[ => Original lesen: 1892 Nr. 15 Seite 1] Am Sonntag den 14. d. Mts. hat eine Versammlung in der Krügerschen Herberge stattgefunden zur Anmusterung von Wählern für den sozialdemokratischen Reichstagscandidaten. Wir zweifeln nicht, daß derselbe auch diesmal wieder eine größere Zahl von Stimmen hier im Fürstenthum finden wird. Ist das ein Zeichen, daß die sozialdemokratischen Ziele hier Anhang und Boden gewonnen haben? durchaus nicht. Es giebt kein Land, in welchem die Arbeiter, Gesellen und kleinen Handwerker, welche den Haupttheil dieser Stimmen abgeben, sich in einer günstigeren Lage befinden. Dies wird bedingt durch unsere bäuerlichen Verhältnisse. Der Bauernstand, der den wirthschaftlich wichtigsten Theil unserer Bevölkerung bildet, liefert in seinen nachgeborenen Söhnen den wesentlichen Theil unserer Arbeiter, Handwerker, Zimmerleute und Maurer, die dadurch eine geachtete Stellung einnehmen, mehr als in anderen Ländern, und auch sich vielfach in besseren Vermögensverhältnissen finden. Für diese günstigen Verhältnisse würden die Segnungen der Sozialdemokratie ungefähr dieselbe Bedeutung haben, die das Abbrennen eines alten Hauses für den hat, welcher nicht weiß, wovon er sich ein besseres wieder bauen soll. Aber warum wählen sie denn den Sozialdemokraten? Das ist eine Erscheinung, die gerade in Gegenden, wo sich die Bevölkerung wohl befindet, häufig beobachtet wird. Gerade hier, wo Zimmer= und Maurergesellen und viele Arbeiter eigene Grundstücke oder Geld an der Kasse haben, glauben dieselben eine Selbständigkeit zu zeigen, wenn sie anders wie die Meister, die Bauern und die sogen. Vornehmen stimmen. Würden die letzteren für den Sozialdemokraten Stimmen, würden die ersteren es jedenfalls nicht thun. Sie würden es aber auch nicht thun, wenn sie sich klar machten, daß das Ganze, daß das deutsche Vaterland und das Fürstenthum ernstlich geschädigt wird, wenn diese, nennen wir es geradezu Eitelkeit, den Erfolg hätte, die Sozialdemokratie und deren Grundsätze zur Herrschaft zu bringen. So lange nach 1870 noch die Begeisterung auch in dem geringsten Mann die Vaterlandsliebe und das Bewußtsein rege hielt, daß nur die Tüchtigkeit unserer Einrichtungen und das treue Zusammenhalten Aller für die Erhaltung des Vaterlandes im Stande war, uns aus dem uns aufgedrungenen Kriege so glücklich hervorgehen zu lassen, so lange dachte Niemand daran, Strömungen zu befördern, welche die Fundamente der Stärke des deutschen Volks, Frömmigkeit, Muth und Fleiß unterwühlen. Aber jetzt, wo alles gesichert erscheint, glaubt man sich diesen Luxus der eingebildeten Selbstständigkeit erlauben zu können. Und nur auf diese Opposition kommt es allein an. Die eigentlichen Ziele der Socialdemokratie sind den hiesigen Förderern derselben völlig unbekannt. Es würde keine wirksamere Bekämpfung der Socialdemokratie hier im Fürstenthum geben, als wenn wahrheitsgemäß die Ziele klar gelegt würden. - Wenn in letzter Zeit in einer großen socialdemokratischen Versammlung in Berlin einer der Hauptführer aufforderte, die Socialdemokraten sollten massenhaft austreten aus der Landeskirche, weil ein überzeugter Christ nicht ein überzeugungstreuer Socialdemokrat sein könne. Würde solche Aufforderung unsern Mitbürgern, die jetzt leichtsinnig mit dem Feuer spielen, passen? Würden sie diese Folgerung ihres jetzigen Verhaltens annehmen, Gott und den Herrn Jesus als überwundenen Standpunkt über Bord werfen, ihre frommen Eltern und Voreltern für Dummköpfe erklären und dafür mit hergelaufenen Fremdlingen, denen meistens zu ehrlicher Arbeit Lust und Geschick fehlt, singen:
"Macht hier das Leben gut und schön,
Kein Jenseits giebt's, kein Wiederseh'n?"
Bis jetzt galt im Fürstenthum der Grundsatz: "ein ehrlich verdientes Stück Brod schmeckt besser als eine gestohlene Gans", und diesen Satz werden sich die Ratzeburger nicht ins Gegentheil verkehren lassen. Ein Stück Brod und auch noch etwas Fleisch dazu, hat die Arbeit hier noch immer gebracht. Wer Vater und Mutter ehrt, dem wird es wohlgehen auf Erden, und nur der fördert die Wohlfahrt seines Volks, der das erhält und zur Entwicklung bringt, was seine Vorfahren, was das Volk in langer, ruhmreicher und kampfreicher Geschichte geschaffen und gepflanzt hat, nicht aber der, welcher sich von der Geschichte seines Volkes lossagt, und wie eine Eintagsfliege nur für den Augenblick lebt und handelt, unbekümmert um die Bestrebungen und Thaten der Vorfahren und um die Folgen für die Nachkommen, der in verschwommener internationaler Verbrüderung unser deutsches Vaterland aufgehen lassen will in einem wüsten Hexenbräu von russischen Nihilisten, französischen Anarchisten und semitischen Atheisten. Das deutsche Volk hat ja Gott sei Dank noch gesundes Holz genug, um solche Faulstelle schließlich abzustoßen. Aber ein solcher Uebergangsprozeß wird nicht ohne Schmerzen abgehen, um so größer werden diese sein, je mehr Leute jetzt in gedankenloser Eitelkeit mit diesen Volksverführern mitlaufen. Darum aufgepaßt! Wer seines Gottes, seines Herrn Jesus Christus, seines deutschen Vaterlands und seines engeren Vaterlandes noch nicht überflüssig ist, darf nicht mit den Socialdemokraten gehen. Zum Spielen ist die Zeit zu ernst.
Kaiser Wilhelm ließ der im Reichs=Justizamt tagenden Kommission zur Ausarbeitung des bürgerlichen Gesetzbuches die Mittheilung zugehen, daß er einer Sitzung desselben beizuwohnen gedenke.
Verhandlungen mit dem Herzog von Cumberland. Vor einigen Tagen ging eine Meldung durch die Blätter, wonach ein hannoverscher Provinzialbeamter zur Anknüpfung von Verhandlungen mit dem Herzog von Cumberland nach Gmunden entsandt sei. Man hatte daran die Vermuthung geknüpft, daß es sich bei dieser Sendung um den wegen des Welfenfonds zu erzielenden Ausgleich handle. Hierzu wird jetzt der Magdeburger Zeitung aus Berlin berichtet: "Diese Annahme dürfte sich bestätigen; darüber hinaus aber sollen die Verhandlungen, nach einem mit größter Bestimmtheit auftretenden Gerücht, einen weiteren Umfang annehmen. Möglicherweise würde es erneut dem Herzog von Cumberland nahe gelegt werden, die Thronfolge im Herzogthum Braunschweig anzutreten, selbstverständlich gegen die von ihm bisher vergeblich geforderte formelle Verzichtleistung auf
[ => Original lesen: 1892 Nr. 15 Seite 2]Hannover. Jedenfalls ist dies Gerücht Gegenstand lebhafter Erörterungen in den zunächst betheiligten Kreisen."
Die Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses zur Beratung des Volksschulgesetzes beriet am Montag die §§ 14 und 15 der Vorlage, welche die Berechtigung der konfessionellen Verhältnisse betreffen. Gegen das Gesetz sind wiederum eine Anzahl von Petitionen eingegangen. Darunter eine solche von der Universität Berlin, welche von der großen Mehrzahl der Professoren, darunter auch die Theologen, unterzeichnet ist.
Wie aus Breslau berichtet wird, beschloß der Oberschlesische Städtebund das Volksschulgesetz nicht rundweg abzulehnen, sondern Verbesserungsvorschläge zu machen.
Auf die Reichsanleihe von 160 Millionen Mk. wurden nach amtlicher Mittheilung im ganzen 541 306 200 Mk. gezeichnet. Die Zutheilung erfolgt nach Maßgabe der reellen Zeichnungen, daher die Reduktion nicht prozentualiter stattfinden wird; doch dürfte die jeweilige Quote zwischen 10 bis 20 Prozent der angemeldeten Stücke bemessen werden. Zeichnungen bis 5000 Mark werden voll berücksichtigt, vorausgesetzt, daß sie nicht spekulativer Natur sind. Auf die neuen 3prozentigen preußischen Konsols von 180 Millionen sind 440 Millionen gezeichnet worden. Der Zutheilungsmodus wird demnächst bekannt gegeben, doch werden Anmeldungen bis etwa 5000 Mk. voll berücksichtigt werden. - Es ist darauf aufmerksam zu machen, daß die Interimsscheine vom 22. Februar abgenommen werden können, je 1/4 der zugetheilten Beträge jedoch bis spätestens 27. Februar, 6. April, 25. Juni und 22. September abgenommen werden müssen. Die bis einschließlich 3000 Mark zugetheilten Beträge müssen ungetheilt bis zum 27. Februar geordnet werden.
In einem Artikel der Nordd. Allg. Ztg." über Deutschlands Kolonien, der wohl aus den Kreisen der Reichsregierung stammt, wird folgendes gesagt: "In der Ueberzeugung jedes Deutschen muß es wurzeln, daß an den Grenzen, wie sie für unsere Besitzsphäre vor nun bald zwei Jahren vereinbart worden, unverrückbar festgehalten werden wird. Gestützt und getragen von den Sympathien der großen nationalen Mehrheit, welche in unserem Schutzgebiete unveräußerliche Bürgschaften für Deutschlands wirthschaftliche Entwickelung, sowie für die Feststellung seiner überseeischen Machtstellung erkennt, sind ihrerseits die Vorkämpfer deutscher Kultur und Sitte unentwegt bestrebt, das nationale Banner auf fremder Erde hochzuhalten, es mit Gut und Blut zu vertheidigen und es von Position zu Position weiter über die Grenzen der Kulturarbeit hinauszutragen. Mit Recht dürfen sie dafür verlangen, daß im Mutterlande Alles abgewehrt und verhütet wird, was zum Verlust oder Zerbröckelung der errungenen Stellung führen könnte, und wir sind überzeugt, daß sie sich in dieser Voraussetzung nicht getäuscht sehen werden."
Wie der "Kölnischen Zeitung" aus Arolsen gemeldet wird, sollen die Verhandlungen der Reichsunmittelbaren mit der preußischen Regierung über die Entschädigung wegen der Einkommensteuer zu keiner Einigung geführt haben.
Der Erbprinz Leopold von Ysenburg in Oesterreich reiste von Wien nach New=York ab, um sich mit der Tochter eines bekannten Kalifornischen Eisenbahnkönigs zu vermählen. Die Mitgift beträgt angeblich 30 Millionen Donars.
- Schönberg. Wiederum haben die 9 bäuerlichen Abgeordneten im Verein mit den beiden Abgeordneten der hausgesessenen Bürger von Schönberg angezeigt, daß sie der Einladung ihres Fürsten zu der auf den 23. d. M. angesetzten Versammlung zu erscheinen, um in verfassungsmäßiger Weise das Wohl des Landes zu berathen, nicht erscheinen würden. Zu der 20jährigen Periode der öden Negation wird ein neues Jahre hinzugefügt. Alle Hoffnungen auf eine Besserung unserer Steuerverhältnisse, Errichtung eines Landeskrankenhauses etc. etc. müssen wieder auf ein Jahr begraben werden, wieder zahlen wir 100, wo die Einwohner des Herzogthums 70 zahlen, wieder müssen wir unsere Kranken in auswärtige Krankenhäuser geben und viele tausende von Mark außer Landes schicken. Und was ist der Grund? Weil, das ist unsere feste Ueberzeugung, eine jetzt in Wahrheit längst zur Minorität gewordene Anzahl von Hauswirthen, denen die längst anders gesinnten Freunde nur nicht den Schmerz, sie zu verlassen, machen mögen, von ihrer vorgefaßten Meinung nicht abkommen können, daß durch dies einfach negative Verhalten plötzlich doch ein Wunder herbeigeführt würde, welches die Verfassung nach ihrem Wunsche umforme. Würde jetzt plötzlich ein solcher Zauberer auftreten, etwa der Reichstag, und sagen: "Euer Ausharren soll belohnt werden, wie wollt Ihr es haben?" Dann würde die Verlegenheit erst recht groß sein. Beim einfachen Regiren kann man ruhig schlafen. Man hat die Ehre als Abgeordneter gewählt zu sein, und beschränkt seine ganze Thätigkeit auf die Erklärung: "ich komme nicht". Positive Vorschläge zu machen erfordert aber eine ernste Thätigkeit, und die ist nach 20jährigem Feiern unbequem. Aber es ist ja längst entschieden, daß es eine Verfassungsfrage gar nicht giebt, wir haben eine Verfassung. Es giebt höchstens eine Verfassungsverbesserungsfrage, und mit dieser hat der Reichstag nichts zu thun, diese Frage muß durch die Abgeordneten selbst innerhalb der Verfassung und auf dem von dieser vorgeschriebenen Wege erledigt werden. Jetzt ist es sogar soweit, daß von der Fortschrittspartei dieser Zauber erwartet wird. Denn nicht liberal, sondern Fortschrittler ist Herr Wilbrandt, den jetzt viele der Verfassungskünstler wählen wollen. Merken denn die Hauswirthe nicht, daß sie in ihr eigenes Fleisch damit schneiden? Die Fortschrittspartei strebt dahin, die Kornzölle ganz zu beseitigen, dem russischen und amerikanischen Korn freien Eingang zu verschaffen. Ob die deutsche Landwirthschaft dabei zu Grunde geht, gilt ihr nichts. Gegenüber dieser Lebensfrage für ein rein auf Landwirthschaft basirtes Land, wie unser Fürstenthum, ist die Verfassungsfrage von geringer Wichtigkeit. Uebrigens könnten ebenso wie die Fortschrittler auch die Socialdemokraten dreist versprechen, sie wollten im Reichstag für die hiesige Verfassung im Sinne der Negativen wirken, das ist ganz ungefährlich, da diese Frage nach den bereits geschehenen Entscheidungen als eine vor das Forum des Reichstags gehörige nicht mehr existirt.
Seidene Grenadines, Crêpe de Chine' Seidengaze schwarz u. farbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1,35 p. Met. bis Mk. 14,80 (in 22 versch. Qual. ) versendet robenweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg, (K. u. K. Hofl.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.
Anzeigen.
In das hiesige Handelsregister Fol. XXIII Nr. 36, betreffend die zu Schönberg unter der Firma "Gebrüder Burchard" bestehende offene Handelsgesellschaft der Kaufleute Albert Gimpel und Bernhard Gimpel, ist heute eingetragen Col. 5: Der Kaufmann Adolf Joël in Schönberg ist am 18. Januar 1892 als Gesellschafter eingetreten.
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 16. Februar 1892
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Es wird hierdurch unter Hinweis auf §§ 2 und 3 des Reglements zur Ausführung des Reichswahlgesetzes - Bundesgesetzblatt von 1870 Nr. 17 - zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß in der Zeit vom 19. bis 26. Februar c. (beide Tage einschließlich) die Wählerliste hiesiger Stadt für die am 19. März c. bevorstehende Wahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstage zur Einsicht in der Rathsstube hierselbst ausliegt.
Schönberg, den 11. Februar 1892.
Der Magistrat.
Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin u. Strelitz.
Die 39. ordentliche Generalversammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird
am Donnerstag, den 3. März,
Morgens 11 Uhr zu Schwerin in "Stern's Hotel"
[ => Original lesen: 1892 Nr. 15 Seite 3]stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1891 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1891/92, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1890/91.
2. Wahl eines Districts=Vorstehers und Substituten für den 3. u. 5. District, sowie eines Districts=Vorstehers für den 6. District.
3. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.
4. Antrag, betreffend Abänderung der Bestimmung über die Beitragspflicht neu eintretender Mitglieder (§ 35 der Statuten).
5. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1892.
Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eichsen.
Holz=Auction Nr. 19.
Am Sonnabend den 20. Februar, Morgens 10 Uhr sollen heim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
Aus den Lenschower und Herrnburger Tannen.
34 Stück tannen Kiepenhölzer = 26,37 Festm.,
193 Rmet. tannen Kluft und Knüppel,
18 Rmet. tannen Rodestämme,
40 Fuder tannen Durchforstholz. Nr. 330-369
20 Stück birken Wagendeichsel,
2 Rmet. tannen Kluft,
5 1/2 Fuder birken Wadelholz II. Cl.
Schönberg, den 10. Februar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 20.
Am Dienstag den 23. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:
Aus dem Bäckerholz, Hasselholz, Steinort und Seebruch
2 Rmet. eichen Kluft I. Cl.,
1 Rmet. eichen Knüppel,
2 Stück buchen Nutzholzblöcke = 3,09 Fstmet.
26 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
303 Rmet. buchen Kluft II. Cl. und Olm,
27 Rmet. buchen Knüppel,
16 Fuder buchen Durchforstholz I. Cl.
Schönberg, den 14. Februar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 21.
Am Mittwoch den 24. Februar, Morgens 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hierselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.
1. Aus dem Rupensdorfer Holze.
1 Stück buchen Nutzholzblock, Der Verkauf beginnt mit Nr. 253.
175 Rmet. buchen Kluft, Der Verkauf beginnt mit Nr. 253.
25 Rmet. buchen Knüppel, Der Verkauf beginnt mit Nr. 253.
20 Fuder buchen Reiser. Der Verkauf beginnt mit Nr. 253.
2. Aus dem Niendorfer Holze.
18 Stück kiefern Kiepentannen.
Schönberg, den 16. Februar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 22.
Am Donnerstag den 25. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Krüger Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.
Aus dem Bahlen und Garnseerholz.
6 Rmet. eichen Kluft II. Cl.,
121 Rmet. eichen Knüppel,
10 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
1 Stück buchen Nutzholzblock,
12 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
61 Rmet. buchen Kluft II. Cl., Olm u. Knüppel,
7 Rmet. birken Kluft und Knüppel,
150 Stück Nadelholz=Stangen I. u. II. Cl.,
100 Rmet. Nadelholz=Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 16. Februar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 23.
Am Freitag, den 26. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Jabs zu Schlagresdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.
1. Aus dem Thandorfer Zuschlage.
3 Rmet. eichen Kluft II. Cl.,
3 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
9 Rmet. buchen Knüppel,
33 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl.,
7 Fuder aspen Wadelholz II. Cl.,
2. Aus dem Hasselbüschen.
1 Rmet. eichen Knüppel,
6 Rmet. buchen Knüppel,
1 Fuder buchen Durchforstholz I. Cl.,
1 Fudern ellern Wadelholz I. Cl. Pantoffelholz.
3. Aus dem Steinbrink.
3 Rmet. eichen Knüppel,
9 Fuder eichen Durchforstholz,
10 Rmet buchen Knüppel,
7 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz.
4. Aus dem Schlagbrügger Holze.
2 Rmet. eichen Kluft II. Cl.,
1 3/4 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
11 Rmet. buchen Kluft II. Cl. und Knüppel,
2 Fuder buchen Pollholz,
50 Stück Nadelholz=Stangen I. u. II. Cl.,
60 Rmet. Nadelholz=Kluft und Knüppel,
5. Aus dem Lankower Holze.
14 Rmet. eichen Knüppel,
3 Fuder eichen Pollholz,
6 Rmet. buchen Kluft II. Cl., und Knüppel,
1 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl.,
31 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel,
Schönberg, den 16. Februar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Action.
Am Montag, den 19. Februar, Vormittags 10 Uhr, werde ich in meiner Holzkoppel an Ort und Stelle folgendes Holz öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkaufen:
25 Fuder Stangenholz.
Käufer wollen sich an Ort und Stelle zahlreich einfinden.
Hauswirth Woisin
in Lindow.
Carneval.
Prächtige, fürstlich elegante Masken-Costüme
in effectreicher, stilvoller Ausführung, z. B. historische, mythologische, allegorische Costüme, Nationaltrachten, billige Phantasie=Costüme, (für Herren u. für Damen), (nicht leihweise).
Cotillon-Touren u. Ball-Orden.
Masken, Besatzorden, Phantasie-Stoffe, Theater-Schmucksachen, Waffen, - Carnevalistische Gemälde zur Saal-Decoration. Narren-Mützen. - Unsern neuen reichhaltigen Katalog versenden wir gratis u. franco.
Vereine und Händler erhalten Rabatt.
Bonner Fahnenfabrik
(Hof-Fahnenfabrik) in Bonn a. Rhein.
Neue Patent-Kautschuckstempel
liefert in sauberer Ausführung
H. Brüchmann.
Eine einträgliche Agentur
ist zu vergeben. Branchenkenntniß nicht erforderlich. Nur solche Personen, die eine ausgedehnte Bekanntschaft haben, wollen sich unter D. Z. 222 an Rudolf Mosse München schriftlich melden. Besonders für Reisende und kleinere Kaufleute dürfte diese Vertretung geeignet sein.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 15 Seite 4]Inventur-Ausverkauf.
Empfehle eine Partie schwarze und farbige
Kleiderstoffe und Buckskins,
eine Partie, Leinen, Tischzeuge u. Hemdentuche,
vorjährige Herbst-, Winter-, Frühjahrs- u. Sommermäntel, Reste aller Art
zu sehr billigen Preisen.
Wilh. Oldenburg.
Wilhelmi's mech. Automaten= u. englisches Marionetten=Theater
(genannt die künstlichen Menschen).
Heute Freitag: grosse Vorstellung.
Zur Aufführung kommt:
Genovefa
Ritterschauspiel in 5 Acten.
Zum Schluß: das Paradebett Genofevas.
Preise der Plätze: 1. Platz 50 Pfg., 2. Platz 30 Pfg., Gallerie 20 Pfg ; Kinder unter 10 Jahren zahlen in Begleitung Erwachsener 1. Platz 25 Pfg., 2. Platz 20 Pfg., Gallerie 15 Pfg.
Sonnabend keine Vorstellung.
Sonntag große neue Vorstellung.
Montag keine Vorstellung.
Hochachtungsvoll
Fr. Wilhelmi.
Kirchen-Concert.
Am Montag den 7. März, Abends 7 Uhr wird der Chor der Mädchenschule hierselbst ein Kirchenconcert veranstalten unter gefälliger Mitwirkung von
Frau Paula Schmidt, Sopran, Lübeck.
Herrn Organisten Lichtwark, Orgel, Lübeck.
Herrn Concertmeister Türk, Violine, Lübeck.
Eintrittsgeld nach Belieben und soll der Ueberschuß zu Wohlthätigkeitszwecken verwandt werden. Zu diesem Concert wird hierdurch freundlichst eingeladen.
Schönberg, den 18. Februar 1892.
J. Carlau, Organist.
Der Herr Gutspächter Wilbrandt zu Pisede bei Malchin, der von der liberalen Partei des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz als Candidat zur Reichstagswahl aufgestellt ist, wird am
Sonnabend, den 27. Februar d. J.,
Abends gegen 6 Uhr,
im Gastwirth J. Boye'schen Locale in Schönberg sich durch eine Rede den Ratzeburger liberalen Wählern vorstellen.
Derselbe hat mich beauftragt, dies bekannt zu machen.
Gr. Siemz, den 16. Februar 1892.
As. Bohnhoff,
Hauswirth.
Klarer Bouillon-Extract
der Crowned Eagle Canning Co.
Dieser Bouillon=Extract zeichnet sich aus durch natürlichen, reinen, feinen Geschmack, große Ausgiebigkeit und es genügen 2 Theelöffel von Extract auf 1 Tasse Bouillon, 1 Eßlöffel voll als Beigabe für 6 Portionen Suppe.
Flaschen von 200 gr Inhalt 1,- M.,
Flaschen von 1 engl. Inhalt 2, - M.,
Flaschen von 2 engl. Inhalt 3,80 M.,
Niederlage bei Aug. Spehr, Schönberg.
Bekanntmachung.
Mache hiermit meinen Kunden und Gönnern bekannt, daß ich einen Laden angelegt habe von
Kinderschuhen von den kleinsten an, auch Damen-Stiefeletten mit u. ohne Lack,
Konfirmanden- u. Knaben-Stiefeln
und ledernen Pantoffeln.
Schuhmachermeister Holtz, Carlow.
Stets vorräthig:
Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Geradehalter, leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator und Mutter=Rohre, Mutter=Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässens für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust=Hütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kindern das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei
Heinrich Böckmann, Bandagist.
Anmeldungen für das neue Schuljahr werden bis zum 31. März, nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr erbeten.
D. Latendorf.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 21. Februar.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr:) Consistorialrath Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Der heutigen Nummer der Anzeigen liegt ein Wahlaufruf des conservativen Bezirks=Wahlvereins für die Reichstagswahl im Fürstenthum Ratzeburg bei.
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 8.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 15 Seite 5]Beilage
zu Nr. 15 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. Februar 1892.
- Schönberg. Mittwoch begann Herr Wilhelmi im Köster'schen Saale mit seinem Automaten= und Marionetten=Theater eine Reihe von Vorstellungen. Dieselben bestehen in erster Reihe in Schau= und Lustspielen, und es ist bewunderungswürdig, mit welcher Genauigkeit und Pünktlichkeit die Bewegungen der darstellenden Puppen zu dem begleitenden Vortrage ausgeführt werden. Auch die Ballet= und Verwandlungs=Szenen müssen als hervorragend auf diesem Gebiete bezeichnet werden, dazu die schönen mannichfaltigen Garderoben und die prachtvolle dekorative Bühnenausstattung, über welche die Direktion in reichem Maße verfügt, das alles wirkt zusammen, um die Vorstellungen wirklich effektvoll zu gestalten, so daß die Zeit in angenehmster Weise verstreicht. Der Besuch war in Anbetracht der ersten Vorstellung denn auch bereits ein recht guter.
- Die vier ältesten kaiserlichen Prinzen haben sich durch ihrer Hände Arbeit ein ansehnliches Sümmchen verdient und dasselbe zu einem Geburtstagsgeschenk für ihren kaiserlichen Vater verwandt. Im letzten Herbst erfuhr der Kronprinz, daß das Wild in den königlichen Forsten während der Winterzeit außer mit Heu auch mit Kastanien und Eicheln gefüttert wird. Dies brachte ihn auf den Gedanken, welchen er auch sofort seinen drei ältesten Brüdern mittheilte. Tags darauf sah man sämmtliche vier Prinzen mit Körben und Schubkarren ausgerüstet in dem Park vom Neuen Palais umherfahren und Kastanien und Eicheln einsammeln. Diese Arbeit wurde wochenlang fortgesetzt und schließlich mit dem Oberjägermeister Heinze ein Abkommen dahin getroffen, daß derselbe den Scheffel Eicheln oder Kastanien für 4 Mark ankaufe. Dies ist denn auch geschehen und die Prinzen, welche beim Einmessen ihres Handelsartikels sehr genau aufgepaßt haben sollen, erlangten so die Mittel, um den Kaiser mit einer Extra=Geburtstagsgabe überraschen zu können.
- Die Geldsammlungen durch sogen. "Schneeballkollekten" sollen zur Zeit von den Strafbehörden eingehend beobachtet werden. Mehrere Unternehmer solcher Schneeballkollekten sind, wie es heißt, in Folge von Denunziationen an den Staatsanwalt zu genauer Rechnungslegung aufgefordert worden. Eine Schneeballkollekte wird dadurch veranstaltet, daß A. eine Sammelliste ausfertigt, sie an B. schickt mit der Bitte, 40 Pfennige (beispielsweise) zu zeichnen, ferner die Liste zweimal abzuschreiben und diese Abschrift zwei mildthätigen Freunden zu geben, von denen nun jeder wieder 40 Pf. an den Unternehmer sendet und wieder jeder zwei mit den Buchstaben B. und C. versehenen Sammellisten anfertigt, die alsdann von den Abschreibern an zwei andere Freunde gegeben werden, und so kann in unendlicher Reihe die Sammlung fortgesetzt werden. Es ist jüngst von einem Herrn, der der Sache auf den Grund gehen wollte, ausgerechnet worden, daß bei einer Gabe von 40 Pf. für den Bedürftigen, falls der Schneeball von A bis Z ein Jahr lang nach dem Wunsche des Unternehmers rollt, ein Kapital von 13,421,722 Mk. 40 Pf. zusammenkommen kann. Das ist zwar nur ein Rechenexempel, aber es giebt gutmüthige Seelen genug, die auf den Köder anbeißen, und da nicht öffentlich über die eingelaufenen Beträge quittirt wird, so liegt die Gefahr nahe, daß des Oefteren die gesammelten Gelder nicht einem Armen zu Gute kommen, sondern in die Tasche eines betrügerischen Unternehmers fließen. So soll vor Kurzem erst der Staatsanwalt von einem in der Nähe Berlins wohnenden Veranstalter einer Schneeball=Kollekte Rechenschaft über die eingegangenen Gelder gefordert haben, da der Verdacht vorliegt, daß der Herr bedeutende Beträge dieser Sammlungen nicht ordnungsmäßig abgeführt hat.
- Zwei Brüdern Rump, von denen der eine als Geselle bei einem Gadebuscher Böttchermeister in Arbeit steht, der andere in Hamburg wohnt, fiel soeben eine große Erbschaft im Betrage von 1 800 000 Mark zu. Das Vermögen stammt von einem reichen russischen Offizier, der im Jahre 1814 die Tochter eines auf Karlshof, nahe bei Lübeck wohnenden Landmannes Rump heirathete. Die Rumpsche Familie, die aus dem Holsteinschen stammt, war in den Freiheitskriegen verarmt.
- Die bremische Bürgerschaft hat soeben beschlossen, auf einen vorliegenden Vertrag mit Siemens und Halske in Berlin für die elektrische Beleuchtung Bremens einzugehen. Die Gesamtkosten der Anlage einschließlich der Gebäulichkeiten sind auf 1 900 000 Mark berechnet.
- Auf der Danziger Werft wird ein 14rudriges Boot gebaut, das der neuen Kaiser=Yacht zugetheilt werden soll, um dem Kaiser beim Landen bezw. Schiffsbesteigen zu dienen. Außer dem Kiele und Hintersteven, die von Eichenholz sind, und dem aus Rüsterholz hergestellten Railing, ist alles aus Mahagoniholz angefertigt. Die Dohlen, Ruderpinnen und Beschläge werden stark versilbert. Die Kosten sind auf 22 000 Mark veranschlagt. Ende Juli dürfte das Boot vollendet sein.
- Der Hauptgewinn der Wiesbadener Rothen Kreuzlotterie fiel mit 50 000 Mk. auf Nr. 79145 nach Hannover.
- Das Gefängniß zu Metz wäre vor einigen Tagen beinahe das Opfer einer schweren Brandkatastrophe geworden. Die in Untersuchungshaft sitzende Hebamme Lindner hatte sich aus der Gefängniß=Kapelle Petroleum und Kerzenreste zu verschaffen gewußt, mit denen sie sich heimlicherweise in den Gefängnißsaal schlich und dort die zu einem Haufen zusammengetragenen Kleider ansteckte. Eine an das Bett gefesselte Kranke hörte das Prasseln der Flammen; auf ihr Geschrei eilte das Aufsichtspersonal herbei und löschte den schon ziemlich ausgebreiteten Brand.
- In Saarbrücken wurde der Raubmörder Lux aus Geislautern im Hofe des Justizarresthauses hingerichtet.
- Im Zuchthause zu Amberg ist vor einigen Tagen jener Eduard Franz Ludwig Kullmann gestorben, welcher durch das von ihm am 13. Juli 1874 auf den Fürsten Bismarck in Kissingen verübte Attentat zu trauriger Berühmtheit gelangt ist. Kullmann, ein in Neustadt=Magdeburg geborener, zur Zeit des Verbrechens 21jähriger Böttchergeselle, ein roher, gewaltthätiger Mensch, feuerte mit einer Pistole auf Bismarck und verwundete denselben leicht. Er ward sofort nach vollbrachter That verhaftet und alsbald zu 14 Jahren Zuchthaus verurtheilt; ehe er diese Strafe verbüßt hatte, erhielt er wegen unbotmäßigen, gewaltthätigen Betragens im Zuchthause eine mehrjährige Zusatzstrafe, und ehe er diese bis zu Ende abgesessen hatte, ist er jetzt vom Tode ereilt worden. Das Kullmannsche Attentat rief seiner Zeit ungeheures Aufsehen hervor, und die politischen Folgen, die dasselbe hatte, sind noch heute in Aller Gedächtniß.
- Das bayerische Bier hält jetzt auch in Sibirien seinen Einzug. Ein Petersburger Brauereibesitzer errichtet in Wladiwostok eine Brauerei. Der Braumeister kommt aus München.
- Am Sonnabend ist in Amsterdam ein riesiger Wallfisch angekommen, der etwa 50 000 Pfund wiegt, 22 Meter lang und entsprechend breit und hoch ist. Der Fisch ist kürzlich in Norwegen gefangen worden und macht jetzt mit Hülfe eines Schleppdampfer eine Rundreise. Von Amsterdam wird das todte Thier nach Rotterdam geschleppt und dann geht es nach Köln und weiter den Rhein hinauf. Der Impresario muß für den Schleppdampfer allein 8000 Gulden bezahlen, er verspricht sich jedoch gute Erfolge von dieser sonderbaren Schaustellung.
- Der Nachtigallen=Imitator. Ein sonderbares Handwerk betreibt Herr Charles Richon in Paris, auf dessen Visitenkarten zu lesen ist: "Charles Richon, Nachtigallen Imitator für Gärten und Speisehäuser". Der Künstler scheint während der Sommer=
[ => Original lesen: 1892 Nr. 15 Seite 6]saison vollauf beschäftigt zu sein. So oft ein reicher Bürgersmann, der in Paris 12 Meter Garten besitzt, ein "Gartenfest" veranstaltet, versteckt sich Charles Richon hinter Blumentöpfen und Oleanderkübeln und entzückt die Gäste durch die Nachahmung der herrlichen Triller der melodienreichsten unter unseren Singvögeln. Der Nachtigallen=Imitator läßt sich seinen Gesang natürlich sehr gut bezahlen und lebt den Winter hindurch in Nizza herrlich und in Freuden von den Erträgnissen seiner sommerlichen Thätigkeit.
- Die Revolvergeschichte vor der Front einer russischen Batterie, bei welcher zwei Mann von einem Obersten erschossen sein sollten, und welche sich nach der "Köln. Ztg." kürzlich in Warschau abgespielt haben sollte, hat sich nach der "Schles. Ztg." bereits im Jahre 1825 zugetragen.
- Russische Blätter berichten aus Odessa: Eine ganz außergewöhnliche, sowohl für Laien wie für die Gelehrtenwelt höchst bemerkenswerthe Erscheinung ist das seit einigen Tagen hier zur Schau gestellte russische Riesenmädchen. Elisabeth Lyska, im Alter von 14 Jahren, welches bereits eine Höhe von 193 1/2 cm erreicht hat, also über 6 Fuß mißt, was selbst bei Männern nicht zu häufig vorkommt. Ihr Gewicht betrat 3 1/2 Centner. Der harmlose Ausdruck des wohlgebildeten Gesichts steht in einem seltsamen Gegensatz zu dem gewaltigen Körper des Mädchens, welcher bei fortdauerndem gleichen Wachsthum in Zukunft alle bisher dagewesenen Riesinnen weit überragen dürfte.
- Wie aus Genua geschrieben wird, erschoß sich der reiche Spanier Nacoza, nachdem er sein ganzes Vermögen von 1 Million Frks. in Monte Carlo verspielt hatte. Seit dem 1. Januar d. Js. ist dies der 14. Selbstmord infolge von Spielverlusten.
- Unterscheidung der jüngeren und älteren Pferde. Das Alter der Pferde wird aus der Beschaffenheit des Schneidezahngebisses erkannt, zu welchem im Ober= und Unterkiefer je drei Paar Zähne gehören: die Vorderzähne, die Mittelzähne und die Eckzähne. Dies wird in der Verordnung des Bundesraths näher ausgeführt und sodann geschlossen: Das Unterscheidungsmerkmal der Pferde im Alter bis zu zwei Jahren liegt hiernach daran, daß dieselben noch keine Ersatzzähne (Pferdezähne), sondern nur Milchzähne (Fohlenzähne) besitzen. Wenn sich bei einem Pferde auch nur an den Vorderzähnen die Spuren des Zahnwechsels erkennen lassen, so beträgt das Alter desselben mehr als 2 Jahre.
- Ein neues Mittel gegen Feldmäuse wird von den praktischen Amerikanern und da und dort auch bereits von intelligenten deutschen Landwirthen in Anwendung gebracht. Dieses Mittel besteht in folgendem Verfahren: Man gräbt auf etwas erhöhten, von der Nässe nicht zu sehr heimgesuchten Stellen einige Drainröhren etwa 1/2 Fuß tief und bedeckt diese Röhren mit Stroh oder läßt diese Röhren in einem kleinen Strohschober münden. In die Röhren legt man kleine Phosphorpillen oder vergifteten Weizen. Da nun die Mäuse, um der Kälte und Nässe auszuweichen, alle vor den Regen geschützten Stellen zu ihrem Wohnort auswählen, so finden sich bald sämtliche Mäuse des betreffenden Feldes und eventuell der Nachbarschaft an den mit Schobern bedeckten und mit Drainröhren belegten Stellen ein, und man kann sicher sein, schon nach kurzer Zeit eine Menge von Cadavern dort im Boden zu finden. Die meisten freilich bekommt man nicht zu sehen, da sie in ihren Bauten verenden. Es empfiehlt sich, das Gift wenigstens einmal zu erneuern.
50 000 Liter Wasser!
Die Kolonie für Epileptische, Bethel b. Bielefeld, hat es sich zur Aufgabe gestellt, allen armen Epileptischen ohne Unterschied der Heimath und der Konfession, welche entweder gar kein Heim haben oder auch in ihrer Familie keine Pflege finden können, und welche um Ihres Leidens willen aus jeder Arbeit verstoßen sind, Arbeit und Heimath zu bieten. So ist es denn allmählich so geworden, daß eine große Schaar von Epileptischen, aber auch Blöden, Krüppel allerlei Art und Arbeitslosen aus dem ganzen deutschen Vaterlande, soweit nicht die eigene Heimath für sie sorgt, sich hier angesammelt hat, so daß täglich für etwa 3000 Personen in mehr als 50 Häusern der Tisch gedeckt werden muß. Durch die Einrichtung von Werkstätten und Stationen aller Art ist es möglich, besonders den Epileptischen eine ihrem früheren Berufe entsprechende Beschäftigung bieten zu können, welche für das so schwer belastete Gemüth ebenso nothwendig als heilsam ist. So findet man hier in der Kolonie bei allem Elend ein fröhliches Treiben und Schaffen.
In den letzten Wochen vor Weihnachten nun konnte man in der Kolonie etwas Besonderes sehen: Von Sunem an, wo unsere Brunnenstube liegt, aus der die Wasser in die verschiedenen Anstalten vertheilt werden, sah man eine lange, lange Reihe Anstaltsleute einen schmale tiefen Graben entwerfen. Alles, was abkommen konnte, eilte von früh bis spät an diese Arbeit: Die Ackerbauer von Mamre und Hebron, die konfirmierten Knaben vom Elim, die Gärtner von Saron, Bethsaida und Mizpah eilten herzu. Auch das Blöden=Thal aus Eben=Ezer, Nain, Tabor, Berfaba stellte seine rüstigsten Leute. Die kleinen Knaben von Nazareth mit ihren Schubkarren schoben Steine in einen Hohlweg, der ausgefüllt werden mußte, die Mädchen von Bethel, Sunem, Capernaam, Karmel und Emmaus sammelten in ihren Schürzen Steine im Walde und trugen sie auf den Weg, - kurz, es war ein fröhlicher Wetteifer erwacht für das gemeinsame Werk. -Was hatten sie denn alle im Sinn? - Es waren lauter Brunnengräber!" - Es galt ein frisches Brünnlein aus den Bergen nach unseren Anstalten zu leiten. - Vor zehn Jahren hatten wir uns schon ein Brünnlein von dort geholt, und liebe Freunde haben uns dasselbe damals zu Weihnachten geschenkt. Seit diesen zehn Jahren ist die Zahl unserer Anstaltsglieder fast verdreifacht, von 1000 auf 3000, und was damals reichte, reicht jetzt lange nicht mehr. Aus vielen Häusern klang beständig der Ruf der Noth: "Wasser, Wasser!" - Unsere Brunnen versiegten uns auch im Sommer und so half es uns nichts, wir mußten uns nach einem neuen, frischen Brünnlein im Gebirge umsehen. - Dort quoll allerdings eine schöne Quelle trefflichen Wassers die täglich 50 000 Liter Wasser liefert, aber dasselbe fließt zunächst durch einen kleinen Bauernhof und bewässert seine Wiesen, und es war ganz unmöglich die Quelle zu gewinnen, ohne den Bauernhof hinzuzukaufen. Dazu haben wir uns in Gottes Namen entschlossen in der Hoffnung, daß uns unsere Freunde auch diesmal nicht im Stich lassen werden. Freilich kostet der Bauernhof 45 000 Mk. und die Leitung außer unserer eigenen Arbeit noch einmal 5000 Mk. und so kosten uns die 50 000 Liter 50 000 Mark. - Zu unserer eigenen Freude können wir melden, daß bereits das frische Wasser lustig in unsere Brunnenstube hineinplätschert und damit der Wassernoth ein Ende gemacht ist: und auf dem Bauernhöfchen ist auch schon ein Hausvater eingezogen und wird in einigen Tagen auch wohl die erste Familie armer, wartender epileptischer Kranken dort ihren Einzug halten können. Aber 50 000 Mk Schulden sind für uns auch schwer. - Unsere Bitte ist dann in die weite Weite hinausgegangen an liebreiche Freunde, ob uns nicht ein jeder einen Liter Wasser schenke für je 1 Mark und die Bitte ist nicht vergeblich gewesen, es sind bis zum heutigen Tage bereits 31 545 Liter geschenkt worden, von Reich und Arm, von Großen und Kleinen, von Gesunden und Kranken, von Wittwen und Waisen, und es ist nicht blos kaltes Wasser und kaltes Geld gewesen, sondern auch viel herzliche warme Liebe dazu.
Und nun eine zutrauliche Frage:
Nachdem nun 31 545 Liter in 3 Monaten zusammengeströmt sind, sollte der Rest nicht auch noch nachfolgen können? - Es sind ganz gewiß noch eine große Menge Leser dieses Blattes, welche noch nicht recht um die Sache gewußt haben und die auch in der Lage sind, noch bei Bekannten und Freunden sich 1 Mark zusammen zu bitten, und sie in Briefmarken uns zuzusenden, oder vielleicht mehrere solche Liter zu sammeln, bis ein kleines Bächlein daraus geworden ist, und es an den Unterzeichneten oder an die Redaktion dieses Blattes einzusenden!
Allen liebreichen Gebern herzlichen innigen Dank.
Bielefeld, im Februar 1892.
F. von Bodelschwingh, Pastor zu Bethel.
|