsten. Dies ist jetzt der Fall, außerdem steht die Erde der Sonne am nächsten. Rechnet man dazu den heftigen Nordweststurm, der die Fluth gerade der holländischen Küste anjagt, so hat man die Momente einer gewaltigen Wirkung beisammen, wie man sie hier zu Lande seit 37 Jahren nicht mehr gekannt hat.
- Im Verkehr zu Grevsmühlen sind in letzter Zeit wiederholt falsche preußische Thaler von 1861 vorgekommen, die daran kenntlich sind, daß das Gepräge der Umschrift sehr mangelhaft ist, in der Jahrszahl 1861 sind beide 1 kleiner als die andern Zahlen, die Thaler sind dicker als die ächten und fühlen sich fettig an.
- Der Fischer Frank zu Dassow hat in einem von ihm in der Stepenitz aufgestellten Netze einen Seehund von seltener Größe und Schönheit gefangen. Die Länge betrug von der platten schwarzen Schnauze bis zu dem winzigen Schwanze 4 Fuß 3 Zoll und der Umfang des länglich runden Körpers an der stärksten Stelle reichlich 3 Fuß. Das Thier war schon seit längerer Zeit bald im Wasser, bald auf dem Eise des Dassower Sees liegend gesehen worden. Es ist dies seit sechs Wochen das zweite Mal, daß ein solches Thier hier im Netze gefangen wurde.
- Kaiser Napoleon und der nordamerikanische Präsident Lincolm sind doppelte Collegen: beide sind vom lieben Volk mehr oder weniger frei gewählt und beide fahren nur mit einer starken Bedeckung Berittener aus.
- In Compiegne, wo in der letzten Zeit das französische Kaiserpaar sich aufhielt, jagt ein Vergnügen das andere. Die Abende wurden meist mit der Aufführung von Lustspielen und Ballets hingebracht. Als erste Ballettänzerin zeichnete sich die Fürstin Metternich so aus, daß sie nach der zweiten Vorstellung eine telegraphische Depesche aus Paris erhielt, worin der Director des größten Theaters ihr ein Engagement von jährlich 50,000 Fr. geboten. - In Paris schreitet die Industrie munter fort. Hunde und Katzen den Gästen unter appetitlichem Namen vorzusetzen, ist nichts neues mehr, neu ist aber, wenigstens zum erstenmal entdeckt worden, aus den Leinsamen=Umschlägen der Kranken in den Spitälern Salatöl zu bereiten und zu verkaufen. Mehre Gewerbtreibende sind wegen dieses Handelsartikels vom Policeigericht bereits bestraft.
- Ehescheidungsprocesse sind in Berlin an der Tagesordnung. In 90 unter 100 Fällen sind die Frauen die Klägerinnen, entweder weil sie weniger nachsichtig als die Männer sind oder ordentlicher. Die meisten Fälle betreffen nicht Ehebruch, sondern beharrliche Arbeitsscheu, Trunksucht, Mißhandlung.
- "Einer, der für die Last Acker über 400 Thaler Pacht zahlt", setzt in den meckl. landwirthschaftl. Annalen auseinander, daß ihm dabei noch für jede Last ein Nettoertrag von 400-450 Thlr. bleibt. Also - nur nicht ängstlich ! bemerkt der Nordd. Corsp.
- Im Münchener Hofbräuhause wird jetzt an 4 Tagen der Woche je zwei Mal, an den übrigen 3 Tagen je vier Mal gebraut. Der tägliche Verbrauch beträgt ungefähr zehntausend Maaß Bier.
- Der Baron Rothschild hat einen prachtvollen Glasschrank bestellt, worin die goldene Hacke mit elfenbeinernem Griff zur Schau gestellt werden soll, mit welcher der Kaiser der Franzosen eine Ceder auf den Grund und Boden seines Gastfreundes in Ferrieres gepflanzt hat. - Bei der Jagd opferte Rothschild einem geistreichen Einfall ein theures Leben. Der Kaiser schoß u. a. einen Fasanen, das Thier fiel ihm zu Füßen und schrie sterbend: Es lebe der Kaiser! Das war eine Ueberraschung, die der Wirth seinem Gaste bereitet hatte; denn der Fasan war eigentlich ein gut gezogener Papagei und hatte 1000 Fr. gekostet.
- Die Verheerungen, welche in Ungarn die Rinderpest anrichtet, ist enorm. Es sind in diesem Jahr in 28 ungarischen Comitaten 109,000 Stück befallen, wovon 17,600 St. verloren gingen. Im vorigen Jahr betrug der Verlust 9,300 St. - In Stuttgart hat man vor einiger Zeit die Brodtaxe aufgehoben und stützte darauf die Hoffnun einer für das Publikum wohlthätigen Wirkung der freien Concurrenz. Allein man täuschte sich in dieser Beziehung arg; denn die gehoffte Preisermäßigung ist nicht nur nicht eingetreten, sondern hat sich ins Gegenteil verwandelt und kostet das Brod nunmehr ein Drittel mehr als früher. - Im baierischen Walde stieß jüngst der Fürst Jungermann zu Finsternau mit seinen Gehülfen auf 5 Wilddiebe, die mit Hunden jagten. Wenige Tage zuvor gingen 28 Wilddiebe über die böhmische Grenze und jagten in den fürstlich Schwarzenbergschen Forsten; der Fürst mit seinen 3 Schutzmännern mußte reißaus nehmen.
-Auf der Eisenbahn bei Reutlingen wollte, als der Zug bereits im Gange war, eine Bauersfrau noch aussteigen, glitt aber aus und fiel glücklicherweise ins Schienengeleise. Der Zugmeister rief ihr schnell noch mehrmals zu:"Ruhig liegen bleiben!" Die in der Nähe des Bahnhofes anwesenden Personen glaubten an keine Rettung, doch die Bäuerin steht, nachdem der ganze Zug über sie gefahren, zwar leichenblaß aber unverletzt auf. Sie hatte den Ruf des Zugmeisters nicht überhört und besaß Geistesgegenwart genug, um ruhig liegen zu bleiben. Ware es eine Dame mit einer Crinoline gewesen, so dürfte der Vorfall schwerlich so glücklich abgelaufen sein.
- Ein 77jähriger Greis in Bordeaux hat seine 73jährige Ehehälfte aus Eifersucht erschlagen; er wurde deshalb zu 12 Jahren Gefängniß verurtheilt. - In Paris ist jüngst ein Schneider gestorben, der im Jahr 1812 mit 1 Th. 8 Schilling (Mecklenburg) (wofür er einen Westenstoff kaufte) sein Metier begann und jetzt ein Vermögen von 5,803,450 Fr. hinterlassen hat. - Als Gegenstück zu den Heirathsanträgen ist in dem Sch. Merk. ein Heirathsabschlag zu lesen. "Ein Wittwer in den mittleren Jahren, protestantischer Religion, von erträglichem Aeußern, in angenehmer Lebensstellung, Vater von zwei lieben Kindern, die für sein Herz genug sind, wünscht sich nimmer zu verheirathen und bittet daher die kuppelsüchtigen Zungen Stuttgarts und der Umgegend freundlichst, ihn mit wohlthuendem Stillschweigen zu übergehen.


Die Policeischrift.

Die Gauner haben ihre Geheimsprache, die Policei und Diplomatie haben ihre Geheimschrift. Frankreich ist die Heimath der letzteren und Cardinal Richelieu, der berühmte Staatsmann, hat sie am höchsten ausgebildet. Die in Leipzig erscheinende "Europa" theilt darüber Folgendes mit: Der Graf von Vergennes, Minister unter Ludwig XVI., führte die Geheimschrift in die Diplomatie ein und ließ sie von den Gesandten bei allen Empfehlungskarten benutzen, welche nach Paris gehenden Fremden mitgegeben wurden. Der Rei=

[ => Original lesen: 1863 Nr. 1 Seite 3]

sende, der froh wie ein König war, mit der warmen Empfehlung eines Gesandten in Paris auftreten zu können, besaß thatsächlich einen Uriasbrief und war nicht empfohlen, sondern denunzirt. - Diese höllische Schrift heißt die decorative, weil auf die eigentliche Schrift gar nichts, auf die Lesezeichen wenig ankam; alles was gesagt werden sollte, wurde durch die Verzierung der Empfehlungskarte angedeutet. Da war kein Zug, Punkt und Strich, keine Figur, Linie und Ziffer, ohne Bedeutung. Diese geheimen Zeichen enthielten eine genaue Personalbeschreibung des Fremden, bezeichneten seine Familienverhältnisse, seine Fähigkeiten und Kenntnisse, seinen Charakter und sein Vermögen, gaben den Zweck seiner Reise an und deuteten besonders an, ob und weshalb er politisch oder policeilich verdächtig sei. Mancher, der eine solche Empfehlungskarte in Paris übergab, überreichte seinen eigenen Steckbrief. Die abgefeimtesten Gauner gingen in die Falle. Dadurch erklären sich viele fabelhafte Erfolge der Pariser Policei, die überall ausposaunt wurden.
Die decorative Geheimschrift machte viel Mühe und nöthigte in jedem einzelnen Falle einen Zeichner zuzuziehen. Da diese Notwendigkeit das Geheimniß gefährdete, so ging man zur chiffrirten Policeischrift über. Die geheimen Zeichen derselben bestehen in Zahlen und gewöhnlichen Linien, und können von jedem Policeibeamten eingetragen werden. Ein Beispiel dieser Schrift ist das Folgende (Ave-Lallemant Th. 4.)

Polizeischrift)

Der Inhaber dieses Passes wird nicht ahnen, wieviel jene Zahlen, Buchstaben und Lesezeichen, die er für gewöhnliche Bestandteile eines Paßformulars hält, von ihm erzählen. Sie sagen nämlich: Herr von Sprinthal aus Pfalzbaiern, zwischen 50 bis 55 Jahren alt, katholisch, schön von Gestalt und von angenehmer Gesichtsbildung, nicht unbemittelt und von gesetztem Benehmen, klug, verschwiegen, in der Staatskunde, in der Mathematik und in Sprachen wohl bewandert ist Soldat und sucht Kriegsdienste; er ist ein Spieler und Betrüger.
Die chiffrirte Policeischrift ist noch heute gebräuchlich. Mancher arme Handwerksbursche trägt einen Paß durch Deutschland, auf dem ein krummer Strich andeutet, daß er irgendwo ausgewiesen ist, vielleicht nur deshalb, weil er den Groschen für die Nacht auf der Herberge nicht hatte. Das "Demokratenhäkchen ist wohl abgeschafft, weil zu allgemein bekannt geworden ist, daß dieses Zeichen die politische Verdächtigkeit des Paßinhabers bezeichnen soll.


Anzeigen.


Zur Anmeldung und Rechtfertigung aller dinglichen Ansprüche an die zum Nachlaß des allhier verstorbenen Lohgerber Ernst Spehr gehörenden Grundstücke ist ein Termin auf Freitag den 30. Januar k. J. 1863, Vormittags 10 Uhr, anberaumt. Alle Diejenigen, welche Realrechte an den Grundstücken qu. zu haben vermeinen, werden nun hierdurch zu deren Anmeldung im gedachten Termin peremtorisch und unter dem Nachteil aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten Realrechte an den Grundstücken qu. sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Zugleich wird ein Termin zum Verkauf der zum Nachlaß des Lohgerbers Spehr gehörenden Grundstücke, als des an der Rehnaer Chaussee belegenen Wohnhauses nebst Hintergebäuden und eines Gartens von etwa 64 []Ruthen Flächeninhalt auf denselben Tag, nämlich auf Freitag den 30. Januar k. J. 1863, Vormittags 12 Uhr, hiedurch anberaumt, wozu sich Kaufliebhaber auf hiesigem Gerichts=Local einfinden wollen.
Die Verkaufsbedingungen sind vor dem Termin auf der Registratur des Gerichts einzusehen.
Schönberg, den 12. November 1862.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) A. Dufft.


Vermischte Anzeigen.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank in Schwerin schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.
Agentur Schönberg und Dassow.
J. P. Bade, Buchbinder.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen=Brüderschaft am Montag nach Neujahr, den 5. Januar, stattfindet und laden sämmtliche Mitbrüder ein, am gedachten Tage zu erscheinen.
Schönberg, den 18. Decbr. 1862.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termin Gelder und Sparkassenbücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 18ten Januar bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.


Für Bettnässer männlichen Geschlechts, welche wenigstens das 10. Lebensjahr zurückgelegt haben, besitze ich ein probates, nicht=medizinisches Mittel und versende dasselbe unter Garantie gegen Nachnahme oder Einsenden von 2 Fl. 20 Kr. (Waisen= u. dgl. Anstalten sehr zu empfehlen! Briefe und Gelder frei!)
Rohrberg, Post. Zell i. W. Amt Schönau, Großh. Baden.
Blatz, Hauptlehrer.
Statt aller Zeugnisse, die ich von Privaten nie ohne spezielle Erlaubniß veröffentlichen werde.
Briefauszüge:

1)Herr Hausvater Ad. Schmid an der Pestalozzistiftung (große Rettungsanstalt) in Olsberg, Canton Aarau, Schweiz, bezog zu 3 Malen 37 Exemplare und schrieb am 12. 4. 61.: "Das Verdienst, das Sie durch diese Erfindung erworben, ist groß und verdient vollste Anerkennung etc. etc.
2) Herr Gemeindepfleger Stroß aus Kleinengstingen, Würtemberg, O. A. Reutlingen, 30. 10. 61.: "Gott sei Dank, daß ich bei Ihnen endlich das Mittel gefunden habe etc."
3) Herr Hausvater Meyer an der St. Johannispflege in Aschaffenburg, Bayern, bestellte wieder 1 Dutzend 29. 12. v. J.: "Ich werde auch anderwärts die Brauchbarkeit Ihrer Erfindung anrühmen etc."
4) Herr Redacteur der neuen Münchener Zeitung, 5. 1. 62.: "Ich bestätige Ihnen überdies mit Vergnügen, daß sich Ihr Mittel als vorzüglich bewährt hat etc."
5) Herr Hausvater Preuß an der Rettungsanstalt Faßoldshof bei Mainleus, Bayern, 22. 1. d. J..: "Erhalten, Erfreulicher Erfolg. Bitte um 4 Exempl. - Ein Zeugniß, jedenfalls ganz günstig für Sie, erhalten Sie später etc.
6) Herr Beul, Schullehrer in Wieselsdorf bei Burglengenfeld, Bayern, 18. 2. 62.: "Herzlichen Dank! Senden Sie umgehend noch ein Exemplar etc."
7) Herr Pfarrer und Districtsschulinspector Achberger in Kirchdorf bei Mindelheim, Bayern, 18. 2. 62.: "Ich füge bestätigend bei, daß ihr Mittel sehr zweckmäßig sich erwiesen hat etc. etc."
8) Herr Kaufmann J. W. Gramm in Riedlingen, Würtemberg, hat mein Mittel öffentlich in Nr. 78 u. etc. der Niedl. Zeitung vor. J. aus Dankbarkeit als ganz probat empfohlen etc. u. etc.
Blatz.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 1 Seite 4]

Die GERMANIA, Lebens-Versicherungs-Actien-Gesellschaft zu Stettin, Grundcapital 3,000,000 Thaler, schließt gegen feste Prämien Lebens= Versicherungen, Aussteuer=Versicherungen, Versicherungen von Begräbnißgeldern, sie gewährt Altersversorgungen, Erziehungsgelder, Pensionen für Wittwen oder Waisen, Renten jeder Art, sie empfiehlt endlich ihre Kinderversorgungscassen zu passenden Weihnachts= und Neujahrsgeschenken.
Prospecte werden unentgeldlich verabreicht, Sowie unter bereitwilligster Ertheilung jeder gewünschten Auskunft Anträge entgegengenommen von Schönberg im December 1862.
Wilh. Heincke, Agent der Germania.


Die Eisenbahn=Zeitung hat ihren Lesern nun drei Jahre hindurch als täglich erscheinendes Blatt gezeigt, daß sie ihnen streng politische, bloß commercielle, industrielle und rein belletristische Zeitungen entbehrlich macht, indem sie für alle diese Zweige genügend Sorgt. - Ihre Leitartikel in jeder Nummer erörtern freimüthig die wichtigsten Tagesfragen in populärer Fassung; ihre politische Uebersicht enthält eine Sorgfältig zusammengestellte und erklärte Geschichte der Tagesbegebenheiten, in welcher nur das Ueberflüssige fehlt. - Die Local=Chronik ihres Leserkreises giebt sie in Notizen und Correspondenzen; und was Sonst noch Interessantes sich ereignet, als Vermischtes. Außerdem bringt sie populär belehrende Artikel über Gesundheit und Krankheit, über Naturhistorisches, Technisches, Historisches und Schließt auch heitern Scherz nicht von diesen Artikeln aus. - Die amtlichen Publicationen für Mecklenburg werden angezeigt. - Die neuesten Börsenberichte der europäischen Handelsplätze über Korn, Spriet, Wolle, Viehmärkte u. s. w., sowie besonders Hamburger Kornpreise, Geld= und Fondscourse, auch was Sonst den Geschäftsmann interessiren kann, bringt die Eisenbahn=Zeitung regelmäßig. - In ihrem Feuilleton liefert sie täglich einen vollen Romanbogen ausgesucht interessanter Erzählungen, nebst kurzen Theaterberichten, Literatur und Kunstnotizen, also vierteljährlich circa 78 Bogen Erzählungs=Literatur.
Es ist ihr gelungen, Golo Raimunds neueste Erzählung zu erwerben und wird mit dieser längeren, höchst fesselnden Novelle Anfangs des ersten Quartals 1863 begonnen.
Der Preis der täglich in Sehr großem Zeitungsformat erscheinenden Eisenbahn=Zeitung ist vierteljährlich 1 Taler (Mecklenburg) 12 Schilling (Mecklenburg) M. Ct.
Man abonnirt in Schönberg bei Wilh. Heincke.


Club im Hause des Herrn Aug. Spehr, am Mittwoch den 7. Januar 1863.


Gesucht wird: Ein Lehrling zur Erlernung der Bäckerei. Näheres bei C. Schwedt.


Elegante Gratulations=Karten zum neuen Jahr in geschmackvoller Auswahl empfiehlt J. P. Bade.


Eine gebrauchte aber noch gut erhaltene Zeugrolle soll wegen Mangels an Platz billig verkauft werden. Näheres in der Expedition der hiesigen Anzeigen.


Zu Neujahr 100000 Thl.
Alle Monate findet eine Ziehung statt.
Außer obigem Capital=Gewinne noch weitere v. Thlr. 80000, 70000, 65000, 50000, 40000, 20000, 10000 etc. etc. zu gewinnen.
Zu der demnächst stattfindenden Staats=Gewinn=Ziehung sind Antheile à 2 Thlr. gegen baar oder Postvorschuß, jedoch nur DIRECT zu beziehen durch das Haupt=Depot bei Stirn & Greim Banquiers in Frankfurt a./M.
NB. Pläne und Ziehungslisten gratis. Auszalung der Gewinne an jedem Orte Deutschlands.


Am 2. Januar 1863 findet die Ziehung des von der Regierung garantirten großen Eisenbahn- und Dampfschiffahrts-Anlehens statt, welches in jeder Hinsicht die vortheilhafteste Capital=Anlage bietet.
Hauptpreise des Anlehens sind: 21 à fl. 250,000, 71 à fl. 200,000, 103 à fl. 150,000, 90 à fl. 40,000, 105 à fl. 30,000, 90 à fl. 20,000, 105 à fl. 15,000, 370 à fl. 5000 etc. etc. bis fl. 140. niedrigster Gewinn, den jedes Obligationsloos zuverlässig erhalten muß.
Ein Loos für obige Ziehung kostet Taler (Mecklenburg) 2.-
Sechs Loose für obige Ziehung kosten Taler (Mecklenburg) 10.-
Gefällige Aufträge, mit Rimessen versehen, beliebe man baldigst und nur direct an das Haupt Central=Bureau des Unterzeichneten zu richten; Briefmarken, Coupons etc. etc. werden an Zahlung genommen, auch kann der Betrag durch Postvorschuß entnommen werden.
Carl Hensler in Frankfurt a. M. Staats=Effecten=Handlung.
PS. Verloosungspläne und Ziehungslisten erfolgen gratis und franco.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 26. bis 31. Decbr.

Geboren: D. 26. Arbeitsmann Behrens in Raddingsdorf ein Sohn. - Dem Schneidermeister Renzow vor Schönberg eine T. - D. 31. dem Executor Ollrog vor Schönberg ein Sohn.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck am 30. December 1862.
Weizen1Taler (Mecklenburg)20 - 24Schilling (Mecklenburg)
Roggen1Taler (Mecklenburg)4 - 8Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 42Schilling (Mecklenburg)
Hafer-Taler (Mecklenburg)28 - 32Schilling (Mecklenburg)
Erbsen1Taler (Mecklenburg)2 - 4Schilling (Mecklenburg)
Wicken1Taler (Mecklenburg)4 - 8Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Taler (Mecklenburg)29 - 30Mark (Lübeck)
Rübsen-Taler (Mecklenburg)28 - 29Mark (Lübeck)
Schlagleinsaat-Taler (Mecklenburg)21 - 22Mark (Lübeck)
Butter12Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß4 - 5Schilling (Mecklenburg).
Schweine 100 Pfund27 - 31Mark.
Ochsen, 100 Pfund35Mark.


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD