No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Juni
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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- Es heißt, die russische Regierung will Sebastopel nach einem modernen und neueren Plan wieder aufbauen und den Einwohnern ihre Häuserplätze nebst deren Trümmern nicht nur zurückgeben, sondern sie auch bei dem Neubau unterstützen. Die Befestigungen der Südseite sollen nach dem System der Nordforts wieder hergestellt und alsdann die Werke für eine Handelsmarine erbaut werden. - Von der französischen Armee auf der Krim hatten sich bis jetzt 97,000 Mann mit 17,000 Pferden eingeschifft. Es blieben noch einzuschiffen 23,000 Mann und 7000 Pferde. Durch den Abzug der Truppen sind die Kaufleute in Balaklawa und Kamiesch in großer Besorgniß. Noch lagert dort Alles voll Waaren und die Militair=Intendanten suchen davon so viel wie möglich los zu werden. Selbst in Konstantinopel ist Ueberfluß an manchem Artikel. - Kars ist gleichfalls von den Russen geräumt und den Türken übergeben worden.
- Der französische Moniteur veröffentlicht einen Gesetzentwurf über die Regentschaft des Kaiserreichs. Nach demselben ist der kaiserliche Prinz minderjährig bis zum 18. Lebensjahre, und wenn dieser den Thron besteigt, ohne daß der Kaiser, sein Vater, vor dem Tode über die Regentschaft bestimmt hätte, so ist die Kaiserin=Wittwe Regentin und Vormünderin des minderjährigen Sohnes.
- General Williams, der Held von Kars, wurde bei seiner Ankunft in Dover von der Bevölkerung aufs feierlichste empfangen. Bei einem ihm zu Ehren gegebenen Festmahl hielt er eine Rede, aus welcher hervorging, wie er um die Ueberzeugung reicher nach Hause gekommen, daß die Wehrkraft Englands vergrößert werden müsse, wenn es seine Machtstellung behaupten wolle. "Wehe der Nation rief er seinen Gastfreunden zu - die Reichthümer aufhäuft, ohne gleichzeitig Vorsichtsmaßregeln zu deren Beschützung zu treffen. Ich bin durch das bewaffnete Europa gereist und ich ergreife bei meiner Rückkehr in die Heimath diese Gelegenheit, um Jene zu warnen, welche die Kriegskunst vergessen." Er sprach in seiner Rede mit Wärme von der Hingebung seiner englischen Gefährten, von der Tapferkeit seiner türkischen Kampfgenossen, von dem edlen ritterlichen Charakter Murawiews. Er erzählte, wie ihn Louis Napoleon in Paris empfing, wie er ihm, auf sein Bedauern hin, das Commandeurkreuz der Ehrenlegion nicht tragen zu können, weil er es bereits nach England geschickt hatte, aus seinem Cabinet ein anderes, das Großkreuz des Ordens, holte, und erwähnte dankbar die ehrenvolle Aufnahme, die er an den Höfen von Petersburg und Berlin gefunden.
- In Riga ergeben sich gegenwärtig mit dem Beladen der Schiffe große Schwierigkeiten daraus, daß die während des Krieges im dortigen Hafen gemachten Versenkungen, um denselben den feindlichen Schiffen unzugänglich zu machen, erst wieder herausgeschafft werden müssen, welches mit großer Anstrengung und Zeitverlust verknüpft ist. Viele Schiffe ankern daher meilenweit auf der Rhede, wohin deren Ladungen mit bedeutenden Kosten geschafft werden müssen.
- In mehreren deutschen Zeitungen und auch selbst in Rußland wird jetzt vielfach über die Höhe des dänischen Transitzolls auf der Lübecker Eisenbahn Beschwerde geführt. Daß Lübeck und Hamburg gegen diesen den alten Verträgen zuwiderlaufenden Zoll protestirt haben, ist allgemein bekannt.
Weniger bekannt ist es, daß auch die rheinischen Fabrikanten, die zu ihren Versendungen nach der Ostsee den Weg über Lübeck wählen, über den dänischen Zoll Beschwerde führen und daß finnländische Kaufleute vor Kurzem in einer Versammlung in Helsingfors eine Petition an die russische Regierung angenommen haben, worin sie um Abhülfe gegen diesen Zoll bitten.
- Für ein seit längerer Zeit projectirtes Unternehmen, eine Eisenbahn von Berlin über Neustrelitz nach Stralsund zu bauen, sind die erforderlichen allerhöchsten Concessionen jetzt ertheilt worden, und hat ein Comitee die Actienzeichnung im Bahngebiete eröffnet. Die Bahn wird eine Länge von 28 Meilen einnehmen, und außer den beiden Endpunkten, Berlin und Stralsund, noch 9 nahrhafte Städte direct berühren; sie wird die Verkehrsbewegung eines Gebietes von 320 Quadratmeilen mit annoch 30 Städten und 750,000 Einwohnern (ohne Berlin) an sich ziehen, und über Berlin eine leichte Schienenverbindung mit ganz Europa gewähren, über Stralsund aber den Seeverkehr nach allen Ostseehäfen vermitteln.
- Eine eigenthümliche, wohl noch nicht dagewesene Erscheinung im Handelsverkehr mochte der Umstand sein, daß in Wolgast drei Schiffsladungen Kartoffeln aus England eingetroffen und zum Preise von 1 Taler (Mecklenburg) 8 Schilling (Mecklenburg) schnell verkauft sind.
- Die deutsch=evangelische Kirche Nordamerika's wird durch drei eigens zu diesem Zwecke nach Europa abgeordnete Männer auf dem vom 9.-12. Septbr. d. J. in Lübeck stattfindenden Kirchentage vertreten, sein.


- Um größere Früchte von Obstbäumen zu bekommen, propft man auf einem Stamm zweierlei Gattungen, jedoch immer eine Früh= und eine Spätfrucht, wobei man für erstere die Morgenseite, für letztere die Abendseite des Baumes wählt.
- Schutzmittel gegen das Verwachsen der Drainröhren. Das Verwachsen der Drainröhren, insbesondere durch Rapswurzeln, hat man schon an verschiedenen Orten bemerkt. Hiergegen kann man an allen Punkten, wo die Drains flach liegen, dasselbe Schutzmittel anwenden, was sich bei den Bleirohren von Wasserleitungen bewährt hat. Diese hat man an den Stellen, welche ein Einwachsen von Pflanzenwurzeln befürchten lassen, mit einer

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mäßig starken und festgestampften Schicht von Steinkohlen=Asche umgeben. In diese wachsen die Wurzeln nicht ein und die Röhren werden dadurch vollkommen geschützt.
(Lupinen.) Das so allgemein verbreitete Vorurtheil, als gedeihe die Lupine nur im Sandboden, hat bisjetzt Viele von ihrem Anbau in solchen Gegenden abgehalten, wo sie noch nicht eingeführt war. Wohl ist der geeignetste Boden ein warmgründiger, trockner Sandboden, besonders für Saatlupinen, allein nach den neuesten Erfahrungen gedeiht die Lupine auf allen nicht an Nässe leidenden und bereits mehrere Jahre beackerten Bodenarten, vom leichtesten Sandboden bis zum besten Weizenboden; nur nicht auf Aeckern, die mangelhaft entwässert sind. Die altmärkischen Bauern bauen dieselben in den letzten Jahren nicht bloß im milden gelben Lehmboden, sondern auf dem tiefliegenden moorigen schweren schwarzen Thonboden, wenn dieser nur trocken gelegt ist. Dagegen gedeiht die Lupine auf Heide= und Neubrüchen und auf sterilem mergelhaltigenKalkboden nicht. Für schweren und zugleich kalt= und naßgründigen Boden ist sie gar nicht zu empfehlen. In der Altmark baut man Dunglupinen zu Winterrogen auf leichtem warmen Sandboden, Futterlupinen mit halber Düngung für Winterroggen auf feuchtem Sand und auf lehmhaltigen Bodenarten, Saatlupinen auf dreijährigem Roggenlande und auf leichtern Sandbodenarten. Die Saatlupine liebt besonders einen in alter Cultur stehenden reinen Boden.
- Aus Rostock schreibt die L. H. Z.: In unserer Gegend ist eine kleine Anzahl Arbeitspferde zu ungefähr 200 Taler (Mecklenburg) gekauft, von Qualität, wie man sie sonst zu 240-250 Taler (Mecklenburg) bezahlt hat. Kuhvieh ist auch etwas billiger anzunehmen, besonders auf den vorgewesenen Auctionen war es wohlfeiler: Milchkühe und im Euter 35-40 Taler (Mecklenburg), welche im vorigen Jahre um diese Zeit 50 - 60 Taler (Mecklenburg) kosteten, Saugschweine 1 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg), Pölke 8-9 Taler (Mecklenburg).
- In der Landwirthsch. Ztg. vom 21. Juni wird ein großer Hof in der Nähe Hamburgs mit 65,000 []Ruthen Acker, reichlich Wiesen (Kuh=Heu), vollständigen Saaten und Inventarium, nebst geräumigen Oekonomiegebäuden, großem guten Wohnhause und nur 48 1/2 Taler (Mecklenburg) Landesabgaben, für 12,000 Taler (Mecklenburg) zu Kauf gestellt, worüber Näheres bei der Madame Louise Seyfarth (Schauenburgerstraße) in Hamburg zu erfahren ist.
- Zu dem am 22. d. M. beendeten Lübecker Wollmarkte waren 22,450 Stein eingeliefert, 2000 Stein mehr, als im vorigen Jahre, und bestanden hauptsächlich aus mecklenburger und holsteiner Wollen; es waren aber auch einige größere Stämme dänischer und schwedischer Wollen hier zu Markt gebracht. Käufer waren zahlreicher als im vorigen Jahre anwesend, darunter auch preußische, englische und französische Händler. Preise stellten sich bis 1 Taler (Mecklenburg) und 1 1/2 Taler (Mecklenburg) höher als 1855.
- Am Hamburger Getreidemarkt war das Geschäft in den letzten Tagen sehr lebhaft. Weizen stieg abermals um 8-10 Taler (Mecklenburg), Roggen 4 Taler (Mecklenburg).


Im Anfange August d. J. geht von Hamburg ein Schiff nach der deutschen Colonie Blumenau in Süd=Brasilien und nimmt erwachsene Passagiere für 65 Taler (Mecklenburg), Kinder unter 10 Jahren für 32 1/2 Taler (Mecklenburg) dahin im Zwischendeck mit, wobei Kinder unter 1 Jahre frei sind.
Der Herr Dr. Blumenau ist ein überall sehr geachteter Mann und wohnt schon seit 10 Jahren in Brasilien. Um seine nur von Deutschen bewohnte Colonie zu heben, hat die Regierung ihm eine Unterstützung bewilligt, die er zur Anlegung von Wegen, zur Errichtung einer Schule und zur Besoldung eines Predigers und eines Arztes verwenden soll. Er fordert daher kräftige und unbescholtene Arbeiter auf, mit diesem Schiffe herüber zu kommen und will dann mit einer Anzahlung von 20 Taler (Mecklenburg) auf das Passagegeld zufrieden sein. Die übrigen 45 Taler (Mecklenburg) können die Arbeiter dort in Tagelohn oder Accord abverdienen und wird dies am leichtesten geschehen, wenn sie hier schon mit Holzfällen, Grabenarbeit etc. Bescheid gelernt haben. Für die erste Zeit werden sich die Arbeiter auf 16-20 Schilling (Mecklenburg) nebst freier Kost und Logis stehen, später ebenso auf 32 Schilling (Mecklenburg) rechnen können, wie denn ein gewisser Gebien aus der Gegend von Dassow, ein sehr geschickter und ordentlicher Mann, der vor 4 Jahren hinüberging und jetzt in gutem Wohlstande auf eigenem Besitze lebt, wenn er bei Fremden noch Arbeit annimmt, gern 1 Taler (Mecklenburg) 4 Schilling (Mecklenburg) nebst freier Kost an Tagelohn bekommt. - Land ist dort von der fruchtbarsten Art reichlich zu haben, ungefähr für 1 Taler (Mecklenburg) den Scheffel, ist aber mit starkem Holze bewachsen. Die Hitze steigt im Sommer nicht über 26 Grad und der Winter hat dort keinen Frost; daher das Vieh stets draußen bleibt und Nahrung findet und die Bedürfnisse der Menschen bei doppelten Erndten viel geringer, als hier sind. Es ist dort noch möglich und durch die Erfahrung bewiesen, daß geistig und körperlich kräftige Arbeiter allein durch ihre und der Ihrigen Garten= und Feldarbeit sich ernähren, eigenen Besitz erwerben und zu Wohlstand gelangen können. Hätten wir hier ein Clima wie von Mitte Mai bis Mitte September das ganze Jahr hindurch, wie es dort ist, so wäre dies auch hier bei fruchtbarem Boden allenthalben möglich. Viele Verwandte und Bekannte von mir, die schon seit Jahren dort ansässig sind, bestätigen mir durch ihre Briefe die Wahrheit dieser günstigen Angaben und ihres Wohlergehens. Vor 4 Wochen sind mehrere Dassower Familien, zusammen 19 Personen, ebenfalls dorthin abgegangen und überhaupt viele Mecklenburger dort ansässig.
Mit diesem Schiffe geht ein Prediger aus dem Braunschweigischen für die Colonie mit; eine deutsche Schule ist schon längere Zeit dort errichtet und ein Arzt schon ansässig; auch ist jetzt ein Commando Soldaten zur Verhütung aller Störungen dort stationirt. Arbeiter, die mit einer Anzahlung von nur 20 Taler (Mecklenburg) mit hinübergenommen sein wollen, müssen aber unverheirathet sein, oder für ihre Frauen und Kinder voll bezahlen, weil es Sonst mit dem Abtrag ihres übrigen Passagegeldes zu lange dauern würde; ebenso Handwerker aller Art, die in der Colonie sehr gesucht sind und guten Absatz finden.
      Schönberg, den 24. Juni 1856.

                                                    Kindler, Advocat.


In Folge Hoher Bestimmung wird eine Planirung des hiesigen Marktplatzes und der zur Lübecker Chaussee führenden Lübschen Straße und, in Verbindung mit der Neupflasterung beider, auch die des s. g. kalten Dammes statt finden, und soll mit Ausführung der Arbeit sofort begonnen werden.
Da hierdurch die Passage, insbesondere für schwere Fuhrwerke sehr erschwert wird, so wird dies zur öffentlichen Kunde und Nachachtung gebracht; zugleich aber auch angezeigt, daß vom 1. Juli an auf 5 Wochen die Lübsche Straße für schweres Fuhrwerk gänzlich gesperrt sein wird, und dieses für den angegebenen Zeitraum den Weg über Herrnburg und Petersberg einzuschlagen hat.
Schönberg, den 16. Juni 1856.

                          Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
                          F. Graf Eyben.


Vorladungen.

Auf Antrag der Curatel der Kinder und Erben des zu Sahmkow verstorbenen Hauswirths Johann Heinrich Wiencke werden, zwecks Ermittelung etwaiger nicht bekannter Nachlaß=Schulden, Diejenigen, welche Ansprüche und Forderungen an den Nachlaß dieses Verstorbenen haben oder zu haben vermeinen, hiermit peremtorisch geladen, bei Vermeidung des Ausschlusses und der Abweisung von der Erbmasse für immer, solche in dem deshalb auf Montag

den 7. Julius d. J.,

[ => Original lesen: 1856 Nr. 26 Seite 3]

Morgens 11 Uhr, anberaumten Liquidations=Termine vor unterzeichnetem Justiz=Amte genau anzumelden und, soweit sie Urkunden darüber besitzen, sofort zu bescheinigen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Wiencke'schen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem ihnen vor dem Termine vorzulegenden, mit dem Insiegel des Gerichts coreberirten Postenzettel, an Kapital und Zinsen, richtig verzeichnet finden werden; jedenfalls haben dieselben, wenn sie sich dennoch melden sollten, auf Erstattung der Liquidations=Kosten keinen Anspruch.
Schönberg den 24. April 1856.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Auf den Antrag des Webermeisters Lenschow in Schönberg und des Hauswirths Karsten in Rupensdorf, als gerichtlich bestellte Vormünder der minorennen Kinder des verstorbenen Schustermeisters Heinrich Lenschow in Schönberg, ist das gegenwärtige Schuld=Proclam, welchem, im Falle sich ergebender Insufficienz, die Wirkung eines Concurs=Proclams beigelegt sein soll, erkannt worden, vermöge dessen alle Diejenigen, welche aus einem Rechtsgrunde an dem Nachlaß dieses Verstorbenen Ansprüche und Forderungen zu haben glauben, hierdurch peremtorisch geladen werden, solche in dem zu diesem Zwecke auf Montag

den 21. k. M. Juli,
Vormittags 11 Uhr,

vor unterzeichnetem Justiz=Amte anberaumten Termin genau anzumelden und zu bescheinigen, und zwar unter dem ein für alle Mal angedroheten Nachtheil, daß sie sonst von dieser Nachlaßmasse damit für immer abgewiesen und ausgeschlossen sein sollen.
Schönberg, den 6. Juni 1856.

                          Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Präklusiv=Bescheid.

Auf Antrag der Curatel der Kinder und Erben der verstorbenen Ehefrau des Oelmüllers Christian Spehr zur Maurine=Mühle, gebornen Kibbel betreffend Mortification der über zwei, Fol. V. und VI. des Oelmüller Spehr'schen Hypothekenbuches eingetragene Forderungen von je 500 Taler (Mecklenburg) N 2/3 auf den Namen der gedachten Verstorbenen am 13. Januar 1840 ausgestellten, immittelst verloren gegangenen Hypothekenscheine mit angehefteten Verschreibungen, giebt das

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg,

nachdem die Bescheinigungen wegen vorschriftsmäßiger Bekanntmachung der öffentlichen Ladung vom 31. März d. J. zu den Acten genommen worden, hiermit zu Recht den

Bescheid:

daß nunmehr, nachdem so wenig im vorgewesenen Liquidations=Termin am 2. d. M., als bis jetzt, Jemand mit Ansprüchen an die Eingangs bezeichneten Hypotheken=Scheine hervorgetreten, unter Vollstreckung des in der Ladung angedroheten Nachheils, etwa vorhandene Anspruchsberechtigte mit ihren Zuständnissen, wie hiemit geschieht, zu präcludiren, zugleich aber auch die abhanden gekommenen betreffenden beiden Hypotheken=Scheine dadurch für mortificirt erklärt sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 10. Juni 1856.

                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Verkaufs=Anzeigen.

Am Montag den 7. Juli,
Vormittags 9 Uhr,

sollen im Hause des verstorbenen Schustermeisters Lenschow in der Wasserstraße gegen baare Zahlung verkauft werden:

38 Pfund Sohl= und Ueberleder, Tische, Stühle, einiges Leinenzeug, Kleidungsstücke, ein Koffer, eine Lade, Kessel und sonstiges Haus= und Küchengeräthe.
Schönberg den 25. Juni 1856.

                                                    Seegert, Landreiter.


Bekanntmachung.

Um der Schulzenwittwe Meyer zu Gr. Bünsdorf nach bevorstehender Vollendung ihrer Gebäude den Rest ihrer Brand=Entschädigungs=Forderung auszubezahlen; um zu den bei der hiesigen Chausseebaukasse schon belegten 2450 Taler (Mecklenburg) auf's Neue 800 Taler (Mecklenburg) Kapital zum Sicherheitsfond zu bringen; um die Kosten für Spritzen und deren Unterhaltung, sowie die Verwaltungskosten zu bestreiten, ist die Erhebung eines Beitrages von 4 Schilling (Mecklenburg) für jedes bei unserer Gesellschaft versicherte Hundert Thaler beschlossen. Es wird solcher Beitrag auch für etwanige noch wider Verhoffen in diesem Jahre eintretende nicht sehr erhebliche Brandschäden genügen und wird der Zahlungstag, wie gewöhnlich, den einzelnen Ortschaften angezeigt werden.
Schönberg, den 19. Junius 1856.

                          Direction
                          der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft
                          im Fürstenthum Ratzeburg.


Vermischte Anzeigen.

      Am Sonnabend den 21sten d. M., Abends 8 1/2 Uhr, wurde meine liebe Frau von einem gesunden Knaben glücklich entbunden. Allen Freunden und Bekannten widmet diese Nachricht statt besonderer Anzeige

                                                    J. G. Willers.

    Domhof den 25. Juni 1856.


Am Donnerstag den 17. Juli wird unser
Königsschuß

und am Freitag den 18. das Schießen um Silbergewinne stattfinden, und erlauben wir uns Freunde und Gönner dieses Volksfestes zur Theilnahme ergebenst einzuladen.
Schönberg im Juni 1856.

                                                    Capitain und Aeltesten
                                                    der Schützenzunft.


Die

Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.
J. P. Bade,              J. P. Oldörp,
Buchbinder.              Schul= und Siechenmeister


Da das Zunftquartal wie gewöhnlich am Sonntag nach Johannis abgehalten wird, so machen wir hiermit bekannt, daß den neuen Privilegien gemäß, im bevorstehenden Quartal alle Rückstände, die Beiträge, so wie die Zinsen der rückständigen Einkaufsgelder, zu entrichten sind, im entgegengesetzten Falle würden wir uns genöthigt sehen, diejenigen, welche selbige nicht entrichten werden, aus der Zunft zu streichen.
Schönberg, den 12. Juni 1856.

                                                    Die Aelterleute der Todtenzunft.
                                                    Boye, Sölbrand.


[ => Original lesen: 1856 Nr. 26 Seite 4]

Magdeburger Vieh=Versicherungs=Gesellschaft.

          Unsere Besorgniß, wir würden im vorigen Monate, in welchem die Versicherungen gegen Hagel, und die vielfach noch unbeendigten Bestellungs=Arbeiten die Zeit der Herren Landwirthe sowohl, als unserer Herren Agenten vielfach in Anspruch nahmen, ein kaum der Veröffentlichung werthes Geschäfts=Resultat erzielen, hat sich keineswegs verwirklicht, denn dieses stand hinter dem des Monats April nicht zurück.
          Wir versicherten seit dem Bestien unseres Instituts als Aktiengesellschaft bis inclusive April dieses Jahres:

Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen zum  Gesammtwerthe gegen  eine   Prämie von
Summa       7099 18,383 50,328 1616 220 2,368742 Taler (Mecklenburg)  8 Sg. 106,215 Taler (Mecklenburg) 14 Sg.
im April  1856 1396   4,781 10,875   154 128 525,302 Taler (Mecklenburg) 10 Sg. 25,870 Taler (Mecklenburg) 16 Sg.
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Summa       8,495 3,164 61,203 1770 348 2,894,044 Taler (Mecklenburg) 18 Sg. 132,086 Taler (Mecklenburg)  -- Sg.

Auch das Verhältniß zwischen den Einnahmen und den Ausgaben der Gesellschaft ist ein günstiges geblieben, indem sämmtliche Schäden während desselben Zeitraums 197 Pferde, 280 Stück Rindvieh, 1680 Schafe, 33 Schweine und 1 Ziege betrafen, deren Entschädigung die Summe von 28,569 Taler (Mecklenburg) 12 Sg. 7 Pf. erforderte.

Magdeburg, den 5. Juni 1856.                                                                              
Magdeburger Vieh-Versicherungs-Gesellschaft.
L. G. Schmidt, vollziehender Director.
                                                    Haupt=Agentur Schönberg, den 26. Juni 1856.
                                                    Wilh. Heincke.


      Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen am zweiten Montage nach Johannis, den 7. Juli, stattfindet, und fordern sämmtliche Mitbrüder auf, am gedachten Tage zu erscheinen, oder ihre Auflage zu schicken.
      Schönberg, den 18. Juni 1856.

                                                    Die Vorsteher und Altgesell
                                                    der
                                                    Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


      Indem ich für das mir bewiesene Zutrauen ergebenst danke, zeige ich zugleich an, daß ich nach meinem Wegzuge meinen Bruder, den Ackerbürger J. Burmeister, und den Mauermeister B. Schleuß, als Bevollmächtigte ernannt habe, und verbinde mit dieser Anzeige die Bitte, daß Diejenigen, welche später noch Geschäfte mit mir oder in Betreff meiner Wohnhäuser zu machen gedenken, sich an die Genannten gefälligst wenden zu wollen.
      Schönberg, den 20. Juni 1856.

                                                    H. Burmeister, Tischler.


      Einem verehrungswürdigen Publikum des Fürstenthums zeige ich gehorsamst an, daß ich mich hieselbst als

Bürstenmacher

etablirt habe, und empfehle mich dessen Wohlwollen ergebenst zu allen in meinem Fache einschlagenden Artikeln, als: Kartätschen, Mähnbürsten, Wagenbürsten, Pinsel etc.
Meine Wohnung ist bei der Wittwe Oldenburg, Siemserstraße.
      Schönberg, 19. Juni 1856.

                                                    J. Licht, Bürstenmacher.


Joh. Wencker's
Möbel- und Spiegel-Magazin
= obere Glockengießerstraße No. 247. =
in
Lübeck

empfiehlt sich bei reichhaltiger Auswahl zu billigen, festen Preisen ergebenst.


        Da ich meine Gastwirthschaft und Kornmäkelei zu Johannis dieses Jahres an meinen Schwiegersohn Johannes Klempau übergebe, so ersuche ich alle geehrten Herren Landleute, doch das mir geschenkte Wohlwollen und Zutrauen auf denselben übertragen zu wollen. Ergebenst

                                                    J. P. H. Claasen.

*                               *                              *
*  *                           *  *                           *  *

Da ich zu Johannis dieses Jahres die Gastwirthschaft und Kornmäkelei von meinem Hrn. Schwiegervater übernehme, so ersuche ich alle geehrten Herren Landleute, das demselben bisher geschenkte Zutrauen und Wohlwollen auch auf mich übertragen zu wollen indem es stets mein eifrigstes Bemühen sein soll, jeden nach Wunsch zu befriedigen.       Ergebenst

                                                    Johanns Klempau.

    Lübeck, den 14. Juni 1856.


Wir beabsichtigen, den hiesigen noch fast neuen Schulkathen, mit zwei Wohnungen nebst einem Garten von ungefähr 1 Scheffel Aussaat, zu Michaelis d. J. zu verkaufen.

                                                    Die Dorfschaft Kl. Mist.


Einladung
zum
Scheibenschießen
am
Sonntag den 29. u. Montag den 30. Juni,

wobei 9 Silbergewinne vorkommen. Der beste Schuß erhält einen silbernen Potagelöffel. - Einsatz 1 Mark Pr. Courant für 3 Schüsse. - Abends Tanzmusik. - Essen portionsweise.

Schlutup.                                                     C. Wischendorf.


Mit Bezug auf den der heutigen Anzeige beigelegten Prospect der Eisenbahnzeitung, übernimmt Hr. Wilh. Heincke in Schönberg Bestellungen auf dieselbe.

Bergedorf.
Expedition der Eisenbahnzeitung.


Zinszahlung
für freiwillige Anleihen in Lübeck an der Kriegsstube:
Dienstag den 1. Juli.
Freitag    den 4. Juli.
Dienstag den 8. Juli.


Kirchliche Anzeige.

Sechster Trin. Frühkirche: Pastor Gerling.
Hauptkirche. Pastor Pumplün hält die Predigt. Consistorialrath Propst Genzken introducirt den Pastor design. Kämpffer. Keine Abendsmahlfeier.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 2 Taler (Mecklenburg) 10-24 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 4-12 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 32-40 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg) 6-10 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg) 10-12 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Hafer 1 Taler (Mecklenburg) 2-  4 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 24-28 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 15-16 Mark (Lübeck)
Butter 9-10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, alte a Faß 16 Schilling (Mecklenburg), neue 20 Schilling (Mecklenburg).


(Nebst Beilage.)


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.



[ => Original lesen: 1856 Nr. 26 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 27. Juni 1856.


Wie gefällt Ihnen meine Braut?
[Erzählung.]

[ => Original lesen: 1856 Nr. 26 Seite 6]

Wie gefällt Ihnen meine Braut?
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)


Kleefütterung bei den Pferden.

Ueber den Werth des grünen Klees als Pferdefutter sind die Meinungen sehr getheilt. Die Mehrzahl der Pferdebesitzer füttert den Klee und erklärt denselben für ein gutes, sogenanntes körperreinigendes Pferdefutter. Andere füttern den Klee, um das theuere Hafer= und Heufutter zu sparen. Nur wenige, theils durch Schaden klug gewordene, theils einsichtsvollere Pferdebesitzer verwerfen denselben als Pferdefutter. Es ist aber auch der grüne Klee ein sehr nachtheiliges Pferdefutter und die Fütterung desselben die Quelle vieler Gebrechen und Leiden der Pferde. Vor allem andern Futter verursacht der Klee hartnäckige und sehr schnell verlaufende, oft tödtliche Koliken, namentlich ist dies der Fall, wenn der Uebergang vom dürren Futter zur Kleefütterung zu rasch geschieht; ferner wenn der Klee vor seiner Blüthe gereicht wird; dann wenn derselbe naß und kalt, oder welk, oder gar schon in Gährung begriffen, verfüttert wird.
Sollten aber auch durch sorgfältiges Füttern die Uebelstände verhütet werden und die Verdauung ohne Hinderniß von Statten gehen, so beobachtet man doch sehr nachtheilige Veränderungen an den Pferden, namentlich an solchen, die ausschließlich mit grünem Klee gefüttert werden. Sie nehmen bei vollständiger Ruhe oder bei sehr mäßiger, zeitweiser Benutzung an Körperfülle zu; die Oberfläche des Körpers fühlt sich jedoch weich und teigig an; das Haar wird glatt und glänzend; die Ab= und Aussonderung gehen sehr reichlich von Statten, der Puls wird weich und matt, der Herzschlag deutlich fühlbar, prallend; die Schleimhäute werden blässer, die Thiere schwitzen und athmen bei der geringsten Anstrengung bedeutend; der ganze Organismus erscheint an Kraft und Ausdauer sehr herabgesunken; die Thiere haben beständig Hunger; die Verdauung geht zu rasch von Statten und muß rasch gehen, weil sonst Gase entwickelt und Kolik veranlaßt werden. Werden aber Pferde unter solchen Verhältnissen zu anstrengender Arbeit benutzt, d. h. zum Ziehen schwerer Lasten, zum anhaltenden Laufen an Chaisen und Postwagen, zum starken Reitdienst, so bemerkt man obige Erscheinungen in weit höherem Grade. Solche Pferde werden, abgesehen davon, daß sie öfters mit Unverdaulichkeiten und Koliken zu kämpfen haben, immer magerer; Kraft und Ausdauer werden zusehends geringer; Lasten, die sie bei Hafer= und Heufütterung zu ziehen gewohnt waren, bringen sie nicht mehr von der Stelle, klopfen und streichen sich etc. Die Muskeln schwinden in einem gewissen Grade, die Sehnenscheiden werden infiltrirt; es entstehen Gallen, Luxationen der Gelenke, Knochenkrankheiten, Hautausschläge, Schwindel, der ganze Körper wird blutarm u. s. w.
Selbst wenn auch Hafer mit dem Klee gefüttert wird, so werden doch obige Zustände in höherem oder niederem Grade eintreten, weil der Hafer bei der raschen Verdauung nicht vollständig verdaut wird, und auch die Magen= und Darmsäfte durch die Menge Wasser des Klees zu sehr verdünnt und nicht mehr intensiv genug sind, um ferner vollständig verdauen zu können. Werden solche Thiere von andern fieberhaften Krankheiten befallen, so erhalten dieselben einen meist gefährlichen Charakter und endigen oft sehr rasch mit dem Tode, weil der mit wässerigem oder verdünntem Blute versehene Körper der Krankheit zu wenig Kraft entgegenzusetzen vermag. - Diese Erscheinungen rechtfertigen die Theorie der Ernährung der Pflanzenfresser, insbesondere des Pferdes. Dasselbe verlangt zur Erhaltung seines Organismus stickstoffhaltige und stickstofffreie Nahrungsmittel in einem gewissen Mischungsverhältnisse. Jede Abweichung von diesem Verhältniß wirkt auf den Organismus störend ein. Ein solches Verhältniß hat man in einem gewissen Quantum Fruchtkörner und unter diesen Haferkörner nebst einer gewissen Quantität guten trockenen Heues gefunden. Man giebt einem mäßig arbeitenden mittelgroßen Pferde ungefähr 8 Pfund Hafer und 10 Pfund Heu, einem größeren Pferde und bei großer Anstrengung reicht man bis zu 20 und mehr Pfd. Hafer und etwa 15 bis 20 Pfund Heu. Bei einer solchen Fütterung bleiben die Thiere bei Kraft und gutem Aussehen und werden von Krankheiten weit seltener befallen werden, als solche, die mit anderen Stoffen, namentlich mit frischem grünem Klee, gefüttert werden. Nur bei gewissen (Krankheits=) Zuständen der Pferde ist eine Grünfütterung anzuempfehlen, wobei Wiesengras dem grünen Klee vorzuziehen ist, weil bei diesem leicht Koliken entstehen, was bei ersterem nicht der Fall ist. So ist z. B. Grünfütterung anzurathen bei vollblütigen Pferden mit Lungenleiden; ferner bei solchen, bei welchen gewisse Krankheiten, wie Strengel, Druse etc. vernachlässigt worden sind; dann bei solchen, denen man aus gewissen andern Rücksichten leicht verdauliche Stoffe geben will. Diese Zustände und ihre Beseitigung gehören aber mehr dem Gebiete der Pathologie und Theraphie an.

(Ldw. Z. f. Nordd.)      


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