No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. September
1838
achter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1838 Nr. 37 Seite 1]

Vorladungen.

          Alle diejenigen, welche, - außer dem Käthner Holst zu Ziethen und der Wittwe Siemers auf der Baeck, - Ansprüche an den Nachlaß des unlängst daselbst verstorbenen ehemaligen Kupferschlägers Johann Siemers, es sey, aus welchem Grunde es wolle, haben, werden, auf Antrag der Curatel der Kinder und Beneficial=Erben des Verstorbenen zur specifiquen Angabe und Bescheinigung derselben, am

8ten künftigen Monats October
Vormittags 11 Uhr, mit der Verwarnung, daß auf die Ausbleibenden bey Regulirung des Nachlaßes überall keine Rücksicht genommen und sie, als an die Beschlüße und Verfügungen der erscheinenden Gläubiger gebunden erkannt werden sollen, peremtorisch hiermit vor Gericht geladen.
    Decretum Schönberg den 3. Septbr. 1838.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


Verkaufs=Anzeigen.

          Das, vor dem Siemzer=Thore hieselbst belegene Haus des Gastwirths Christian Vock soll, zur Vollstreckung der Execution wegen einer ausgeklagten Schuld, gerichtlich öffentlich meistbietend verkauft werden, wozu die gewöhnlichen drei Termine auf

den 31sten August d. J.
= 21sten Septbr. =
= 25sten Octbr. =
jedesmahl Morgens 11 Uhr anberahmt worden sind. Kaufliebhaber können das Grundstück, nach vorgängiger Meldung bei dem Eigenthümer, jederzeit in Augenschein nehmen und die Bedingungen im ersten Termine erfahren, in deren Grundlage der Zuschlag erfolgen soll.
    Decretum Schönberg den 14. Juli 1838.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


Vermischte Anzeigen.

          Wir sehen uns zu der Anzeige genöthigt, diejenigen Bürger, welche keine Weidegerechtigkeit auf hiesigem Stadtfelde haben, hiemit zu warnen, ihr Vieh nicht auf unsre Weide zu treiben, widrigenfalls wir ernsthaftere Maaßregeln ergreifen müssen.
    Schönberg den 13ten Septbr. 1838.

Sämmtliche Bauleute hieselbst.      


          Ein junges Mädchen von guter Erziehung, ohne Anspruche, 18 Jahr alt, hat Fertigkeit im Nähen und andern Handarbeiten, kann auch kleinen Töchtern darin Anweisung geben, und der Hausfrau in Allem zur Hand seyn, wünscht zu Michaelis oder Weihnachten eine Stelle zu haben,

[ => Original lesen: 1838 Nr. 37 Seite 2]

ohne gleich auf viel Gehalt zu rechnen. - Das Nähere über sie ist beim Buchdrucker Bicker in Schönberg zu erfahren.


Vom 9ten d. M. an, werden auf der Morienmühle alle Sorten Sämereien zum Oelschlagen gekauft, auch gegen Brennmaterialien eingetauscht.

J. J. Spehr.


       Ich bitte einen jeden, sein Vieh vor meinem Galgenmoor zu bewahren, indem ich dort Rappsaat gesäet habe.

Schönberg 1838. J. J. Spehr.


Ueber das Trocknen des Obstes im Allgemeinen.

          Das Trocknen des Obstes geschieht entweder an der Luft und Sonne, oder in Backöfen, in und an Stubenöfen und in besonders zu diesem Zweck eingerichteten Trockenschränken oder Trockenöfen.
          Nur von völlig reifen Früchten kann gutes, wohlschmeckendes, getrocknetes Obst gemacht werden. Auch sind nicht alle Obstsorten gleich gut zum Trocknen, und manche Sorten, besonders unter den Pflaumen und Kirschen, gar nicht zu diesem Zwecke zu benutzen.
          Das Trocknen des Obstes an der Luft kann nur im Sommer geschehen. Auch wendet man diese Art nur bei Aepfeln und Birnen an. Diese werden geschält, ihre Kerngehäuse herausgenommen und in dünne Spalten zerschnitten, welche mit einer Nadel auf starke Fäden gezogen werden. Die Fäden bindet man an ihren beiden Enden zusammen und hängt sie an sonnenreiche Orte, an Stäben, oder an der Sonnenseite der Häuser an Nägeln auf. Diese Obstschnüre müssen öfters umgewendet, die auf einen Haufen geschurrten Spalten wieder in die Höhe gezogen und vor dem Regen bewahrt werden. Bricht man eine der dickeren Spalten entzwei und drückt sie an der Bruchstelle mit beiden Nägeln der Daumen recht stark zusammen, so läßt sich entscheiden, ob sie trocken sind oder nicht. Zeigt sich nämlich durch diesen Druck gar keine Feuchtigkeit mehr, so sind die Spalten als völlig trocken zu betrachten; quillt aber noch etwas Nasses aus denselben hervor, so müßen sie im Backofen noch nachtrocknen.
          Viel leichter läßt sich das Obst in Backofen trocknen, nur muß man dasselbe nicht auf bloßen Heerd werfen, sondern es auf lange schmale Horden (diese bestehen aus leichten hölzernen Rahmen, welche mit Weiden ausgeflochten sind) dünn ausbreiten und mit diesen in den Ofen schieben. Wenn das Brod aus dem Ofen genommen worden, ist die Hitze gerade noch stark genug zum Trocknen des Obstes, und wenn dasselbe nicht allzu saftig ist, auch noch hinreichend, die dünn ausgelegten Spälten völlig trocken zu bekommen. Sollte ein Nachheizen erforderlich werden, oder will man den Backofen nur zum Obsttrocknen anheizen, so darf das Feuer nicht stärker gemacht werden, als erforderlich ist, um jene Wärme zu erhalten, die der Ofen noch hat, wenn, das gahre Brod herausgenommen wird. Die Kohlen können, zu längerer Erhaltung der Hitze, so an die Seite geschoben werden, daß die Horden nicht in Gefahr kommen abzubrennen, oder man setzt einige Mauersteine (Backsteine) zwischen die Kohlen und die nächste Horde. Um das Obst wohlschmeckend zu erhalten, ist es durchaus notwendig, während der Nachheizung die Horden aus dem Ofen zu nehmen und einstweilen an einen trocknen Ort zu stellen.
          Stubenöfen, die in den Wohnungen des Landmanns häufig mit sogenannten Bratöfen versehen sind, eignen sich sehr wohl zum Trocknen des Obstes. Man läßt sich nach der Größe der Röhre ein Gestell von starkem Drath machen, welches so eingerichtet ist, daß drei bis vier kleine Horden in dasselbe geschoben werden können, so daß immer ein kleiner Zwischenraum zwischen zwei Horden bleibt. Hierauf läßt sich im Herbst und Winter nach und nach vieles Obst trocknen. Die Röhre muß mit einer Thüre versehen seyn und die unteren Horden öfters mit den oberen gewechselt werden, damit das Obst gleichmäßig trocknet. Auch können auf Fäden gereihte Spälten, die man an den Ofen hängt, den Vorrath an trockenem Obste noch vermehren.
          Man bedient sich zum Trocknen des Obstes auch der sogenannten Trockenschränke. Diese haben ganz die Gestalt eines kleinen Schrankes mit einer Thür, und sind leicht von einigen Brettern anzufertigen. Das Innere wird mit Horden besetzt, die auf kleinen, an den Seitenbrettern angebrachten Leisten ruhen. Wegen Vermeidung der Feuersgefahr ist es gut, wenn die Bretter von unten bis zur ersten Horde mit Eisenblech beschlagen werden. Einen solchen Trockenschrank kann man an einem feuerfesten Orte in der Küche, oder auch im Garten aufstellen. Die Heizung desselben geschieht mit Kohlen in einem eisernen Gefäße.
          Das Obst wird entweder mit der Schale oder geschält, ganz oder zerschnitten, und mit den Stei=

[ => Original lesen: 1838 Nr. 37 Seite 3]

nen (Steinobst) oder ohne diese getrocknet. Wie diese verschiedenen Arten des getrockneten Obstes zu behandeln sind, soll durch Nachstehendes gezeigt werden.

Ganze Aepfel zu trocknen.

          Man hat hiezu ein sogenanntes Kriepseisen nöthig, welches röhrenförmig von der Dicke eines kleinen Fingers und unten scharf seyn muß. Man legt einen Apfel nach dem andern auf ein Brettchen und sticht das Kernhaus von der Blume bis auf den Stiel mit dem Kriepseisen aus. Hierauf werden die Aepfel geschält und sogleich in den schon geheizten Trockenofen gebracht, wodurch sie eine schöne weiße Farbe bekommen.
          Die besten Aepfel zu diesem Zwecke sind Borsdorfer und andere gute Sorten, die nicht zu groß sind.
          Die zum Trocknen verwendeten frischen Aepfel verringern sich durch das Trocknen gewöhnlich bis auf den fünften Theil.
          Wie Aepfelspälten zu trocknen sind, geht schon aus dem früher Gesagten hervor.

Ganze Birnen zu trocknen.

          Man wählt dazu süße, saftige, nicht zu große Birnsorten und läßt solche nicht zu mürbe werden. Sie werden geschält, an der Blume durch einen Kreuzschnitt bis fast auf die Mitte durchschnitten und ihnen der Stiel gelassen. Man muß mit den Birnen überhaupt, noch mehr als mit den Aepfeln eilen, sie in den geheizten Ofen zu bringen. Sie bedürfen längere Zeit zum Trocknen und dürfen auch nicht zu hart getrocknet werden, damit sie mehr Saft behalten. Sieben Metzen Birnen trocknen bis auf eine Metze ein.

Ungeschälte Birnen zu trocknen.

          Größere Birnsorten schneidet man nach der Größe in vier oder auch nur zwei Spalten, und verfährt übrigens eben so, wie mit ganzen Birnen. Ungeschälte Birnen oder Hutzeln macht man gewöhnlich von Sonnenbirnen. Sie verlangen dieselbe Zeit zum Trocknen, verursachen zwar weniger Arbeit, ihr Werth ist aber auch geringer.

Pflaumen zu trocknen.

          Am häufigsten werden zu diesem Zwecke die Zwetschen verwendet. Am wohlschmeckendsten wird dieses Trockenobst, wenn man die Früchte, besonders die Zwetschen, am Baume so reif werden läßt, daß sie am Stiele runzelig werden. Man hat dadurch den doppelten Vortheil, daß die wurmstichigen Früchte (diese liefern schlechtes Trockenobst) dann schon mehrentheils werden abgefallen seyn, und daß auch der Saft beim Trocknen nicht so leicht ausläuft. Letzteres kann aber auch noch beim Trocknen dadurch verhindert werden, daß man die Pflaumen auf die Horde dicht neben einander hinstellt, so daß ihre Stielöffnungen oben zu stehen kommen. In dieser Stellung bleiben die Pflaumen bei gelinder Wärme so lange stehen, bis die Stiellöcher etwas zusammen getrocknet sind; dann werden sie aber dünner auf die Horden ausgelegt. Häufig stellt sich in der Zeit, wo die Zwetschen reifen, vieler Regen ein, und man hat dann mit dem Abnehmen nicht zu säumen, weil sie leicht aufspringen und dann weniger gut zum Trocknen verwendet werden können.
          Das Trocknen der Zwetschen und ähnlicher Pflaumenarten muß anfänglich bei gelinder Hitze geschehen, und öfteres Wenden derselben darf nicht versäumt werden. Hält man sie für trocken (ganz knochen=trocken darf man sie nicht werden lassen) so müßen sie nicht im Ofen, sondern an der Luft kalt werden; dadurch behalten sie eine glänzende schöne Farbe.

Kirschen zu trocknen..

          Die völlig reifen Kirschen werden so vom Baume gepflückt, daß die Stiele auf demselben sitzen bleiben, und gleich in den Trockenofen gebracht, der aber nicht zu stark geheißt seyn darf. Fangen sie an runzelig zu werden, so hält man den Ofen etwas heißer. Ganz trocken dürfen die Kirschen im Ofen nicht werden, sondern man nimmt sie aus demselben, ehe die Runzeln anfangen scharf zu werden, und trocknet sie noch an der Sonne und Luft nach. Es muß dieses geschehen, so lange sie noch warm sind, weil sie dadurch einen schönen Glanz behalten. Ist der Ofen schon erkaltet, wenn die Kirschen so trocken geworden sind, um an der Luft nachgetrocknet werden zu können, so muß derselbe nochmals geheizt werden, und dann erst, wenn sie wieder erwärmt sind, dürfen sie an die Luft gebracht werden, sonst bekommen sie eine helle unansehnliche Farbe.
          Man kann auch Kirschen ohne Steine trocknen. Dazu ist es nöthig, daß die Kirschen erst im Ofen etwas abgewelkt werden, dann drückt man ihre Steine heraus, und behandelt sie im Uebrigen wie Kirschen mit Steinen.
          Alles getrocknete Obst kann, wenn es von Milben angegriffen oder schimmlich wird, dadurch kurze Zeit brauchbar erhalten werden, daß man

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dasselbe noch einmal etwas trocknen läßt. Gewöhnlich entstehen diese Fehler daraus, wenn das im Ofen getrocknete Obst nicht erst noch einige Tage an der Luft nachgetrocknet wird; oder auch von einem dumpfen feuchten Aufbewahrungsorte.


Vermischtes.

      Belustigende Wolfsjagd in Liefland.
Dem Wolfe stellt man auf vielerlei Weisen nach; mit Gruben, Netzen, Fallen u. s. w. Belustigend ist die Anstalt, wo in der Mitte eines Kreises eines etwa 6 Fuß hohen dichten Zaunes, eine junge Ziege oder ein Lamm angebunden ist, ein zweiter Zaun ist dicht um den ersten gezogen, und hat eine Thür, die, vermöge eines Gewichtes oder einer Feder, immer offen steht. Der Wolf, um zu der meckernden Ziege zu gelangen, schlüpft in diese Thür und geht in dem engen Gange fort, in welchem er sich auf keine Weise umwenden kann; hat er den Kreis durchschritten, so gelangt er an die sperrende Thür, die er zudrückt, die sich aber gleich hinter ihm wieder öffnet, indem er sich schon über dieselbe hinaus und also wieder im ersten Anfange des Ganges befindet, den er nicht verlassen kann. Die Ziege meckert immer ängstlicher, da sie den blutdürstigen Feind nahe weiß, lockt andere Wölfe dadurch an, die in dieselbe Falle gehen, und so sieht man oft viele derselben im rastlosen Ringelrennen hinter einander herumlaufen, und tödtet sie mit vieler Bequemlichkeit.


      Auf dem alten, nicht mehr zur Residenz dienenden fürstl. Schlosse W. in - befindet sich ein Gemälde, enthaltend das Bild eines Papstes, eines Königs, eines Juristen, eines Bauern und eines schönen Weibes, (das letztere ist meisterhaft gemalt). Ueber dem Bilde des Papstes stehen die Worte: "Ich bete für diese Vier!" Ueber dem Bilde des Königs: Ich beschirme diese Vier!" Ueber dem des Juristen! "Ich verfechte das Recht dieser Vier!" Ueber dem des Bauern: "Ich ernähre diese Vier!" Aber drollig genug steht über dem Frauenbilde: "Und ich überliste sie alle Vier!"


      Ein Jude fand einen Handwerksburschen am Wege neben seinem Bündel eingeschlafen und nahm das Letztere mit sich. Der Erwachte sah ihn noch in der Ferne, eilte in die nahe Stadt und der Dieb wurde angehalten. Er behauptete, das Bündel gefunden zu haben. "Gestohlen," sagte der Richter - "hier steht der Eigenthümer" - "Nu, was ist's denn mehr? Ich habe gefunden an Handwerksburschen und hab gefunden ä Bündel: das Bündel hab ich mitgenommen, und den Handwerksburschen hab ich liegen lassen."


Magische Belustigungen.

      Salat in einer halben Stunde wachsen zu lassen. In eine sorgfältige Mischung von zwei Theilen Gartenerde mit einem Theil ungelöschten Kalks säe man Salatsaamen, der vorher einige Zeit in Weingeist eingeweicht worden. Wird nun die Erde begossen, so wächst der Salat in einer halben Stunde empor.


      Weißen Wein in rothen, und diesen wieder in weißen zu verwandeln. Indem man über ein Glas weißen Wein eine Zauberformel ausspricht, mache man eine zweckmäßige Handbewegung, und laße unbemerkt eine Prise fein pulverisirten Fernambuck hineinfallen. Sogleich wird der Wein roth werden; zur Wiederumwandlung in weißen bedarf es nur einiger Tropfen Citronensaft, die man eben so geschickt hinein gießt, und welche die rothe Farbe sogleich vernichten.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 11. September.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 96
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 70
              Petersburger 96
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner -
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 46
Erbsen, Brecherbsen -
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 21 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 131/2


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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