No. 42
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. Oktober
1837
siebenter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1837 Nr. 42 Seite 1]

Vorladungen.

        Auf Antrag des Herrn Advocaten Kindler hieselbst, als gerichtlich bestellten Curatoris des Nachlasses der unlängst dahier verstorbenen Taschenschneiderin Schröder, gebornen Cading, werden hiermit alle und jede, welche aus zuständigem Erbrecht oder aus irgend einem sonstigen Rechtsgrunde Ansprüche an den Nachlaß dieser Verstorbenen, deren Erben zur Zeit dem Gerichte völlig unbekannt sind, zu haben vermeinen, peremtorisch geladen, selbige in dem des Endes auf

den 23sten October d. J.

Morgens 11 Uhr angesetzten Liquidations=Termine so gewiß anzumelden und zu bescheinigen, als sie widrigenfalls durch den in ipso Termino zu erlassenden Präclusiv=Bescheid mit ihren etwaigen Zuständnissen und Forderungen ausgeschlossen und abgewiesen, auch, dem Befinden nach, weiter, den Rechten gemäß, über diesen Nachlaß verfügt werden wird.
    Decretum Schönberg den 8. Julius 1837.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


            Die in dem am 25sten Julius d. J. publicirten Testamente der verstorbenen Wittwe Harms zu Pahlingen eingesetzten Erben, als:

1) die verehelichte Borgwardt geborne Sterley zu Pahlingen, jetzt deren Kinder,
2) die Kinder des weiland Schulzen Sterley daselbst;
3) die Kinder der daselbst verstorbenen Hauswirthsfrau Faasch gebornen Sterley, und
4) die Kinder der weiland verehelichten Greth Liese Lenschow gebornen Sterley, imgleichen die Anna Maria Damm, -
haben sich bisher über die Antretung der Erbschaft noch nicht erklärt. Auf Antrag des Zimmergesellen Lenschow zu Pahlingen, als ehemaligen Curators der gedachten Erblasserin, werden nun alle diejenigen, die ein Erbrecht an diese Nachlaßmasse zu haben vermeinen, da selbige dem Gerichte nicht bekannt und ihr Aufenthalt nicht auszumitteln ist, hierdurch öffentlich peremtorisch auf

den 6ten November d. J.

Morgens 10 Uhr vor das hiesige Justiz=Amt geladen um, nach gehöriger Legitimation, sich über die Antretung dieser Erbschaft rein und bestimmt zu erklären, auch über die zur endlichen Regulirung des Nachlasses zu treffenden Maasregeln sich zu vereinigen; alles sub praejudicio pro omni, daß die Ausbleibenden als auf diese Erbschaft verzichtend angesehen und den Erscheinenden, an deren Beschlüsse die Abwesenden für gebunden zu achten, die freie Disposition über diese Masse zugestanden werden solle.
    Zugleich werden alle diejenigen, die aus sonstigen Gründen Ansprüche an die verstorbene Harms und jetzt an deren Nachlaß zu haben vermeinen, zu eben diesem Termine geladen, um solche Forderungen anzugeben und sofort zu bescheinigen, bei Strafe des Verlustes ihrer Rechte an diese Masse.
    Decretum Schönberg den 4. Septbr. 1837.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Fürsten=
                            (L. S.)                  thums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


[ => Original lesen: 1837 Nr. 42 Seite 2]

Vermischte Anzeigen.

        Da das am Köppen=Moore belegene hiesige Pfarr=Ackerstück - der Köppenberg - gegenwärtig besäet ist; so darf nicht mehr, wie bisher mißbräuchlich geschehen ist, vom Bünsdorfer Fußsteige an nach der Mühle über diesen Acker gegangen werden, sondern haben etwanige Contravenienten Pfändung oder sonstige Ahndung zu gewärtigen.
    Schönberg den 11ten October 1837.

Marggraf.        


Bekanntmachung.

        Jedes zwischen dem 1. April und 30. September d. J. versichert gewesene Mitglied des Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner, in Lübeck, hat zum bevorstehenden November=Termin 3/4 Simplum zu bezahlen.
    Lübeck, den 4. October 1837.

Namens der Direction,
H. W. Hach, Dr.
Secretär des Vereins.


Die neue Lehre und die alten Menschen.

[Erzählung]

[ => Original lesen: 1837 Nr. 42 Seite 3]

Die neue Lehre und die alten Menschen.

[Erzählung]

[ => Original lesen: 1837 Nr. 42 Seite 4]

Die neue Lehre und die alten Menschen.

[Erzählung]


Vermischtes.

          In Dormersheim, zwei Stunden von Karlsruhe, wohnte auf einem Bauernhof ein wohlhabender Bauer mit seiner Frau und einem Knecht. Am letzten Januar befiel diesen die Habsucht, und er erlag der Versuchung. Als sein Herr im Viehstalle war, tödtete er mit einem Futterschneidemesser die Bäuerin, indem er ihr eine Wange und die eine Hand abhieb. Dann stach er im Stalle seinen Herrn mit einer Heugabel, suchte im Hause Geld und versuchte das Bett der Frau anzuzünden, um so seine Unthat zu verbergen. Sein Herr kam aber wieder zu sich und machte Lärm, worauf man den fliehenden Mörder einholte.


          Als am ersten Weihnachtstag der Tischlermeister zu Morestet in Frankreich in das Haus des Steuereinnehmers, eines Greises von 82 Jahren, kam, um dem Verstorbenen sein letztes Haus anzuprobiren, streckte der Steuereinnehmer den Kopf unter einem Tuche vor und bat, man möge ihm erst noch einen Schluck Wasser geben. Der Enkel des Scheintodten war so erfreut, daß er den traurigen Leichenbegleitern versprach, sie sollten nicht zu kurz kommen, und beim Leichenschmauß am heil. Dreikönigstage tranken alle auf die Gesundheit und das lange Leben des Verstorbenen, und ihm selbst schmeckte es am besten.


          Das größte Schiff. Zu Philadelphia in Amerika ist ein Linienschiff, eine der ungeheuersten Maschinen, die auf dem großen Weltmeer schwimmen. Auf dem Verdecke hat es eine Länge von 225 Fuß, und die Breite ist 58 Fuß. Es kann 2000 Mann aufnehmen. Es hält 3000 Tonnen und könnte, mit Getraide beladen, Vorräthe für 15,000 Mann ein ganzes Jahr tragen. Es hat 140 Zweiunddreißigpfünder, und einer seiner Anker wiegt 11.609 Pfund.


          Trost für die Nachbarn der Schmiede. Ein Schmied in Mailand hat die Entdeckung gemacht, daß der Lärmen des Hammerschlagens fast ganz aufhört, wenn man vermittelst eines Ringes an das eine Ende des Ambos ein Stückchen Kette hängt, was billig jeder Schmied von selbst thun wird.


          In London starb neulich ein alter, armer Straßenkehrer. Man war in Verlegenheit wegen seines Begräbnisses und suchte schon die alten Besen im Haus zum Verkauf zusammen, als sich unerwartet hinter einem Kasten Papiere vorfanden, nach welchen sich der arme Johann nach und nach über 12,000 Fl. in den londoner Straßen zusammengekehrt und auswärts in Ländereien angelegt hatte.


          Um sich einen Begriff davon zu machen, wie hoch in England gespielt wird, und welches Verderben die großen und kleinen Spielhäuser in London anrichten, reicht die Berechnung hin, daß im Durchschnitt in einem Jahre in den londoner Spielhöhlen 80-90 Millionen Gulden verloren werden.


          Einem Conditor in Paris verbitterte seine Frau sein süßes Leben so sehr, daß er um Alles in der Welt nicht länger bei ihr aushalten wollte. Er legte sich in einen Weidenkorb, versah sich reichlich mit Nahrungsmitteln, ließ sich von einem vertrauten Freunde einpacken und den Korb an einen Bekannten in Marseille addressiren. Auf der Post aber legten sie den Korb auf das Luftloch und der Flüchtling mußte rufen, wurde in Gegenwart der Polizei ausgepackt und wieder in seinen früheren Haus=Arrest zurückgeliefert.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 16. October.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 70
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 62
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 44
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 34
Erbsen, Brecherbsen 52
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen 44
Winter=Rapsaat die Tonne 14 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 13
Schlagleinsaat 111/2


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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