[ => Original lesen: 1892 Nr. 27 Seite 1] Wahlskizzen.
(Eingesandt.)
Die Würfel sind gefallen. Es steht zwar noch nicht fest, wer von den Kandidaten als Sieger aus der Wahlurne hervorgehen wird, aber so viel dürfen wir jetzt schon sagen, daß es für unsere Verhältnisse hier im Fürstenthum ziemlich einerlei ist, wer von den beiden Kandidaten gewählt ist. Hier wird nichts geändert, bis der Verfassungsstreit beseitigt ist, und dazu ist leider noch wenig Aussicht. Es wird aber für unsere Leser gewiß von Interesse und zugleich lehrreich sein, wenn wir die Agitation der freisinnigen Partei, ihre Mittel und deren Anwendung und die letzte Wählerversammlung beim Gastwirt Boye etwas näher beleuchten.
Kaum war das Wahlresultat der Hauptwahl bekannt und die Stichwahl angeordnet, als auch die Agitatoren der freisinnigen Partei sofort wieder an die Arbeit gingen. Es galt die Stimmen der Sozialdemokraten zu gewinnen, ohne die der freisinnige Kandidat nicht siegen konnte. Durch bedeutende Mittel unterstützt - man spricht von einigen tausend Mark - bereisten junge Kaufleute und Handwerker die Dörfer und bearbeiteten die Sozialdemokraten. Herr Schriftsteller Buddi=Güstrow zog gleich dem gehörnten Siegfried mit einigen Genossen durch das Land und hielt in Demern, auf der Bäck und in Mannhagen wuchtige Reden. Für Schönberg dagegen waren Lübecker Hülfstruppen herangezogen. Herr Gewerbeschuldirektor Lange war mit einigen älteren und mehreren, zum Teil recht jugendlichen Freunden erschienen, um die Sozialdemokraten und Handwerker zu versöhnen, welche von Herrn Wilbrandt und noch mehr von dessen Parteigenossen Herrn Dr. Witte etwas unsanft behandelt worden waren. Darauf war die ganze Rede des Herrn Direktors genau berechnet.
Der zweite Redner verabreichte das preußische Volksschulgesetz mit wenig Witz, noch weniger Sachkenntnis, aber desto größerem Behagen.
Beim dritten Redner, Potthast soll sein Name sein, zeigte sich recht deutlich, daß manche Menschen die Welt und die Politik von recht absonderlichen Standpunkten aus betrachten. Herr Potthast hatte sich dazu eine Heringstonne ausgewählt. Er erzählte eine ganz unkontrollierbare Geschichte. Er sei einmal als gemeiner Soldat mit 125 Mann und einem Hauptmann beim Grafen Schwerin einquartiert gewesen. Während nun der Hauptmann auf's beste verpflegt worden, wäre er im Schafstall einlogiert und nur mit schlechten Pellkartoffeln und noch schlechteren Heringen abgespeist. "Nun können sie sehen, rief Herr Potthast aus, was für ein Herz der Graf für den gemeinen Soldaten, für den gemeinen Mann hat."
Die hiesige freisinnige Partei macht übrigens gar kein Hehl daraus, daß dieser Herr und diese Rede ihnen den Wahlkarren in dieser Versammlung in den Graben gefahren hat. Sein Auftreten wird selbst von Freisinnigen aufs schärfste verurtheilt.
Die anderen Lübecker hatten sich als Claqueurs im Saal vertheilt und bei passenden und nichtpassenden Gelegenheiten applaudierten sie so kräftig, daß auch manche harmlose Wähler gutmütig mitklatschten. So wurde Stimmung für den freisinnigen Kandidaten gemacht.
Die gehässige, persönliche Art und Weise aber, wie der dritte Redner den Character des Grafen Schwerin in den Schmutz zu ziehen suchte, trieb Herrn Realschullehrer Schmidt auf die Tribüne. Er erklärte, daß er einen nationalliberalen Kandidaten auf keinen Fall öffentlich bekämpft (Die Eisenbahnzeitung berichtet irrtümlich: "Einen Nationalliberalen hätte er gewählt.") und selbst dem freisinnigen wie bisher aus Rücksicht auf seine Lehrerstellung auch diesmal nicht entgegengetreten wäre, falls der dritte Lübecker Redner nicht den Wahlkampf auf das gehässigste Niveau herabzuzerren sich erlaubt hätte. Er fertigte den Heringstonnenpolitiker aber in wenigen kräftigen Ausdrücken ab, wies auf die gemeine Art und Weise hin, aus einer solchen uncontrollierbaren Geschichte Kapital für die Wahl zu schlagen und wandte sich dann den Ausführungen des zweiten Redners zu. Ueber das Volksschulgesetz sei viel geschimpft und doch glaube er, daß die wenigsten Wähler ein Urteil darüber fällen dürften. Als er nun die Probe für seine Behauptung machte und aufforderte, daß sich derjenige melde, der den Entwurf überhaupt nur gelesen habe, blieb alles mäuschenstill im Saal. So waren die letzten beiden Redner abgefertigt, daß sie kein Wort mehr erwiderten und wie arme Sünder in einer Ecke des Saales standen.
Darauf wandte sich der Redner auch gegen die Ausführungen des Herrn Directors Lange und in dem nun folgenden fast 2stündigen Redeturnier zeigte sich Herr Schmidt als ein außerordentlich gewandter und schlagfertige Redner, der das ganze Gebiet der Sozialpolitik und der politischen Parteigeschichte vollkommen beherrscht. Wiederholt versuchte Herr Direktor Lange seinen Gegner aus dem Felde zu schlagen, aber er hatte sich geirrt, er hatte eben seinen Mann gefunden. Immermehr trieb ihn Herr Schmidt in die Enge und als er schließlich auf die bestimmte, aber wichtigste Frage der ganzen Sozialpolitik antworten sollte, auf die Frage nämlich: "Halten Sie, Herr Direktor, die Selbsthilfe der Arbeiter und besonders der kleinen Handwerker für ausreichend, oder muß Staatshilfe hinzukommen?" mußte er erklären, daß die Selbsthilfe nicht ausreiche und Staatshilfe hinzukommen müsse. Herr Dr. Witte hatte nämlich im Gegensatz dazu erklärt, daß der Grundfehler der ganzen Arbeiterschutzgesetzgebung in dem sozialistischen Grundgedanken, nämlich der Staatshülfe liege. Maßgebend sei daher für das Urteil der Wähler natürlich nicht der Standpunkt des Herrn Lange, sondern der des Herrn Dr. Witte. So endete die interessante Versammlung.
Die Konservativen aber haben vor der Stichwahl nicht ihre Schuldigkeit gethan und sind leider unmittelbar vor der Krisis erlahmt.
Die Sozialdemokraten haben sich für die Fußtritte der freisinnigen Partei damit bedankt, daß sie dem Verfasser der "Irrlehren" und der "Zukunfts=
[ => Original lesen: 1892 Nr. 27 Seite 2]bilder" wahrscheinlich einen neuen Gefolgsmann in den Reichstag schicken.
Laut Meldung der Kobl. Ztg. bewohnt das Kaiserpaar diesen Herbst einige Zeit abwechselnd Schloß Stolzenfels und das Koblenzer Schloß, da sich die Kaisermanöver bis in die Gegend von Koblenz erstrecken werden. Nach früheren Nachrichten soll auch die Königin von England diesen Sommer acht Tage auf Stolzenfels wohnen wollen.
Wie den Hamb. Nachr. aus Christiania geschrieben wird, soll es bestimmt sein, daß Kaiser Wilhelm gegen den 9. Juli an Bord der "Hohenzollern" im Hafen Bodö in Nordland eintreffen wird, um von dort nach der Walfängerstation der Herren Giäver in Skaarö abzureisen. Hier steigt der Monarch an Bord eines der Fangschiffe, um auf den Walfang zu gehen.
Die Anordnung des Justizministers, das Anklagen wegen Majestätsbeleidigungen gegen die Presse nur mit seiner Genehmigung erhoben werden sollen, wird jetzt von offiziöser Seite auf den persönlichen Wunsch des Kaisers zurückgeführt.
In Reichstagskreisen faßt man das getroffene Arrangement in der Reichskanzlerkrisis lediglich als ein Provisorium auf. Das Ende wird wahrscheinlich die Uebernahme des Reichskanzleramts durch den Grafen Eulenburg sein.
Im preußischen Abgeordnetenhause gab zu Beginn der Montagssitzung der neue Ministerpräsident Graf Eulenburg die Erklärung ab, daß die Regierung auf die weitere Berathung des Volksschulgesetzes mit Rücksicht auf die unüberbrückbaren Gegensätze, die sich dabei herausgestellt haben, verzichte.
In aller Eile ist vor Thoresschluß noch ein Nachtragsetat für strategische Bahnen in Höhe von 9 643 400 Mk., der vom Bundesrath bereits genehmigt worden ist, an den Reichstag gelangt. An dem Bau der Bahnen sind Preußen und Baden betheiligt, die Gesammtsumme, von der obige Summe die erste Rate ist, soll 30 Millionen Mk. betragen. Es handelt sich um den Neubau einer Linie von Röschwoog, Station der Strecke Gerenensheim=Straßburg, in der Richtung auf Karlsruhe mit Ueberbrückung des Rheins bei Boppenheim; den zweigleisigen Ausbau der Strecken Thorn=Korschen, Trier=Landesgrenz=Diedenhofen, Saaralben=Bendsdorf, Saaralben=Obermodern, Obermodern=Hagenau, Hagenau=Röschwoog, ferner zur Herstellung besonderer Ergänzungsanlagen an verschiedenen Punkten.
Die neue Selbsteinschätzung ergab in Berlin einen Mehrertrag von mehreren Millionen der direkten Steuern. Der Kommunalsteuer=Zuschlag wird in Folge dessen von hundert auf siebzig Prozent herabgesetzt werden können.
Die Berliner Medizinische Gesellschaft hatte sich mit 400 gegen 30 Stimmen gegen eine Erweiterung der Disziplinarbefugnisse der Aerztekammer ausgesprochen. Dagegen theilt die offiziöse "Nordd. Allg. Ztg." folgendes mit: Am vorigen Sonnabend haben einige schlesische Apothekenbesitzer im Kultusministerium eine Eingabe, betr. die Einführung einer Standesvertretung der Apotheker, überreicht. Sie wurden an Stelle des verhinderten Ministers vom Unterstaatssekretär v. Weyrauch empfangen, der sich über den Gegenstand der Petition sehr sympathisch äußerte. Er erkannte an, daß eine Standesvertretung, ähnlich der der Aerzte, nach verschiedenen Richtungen hin empfehlenswerth sei und betonte namentlich, daß eine solche wesentliche Dienste bei der Vorbereitung des Entwurfs einer Apothekenordnung leisten könne.
Die Kaiserin von Oesterreich übersandte der Gräfin Raineria Waideck (Tochter des verstorbenen Erzherzogs Heinrich) die Insignien einer Sternkreuzordensdame mit einem liebenswürdigen Handschreiben. Durch die Aufnahme unter die Zahl der Sternkreuzordensdamen wird Gräfin Waideck ein= für allemal für hoffähig erklärt.
Der russische Botschafter in Paris, Baron Mohrenhein, hat nunmehr den früheren König Milan von Serbien, der bekanntlich in Paris haust, davon verständigt, daß seiner Bitte um Aufnahme in den russischen Staatsverband willfahrt sei. Milan Obrenowitsch empfängt überdies aus der kaiserlichen Privatschatulle eine monatliche Pension von 4000 Rubeln, falls er nicht ohne Einwilligung der russischen Regierung nach Serbien geht. Ebenso hat der kaiserliche Fonds die Garantie für das von ihm bei Wolga=Kamabank angestrebte Anlehen übernommen.
Wie man aus Rom meldet, ist zwischen dem Vatikan und Deutschland eine merkliche Erkältung eingetreten und die Verstimmung des Papstes im Wachsen begriffen. Die amtliche vatikanische Presse beginnt bereits einen offenen Feldzug gegen die deutsche Regierung. Der "Moniteur de Rome" bringt Artikel voll bitterer Ausfälle gegen den Kaiser und die deutsche Regierung.
Die Lage im englischen Kohlendistrikt Durham hat sich sehr ernst gestaltet. Die Londoner Polizei ist völlig außer Stande, die Ruhe aufrecht zu erhalten, und es sind daher aus verschiedenen Garnisonen Abtheilungen Dragoner und Infanterie dorthin abgeschickt worden. Die Hauptschwierigkeit für eine Verständigung liegt darin, daß die Grubenbesitzer jetzt auf einer Lohnherabsetzung von 15 bis 20 Prozent bestehen, anstatt 10 Prozent, wie sie ursprünglich verlangt hatten. Neuerdings ist auch die gesammte Kohlenindustrie von Süd=Wales mit Stillstand bedroht, da der Verband der an den Kohlengruben Wales beschäftigten Maschinisten beschlossen hat, vom nächsten Donnerstag an der angekündigten Lohnherabsetzung durch einen Streik entgegenzutreten.
- Schönberg, Am Sonnabend voriger Woche fand hier die diesjährige Generalversammlung des Herbergs=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg statt, die leider ziemlich schwach besucht war. Der Vorsitzende Pastor Krüger erstattete den Bericht über das Jahr 1891. Der Verein ist im vergangenen Jahre sehr gewachsen, er zählt jetzt in 77 Ortschaften 715 Mitglieder. Freilich bedarf es auch großer Mittel, da im Laufe des Jahres auf der hiesigen Station 5797 Gäste und auf der Station Carlow 318 Gäste verpflegt worden sind. Die Jahresausgabe betrug 3774,42 M., die Einnahme dagegen 3780,64 Mk. Hoffentlich werden ihm auch in Zukunft die Mittel zur Fortführung der Station nicht fehlen. Ein Eingehen derselben würde ein Unglück für unser Land bedeuten. Es herrscht ja auch überall nur eine Stimme darüber, daß seit Einrichtung der Station die Bettelei im Lande fast aufgehört habe. - Die statutengemäß ausscheidenden Vorstandsmitglieder: Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf, Hausw. Freitag=Gr. Rünz, Pastor Horn=Selmsdorf wurden wieder gewählt. Für Herrn Kaufmann Heitmann trat Herr Stadtsecretair Schreep als Kassenführer in den Vorstand ein. Ueber die Nothwendigkeit und Möglichkeit einer Stationsarbeit für alle Gäste wurde längere Zeit debattirt. Hoffentlich wird sich da ein Weg finden lassen.
- Schönberg. Im Reichs=, Post= und Telegraphengebiet kommt vom 1. April ab für den inneren Telegraphendienst mitteleuropäische Zeit zur Anwendung. Demgemäß werden Aufgabezeit und Beförderungsvermerke auf den Telegrammen nach mitteleuropäischer Zeit niedergeschrieben, nur die Ausfertigungsvermerke enthalten bis auf Weiteres noch die Ortszeit. Die mitteleuropäische Zeit ist gegen die Berliner Zeit um 6 Minuten 25,1 Sekunden, gegen Schönberger mittlere Ortszeit um rund 16 1/4 Minuten voraus. Die äußerlich an den Postgebäuden angebrachten Hausuhren zeigen auch fernerhin die mittlere Ortszeit, welche auch nach wie vor innerhalb des gesammten Postdienstes in Anwendung bleibt.
- Am 28. März wurden hier die ersten Störche gesehen. Es waren sechs an der Zahl. Sie sahen sehr schmutzig aus; wenn nun die alte Bauernregel auf Wahrheit beruht, so haben wir darnach ja einen nassen Sommer zu erwarten.
- Die steigenden Remontepreise ergeben sich aus dem Commissionsbericht der Rechnungscommission, welcher soeben erschienen ist, wie folgt: Es wurden gezahlt für die Remontepferde für das preußische Heer 1886/87 699 Mk., 1887/88 704 Mk., 1888/89 742 Mk., 1889/90 771 Mk., 1890/91 791 Mk.
- Die Versteigerung von Boulangers Nachlaß in Brüssel erzielte im Ganzen die Summe von 50 200 Franks. Die kleineren Gegenstände, die dem unmittelbaren Gebrauch des Generals dienten, sind weit über ihren Werth bezahlt worden.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 27 Seite 3]Seidenstoffe (schwarze, weiße u. farbige) v. 65 Pfg. bis 18.65 p. M. - glatt, gestreift, karrirt und gemustert (ca. 380 verschied. Qual. u. 2500 versch. Farben) vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg, (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Priefporto nach der Schweiz. Seidene Fahnen= und Steppdeckenstoffe, 125 cm. breit.
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17 Fuder tannen Durchforstholz von Hopfenstangenstärke,
800 Stück tannen Dachschächte.
Schönberg, den 28. März 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
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Am Sonntag, den 3. April, Nachmittags 4 Uhr liegen die Zeichnungen, Schreibbücher und Rechenhefte der Schüler im Mädchenschulhause unten in Klasse I zur Ansicht aus; und ladet die Eltern, Lehrherrn, Lehrmeister und Mitglieder des Schulvereins, sowie alle sich dafür Interessirenden höflichst ein
der Vorstand.
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Für diese prompte Schadenregulirung spreche ich obiger Gesellschaft hiermit gern meine Anerkennung aus und kann dieselbe nach bester Ueberzeugung allen Viehbesitzern empfehlen.
Robertsdorf, den 28. März 1892.
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Schönberg März 1892.
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C. Spangenberg, Braumeister.
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in Schönberg zu Johannis d. J. ein
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für die Küche an Stelle eines sich verheirathenden.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 3. April.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Einführung des Kirchenjuraten Oldörp: Probst Ohl.
Abendkirche fällt aus.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 14.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 27 Seite 5]Beilage
zu Nr. 27 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. April 1892.
Die Neuregelung des Berechtigungswesens.
Mit dem 1. April dieses Jahres treten folgende Aenderungen des Berechtigungswesens ein: A. Im deutschen Reich werden fortan die Reifezeugnisse der Oberrealschulen als zureichende Erweise der Schulbildung anerkannt 1) für die Annahme von Civilanwärter, welche als Posteleven in den Post= oder Telegraphendienst eintreten wollen; 2) für die Prüfung und Anstellung im Schiffbau= und Maschinenbaufach der kaiserlichen Marine. B. In Preußen wird dieselbe Schulvorbildung als genügend anerkannt: 1) für das Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften auf der Universität und demgemäß für die Zulassung zur Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen; 2) für die Zulassung zu den Staatsprüfungen im Hochbau=, Bauingenieur= und Maschinenbaufach; 3) für das Studium auf den Forstakademien und für die Zulassung zu den Prüfungen für den Forstverwaltungsdienst; 4) für das Studium des Bergfaches und für die Zulassung zu den Prüfungen für die technischen Bergämter. Hiernach erfahren auch die Prüfungsverordnungen für das höhere Lehramt, das Baufach, die Forst= und Bergverwaltung ihre sinngemäßen Abänderungen. Die Reifezeugnisse der höheren Bürgerschulen, bezw. der gymnasialen und realistischen Lehranstalten mit 6jährigem Lehrgang sowie die Zeugnisse über die nach Abschluß der Untersekunda einer 9stufigen höheren Lehranstalt bestandene Prüfung berechtigen als zureichende Schulvorbildung für alle Zweige des Subalterndienstes, für welche bisher der Nachweis eines siebenjährigen Schulkursus erforderlich war. Für die Supernumerarien der Verwaltung der indirekten Steuern bleiben die bisherigen Bestimmungen eines achtjährigen Kursus wissenschaftlicher Vorbildung in Giltigkeit; jedoch genügt auch das Reifezeugniß einer anerkannten zweijährigen mittleren Fachschule. Für die Zulassung zur Prüfung der öffentlichen Landmesser genügt das Reifezeugniß einer höheren Bürgerschule, bezw. einer gymnasialen oder realistischen Lehranstalt mit 6jährigem Lehrgang in Verbindung mit dem Nachweis des einjährigen erfolgreichen Besuches einer anerkannten mittleren Fachschule. Das Gleiche gilt für das Markscheidefach. Zum Besuch der höheren Abtheilung der Gärtner=Lehranstalt bei Potsdam ist das Reifezeugniß einer höheren Lehranstalt mit 6jährigem Lehrgang erforderlich. Ist die betreffende Schule lateinlos, dann muß der Nachweis der Absolvirung eines bis Quarta (einschließlich) reichenden Lateinkursus bezw. der Aneignung der entsprechenden Kenntnisse im Lateinischen erbracht werden.
- Die neuen Geschosse und die Kriegs=Chirurgie. In Berlin hatte sich am vorigen Sonnabend auf Einladung des Generalstabsarztes der Armee v. Coler eine zahlreiche Gesellschaft in der Aula des medizinisch=chirurgischen Friedrich=Wilhelms=Instituts eingefunden, um einen Vortrag des Generalstabsarztes und Geh. Obermedizinalrathes Dr. v. Bardeleben "über die kriegschirurgische Bedeutung der neuen Geschosse" anzuhören. Der Vortragende schilderte zunächst die Eigenschaften der neuen Gewehrgeschosse. Wir werden, so führte der Redner aus, in einem zukünftigen Krieg nicht bloß eine größere Anzahl von Verwundungen überhaupt, sondern auch eine größere Anzahl unmittelbar und sofort tödtlicher Verwundungen zu erwarten haben als bisher. Dagegen wird die Heilung für Diejenigen, welche verwundet, aber noch lebend vom Schlachtfeld fortgeschafft werden können, gegen früher steigen. Ausgedehnte Zersplitterungen der Knochen werden seltener, engere Schußkanäle, welche der Verunreinigung weniger zugänglich sind, werden häufiger sein. Einer erfolgreichen Thätigkeit des Arztes wird sich ein weiteres Feld öffnen. Sodann sich zu den Aufgaben der Heeres=Sanitätsverwaltung bezüglich der Unterbringung und Behandlung der Verwundeten wendend, stellte es der Vortragende als vermessen hin, zu glauben, daß sich bei Bereitstellung der erforderlichen Mittel nicht noch weitergehende Vorkehrungen zum Schutz und für die Rettung der Verwundeten, als wir sie haben, treffen ließen. Im Uebrigen müsse er sagen, daß nach seinen Erfahrungen, die er im Jahre 1866 und dann 1870 auf den Schlachtfeldern bei Metz gesammelt habe, die deutsche Heeresverwaltung mit der Vermehrung der für den ersten Transport Verwundeter bestimmten Mannschaften und Fuhrwerke nicht nur unglaublich große und schnelle Fortschritte gemacht habe, sondern auch damit soweit, als unter den obwaltenden Verhältnissen es zur Zeit möglich erscheine, vorgegangen sei. Außerdem ließe sich annehmen, daß bei der Art der zu erwartenden Wunden ein erheblich größerer Prozentsatz der Verwundeten nach einfacher antiseptischer Bedeckung der Wunden vom Schlachtfeld weiter zurückgeschickt werden könne als bisher. Die viel geringere Größe und die Glätte der meisten Wunden, die Seltenheit schwerer Quetschungen der Ränder, die mit Sicherheit zu erwartende große Seltenheit blinder Schußwunden, die davon abhängige Unwahrscheinlichkeit des Zurückbleibens von Geschossen u. s. w., die geringere Häufigkeit der Zersplitterung größerer Röhrenknochen, berechtigen zu der Hoffnung, daß, wenn auch nicht die Masse, so doch die Schwierigkeit der Arbeit auf dem Verbandsplatz weniger groß sein werde und somit die Möglichkeit vorliege, dieselbe auch mit den jetzt zur Verfügung stehenden Kräften, welche zu vermehren wohl schwerlich gelingen dürfte (warum nicht?) in geordneter Weise zu bewältigen.
- Die Jägerwelt sei hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß in Preußen in etwa einem halben Jahre das Gesetz über die Prüfung der Gewehrläufe und Verschlüsse in Kraft treten wird. Nach den gesetzlichen Bestimmungen wird es dann in vielen Fällen nicht mehr möglich sein, Aenderungen an den Läufen und Verschlüssen vorzunehmen, da jede derartige Aenderung eine Beschußprobe mit dreifacher Pulverladung bedingt. Die Läufe von Perkussionsflinten z. B. würden bei Umänderung zu Hinterladern die vorgeschriebene Probe selten aushalten, während sie für den normalen Schuß meist stark genug sind. Es ist daher rathsam, Umänderungen möglichst vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vornehmen zu lassen.
- Mit dem Abbruch der Schloßfreiheit in Berlin soll bereits am 15. Mai begonnen werden, da der Kaiser den Wunsch geäußert habe, das Werk noch vor Antritt seiner Sommerreise in Angriff genommen zu sehen. Es ist nunmehr auch endgiltig beschlossen, daß das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms I. seinen Platz auf dem Terrain der jetzigen Schloßfreiheit erhält.
- Das kaiserliche Jagdschloß, welches in Schweden erbaut ist und bei Potsdam aufgestellt werden soll, wird demnächst dort eintreffen. Das norwegische Segelschiff "Ansgard", auf dem es verladen war, mußte auf der Reise in Helsingborg Schutz suchen, so daß es erst am Dienstag Nachmittag im Haff ankam, um noch an demselben Tage nach Stettin weiterzusegeln. Von dort wird das Schloß mit der Eisenbahn nach Potsdam befördert. Sieben norwegische Zimmerleute sind von der dortigen Fabrik mit der Aufstellung des Schlosses bei Potsdam betraut und dort bereits eingetroffen. Das ganze Gebäude ist aus rohem Holz gezimmert. Die architektonischen Verzierungen sind in rother Farbe gehalten.
- Die Bevölkerungszahl Berlins betrug in der letzten Woche 1 630 607.
- Für Berlin brachte der ziemlich kühle Falbstag am Abend das erste Gewitter mit starkem Regen.
- Die ersten Kiebitzeier sind in dieser Saison in Berlin bereits eingetroffen; ein Delikateßwaarenhändler in der Leipzigerstraße hatte gestern sechs
[ => Original lesen: 1892 Nr. 27 Seite 6]Stück dieser Eier in seinem Schaufenster ausgelegt. Bei Kiebitzeiern darf man den Preis nicht sagen und so wollen wir auch die Summe nicht nennen, welche für das halbe Dutzend verlangt wurde. Das aber glauben wir verrathen zu dürfen, daß die Getreuen von Jever durch Aufkäufer für jedes Stück eine Mark zahlen lassen, um zum 1. April die üblichen 101 für den Altreichskanzler als Geburtstagsgabe zusammenzubringen.
- Der Postdampfer "Scandia" von der Hamburg=Amerikanischen Paketfahrt=Actiengesellschaft trat am 20. d. M. mit der enormen Anzahl von 1246 Zwischendecks=Passagieren die Reise von Hamburg über Havre nach New=York an. Es ist dies die größte Anzahl von Passagieren, die im Zwischendeck von einem einzigen Dampfer befördert wird.
- Aus Wiesbaden wird berichtet, daß das Resultat der Einschätzung zur Einkommensteuer ein Mehr von 70 Prozent gegen den seitherigen Ertrag aufweist. Es haben sich eben dort sehr viele reiche Leute niedergelassen, die bisher im Verhältniß zu ihrem Einkommen nur sehr gering besteuert waren.
- In Frankfurt a. M. fiel einem Kaufmann ans dem zweiten Stock eines Hauses auf der neuen Kräme ein Bügeleisen auf den Kopf, sodaß er sofort bewußtlos und blutüberströmt zusammenbrach. Er erholte sich bald wieder und wurde dann zu einem Chirurgen gebracht, der die sechs Centimeter lange Wunde verband. Der Unfall entstand dadurch, daß eine im Hause beschäftigte Büglerin das heiße Bügeleisen zur Abkühlung unvorsichtiger Weise auf das Fensterbrett stellte, das Eisen kam ins Rutschen und traf den gerade unten vorübergehenden Herrn.
- In Ohlau wurde der Stadtverordnetenversammlung mitgetheilt, daß nach einer Benachrichtigung ans amtlicher Quelle die Zusammenlegung des ganzen Husaren=Regiments von Schill in Ohlau vom Kaiser befohlen worden sei.
- In Eintrachtshütte bei Beuthen (Ober=Schlesien) zog man dieser Tage aus einem Ziehbrunnen durch Zufall den Leichnam eines Bettlers. Die nach Wasser holen kommenden Personen merkten, daß immer Brodstücke mit heraufkamen. Daraufhin wurde der Brunnen untersucht, und es kam zum allgemeinen Entsetzen der unheimliche Fund zum Vorschein.
- Der Prozeß über die Central=Invalidenkasse des Unterstützungsvereins deutscher Buchdrucker vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht wurde durch Vergleich erledigt und die Sequestration aufgehoben.
- In Paris hat am Sonntag Morgen eine neue Dynamitexplosion und zwar von verheerender Wirkung stattgefunden. Der Schauplatz des Verbrechens ist diesmal ein Haus in der Rue de Clichly, im nordwestlichen Theil der Stadt, gewesen, das u. A. von dem Staatsanwalt Buloz bewohnt wird, gegen den höchstwahrscheinlich das Attentat gerichtet war. Die Explosion erfolgte um 1/2 9 Uhr. Die Haustreppe stürzte sofort ein und die Panik der Hausbewohner war entsetzlich. Dieselben wollten durch die Etagenthüren fliehen, allein da die Treppe eingestürzt war, eilten sie nach den Fenstern und riefen um Hilfe. Die Bewohner mußten meist von der Feuerwehr auf Leitern herabgeholt werden. Sieben Verwundete wurden bei den Nachbarn untergebracht. Die Explosion hat fürchterliche Verheerungen angerichtet. Die Mauern sind gespalten, die Fenstern und Thüren sämmtlich ausgerissen und zerschmettert. Im zweiten Stock ist vor der Etagenthür ein tiefes Loch zu sehen; hier war die Bombe explodiert. Der Minister des Innern, Staatsanwalt und Polizeibeamte eilten sofort herbei, der Thäter ist aber bis jetzt noch nicht bekannt. Am Freitag Abend sind in St. Denis wiederum zwei Anarchisten verhaftet worden, sodaß die Zahl der hinter Schloß und Riegel befindlichen Anarchisten nunmehr 22 beträgt.
- In Triest verhaftete die Finanzwache vier mit dem Lloyd=Dampfer aus Konstantinopel angekommene Passagiere, welche im Besitze einer Menge Dynamit betroffen wurden.
- Aus Anderlues erfährt man, daß ein neuer Versuch, in die Grube zu dringen, wie die vorherigen scheiterte. Das Feuer dauert in den unteren Schichten fort und hat der Gesellschaftsrath nunmehr beschlossen, jeden neuen Versuch bis auf Weiteres zu verbieten. So weit wie möglich werden alle Maßregeln getroffen werden, um die Ausdehnung des unterirdischen Brandes auf die Grube Nr. 2 zu verhindern. Alle Hoffnung die Leichen vor drei oder vier Wochen aufzufinden, ist aufgegeben.
- In dem im vorigen Jahre vom Wasser verheerten Dorfe Sevelen (St. Gallen) wurden 76 Gebäude, darunter vierzig Wohnhäuser und die Kirche, durch Feuer zerstört.
Wahlresultate
zur Reichstagswahl im Fürstenthum Ratzeburg.
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Ersatzwahl am 19. März. |
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Stichwahl am 29. März. |
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Graf Schwerin |
Wilbrandt. |
Lütgenau. |
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Graf Schwerin. |
Gutspächter Wilbrandt. |
1. Stadt Schönberg |
122 |
297 |
162 |
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480 |
2. Amt Schönberg |
27 |
67 |
17 |
| |
26 |
88 |
3. Zarnewenz |
13 |
63 |
34 |
| |
12 |
108 |
4. Menzendorf |
17 |
|
20 |
| |
16 |
116 |
5. Rabensdorf |
36 |
47 |
12 |
| |
13 |
83 |
6. Selmsdorf |
25 |
72 |
79 |
| |
20 |
172 |
7. Kl. Siemz |
7 |
47 |
10 |
| |
6 |
68 |
8. Boitin=Resdorf |
21 |
56 |
14 |
| |
24 |
79 |
9. Petersberg |
23 |
80 |
37 |
| |
20 |
134 |
10. Herrnburg |
20 |
187 |
48 |
| |
17 |
274 |
11. Demern |
15 |
32 |
64 |
| |
10 |
91 |
12. Carlow |
53 |
116 |
137 |
| |
50 |
255 |
13. Domhof |
19 |
4 |
2 |
| |
22 |
6 |
14. Mechow |
70 |
6 |
17 |
| |
48 |
71 |
15. Schagresdorf |
16 |
47 |
26 |
| |
7 |
95 |
16. Rieps |
20 |
53 |
6 |
| |
23 |
87 |
17. Schlagsdorf |
26 |
111 |
42 |
| |
15 |
165 |
18. Mannhagen |
10 |
24 |
24 |
| |
12 |
90 |
19. Dodow |
23 |
| - |
| |
25 |
- |
20. Horst |
47 |
- |
7 |
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Nach den bisher aus dem Herzogthum bekannt gewordenen Wahlresultaten gilt die Wahl des Gutspächter Wilbrandt für gesichert.
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