No. 43
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Oktober
1837
siebenter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1837 Nr. 43 Seite 1]

Vorladungen.

          Auf Antrag des Krügers Bodtstedt und des Kirchenjuraten Mett zu Herrnburg ad acta betreffend die Erbschafts=Regulirung des zu Pahlingen verstorbenen Zimmermeisters Johann Harms, werden alle diejenigen, die als Descendenten oder sonst zur Erbfolge der instituirten Harmsschen Erben, namentlich:

des verstorbenen Gärtners Johann Lenschow zu Lübeck,
des weyl. Hauswirths Jochen Harms zu Pahlingen, und
des Hauswirths Claus Harms zu Pogetz
sich berechtiget erachten, hiedurch öffentlich auf

den 6ten November d. J.

Morgens 11 Uhr vor das unterzeichnete Gericht geladen, um nach vorgängiger genugsamer Legitimation ihrer Personen und ihrer Rechte, mit den übrigen erschienenen Interessenten, wegen Erhebung der noch vorhandenen Bestandtheile der Harmsschen Erbmasse und deren Vertheilung, gemeinsame Beschlüsse zu fassen, insonderheit auch gemeinsame Bevollmächtige zur Entgegennahme der Kapitalien gegen Quittung oder etwa erforderlich werdende Cession der Rechte, zu erwählen. So wie die Nichterscheinenden und bei den Acten bisher nicht bekannt gewordenen Interessenten als auf diese Verhandlungen verzichtend und an die Beschlüsse der Erscheinenden gebunden angesehen werden sollen, welche Nachtheile in dem vorseienden Termine sofort zu vollstrecken; so sind für die, zur Zeit zwar actenkundigen, aber in dem gedachten Termine nicht comparirenden Mit=Erben, auf deren Kosten, ex officio Anwälde oder, dem Befinden nach, Curatores Absentium, zu bestellen, mit welcher Verfügung sofort in ipso Termino verfahren werden wird.
    Schönberg den 19ten September 1837.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


Vermischte Anzeigen.

          In der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag ist mir eine 3jährige Starke von der Koppel entlaufen. Demjenigen, der mir Nachricht darüber geben kann, so daß ich selbige wieder erhalte, verspreche ich 2 Mark (Lübeck) Belohnung.
  Gr. Molzahn den 26sten October 1837.

Amtmann Drenkhahn.    


        Zu dem in der Beilage angekündigten Mecklenburgischen Volksbuche mit der Abbildung: die Schlacht bei Lübeck am 6. Nov. 1806, übernimmt die Bestellungen

Bade, Buchbinder.      

    Schönberg 1837.


        Der Kalender für das hiesige Fürstenthum auf 1838 ist beim Buchbinder Herrn Bade und bei mir für 2 Schilling (Mecklenburg) zu haben.

L. Bicker.        


[ => Original lesen: 1837 Nr. 43 Seite 2]

Auch mit Redensarten hält man Haus.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]

[ => Original lesen: 1837 Nr. 43 Seite 3]

Auch mit Redensarten hält man Haus.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]


Geschichten von Tabacksrauchern.

          Es hatte einer, der eben abgethan werden sollte, im Kerker keine Pfeife gehabt, da bat er sich noch die Gnade aus, daß er auf dem Weg zum Richtplatz rauchen dürfte. Mit Fleiß ging er zögernd, aber der Weg dahin, auch der längste, mag dem Wanderer zu kurz seyn. Seine Pfeife war noch nicht aus, indessen der Mann mit dem Schwerte trieb und Görge mußte die Pfeife weglegen. Noch ein Zug und die Binde war um seine Augen.
          In diesem Augenblicke sprengt ein Reiter mit weißem Tuche durch die Menge. Der Fürst sandte dem armen Teufel, der so nicht viel verbrochen hatte, Pardon. Pardon! Pardon! jauchzte das Volk. Görges erster Blick und Griff aber war - nach seiner Pfeife. Er zog stark, und brachte die halb erloschene endlich wieder glücklich in Brand. "Wär' mir über dem Spaße doch bald die Pfeife ausgegangen," mit diesen Worten wandte er sich an den Schwertmann und stieg gelassen die Stufen wieder hinunter.


          Anders, mein Nachbar, dem ging über geringerer Sache die Pfeife wirklich aus. - Sein Garten hinterm Hause lag bergauf und stieß oben an die Heerstraße. Obenhin war brusthoch ein Zaun, und man mußte sich anhalten, wenn man fest bestehen wollte. Es war eben Kriegszeit und eine Batterie ging durchs Dorf. Vor ordentlichen Soldaten fürchteten wir uns damals nicht, und Nachbar Michel hatte sich oben an seinen Zaun gestellt, um in aller Ruhe die Kanonen und Pulverwägen durchpassiren zu sehen. Es waren auch schöne Pferde dran und Michel war immer ein Pferdenarr. Da schaute er denn, und hätte auch das Maul dazu aufgesperrt - wenn er nicht just die Pfeife im Munde gehabt hätte, mit der andern Hand hielt er sich am Zaun. Da trat ein Schnurrbart von Artillerist an ihn ran. Michel dachte: "der wird Feuer wollen," und suchte schon

[ => Original lesen: 1837 Nr. 43 Seite 4]

nach Schwamm; aber der Feuerwerker wollte kein Feuer und wollte bei Kanonen und Pulverwägen auch keins leiden. Das wußte aber Michel nicht, bis er's merkte. Der Kanonier - ich weiß nicht, war er Unteroffizier oder sonst was, aber einen Stock hatte er; und wer jählings damit Prügel kriegte, das war Michel. Und weil er nicht gleich wußte, was das seyn sollte, und einige Zeit brauchte, ehe er die eine Hand aus der Tasche und die andere vom Zaune brachte, hatte er ihrer in der Eile etliche aufgeladen, gezählt hatte er sie gerade nicht, und sprang seinen Garten hinunter.
          Unten fragte ihn ein loser Vogel - Michel war aber, wenn er Zeit hatte, auch einer - ob der Mann da oben deutsch oder französisch mit ihm geredet hätte. Michel meinte, verstanden habe er es wohl, wüßte aber nicht, in welcher Sprache es gewesen sey, doch hätt' es ihm bald wie seine Muttersprache gedäucht, denn seine selige Mutter wär' auch immer eher mit Prügeln bei der Hand gewesen, als mit Worten.
          Ob er seiner Mutter auch immer so gefolgt hat? - Oben an den Zaun ist er niemals wieder mit der Pfeife getreten, wenn Artillerie durchging.


          Gevatter Sebastian aber rauchte auch gern und konnte fast nicht leben ohne Dampf. Einmal fuhr er in Friedenszeiten ein Fuder Getreide ein, hatte sich vorn auf die Deichselarme gesetzt und rauchte.
          Um die Ecke rum - siehe da kommt der Polizeihusar, nimmt dem Gevatter die Pfeife weg.
          Als das Fuder abgeladen war, war noch eins vom Felde rein zu holen. Aber ohne Pfeife? Er hatte noch einen Porzellankopf ohne Stiefel, Spitze und Rohr im Hause. Was war zu machen? Noth bricht Eisen, und er hatte sich zu helfen gewußt; kam auch mit dem zweiten Fuder, vorn auf der Deichsel rauchend, nicht seine Pfeife, sondern nur den Kopf. Und weil der Husar vorhin da gewesen war, so glaubte er um so gewisser, er sey nun fort. - Aber der hatte beschlagen lassen, stand vor der Schmiede und wieder hinter der Ecke, als der Gevatter kam. Ihr meint, nun hat er ihm den Kopf genommen? Das hätt' er verdint. Aber dem Ritter ward sein altes Soldatenherz durch die große Passion des Schmauchers erweicht. Er ließ ihm den Kopf und gab ihm auch noch die erstgenommene Pfeife wieder. Nur eine scharfe Vermahnung ließ er drein gehn.
          Das hat denn auch den Sebastian gerührt. Eine Zeitlang ließ er auch das Rauchen, wenn er Getreide einfuhr. Aber später hat er es doch wieder probirt. Um sein Gewissen zu schonen, setzte er sich jedoch nicht vorn auf die Deichselarme, sondern hinten auf die Langwiede.


          Dem Husaren aber war es einmal sehr närrisch gegangen und davon mit mocht's hergekommen seyn, daß er so mild dachte: Leben und leben lassen, rauchen und rauchen lassen.
          Unser alter Gärtner rauchte viel. Gegen Abend ging er aus dem Herrschaftsgarten zurück in sein Haus mit der Pfeife. Der Husar kommt dazu und redet den alten Mann, der was auf sich hielt, so an, daß es denselben verdroß. Er hatte aber gesündigt und mußte sich's gefallen lassen.
          Zwei Wochen darauf gegen Mittag, wo Alles auf dem Dorfe still und leer war, kommt der Husar den Weg herein an der Kirche vorbei. Es war nur eine kurze Strecke und wollte die Pfeife nicht gern ausgehen lassen, war auch niemand zu hören und zu sehen. Nur - der alte Gärtner war noch bei seinen Blumen, schaute über die Gartenplanke und sagte:
          "Herr Husar, nehmen Sie sich in Acht. Wir haben einen scharfen Wächter hier im Dorfe."
          Der Husar verstand den Stich und steckte schnell die Pfeife ein. Auch das Pferd ging rasch davon. 'S war aber nicht der Muth der es trieb, 's war der Unmuth, der ihm die Sporen gab.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 23. October.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 70
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 62
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 44
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 38
Erbsen, Brecherbsen 52
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen 48
Winter=Rapsaat die Tonne 131/2 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 12
Schlagleinsaat 121/2


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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