No. 46
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. November
1857
siebenundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1857 Nr. 46 Seite 1]

"Von Kanonen weggeblasen", so lautete der englische Ausdruck für die gegen aufständische Hindus neuerdings angewandte Hinrichtungsmethode. Ebenso wie General Neil zur Abschreckung der Zuschauer meuterische Brahminen vor dem Aufhängen noch blutige Kleidungsstücke waschen ließ, weil die Leute glauben, nach dieser Befleckung der Hölle verfallen zu sein: in gleicher Weise geschieht das Wegblasen, um den Tod durch einen schrecklichen Zustand nach dem Tode noch furchtbarer erscheinen zu lassen. Es ist dies die einzige Form, in welcher der Tod überhaupt Schrecken für den Eingebornen hat. Wird derselbe gehängt oder mit Musketen erschossen, so weiß er, daß man seinen Verwandten auf ihre Bitte seine Leiche zurückerstatten wird, er weiß, daß man sie verbrennen und sie anständig begraben wird, wenn er ein Muhamedaner ist. Wird er hingegen zum Tode in dieser Form verurtheilt, so weiß er, daß seine Leiche in tausend Stücke zerfetzt wird und daß es seinen Verwandten schlechterdings unmöglich ist, die verschiedenen Stücke seines Körpers zusammen zu lesen, und der Gedanke, daß vielleicht Gliedmaßen eines Menschen anderer Religion mit seinen eigener zusammen verbrannt oder beerdigt werden könnten, verursacht ihm eine tödtliche Qual. Bei einer neulichen Hinrichtung marschirten alle Truppen, europäische wie einheimische, bewaffnete wie unbewaffnete, loyale und unzufriedene, auf und bildeten drei Seiten eines Carrees. Bei ihrer Aufstellung hatte man große Vorsicht beobachtet, so daß jeder Versuch, die Verurtheilten zu befreien, mit Leichtigkeit vereitelt worden wäre. Auf der vierten Seite des Carrees waren die Kanonen, 10 an der Zahl, aufgepflanzt, welche zur Execution gebraucht werden sollten. Die Gefangenen wurden hierauf unter einer starken europäischen Eskorte in das Carree gebracht und nachdem ihnen ihre Verbrechen und der Urtheilsspruch vor der Front jedes Regiments laut vorgelesen worden, zu den Kanonen geführt. Zuvörderst kamen die ersten 10 an die Reihe. Nachdem man ihnen die Augen verbunden, und sie an die Kanonen geschnallt hatte, wurden die Geschütze auf ein gegebenes Zeichen abgefeuert. Es war ein schauerlicher Anblick, der sich jetzt dem Auge darbot. Es regnete förmlich menschliche Köpfe, und Beine oder Fetzen davon, und als der Rauch sich verzogen hatte, waren die wirr durcheinander liegenden Gliedmaaßen von Hindus und Mohamedaner alles, was von den zehn Meuterern übrig blieb. Dreimal wiederholte sich dasselbe Schauspiel; aber so groß ist der Abscheu, den wir alle über die von den Rebellen verübten Gräuelthaten empfinden, daß wir in unserem Herzen keinen Raum für irgend ein Gefühl des Mitleids haben. Vollkommene Gleichgültigkeit malte sich auf dem Gesichte jedes Europäers; ja, in den Mienen der die Geschütze bedienenden Artilleristen war sogar eine Art grimmiger Freude zu lesen. Ganz anders aber war die Wirkung auf den einheimischen Theil der Zuschauer. Eine unbeschreibliche Blässe überzog ihre Gesichter, als sie athemlos dem furchtbaren Schauspiele beiwohnten.
(Ein Leichenschiff unter Wasser.) Das in der Finnländischen Bucht im vorigen Monate während eines starken Sturmes gekenterte russische Linienschiff "Lefort" ist durch englische Taucher untersucht worden. Nach einem Bericht wurden in dem inneren Raume des Kriegsfahrzeugs ungefähr 1100 Leichen aufgefunden, so daß aller Wahrscheinlichkeit nach sich zu der Zeit, wo das Unglück passirte, 2 bis 300 Menschen auf dem obersten Deck aufgehalten haben, die hier gleich von der aufgeregten See weggespült wurden! Die verunglückten Menschen hatten sich zum großen Theil entweder an die in den Schiffsräumen feststehenden Gegenstände oder an einander angeklammert und wurden so, bereits in halbverwestem Zustand von den Tauchern angetroffen. Der höchst peinliche Eindruck, der sich bei Durchwanderung dieser Todeskammern den englischen Tauchern darbot, ein Anblick, der sich um so grauenhafter stellte, als das Glas der Taucherglocke alle Gegenstände vergrößerte und sämmtliche Leichen mit offenen starren Augen angetroffen wurden, wirkte so erschütternd auf einen derselben, daß selbiger in mehreren Tagen unfähig war, einen Bericht abzustatten, sich später weigerte, aufs Neue hinabzusteigen und über Kopenhagen nach seiner Heimath zurückkehrte.
- Es ist unglaublich, in wie einem hohen Grade auch in Schweden die Ländereien fortwährend im Preise steigen. Als Beispiel führt der H. C. an, daß ein bei Norkköping belegenes Gut, Norrholm. das vor 15Jahren für hunderttausend Thaler verkauft wurde, vor kurzem für vierhunderttausend Thaler wieder verkauft ist.
- Es geht jetzt kein amerikanisches Dampfschiff von Bremen oder Havre nach Amerika ab, das nicht die bedeutendsten Summen baar mitnimmt; für den Augenblick verkehren Europa und Amerika fast nur in Baarzahlungen und wie es scheint, wird diese schwerfällige Zahlungsmethode noch längere Zeit anhalten, nachdem Wechselzahlungen vorerst ganz außer Gebrauch gekommen. Die Krisis in Amerika hat sowohl England wie Frankreich stark mitgenommen. Die Wechsel, die zurückgehen, sollen für ersteres Land 80 und für letzteres 40 Millionen betragen. - In Pensilvanien ist ein Gesetz erlassen, nach welchem binnen der nächsten 12 Monate kein Schuldner wegen Abtragung einer Schuld verfolgt werden kann. Natürlich machen sich das alle schlechten Zahler zu Nutze.
- In Italien haben die Eisenbahnen durch die letzten Ueberschwemmungen einen Schaden von 10 Millionen Franks erlitten.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 46 Seite 2]

Die Dzierzonsche Bienenzucht.

Von D. Hempel.

Es ist eine nicht zu bezweifelnde erfreuliche Wahrnehmung, daß die Landwirthschaft auch in unserm Ländchen einen erfreulichen Aufschwung genommen hat. Um so mehr fällt es auf, wenn ein Zweig derselben so ganz vernachlässigt ist, daß eher von einem Rück= als Fortschritt die Rede sein kann. Ich meine die bei richtiger, aufmerksamer Behandlung so lohnende Bienenzucht. Man muß sich um so mehr wundern, daß dieser Zweig der Landwirthschaft fast ganz darnieder liegt, als unser fruchtbares Ländchen sich außerordentlich gut zur Bienenzucht eignet, indem es fast den ganzen Sommer hindurch den Bienen die vorzüglichtse Weide darbietet. Und dennoch giebt es in unserm Fürstenthum Dörfer, die nicht einen Bienenstock aufzuweisen haben; und wie spärlich sind die wenigen Bienenstände, welche man noch findet, mit Stöcken besetzt. Die Methode, nach welcher bisher die Bienen bei uns behandelt wurden, ist freilich nicht im Stande, unsere Bienenstände zu füllen. Es ist ein Wunder, daß bei diesem Mordsystem, wonach in jedem Herbste alle zu leichten sowie die recht schweren gemordet werden, nicht jede Bienenwirthschaft bei uns aufgehört hat. Da aber bei dieser schrecklichen Methode einige Bienenwirthe unsers Fürstenthums dennoch günstige Erfolge erzielt haben, muß sich unsere Gegend vortrefflich zur Bienenzucht eignen, und bei einer zweckmäßigen Methode und aufmerksamen Behandlung einen hohen Gewinn abwerfen. In dem letzten Jahrzehend ist man auch in der Kenntniß der Bienen und ihrer Behandlung außerordentlich vorgeschritten. Diese Fortschritte haben wir ganz besonders dem Herrn Pfarrer Dzierzon zu Karlsmark in Schlesien zu verdanken, und was ich mir hier über die Bienen und ihre Behandlung mitzutheilen erlaube, habe ich hauptsächlich seinem Werke über Bienenzucht entnommen.*) Die Vortrefflichkeit seiner Methode beweist der außerordentliche Erfolg, welcher sowohl Dzierzon als auch viele Andere durch dieselbe erzielt haben. Dzierzon wohnt durchaus nicht in einer für die Bienenzucht besonders günstigen Gegend, hat aber dennoch seine Stöcke in den letzten 12 Jahren von 12 auf mehr als 300 vermehrt, obschon er eine dreimalige Beraubung durch Diebe, Ueberschwemmung und Brandunglück erlitten hat, wodurch er mehr als 100 Stöcke verlor. Außerdem verkaufte er an Stöcken so viel man nur immer zu kaufen wünschte. Dieses Resultat verdankt er nicht etwa einer reicheren Bienenweide, sondern einzig seiner Methode.
Zu einer richtigen naturgemäßen Behandlung der Bienen ist eine genaue Kenntniß ihrer Natur, ihrer Fortpflanzung und Vermehrung, Fähigkeiten und Bedürfnisse unerläßlich nothwendig. Ich will daher zuerst einiges aus der Naturgeschichte der Bienen vorausschicken, besonders dasjenige, was für die praktische Behandlung ein besonderer Nutzen ist. Bienen leben bekanntlich in großen Gesellschaften zusammen. Eine solche Gesellschaft heißt ein Schwarm, Stock, Bienenstock. Wenn wir ein Bienenvolk im Sommer, etwa im Juni, betrachten, so finden wir darin dreierlei an Gestalt verschiedene Bienen. Die vorzüglichste, und zwar in jedem Stock nur eine, ist die Königin, Mutter, auch Weiser genannt. Sie ist der Mittelpunkt der Einheit, die Seele des ganzen Schwarms. Sie legt, als das einzige vollkommene Weibchen, zu allen Bienen, welche im Stocke verbrütet werden, die Eier. In einem großen Stocke im Mai, Juni und Juli legt sie täglich ein, zwei und mehrere Tausende. Die Eier, welche die Königin legt, sind zweierlei, männlich und weiblich; aus den ersteren entstehen die Drohnen, aus den letzteren Arbeitsbienen; in großen, eichelförmigen, herabhängenden Zellen entstehen Königinnen aus gewöhnlichen Bieneneiern, aus welchen in gewöhnlichen kleinen Zellen Arbeitsbienen geworden wären. Damit die Königin die Fähigkeit erhalte, männliche und weibliche Eier zu legen, muß sie von einer Drohne befruchtet werden, was stets nur im Fluge hoch in der Luft geschieht. Die junge Königin hält zu diesem Zwecke einen oder mehrere Ausflüge, wenige Tage nachdem sie die Zellen verlassen hat. Sie bleibt auf diesen Ausflügen bald längere, bald kürzere Zeit aus; oft kehrt sie nach wenigen Minuten, oft erst nach einer halben Stunde zurück. Sie hält diese Ausflüge zu der Zeit, wo die Bienen stark vorspielen (sich lustiren). Die Befruchtung erfolgt nur einmal für immer. Die Königin fliegt nun nicht mehr aus, sie bleibt fruchtbar bis an ihren Tod, vollkommen fruchtbar, d. h sie kann männliche und weibliche Eier legen. Denn, um blos Drohneneier zu legen, dazu bedarf es einer Befruchtung nicht. Ein drohnenbrütender Stock hat also eine unfruchtbare Königin, oder eine durch günstige Umstände besonders entwickelte Arbeitsbiene, eine sogenannte Drohnenkönigin, welche, da sie nicht befruchtet ist, auch nur Drohneneier legt.
Die Königin kann wenigstens fünf Jahre alt werden, während die Arbeitsbienen kein Jahr leben. Dennoch gebraucht die Königin zu ihrer vollkommenen Ausbildung weniger Zeit als die Arbeitsbiene. Diese verläßt erst nach 19-21 Tagen die Zelle, die junge Königin hört man schon nach 12-14 Tagen rufen. Die Königin hat wie jede Arbeitsbiene einen Stachel, ist aber selbst durch Drücken nicht zum Stechen zu bringen. Merkt die Königin eines Stockes, eine junge Nebenbuhlerin sei ausgeschlüpft, oder stecke noch in der Zelle, so läßt sie einen hellen durchdringenden Ton "tüt, tüt" hören. wahrscheinlich aus Besorgniß oder Eifersucht. Auch die noch in den Zellen steckenden Königinnen lassen sich dann hören durch einen Ton, der wie "quek, quek" oder auch "gluck, gluck" klingt. Aus Furcht vor der Königin des Stocks getrauen sie sich nicht, ihre Zellen zu verlassen, sondern bleiben Tagelang darin und lassen sich durch eine kleine Oeffnung füttern.
Die Mehrzahl der Bienen eines Stockes bilden die Arbeitsbienen, deshalb so genannt, weil sie alle Arbeiten verrichten. Sie holen alle Materialien zum Bau und zur Nahrung herbei, sie reinigen den Stock, bauen die Scheiben, füttern die Brut, bewachen und vertheidigen den Stock. Sie alle, ohne Ausnahme, waren im Ei und als Maden fähig Königinnen zu werden. In den kleinen Zellen aber und bei magerem Futterbrei konnten sich nur ihre Arbeitswerkzeuge ausbilden; ihr Leib, überhaupt ihre weiblichen Geschlechtsorgane, mußten unentwickelt bleiben, so daß sie also unausgebildete Weibchen sind. Wenn auch einzelne vielleicht durch die etwas weitere Zelle oder durch kräftigeren Futterbrei eine solche Ausbildung erhalten haben, daß sie nach längerer Weiserlosigkeit Drohneneier legen können, so ist das nur eine widernatürliche Ausnahme.
Die dritte Art Bienen, welche in einem gesunden Stock etwa vom Mai bis zum August oder September vorkommen, sind die Drohnen. Sie sind größer, besonders dicker als die Arbeitsbienen, ihr Hintertheil ist behaart, der Stachel aber fehlt ihnen. Der einzige Zweck der Drohnen, als der Männchen im Bienenstock, ist, die Königin zu befruchten, und da dies nur im Fluge geschieht, so beschränkt sich ihre ganze Thätigkeit darauf, zur schönsten Tagesstunde, wenn auch die jungen Königinnen vorzuspielen pflegen, auszufliegen. Auf einem gut besetzten Bienenstande fliegt zur Zeit des Vorspiels eine Unzahl von Drohnen, jeder Bienenwirth thut daher wohl, der Erzeugung derselben auf jede mögliche Weise zu steuern. Bei allen Gegenvorkehrungen werden immer so viel erbrütet werden, als zur Befruchtung der jungen Königin nothwendig sind. Sowie die Nahrung abzunehmen beginnt und die Bienen alle Schwärmlust verlieren, werden in jedem gesunden Stock die Drohnen ausgetrieben. Dies geschieht im August und September. Behält ein Stock die Drohnen, ist er weiserlos.
Nachdem wir die drei verschiedenen, in einem Stocke vorkommenden Bienen kennen gelernt haben, wollen wir den Schwarm als Ganzes betrachten.
Jeder Bienenstock kann durch irgend einen unglücklichen Zufall zu Grunde gehen. Die Natur

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        *) Neue verbesserte Bienenzucht des Pfarrers Dzierzon. Vierte verbesserte Auflage. Brieg, Verlag von C. Schwarz. 1855.

[ => Original lesen: 1857 Nr. 46 Seite 3]

muß also auch für die Begründung Bienenkolonien gesorgt haben, und dies geschieht durch das Schwärmen oder Ausziehen eines Theils der Bienen mit einer Königin aus einem volkreichen Stocke zur Begründung einer besonderen Kolonie. Diese ist die natürliche Vermehrungsart. Ein solcher ausgezogener Schwarm legt sich gewöhnlich in Traubenform an den Ast eines Baumes an. Wird er nicht in einer gewissen Zeit in eine leere Wohnung gebracht, so fliegt er ab, um irgend eine durch die sogenannten Spürbienen aufgesuchte Wohnung zu beziehen. Hat der Schwarm seine neue Wohnung bezogen oder ist er in eine solche gebracht worden, so beginnt alsbald seine Thätigkeit. Ein Theil der Bienen bemüht sich, die Wohnung zu reinigen. Ein anderer Theil hängt ruhig an der Decke der Wohnung, um den mitgebrachten Honig im Leibe in Wachs zu verwandeln. Noch ein anderer Theil spielt bald vor, besieht sich die neue Wohnung, lernt den Flug und fliegt aus, um Material zu dem zu begründenden Bau herbeizuschaffen.
Der Bau der Bienen besteht aus mehreren Tafeln, diese sind an der Decke des Stockes befestigt und laufen parallel neben einander fort. Die Tafeln oder Scheiben sind 1 Zoll dick und stehen 1/2 Zoll von einander ab, so daß eine Scheibe mit dem daran befindlichen Raume anderthalb Zoll erfordert. Die Scheiben bestehen aus lauter regelmäßigen, sechseckigen Zellen, und zwar aus solchen, in denen Arbeitsbienen und solchen, in denen Drohnen erbrütet werden. Von ersteren nehmen 5 neben einander einen Zoll ein, von letzteren gehen 4 auf einen Zoll. Fünf Bienenzellen nehmen ziemlich genau 1 Zoll rheinl. ein, und wenn ich hier von Zollen spreche, sind diese gemeint. Die Scheiben eines gewöhnlichen Bienenstocks enthalten etwa 70,000 Zellen.
Die Zellen dienen theils zur Erziehung der Brut, theils zu Gefäßen für den Honig und das Blumenmehl. Das Material, aus welchem die Bienen ihre Tafeln und Zellen bauen, ist bekanntlich Wachs. Die Bienen erzeugen das Wachs, und tritt ihnen dasselbe zwischen den Ringen am Unterleibe in Form dünner, runder Blättchen hervor. Diese Blättchen werden ihnen von andern Bienen abgenommen und zu Zellen verarbeitet. Durch angebrachte Fensterchen kann man dies genau beobachten.
In dem wärmsten Theile des Stockes legt die Königin auf den Boden jeder Zelle ein Ei; aus diesen Eiern entwickeln sich kleine Maden, diese werden von den Bienen mit einem aus Blumenstaub und Honig bestehenden Futterbrei belegt. Haben die Maden in etwa acht Tagen die gehörige Größe erlangt, so werden die Zellen von den Bienen bedeckt. Nun entwickelt sich aus der Made die Biene. In etwa 12 Tagen oder vom Ei gerechnet, in 20 Tagen kommt die ausgebildete Biene, indem sie den Deckel durchbeißt, hervor.
Haben die Bienen durch Brutansetzen sich im Frühlinge dergestalt vermehrt, daß sie anfangen, sich vorzulegen, und haben sie auch bereits Drohnenbrut im Bau, so wird hie und da, besonders am Rande der Tafeln, die dritte Art der Zellen, nämlich königliche oder Weiserzellen, angelegt; diese sind eichelförmig, geräumig und mit der Oeffnung nach unten gerichtet. Sie werden nun mit Eiern besetzt und die sich aus diesen entwickelnden Maden werden nun mit kräftigem Futterbrei reichlich versehen, haben auch, weil sie fleißiger als die andern Bienen bebrütet werden, schon etwa 8-10 Tage nach dem Bedeckeln ihre Ausbildung erlangt. So wie nun in einem starken Stocke eine oder mehrere Weiselzellen bedeckt sind, merkt die alte Königin Gefahr, sie hat keine Ruhe mehr im Stocke giebt durch besondere Töne dem Volke ihre Absicht auszuziehen kund, die nun auch an einem schönen Tage um die Mittagszeit ausgeführt wird. Ein solcher Schwarm heißt Vorschwarm. Nach dem Abgange der alten Königin ist vorläufig gar keine im Stock, sondern nur bedeckte Weiserzellen. Die zunächst auskriechende Königin wird nun von dem Schwarm sogleich angenommen. Sind die Bienen noch schwarmlustig, so pflegen sie die übrigen Weiserzellen sorgfältig fort; die ausgeschlüpfte Königin läßt dann, wie schon oben bemerkt, die bekannten Töne vernehmen, und zieht mit einem Theile des Volkes eben so aus, wie die alte Königin. Diesen zweiten Schwarm nennt man einen Nachschwarm, der also eine oder auch mehrere junge unbefruchtete Königinnen hat. Während des Abzugs schlüpfen auch oft von den übrigen Königinnen einige aus und gehen mit dem Nachschwarm ab; doch ist unter den mehreren Königinnen immer eine, gewöhnlich die älteste, die auserwählte. Mitunter folgt nun auch ein dritter, vielleicht auch ein vierter Schwarm, welche dann gewöhnlich über den andern Tag auf einander folgen. Durch diese immer kleiner werdenden Schwärme schwächt sich aber der Mutterstock zu sehr und man thut besser, ihm dieselbe wieder zu geben. Der alte Stock ist nun geschwächt an Bienen und entblößt von aller Brut, weil nach dem Abgang der alten Königin keine Eier mehr gelegt wurden. Doch bald, nachdem die junge Königin befruchtet ist, geht das Brutansetzen wieder an, um den geschwächten Stock wieder zu bevölkern. Im Nachsommer schränken die Bienen die Brut sowie den Wachsbau immer mehr ein und sind mehr auf Vermehrung der Honigvorräthe für den Winter bedacht.
Tritt Mangel an Nahrung im Felde ein und bevor dieselbe im Frühling sich eingestellt hat, sind die Bienen begierig, in fremde Stöcke einzudringen und diese ihres Honigwerthes zu berauben. Zuerst werden die weiserlosen angefallen, und da sie so wenig oder keinen Widerstand leisten, überwältigt und ausgeplündert. Der raubende Stock heißt dann ein Raubstock, weil er nun zum Rauben sehr geneigt ist, und jetzt dort, wo ihm die Räuberei einmal gelungen ist, auch andere gesunde Stöcke anfällt.

(Ein zweiter Artikel demnächst.)


Am Freitage,                                                    
den 20. November d. J.,

findet der diesjährige Forstschreibtag zum Verkauf von Eichen und Buchen aus den herrschaftlichen Forsten statt, und können Kaufliebhaber am gedachten Tage, Vormittags 11 Uhr, auf der Amtsstube hieselbst sich einfinden.
    Schönberg, den 11. November 1857.

                          Großh. Meckl. Domainen=Amt und Forst.
                          F. Graf Eyben.      Danckwarth.


Aufforderung.

      Es wird der Gefreite Carl Heinrich Theodor Schröder der 1. Compagnie, zu Schönbeck gebürtig, von der Einstellung des Jahres 1853, welcher der Einberufungs=Ordre vom 15. Juli d. J. nicht die schuldige Folge geleistet hat, und im Jahre 1856 nach Amerika ausgewandert sein soll, hiedurch aufgefordert, sich binnen 6 Wochen beim Großherzoglichen Infanterie=Bataillon hierselbst zu gestellen, widrigenfalls gegen ihn als Deserteur nach Vorschrift des Artikel 14. des Militair=Regulativs verfahren werden wird.
  Neustrelitz den 30. October 1857.

                                                    Großherzogliches Bataillons=Commando.
                                                    v. Rosenberg=Grusczynski,
                                                    Oberstlieutenant.


Vermischte Anzeigen.

        Um den durch die Hagelschläge vom 6. und 21. Juli d. J. in den Dörfern Gr. Siemz, Törpt, Niendorf, Olndorf, Raddingsdorf, Neschow, Boit. Resdorf, Wenndorf, Rieps, Cronscamp, Pogetz, Kl. Molzahn, Schlagsdorf, Ziethen, Petersberg, Kl. Siemz, Schlagbrügge, Gr. und Kl. Mist mit 3124 Taler (Mecklenburg) 4 Schilling (Mecklenburg) Beschädigten Ersatz zu gewähren und die Kosten des Instituts zu bestreiten, wird ein Beitrag von 2 Taler (Mecklenburg) 4 Schilling (Mecklenburg) von je 100 Thaler Versicherungswerth nöthig, wovon nach §. 15. der Statuten die eine Hälfte bald nach Martini d. J. mit 1 Taler (Mecklenburg) 2 Schilling (Mecklenburg), die andere im März des künftigen Jahrs ebenfalls mit 1 Taler (Mecklenburg) 2 Schilling (Mecklenburg) zu erheben ist.
    Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften besonders angesagt werden.
    Schönberg, den 11. November 1857.

                          Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft des Fürst. Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 46 Seite 4]

Die Schlesische
Feuer-Versicherungs-Gesellschaft
in Breslau,

      Die Gesellschaft versichert Gebäude und bewegliche Gegenstände aller Art.
      Die Prämien sind fest und billig; Nachzahlungen sind nie zu leisten.
      Die Unterzeichneten sind bevollmächtigt, Versicherungen fest abzuschließen und Policen anzufertigen.
      Lübeck 1856.

garantirt mit einem Grundkapital von Pr. Taler (Mecklenburg) 3,000,000.
Prämien= und Zins=Einnahme Pr. Taler (Mecklenburg) 528,168.
Gesammt=Reserve Pr. Taler (Mecklenburg) 105,151.
-----------------
Gesammt=Garantie. Pr. Taler (Mecklenburg) 3,633,319.
                                 H. J. Damm,
Haupt=Agent.
F. A. Schilwe,
Agent.
                                 J. Wendt,
Agent für Schönberg und Umgegend.


Das Mäntel=Lager

U. Beermann & Co.

in Lübeck, Klingberg 927,

ist durch die neuesten Façons auf das reichhaltigste assortirt.


        Am 15. November, Nachmittags 2 Uhr, soll im Hause des Hrn. Gastwirth Boye meine Wiese im Bohnrad, zwischen Möller und Brüchmann belegen, meistbietend verpachtet werden.

                                                    Wittwe Freitag.


Echt englisches Gichtpapier,

vorzügliches Mittel gegen alle rheumatischen Leiden, wie z. B. gegen das Reißen in den Gliedern, bei Magen= und Brustbeschwerden, gegen Schnupfen, Kopf= und Zahnweh, bei Augen= und Halsentzündungen etc. - Der Bogen 4 Schilling (Mecklenburg).

bei                                 B. Büschel in Lübeck,
Holstenstraße 180.


Am 2., 3. und 4. December d. J.

beginnt wieder die Ziehung der von der freien Stadt Frankfurt errichteten und garantirten großen Geldverloosung, bei welcher unter 28,000 Loosen 14800 Gewinne und 11 Prämien von 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2 mal 20,000, 2 mal 15,000, 12,000 2 mal 10000, 6000, 2 mal 5000, 5 mal 4000, 5 mal 3000, 14 mal 2000, 117 mal 1000 etc. erlangt werden müssen.
    Zu dieser ebenso großartigen als soliden Ausspielung empfiehlt unterzeichnetes Handlungshaus seine stets vom Glücke begünstigte Collecte, (bei welcher erst in voriger Verloosung bedeutende Preise gewonnen wurden) mit ganzen Loosen à Thlr. 3. 13 Sgr., halben à Thlr. 1. 22 Sgr., viertel à 26 Sgr. und können sich meine verehrlichen Abnehmer der pünktlichsten Uebersendung der amtlichen Ziehungsliste, sowie überhaupt der gewissenhaftesten Bedienung versichert halten.

                                                    Alexander Klingler,
                                                    in Frankfurt a. M.


Ich habe noch circa                                                    
1200 Pfund Runkelrüben
abzustehen, a 100 Pfund 16 Schilling (Mecklenburg).                                                               
Zarnewenz, im November 1857.                                                    
                                                    Tralow, Einnehmer.


        Zu vermiethen, gleich oder zu Ostern, im zweiten Stock: Mehrere Stuben und Kammern nebst Küche, auch Bodenraum; ferner, Parterre, eine vollständige Wohnung. Näheres in der Exped. d. Bl.


        Dem geehrten Publikum erlaube ich mir anzuzeigen, daß ich Band, Spitzen, Blonden und Gold auf's Sauberste wasche, so daß Alles dem Neuen ganz gleich kommt, und empfehle mich darin bestens. Meine Wohnung ist bei meinem Sohn, Tischlermeister H. Stüve, unten in der Siemzerstraße.

                                                    Wittwe Stüve.


        Es ist vorgekommen, daß ohne mein Wissen Gelder für Arbeit einkassirt sind, die ich angefertigt habe; daher bringe ich hiermit zur Kenntniß, daß Diejenigen, die Arbeit an mich bestellt haben, dafür auch an mich zu zahlen haben.
    Schönberg den 4. Novbr. 1857.

                                                    J. Söhlbrandt jr., Schneidermeister.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.
Vom 6.-12. Novbr.

Geboren: Den 6. dem Mühlenpachter Wischendorf hieselbst, früher in Stove, ein S. Dem Arbtsm. Lenschow in Torriesdorf ein S. - D. 7. ein unehel. S. hieselbst. D. 11. dem Küster Buschow hies. ein S. - Den 12. dem Pfarrpächter Bielfeld hies. eine T.
Gestorben: D. 6. Heinrich Beck, Arbtsm. und Wittwer auf hies. Bauhofe, 60 J. a., Nervenfieber. - D. 8. Carl Rudolph Preuß, Färbergesell. hies., 27 J. a., Brustkrankheit.
Copulirt: D. 29. Oct. Hans Heinr. Kleinfeldt, Maschinenbauer hies., und Anna Catharina Brun in Selmsdorf. Heinrich Hundt, Arbtsm. zu Petersberg, und Catharine Lise Böttcher daselbst. - D. 30. Johann Ernst Clasen, Zimmergesell hieselbst, und Christiana Sophia Maria Scheel hies.

Gemeinde Herrnburg.
Vom 1. Juni bis 31. October

Geboren: Dem Hasw. Schütt in Wahrsow ein S., dem Weber H. H. Schleuß in Herrnburg eine T., dem Schulzen Techau in Lüdersdorf ein S., dem Arbm. Maak in Herrnburg ein S., dem Arbm. Böken in Palingen eine T., dem Pastor Rußwurm in Herrnburg ein S., dem Arbm. Gieseler in Wahrsow ein S., dem Arbm. Busch in Palingen ein S., dem Hsw. H. P. Mett in Palingen ein S., dem Schulmeister Piper in Wahrsow eine T., dem Arbm. Lüder in Duvennest eine T., dem Arbm. Rösser in Palingen ein S., dem Arbm. Wittfoht in Herrnburg eine T., dem Maurer Lühr in Wahrsow ein S., dem künftigen Schulzen in Gr. Mist eine T., dem Hsw. N. H. Schleuß in Palingen ein S., dem Hsw. Lüder in Duvennest ein S., dem Arbm. Piper in Wahrsow eine T., dem Arbm. Joh. Damm in Herrnburg ein S.
Gestorben: Der Altentheiler, ehemal. Schulz Werner in Lüdersdorf 71 J., Jgfr. A. C. Sievers in Herrnburg 22 J., A. M. Mette, Hsw.wittwe in Plinaen, 85 J.; C. M. Werner, Hauswirthin in Palingen, 63 J.; A. M. M. Rosenblum, Kind in Palingen, 1 3/4 J.; A. M. Sterley, Ehefrau in Palinaen, 50 J.; Jgf. A. M. E. Land in Herrnburg 18 J.; A. M. Borgwarth, Hsw.wittwe in Palingen, 76 J.; A. M. Busch, Ehefrau in Palingen, 61 J.; A. S. M. Nimvi, Kind in Wahrsow, 1 J.; J. H. W. Jührs, Kind in Lüdersdorf, 3 J.; A. E. Oldenburg, Ehfr. in Wahrsow, 31 J ; A. C. M. Groth, Kind in Wahrsow, 7 J.; M. M. Arp, Mädchen in Palingen, 29 J.; Jgfrau A. C. M. Köhler in Palingen 22 J.; A. C. Werner Ehefrau in Palingen, 56 Jahre; A. M. Mette, Hauswirthin in Palingen; J. J. P. Weidemann, Fischermeister an der Wacknitz, 52 J.; A. M. Warncke, Ehefrau in Lüdersdorf, 67 J.; H. H. E. Schleuß, Arbm. in Palingen, 34 J.
Copulirt: H. J. Reppenhagen, Wittwer u. Arbm. in Wahrsow, mit A. C. M. Foje vom Hofe Wahrsow. J. J. Hempel, Schulmeister in Palingen, mit S. M. D. Aldenrath aus Lübeck. J. H. Retelsdorf, künft. Hsw. in Gr. Mist, mit C. E. Oldenburg in Gr. Mist. J. H. Oldenburg künft. Hsw. in Gr. Mist, mit C. M. Retelsdorf aus Gr. Mist. J. H. Schröder, Schmiedemeister in Gr. Mist mit C. M. Oldörp aus B. Resdorf.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 22-28 Schilling (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) 60-64 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1- Taler (Mecklenburg)   2-  6 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 25-26 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-32 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Butter 15 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, 4 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu: Officieller Anzeiger No. 17)


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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