[ => Original lesen: 1892 Nr. 61 Seite 1] Der Kaiser ist auf der Yacht "Kaiseradler" am Montag in Cowes eingetroffen. Der Prinz von Wales, der Herzog von Connaught und Prinz Christian von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Augustenburg waren auf der Yacht "Aline" entgegengefahren. Der Kaiser nahm bald nach Ankunft eine Inspektion der Fregatte "Moltke" ab, landete dann mit dem Prinzen von Wales, dem Prinzen Heinrich und dem Grafen Hatzfeld und begab sich direkt nach Schloß Osborne zur Königin.
Am Montag reisten die drei kaiserlichen Prinzen von Cassel nach Norderney ab.
Die Abreise des Fürsten und der Fürstin Bismarck, sowie des Grafen Herbert Bismarck nebst Gemahlin aus Kissingen erfolgte unter enthusiastischen Kundgebungen des Publikums. Der Salonwagen war reizend dekoriert; das Fürstenpaar wurde mit Blumen förmlich überschüttet. Auf dem Bahnhof fanden sich zur Verabschiedung die Spitzen der Behörden. Viele dort anwesende Aristokraten und ein zahlreiches Publikum ein, das unter Hochrufen den Fürsten umringte. Der Fürst schüttelte noch während des Ausfahrens des Zuges zahlreichen Herren und Damen die Hand.
Fürst Bismarck traf am Montag abend 9 1/4 Uhr in einem Sonderzuge von Magdeburg aus in bestem Wohlsein in Schönhausen ein.
Mehrere größere Bundesrathsvorlagen hat die letzte Reichstagssession hinterlassen, ohne daß darüber auch nur eine erste Berathung stattgefunden hätte, ein in der parlamentarischen Geschichte seltenes Ereignis. Es befanden sich darunter die Gesetzentwürfe über den Verrat militärischer Geheimnisse, über den Checkverkehr, über Bekämpfung der Trunksucht, über Maßregeln gegen die Unsittlichkeit. Diese Gesetzentwürfe sollen dem Reichstag in der nächsten Session aufs neue zugehen; insbesondere legt die Militärverwaltung auf die erstgenannte Vorlage großen Werth. Auch der in der vorigen Session noch zurückgehaltene Gesetzentwurf über Einführung einer Einheitszeit ist in nächster Zeit bestimmt zu erwarten. Der gegenwärtige Zustand einer in ganz benachbarten Ländern verschiedenartigen Zeitberechnung nach dem Einheits= oder dem örtlichen Maaßstab führt, zumal in Süddeutschland, zu immer unleidlicheren Verhältnissen.
Aus dem kreisenden Berg der Börsen=Enquete wird demnächst ein Mäuslein herausspringen. Wenigstens will die Post erfahren haben, daß man in Regierungskreisen mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs beschäftigt ist, welcher die Pflichten des Kaufmanns für die Aufbewahrung fremder Werthpapiere betrifft. Der genannte Gesetzentwurf dürfte dem Bundesrath bei dem im Herbst stattfindenden Wiederzusammentritt desselben zur Beschlußfassung vorgelegt werden.
Das Bischen afrikanischen Besitzes wird den Deutschen sauer genug gemacht. Jetzt hat das Auswärtige Amt wieder einmal seine Noth, der französischen Regierung seine Ansicht über ihre kuriose Hinterlandpraxis darzulegen und die Begrenzungstheorie des französischen Afrikareisenden, des Leutenants Mizon, in Kamerun zu bekämpfen. Ob es helfen wird?
In neuerer Zeit hat man in Dresden falsche Zweimarkstücke, aus Zinnmasse hergestellt, mit dem Kaiser Wilhelms I. und den Jahreszahlen 1876 und 1884 angehalten.
Zur Frage der voraussichtlich zu den Toten gelegten Berliner Weltausstellung drücken die "Ham. Nachr." in einem vermuthlich vom Fürsten Bismarck inspirierten Artikel ihre Ansicht folgendermaßen aus: Der Erfolg der Ausstellung wird wesentlich von dem Geschick und der Energie der leitenden Kräfte bei uns abhängen. Wenn diese dieselben sein sollten, die wir bei den Handelsverträgen am Werk gesehen haben, so drängen sich uns Zweifel auf. Aber wer weiß, welche Leute wir in mehreren Jahren an der Spitze haben; schlimmer als jetzt kann es in dieser Beziehung kaum werden. Bei uns ist die Haltung der Regierung für den Erfolg ausschlaggebend. Haben wir eine kümmerliche Regierung, so wird die Weltausstellung sicher mißlingen; aber freilich wird auch beim Vorhandensein einer energischen das Gelingen sehr viel mehr Schwierigkeiten als in Frankreich, wo Paris den Ausschlag giebt, unterworfen sein.
Es wird jetzt aus Berlin versichert, daß die Reichsregierung auf Grund der bereits konstatirten geringen Neigung der industriellen Kreise entschlossen ist, das Berliner Weltausstellungs=Projekt endgiltig aufzugeben.
Einer Bekanntmachung der königl. Eisenbahn=Direktion Breslau zufolge wurde der Wagen=Durchgangsverkehr von Warschau wegen der möglichen Weiterausdehnung der Cholera=Epedemie aufgehoben.
Behufs gemeinsamen Vorgehens der Civil= und Militärbehörden bei Maßnahmen gegen die Cholera erließen das Ministerium des Innern und das Kriegsministerium die erforderlichen Weisungen. Insbesondere wird den Gemeindevorstehern eingeschärft, den ersten Cholerafall sofort der zuständigen Militärbehörde anzuzeigen.
Die Schlesische Zeitung konstatiert das Auftreten der Cholera in der russisch=preußischen Grenzstation Sosnowice. In Rußland ist die Seuche auch im Gouvernement Tobols vorgedrungen Die große russische Eisenbahngesellschaft hat 100 000 Rubel für Maßnahmen zur Bekämpfung der Cholera ausgesetzt.
Aus den von der Cholera infizierten Gegenden Rußlands, kommen fortwährend neue Schreckensnachrichten. Ganze Ortschaften werden von ihrer Einwohnerschaft verlassen; aus Tiflis allein sollen in den letzten Tagen 35 000 Personen aus Angst vor der Cholera geflohen sein. In Moskau sollen in den letzten Tagen Erkrankungsfälle als Cholera erkannt worden sein; die amtliche Bestätigung steht noch ans. - In Poti am schwarzen Meere ist ebenfalls die Cholera in heftiger Weise ausgebrochen. Die Arbeiter laufen davon, zahlreiche Dampfer liegen im Hafen und warten auf Beladung, so daß die Ablader durch die unter den Arbeitern entstandenen Schrecken in eine schlimme Lage gerathen sind.
Die Noth der russischen Bauern ist so groß, daß Viele gezwungen sind, Lohnarbeiter zu werden. Nach dem Zeugniß der Bevollmächtigten des Nothstandscomites beläuft sich im Gouvernement Kasan der Verlust an Pferden auf viele Tausende während des letzten Jahres. Nach der kürzlich vorgenommenen
[ => Original lesen: 1892 Nr. 61 Seite 2]Pferdezählung waren im Kreise Zarewokoktschaisk von 42 000 im Februar jetzt nur noch 16 000 übrig geblieben, d. h. fast ein drittel hat das Hauptwerkzeug seiner Arbeit eingebüßt. Im Kreise Schadrinsk ist der Verlust an Pferden so groß, daß man die Felder thatsächlich nicht pflügen kann. Die Noth macht jedoch erfinderisch und so sind menschliche Pflüge und Eggen in Betrieb gesetzt worden. Den Berichten des Departements für Ackerbau und landwirthschaftliche Industrie zufolge haben im Gouvernement Orenburg die Aussaaten bedeutend abgenommen, und zwar infolge des Mangels an Arbeitsvieh.
- Schönberg. Dem Lehrer Lehmann in Lockwisch bei Schönberg ist von Michaelis d. J. ab die Schulstelle in Buchholz bei Fürstenberg verliehen worden. Sein Nachfolger in Lockwisch wird der bisherige Hülfslehrer Stoppel aus Schlagsdorf.
- Schönberg. Der "R. A." schreibt: Auf Veranlassung der Zuckerfabrik zu Oldesloe ist in diesem Jahre in hiesiger Gegend ein Versuch mit dem Anbau der Zuckerrübe gemacht worden, der allem Anschein nach aber so ungünstig ausfallen wird, daß an eine Einbürgerung der Zuckerrübe im Fürstenthum Ratzeburg wohl nicht zu denken ist. - Die Rapsernte auf den größeren Höfen im hiesigen Lande ist in diesem Jahre so ergiebig gewesen, wie solches in den letzten Jahren wohl selten der Fall gewesen sein dürfte. Die Preise belaufen sich auf 20-21 M. pro Sack.
- Neustrelitz. S. K. H. der Großherzog nahm am Montag Mittag im Beisein Sr. K. H. des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin über die 5. und 6. Compagnie des hiesigen Bataillons und über die hiesige Batterie eine Parade ab.
- Neustrelitz. S. K. H. der Erbgroßherzog hat sich am 1. August nach Mirow begeben, um in den dortigen Forsten zu pürschen, während dieser Zeit wird der hohe Herr im dortigen Schlosse Aufenthalt nehmen.
- Aus Wattmannshagen bei Lalendorf wird der "G. Z." berichtet: Es befand sich kürzlich unter der vom Felde kommenden, ins Dorf eingetriebenen Schweineheerde ein munteres, wohl ein Jahr altes Reh, welches draußen einen halben Tag sich der Heerde zugesellt hatte und, wie wenn es schon lange Bekanntschaft mit derselben gehalten, auch fröhlich bis zum Stall mittrabte.
Sommerstoffe in Leinen, Drell, Moleskin, Turn= und Jagdtuch, sowie ca. 30 000 neuerer Dessins, Strapaziertuche, garantirt waschächt à 75 Pfg. bis Mr. 1.45 per Meter, Buxkin, Velour und Cheviots, sowie schwarze Tuche à Mk. 1 75 Pfg. per Meter versenden in einzelnen Metern direkt an Private.
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PS. Größte Muster=Auswahl franco ins Haus.
Anzeigen.
Die zum Nachlasse der Ehefrau des verstorbenen Schneidermeisters Burmeister, Marie geb. Stuth, zur Baeck gehörige, daselbst sub Nr. 9 belegene Büdnerei c. p. soll auf Antrag der Erben zwecks Erbregulirung öffentlich meistbietend verkauft werden und wird zu diesem Zweck, nachdem von einem der Miterben ein Gebot von 4800 M. abgegeben ist, ein Ueberbotstermin auf
Montag, den 15. August 1892.
Vormittags 10 Uhr
vor dem unterzeichneten Amtsgericht angesetzt, zu welchem Termin Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken eingeladen werden, daß die Verkaufsbedingungen 8 Tage vor dem Termin auf der Registratur II des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden können und die Besichtigung des Grundstücks nach zuvoriger Meldung bei dem Arbeitsmann Friedrich Heitmann zur Baeck gestattet ist.
Schönberg, d. 12. Juli 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
W. Freitag.
Auf den Antrag des Hauswirths Peter Lohse in Selmsdorf soll über seine daselbst sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 17. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. August 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In Sachen betr. die Zwangsversteigerung des dem Tischlermeister Nothdurft hierselbst früher gehörigen vor dem Siemzerstraße sub Nr. 148 a belegenen Grundstücks c. p. steht vor dem unterzeichneten Gerichte an
1. der Verkaufstermin auf
Sonnabend, den 22. October 1892,
Vormittags 11 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 15. November 1892.
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p., an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Mittwoch, den 5. Oktober 1892,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zum Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor diesem Termine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 30. Juli 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
H. Diederich.
Bekanntmachung.
Auf Grund §§ 23, 24 des Genossenschaftsstatuts und der bezüglichen Wahlergebnisse aus der Genossenschaftsversammlung vom 1. Juni d. J. macht der Vorstand bekannt:
1. Das bisherige Mitglied des Vorstandes, Herr Gutsbesitzer von Michael auf Gantzkow, und dessen Ersatzmann, Herr Graf von Schwerin auf Mildenitz, deren Amtszeit mit dem 31. Dec. d. J. abläuft, sind für eine weitere fünfjährige Periode in ihre Aemter wiedergewählt.
2. Für die Zeit vom 1. Januar 1893 bis 31. December 1896 werden fungiren als zweiter genossenschaftlicher Beisitzer im Schiedsgericht Herr Gutsbesitzer von Warburg auf Stolpe (für den ausscheidenden Herrn Gutsbesitzer von Lücken auf Godenswege) und als Stellvertreter des Erstgenannten: (erster) Herr Oberförster Hahn in Neustrelitz - (zweiter) Herr Domänenpächter Wendland in Usadel.
Neubrandenburg, den 30. Juli 1892.
Der Vorstand der Mecklenburg=Strelitz'schen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
A. Pries.
Am Sonnabend, d. 6. August werden auf dem Bauhofsfelde bei Schönberg Rappsschoten verbrannt.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 61 Seite 3]
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Schönberg. |
Am Sonntag, den 7. d. Mts. Nachm. 4 Uhr
Ordentliche Versammlung im Vereinslokale.
Tagesordnung:
Verschiedene Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Außerordentliche Generalversammlung
der
Krankenkasse für Maurer u. s. w.
in Schönberg und Umgegend
am Sonntag, den 7. August 1892, Nachm. 2 Uhr zwecks Besprechung der Umänderung unserer Statuten im Krüger'schen Lokale.
Der Vorstand.
I. A: Bunckelmann.
NB. Es ist nothwendig, daß alle Mitglieder erscheinen.
Dr. med. Dotzauer.
Specialarzt für Hautkrankheiten. Sprechstunde:
8 1/2-9 1/2 und 3-5 Uhr.
An Sonn= und Festtagen 8 1/2-9 1/2 Uhr.
Lübeck, Schüsselbuden 32. I Etage
von der Reise zurück.
Dr. med. A. Ahrens
Spezialarzt für Augenerkrankungen
Lübeck, Fleischhauerstr. 27.
Sprechstunden: 10-1 Uhr Vorm. 3-4 Uhr Nachm. Sonntags 11-1 Uhr.
Deutsche Volks-Seife
von der Reviera Parfümerie, Berlin
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J. L. D. Petersen.
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Ende dieses Monats erwarte ich mehrere Ladungen
Harber-Brikettes
und erbitte geschätzte Aufträge.
A. Zander.
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W. Wieschendorf.
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Holzminden |
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Gusstahl-Sensen,
ganz aus feinstem engl. Gußstahl gearbeitet, empfehlen sich am besten dadurch, daß der Absatz davon von Jahr zu Jahr größer wird.
Halte auch in diesem Jahre große Auswahl davon auf Lager und leiste für jede Sense vollständig
Garantie.
Schönberg i/M. J. Oldenburg.
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J. Ludw. D. Petersen.
Suche zu sofort eine ältere, tüchtige
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welche auch etwas kochen kann. Gehalt 270 Mark.
Hof=Rabensdorf bei Schönberg. |
|
W. Rehfeldt. |
Zum 24. Oktober suche ich ein
tüchtiges Mädchen
wegen Verheiratung meines jetzigen.
Frau Direktor Ringeling.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 61 Seite 4]Rennen des Lübecker Herren-Reiter-Vereins v. 1880
am Sonntag, den 7. August 1892, nachmittags 3 1/2 Uhr
auf dem Priewall (Travemünde.)
Zweite Münsterbau
Geld-Lotterie
zur Wiederherstellung des Münsters zu Freiburg i. B.
Ziehung am 6. u. 7. September 1892.
|
Die Loose à 3 M. sind in dem Bankhaus
Carl Heintze, |
Berlin W., Unter den Linden 3. |
übernommen und von derselben gegen Einsendung des Betrages auf Postanweisung zu beziehen.
Jeder Bestellung sind für Porto und Gewinnliste 30 Pfg. beizufügen.
Der Münsterbauverein zu Freiburg i. B.
Looseversandt auf Wunsch auch unter Nachnahme.
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Baar ohne Abzug.
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1 |
Gew. |
a |
50000 |
= |
50000 |
M. |
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" |
a |
20000 |
= |
20000 |
" |
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" |
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10000 |
= |
10000 |
" |
1 |
" |
a |
5000 |
= |
5000 |
" |
10 |
" |
a |
1000 |
= |
10000 |
" |
20 |
" |
a |
500 |
= |
10000 |
" |
100 |
" |
a |
200 |
= |
20000 |
" |
200 |
" |
a |
100 |
= |
20000 |
" |
400 |
" |
a |
50 |
= |
20000 |
" |
2500 |
" |
a |
20 |
= |
50000 |
" |
50 |
Ausserdem mindestens Kunstwerthe von |
= |
45000 |
" |
----------------------------------------------- |
3284 |
Gewinne |
= |
260000 |
M. |
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Boye's Garten.
Am 9. August d. J.
Gr. Cavallerie-Concert,
ausgeführt von dem auf der Kunstreise befindlichen Trompeterchor des Königl. Sächs.
Königs-Husaren-Regiments N. 18
aus Grossenhain
unter Leitung des Königl Musikdirigenten Herrn
Alwin Müller.
Nach dem Concert Ball.
Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.
~~~~~~
Specialität: Benutzung der in der Oper "Aida" vorgeschriebenen Original=Trompeten. Märsche, ausgeführt mit den nur bei der sächsischen Cavallerie geführten Feldtrompeten.
Stadt Lübeck.
Sonntag, d. 7. August
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.
Statt besonderer Anzeige.
Die unter Gottes gnädigem Beistande heute Morgen 4 Uhr erfolgte glückliche Geburt eines gesunden Knaben erlauben sich ganz ergebenst anzuzeigen
W. Bade und Frau,
Caroline geb. Bicker.
Kaarz b. Brüel, den 4. August 1892.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten.)
Geburten:
d. 30. Juni dem Maurermeister Scharenberg zu Schönberg eine Tochter.
d. 2. Juli dem Büdner Schmidt zu Sabow eine Tochter.
d. 3. dem Arbeiter E. Creutzfeldt zu Schönberg eine Tochter.
d. 2. dem Arbeiter Giercke zu Schönberg ein Sohn.
d. 5. dem Arbeiter J. Bohnhof zu Lockwisch ein Sohn.
d. 7. dem Arbeiter Telwing zu Torisdorf ein Sohn.
d. 10. eine uneheliche Tochter zu Schönberg.
d. 12. dem Kaufmann Gimpel zu Schönberg eine Tochter.
d. 13. dem Maschinenheizer Otto zu Schönberg ein Sohn. d. 17. dem Arbeiter J. Groth zu Törpt eine Tochter.
d. 21. dem Tischlermeister H. Freitag zu Schönberg eine Tochter.
d. 20. eine uneheliche Tochter zu Schönberg.
Gestorben:
d. 2. Juli Jochen Möller, Arbeiter zu Rupensdorf, 72 J. 8 Mon. alt.
d. 6. Hans Heinrich Brockmüller, Tischlermeister zu Schönberg, 89 J. 9 Mon. alt.
d. 19. J. F. F. Bannekow, Gerichtsdiener zu Schönberg, 53 Jahre alt.
d. 29. Cath. Lise Bruhn geb. Kelling, Tischlermeisterwittwe zu Schönberg, 70 J. 8 Mon. alt.
Eintragungen in das Familien=Register des Standesamts=Bezirks Carlow
pro Monat Mai, Juni und Juli 1892.
a. Geburten:
Dem Müller Heinrich Schulz zu Stove 1 T.
Dem Zimmergesellen Heinrich Kreutzfeldt zu Pogez 1 S.
Dem Arbeiter Peter Wiese zu Carlow 1 S.
Dem Arbeiter Michael Walkowieck zu Carlow 1 T.
Dem Maurergesellen Heinr. Hamann zu Cronscamp 1 S.
Dem Hauswirth Asmus Beckmann zu Cronscamp 1 S.
Dem Anerben Joachim Meyburg zu Samkow 1 S.
Dem Hauswirth Heinrich Meyer zu Neschow 1 T.
b. Eheschließungen:
Glasermeister Johannes Schwiesow zu Carlow mit Luise Sophie Stadtländer zu Carlow. - Hauswirth Hans Asmus Meyer zu Falkenhagen mit Catharina Wilhelmine Baars zu Neschow. - Der Hauswirth=Wittwer Hans Joachim Holst zu Carlow mit Catharina Magdalena Hamann zu Carlow.
c. Sterbefälle:
Johann Heinrich Oldenburg zu Cronscamp. 18 J. 4 M. alt.
Die Schmiedefrau Margar. Franck zu Neschow. 56 J. 5 M. alt.
Der Arbeiter Asmus Möller zu Maurienmühle. 73 J. 11 M. alt.
Die Wittwe Margaretha Dettmann zu Klocksdorf. 72 J. alt.
Die Wittwe Marie Schnoor zu Kuhlrade, 62 J. 9 M. alt.
Caroline Luise Ollmann zu Samkow. 2 J. 7 M. alt.
Die Wittwe Catharina Kave zu Cronscamp. 84 J. 3 M. alt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 7. August.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Paster Krüger.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 61 Seite 5]Beilage
zu Nr. 61 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. August 1892.
Aetna=Ausbrüche. Diodorus Siculus erwähnt eines Aetna=Ausbruches, der vor dem trojanischen Krieg, nämlich in einer Epoche stattfand, die von der unserigen 34 Jahrhunderte entfernt liegt. Vor unserer Zeitrechnung haben noch weitere sechs Eruptionen von Bedeutung stattgefunden, darunter ist besonders jene vom Jahre 122 vor Christi Geburt hervorzuheben, welche in den umliegenden Feldern und in Catanea selbst einen solchen Schaden angerichtet hatte, daß der römische Senat sich veranlaßt sah, diese Stadt für die Dauer von 10 Jahren von der Zahlung jeglichen Tributes zu befreien. Nach Christi Geburt hat der Aetna wiederholt beträchtliche Lavamassen ausgeworfen. Denkwürdig ist die furchtbare Eruption des Jahres 1669, die vom 8. bis 25. März gedauert hat. Zwei ungeheure Schlünde bildeten sich unweit Nikolosi, aus welcher kolossale Feuermassen ununterbrochen hervorströmten, die nicht weniger als 14 Dörfer und einen Theil der Stadt Catanea einäscherten. Bei dieser denkwürdigen Eruption sollen auch bei 25 000 (!) Menschen umgekommen sein. Im Jahre 1783 erfolgte eine ganz beträchtliche Eruption, welche große Verheerungen um und in Catanea, in Messina und selbst in Calabrien anrichtete. Großartig war dann der Ausbruch vom Jahre 1852, denn das ganze Bove=Thal war wie in ein Feuermeer umgewandelt; ernste Folgen hatte jedoch diese Eruption nicht nach sich gezogen, weil die Lava zum größten Theile nicht über Kulturboden und durch bewohnte Orte sich ergoß. Die letzte bedeutende Eruption war die vor sechs Jahren (1886), bei welcher die Dörfer Nicolosi, Borello, Belpasso und Pedata erheblichen Schaden erlitten. Der gegenwärtige Ausbruch hat in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli begonnen und dauert mit allen Begleiterscheinungen noch ungeschwächt fort. Die gleichzeitige Thätigkeit des Vesuvs ist leider von schlimmer Vorbedeutung für die jetzige Aetna=Eruption, denn fast bei jedem früheren größeren Ausbruch ist auch noch der Vesuv gleichzeitig thätig gewesen. Hoffen wir aber, daß, trotz dieses bösen Zeichens, diesmal ernstere Katastrophen nicht eintreten und daß die herrlich gelegenen Ortschaften auf den pittoresken Aetna=Abhängen von dem gewaltigen und furchtbaren Elemente verschont bleiben. Wie immer aber die gegenwärtige Eruption jenes Berggiganten ausfallen möge, die entsetzte Bevölkerung wird doch nach beendigtem Ausbruch und nach der Erstarrung der Lava die jetzt verlassenen Behausungen wieder aufsuchen, denn die Anhänglichkeit dieser Bewohner an ihre Heimath gränzt ans Unglaubliche. Trotz der wiederholten Verheerungen und der vielen Katastrophen, die der Aetna im Lauf der Jahre bewirkt hat, trotz der vielen Schrecken und großen Gefahren, die er noch immer bietet, haben doch jene braven und arbeitsamen Leute "ihren" Mongibello und jene fruchtbaren Gegenden sehr lieb gewonnen; daher hängen sie mit jeder Faser ihres Herzens an demselben und sind stolz auf ihren Mongibello, und wenn sie nach beendeter Eruption zurückkehren, dann zählen sie neugierig die neuen Kegel oder Koppen, die der große Berg hervorgebracht und die sie im scherzenden und traulichen Tone: Die neuen Kinder des Aetna nennen.
- Zur Walfischjagd, welcher der Kaiser bekanntlich jüngst auf einem Dampfer Gjävers beiwohnte, ist noch Folgendes bemerkenswerth. Nach sechsstündiger Fahrt meldete der Mann im Mastkorbe Walfische in Sicht. Eine Stunde später war man so nah, daß die periodisch in schlangenförmiger Bewegung aus dem Wasser auftauchenden riesigen Rücken der Walfische zu sehen waren, bald aber auch der Hintertheil des Kopfes mit den Nasenlöchern; gleichzeitig hörte man das Schnauben der Thiere. Sobald das Schiff nahe heran war, verschwanden die Thiere plötzlich, um 100 Meter weiter rechts oder links aufzutauchen. Die Fische schwimmen viel schneller, als der Dampfer fahren kann; da sie aber stets in Kurven schwimmen, so besteht die Kunst des Steuermanns darin, ihnen den Weg abzuschneiden, um zu sehen, in welcher Richtung sie untertauchen, um bei ihrem Wiedererscheinen näher an ihnen zu sein. Nach einstündiger Jagd erschienen die Fische plötzlich dicht vor dem Bug des Schiffes, von rechts und links kommend, der dritte in der Nähe in einer Entfernung von etwa 20 Metern. Da knallte der Schuß, der Fisch verschwand im Pulverdampf unter der Wasserfläche. Das hinabgefallene, vorn aufgerollt gewesene Tau schwamm einen Moment auf dem Wasser. Dann wurde es in die Tiefe nachgezogen, gleich darauf erschien der Fisch wieder auf der Wasserfläche, scharf rechts auf der Höhe der Spitze des Schiffes, eine große Blutlache um sich verbreitend. Deutlich sah man in seinem Rücken die Harpune stecken, welche fast bis ans Ende hineingedrungen war. Die Granate mußte fast gleichzeitig mit dem Schuß explodiert sein, denn eine zweite Detonation wurde nicht gehört. Der Fisch verschwand wieder. Rasch wurde das Schiff nach rechts umgeworfen, damit der Fisch nicht unter dasselbe kam. Nach etwa zwei Minuten wurde etwa 30 Meter vor dem Bug der Walfisch wieder sichtbar, der sich in gerader Richtung pfeilschnell fortbewegte und senkrecht den gewaltigen Rachen aus dem Wasser aufschnellen ließ. Bald jedoch konnte der gewaltige Fisch aus der Tiefe heraufgehaspelt werden. 32 Meter Tau waren abgelaufen. Der Fisch tauchte an der Harpune hängend quer vor dem Bug auf. Ein Boot wurde ins Wasser gelassen, dessen Mannschaft gewaltige Ketten an Schwanz und Kiemen des Walfisches befestigten. Der Fisch wurde alsdann herumgeholt und an der Steuerbordseite im Wasser liegend bei dem Schiffe festgelegt. Derselbe war fast so lang als das Schiff; 15 Meter und etwas mehr maß er, wie am nächsten Tage festgestellt wurde. Ein Walfisch bedeutet einen Werth von etwa 9000 Mk.
- Nordamerikanische Militärjustiz. Die Genesung des Direktors der Carnegieschen Fabrik, Frick, an dem kürzlich bei dem Arbeiteraufstand ein Mordversuch verübt worden ist, macht gute Fortschritte. Der Mörder Bergmann weigert sich, weitere Aussagen zu machen. Als die Nachricht in dem Lager der zu Homestead liegenden Truppen ankam, rief der Gemeine James aus: "Dreimal Hurra für den Mörder." Oberst Streter ließ das Regiment sofort zur Parade antreten. Hierauf befahl er James, vorzutreten. Derselbe zitterte so stark, daß er kaum sein Gewehr halten konnte. Darauf wurde er auf die Wache gebracht. Der Oberst und das Offizierkorps nebst den Aerzten folgten. Dann wurde James 30 Minuten an den Daumen aufgehängt, wobei die Aerzte seinen Puls und Herzschlag beobachteten. Als er herabgelassen wurde, war er fast lahm und bewußtlos. Nach einer Stunde wurde er in sein Quartier abgeführt. Dort wurde ihm das Haupthaar auf einer Seite abgeschoren und die Knöpfe der Uniform abgeschnitten. Er mußte seine Uniform ausziehen und eine alte zerrissene anlegen. In diesem Aufzuge wurde er unter Trommelklang aus dem Lager geworfen. Die Strafe wäre niemals so streng ausgefallen, wenn James sich nicht geweigert hätte, seinen Ausruf zurückzunehmen. General Snowden billigt das Verfahren des Obersten. James verliert in Folge davon, daß er aus der Miliz ausgestoßen ist, sein Wahlrecht und kann kein öffentliches Amt mehr bekleiden.
- Aus New York wird gemeldet, daß bei der fortdauernden Hitze die Pferdebahn=Gesellschaft beschlossen hat, deren Betrieb einzustellen, da die Pferde zu Hunderten krepieren. Die Austragung der Postsachen mußte auf das geringste Maß beschränkt werden, den Briefträgern ist es kaum möglich, ihre regelmäßigen Gänge vorzunehmen. In New=York kamen am Sonnabend infolge der großen Hitze 81 Todesfälle vor, eine Zahl, wie sie bisher in 24 Stunden nicht bemerkt werden konnte. In Springfield (New=Yersey) hat die Hitze die Explosion einer Schießbaumwollfabrik verursacht. Zwanzig Gebäude sind dabei völlig der Zerstörung anheimgefallen. Aus
[ => Original lesen: 1892 Nr. 61 Seite 6]Chicago wird gemeldet, daß am Freitag in den Straßen 24 Personen vom Hitzschlag getroffen und in die Hospitäler gebracht wurden; 21 andere wurden vom Hitzschlag plötzlich getötet.
- Etwa sechzig Centner Walfischknochen sind am Sonnabend auf der Wildparkstation eingetroffen. Es handelt sich um die Erträgnisse der Walfischjagd des Kaisers auf seiner letzten Nordlandsreise.
- In Köln wurde in der Centralstation des städtischen Electricitätswerk ein Arbeiter, der beim Maschinenputzen einen Pol berührte, durch den electrischen Strom getötet.
- In München sind die Fleischpreise auf dem Viehmarkte bedeutend zurückgegangen: das Kalbfleisch kostete am Freitag per Pfund Lebendgewicht nur 28 Pfennig.
- Am Montag früh um 5 Uhr wurde in der Ost= und in der Zentralschweiz ein ziemlich heftiger Erdstoß in vertikaler Richtung verspürt
- Der kleine König von Spanien hielt dieser Tage mit seiner Mama in San Sebastian, wo der Hof längeren Aufenthalt nimmt, feierlichen Einzug. Nach dem Empfang wurde, wie üblich, der königlichen Familie seitens der Stadt ein Frühstück angeboten. Da es nachmittags 3 Uhr war, hatte der junge König Alfonso noch keinen Appetit. Um aber als wohlerzogenes Männchen den Vertretern der Stadt seine Dankbarkeit für die angebotenen Erfrischungen auszudrücken, nahm er ein paar Stücke Kuchen, schob sie in die Tasche und sagte mit schelmischem Lächeln: "Für nachher!"
- In Hamburg feierte Herr Robert Sloman, der bekannte Großrheder, seinen achtzigsten Geburtstag. Die Kaiserin Friedrich, der Senat und zahlreiche Korporationen sandten dem um die Entwicklung Hamburgs hochverdienten Mann die herzlichsten Glückwünsche.
- Ein gewaltiges Feuer legte in der Montags=Nacht die Luehmannsche Eisengießerei zu Hamburg in Asche. Nur die Umfassungsmauern sind sehen geblieben. Der Schaden wird auf fast 1 000 000 M. taxirt. Die zerstörte Fabrik ist die älteste Gießerei Hamburgs und die bedeutendste der Nordens.
- Die für Chicago geplante Ausstellung der Firma Krupp in Essen wird einen Kostenaufwand von 1 500 000 Doll. erheischen. In der Abtheilung wird das größte bisher fabricirte Geschütz, im Gewichte von 122 Tons, sowie Kriegsmaterial im Gewichte von mehreren hundert Tons zu sehen sein.
- Ein schweres Gewitter mit heftigem Hagelschlag richtete in den Feldern und Weinbergen an der Mosel großen Schaden an.
- In den Gebäuden des Proviantamts in der Magazinstraße zu Berlin brach am Sonntag früh um 6 3/4 Uhr große Feuersbrunst aus, die man erst nach längerer Zeit zu dämpfen vermochte. Von den dort lagernden 7000 Zentnern Hafer konnte nur ein Theil gerettet werden.
- Im Varangerfjord, bei Meloe und Ravig hat die diesjährige sehr reiche Heringsfischerei begonnen. Bei Ravig wurden in wenigen Tagen über 10 000 Tonnen Heringe gefangen.
- Die Spinnereibesitzer von Oldham beschlossen, ihren Arbeitern eine binnen Monatsfrist eintretende Lohnverminderung von 10 Prozent anzukündigen. Man hält infolgedessen eine Arbeitseinstellung für unvermeidlich. In Oldham selbst würden dabei 30 000 Personen in Mitleidenschaft gezogen werden.
- Ernst für Scherz genommen. Wie vor einigen Tagen in Wiener Blättern gemeldet wurde, ist kürzlich der älteste Maschinenführer der Westbahn von den Rädern eines Waggons zermalmt worden. Nachträglich wird nun berietet, daß derselbe Maschinenführer einen Tag vor seinem Tode sich den schaurigen "Spaß" gemacht hatte, mehrere Kameraden mit der Nachricht zu seiner Frau zu schicken, ihr Mann sei unter die Räder des Zuges gekommen und schwer verletzt oder tot. Der fürchterliche Schrecken der armen Frau verwandelte sich nun allerdings bald in größte Freude, als sie den Totgesagten gesund und wohlbehalten fand. Vierundzwanzig Stunden später aber wurde der "Spaß", dessen grauenhaft ominöse Bedeutung der Unglückliche wohl nicht geahnt, zu furchtbarster Wahrheit. Und als nun der Frau das zweite Mal die Unglücksnachricht gebracht wurde mit der Aufforderung, schnell zu kommen, da ihr Mann jede Minute sterben könne, sprach sie lachend; "Glaubt's, ich sitz' Euch heut' wieder auf? Da hätt's Euch schon ein Bissel Zeit lassen müssen." Währenddessen rang ihr Mann mit dem Tode, und thatsächlich ereilte ihn dieser auch, bevor noch die unglückliche Frau zur Erkenntniß gekommen war, welch' fürchterlicher Ernst dieser zweite - Spaß gewesen sei.
- Eruptionen der Sonne von ganz besonderer Gewalt und Ausdehnung haben in der letzten Zeit die Astronomen beschäftigt. Diese erhöhte "Nervosität" der Sonne hat sich schon seit Anfang dieses Jahres gezeigt und namentlich im Frühjahr gesteigert, wie erst jetzt bekannt wird. Namentlich der französische Astronom Trouvelot in Algier hat diese Erscheinungen verfolgt, während andere Forscher ihre Aufmerksamkeit mehr den Sonnenflecken zuwandten, worüber wir schon früher berichtet haben. Trouvelot hat allein im März d. J. 23 mächtige Fackeln gesehen, denen aber später auch weit bedeutendere gefolgt sind, wenn die Anzahl sich auch verringerte. So wurde eine Protuberenz gesehen, deren Basis 145 000 Kilometer und deren Höhe 94 000 Kilometer betrug. Eine Vorstellung von der Größe dieses gewaltigen Feuerbogens erhält man, wenn man bedenkt, daß 22 Kugeln von der Größe unserer Erde gleichzeitig unter jenem Platz hätte finden können. Eine andere, an ihrer Basis schmälere Protuberenz stieg gar zu der enormen Höhe von 170 000 Kilometer empor. Endlich ist noch eine zu erwähnen, deren Fuß sich über 34° des Sonnenrandes erstreckte, also über eine Länge von 410 632 Kilometer, welche Strecke mehr als 10 mal so groß ist, wie der Umfang der Erde.
- Angesichts der drohenden Cholera sind Preissteigerungen der gebräuchlichsten Desinfektionsmittel eingetreten. Die Steigerungen belaufen sich zum Teil schon auf 50 bis 100 Prozent. In Bezug auf Chlorkalk sind die meisten Fabriken augenblicklich ausverkauft.
- Der Walfischdampfer "Chieftain" ist bei Grönland vom Eis zerdrückt worden.
- Ein Blitzstrahl entzündete am Donnerstag einen Petroleumbehälter in der Nähe Washingtons. 27 000 Fässer Petroleum wurden ein Raub der Flammen und der Brand dehnte sich über 20 andere Behälter aus. Die Hitze wurde so stark, daß der Bahnverkehr eingestellt werden mußte.
- Ein Gedankenverberger und Diplomat der alten Metternich'schen Schule, Graf Hübner, ist am Sonnabend in Wien, 82jährig gestorben. Sein Name ist weniger durch eigene hervorragende Thaten, als durch den folgenreichen Neujahrsgruß des Kaisers Napoleon im Jahre 1859 zu einiger Berühmtheit gelangt. Damals stand Oesterreich auf dem Scheitelpunkt seiner Macht. Genau so wie heute stand es im Begriff, seine Valuta zu regeln. Ein volles Menschenalter hat es gebraucht, um sich von den inneren und äußeren Niederlagen zu erholen, die jene Worte des Franzosenkaisers einleiteten und derselbe Diplomat, an den sie gerichtet wurden, hat es doch noch erlebt, daß sein Vaterland sich wieder aufrichtete und jene Valutaregelung wieder aufnahm, die damals unter den grünen Tisch der Diplomatie gefallen war. Wie man sieht, ist Zähigkeit eine Tugend, die zum Ziel führt.
- Ein Mittel gegen die Reblaus. Dem Tagelöhner Michael Eberl aus Grinzing ist es, so heißt es, gelungen, ein wirksames Mittel gegen die Reblaus aufzufinden. Eberl arbeitete seit zehn Jahren in den Weingärten von Grindig. Ueber die Herstellung seines Mittels hat Eberl strenges Stillschweigen bewahrt; in seiner engeren Heimath verlachte man zuerst den "Reblausmichel", der sein Geld für die Beschaffung von Chemikalien verthat, aber man mußte bald anerkennen, daß die unter seiner Obhut stehenden Weingärten phylloxerafrei waren. Jetzt haben ihm zwei Franzosen 30 000 Gulden geboten, wenn sein Mittel sich auch in Frankreich bewähren sollte.
-Ein Praktikus. A.: "Bei uns gilt es, die einlaufenden Sachen möglichst sofort zu erledigen!" - B.: "Da sind wir ganz anderer Ansicht, Herr Kollege. Sie glauben gar nicht, wieviel Sachen sich durch Liegenbleiben von selbst erledigen."
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