No. 42
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Oktober
1861
einunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1861 Nr. 42 Seite 1]

                Großherzogliche Landvogtei hat, in Erneuerung desfallsiger früherer Vorschriften verfügt, daß hinfort bei allen die Passage hindernden Gegenständen, welche nach eingetretener Dunkelheit in den Straßen von Schönberg, sei es auf der Fahrbahn, sei es auf den s. g. Bürgersteigen, belassen werden, von den Betheiligten Leuchten angebracht werden müssen. Der hiesige Magistrat ist beauftragt, für die genaue Befolgung dieser Verfügung Sorge zu tragen, sowie ermächtigt und angewiesen, jeden Contravenienten in eine Geldstrafe von 16 Schilling (Mecklenburg), welche bei wiederholter Uebertretung angemessen zu erhöhen, zu nehmen, auch die Strafgelder selbst beitreiben zu lassen.
              Solches wird zur Nachachtung hiedurch gemeinkundig gemacht.
                  Schönberg, den 15. October 1861.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.         C. L. v. Oertzen.         F. Boccius.


Strelitz, 12. Oct. Se. Kön. Hoh. der Großherzog und Ihre Kön. Hoh. die Großherzogin nebst Sr. Kön. Hoh. dem Erbgroßherzoge statteten gestern unserer Stadt den ersten Besuch nach dem Regierungsantritt ab. Von Seiten unserer Behörden wie der Einwohnerschaft, schreibt man der N. Z., war Alles aufgeboten worden, um diesen Tag zu einem allgemeinen Festtag zu machen und der innern frohen und freudigen Stimmung auch den entsprechenden äußeren Ausdruck zu geben. So waren denn die schon seit Wochen dem Verkehr entzogenen Straßen mit Laubgewinden und Flaggenstangen, die Häuser mit Kränzen, Wappen und Fahnen geschmückt und an der Ecke der Langenstraße und des Marktes eine Ehrenpforte errichtet. Die Allerhöchsten Herrschaften wurden an der Grenze des Stadtgebietes, bei der Marly, von drei berittenen Bürgern empfangen und die auch bei der Fasanerie und beim Chausseehause mit Laubgewinden und Blumen geschmückte Chaussee entlang zur Stadt geleitet, wo auf beiden Seiten der Langenstraße die Gewerke mit ihren Fahnen und Emblemen, und die Schützencompagnie, bis an die Ehrenpforte Spalier bildend, aufgestellt waren. In der Ehrenpforte stand eine Anzahl weißgekleideter Jungfrauen, deren Sprecherin die Allerhöchsten Herrschaften mit einer Anrede begrüßte, und vor dem Rathhause, wo zunächst ausgestiegen wurde, hatten sich der Magistrat und die übrigen städtischen Behörden aufgestellt, um im Verein mit den eingeladenen Ehrengästen Ihre Königlichen Hoheiten zu begrüßen. Die Schützenzunft aber und die Gewerke zogen mit klingendem Spiele auf den Markt, nahmen vor dem Rathhause Aufstellung und brachten dem geliebten Herrscherpaare und dem großherzoglichen Hause ein dreimaliges donnerndes Hoch! und zogen dann zu dem für das Diner eingerichteten Hause am Graben, von dort bis in die Langestraße hinein Spalier bildend, wo sie dann die Herrschaften mit Musik und Hurrah empfingen. Nach dem Diner besuchten Ihre Königlichen Hoheiten noch die Synagoge, wo der Landesrabiner Hr. Dr. Hamburger eine feierliche Begrüßungsrede hielt, nahmen dann die glänzende allgemeine Illumination der Stadt, welche die Einwohnerschaft veranstaltet hatte, in Augenschein, und traten erst am späten Abend die Rückfahrt nach Neustrelitz an.
Schwerin. Das Befinden S. k. H. des Großherzogs wird als ganz befriedigend geschildert, die Heilung der Wunde ist soweit vorgeschritten, daß Derselbe auf einige Stunden das Bett verlassen konnte. - Der Großherzog hat jede Untersuchung über den Unfall auf der Jagd streng untersagt; er will nicht wissen, woher der Schuß gekommen ist.
- Königsberg. Am 14. d. hielten S. Maj. der König und I. Maj. die Königin von Preußen zur Krönung ihren feierlichen Einzug in unsere Stadt. Wenige Minuten vor 12 Uhr waren ihre Majestäten kurz vor der Stadt eingetroffen, und daselbst von dem Kronprinzen und den Prinzen des Königlichen Hauses und Abgeordneten des Magistrats und der Stadtverordneten empfangen worden. Se. M. der König waren zu Pferde, umgeben von dem Kronprinzen und den Prinzen des Königl. Hauses. I. M. die Königin, in einem Harmelin=Mantel und weißem Hut, fuhren in einem mit acht Rappen bespannten Galawagen. Ein tausendstimmiger Hurrahruf, der Donner der Geschütze und das Läuten aller Glocken verkündeten den Einzug I. Majestäten durch das Brandenburger Thor, wo unter der errichteten Ehrenpforte die Begrüßung stattfand. Durch die Spaliere der Gilden und Innungen bewegte sich der Zug unter nicht enden wollendem Hurrahruf der Volksmenge, welche die Straßen und Plätze bedeckte, zum Königlichen Schlosse. Alle Häuser, an denen der Königliche Zug vorüberkam, waren reich geschmückt und bis zum Dache hinauf mit Zuschauern besetzt, die durch unaufhörliches Schwenken mit Tüchern und durch Hurrahruf dem Königl. Paare ihr Willkommen entgegentrugen. Auf

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dem Pregel befanden sich zahllose beflaggte Schiffe, deren Masten und Raaen bis in die Spitzen hinauf von Turnern besetzt waren. Am Schlosse angekommen wurden Ihre Majestäten von der Kronprinzessin und den Prinzessinnen des Königlichen Hauses, dem Offizier=Corps, den Civilbehörden und Geistlichkeit empfangen. Der Himmel, der während des ganzen Vormittags bedeckt war, erglänzte beim Einzuge im hellsten Sonnenscheine.
- Der preußische Staats=Anzeiger veröffentlicht das Krönungsprogramm; dasselbe enthält folgende Notizen: Nach dem Eintritt in die Kirche bekleidet sich der König mit dem Krönungsmantel, ersteigt die Stufen des Altars, nimmt die Krone seines Königreichs von Gottes Tisch und setzt sich dieselbe auf das Haupt. In gleicher Weise ergreift der König den Scepter, den Reichsapfel und das Reichsschwert. Der König ergreift alsdann die ihm dargebotene Krone der Königin und setzt sie auf das Haupt seiner Gemahlin. In den Thronsaal zurückgekehrt, nimmt der König die bezüglichen Ansprachen der Botschafter etc. entgegen, worauf der Minister des Innern die Standeserhöhungen und sonstigen Gnadenbezeigungen bekannt macht. Hierauf ruft der zu Pferde auf dem Schloßplatz haltende Reichs=Herold: "Es lebe der König Wilhelm!" und während der unter Pauken= und Trompetenschall erfolgenden dreimaligen Wiederholung dieses Rufs Seitens aller Anwesenden wird von den aufgestellten Kanonen je eine Salve gegeben. Zum Schluß wird unter Begleitung von Musikchören das Lied: "Nun danket alle Gott" von allen Anwesenden gesungen; gleichzeitig werden 101 Kanonenschüsse abgefeuert. - Nach Berichten aus Königsberg ist der Andrang zu den Meldungen nach Billetten zum Eintritt in den innern Schloßhof während der Krönungsfeierlichkeit so enorm, daß die Liste bei dem Polizei=Präsidium geschlossen werden mußte. Es sind nicht weniger als 10,000 Billette gefordert worden. Der Polizei=Präsident erhält aber nur 1000 Billette zur Verfügung. - Man rechnet auf 5000 Krönungsgäste, welche dem Concerte im Moskovitersaale beiwohnen und dort auf königliche Kosten bewirthet werden.
- Alle andern Festgeber ausstechen wird der französische Gesandte in Berlin. Er läßt den großen Garten neben seinem Palast ganz überbauen und zu einem Saale einrichten, der mit einem Festmahl von 500 Gedecken eingeweiht wird. 200 Künstler und Handwerker sind mit allem, was dazu gehört, mit einem Extrazug aus Paris angekommen, um alles einzurichten. Als Krönungsbotschafter geht der Marschall Mac Mahon, Herzog von Magenta, nach Königsberg, sein Gallawagen kostet hunderttausend Franks. Der gesammte Kostenaufwand der französischen Gesandschaft beträgt nahe an 2 Millionen Franks.
- 112 Jungfrauen mit 10 Ehrenmüttern empfangen das Königspaar beim Einzug in Berlin. Die Ehrenmütter werden Kleider von weißem Rips und Kopfputz von Blumen und Federn tragen. Die Jungfrauen tragen ein weißes ausgeschnittenes Tarlatan=Kleid, eine weiße seidene Schärpe mit Schleife, welche die weimarschen und preußischen Farben hat, einen weißen oder rothen Rosenknospenkranz, weiße Atlasschuhe und weiße Glaceehandschuhe ohne Besatz. Schmucksachen, Ohrringe ausgenommen, dürfen nicht getragen werden, jede Theilnehmerin erhält einen Blumenstrauß.
- Die preußischen Kronjuwelen und Reichs=Insignien im Thron=Tresor zu Berlin.) Die beiden Kronen sind noch ganz dieselben wie zur Zeit Friedrichs I., nur die 8 Bänder sind neu und etwas leichter gemacht worden, als die früheren waren. Um den untern Rand der Krone des Königs läuft eine Reihe von 32 Diamanten, von denen keiner unter 80-90,000 Thaler Werth hat; die Bänder bis zu dem von einem großen Saphir gebildeten Knopf sind gleichfalls schwer mit großen Diamanten besetzt. An dem massiv goldenen Scepter befinden sich die zwei großen Rubinen Peters des Großen. Die Spitze des Scepters bildet ein Adler von Brillanten. An dem großen Diamanten=Collier der Königin hängt der berühmte Diamant Sancy. Er ist seit ungefähr 4 Jahrhunderten in Europa und kam aus Indien. Der erste Besitzer war Karl der Kühne; er trug ihn in der Schlacht bei Nancy, wo er fiel. Ein schweizer Soldat fand den Diamanten und verkaufte ihn für einen Gulden an einen Geistlichen. Im Jahr 1489 kam er an Anton, König von Portugal, der ihn aus Geldnoth an einen Franzosen für 100,000 Franks verkaufte, durch den er an Sancy kam, von dem er den Namen erhalten hat. Als Sancy als Gesandter nach Solothurn ging, befahl ihm König Heinrich III., ihm als Pfand jenen Diamanten zu schicken. Der Diener, welcher ihn überbringen sollte, wurde aber unterwegs angefallen und ermordet, nachdem er den Diamanten verschluckt hatte. Sancy ließ den Leichnam öffnen und fand den Edelstein im Magen. Jacob II. von England besaß diesen Diamanten, als er nach Frankreich kam. Später war er im Besitz Ludwig XIV. und XV. Die Preußen erbeuteten ihn von Napoleon in der Schlacht von Belle=Alliance.
- Unter den Thieren des Waldes richtet die Krönungsfeier eine Verheerung an. Ein paar tausend Hasen und 50 Rehe und Hirsche sind geschossen worden und als seltenster Braten kommen Elennthiere auf die Tafel. Die Elennthiere hausen in den großen Forsten der Tilsiter Niederung. - Der griechische Gesandte zahlt in Königsberg für fünf Fenster 700 Thaler; 100-200 Thaler für zwei Zimmer sind Mittelpreise.
- Originell ist ein Gesuch der Schuldgefangenen in Berlin. Sie bitten den König, ihnen am Tage seines Einzugs in Berlin Urlaub zu geben.
- Der Kaiser von Oestreich ist nach Korfu zu seiner Gemahlin gereist. Die Berichte über den Gesundheitszustand der Kaiserin lauten fortwährend sehr erfreulich; dieselbe wird den Winter über in Korfu zubringen.
- Ueber die Zusammenkunft in Compiegne sagt eine Berliner Zeitung: Mit Befriedigung wird das Land aus den Berichten über die Zusammenkunft der Monarchen in Compiegne ersehen haben, daß dieselbe das Gepräge der freundnachbarlichen Gesinnungen trug, denen der Besuch Sr. Majestät des Königs einen erneuten Ausdruck zu verleihen beabsichtigte. Die herzliche Begegnung der beiden Monarchen, welche das in Baden-Baden angeknüpfte Verhältniß freundschaftlicher persönlicher Beziehungen befestigt hat, und die in dem erhabenen Gaste Sr. Majestät des Kaisers nur die angenehmsten Erinnerungen hat zurücklassen können, wird dem Lande als eine gute Vorbedeutung gelten, daß auch zwischen den beiden Nachbarstaaten die friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen fortdauern und sich befestigen werden, welche eine der wichtigsten Vorbedingungen für die Entwickelung und die Wohlfahrt der beiden Nationen bilden. Es gereicht uns zu besonderer Freude, aus dem herzlichen Entgegenkommen, welches dem königlichen Gaste in Compiegne auch seitens der Bevölkerung zu Theil geworden ist, entnehmen zu können, daß der große Werth der Aufrechthaltung und Befestigung eines freundschaftlichen Verhältnisses zwischen den beiden Nachbarstaaten in Frankreich nicht minder lebhaft als in Deutschland gewürdigt wird, und in diesen Gesinnungen, in denen beide Nationen zusammentreffen, glauben wir mit Recht ein erfreuliches Zeichen des wachsenden gegenseitigen Vertrauens und eine werthvolle Bürgschaft für eine befriedigende Gestalt der Zukunft erblicken zu dürfen.
- Die Cüree wird das sonderbare Schauspiel genannt, das bei Ankunft des Königs von Preußen in Compiegne aufgeführt wurde. Der große Schloßhof war von unzähligen Fackeln taghell erleuchtet. Ein Hirsch, kurz vorher erlegt, lag in der Mitte, zwei Jäger standen waidgerecht über ihm, hinten stand die Schaar der Jäger und Hornbläser und eine mächtige Meute von Jagdhunden. Der eine Jäger bewegte das mächtige Geweih des Sechzehnenders leise hin und her, Leben heuchelnd. Dies und die Jagdmusik entzündeten die Hunde, sie fuhren wüthend los, die Schnauzen lagen an der Beute,

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- ein Pfiff und sie ließen ab. Noch einmal wiederholte sich das Schauspiel hündischer Dressur und erst auf den wiederholten Hörnerschall wurde das Wild Preis gegeben und war im Nu zerrissen. In demselben Augenblick erloschen die Fackeln und Kaiser und König und Kaiserin und Damen auf hohem Balkone zogen sich zurück. - Das sehenswertheste Schauspiel bot das 1390 erbaute und seit Jahrhunderten in Ruinen liegende Schloß Pierrefonds in der Nähe. Durch Lage und Bauart ist es eins der schönsten in der Welt.
- Am 12. ist in der Schweriner Eisengießerei von Lossien und Müller während eines Gusses der Dampfkessel gesprungen, der Mitbesitzer Herr Lossien so tödlich am Kopfe verwundet, daß er am 15. seinen Geist aufgab, einem Zuschauer das Bein abgeschlagen und noch 7 Personen mehr oder weniger verwundet wurden. - Auf mehreren Gütern in der Umgegend von Teterow haben in letzteren Tagen Scheunenbrände stattgefunden. Man glaubt dieselbe theilweise auf böswillige Ursachen zurückführen zu können, welche mit dem Unwillen der Tagelöhner über die Anschaffung landwirthschaftlicher Maschinen, besonders der Dreschmaschinen in Verbindung steht.
- Ein Prozeß ist in England das Tagesgespräch. Hr. Richard Hill, 32 Jahr alt, und einer der ersten irischen Familien angehörend, hatte vor mehreren Jahren ein reiches Fräulein geheirathet, das eine bedeutende Aussteuer hatte. Der Ehe=Contract war in einer solchen Weise abgefaßt worden, daß sie Herrin eines Theils ihres Vermögens auch nach der Hochzeit blieb; später hatte sie aber selbst die Sache so geordnet, daß ihrem Mann, wenn sie kinderlos bliebe, eine Jahresrente von ungefähr 14,000 Pf. St. zufallen würde. Die junge Ehe war aber nicht kinderlos, Madame Hill genas auf der Reise von Dublin nach London eines Knaben zu Anfang des Jahrs 1859. Der Gatte, dem es darum zu thun gewesen scheint, das Kind verschwinden zu lassen, ließ es im Kirchenbuch unter fingirtem Namen eintragen, und nahm es 14 Tage später mit Einwilligung der Mutter, nach London, um es dort in gute Pflege zu geben. Diese bestand darin, daß er es einer schmutzigen Frau in einer schmutzigen Straße übergab und ihr ein jährliches Kostgeld versprach. Seiner Frau spiegelte er Anfangs vor, das Kind sei vortrefflich versorgt, dann wieder, es sei gestorben, dann widerrief er solches, kurz - zwei Jahre lang hielt er die arme Frau von ihrem Kinde fern, bis sie sich, erbittert über solche Grausamkeit, von ihm lossagte und die Sache einem Advokaten anvertraute. Dieser nahm einen der tüchtigsten geheimen Policisten Englands, Mr. Brett, zu Hülfe, dem es auch nach vieler Mühe gelungen, den Knaben aufzufinden. In einem der verrufensten Quartiere der Hauptstadt und in einem der unflätigsten Häuser dieser verwahrlosten Sackgassen entdeckte er das reiche Patricierkind, dem eine Jahresrente von 14,000 Pfund Sterling beschieden war, mitten unter halbnackten, halbverhungerten Männern und Weibern in Lumpen gekleidet, mit wunden Füßchen, schmutzbedeckt, verwahrlost bis zum Erbarmen. Der junge Erbe hatte bisher als Bettelkind auf den Straßen gedient und mag sehr erbarmungswürdig ausgesehen haben, denn der eigene Vater, so erzählt die eigene Pflegedame, reichte ihm einmal auf der Straße im Vorüberreiten einen Schilling als Almosen. Den Knaben nahm der Policist sofort mit sich, seine Identität ist auf die unzweifelhafteste Weise festgestellt worden, er ist jetzt in guter Pflege, aber so schwach und kränklich, daß die Aerzte an seinem Aufkommen zweifeln. Und der Vater? Der hatte sich erschreckt durch die Drohungen seiner Frau, daß sie Alles daran setze, um ihr verlornes Kind wiederzufinden, lange in Brüssel aufgehalten, um vor der englischen Polizei sicher zu sein. Endlich hörte er, daß seine Frau nach London gekommen sei, und in der Hoffnung sich mit ihr zu versöhnen, kam er selber verkleidet herüber, schlich nach ihrem Hause und wurde von den wachsamen Augen des Policisten gefangen.


Ein Bild aus deutscher Vergangenheit.

Wer hat nicht von dem alten Hansabund gehört, jener mächtigen Vereinigung norddeutscher Städte zu Schutz und Trutz, zu der schon im Jahr 1241 der Grund gelegt und die in den nächsten Jahrhunderten so bedeutend wurde, daß sich Könige um ihre Freundschaft bewarben und die skandinavischen Reiche mehrmals von ihr gedemüthigt wurden? Diese Hansa hatte anfänglich nur Handelsschiffe, aber keine Kriegsschiffe. Da fiel es im Juli 1361 dem dänischen König Waldemar ein, die reiche zum Hansabund gehörende Stadt Wisby zu überfallen und zu plündern. Im August desselben Jahres versammelten sich die Abgeordneten der deutschen Ostseestädte in Greifswald und beschlossen, eine Kriegsflotte von 25 großen und einer verhältnißmäßigen Anzahl kleiner Schiffe zu gründen: im Mai 1362 lag diese Flotte schon vor Kopenhagen und rächte durch die Einnahme dieser Stadt die Plünderung von Wisby; am 8. Juli 1362 ward die dänische Flotte geschlagen. Aber dabei blieb es nicht. Nachdem Dänemarks Macht gebrochen war, hatte die Hansa das Uebergewicht im nördlichen Meere und dasselbe behauptete sie auch dann, als Dänemark, Norwegen und Schweden unter einem König vereinigt waren. - Die Kriegsflotte des Bundes aber und seine Seemacht ging unter, nicht weil der Handel andere Verkehrswege aufsuchte, noch auch weil Holland und England seemächtig wurden, sondern weil den Hansastädten der große nationale Sinn und die bereite Opferwilligkeit verloren ging.


Anzeigen

Bekanntmachung

Die zum Einstellungsjahrgang 1855 gehörigen beurlaubten Leute des Großherzoglichen Contingents, einschließlich der Noncombattanten, haben nunmehr ihre Verabschiedung zu gewärtigen und daher persönlich oder schriftlich portofrei ihre Urlaubspässe beim Militair=Commando einzureichen, um ihren Abschied zu erhalten.
Wer von ihnen indeß als Stellvertreter gegen eine Prämie von 200 Taler (Mecklenburg) sich zum Weiterdienen verpflichten will, hat sich dazu bei dieser Gelegenheit beim unterzeichneten Commando zu melden.
Neustrelitz den 30. September 1861.

Großherzogliches Militair=Commando.
v. Ruville.


Bekanntmachung.

Es wird den Gemeinden des Fürstenthums namens des Engern Ausschusses der Lauenb.=Ratzeburger Bibelgesellschaft hiemit angezeigt, daß am Dienstag den 22. October eine kirchl. Feier der Gesellschaft in der Stadtkirche zu Ratzeburg wird gehalten werden. Der Gottesdienst beginnt um 11 Uhr.


Bekanntmachung.

Die zwischen dem 1. April und dem 30. September 1861 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben im November d. Js. ihren vollen einfachen Ansatz (1 Simplum) als Beitrag zu bezahlen. - Es contribuiren versichert gewesene 99.460.939 Mark (Lübeck) Courant.
Lübeck den 12. October 1861.

                          Namens der Direction
                                                                              Bruhn,
                                                                              Secretair des Vereins.


Statt jeder besonderen Anzeige.
Als Verlobte empfehlen sich:                          
Emil Fischer, Pastor, und
Caroline Müller.
Woldegk.                                                     Mirow.


[ => Original lesen: 1861 Nr. 42 Seite 4]

Geburtsanzeige.
Heute Morgen 3 1/2 Uhr wurden wir durch die glückliche Geburt eines gesunden kräftigen Knaben erfreut.

Hagenow,
den 15. Octbr. 1861.
                                                     Ad. Harnack und Frau
                            geb. Penckow.


U. Beermann & Co.
Lübeck, Klingberg 927.

empfehlen ihr sehr reichhaltiges Lager der

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baar oder gegen Post=Nachnahme kostet bei unterzeichnetem Bankhause ein viertel Originallos zu der am 20. und 21. November stattfindenden Ziehung der großen

Staats-Gewinne-Verloosung,
welche letztere in ihrer Gesammtheit mehr wie 14000 Gewinne enthält, worunter solche von
event. Thlr. 114,000, 57,000, 28,500, 17,000, 14,300, 11,400, 8570, 6860, 5700, 2300, 1700, 1140, 570 etc. etc. -

(Ganze Loose kosten 3 Thlr. 10 Sgr. und halbe 1 Thlr. 20 Sgr.). Die Gewinne werden baar in Vereinssilber Thaler durch unterzeichnetes Bankhaus in allen Städten Deutschlands ausbezahlt, welches überhaupt Ziehungslisten und Pläne gratis versendet. - Man beliebe sich daher direct zu wenden an

                                                    Stirn & Greim,  in Franfurt a./M.


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haben sich durch ihre Güte auch in hiesiger Gegend rühmlichst bewährt und sind in Originalschachteln à 8 u. 16 Schilling (Mecklenburg) stets ächt vorräthig bei

                                                    J. P. Bade in Schönberg.


Am 15. November 1861.
Große Ziehung der
Baierischen Eisenbahn=Loose

Jedes Loos muß im Laufe der Ziehungen gewinnen. Gewinne des Anlehens fl. 25,000, fl. 20,000, fl. 18,000, fl. 16,000 fl. 15,000, fl. 14,000, fl. 12,000, fl. 10,000, fl. 8000, fl. 7000, fl. 6000, fl. 5000, fl. 3000 etc. etc. Niedrigster Gewinn fl. 8.

Zahlbar in Silbermünzen.
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Durch den billigen Preis der Loose ist es jedem möglich sich hierbei zu betheiligen und sind Bestellungen unter Beifügung des Betrags oder gegen Postnachnahme direct an das Handlungshaus B. Schottenfels in Frankfurt a. Main zu senden.
Die beliebten Nummern von 1 bis 100 sind noch vorräthig.


Durch persönliche Einkäufe auf der Leipziger Messe ist mein Lager von Tuch, Buckskin, Düffel und Rocksstoffen, neuen modernen Wintermänteln und Umhängen, den neuesten Westen, Kleiderstoffen, Seiden=Waaren, breiten, blanken Bändern die Elle 10 Schilling (Mecklenburg) u. s.w. ansehnlich vermehrt und halte mich zu billigen Preisen damit bestens empfohlen.

                                                    Ludwig Creutzfeldt.

Schönberg.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mein neu eingerichtetes

Tuch= und Manufactur=Geschäft

eröffnet habe. Um geneigten Zuspruch bittet

ergebenst
Schönberg.
                                                     August Groth.

NB. Das Geschäftslocal befindet sich Marienstraße Nr. 34., im Hause des früheren Tischlermeister Burmeister.


Von Herrn Landphysicus Dr. Völckers hieselbst in Folge höherer Autorisation in der niedern Chirurgie examinirt, bin ich zur Ausübung von Operationen der niedern Chirurgie, als des Aderlassens, Schröpfens, des Zahnausziehens u. s. w. von der hohen Königlichen Regierung des Herzogthums Lauenburg hieselbst concessionirt worden, und empfehle ich mich daher einem geehrten Publicum bestens. Für Unbemittelte habe ich die Zeit der Operation des Zahnausziehens zwischen 8 und 9 Uhr angesetzt.
Ratzeburg den 9. October 1861.

                                                    Chr. Offer, Barbier.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche von 10. bis 17. Octbr.

Geboren: D. 13. dem Fuhrmann Fanselow hieselbst ein S. -Dem Böttchermeister Grevsmühl hieselbst eine T. - D. 17. dem Arbtsm. Franck hies. eine T.
Gestorben: D. 11. Hans Heinr. Böckmann, Knecht aus Herrnburg, zur Zeit hies., 32 J. 8 M. alt.
Copulirt: D. 15. Johann Peter Busch, Arbtsm. hies., z. Z. in Mahlzow, und Anna Lise Sager in Mahlzow.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 16. October 1861.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 40-48 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg)   6-18 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 12-18 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 40-46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 24-25 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 23-24 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 12-28 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 18-19 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 8 u. 9 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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