[ => Original lesen: 1892 Nr. 19 Seite 1] Auf Anordnung Großherzoglicher Hoher Landesregierung zu Neustrelitz soll in diesem Frühjahr eine Musterung sämmtlicher Pferde des hiesigen Fürstenthums stattfinden und sind die Districtsvorstände bereits aufgefordert, unter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen - Officieller Anzeiger pro 1877 Nr. 3 - die Vormusterung vorzunehmen
Demnach werden die Ortsvorstände darauf hingewiesen, daß sie verpflichtet sind, die ihnen von den betreffenden Districtsvorständen für die Musterung bezeichneten Termine und Plätze in ihren resp. Dorfschaften genügend bekannt zu machen, in den Terminen persönlich sich einzufinden und ein namentliches Verzeichniß der Pferdebesitzer ihrer Ortschaften den betreffenden Districtsvorständen vorzulegen.
Von der Verpflichtung zur Vorführung ihrer Pferde sind hier befreit:
1. Beamte im Reichs= und Staatsdienste hinsichtlich der Pferde zum Dienstgebrauche, sowie Aerzte und Tierärzte hinsichtlich der zur Ausübung ihres Berufs nothwendigen Pferde,
2. Die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferdezahl, welche von ihnen zur Beförderung der Posten contractmäßig gehalten werden muß;
im Uebrigen muß jeder Pferdebesitzer zur Vormusterung seine sämmtlichen Pferde gestellen mit Ausnahme jedoch
a. der Fohlen unter 4 Jahren,
b. der Hengste,
c. der Stuten, die entweder hochtragend sind oder noch nicht länger als 8 Tage abgefohlt haben. In beiden Fällen ist eine Bescheinigung vom Ortsvorstande vorzuzeigen.
Die von den Districtsvorständen als diensttauglich bezeichneten Pferde müssen zu der noch in diesem Monat stattfindenden Hauptmusterung der Ausmusterungs=Commission vorgeführt werden und sollen die Termine und Plätze demnächst bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 2. März 1892.
Der Großherzogliche Bezirkscommissarius für die Musterung und Aushebung der Mobilmachungspferde.
Cl. v. Oertzen.
In seinem Wahlaufruf hetzt Herr Lütgenau die Besitzlosen auf die Besitzenden. Das ist leicht. Wer nichts hat, möchte was haben. Der vernünftige Mensch sagt: arbeite und verdiene, wie es die, welche etwas haben, selbst oder ihre Vorfahren gemacht haben. Herr Lütgenau sagt, den Besitzenden muß das genommen werden, was sie haben, denn schon der Besitz allein, wenn er auch durch noch so mühsamen Fleiß erworben ist, ist ein Unrecht gegen die Besitzlosen. Die Besitzenden nehmen sich die einträglichen Aemter: Beamten=, Richter= und Pfarrstellen, die Besitzlosen liegen die Hungerstellen, wie Briefträger, Gerichtsdiener= u. a. Stellen. Ob Herr Lütgenau uns auch einreden will, daß bei den Staatsprüfungen nur gefragt wird: was hast du in Besitz? und nicht: was hast du gelernt? Aber vielleicht hält Herr Lütgenau den Besitz von Verstand und Kenntnissen auch für ein Unrecht gegen die Besitzlosen. Bei der Verschiedenheit der Fähigkeiten und der Arbeitslust der Menschen ist es - und das hat die Entwicklung der Menschheit überall bewiesen - eine absolute Unmöglichkeit, alle Menschen wirthschaftlich auf gleicher Stufe zu erhalten, sei es auch nur für wenige Jahre. Also wenn die Phantasien des Herrn Lütgenau soweit zur Probe kämen, daß aller Besitz enteignet wird, daß alle besitzlos gemacht würden, und Herr Lütgenau die Arbeit vertheilt, - zu den Vertheilern will er ja doch wohl gehören - so würde doch nur an die Stelle derjenigen Ordnung und des Schutzes der Person ein wüster Wirrwarr entstehen, in welchem jeder kommandiren und keiner gehorchen will. Für solche Aussicht schafft man Gott und die Ehe und die christliche Kinderzucht nicht ab, bricht man nicht mit allem was unsern Vätern heilig war. Nun, so rasch geht es ja auch nicht. Wer Haus und Hof hat, wird sich nicht gutwillig daraus vertreiben lassen. An diesen Widerstand werden die turbulenten Köpfe wohl zur Besinnung kommen und dann wird bei der großen Blamage ein Jeder, der jetzt den Phantasten nachbetet, vor Scham nicht wissen, wo er bleiben soll.
Der Herr Dr. Lütgenau, der Candidat der Socialdemokratie, unterschätzt die Einsicht unsrer Arbeiter und Handwerker doch zu sehr, wenn er glaubt, daß sie die Trugschlüsse in seinem Wahlaufruf nicht einsehen und auf einen so plump aufgesteckten Köder beißen. Acht Stunden und später 6 Stunden soll der Normalarbeitstag dauern! Wen will er damit locken? Vielleicht einige Arbeitsscheue oder solche Lehrlinge, welche nur der Knieriem zur Arbeit zwingt. Soll denn das Nichtsthun, die Faulheit, das höchste Ziel des Lebens sein? Dann wäre es ja im Grabe am besten. Gewährt die Arbeit denn nicht selbst eine sittliche Befriedigung? "Wenn das Leben köstlich gewesen, ist es Mühe und Arbeit
[ => Original lesen: 1892 Nr. 19 Seite 2]gewesen," das ist eine Lebensweisheit, die die Menschheit schon vor tausenden von Jahren gewußt hat. Was soll z. B. beim Landbau, der uns hier am meisten angeht, da wir keine Fabriken haben, mit einem 8= oder gar 6 stündigen Arbeitstag angefangen werden? Soll das Vieh 18 Stunden hungern? Jetzt, wo der Landmann von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf dem Posten ist, hat er doch häufig seine Noth mit Bestellung und Saat und Ernte fertig zu werden, da er das Wetter nicht machen kann, wie wird das bei ein Drittel der jetzigen Arbeitszeit? Wann wird Saat und Ernte dann fertig? Und was soll aus der Kuhwirthschaft werden, wenn die von dem Herrn Lütgenau wegen des frühen Aufstehens so sehr bedauerten Melkerinnen bei 6Stündiger Arbeit etwa um 9 Uhr Morgens in den Kuhstall zu kommen geruhten?
Aber der Herr will mit der Verkürzung der Arbeitszeit nicht blos die Zeit des Nichtsthun verlängern: er will auch dadurch einen höheren Lohn erzielen. Da die Arbeit fertig werden muß, so muß die Verkürzung der Arbeitszeit durch Vermehrung der Arbeiter gedeckt werden. Also muß der Bauer bei uns doppelt soviel bei achtstündiger und bei sechsstündiger Arbeit dreifach soviel Gesinde und Tagelöhner halten und lohnen, und da dann die Nachfrage nach Arbeitern größer wird, wird, wie Herr Lütgenau calculirt, der Lohn größer werden müssen. Die Landwirthschafttreibenden klagen jetzt schon, daß sie bei den theuren Arbeitskräften nur in den guten Jahren gerade stehen können; wer ist dann, wenn die Löhne noch steigen, und die Dreifache Zahl Arbeiter gehalten werden müssen, also die Productionskosten des Getreides pp. mindestens um das Dreifache gesteigert werden, wer ist dann noch in der glücklichen Lage, sein Feld bestellen zu können? Wenn das Feld aber Blumen trägt, braucht der Bauer gar keine Arbeiter, viel weniger die dreifache Zahl. Dann ist mit dieser schönen Lütgenau'schen Lehre die Gans todtgeschlagen, die die goldenen Eier legt.
Auf diesen Leim kriechen unsere Ratzeburger denn doch nicht!
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Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 3 belegene Büdnerstelle c. p. des Maurergesellen Heinrich Kleinfeldt aus Lockwisch ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend den 14. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 24. Februar 1890.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. 16 belegene Büdnerstelle c. p. des Krämers August Schultz daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 16. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. Februar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 24.
Am Mittwoch, den 9. März, Morgens 9 Uhr sollen im Gr. Rüntzer Zuschlage an Ort und Stelle nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
Bei freier Concurrenz.
4 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl.,
19 Rmet. buchen Kluftholz II. Cl.,
16 Fuder buchen Durchforstholz I. Cl.,
10 Rmet. buchen Durchforstholz II. Cl.,
19 Rmet. buchen Pollholz,
50 Stück fichten Hopfenstangen,
3 1/2 Fuder fichten Durchforstholz II. Cl.
Bei beschränkter Concurrenz.
54 Stück fichten Leiterbäume.
Versammlung der Käufer beim Schlagbaum am Zuschlage.
Schönberg, den 29. Februar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 25.
Am Donnerstag den 10. März, Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
1. Aus dem Carlower Holze.
5 1/2 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
10 Fuder starkes buchen Durchforstholz I. Cl.,
22 Fuder starkes buchen Durchforstholz II. Cl.,
16 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel,
2. Aus dem Röggeliner Holz.
8 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
24 3/4 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
69 Rmet. buchen Kluft II Cl. u. Olm,
41 Fuder buchen Durchforstholz I. u. II. Cl.,
16 1/2 Fuder buchen Pollholz,
4 Rmet. tannen Kluft.
Schönberg, den 3. März 1892.
Der Oberförster C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 26.
Am Sonnabend den 12. März Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Hecht zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
1. Aus dem Steinbort, Seebruch und Mechower Holz.
9 eichen Stangen II. u. III. Cl.,
4 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
12 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
2 Fuder eichen Pollholz,
17 Rmet. buchen Kluft, Olm u. Knüppel,
13 Fuder buchen Pollholz,
5 Rmet. birken und aspen Knüppel,
9 Stück kiefern Nutzhölzer = 3,32 Festmet.,
4 Stück fichten Nutzhölzer = 2,58 do.
15 Stück Nadelholz=Klassenbäume II., III. u. IV.
88 Stück Nadelholz Stangen I. bis IV. Cl.,
29 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 19 Seite 3]2. Aus dem Schlagbrügger u. Lankower Holze.
140 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.
3. Aus dem Granseerholz.
2 Rmet. buchen Olm und Knüppel,
3 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 3. März 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Dienstag den 8. März d. J., Vormittags 10 Uhr sollen in Selmsdorf
ca. 9 Sack Mehl, Schrot, Malz u. Gerste, 1 einspänner Wagen u. Manneskleidungsstücke
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. - Versammlung der Käufer beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf.
Schönberg, den 2. März 1892.
C. Staffeldt,
Gerichtsvollzieher.
Hierdurch fordern wir alle diejenigen auf, welche noch Forderungen an den verstorbenen Hauswirth Heinrich Meyer zu Törpt haben, solche innerhalb 4 Wochen bei uns anzumelden. Zugleich werden seine Schuldner hierdurch aufgefordert, diese ihre Schuld innerhalb gleicher Frist zu begleichen.
J. Meyer-Falkenhagen.
J. Ollmann-Schlagsdorf.
als Vormünder.
1000 Ctr. Magnum bonum,
1000 Ctr. Daber'sche Eßkartoffeln
diese und nächste Woche eintreffend.
Da große Nachfrage nach Magnum bonum und selbige von hochfeiner Qualität ist, bitte schon jetzt um Bestellung.
Grevesmühlen. Fr. Zülow.
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wird zu Ostern gesucht auf Hof Stove.
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Gartenbau-Verein.
Versammlung Sonntag, den 6. März Nachmittags 3 1/2 Uhr, in "Hotel Stadt Lübeck".
Beratung über Frühjahrssämereien und Aussaat.
Theilnahme der Damen erwünscht.
Der Vorstand.
Tanzunterricht.
Hierdurch erlaube ich mir, dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend anzuzeigen, daß ich auch in diesem Jahre, gleich nach Ostern, in Schönberg einen Tanz-Cursus verbunden mit Anstandslehre eröffnen werde.
Missive cirkulirt durch den Lohndiener Ratzeburg.
Um zahlreiche Theilnehmer bittet
Hochachtungsvoll
W. Lorenz.
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der Crowned Eagle Canning Co.
Dieser Bouillon=Extract zeichnet sich aus durch natürlichen, reinen, feinen Geschmack, große Ausgiebigkeit und es genügen 2 Theelöffel von Extract auf 1 Tasse Bouillon, 1 Eßlöffel voll als Beigabe für 6 Portionen Suppe.
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Mitte März komme ich mit Wollwaaren nach Schönberg.
Schwerin. Frau Degenhardt.
Mein schwarzbrauner steht von jetzt an zum Decken bereit.
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Im Verlustfalle wird die festgestellte Entschädigungssumme in voller Höhe gezahlt, nur der geringfügige Betrag von 5 Procent für den Reservefonds kommt zum Abzug.
Falls eine Agentur zeitweise unbesetzt ist, wird gebeten, sich in allen Angelegenheiten direct an die Direction wenden zu wollen.
Tüchtige Vertreter können noch Anstellung finden.
Schwerin i. M., Moltkeplatz Nr. 5, im Februar 1892.
Die Direction.
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 19 Seite 4]Der Candidat der conservativen Partei zur bevorstehenden Reichstagswahl:
Herr Graf Herm. Schwerin=Wulfshagen
wird in Begleitung des Herrn Landtagsabgeordneten Dr. Cremer in Schönberg eintreffen und sich Donnerstag, den 10. März ds. J., Nachmittags 6 Uhr im Saale des Herrn Gastwirth Boye hierselbst den Wählern des Fürstenthums Ratzeburg vorstellen und sein Programm entwickeln.
Desgleichen wird Herr Graf Schwerin am Sonnabend, den 12. März d. J., Nachmittags 2 Uhr in Schlagsdorf, Nachmittags 6 Uhr in Carlow sprechen.
Zu diesen Wahlversammlungen haben nur wahlberechtigte Männer des Fürstenthums Ratzeburg Zutritt.
Der Vorstand des conservativen Bezirkswahlvereins des Fürstenthums Ratzeburg für die Reichstagswahlen in Mecklb.-Strelitz.
Zur Confirmation
empfehle ich mein reichhaltiges Lager von
Kleiderstoffen.
Eine gute schwarze Cachemir-Waare doppelt=breit Meter 1 Mk. 30 Pfg.
in couleurt, schon sehr gut, doppelt=breit Meter 90 Pfg.
Heinrich Meyer.
Kirchen-Concert.
Am Montag den 7. März, Abends 7 Uhr wird der Chor der Mädchenschule hierselbst ein Kirchenconcert veranstalten unter gefälliger Mitwirkung von
Frau Paula Schmidt, Sopran, Lübeck.
Herrn Organisten Lichtwark, Orgel, Lübeck.
Herrn Concertmeister Türk, Violine, Lübeck.
Eintrittsgeld nach Belieben und soll der Ueberschuß zu Wohlthätigkeitszwecken verwandt werden. Zu diesem Concert wird hierdurch freundlichst eingeladen.
Die Kirche ist geheizt. Schönberg, den 18. Februar 1892.
J. Carlau, Organist.
Programm:
Nr. |
1 |
Fantasie für Orgel |
von Rinck. |
|
Nr. |
2 |
Freuet euch |
von C. Kuntze. |
Chor der Mädchenschule. |
Nr. |
3a |
Passionlied |
von J. W. Franck. |
Frau Paula Schmidt. |
Nr. |
3b |
Osterlied |
von J. W. Franck. |
Frau Paula Schmidt. |
Nr. |
4 |
Wachet auf |
von C. Kuntze. |
Chor der Mädchenschule. |
Nr. |
5 |
Elegie für Violine |
von Ernst. |
Herr Konzertmeister Türk. |
Nr. |
6 |
Toccata F-dur für Orgel |
von J. S. Bach. |
Herr Organist Lichtwark. |
Nr. |
7 |
Lobet den Herrn |
C. Kuntze. |
Chor der Mädchenschule. |
Nr. |
8 |
Arie "Jerusalem" aus dem Oratorium Paulus |
von Mendelssohn. |
Frau Paula Schmidt. |
Nr. |
9 |
Andante für Violine |
von Beriot. |
Herr Konzertmeister Türk. |
Nr. |
10 |
Orgelsonate in D 1 Satz |
von Guilmann. |
Herr Organist Lichtwark. |
Nr. |
11 |
Arie aus der Pfingstcantate mit Violine und Orgel |
von J. S. Bach. |
Frau Paula Schmidt. |
Nr. |
12 |
Jauchzet dem Herrn mit Orgelbegleitung |
von Silcher. |
Chor der Mädchenschule. |
In Torisdorf wird zu Ostern ein
Stubenmädchen gesucht.
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Flüssige
Aufbürstfarben.
Verblichene Kleider und Möbelstoffe lassen sich durch einfaches Ueberbürsten auf das Schönste wiederherstellen. In allen Farben, in Originalflaschen mit der Fabrikmarke, ein Schiff, à 25 Pfg., sowie eine langjährig beliebten, echten
Anilin=Zeug=Farben
empfiehlt H. Brüchmann.
Gefunden 1 goldener Siegelring.
Der rechtmäßige Eigenthümer kann denselben in Empfang nehmen bei
A. Drews,
Schönberg. Marienstraße 52.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 6. März.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr:) Consistorialrath Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 10.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 19 Seite 5]Beilage
zu Nr. 19 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. März 1892.
Zur Reichstagswahl.
Man schreibt uns: Schon bei der letzten Wahl hat bei uns eine Partei Boden gewonnen, die wir früher in unserm Lande nicht gekannt haben.
Während es sich sonst um einen Wahlkampf zwischen Conservativen und Nationalliberalen handelte, die in ihren wichtigsten Grundsätzen übereinstimmen, trat damals ein Wahlcandidat bei uns auf, der der Gefolgschaft Eugen Richters angehörte und der sowohl durch seine Parole: "der Schnaps muß billiger werden," als auch durch anderweitige Versprechungen Viele bethörte, so daß er zu allgemeinem Erstaunen in die Stichwahl kam. Diesmal liegen die Sachen so, daß die Nationalliberalen auf die Aufstellung eines Candidaten ihrer Partei von vornherein verzichtet haben, und daß unter der Firma "die liberale Wahlcommitte" eine Anzahl ungenannter deutschfreisinniger Personen einen Wahlaufruf für einen deutschfreisinnigen Reichstagscandidaten erlassen hat. Möge doch, wer früher nationalliberal gewählt hat, sich nicht dadurch täuschen lassen, daß der Candidat des Freisinns den "liberalen Wählern" angepriesen wird. Es ist eine wesentlich andere Partei, für welche jetzt im Lande Stimmen geworben werden, als die, deren Candidat früher der Herr Rittergutsbesitzer Pogge=Blankenhof war. Die deutschfreisinnige Partei, deren Candidat der Herr Wilbrant=Pisede ist, stand in verbitterter Feindschaft dem frühere Reichskanzler, dem Mitbegründer des deutschen Reichs gegenüber: sie hat gegen die sociale Reform sich principiell ablehnend verhalten und hat geschlossen gegen die Kornzölle gestimmt, welche zum Schutze der Landwirthschaft gegen das unter ganz anderen Bedingungen producirende Ausland nothwendig waren.
Mecklenburg ist in erster Linie ein Ackerbau treibendes Land und die Kraft und Zukunft unseres Landes beruht auf dem Wohlstand des Landmannes und der lohnenden Production aller bei uns anbaufähigen Früchte. Davon hängt auch die Wohlfahrt unserer Städte ab. Denn wenn die Kaufkraft des Landmannes erhalten und befestigt wird, so finden auch die Kaufleute und Gewerbetreibenden lohnenden Absatz für ihre Waaren und Erzeugnisse. Darum können wir einen Abgeordneten nicht brauchen, der einer Partei angehört, die nur dem Handel und der Industrie günstig gesinnt ist, die Landwirthschaft aber wie ein Stiefkind behandelt.
Jedoch vor allen Dingen kommt es darauf an, daß unserm deutschen Reiche der Friede erhalten werde. Dazu ist es nothwendig, daß die Wehrkraft des Reichs befestigt, daß unser Heer im Verhältniß zu der Stärke unserer Nachbarn im Osten und Westen schlagfertig erhalten wird, damit der Feind sich zehn Mal besinnt, ehe er gegen einen so starken Gegner das Schwert zieht. Es ist gewiß, daß wir schon seit Jahren eine drückende Kriegsrüstung tragen, die eine große Summe Geldes verschlingt, welche sonst auf anderen Gebieten nutzbar gemacht werden könnte. Aber daß wir den Frieden nun 21 Jahre behalten haben, das wiegt diese Aufwendungen reichlich auf. Die freisinnige Partei hat sich aber stets als ein Hemmschuh erwiesen, wo es galt, die nothwendigen Ausgaben für das Heer zu bewilligen. Sparsamkeit wollen auch wir, und es ist eine Thatsache, daß unsere Heeresverwaltung im Vergleich zu anderen Staaten am sparsamsten wirthschaftet.
Die Frage der 2jährigen Dienstzeit, die der Freisinn auf seine Fahne geschrieben, wird am sachlichsten von unserer Heeresabtheilung entschieden werden. Wir haben zu ihr das Vertrauen, daß sie, die diese Frage schon seit Jahren erwogen hat, auch hier das Richtige treffen wird.
In Bezug auf die Beschützung der Landwirthschaft, die Erhaltung der vollen Wehrkraft des deutschen Reichs und die Einführung der 2jährigen Dienstzeit haben Meinungsverschiedenheiten zwischen der conservativen und der nationalliberalen Partei niemals stattgefunden, wohl aber zwischen diesen beiden Parteien und dem Deutschfreisinn.
Die nationalliberale Partei ist der deutschfreisinnigen nicht minder verhaßt wie die conservative. Zum Beweise hierfür diene nachstehender Auszug aus einem deutschfreisinnigen Flugblatt, das bei der Reichstagswahl des Jahres 1890 hier im Lande verbreitet wurde:
Die Nationalliberalen und die Conservativen haben für die neue hohe Branntweinsteuer gestimmt. Die nationalliberale und conservative Partei hat die Erhöhung der Brotpreise verschuldet.
Die Nationalliberalen und Conservativen sind es in erster Linie, welche das deutsche Reich in eine abenteuerliche Colonialpolitik treiben wollen. Die Nationalliberalen haben die Volksrechte vermindert durch Einführung der fünfjährigen Wahlperioden und durch Verlängerung der Ausnahmegesetze gegen die Socialisten.
Die Nationalliberalen sind zu einer Regierungspartei herabgesunken.
An ihnen ist nichts mehr liberal als der Name. Darum haben sie auch keinerlei Bedenken gehabt, sich im Cartell zu verbinden mit den Conservativen aller Richtungen.
Da trotzdem die ungenannte deutschfreisinnige sogenannte "liberale Wahlcommitte" ihren Wahlaufruf an alle liberalen Wähler in Mecklenburg=Strelitz gerichtet hat, so kann hierin zweifellos nur - Wahlmanöver erblickt werden.
Bei den Kaiserlichen Majestäten fand am Dienstag abend im Weißen Saale eine Ballfestlichkeit statt, zu welcher über 1000 Einladungen ergangen waren.
Kaiser Wilhelm wird, wie die "Aftenposten" berichtet, auch in diesem Jahre eine Reise nach Nordland und Finnmarken unternehmen. An mehreren Stellen längs der norwegischen Küste hat man mit vorbereitenden Veranstaltungen zur Abhaltung von Adlerjagden und Walfang begonnen, namentlich auf der Walstation auf Skjärvö.
Die alten Herren der Bonner Borussen vereinigen sich am Montag im Berliner Kaiserhofe zu einem Festmahle, dem der Kaiser beiwohnen wird. Auf der Preußenkneipe in Bonn hielt der Kaiser im vorigen Jahre die bekannte Rede über die Vorzüge der Korpserziehung und ihrer ritterlichen Uebungen. Man nimmt daher an, daß auch diesesmal eine Meinungsäußerung des Monarchen über die im Vordergrunde des Interesses stehenden Erziehungsfragen zu erwarten ist. Der Saal des Kaiserhofes würde dann zum zweitenmal innerhalb des Zeitraumes einer Woche der Schauplatz einer bedeutsamen kaiserlichen Kundgebung sein.
Die neueste Rede des Kaisers wird vielfach sehr eingehend in den Zeitungen besprochen. Besonderer Nachdruck wird auf die Worte gelegt, daß die Nörgeler, welchen es in Deutschland nicht mehr gefalle, den deutschen Staub von ihren Pantoffeln schütteln möchten. Es wird gesagt, wenn alle, die mit irgend einer Regierungsmaßregel nicht zufrieden seien, Deutschland verlassen wollten, das Reich leicht die Hälfte seiner Einwohner verlieren könne. Verschiedentlich wird auch angenommen, daß diese Worte in der Hauptsache nach Friedrichsruh gerichtet waren.
Es gilt als sicher, daß eine Welfenfonds=Vorlage noch in dieser Session dem preußischen Landtage zugeht. Wie verlautet, sollen die Zinsen der beschlagnahmten 16 Millionen Thaler dem Herzog von Cumberland gegen entsprechende Zusicherungen wieder zugewandt werden.
Von den zur Zeichnung aufgelegten 160 Mill. Mark Reichsanleihe sind, wie die Post erfährt, bis jetzt 156 Millionen und von den 180 Millionen Mark preußische Konsols 175 Millionen baar angenommen worden. Es bleiben im Ganzen noch 4
[ => Original lesen: 1892 Nr. 19 Seite 6]Millionen Mark Reichsanleihe und 5 Millionen Mark Konsols abzunehmen, welche voraussichtlich in den nächsten Tagen ebenfalls zur Annahme gelangen werden, sodaß die ganze Finanzoperation des Reiches und Preußens in einem Zeitraum von 3 Wochen vollkommen erledigt ist.
Aus Paris wird gemeldet, daß am Freitag Abend endlich die Ministerkrisis beigelegt ist. Das Ministerium trat noch Abends im Elyse zu einem Ministerrath zusammen. - Der neue Kabinetschef Loubet ist zwar keine irgendwie bedeutende Persönlichkeit, aber allgemein geachtet, dazu ein persönlicher Freund Carnots. Ob er aber die nöthige Energie besitzt, um den in dieser Zeit besonders schwierigen Posten eines Ministers des Innern auszufüllen, muß sich erst zeigen. Er ist 53 Jahre alt. Sein Kabinet ist die Fortsetzung des Freycinetschen, doch ohne die Kraft Constans. "Petite Republique", das Organ Goblets, erklärt, man müsse dem neuen Kabinet wegen der muthigen Beseitigung Constans vieles verzeihen. In mehreren Blättern wird Constans als Opfer der Angriffe Rocheforts bezeichnet.
Zum russischen Verkehrsminister ist nunmehr der Director des Departements für Eisenbahnwesen im Finanzministerium, Witte, ernannt worden. Durch kaiserl. Ukas ist die Ausfuhr von Korn nach Norwegen aus den Hafen des Archangel'schen Gouvernements gestattet, jedoch nur bis zu einem Gesammtquantum von 200 000 Pud und nur als Tauschobject gegen Fische, nicht aber zu Handelszwecken.
- Neustrelitz. Am 28. Februar starb hieselbst der Regierungsrath Kammerherr v. Arnim. Carl Ludwig Alexander v. Arnim, in Blücherhof bei Vollrathsruhe R. Amts Lübz am 31. December 1841 geboren, vollendete seine Gymnasialbildung auf dem Großherzoglich Oldenburgischen Gymnasium zu Eutin, studirte die Rechte zu Tübingen, Rostock und Göttingen und bestand vor der hiesigen Justiz=Canzlei am 1. November 1870 die Auditoren=Prüfung. Dem hiesigen Großherzoglichen Stadtgerichte als Auditor überwiesen, bestand er die Richterprüfung vor dem Großherzoglichen Ober=Appellationsgerichte zu Rostock am 4. Juli 1874 und wurde zu Michaelis 1874 als Assessor cum voto bei dem Justizamte und Mitglied der Landvogtei in Schönberg angestellt. Am 23. April 1878 zur Theilnahme an den Geschäften der Großherzoglichen Landesregierung mit Sitz und Stimme im hiesigen Regierungs=Collegium beauftragt, wurde er im Januar 1879 zum Regierungsassessor, am 17. October 1880 zum Regierungsrath und zum zweiten Mitgliede der Großherzoglichen Lehnkammer ernannt. Zum Kammerjunker war er bereits am 1. Januar 1871, zum Kammerherrn am 2. Juli 1877 ernannt worden. An Orden besaß der Verstorbene seit dem 17. October 1888 das Comthurkreuz des Großh. Mecklenb. Hausordens der Wendischen Krone, außerdem das Comthurkreuz zweiter Classe des Kgl. Dänischen Danebrog und vom Herzogl. Anhaltischen Hausorden Albrecht des Bären. (N. Z.)
- In diesen Tagen wurden bei den Mecklenburgischen Garnisonen Landwehrmänner zu einer 10tägigen militärischen Uebung in Dienst gestellt.
Zur Nordlandreise des Kaisers. Der Kaiser beabsichtigt, wie die A. R. C. mittheilt, auf seiner diesjährigen Nordlandsreise auch die Insel Island aufzusuchen. In seiner Begleitung werden sich auch diesmal der Gesandte Graf zu Eulenburg, Premierlieutenant v. Hülsen und Dr. Güßfeldt befinden.
- Die Straßenkravalle in Berlin sind jetzt als beendet anzusehen. Am Montag herrschte wieder völlige Ruhe, nur abends kam es bei Gelegenheit einer Versammlung zu einigen unbedeutenden Lärmscenen. Verhaftet wurden im ganzen 120 Personen. Die Vernehmungen der Arrestanten haben schon begonnen.
- Als Theilnehmer an den Kravallen sind nach den bisherigen Ermittelungen weniger wirklich Arbeitslose, als vielmehr vorwiegend arbeitsscheue junge Leute bemerkt worden, wie sie den Mob jeder Großstadt bilden. Irgend welchen politischen Character tragen die Kravalle nicht. Von den in den Krankenhäusern aufgenommenen Verletzten zeigen die Meisten Verwundungen durch Säbelhiebe an den Köpfen, es sind aber auch Arm= und Beinbrüche zu konstatiren.
- In Berlin sind seit 1875 für Pflasterungen und dergl. 75 Millionen, für die Kanalisation, einschließlich des Bereichs Rieselfelder, 79 Millionen aufgewendet worden.
- Im Schaufenster eines Hutmacherladens im Osten von Berlin war am Freitag eine seltsame Sammlung von Kopfbedeckungen zu sehen. Da hingen sie der Reihe nach auf den Gestellen die Zeugen der Krawalle, ein eingequetschter gräulicher Filz, ein breitrandiger, wie mit Schimmel übergezogener Hut, den sicherlich ein verehrungswürdiger Sonnenbruder die längste Zeit getragen hatte, und ein paar verstaubte Ballonmützen von Zuhältern. Der Hutmacher, dem das Malheur wiederfahren war, daß man sein Schaufenster mit einem Knüppel zerschlug, besaß Ruhe und Humor genug, die sonderbare Sammlung auf den Ständern seines Schaufensters zum Gaudium einer ulklustigen Menge zu belassen. Die Inhaber der abgelegten Hüte hatten sich nämlich einen "Witz" erlaubt. Sie stahlen aus dem Schaufenster funkelnagelneue Cylinderhüte und hängten zum Dank ihre abgetragenen Sachen hübsch in Ordnung auf.
- Ein bedeutender Diamanten=Diebstahl wurde am Montag in dem Hause Bayreutherstraße 6 zu Charlottenburg, und zwar in der Wohnung eines Offiziers, ausgeführt. Die gestohlenen Werthsachen, welche viele Tausend Mark darstellen, haben sich in einem unverschlossenen Tischkasten des Schlafzimmers befunden.
- Die seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck vielgenannten "Hamburger Nachrichten" haben am Montag das Jubiläum ihres 100jährigen Bestehens begangen.
- In Bremen bewilligte die Bürgerschaft für ein städtisches Elektrizitätswerk nach dem Projekt Siemens u. Halske 1 900 000 Mk.
- Dr. Mezger kehrte von seiner Petersburger Reise wieder nach Wiesbaden zurück. Er erhielt bei seiner Abreise von dem Czaren den Stanislausorden mit der Schleife und Brillanten.
- Der alte Heidelberger Paukdoctor Immisch ist am 22. Februar infolge eines Schlagflusses im Alter von 72 Jahren gestorben. Immisch hat 40 Jahre lang das Amt eines Paukdoctors in Heidelberg verüben und während dieser Zeit über 30 000 Mensuren beigewohnt.
- Ein weites Gebiet niedriger Ländereien am kurischen Haff ist überschwemmt. Die Landwirthe verlieren dadurch zum dritten Male ihre Wintersaaten und werden wieder Brodgetreide kaufen müssen.
- Der Kohlenstreik in England ist nunmehr unabwendbar geworden; die Zahl der Arbeiter, die bis zum 12. März gekündigt haben, beträgt bereits 320 000. Die Preise der Kohlen sind aber bisher, trotz der bevorstehenden Unterbrechung der Förderung, unbeeinflußt geblieben, da allgemein angenommen wird, daß die Arbeiter den Streik nicht länger als 14 Tage aushalten, für welche Zeit die aufgespeicherten Vorräthe vollkommen ausreichen. Die radikalen Klubs der Arbeitervereinigungen Londons bereiten für den 1. Mai eine große Kundgebung im Hydepark vor, welche den Zweck hat, die Einführung des gesetzlichen 8stündigen Arbeitstags zu verlangen. Es werden nicht weniger als 12 Tribünen im Hydepark errichtet werden.
- Eine seltsame Kriegserfindung. Ein Japaner hat ein neues Mittel erfunden, durch welches es ermöglicht wird, im Kriege einen Gegner auf die einfachste Weise von der Welt unschädlich zu machen. Mittels einer sinnreich konstruierten kleinen Maschine läßt sich eine Staubwolke 14 Meter weit schleudern und der Feind, dem der Staub ins Gesicht fliegt, wird sofort geblendet und befindet sich demgemäß vollständig in der Gewalt des Angreifers. Der erfindungsreiche Japaner ist aber nicht aller Menschlichkeit bar und paralysiert seine eigene Erfindung durch folgende Gegenerfindung: Eine von ihm gemischte Salbe wird später über die Augen der geblendeten Feinde gestrichen und nach 24 Stunden ist die Blindheit radikal geschwunden. Die Kriegführung wird also künftighin außerordentlich vereinfacht werden.
- Was die Welt sagt: Ist man artig, so heißt's: "Der will was!" - Ist man kurz: "Der hat was!" - Ist man traurig: "Dem fehlt was!" - Ist man lustig: "Der hat zu viel!"
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