Unter Bezugnahme auf die Verordnung vom 15. Februar d. J., betreffend Anbringung von Drahtnetzen über den Eingängen an allen Gebäuden, welche regelmäßig benutzte Wohn= oder Schlafräume enthalten, machen wir darauf aufmerksam, daß die betreffenden Herrichtungen möglichst sofort in Angriff zu nehmen sind. Solange noch kein Futter pp. in die Zimmer gefahren ist, weil die Drathnetze vorschriftsmäßig durchzunähen sind. - Die Nutznießer herrschaftlicher und geistlicher Gebäude wollen dem Schlossermeister Wascher aus Schönberg, welchem die Arbeit übertragen ist, zur Ausführung derselben in jeder Weise behülflich sein, insonderheit Leitern stellen und für die nöthigen Handdienste sorgen.
              Schönberg, den 5. April 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.

              Die Auszüge aus der Hebungsrolle für das Rechnungsjahr 1891 der Mecklenburg=Strelitzschen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft zu Neubrandenburg, umfassend die von den Unternehmern der land= und forstwirthschaftlichen Betriebe des hiesigen Fürstenthums zu erhebenden Genossenschaftsbeiträge, sind vom 9. d. M. ab auf 2 Wochen zur Einsicht der Betheiligten auf der Landvogtei=Registratur ausgelegt, auch sind daselbst die Beiträge binnen gleicher Frist bei Vermeidung der Beitreibung zu bezahlen.
            Schönberg, den 4. April 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.

        Nr. 12 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
        II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. die Ausführung der Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1891 über Arbeitsbücher und Arbeitszeugnisse (§§ 107 bis 114 der Gewerbeordnung).

S. M. der Kaiser begrüßte am 6. April Vormittags am Bahnhofe I. K. H. den Großherzog und die Frau Großherzogin von Mecklenburg=Strelitz und geleitete Höchstdieselben ins Königliche Schloß, wo I. M. die Kaiserin die hohen Gäste empfing.
Im Kaiserhaus sieht man wieder einem freudigen Familienereigniß entgegen. Seit vergangenem Sonntag wird in den Kirchen das übliche Gebet gesprochen.
Se. M. der Kaiser hat, wie jetzt des Näheren mitgetheilt wird, auf das Entlassungsgesuch des Staatssekretärs Dr. v. Boetticher hin ein sehr schmeichelhaftes Handschreiben an denselben gerichtet, in dem er in warmen Worten die Verdienste anerkennt, die Herr v. Bötticher sich seit einer Reihe von Jahren um das Reich wie um Preußen erworben hat. Der Kaiser hat sich auch versichert, daß er nicht vergeblich den Patriotismus des Herrn v. Bötticher anrufe, wenn er an ihn die Aufforderung richte, auch fernerhin seine Dienste in seiner jetzigen Stellung ihm und dem weiteren wie dem engen Vaterland zu widmen.
Kaiser Wilhelm gedenkt, der Wiener Deutschen Ztg. zufolge, in diesem Jahre einen Besuch in Wien abzustatten, um die internationale Musik= und Theater=Ausstellung zu besichtigen. Es dürfte der Besuch des Monarchen im Spätherbst erfolgen, und zwar zu einem Zeitpunkt, an welchem Kaiser Wilhelm auch an den Herbstjagden in Steiermark theilnehmen könnte.
In Berliner Blättern ist in den letzten Tagen mehrfach der Thatsache, daß der Kaiser dem dortigen russischen Botschafter Schuwalow sein Porträt übersandt hat, politische Bedeutung beigemessen worden. Dem "Hamburger Korrespondenten" wird dagegen von offiziöser Seite mitgetheilt, was folgt: "Die Nachricht von dem Geschenk eines Bildes des Kaisers an den russischen Botschafter Schuwalow entbehrt jeder politischen Bedeutung. Der Kaiser hatte in vergangenen Tagen dem Botschafter gelegentlich eines Besuches auf der russischen Botschaft sein Bild versprochen, als Pendant zu einem dort bereits befindlichen Bild des Kaisers Wilhelm I."
Von zuverlässiger Seite wird aus Berlin berichtet, daß Kaiser Wilhelm sich gegen das Projekt einer neuen Schloß=Lotterie erklärt habe.
Aus dem Umstande, daß der Reichskanzler Graf Caprivi in den letzten Tagen sowohl den Ministerberathungen wie den Reichstagssitzungen fern geblieben ist, glaubt man vielfach darauf schließen zu dürfen, daß Graf Caprivi über die Ereignisse der letzten Wochen noch immer sehr verstimmt ist.
Die erste Sitzung des preußischen Gesammtministeriums unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg hat am Montag in den Räumen des Gesammtministeriums stattgefunden. Der Reichskanzler Graf Caprivi hat in seiner Eigenschaft als preußischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten an der Sitzung theilgenommen.

In Wiener militärischen Kreisen wird behauptet, daß außer dem deutschen Kaiser auch der König von Italien im September den Corpsmanövern bei Fünfkirchen in Ungarn beiwohnen werde.
Das Sündenregister des Anarchisten Ravachol wird immer größer. Die gerichtliche Untersuchung in St. Etienne hat ergeben, daß der Unhold außer 3 Mordthaten noch Schleichhandel und Falschmünzerei auf seinem Gewissen hat. Die pariser Polizei hat am Sonntag Abend einen Mann in Frauenkleidern verhaftet, der verdächtig ist, Gustave Mathieu, der Spießgeselle Ravachols zu sein. Daß die Thätigkeit der Anarchisten noch nicht erlahmt, das beweist ein neuer Dynamitdiebstahl, der in Paris in einem Eisenbahnschuppen verübt worden ist und zwar unter Umständen, die die Mithülfe von Eisenbahnbediensteten als zweifellos erscheinen lassen.
In einem Artikel über die eventuelle Anknüpfung von handelspolitischen Verhandlungen zwischen Rußland und Deutschland führt die "Börsenzeitung" aus, daß beide Reiche prinzipiell die Möglichkeit einer Aenderung der Form der handelspolitischen Beziehungen anerkennen, doch könnten beide Reiche wesentliche Abweichungen von der herrschenden Zollpolitik nicht zulassen; nur in der Anwendung des Systems sei eine gewisse Dehnbarkeit möglich, welche verschiedene Kombinationen eröffne. Diese Aeußerungen des Finanzorgans sehen einem Rückzug sehr ähnlich.
Das von St. Petersburg aus verbreitete Gerücht, daß in den letzten Tagen dort eine Sitzung einflußreicher Persönlichkeiten stattgefunden habe und in derselben über einen Handelsvertrag mit Deutschland berathen worden sei, ist, wie offiziös erklärt wird, unbegründet. Es hat weder eine solche Sitzung stattgefunden, noch ist die Frage eines Handelsvertrages mit Deutschland überhaupt angeregt worden. Auch die deutsche Regierung hat, wie die "Nordd. Allg. Ztg." erklärt, zu keiner Zeit Rußland gegenüber die Initiative zur Anregung wirthschaftlicher oder finanzieller Fragen ergriffen, ebensowenig liegen in Berlin zur Zeit russische wirthschaftliche oder finanzpolitische Vorschläge zur Erwegung vor.
Die revolutionäre Bewegung in Argentinien dauert fort und nöthigt die Regierung zu energischen Maßnahmen gegen die Verschwörer. In den letzten Tagen sind in Buenos Ayres eine Anzahl Mitglieder der radikalen Partei sowie gegen 40 Offiziere, die beschuldigt werden, ein Komplott gegen die Regierung geplant zu haben, verhaftet und an Bord der Kanonenboote gebracht worden. Der Kriegsminister hat außerordentliche Vorkehrungen getroffen, um im Augenblick der Gefahr sofort der Polizei mit einer größeren Truppenmacht zu Hülfe zu kommen. Die letzten Nachrichten aus Buenos Ayres besagen, die telegraphischen Verbindungen mit den Provinzen seien wieder hergestellt und es herrsche vollständige Ruhe.

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Anzeigen.

In Sachen betr. die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Carlow sub Nr. 17 belegene Büdnerei c. p. des Schneiders Joachim August Kleinfeldt daselbst wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 2. April 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.

Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Auszug der Heberolle der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Rechnungsjahr 1891, betreffend die Gemeinde Stadt Schönberg, während zweier Wochen (vom 8. April 1892 anfangend) gemäß § 82 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 bei uns zur Einsicht für die Betheiligten ausliegt.
Schönberg, den 6. April 1892.

Der Magistrat.

Ackerverpachtung.

Am Freitag den 8. April, Nachmittags 1 1/2 Uhr, sollen auf dem städtischen Acker an der Rottensdorfer Chaussee ca. 20 Parcellen auf 10 Jahre öffentlich meistbietend verpachtet werden, Pachtliebhaber wollen sich zur festgesetzten Stunde an Ort und Stelle einfinden, woselbst auch die Verpachtungsbedingungen verlesen werden.
Schönberg, den 4. April 1892.

Der Magistrat.

Auctions=Anzeige.

Dienstag den 19. April d. Js., Vormittags 9 Uhr beginnend, sollen im Kruge zu Gr. Mist die nachfolgenden Nachlaßsachen der Lühr'schen Eheleute aus Kl. Mist, als:

Sopha, Tische, Spiegel, Stühle, Kleider=, Milch= und Glasschränke, eichene Koffer, Bettstellen, Lampen, Uhr, Haus=, Küchen= u. Gartengeräth aller Art, Kessel, Häcksellade, Backtrog, Wassertonne, Holz und Torf, sowie auch circa 50 Bolzen flächsen und heeden Leinen, 2 vollständige, gute Betten, 7 St. Kissen, Bettzeug und Bettbezüge, 24 St. Bettücher, 8 Tischtücher, Handtücher, 22 St. Männer= u. Frauenhemden, 24 P. do. Strümpfe, Männer= und Frauenkleider aller Art und vieles mehr

                                                    Der Vormund.

Empfehlung.

Da Frl. Bertha Zellinsky bei mir das Zuschneiden praktisch und theoretisch erlernt hat, so kann ich dieselbe als perfekte Schneiderin den Herrschaften Schönbergs und Umgegend bestens empfehlen.
Lübeck, den 1. April 1892.

                                                    Emma Hagmann,
                                                    Schneiderin.

------------------------

Auf obige Annonce bezugnehmend empfehle ich mich, in und außer dem Hause, für moderne und gut sitzende Arbeiten zu soliden Preisen.
Schönberg, den 4. April 1892.

                                                    Bertha Zellinsky.

Für Confirmanden
empfehle mein reichhaltiges Lager von                                                    
Glaçe=Handschuhen, Schlipsen und Cravatten
zu billigsten Preisen.                                                    
                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher.

Riesen-Stiefmütterchen

mit Knospen, 100 Stück 4,00 M., 12 Stück 50 ., sowie großblumige Stiefmütterchen, gleichfalls mit Knospen und niedrige Wiener Nelken, gefüllt, blühend, alle Farben, 100 Stück 3,00 M., 12 Stück 40 ., Spargelpflanzen in verschiedenen Sorten, 1-3jährige, sowie meine Quedlinburger

Gemüse- und Blumensämereien
empfiehlt                                                    Paul Präve,
                                                                      Kunst= u. Handelsgärtner.

Prima böhm. Stückbraunkohlen,
Prima Harbker Salon=Brikets,
Westf. Nuß=, Stück= u. Anthracit=Kohlen

empfehle zu billigen Preisen.
                                                    F. Heitmann.

Tapeten und Borden
sowie fertige Spiegel u. Bilder
empfiehlt in neuer Auswahl bestens                          
                                                    L. Creutzfeldt, Glasermeister.

Schönberg, den 4. April 1892.

Sämmtliche Frühjahrs=Artikel,
wie Spaten, mit und ohne Stiel, Forken, 2=, 3= und 4zinkig, Harken, Hacker, Sandschaufeln, Baumsägen u. s. w. empfiehlt in großer Auswahl

                                                    W. Wieschendorf.

Vorsicht beim Einkaufe von
Zacherlin

Kunde: " . . . Ich will kein offenes Insectenpulver, denn ich habe Zacherlin verlangt! . . . Man rühmt diese Specialität mit Recht als das weitaus beste Mittel gegen jederlei Insecten, darum nehme ich nur: eine versiegelte Flasche Zacherl an!".

Niederlage bei Aug. Spehr in Schönberg.

1 leichter ein= u. zweispänner, sowie
1 neuen vierspänner Bauwagen
hat zu verkaufen                                                    
                                                    Schmiedemeister G. Stein.
                                                    Herrnburg hei Lübeck.

Auf dem Schulgehöfte zu Teschow wegzugshalber sofort zu verkaufen:

1 im Mai kalbende Kuh, 2 junge Schafe, 1 Zugänger, 7 Bienenstöcke.

Zu verkaufen:                          
gute Ferkel
in der Meierei Bauhof=Schönberg.                                                    

Petroleum-Kochapparate,
von der billigsten bis zu der besten Sorte,
Vogelbauer, sehr stark gearbeitet u. ff. lakirt,
Grabkränze u. =Kreuze
in reicher Auswahl empfiehlt                                                    
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.

Wer durch einen Anstrich mit
Carbolineum
sicheren u. dauernden Schutz d. Holzes erzielen will, wähle nur die echte, seit 16 Jahren bewährte Originalmarke
Avenarius
D. R.-Patent No. 46021.
Prospekte durch die Fabrikniederlage
Aug. Spehr, Schönberg.

Verzinkten Draht in jeder Stärke,
Drahtgeflecht in jeder Breite und Maschenweite in großer Auswahl empfiehlt

                                                    C. Schwedt.

Habe zu Michaelis 1892 meine ganze                          
1. Etage
von 5 Zimmern, wovon 2 nach vorne, zu vermiethen.
                                                                             Frau Caroline Bruhn.
Schönberg i/M.                                                     Sabowerstraße Nr. 16.

Eine geräumige                          
Wohnung

nebst Stallplatz und Gartenland hat zu Michaelis d. J. zu vermiethen

                                                    Büdner Heibey. Rupensdorf.

Zu Michaelis d. J. ist eine                          
kleine Wohnung
zu vermiethen.                                                    
                                                    Lübeckerstraße Nr. 2.

Gesucht wird ein kräftiger junger Mann als
Lehrling
für unsere Brauerei.                                                    
                                                    Ratzeburger Actien=Brauerei.
C. Spangenberg, Braumeister.

Gesucht zum 1. Mai d. J.                          
ein junges Mädchen

zur Erlernung des Haushaltes oder ein junges Mädchen als Stütze der Hausfrau, am liebsten vom Lande.

                                                                         W. Dölle.
Ratzeburg.                                                        Gastwirth.

Gesucht
in Schönberg zu Johannis d. J. ein                          
Mädchen
für die Küche an Stelle eines sich verheirathenden.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.

Gutmann's Corset's. (Patent angem.) Mit neuen garantiert unzerbrechlichen elastischen Einlagen als Ersatz für Fischbein u. Stahl. ----------------------------------------------- Sämmtliche Einlage, auch die Hüftfedern sind rostfrei und unzerbrechlich.

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Corsetts sind in großer Auswahl neu eingetroffen, darunter besondere Neuheiten als: Taillenschutz-Corsetts, Automaten-Corsetts       mit Vorrichtung zum Entfernen und Ergänzen der Corsett=Einlagen ohne Trennen der Naht. Patent Nr. 1645. Alleinverkauf für Schönberg und Umgegend bei Hugo Heincke.

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enthält ca. 2 1/2 pCt. Stickstoff, 2 1/2 pCt. Kali, 6 1/2 pCt. Phosphorsäure, 25 pCt. kohlens. Kalk und Magnesia, 15 pCt. schwefels. Kalk etc., entsprechend ca. 16 pCt. Chili=Salp., 4,70 Schwefels. Kali, 40,6 Thomasphosphatmehl a 16 pCt. etc. - Preis Mk. 4. 80 Pfg. ab Billwärder, Mk. 4. 90 Pfg. frei Hamburger Bahnhöfe per Brutto=Centner incl. Sack minus 2 pCt. gegen Kasse.

Prospecte und Musterproben stehen zur Verfügung.
Hamburg-Billwärder.                                                     Kohrs, Behnke &. Co.

Schmiede- u. Schlosser=Innung.

Versammlung am Dienstag, den 19. April, Nachmittags 2 Uhr.

                        Tagesordnung:
1. Einzahlung des Betrages zur Innungskasse und zum Verband, sowie für die Schmiedezeitung.
2. Aufnahme von einem Meister, Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen.
3. Allgemeine Besprechungen.

                                                    Der Vorstand.

Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Sonnabend Nachmittag 3 Uhr Beerdigung des Kameraden Kleinfeldt aus Ollndorf. Um zahlreiche Betheiligung der Kameraden bei dieser Beerdigung wird gebeten.
Antritt Nachmittags 2 1/2 Uhr vor dem Vereinslokale.

                                                    Der Vorstand.

Gartenbau-Verein.

Versammlung Freitag den 8. April abends 8 Uhr bei Herrn Gastwirt Maass
        1. Vortrag von Herrn Präve über Blumenkohl.
        2. Besprechung über Sämereien und Aussaat.

                                                    Der Vorstand.

Strohhüte
empfing in großer Auswahl und empfiehlt billigst
                                                    Hugo Heincke.

ff. Weizenmehl 10 1,65 M.
alten Holsteiner Käse á Pfund 20 ., im Ganzen 18 .
Lübecker Braunbier
auf Gebinden von M. 1,20 und 2,40
Doppelbraunbier
auf Bestellung empfiehlt                          
                                                    Max C. Sass.

Spaten, Forken, Hacker, Harken, Schaufeln mit und ohen Stiel, Baumkratzer, Baumsägen, sowie alle Frühjahrs-Artikel
in großer Auswahl empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.

Eine Auswahl Grabkreuze
in hübschen Mustern verkaufe ich billig.                                                    
                                                    C. Schwedt.

Neuheit!
Unzerbrechliche Klapp-Tafeln
bei H. Brüchmann.

Lasse meinen 4jährigen Fuchshengst vom Schlütter, Mutter: Figaro, Blenhein, Flüchtig, Norfolk u. s. w. decken.

Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892.                                                    Stamer.

Bekanntmachung.

Diejenigen Stuten, welche von meinen in Schönberg stehenden Hengsten bis 1. Juli nicht tragend werden, können bis 1. October bei mir kommen.

Schlagresdorf.                                                     J. Hecht.
                                                                                Hauswirth.

Allen denen, die unserm lieben Manne und Vater, dem Webermeister Johann Lüth, die letzte Ehre erwiesen und seinen Sarg reich mit Kränzen schmückten, sowie dem Herrn Pastor Krüger für seine trostreichen Worte sagen wir unseren herzlichsten Dank.

                                                    Die Hinterbliebenen.

Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 10. April.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Nachmittags (2 Uhr): Prüfung der Confirmanden
Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.

Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.

Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 15.

Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

Beilage
zu Nr. 29 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. April 1892.

- In der Nacht zum Sonntag ist in Ludwigslust ein Dragoner desertirt. Die begleitenden Umstände sind so merkwürdig, daß sie wohl verdienen, mitgetheilt zu werden. Am Sonnabend erschien der betreffende Dragoner im Marstall des Prinzen Heinrich XVIII. Reuß, welcher hier als Kommandeur der 17. Kavalleriebrigade residirt, und erkundigte sich in auffälliger Weise nach verschiedenen Umständen, unter Anderem auch, ob die Hunde des Prinzen bissig seien. In der Nacht zum Sonntag, gegen 1 Uhr, sah ein Nachtwächter einen Reiter zum Thore hinausziehen, und am Morgen entdeckte der Besitzer des Pferdes, welches in einem Gasthof untergebracht war, daß das Thier verschwunden war. Zu gleicher Zeit wurde im Marstall des Prinzen Reuß eine Livree vermißt, und in der Kaserne war der Dragoner verschwunden.
- Ueber die Stärke der socialdemokratischen Gewerkschaften sprach sich Regierungsbaumeister a. D. Keßler am Dienstag Abend in einer Tapezier=Versammlung zu Berlin wenig günstig aus. Die ganze Gewerkschafts=Organisation, so meint Keßler, sei immer noch "für die Katze". Von 200 000 Tischlergesellen in Deutschland gehörten dem Verbande vielleicht 13000 an und deren Anwerbung habe große Kosten verursacht; mit den Schuhmachern stehe es noch ungünstiger und es lohne kaum, die Zahl zu nennen. Der Maurerverband zähle etwa 8000 Mitglieder; feste Organisation hätten nur die Buchdrucker und die Töpfer. Das ganze Gewerkschaftswesen würde nothwendig eine völlige Umgestaltung erfahren müssen. Der Ausstand sei heute nur noch ein Guerilla=Krieg.
- In den reichen amerikanischen Familien scheint es jetzt Mode geworden zu sein, die Töchter nach Europa, insbesondere nach Deutschland zu verheirathen. Nachdem vor nicht langer Zeit die älteste der sechs Töchter des reichen Newyorker Brauerei=Besitzers Georg Ehret dem Vaterhause Valet gesagt, um ihrem erwählten Gatten Frhrn. v. Zedlitz nach Deutschland zu folgen, hat am Montag voriger Woche Fräulein Julia Ehret an der Hand eines wohlerfahrenen Führers, des Herrn Ernst Stangen, ältesten Sohnes des Berliner Reiseunternehmers Karl Stangen, Reserve=Lieutenant im preußischen Kaiser Franz=Garde=Grenadier=Regiment, die Reise in den Ehestand angetreten. Herr Ernst Stangen ist bereits in allen Welttheilen bekannt; er hat schon mehrfach große Gesellschaftsreisen dirigirt und wird sicherlich seinem Renommée auch auf der en deux am Dienstag an Bord des Dampfers "Spree" unternommenen Gesellschafts= bezw. Hochzeitsreise nach Berlin Ehre machen.
- Der Zirkusdirektor und Kommissionsrath Renz in Berlin, der schon seit ungefähr 3 Wochen schwer erkrankt war, ist in der Nacht zum Sonntag gestorben.
- Um 500 Mark ist ein Schnellläufer namens Koch von Hamburg nach Berlin, das sind ca. 36 deutsche Meilen, in 18 1/2 Stunden gelaufen. Er kam pünktlich in Berlin an, trotzdem er kurz vor der Stadt erschöpft zusammenbrach. Nach kurzer Stärkung konnte er aber die Tour fortsetzen und gewann die Wette.
- Eine entsetzliche Familientragödie macht in Bremen viel von sich reden. Kurz nach Weihnachten verschwand die Ehefrau eines hiesigen Zollbeamten mit ihren beiden Kindern. Man glaubte zunächst, daß die Frau zu Verwandten gereist sei. Da dies aber nicht der Fall war, wurden Befürchtungen laut, daß die unglückliche Frau mit ihren Kindern in den Fluthen der Weser den Tod gesucht habe. Leider hat sich diese Annahme in vollem Umfange bestätigt. Vor einiger Zeit fand man die Leiche eines der vermißten Kinder in der Weser, und gestern zogen Fischer unterhalb der Reparaturwerkstätte des Norddeutschen Lloyd mit ihrem Netze die stark verwesten Leichen der Frau und des zweiten Kindes hervor. Die Unglückliche hatte das Kind mit einem Tuch um ihren Leib befestigt.
- Am 1. April ging aus Bremerhaven der Lloyddampfer "Oldenburg" mit 2485 Reisenden nach Baltimore ab. Dies ist die größte Anzahl von Reisenden, die je mit einem Dampfer von dort befördert worden ist.
- Im Haus des Regierungspräsidenten Grafen Wilhelm Bismarck in Hannover ist am Sonntag Morgen ein Diener im Badezimmer tot aufgefunden worden. Allem Anschein nach ist der Tod durch Ausströmen von Gas aus dem Gasheizofen herbeigeführt worden. Als ein Mädchen auf der Suche nach dem Diener die Badezimmerthür öffnete, erfolgte eine Gasexplosion, durch die das Mädchen schreckliche Brandwunden erlitten hat.
- Die Sitte der Kriegervereine, bei der Beerdigung von Vereinsmitgliedern Salven abzugeben, führte in Bochum einen beklagenswerthen Unglücksfall herbei. Bei der Beendigung eines Angehörigen des dortigen Kriegervereins war ein Gewehr scharf geladen. Bei der Salve stürzte einer der Leidtragenden zu Tode getroffen nieder.
- Einen etwas derben Aprilscherz leisteten sich die Oldenburger "Nachrichten für Stadt und Land", indem sie sich aus Berlin telegraphiren ließen, daß der Kaiser am Freitag, abends 6 1/2 Uhr, zu zweitägigem Aufenthalt in Oldenburg eintreffen würde. Die Folge hiervon war, daß ganz Oldenburg, jung und alt, zur genannten Zeit zum Bahnhof eilte. Tausende harrten der Ankunft des Kaisers. Aber welche Enttäuschung! Sowohl beim dortigen Hofe als bei der Eisenbahn=Direction war von der Ankunft nichts bekannt. Die freudigst erregten Oldenburger mußten den Heimweg wieder antreten mit dem Bewußtsein, in den April geschickt gewesen zu sein.
- Am 30. März, abends, stürzte in Paris in einer Kaserne der Fußboden eines Saales ein, in dem gerade der Dienst verlesen wurde. Von 150 Soldaten sind 54 verletzt, jedoch keiner tödtlich.
- In Budapest lebte in den letzten Jahren ein gewisser Johann Brauca als Bettler von den ihm gespendeten Almosen. Er speiste in der Volksküche und ging in zerfetzten Kleidern einher. Als er vor kurzem starb, fand die Behörde in seinem Nachlasse Werthpapiere in der Höhe von 100 000 fl.
- Von einem Falle barbarischer Tierquälerei, welcher viel Unheil angestiftet hat, berichten die russischen Blätter. Im Gouvernement Nischny=Nowgorod hatten die Kinder eines wohlhabenden Bauern eine Katze eingefangen, dieselbe mit Petroleum bestrichen und hierauf angezündet. Das unglückliche Thier stürmte fort und war mit einem Satze auf dem Bodenraume angelangt, wo das Strohdach alsbald in Flammen stand. Es brannten hierbei acht Bauernhäuser ab, darunter auch das des Vaters der schuldigen Kinder, welcher noch außerdem 25 000 Rubel in Werthpapieren und Schuldverschreibungen durch das Feuer verlor.
- Unter den ausgewiesenen russisch=jüdischen Familien in den Auswanderungsbaracken zu Eydkuhnen wüthen Scharlach und Diphtheritis in der ärgsten Weise. Die Baracken mußten geräumt werden, etwa 80 Familien wurden nach Rußland zurückbefördert.
- Ein colossaler Bergsturz hat, wie aus Kopenhagen gemeldet wird, auf Möen stattgefunden. Von dem bis weit in die Ostsee hinein sichtbaren Kreideberge Stevns Klint ist der größte Theil des bekannten "Mandekop" in einer Länge von 300 Fuß und einer Breite von 60 Fuß mit einem furchtbaren Getöse abgestürzt, das auf der ganzen Insel gehört wurde. Am Fuße des Berges hat sich im Meere ein Vorland von 400 Fuß Ausdehnung gebildet. Drei Fischerboote entgingen glücklich der Gefahr, unter dem Absturz begraben zu werden, während ihre ganzen Fischereigeräthe verloren gingen.
- Electrizität aus Kohle. Thomas Edison

hat neuerdings eine Entdeckung gemacht, deren Umsetzung in die Praxis eine vollständige Umwälzung auf dem gesamten Gebiet der Industrie und des Maschinenbaues herbeiführen wird. Es sind sieben Patentansprüche, die von Edison gestellt und ihm gewährt worden sind. Darin handelt es sich um nichts weniger als um die directe Erzeugung von Electrizität aus Kohle, während die electrischen Kräfte bis jetzt auf dem umständlichen Weg der Dampferzeugung durch Verbrennung der Kohle und des Betriebes von Dynamos durch die Dampfmaschine gewonnen werden mußten. Das Wesentliche dieser sieben Patentansprüche besteht darin, daß Kohle oder ein kohlenstoffhaltiger Körper in hoher Temperatur der Einwirkung eines Stoffes ausgesetzt wird, mit dem er sich dabei verbinden kann, während das positive Element, das mit dem genannten Gemenge in Kontact gebracht wird, von dem gedachten Stoff in keiner Weise beeinflußt werden darf. Dadurch soll bei genügend hoher Temperatur ein mächtiger Strom erzeugt werden. Der auf den Kohlenkörper einwirkende Stoff ist von Edison als Bleioxyd angegeben, während die Natur des positiven Elements nicht näher bezeichnet ist. Berücksichtigt man nun, daß Edison alle seine Patente, denen er seine Weltberühmtheit verdankt, erst dann angenommen hat, wenn er auch der praktischen Erfolge sicher war, so ist die Spannung, mit welcher man der Ausbeutung des genannten Patentes entgegensieht, vollständig erklärlich.
- Die in diesen Tagen im Zuchthause Sing=Sing (New=York) vollzogene Hinrichtung, die des italienischen Mörders Jeremiah Cotto, gewährte ein noch entsetzlicheres Schauspiel als die früheren. Drei electrische Ströme erreichten nicht ihren Zweck. Der Unglückliche knirschte mit den Zähnen und die Gliedmaßen zogen sich krampfhaft auseinander und dann wieder zusammen. Erst als der Strom zum vierten Male angelassen wurde, gab der Delinquent den Geist auf. Augenzeugen versichern, daß der Anblick so furchtbar war, daß keiner von den Zuschauern daran zweifelte, das die Rückkehr zu der alten Hinrichtungsweise des Hängens eine absolute Nothwendigkeit sei.
- In New=Orleans hat am Sonntag in den Baumwollen=Lagern eine große Feuersbrunst gewüthet. An 80 000 Ballen Baumwolle sind verbrannt, der Gesamtverlust wird auf 2 1/2 Millionen geschätzt.
- Mittel gegen den Kornwurm. Kornwürmer werden vom Speicher durch die Ausdünstungen des Hanfes vertrieben. Man brachte zufällig auf einen Speicher, auf welchem Korn vom Wurm angefressen lag, Hanfsamen und fand am darauf folgenden Morgen das Gebälk des Speichers mit Kornwürmern überzogen, welche nach dem Dachgiebel flüchteten. Das Korn wurde umgewendet und man sah die Würmer 6-7 Tage lang ihren Weg nach dem Dachgiebel nehmen.

Die Kunst, ein Weib zu nehmen.

Wie der Mann es anstellen soll, um zur rechten Zeit ein Weib zu nehmen und mit diesem glücklich zu werden, ist eine Frage, derentwegen sich schon viele geistreiche Leute die Köpfe zerbrochen haben. Mit der billigen Regel: "Jung gefreit, hat niemand gereut!" ist leider nichts bewiesen, denn es hat von jeher zahlreiche Ehen gegeben und wird es immer geben, bei denen das Pärchen in der Zeit der schönsten Jugendblüte zusammengekommen ist und die doch höchst unglücklich verlaufen sind. Zur Lösung des wichtigen Problems beizutragen, nimmt jetzt Paolo Mantegazza das Wort, und der Florentinische Gelehrte darf wohl den Anspruch erheben, mit seiner Ansicht vor anderen gehört zu werden. Aber sein Buch: "L'Arte bi prender moglie", "Die Kunst, ein Weib zu nehmen", das zwar erst in Kürze erscheinen, dessen Inhalt jedoch durch umfassende Auszüge bereits jetzt bekannt wird, läßt, mag es auch vieles Richtige, in feinfühliger Beobachtung und gereifter Erfahrung Wurzelnde enthalten, und geistreiche Anregungen mancherlei Art geben, das Räthsel doch ungelöst. "Grau, theurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens Baum!" Dieser Ausspruch unseres größten Dichters, der auch ein großer Menschenkenner war, schlägt die Weisheiten Mantegazzas aus dem Felde. Wie Menschen sich einander finden und begehren, einander angehören, sich ergänzen oder abstoßen, glücklich oder unglücklich mit einander werden, das ist in so geheimnißvollen, zarten Regungen der Psyche begründet, das sich darüber keine Regeln aufstellen lassen. Nach Mantegazza soll, wer gut wählen will, viel gesehen und geliebt haben und gereift sein. "Don Juan ist den Frauen stets sympathischer erschienen als der keusche Josef." Mit solchen Ansichten wird jedenfalls ein Theil der Männerwelt sich gern einverstanden erklären. Was Mantegazza über die Heirathen zwischen männlichen und weiblichen Personen der verschiedenen Altersstufen sagt, ist nichts neues und im ganzen billige Weisheit. Der Mann 25-35, die Braut 18-25 Jahre alt, scheint ihm das richtigste Heirathsalter, doch giebt er zu, daß auch gleichaltrige Paare, selbst in vorgeschrittenen Jahren, daß ein reifer Mann und selbst ein Greis die glücklichste Ehe führen können. Nur die Heirath zwischen einem Jüngling und einer alten Frau verurtheilt er auf's strengste: "Eine Ehe zwischen einem jungen Menschen aber und einer betagten Frau ist etwas Abscheuliches, denn die Beweggründe, die zu einer solchen Ehe führen, sind so verwerflich als möglich: Der Mann verkauft seine Jugend für Geld, und die Frau, die kein Recht mehr auf Liebe hat, kauft ihn wie eine Waare." Durch seine Untersuchungen und Auseinandersetzungen gelangt Mantegazza zu einer Reihe von praktischen Regeln, die wohl recht vernünftig sein mögen, die nur leider den großen Fehler haben, daß der Verliebte im kritischen Moment weder an sie denken, noch, wenn sie ihm wirklich gegenwärtig sein sollten, sich nach ihnen richten wird, und Mantegazza wird trotz all seines gelehrten Ansehens die Verliebtheit der Heirathslustigen nicht aus der Welt schaffen. Nach seiner Anweisung soll der heirathslustige Mann nicht nur geraume Zeit seine Erwählte in all ihrem Thun und Treiben eingehend beobachten, sondern sich auch nicht schämen, die Dienstboten über sie auszufragen. "Vor diesen fallen gewöhnlich alle Verstellungskünste, sie allein sehen die Herrschaft in ihrer moralischen Nacktheit." Mantegazza scheint wenig danach zu fragen, was die betreffenden jungen Mädchen zu einem solchen Spionirsystem sagen würden. Wir meinen, ein Korb würde die sicher zu erwartende Antwort sein. Als die idealste Frau gilt dem Verfasser "eine Waise", deren Eltern vielleicht auf unnatürliche Art ums Leben gekommen sind; "denn eine Waise, deren Eltern an einer Krankheit allzufrüh ins Grab gesunken sind, soll man schon mit Rücksicht auf das kommende Geschlecht nicht heirathen." Man sieht, Mantegazza überbietet in diesem Punkte noch unsere modernsten Naturalisten, und der herbe Egoismus, der aus den Dramen Ibsen's und Hauptmann's spricht, artet bei dem feinfühligen Professor fast bis zur Gemüthsroheit aus. Und endlich läßt Mantegazza eine große Hauptsache völlig außer Acht, er spricht wohl von der Kunst, ein Weib zu nehmen, aber nicht von der weit schwierigeren, ein Weib zu bekommen, wenigstens ein solches Weib, wie es nach des Gelehrten Anforderungen an Glück beschaffen sein muß. "Wünschen wir eine ideale Ehe, so müssen sich die Körper, die Herzen und auch die Intellekte heirathen. Und in diesem Fall haben wir in unserer Genossin zu suchen nach einer diskreten Bildung, einem ausgesprochenen Geschmack für alles Schöne, nach einem ausgebildeten Beobachtungssinn und einer Beurtheilung der menschlichen Charaktere. Sind alle diese Eigenschaften in einer Frau vereinigt, ist sie auch noch hübsch und gut, so sagt kühn, daß ihr der beglückteste Mann auf Erden seid!"
Notabene, fügen wir hinzu, wenn sie die Eurige wird, was der große Paolo zu sagen vergißt. Das Suchen ist eine Sache, die in unserer Gewalt steht, nicht aber das Finden. Und wenn ein Heirathslustiger eine Perle von Frau, wie die geschilderte, wirklich gefunden und, was in diesem Fall natürlich, ja selbstverständlich ist, sich bis über die Ohren in sie verliebt hat, wird er selber die Kunst besitzen, der Auserwählten zu gefallen, wird er sicher sein dürfen, daß sie zu seinem Antrag Ja sagt? Man sieht, es giebt noch eine Menge von Fragen, die sich um das Glück der Ehe drehen, und die alle zu beantworten, auch eine ganze Bibliothek gelehrter Bände aus der Feder eines geistvollen, aber etwas stark naturalistisch angehauchten Mantegazza nicht ausreichen würde.