[ => Original lesen: 1892 Nr. 26 Seite 1] Nr. 10 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. das Formular einer Genehmigungsurkunde und eines Revisionsbuches für Dampfkessel.
(2.) Bekanntmachung, betr. das Schiedsgericht für die Unfallversicherung der für unmittelbare Rechnung der Großherzoglichen Kassen bei Bauten beschäftigten Personen.
(3.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Februar 1892.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.
Nach zuverlässigen Nachrichten, welche der Post aus Hubertusstock zugegangen sind, haben gute Luft und körperliche Bewegung auf das Befinden des Kaisers eine äußerst günstige Wirkung ausgeübt. Höchst übertrieben seien alle über die momentane Indisposition des Kaisers verbreiteten Nachrichten, wie z. B. von Asthma etc. Wer daran leide, dem möchte es wohl schwer werden, so angestrengte Galoppritte zu machen, wie der Kaiser in den letzten Tagen durch die Schneisen des Werbelin. Auch habe der Monarch in den letzten Tagen viel gepürscht. Der Kaiser ist Sonnabend nachmittag 1/2 6 Uhr nach Berlin zurückgekehrt und hat abends an einem Diner beim österreichischen Botschafter, Grafen Szechenyi, theilgenommen.
Wie die Allg. Reichs=Korresp. mittheilt, ist es nunmehr als feststehend zu betrachten, daß der Kaiser am 16. Mai von Kiel kommend auf der Danziger Rhede eintreffen wird. Der Kaiser wird sich diesmal nicht auf der Yacht "Hohenzollern", sondern auf dem Flagschiff des Uebungsgeschwaders "Friedrich Karl" einschiffen und auch von dort die Inspizirung des Geschwaders vornehmen.
Die Köln. Ztg. ist in den Stand gesetzt, zu erklären, daß die Zeitungsgerüchte von einer bevorstehenden Kaiserreise nach Spanien durchweg auf Erfindungen beruhen.
Das Unwohlsein des Fürsten Bismarck besteht neueren Nachrichten zufolge in katarrhalischen Erscheinungen mäßigen Grades, doch ist inzwischen erfreulicher Weise Besserung eingetreten. Aus Genua wird gemeldet, daß der Leibarzt des Fürsten, Professor Schweniger, in Nervi eingetroffen ist, wie verlautet, um das Klima und die Lage des Ortes für einen eventuellen Aufenthalt des Fürsten zu studieren.
In parlamentarischen Kreisen hält man es für möglich, daß dem Reichstage noch in letzter Stunde ein Nachtragsetat zu den sogenannten strategischen Bahnen vorgelegt wird. Die Summe würde etwa 10 Millionen betragen, der Bau der betreffenden Bahnen soll sehr beschleunigt werden.
Wie die "Kreuz=Zeitung" mittheilt, sind gegenwärtig Unterhandlungen im Gang, aus Berlin eine eigene Kirchenprovinz zu bilden und seine Verbindung mit der Provinz Brandenburg zu lösen. Berlin würde dann ein eigenes Konsistorium erhalten. Das Kultusministerium und der evangelische Oberkirchenrath seien mit der Neuerung einverstanden.
Der Kaiser überwies der Schles. Ztg. zufolge zur Verfügung des Ministers für Handel und Gewerbe die Summe von 45 000 Mk., einmal um mit ihrer Hilfe den Uebertritt von Kindern schlesischer Handweber zu anderen Berufszweigen zu erleichtern, dann aber, um diejenigen von der Handweberei nicht loszulösenden schlesischen Weber, deren wirthschaftliche Lage dadurch gebessert werden kann, mit leistungsfähigen Handwebstühlen auszurüsten.
Die vorläufige Berechnung der Ergebnisse des neuen preuß. Einkommensteuergesetzes beträgt, unter Vorbehalt genauerer Feststellungen, etwa 120 Millionen Mark, eine über erwarten reichliche Mehreinnahme von 40 bezw. 44 Millionen. Der neue Etatsentwurf hatte das Ergebniß auf etwa 80 Millionen, der Etat 1891/92 auf etwa 76 Mienen veranschlagt.
Den "Politischen Nachrichten" zufolge, findet demnächst eine Konferenz von Delegierten der deutschen, österreichisch=ungarischen und schweizerischen Eisenbahnen statt, um über die Einführung eines gemeinsamen Betriebsreglements, gleichmäßiger Tarife und gleichmäßiger Transportwagen für Vieh und Leichen sich zu verständigen.
Einer Warschauer Meldung zufolge wird der Czar demnächst dort erwartet; zum Empfange werden bereits im Schlosse Vorbereitungen getroffen. - Im Bezirke Dombrowa (Westgalizien) sind Dreiviertel der Landbevölkerung vom Nothstand betroffen. Der Hungertyphus tritt bereits epidemisch auf, Fälle von Hungertod werden häufiger.
Dem russischen Regierungsboten zufolge sind die Mißwachs=Gouvernements bis zum Mai mit Nahrungsmitteln versorgt. Auch die Versorgung der Bauern mit Saatkorn zur nächsten Aussaat ist sichergestellt. Die Bestellung der Bauernfelder wickelt sich glatt ab. (?) Für Maßnahmen zur Fütterung des Zugviehs und zur Hülfeleistung beim Ackern bewilligte das Ministerium des Innern 4 Millionen Rubel.
Der englische Bergarbeiterstreik ist seit Montag in eine rückläufige Bewegung eingetreten. In Manchester, Wigan und West=Lankashire ist die Arbeit in fast allen Gruben wieder aufgenommen worden. Der Preis der Kohlen steht wieder auf dem früheren Niveau. Die Nachfrage ist gering. - In einigen Fällen zogen es daher die Grubenbesitzer vor, die Betriebseinstellung infolge der im Kohlengeschäft plötzlich eingetretenen Stockung bis auf weiteres fortzusetzen, so daß mehrere tausend Arbeiter unbeschäftigt bleiben.
- Schönberg. Der Zither=Virtuose J. A. Mühlbauer aus München, der hier mit anderen Kunstkräften aus Lübeck demnächst im Boye'schen Saale ein Harfen=Zither=Conzert veranstalten wird,
[ => Original lesen: 1892 Nr. 26 Seite 2]hatte am 21. Februar die Ehre, im Großherzoglichen Schlosse zu Schwerin vor den höchsten Herrschaften, I. K. H. der Frau Großherzogin=Mutter, Sr. H. dem Prinzen Albrecht nebst Gemahlin, I. K. H. der Frau Großherzogin Marie und anderen hohen Herrschaften nach dem Diner zu concertiren. Dieselben sprachen sich über die Leistungen der Künstler sehr lobend aus. Auch von anderer Seite gehen dem Zither=Virtuosen die lobendsten Anerkennungen voraus, so daß der Besuch des Conzertes nur empfohlen werden kann.
- Die erste Schnepfe im Großherzogthum Mecklb.=Strelitz wurde in diesem Jahre im Zechower Revier geschossen. Der glückliche Schütze war gleichwie im vorigen Jahre der Staatsminister v. Dewitz.
- Prinz Christian von Schleswig=Holstein, der kürzlich in England durch einen Jagd=Unfall ein Auge verlor, traf soeben von Darmstadt kommend, in Wiesbaden ein und konsultirte den Professor Pagenstechen. Nach dessen Untersuchung besteht für das gesund gebliebene Auge keine Gefahr.
- Neue Reichsmarken werden im April vom Reichspostamt ausgegeben werden. Sie werden sechseckig sein und das Bildniß der Germania, das nach der Statue auf dem Niederwalddenkmal gezeichnet, aufweisen. Die Farben für die verschiedenen Werthe bleiben internationalen Abmachungen zufolge dieselben. Bei den jetzt in Gebrauch befindlichen Marken sollen häufig Fälschungen vorgekommen sein, bei den neuen Marken werden solche sehr schwierig werden.
- Doppelpostkarten mit Stecknadeln. Das vielgeübte Verfahren, in Ermangelung einer Postkarte mit Antwort zwei gewöhnliche Postkarten mit einer Stecknadel zusammenzuheften und abzusenden, ist nach neueren Bestimmungen der Postbehörden unzulässig. Solche Karten werden in Zukunft nicht befördert.
- Vor dem Berliner Schwurgericht hatten sich am Freitag drei junge Leute zu verantworten, die als Rädelsführer bei den Tumulten im Februar wegen Aufruhrs, Landfriedensbruch etc. angeklagt waren. Die Anklagten sind der 26jährige Arbeiter Gustav Albert Rhode, der 21 Jahre alte Tischler Nikolaus Hungs und der 18jährige Arbeiter Paul Fenski. Rhode soll sich bei den Unruhen am 25. Februar im Osten durch den Ruf "Juden heraus!" besonders hervorgethan haben. Er soll an einem großen Knotenstock ein rothes Tuch befestigt und eine Führerrolle übernommen haben, indem er der Menge die Commandos zukommen ließ: "Mir nach! jetzt rechts, jetzt links!" Unter Rhodes Führung soll die Menge namentlich sehr schlimm am Grünen Weg und auf dem Andreasplatze gehaust und dort arge Verwüstungen angerichtet haben. Rhode ist zu 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, Hungs zu 2 Jahren Gefängniß und Fenski zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilt worden.
- Anfang April wird in Berlin mit dem Bau eines neuen großen Hotel am Leipzigerplatz begonnen werden. Für den Neubau sind zwei große Häuser für 1 200 000 Mk. erworben worden.
- Auf dem Zentralviehhof in Berlin sind am Schluß des letzten Marktes einige Fälle von Klauenseuche unter dem Schweine=Auftrieb festgestellt worden. Die Ausfuhr von Schweinen ist einstweilen untersagt.
- Billiges Brot gab es Freitag morgen gegen 7 Uhr in der Rosenthalerstraße in Berlin. Ein elegant gekleideter Herr kaufte den gesamten Brotvorrath eines dortigen Bäckerladens, 58 Brote an der Zahl auf, um dieselben sodann von dem Bäcker halbiren zu lassen. Dann rief der Fremde eine gerade vorübergehende ärmlich gekleidete Frau herein, der er ein halbes Brod schenkte es geschah dies ebenso mit einer zweiten und dritten Frau u. s. w., bis schließlich nach Bekanntwerden der Thatsache, daß bei dem Bäcker Brote verschenkt würden, ein lebensgefährliches Gedränge an jener Stelle entstand. Hunderte von Personen, Frauen, Männern, Kindern versuchten das Geschäftslokal zu stürmen und in wenigen Minuten war der gesammte Brotvorrath vergriffen.
- Als "Zeichen der Zeit" sei hier der Stoßseufzer des jungen Arztes mitgetheilt. Der Jünger Aesculaps schreibt: "Voll Neid und Entrüstung habe ich gesehen, daß die Kornträger in Berlin täglich 10-12 Mark verdienen und dabei doch streiken wollen. Wäre ich doch, statt Arzt in Berlin, Konrnträger geworden! Junger Arzt nach dreijähriger Praxis."
- Wie man aus Amsterdam meldet, wurde der deutsche nach Hamburg gehörige Dampfer "Desterro", der 20 000 Säcke Kaffee an Bord hatte, bei der Insel Terschelling von dem Dampfer "Indra" in den Grund gerannt und ist mit der Mannschaft gesunken.
- Der Grundbesitzer W. zu S. bei Memel wollte einen vermeintlich abgestorbenen Bienenstock revidiren und trug ihn am Morgen der Bequemlichkeit halber in die Stube. Bald wurden die Tierchen lebendig, verließen in hellen Haufen den Korb und fielen über ihren Herrn her, der, gehörig durchstochen, schleunigst das Weite suchte und die stechlustigen Immen bis zum Abend allein im Zimmer ließ, wo sie sich dann wieder zur Ruhe im Stock sammelten.
- Diät für Fettsüchtige. Leute, die an Fettsucht leiden, dürfen fetten Speck und Schinken, fettes Fleisch, Butter, Sahne, Zucker, Kartoffeln, Rüben, Reis, Gries, Sago, Nudeln, Kuchen, Mehlspeisen und Puddinge nicht essen, dagegen sind ihnen mageres Fleisch, Zunge, dünne Suppen, Fische, Käse, Eier, Geflügel, wenig Brot, Spinat, Spargel, Erbsen, Bohnen, Kohl, Zwiebeln und frische Früchte gestattet. Milch, schweres Bier und süßer Wein sind für sie verboten; alle alkoholischen Getränken sind nur in sehr mäßigen Quantitäten erlaubt; dagegen dürfen sie Kaffee, Thee, Kakao, aber ohne Milch und Zucker, Selterwasser und alle Mineralwasser zu sich nehmen.
Verfälschte schwarze Seide.
Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.
== Das Preiswürdigste ==
Buxkin=Stoff für einen ganzen Anzug zu M. 5.85
Buxkin=Stoff für einen ganzen Anzug zu M. 7.95
direct an Jedermann durch das Buxkin=Fabrik=Dépôt Oettinger & Co., Frankfurt a. M. Muster sofort franco. Nichtpassendes wird zurückgenommen.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Boitin=Resdorf sub Nr. VI belegene Dreiviertelhufnerstelle c. p. des Hauswirths Wilhelm Ollrogge daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 23. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. Februar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 26 Seite 3]In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Gr. Mist sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Hauswirths Peters, Catharina geb. Meier, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 26. März 1892.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 30.
Am Dienstag den 5. April, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
Aus den Lenschower und Herrnburger Tannen.
16 Stück Ausschuß=Eichen mit 4,57 Festm.,
33 Stück tannen Kiepenhölzer Nr. 296-328,
156 Rmet. tannen Kluft und Knüppel,
17 Fuder tannen Durchforstholz von Hopfenstangenstärke,
800 Stück tannen Dachschächte.
Schönberg, den 28. März 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Maschinenöl
in vorzüglicher Qualität, welches nicht friert,
1 30 , bei 10 à 25 ,
empfiehlt
H. Brüchmann.
In einigen Tagen erwarte ich eine größere Parthie
bester böhmischer Braunkohlen
die ich, ab Bahnhof zu liefern, zu äußerst billigen Preisen empfehle
Aug. Spehr.
Für Confirmanden
empfehle mein reichhaltiges Lager von
Glaçe=Handschuhen, Schlipsen und Cravatten
zu billigsten Preisen.
H. Böckmann,
Handschuhmacher.
Auf dem Forsthofe zu Schlagbrügge sind noch
50 Ctr. magnum bonum
und Magdeburger Kartoffel
zu verkaufen.
Verzinktes Drathgeflecht, sowie vierkantiges Maschinengeflecht
aus bestem verzinkten Drath in Maschenweite von 15 bis 100 mm in jeder Drahtstärke empfiehlt zu billigen Preisen
J. Ludw. D. Petersen.
Weiße Eßkartoffel
treffen in 8 bis 14 Tagen ein und empfehle solche billigstens
Aug. Spehr.
Wer durch einen Anstrich mit
Carbolineum
sicheren u. dauernden Schutz d. Holzes erzielen will, wähle nur die echte, seit 16 Jahren bewährte Originalmarke
Avenarius
D. R.-Patent No. 46021.
Prospekte durch die Fabrikniederlage
Aug. Spehr, Schönberg.
Klee-& Grassämereien
unter Controle der Landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock empfiehlt in keimfähiger Waare
Aug. Spehr.
Deutsche Warte
Billigste Berliner Tageszeitung
grossen Stils
Vierteljährlich 1 Mark
bei allen Postanstalten
Die "Deutsche Warte" dient keiner bestimmten Gesellschaftsschicht, keiner bestimmten religiösen oder politischen Partei und hat sich dank ihrer Eigenart und Gediegenheit im Sturme ihre Leser erobert. - Die "Deutsche Warte" steht treu zu unserem Kaiserhause, sowie den Fürsten der deutschen Lande. Sie hält sich jedoch fern von aller Augendienerei. - Die "Deutsche Warte" sucht ihre Leser nur innerhalb der staatserhaltenden und ordnungsliebenden Kreise, hat aber ein offenes Auge und ein warmes Herz für Diejenigen, welche sich unter dem Drucke wirtschaftlicher Not und unzureichender staatlicher Vorkehrungen nach eine Verbesserung ihrer Lage sehnen. - Die "Deutsche Warte" erschöpft sich nicht in der Behandlung politischer und wirtschaftlicher Fragen, sondern widmet den übrigen Kulturfragen sowie edler Unterhaltung gleiche Aufmerksamkeit.
Man verlange Probenummern.
Tanzunterricht.
Hierdurch erlaube ich mir, dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend anzuzeigen, daß ich auch in diesem Jahre, gleich nach Ostern, in Schönberg einen Tanz-Cursus verbunden mit Anstandslehre eröffnen werde.
Missive cirkulirt durch den Lohndiener Ratzeburg.
Um zahlreiche Theilnehmer bittet
Hochachtungsvoll
W. Lorenz.
Petroleum-Kochapparate,
von der billigsten bis zu der besten Sorte,
Vogelbauer, sehr stark gearbeitet u. ff. lakirt,
Grabkränze u. =Kreuze
in reicher Auswahl empfiehlt
W. Wieschendorf,
Klempner.
Eine geräumige
Wohnung
nebst Stallplatz und Gartenland hat zu Michaelis d. J. zu vermiethen
Büdner Haibey, Rupensdorf.
Zu Ostern oder später ist meine
Parterre-Wohnung,
bestehend aus 3 Zimmern, Küche, Keller u. Ställen zu vermiethen. Auch habe ich noch etwas Gartenland zu verpachten.
Johanna Creutzfeldt.
Zu Michaelis d. J. ist eine
kleine Wohnung
zu vermiethen.
Lübeckerstraße Nr. 2.
Ein Garten
ist zu vermiethen.
Rektor Schinn.
Mein Garten
an der Ratzeburger Chaussee ist wieder zu vermiethen.
Schönberg März 1892.
F. Stüve.
Gesucht wird ein kräftiger junger Mann als
Lehrling
für unsere Brauerei.
Ratzeburger Actien=Brauerei.
C. Spangenberg, Braumeister.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 26 Seite 4]Den Empfang der persönlich mit unserem Güstrower Hause zusammen eingekauften
Frühjahrs- und Sommer-Neuheiten
beehren uns anzeigen.
Gebrüder Burchard.
Neu! Neu! Neu!
Specialität! Specialität!
Alkalischer Kalk-Dünger
enthält ca. 2 1/2 pCt. Stickstoff, 2 1/2 pCt. Kali, 6 1/2 pCt. Phosphorsäure, 25 pCt. kohlens. Kalk und Magnesia, 15 pCt. schwefels. Kalk etc., entsprechend ca. 16 pCt. Chili=Salp., 4,70 Schwefels. Kali, 40,6 Thomasphosphatmehl a 16 pCt. etc. - Preis Mk. 4. 80 Pfg. ab Billwärder, Mk. 4. 90 Pfg. frei Hamburger Bahnhöfe per Brutto=Centner incl. Sack minus 2 pCt. gegen Kasse.
Prospecte und Musterproben stehen zur Verfügung.
Hamburg-Billwärder. Kohrs, Behnke &. Co.
Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch Director Jentzen.
"Boye's Gasthof"
Sonntag den 3. April cr.
Großes Harfenzither-Concert
ausgeführt von J. A. Mühlbauer, Zithervirtuose aus München, (Inhaber des Künstlerpatentes) unter gefl. Mitwirkung geschätzter Musikkräfte aus Lübeck.
Anfang präcise 8 Uhr Abends.
Entrée à Person 60 Pfg., im Vorverkauf beim Lohndiener Ratzeburg 50 Pfg.
Zu zahlreichem Besuch ladet freundlichst ein
D. O.
General=Versammlung
der "Allgemeinen Schönberger Sterbekasse" im Locale des Herrn Gastwirth Boye am Sonntag, den 3. April 1892, Nachmittags 4 Uhr.
Tagesordnung:
1. Rechnungsablage.
2. Wahl eines Boten.
3. Statutenänderung.
4. Sonstiges.
Der Vorstand.
Heute Dienstag, den 29. März:
Anstich von ff. Pilsener=Bier
aus der Brauerei zum Felsenkeller bei Herford.
W. Wieschendorf.
O. Munkelberg, Klempner
Schönberg, Wallstrasse 128
liefert echt Häusler'sche Holzcement-Dächer, kombinirte Holzcement-Pappdächer, verbesserte doppellagige und einfache Pappdächer etc. Uebernahme von Beton-, Cement-, Asphalt- und Isolir-Arbeiten, sowie alte Dächer zum Theeren u. Repariren. Specialität für Molkerei-Transportkannen mit und ohne Exzenter-Gummiverschluss, Kühl-Bassins u. s. w. Haus- und Küchengeräthe.
Werkzeuge
in garantirt guter Qualität empfiehlt bei vorkommendem Bedarf
J. Ludw. D. Petersen.
1 leichter ein= u. zweispänner, sowie
1 neuen vierspänner Bauwagen
hat zu verkaufen
Schmiedemeister G. Stein.
Herrnburg hei Lübeck.
Prima böhm. Stückbraunkohlen,
Prima Harbker Salon=Brikets,
Westf. Nuß=, Stück= u. Anthracit=Kohlen
empfehle zu billigen Preisen.
F. Heitmann.
3000 Stück geschulte
Pflanz=Eschen,
4 bis 6 Fuß lang, das Hundert zu 5 Mark, sind zu haben bei
Schulze Renzow,
Grieben.
Eine Ziege
die in nächster Woche milchend wird, steht zum Verkauf bei
Voss,
Schönberg. Siemzerstraße.
Lasse meinen 4jährigen Fuchshengst vom Schlütter, Mutter: Figaro, Blenhein, Flüchtig, Norfolk u. s. w. decken.
Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892. Stamer.
Verloren eine Reit-Filzdecke von Lockwisch nach Schönberg. Abzugeben gegen Belohnung bei Herrn Kröger in Lockwisch.
Für die Theilnahme bei der Beerdigung meiner Schwiegermutter sage ich allen Freunden meinen herzlichen Dank.
W. Wieschendorf.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 26 Seite 5]Beilage
zu Nr. 26 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. März 1892.
- Ueber die Berufswahl der Ostern 1891 abgegangenen preußischen Gymnasialabiturienten veröffentlicht Prof. Dr. Gemß in der Deutschen Schulpost einen Aufsatz, der sich auf die Angaben der Schulprogramme stützt. Die Zahl der daselbst angeführten Abiturienten betrug 3619, wovon 2458 (67 2/2 pCt.) evangelischer, 907 (27 1/6 pCt.) katholischer 269 (7 1/2 pCt.) jüdischer Konfession und 5 Dissidenten. Nach der Volkszählung von 1885 lebten in Preußen 62 pCt. Evangelische, 37 4/5 pCt. Katholiken und 1 1/5 pCt. Juden. Die Anzahl der jüdischen Abiturienten ist also erheblich höher als sie nach dem Bevölkerungsdurchschnitt angenommen werden müßte und beträgt, wenn man die Fächer nicht in Anrechnung bringt, die den Juden überhaupt verschlossen sind (Militär, Post= und Steuerfach) und auch die Theologie außer Ansatz läßt, 12 1/2 pCt. gegenüber 87 3/4 pCt. Christen. Dagegen bleiben die katholischen Abiturienten erheblich hinter dem Prozentsatz der Katholiken in Preußen überhaupt zurück. Die Berufsstatistik ergiebt folgende Zahlen: (E = Evangelisch; K = Katholisch; J = Jüdisch; S = Summe.) Theologie 475 E., 353 K., 4 J., S. 832; Theologie und Philologie 19 E., 9 K., S. 28; Medien 487 E., 172 K., 121 J., S. 770; Jura und Cameralia 492 E., 167 K., 741., S. 733; Militär und Marine 234 E., 29 K., S. 263; Postfach 157 E., 39 K., S. 196; Baufach 66 E., 20 K., 7 J., S. 93; klassische Philologie 69 E., 16 K., 4 J., S. 89; Kaufmannsstand 49 E., 8 K., 9 J., S. 66; Ingenieur= und Technikerfach 42 E., 7 K., 9 J., S. 59; Bankfach 45 E., 6 K., 5 J., S. 56; Berg= und Hüttenfach 28 E., 10. K., 2 J., S. 40; Landwirthschaft 30 E., 7 K. S. 37 ; Steuerfach 25 E" 11 K., S. 36; Naturwissenschaften 11 E., 4 K., 7 J., S. 32; Maschinenbaufach 21 E., 7 K., 1 J., S. 30; Chemie 23 E., 2 K., 3 J., S. 28; Beamtenlaufbahn 14 E., 13 K., S. 27; Forstfach 19 E., 7 K., S. 26; Geschichte 17 E., 3 K., 3 J., S. 23; Elektrotechnik 9 E., 6 K., 5 J., S. 20; Mathematik 11 E., 4 K., 3 J., S. 18; Neuere Sprachen 10 E., 1 K., 1 J., S. 12; Germanistik 8 E., 1 J., S. 9; Nationalökonomie 3 E., 3 J., S. 6. Von den folgenden Fächern geben wir nur die Summe an: Musik 6; Orientalia 6; Schiffsbaufach 4; Philologie 4; Malerei 4; Buchhandel 4; Kunstgeschichte 4; Schauspielkunst 3; Thierarzneikunde 3; Astronomie 2; Litteratur 2; Zoologie 1; "Praktische Berufe" 5; "Unschlüssig" etwa 20. - Die Theologie ist also der Beruf, dem sich verhältnißmäßig die meisten Abiturienten widmen. Auffallend niedrig ist jetzt die Zahl der Studirenden der klassischen Philologie, nachdem sich bekanntlich früher in diesem Fache große Ueberfüllung geltend gemacht hatte; überhaupt scheint das höhere Schulfach zur Zeit wenig Anziehungskraft zu besitzen. Die Zahl der Abiturienten betrug nach dem Centralblatt für das Unterrichtswesen in Preußen 1884/85: 3513, 1888/89:3649; 1889/90: 3580. Vergleichen wir die Berufswahl dieser Jahre und des Jahres 1890/91 mit einander, so ergiebt sich, daß die Zahl derjenigen Abiturienten, welche sich Universitätsstudien widmen wollen, sich immer mehr verringert, (mit Ausnahme der Katholiken und insbesondere der katholischen Theologen!), daß die Zahl derjenigen dagegen im Wachsen begriffen ist, welche sich der Landwirthschaft, dem Handel, der Industrie etc. widmen. Aehnliche Beobachtungen sind auch in anderen deutschen Staaten gemacht.
- Ein gewaltiger Ausbruch auf der Sonne. In mehrfachen Zeitungs=Notizen wurde darauf hingewiesen, daß die Tätigkeit der Sonne in dieser Zeit - und auch noch für die nächste Zukunft - eine eminent erhöhte ist. Es zeigte sich dies zunächst in dem Auftreten mächtiger Flecken und Fleckengruppen. Jetzt kommen uns Berichte zu, nach denen das gewaltige Arbeiten der Kräfte des Sonneninnern auch noch in anderer Weise zu Tage getreten ist. In der französischen Akademie theilte dieser Tage Herr Deslandres mit, daß er am 3. März eine Flammenmasse von ganz außerordentlich blendendem Glanze habe emporsteigen sehen, und zwar genau an der Stelle, an der im vorigen Monat jene mächtigen Sonnenflecken beobachtet wurden, über die nach Prager Wahrnehmungen berichtet wurde. Der Ausbruch der glühenden Gase dauerte zehn Minuten, während welcher Zeit die Flammenmasse kompakt zusammenhielt, nachher aber in ungeheure Wirbelbewegung gerieth. Auch diese Beobachtung zeigt also, daß es jetzt in der That mächtig gährt und brodelt auf der Sonne. Herr Deslandres bemerkt noch, daß er ferner eine ganze Reihe kleiner Flammenausbrüche (sog. Fackeln) wahrgenommen habe, die in bedeutender Häufigkeit in der Region der mehrfach erwähnten Fleckengruppe auftreten und, wie Herr D. sagt, einen vollkommenen Ring in der Sonnenatmosphäre bilden.
- In Einste bei Verden (Hannover) wüthete vor einigen Tagen ein großes Feuer, wodurch 11 große und kleine Bauernhäuser sowie 9 Nebengebäude zerstört und 16 Familien obdachlos geworden sind. Außerdem ist viel großes und kleines Vieh in den Flammen umgekommen.
- Eine Akademie zur Erlernung des Skatspiels beabsichtigt nach einem zur Versendung gelangten Prospekt eine Dame für ihre Mitschwestern in Altenburg zu errichten. In dem Prospekte wird darauf hingewiesen, daß es dem Gatten oder Bräutigam eine freudige Ueberraschung bereiten müsse, wenn ihnen die Frau oder Braut eines Tages mit den heimlich errungenen Kenntnissen entgegentrete. Neben dieser an das Herz angehenden Begründung fehlt es nicht an den landläufigen praktischen Hinweisen, wie z. B. dem, daß, wenn jeder Mann seinen Skat erst im Hause hat, er nicht mehr die Kneipe deshalb aufzusuchen brauche u. s. w.
- In einem Theile Niederschlesiens herrschte unter dem Landvolke vor etwa 40 Jahren ein eigenthümlicher Brauch, um bei der Brautwerbung dem Mittelsmann "ohne Worte" anzudeuten, welche Aufnahme seine Andeutungen über die Heirathspläne des Freiers aus dem Nachbarsdorfe erfahren haben. Man führte den Mann aus der großen Wirthschaftsstube "ei's Steboln", in die gute Stube, und dort wurde er gastlich aufgenommen. Bestand die Bewirthung nur in Dingen, für die es keiner weiteren Vorbereitungen am flammenden Herd bedurfte, also in Brot, Butter, Schinken, Wurst, Bier, Schnaps, so galt dies, - mochte der Tisch noch so reich besetzt sein - als kalter Empfang, als kühle Ablehnung der Bewerbung. Fing dagegen das Tractiren des Werbemannes mit dampfendem Kaffee an und folgte dann eine Fortsetzung mit warmen Speisen, so konnte der Werbemann "ohne Worte" überzeugt sein, daß die Werbung die wärmste Aufnahme gefunden habe. Alles Weitere wickelte sich dann in glatter Weise ab.
- Der größte und schwerste Diament der Welt wird gegenwärtig in Antwerpen geschliffen. Derselbe hat, wie ein Antwerpener Correspondent schreibt, ein Rohgewicht von 474 Karat, eine Länge von 7 Centimeter und an seiner dicksten Stelle einen Durchmesser von 475 Millimeter. In geschliffenem Zustand wird dieser Diamant immer noch ein Gewicht von 200 Karat und die größte der Schleifflächen an demselben einen Umfang von etwa vier Quadratcentimetern haben. Unter den geschliffenen Diamanten der ganzen Welt wird derselbe hinsichtlich der Größe den zweiten Platz einnehmen, und zwar direct hinter dem im Besitz des Schah von Persien sich befindlichen Groß=Mogul rangiren, dessen Gewicht 280 Karat beträgt. Der Werth des Antwerpener Diamanten läßt sich zur Zeit auch noch nicht annähernd schätzen, da derselbe auch durch seine Reinheit und
[ => Original lesen: 1892 Nr. 26 Seite 6]völlige Farblosigkeit bedingt wird, Eigenschaften, die sich erst nach dem Schleifen vollständig würdigen lassen. Die Arbeit des Schleifens von einem solchen Stein ist eine langwierige und kostspielige, wie dies z. B. daraus hervorgeht, daß das Schleifen des im Besitz der russischen Krone befindlichen "Orlow", welcher 197 7/10 Karat wiegt, drei Jahre dauerte, und daß für das Schleifen des Koh=i=Noor, welcher zu den englischen Kronjuwelen gehört und 102 1/2 Karat wiegt, 800 Pfund Sterling, also 16 000 Mk. bezahlt wurden.
- Im russischen Gouvernement Oret werden Wölfe und Bären zur Landplage. Viele Dörfer haben keine Hunde mehr, weil diese von den Wölfen gefressen sind. Es ist gefährlich, am hellen Tage die Landstraße zu befahren, da die Wölfe wüthend vor Hunger sind und selbst am hellen Tage in der Nähe der Dörfer jeden Transport anfallen.
- Mr. Morell Mackenzie hinterließ ein Vermögen von 21 953 Pfund Sterl. (ca. 450 000 Mk.)
- Die Canfield=Gummi=Gesellschaft in Newyork hat sich erboten, beim Schatzmeister der Chicagoer Weltausstellung 5000 Dollars (20 000 Mk.) bar zu hinterlegen als Belohnung für das beste Gedicht zur Eröffnung der Ausstellung. An dem Wettbewerbe darf sich alle Welt betheiligen. Das Anerbieten ist angenommen worden. Man macht sich auf das Einlaufen einiger Millionen Gedichte gefaßt.
Eine unerwartete Begegnung.
von Thor Lange.
[Erzählung]
|