No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. April
1834
vierter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1834 Nr. 17 Seite 1]

In Folge eines Allerhöchsten Landesherrlichen Befehls vom 9ten d. M. wird hiemit verordnet:

daß, da die Erfahrung ergeben, wie die Bestimmung im Art. 9. des allgemeinen Zunft-Privilegii, nachstehenden Inhalts:
"Zu den Erfordernissen der Aufnahme in die Zunft im Allgemeinen gehört:
1) daß die Anzahl der, in der Stadt Schönberg arbeitenden Gesellen der in Frage seyenden Zunft - mit alleiniger Ausnahme der Maurer= und Zimmer=Zunft - wenigstens zwei Drittel der vorhandenen Meister derselben beträgt,"
allen Verhältnissen nach, auf die Schmid= und Schlösser=Zunft in Schönberg nicht wohl anwendbar ist, dieserhalb, und zur Vermeidung aller etwanigen künftigen Irrungen und Streitigkeiten, der gedachte Abschnitt 1. des Art. 9. des allgemeinen Zunft-Privilegii, in Bezug auf die Schmid= und Schlösser=Zunft in Schönberg und deren besonderes Privilegium, nunmehr gänzlich aufgehoben, und zurückgenommen wird, dergestalt, daß dieser Zunft künftig die Aufnahme von Meistern, die in der Stadt Schönberg sich niederlassen wollen, nur dann gestattet seyn soll, wenn selbige, neben den sonstigen Erforder=

[ => Original lesen: 1834 Nr. 17 Seite 2]

nissen zur Aufnahme als Stadt=Meister, die Allerhöchste Landesherrliche Concession erlangt, und vorgewiesen haben.
       Schönberg den 22sten April 1834.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                            A. v. Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


Vorladungen.

        Nachdem in Termine licitationis am 21. d. M. das dem Viertelsmann und Schustermeister Joachim Theede zugehörige Wohnhaus für die von dem Bürger und Fuhrmann Lohrmann hieselbst gebotene Summe von 610 Rthlr. N2/3tel demselben rein zugeschlagen worden, so werden nunmehr in Folge der Verkaufsbedingungen, um dem Käufer einen reinen Präclusiv=Abschied einhändigen zu können, alle diejenigen, welche aus einem rechtlichen Grunde Ansprüche an das von dem Viertelsmann Theede verkaufte Haus machen zu können glauben, hiedurch aufgefordert, diese in dem auf den

6ten Mai d. J.

berahmten Liquidations=Termine genau und specifice, also nicht in solle, anzugeben, und sofort durch Production der Original=Schuldpapiere zu bescheinigen, unter dem einmal für allemal angedroheten Nachtheil, daß sie damit ausgeschlossen werden und ihnen ein ewiges Stillschweigen auferlegt wird. Jedoch bedarf es von Seiten derjenigen Gläubiger, deren Forderung auf dieses Grundstück zu Stadt=Buch intabulirt ist, keiner Meldung, wenigstens haben sie keinen Ersatz der Liquidations=Kosten zu erwarten.
    Sternberg, den 24. Januar 1834.

Großherzoglich Stadt=Gericht hieselbst.  


        Zur Production der Originalien, zur Erstigkeits=Ausführung, so wie zur Acten=Rotulation, im Debitwesen des Webers Gutow zu Bössow=Westhoff ist ein peremtorischer Termin auf

den 3ten Mai d. J. Morgens 11 Uhr

hieselbst anberahmt.
    Grevismühlen im Bössow=Westhöfer Patrimonial=Gericht den 7. März 1834.

Zum Patrimonialgericht Verordnete.  


Verkaufs=Anzeigen.

          Am Sonnabend, den 3ten k. M. May sollen auf dem Pachthofe Neuhof verschiedene alte Baumaterialien, als Holz, Bretter, Mauer= und Dachsteine u. s. w. öffentlich meistbietend verkauft werden, und können Kaufliebhaber sich daselbst, Vormittags 10 Uhr, einfinden.
    Schönberg den 22sten April 1834.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.    
A. v. Drenkhahn.                     


          Von der Lütgenhöfer Gutsherrschaft ist das unterzeichnete Gericht beauftragt die Ueberreste der durch den Brand in der Nacht vom 4. auf den 5. d. M. zerstörten Oelmühle zum Flechtkrug zu Prieschendorf gehörig, so wie auch die dazu gehörigen übrig gebliebenen Gebäude nebst den dazu gelegten Ländereien und Wiesen meistbietend zu vererbpachten und ist von uns zu diesem Zweck ein Termin auf

den 26. May d. J.

anberahmt, wozu wir sämmtliche Erbpachtliebhaber einladen, sich alsdann Morgens 10 Uhr vor uns hieselbst einzufinden, Bott und Ueberbott zu Protocoll zu geben und den Zuschlag unter Vorbehalt des Gutsherrlichen Consenses, zu gewärtigen.
          Die zu vererbpachtenden Gegenstände sind:

a) das massive Fundament der ehemaligen Oelmühle mit dem dazu gehörigen Grundwerke und Mühlenteiche, der zum Karpfenteich eingerichtet ist.
b) Der zur Oelmühle gehört habende größere Pferdestall, in welchem einstweilen eine Wohnung für den bisherigen Inspector der Oelmühle eingerichtet ist.
c) Der Stall desselben und Torfschauer.
d) Eine Dotation von circa 3000 QuadratRuthen Land und Wiesen mit dem Rechte auf diesen Grundstücken eine eigenthümliche Mühle zum beliebigen Betriebe irgend eines Fabrications=Zweiges einzurichten, zu dem falls eine Oel=

[ => Original lesen: 1834 Nr. 17 Seite 3]

mühle etwa nicht wieder gewählt werden mögte, die Anlegung einer Papier=Mühle vielleicht am geneigtesten sein dürfte.
     Die Contracts=Bedingungen sind auf dem Hofe zu Lütgenhof einzusehen und gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten. Die zu vererbpachtenden Gegenstände, werden durch den Inspector Gundlach an Ort und Stelle nachgewiesen.
     Lütgenhof den 15. April 1834.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.  


Vermischte Anzeigen.

        Ganz reiner Leinsaamen, von Russischer Saat, ist auf dem Lockwischer Hofe zu haben.


        Biblische Fragen an Confirmanden, von Rußwurm, Kirchenrath und Pastor zu Herrnburg. 5te Auflage. 1834, sind zu haben bey

Bade, Buchbinder.      


        In meinem

Lager von Gußeisenwaaren

zeichnet sich besonders eine große Auswahl von Oefen aus, unter denen die inwendig zum Erwärmen der Luft eingerichteten bei wenig Torffeuer eine gleichmäßige anhaltende Wärme verbreiten. Auch muß ich noch besonders darauf aufmerksam machen, daß ich ganz eiserne Spaarherde zu so mäßigen Preisen verkaufe, daß sie nur so viele Thaler zu stehen kommen, als sich im Lande herumziehende Fremde Louisd'or dafür zahlen lassen, und sind die nöthigen Geschirre sowohl verzinnt als emaillirt dabei zu bekommen. Die gegossenen Ofenröhren empfehlen sich besonders ihrer Dauerhaftigkeit wegen vor den bisher gebräuchlichen geschmiedeten, und sind außer diesen alle couranten Gußeisenwaaren stets bei mir vorräthig und zu den billigsten Preisen zu haben. Musterbücher kennen gratis bei mir abgefordert werden.

          Noch beabsichtige ich eine

Niederlage von landwirthschaftlichen
Geräthen und Maschinen

zu errichten, und sind schon vorräthig: Schottische Morton=, Seeländische, Kartoffel= und Holsteinische Geest=Pflüge, und zeichnen sich dabei besonders die eisernen Rüsterbretter aus, die nach den bereits vielfältig bestätigten Erfahrungen das Pflügen besonders erleichtern. Ferner Messer=, Queck=, und Saat=Eggen, denen bald Staubmühlen, Schwungmaschinen, Schrotmühlen, Haferquetschen, Häckselmaschinen und andere Gegenstände folgen werden.
          Die Lage Lübecks zwischen zwei hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht treibenden Ländern eignet sich ganz besonders für ein solches Lager, da es den Landleuten beider Länder bei den öftern Besuchen in der Stadt leicht wird, die vorräthigen Gegenstände in Augenschein zu nehmen, und sich über deren Zweckmäßigkeit auszusprechen.
          Die Herren Vorsteher landwirthschaftlicher Vereine, so wie diejenigen Herren Landleute, die sich für Verbesserungen interessiren, werden ergebenst gebeten, diesem in ihrem Interesse zu begründenden Institute ihre Mitwirkung nicht zu entziehen, und mich gefälligst von den Versuchen in Kenntniß zu setzen, die sie mit neuen oder verbesserten Geräthen gemacht haben, um darnach zu bestimmen, welche Gegenstände als geprüft im Lager zu bezeichnen sind, während andere neue Sachen nur erst zur Ansicht aufgestellt werden, um darüber das Urtheil Sachkundiger zu erfahren.
          Solche Geräthe, die allgemein in Gebrauch kommen sollen, müssen einfach, dauerhaft und billig seyn; es wird deshalb mein Bestreben hauptsächlich dahin gehen, die Quellen aufzusuchen, die mich in den Stand setzen, diese Bedingungen möglichst zu erfüllen.
          Diejenigen Fabrikanten, Maschinenbauer und einzelnen Handwerker, die etwas Vorzügliches im landwirthschaftlichen Fache liefern, werden hiedurch aufgefordert, mich davon in Kenntniß zu setzen, und mir Zeichnungen, Modelle oder Probestücke ihrer Fabrikate nebst Preisaufgabe einzusenden, wonach ich dann entweder den Verkauf für sie gegen mäßige Vergütung besorge, oder selbst Bestellungen darauf mache, wenn die Zweckmäßigkeit der Einrichtung und Billigkeit der Preise dies gestatten.
      Lübeck im März 1834.

D. H. Carstens.      


Anecdoten.

        Nach dem fürchterlichen Blutbade auf Chios (Scio) wurden bei der Hauptstadt dieser Insel 30,000 ermordete Griechen ins Meer geschleift. Als frische Leichen sanken sie auf den Grund und blieben daselbst einige Zeitlang verborgen. Der Kapudan Pascha lag mit seiner Flotte noch dicht vor der zerstörten Stadt. Plötzlich mitten in der Nacht schien es den türkischen Wächtern, als ob

[ => Original lesen: 1834 Nr. 17 Seite 4]

eine Menge Menschen auf die Flotte zuschwämmen und dieselbe umringten. Sie schrieen ihnen zu, sich entfernt zu halten; jene aber schienen auf den Befehl nicht im Geringsten zu achten. Der Kapudan Pascha befahl endlich, unter sie zu schießen; aber auch hierdurch ließen jene Menschen sich nicht entfernen.
        Nach und nach ward es am Himmel heller und der Tag brach an. Da erkannten die blutdürstigen Türken mit Schaudern, daß ihre ganze Flotte von den Leichen der Griechen umgeben war, die, nach einem natürlichen Gesetze, wieder auf die Oberfläche des Meeres gehoben worden waren. Der gräßliche Anblick erschütterte die rohen Seelen. Jeder glaubte, unter den Leichen Diejenigen zu erkennen, die er mit eigener Hand umgebracht hatte. Ein Spiel des Zufalls hatte die ehrwürdige Leiche des Bischofs von Chios, umgeben von allen mit ihm zugleich ermordeten Priestern, dicht unter die Kajütenfenster des Kapudan Pascha geführt, und wie die Wellen ihn hoben, nahm er zuweilen eine aufrechte drohende Stellung an. Ein panischer Schrecken ergriff den Kapudan Pascha und seine ganze Flotte. In höchster Eile lichteten sie die Anker und fuhren, wie vom Sturme gejagt, davon, um dem Geisterheere im Meerbusen von Smyrna zu entfliehen. Aber ihr Schrecken wurde noch vermehrt, als der Zug der Schiffe in einer langen Wasserfurche hinterher eine große Menge von Leichen mit fortzog, und um so schneller, jemehr die Schiffe selbst ihre Flucht beeilten. Erst nach einer langen Fahrt blieben die Leichen allmählig zurück, und die Türken konnten sich von ihrem Schrecken erholen, um über die Bedeutung jener seltenen Erscheinung nachzusinnen. Bekanntlich wurde bald darauf der Kapudan Pascha durch die Rache der Griechen in die Luft gesprengt, und der größte Theil seiner Flotte vernichtet.


Ein alter bekannter Rentirer in Paris, dem Essen, Trinken, Schlafen und Spazierengehen sein Alles war, wollte einst, (zur Zeit der Revolution) als man keinen Schritt außerhalb der Barrieren ohne Sicherheitskarte thun durfte - nach gehabter reichlicher Mahlzeit bei dem Restaurateur ein wenig vor das Thor gehen, um mit halbgeschlossenen Augen sanft zu verdauen. Er wird bei der Barriere mit dem Rufe angehalten: "die Karte" - Von einer Sicherheitskarte wußte er gar nichts, desto mehr von der Karte des Restaurateurs, die er immer bei sich führte. Er reichte sie hin. Der halbblinde Thor=Sergeant setzte die Brille auf und liest: "Kalbskopf, Rindsmaul, Krebsnase, Neunaugen, Schweinsohren, Ochsenzungen, Hammelsbrust. Schweinfüße, arme Ritter, u. s. w." Endlich - nach vielem Hm - Hm! giebt er die Karte mit den Worten zurück: "Solch Signalement ist mir noch nie vorgekommen. - Gehen Sie, Bürger, Sie sind nichts weniger als verdächtig."


        Ein Krämer in London war allgemein unter dem Namen "der kleine Schelm" bekannt. Einem Fremden, der ihm ziemlich unbescheiden nach dem Grunde und Ursprung dieses Spottnamens fragte, gab er zur Antwort: "Da alle meine Nachbarn große Schelme sind, ist mir der Beiname des kleinen Schelmes geblieben."


        Zwei Nachbarn, ein Zimmermann und ein Wundarzt, liefen bei dem Geläute einer Sturmglocke zugleich aus ihren Häusern, um zu sehen, wo das Feuer wäre. Als sie an den Ort kamen, fanden sie das Haus in vollen Flammen. Der Zimmermann sagte: "Seht, Herr Nachbar, mein Weitzen blüht schon!" Bei diesen Worten fiel er über einen Mauerstein und brach das Bein. Der Wundarzt erwiederte ganz trocken: "Und meiner ist schon reif! -


Getraide=Preise in Lübeck
vom 22. April.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 66
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 56
              Petersburger 70
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 33
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 35
Erbsen, Brecherbsen 66
             Futtererbsen 40
Wicken 40
Buchweitzen 34
Winter=Rapsaat die Tonne - Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 14


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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