No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. September
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 72 Seite 1]

Die Kaisermanöver in Bayern erreichten am Freitag ihr Ende. Von den Mitgliedern des bayerischen Königshauses hatte sich Kaiser Wilhelm schon am Donnerstag verabschiedet und konnte infolge dessen sofort nach dem Schluß der Freitagsmanöver die Weiterreise nach Cassel zu den Uebungen des hessischen Armeekorps antreten. Der Aufbruch zum Manöverfelde erfolgte am Freitag morgen schon um 6 Uhr, beide bayerische Korps manövrierten an diesem Tage vereint gegen einen markierten Feind. Es handelte sich für die Korps dabei um das Zurückwerfen eines hinter einer langgestreckten, von dem Rothbach durchzogenen Niederung stehenden Feindes. Der rechte Flügel (2. Armeekorps) hielt den Gegner durch Feuergefecht fern, bis der linke Flügel (1. Armeekorps) heran war; dann erfolgte ein umfassender Angriff beider Korps auf den Feind. Die Ausdauer der Truppen, unter ausgezeichneter Anführung war hervorragend. Der Kaiser war des Lobes voll und ritt mit dem Prinz=Regenten nach dem Abbruch des Gefechtes die Fronten ab, die Truppen huldvoll begrüßend. Der Kaiser hielt sodann eine längere Kritik ab und äußerte sich sehr zufrieden, er lobte besonders die Infanterie und Artillerie, deren Disziplin und Ausbildung musterhaft seien. Das Hauptverdienst hieran gebühre den Offizieren. Besonders anerkennend sprach sich Kaiser Wilhelm auch zum Prinzen Leopold aus.
Gegen 11 Uhr reiste dann der Kaiser nach herzlichem Abschiede von dem Prinz=Regenten Luitpold von Röhrmoos nach Cassel ab; der Reichskanzler v. Caprivi und der Feldmarschall Graf Blumenthal kehrten von München direkt nach Berlin zurück. Am Freitag abend traf der Kaiser wohlbehalten in Cassel ein, woselbst die Kaiserin schon am Abend zuvor eingetroffen war. Der Monarch wurde unter den üblichen Ehren empfangen und hielt unter lauten Volkskundgebungen seinen Einzug in die festlich geschmückte Stadt. Auf dem Bahnhofe waren die Spitzen der Provinzialbehörden anwesend. Am Sonnabend fand die große Parade des hessischen Armeekorps statt, zu welcher auch der König Albert von Sachsen, die Großherzoge von Weimar und Hessen, Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen und andere in Cassel angekommen waren. Am Sonntag abend erfolgte die Weiterreise des Kaiserpaares nach Erfurt, in dessen Nähe die große Parade über das 4. Armeekorps (Provinz Sachsen) abgehalten werden wird. Wie aus Cassel noch berichtet wird, fand am Freitag abend ein Festmahl seitens des hessischen Kommunallandtages und eine Serenade der Gesangvereine statt. Der Kaiser und die Kaiserin nehmen in Wilhelmshöhe Wohnung.
Die Aufnahme, welche der deutsche Kaiser in München gefunden hat, die Begeisterung, mit welcher ihm die bayerische Bevölkerung überall entgegengekommen ist, zeigt so viel aufrichtige Herzlichkeit, daß man in Norddeutschland nur mit Genugthuung wahrnehmen kann, wie die von einigen Blättern planmäßig betriebene Preußenhetze mit der Gesinnung der großen Masse der Bevölkerung nichts zu schaffen hat. Das Band, welches Preußen mit Bayern verknüpft, hat sich auf den französischen Schlachtfeldern erprobt; es hat sich seither als unverbrüchlich bewiesen und wird es bleiben. Der Ausdruck inniger Freundschaft und untrennbarer Einigkeit, der in allen Kundgebungen der bayerischen Festtage hervortritt, findet freudigen Wiederhall in ganz Deutschland und wird die Hoffnung jener Gegner entkräften, welche sich darauf Rechnung machten, daß für die deutsche Nation die Tage der Zerrissenheit wieder kehren würden. War dieses Ergebniß der bayerischen Heerschau von den Reichsangehörigen und Deutschlands Verbündeten als selbstverständlich vorausgesehen, so wird es vermutlich auf der Gegenseite des ernüchternden Eindrucks nicht verfehlen und aller Orten die Gewißheit schaffen, daß es im Falle ernster Verwickelung nicht Preußen und nicht Bayern giebt, sondern ein einiges deutsches Volk in Waffen.
Aus München wird noch gemeldet, daß beim festlichen Empfange des deutschen Kaisers im Rathhause daselbst der erste Bürgermeister Spatenbier als Ehrentrunk kredenzte, Se. Majestät trank auf das Wohl der Stadt München.
Die offiziöse "Nordd. Allg. Ztg." bringt aus München eine Mittheilung über die gestrige Parade der beiden bayrischen Armeecorps vor dem Kaiser, die diejenigen Eigenschaften besäßen, die allein kriegerische Erfolge dauernd gewährleisteten. Nur der feste Wille, einig für das gemeinsame Vaterland einzutreten, vermöge ein Band zu knüpfen, wie es zwischen dem Kaiser und dem Prinzregenten in die Erscheinung getreten sei und einen neuen vollwichtigen Beweis dafür liefere, daß Deutschland im Bewußtsein der eigenen Kraft ruhig und zuversichtlich der Zukunft entgegensehen könne.
Zu den Kaiser=Manövern im Waldviertel wird nachträglich aus Schwarzenau noch Folgendes geschrieben: Kaiser Franz Joseph bot in Gestalt und Bewegung das gewohnte Bild jugendlicher Frische und Elastizität; die so sympathische Erscheinung des Königs von Sachsen ist gleichfalls unverändert geblieben; Kaiser Wilhelm hat sich aber seit seinem letzten Wiener Besuche nicht unmerklich verändert, denn seine Gestalt ist voller geworden, sein sonnengebräuntes Gesicht, von einem braunen Vollbart umrahmt, hat an männlichem Ernste gewonnen. Die Leichtigkeit, mit welcher er, gleich den anderen Majestäten, die nicht geringen Manöverstrapazen ertrug, ließ erkennen, daß jede Nachwirkung der erlittenen Verletzung vollständig gebannt ist. Fast täglich nach dem Diner vereinigte Kaiser Wilhelm, nachdem er die Attila seiner Husarenuniform mit der bequemen Blouse vertauscht, eine Anzahl österreichischer, deutscher und sächsischer Offiziere um sich, um in ihrer Mitte beim Glase Bier und einer Cigarre die Abendstunden im gemüthlichen Gespräche zu verbringen, wobei er den Herren gegenüber wiederholt betonte, wie wohl er sich in Schwarzenau fühle. Dem innigen Verkehre der beiden Monarchen entsprach die Intimität zwischen dem Reichskanzler v. Caprivi und dem Grafen Kalnoky. Beide schienen unzer=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 72 Seite 2]

trennlich; sie fuhren zusammen auf's Manöverfeld, kehrten miteinander nach Maires zurück, waren tägliche Nachbarn beim Diner und man sah sie überhaupt nur zusammen.
Gegenüber den Mittheilungen der "Danziger Zeitung" über die angeblich etwas hinfällige Erscheinung des Fürsten Bismarck bei der Begrüßung des Prinzen Albrecht von Preußen wird von Personen, die den Altreichskanzler gesehen haben, versichert, daß Fürst Bismarck sich im vollsten Wohlsein befinde und durch seine geistige Spannkraft überrasche. Dagegen wird hinzugefügt, Professor Schweninger habe dem Fürsten jede geistige Ueberanstrengung und namentlich Aufregung strengstens untersagt. Man will daher in den dem Fürsten näher stehenden Kreisen auch nicht daran glauben, daß der Fürst seinen Sitz im Reichstag einnehmen werde. Nach einer Mittheilung der Münchener "Allgemeinen Zeitung" beabsichtigt Fürst Bismarck, in den Reichstag zu gehen, "falls Vorlagen erscheinen, deren Bekämpfung sein Pflichtgefühl von ihm erheischen würde".
Die Stellung Englands zum Dreibund wird jetzt in der "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" dahin gekennzeichnet, daß, wenn auch die Interessen Englands und des Dreibundes sich nicht überall deckten, so ständen sie sich doch auch nirgends gegenüber. In dem Fall, daß die zunächst England berührenden Interessen bedroht erscheinen, würde die Frage, inwieweit auch die festländischen Interessen berührt seien, immer in entgegenkommendster Weise gewürdigt werden.
Kaiser Alexander von Rußland beging am Freitag in Kopenhagen seinen Namenstag. Der französische Gesandte überbrachte die Glückwünsche des Präsidenten Carnot und der französischen Regierung. Am Abend kehrte der Czar nach Schloß Fredensborg zurück.
Wie polnische Blätter berichten, wird der Czar auf der Rückreise von Dänemark den Manövern in Kongreßpolen beiwohnen und bei der Gelegenheit mehrere Tage in Warschau verweilen.
Ganz verzweifelte Reklame wird für eine neue russische Anleihe von 500 Millionen gemacht, welche in Frankreich untergebracht werden soll. Man merkt es aber allmählich doch, daß die Franzosen im Geldpunkt selbst Rußland gegenüber kitzlich werden.
Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß nunmehr auch für Dänemark das seit dem 8. März 1888 in Kraft gewesene Verbot der Einfuhr von amerikanischem Schweinefleisch aufgehoben worden ist.
Der Zustand der Königin von Rumänien hat sich plötzlich verschlimmert. Der König verbleibt deshalb für unbestimmte Zeit in Venedig.


- Neustrelitz, 10. Sept. Wie aus Homburg gemeldet wird, ist Se. Königl. Hoh. der Großherzog von dort nach Ostende zur Nachkur gereist.
- Neustrelitz, 10. Sept. II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin trafen gestern von Prillwitz kommend hier ein; heute morgen haben Höchstdieselben sich von hier zum Besuche der Kunst=Ausstellung nach Berlin begeben. Die Rückkehr der hohen Herrschaften wird am Montag oder Dienstag nächster Woche erfolgen.
- Schönberg. Die Fremden=Abonnements=Vorstellungen im Großherzogl. Hoftheater zu Schwerin für den Winter 1891/92 sind, wie wir erfahren, durch weitgehendes Entgegenkommen der Großherzoglichen Generaldirection der Friedrich=Franz=Eisenbahn gesichert. Allerdings ist es wünschenswerth, daß die Abonnentenzahl einzelner Städte sich erhöhe und wird seitens der Hoftheater=Intendantur der Abschluß der Abonnements=Anmeldelisten erst am 17. Septbr. d. J. erfolgen, um etwaige Nachanmeldungen noch ordnungsmäßig berücksichtigen zu können. Was die Züge anlangt, so wird hier im Allgemeinen bemerkt, daß von Rostock und Wismar ab Nachmittags die Schnellzüge benutzt werden dürfen, und daß die Abfahrt Abends von Schwerin in der Richtung nach Kleinen ungefähr um 10.15 Uhr, und in den südlichen Richtungen ungefähr um 10.35 erfolgt, soweit erforderlich mittelst Extrazüge. - Um vielfach geäußerten Wünschen entgegenzukommen, hat die Hoftheater=Intendantur sich entschlossen, schon jetzt das in Aussicht genommene Repertoir für die Fremden=Vorstellungen pro 1891/92 zu veröffentlichen. Sie beabsichtigt demnach, den "Faust II. Theil" von Goethe, "Turandot" von Schiller, "Die Erzählungen der Königin von Navarra" nach Scribe und Legouvé von Ebeling u. Reinhard, sowie die Opern "Rienzia" von Wagner, "Lorle" von A. Förster und die "Cavalleria Rusticana" von Mascagni in Verbindung mit "Joseph in Egypten" von Méhul zur Aufführung zu bringen; sie muß sich aber aus den verschiedensten Gründen vorbehalten, Aenderungen vorzunehmen, wenn die Umstände solches erheischen.
- Zur würdigen Begehung des 100jährigen Geburtstages Theodor Körners an seiner Grabstätte zu Wöbbelin bildete sich in Ludwigslust ein Komité, welches gemeinsam mit einer großen Anzahl von Vereinen aller Art aus Mecklenburg am 20. September, einem Sonntage, am Grabe Körners sich vereinigen will. Auch bei dem zweiten Denkmal, an der Stelle, wo Körner fiel, bei Rosenberg, zwischen Schwerin und Gadebusch, ist eine Feier geplant. Am Geburtstage selbst, den 23. ds. Mts., veranstaltet das Hoftheater in Schwerin eine Festvorstellung von "Zriny" mit voraufgehendem Festspiel "Im Eichenschatten" von Hans Gelling.
- Das Bismarck=Museum. Wie bekannt, hat Fürst Bismarck seine zwei großen Besitzungen, das Familiengut Schönhausen und die bedeutende Besitzung Varzin mit den verschiedenen Vorerken, für seine beiden Söhne bestimmt und zwar das erstere für den ältesten Sohn Graf Herbert, Varzin dagegen für den Grafen Wilhelm Bismarck. Graf Herbert verlebt jetzt schon einen großen Theil des Jahres, wenn er nicht bei seinen Eltern auf Besuch ist, auf dem alten Stammgut Schönhausen, das im Lauf der letzten Jahre den Forderungen der Neuzeit entsprechend theilweise umgebaut und neu eingerichtet worden ist. Bekanntlich ist Graf Herbert Bismarck, obwohl in den besten Mannesjahren stehend, noch Junggeselle und er widmet sich außer der Bewirthschaftung der großen Besitzung noch einer Aufgabe, die von allgemeinem Interesse ist. Fürst Bismarck hat zeitlebens, besonders aber anläßlich seines 70. Geburtstages, eine so ansehnliche Anzahl von Geschenken der verschiedensten Art erhalten, wie kein Mann von der Welt, selbst regierende Fürsten nicht ausgenommen. Diese zahlreichen Geschenke waren seither sämmtlich in Schönhausen untergebracht, ohne Ordnung und System, manche selbst nicht einmal ausgepackt, da es eben an Platz mangelte, die Gegenstände insgesammt unterzubringen. In den neuen Räumlichkeiten des Schlosses wurden nunmehr 8 große Säle eigens zu dem Zweck bestimmt, um hier die Geschenke und Erinnerungen unterzubringen, dieselben wurden katalogisirt, nach den verschiedenen Ländern geordnet und möglichst an passender Stelle und richtiger Beleuchtung aufgestellt. Als Glanzpunkt der Sammlung soll der sog. Fürstensalon gelten, in dem die durchgehends von Meistern hergestellten Bilder der regierenden Fürsten Aufstellung erhalten haben; aber auch die übrigen Säle sollen so viele und werthvolle Geschenke aller Herren Länder besitzen, wie keine Privatsammlung der Welt sie aufweisen kann. Von überall her, wo nur Deutsche sich aufhalten, haben dieselben in richtiger Erkenntniß der Verdienste, welche sich Fürst Bismarck um die Einigung Deutschlands und das Ansehen der deutschen Nation im Ausland erworben hat, Zeugen deutscher Kunst und deutschen Fleißes dem eisernen Reichskanzler gesendet, sich zur Ehre und der Nachwelt zur Bewunderung. Es soll die Möglichkeit vorhanden sein, daß dieses eigenartige Museum, wenn man es so nennen darf, als ewige Erinnerung an den eisernen Reichskanzler der öffentlichen Besichtigung übergeben werden wird, was gewiß dem Wunsch der ganzen Nation entsprechen wird.
- Zum Spandauer Raubmord. Wie die Spandauer Polizeibehörde einem dortigen Berichterstatter mittheilt, hat der Kommissar Kliem am Dienstag Abend einen Bericht aus dem Auslande eingesandt, nach welchem er die Spur des Mörders gefunden haben will. Wetzel hat den Seeweg eingeschlagen, und der genannte Beamte hat nunmehr Anweisung erhalten, den Flüchtigen auf diesem Wege zu verfolgen. Der Geldschrank in dem Hirschfeldschen

[ => Original lesen: 1891 Nr. 72 Seite 3]

Geschäfte ist erst vor wenigen Tagen durch einen Berliner Kunstschlosser geöffnet worden, und es hat sich nunmehr ergeben, daß Wetzel im Besitze von mindestens 9000 Mark baaren Geldes sein muß.
- Zur Warnung theilen wir folgendes Urtheil mit. Das Schöffengericht in Homburg hat acht junge Leute zu je 14 Tagen Gefängniß und in die Kosten verurtheilt, weil dieselben in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai die Schutzhütte auf dem Marmorstein beschädigt und eine in derselben befindliche Bank losgerissen haben.
- Ueber einen Zusammenstoß mit Sozialdemokraten in Forst bei Crefeld wird berichtet: Als die sozialdemokratischen Theilnehmer an einer Versammlung - es befanden sich auch Frauen darunter - den Heimweg antraten, wurden sie in der Dunkelheit überfallen und mit Knüppeln mißhandelt. Diesem ersten Angriff, der zurückgeschlagen wurde, folgte ein Bombardement mit Pflastersteinen und bei der Wirthschaft Walter, dem Stammlokal des Forster=Krieger= und Schützenvereins, ein zweiter Angriff.
Etwa 30-40 Männer stürmten mit Stöcken etc. auf die Sozialdemokraten los und hieben auf dieselben ein. Mehrere Sozialdemokraten, besonders aber ein Arbeiter, der vollständig unbehelligt war, wurde blutig geschlagen, zum Theil sogar erheblich verletzt. Polizei war, obwohl förmlicher Aufruhr herrschte und an dem Versammlungslokal der Sozialdemokraten keine Fensterscheibe ganz blieb, nicht zu sehen.
- Durch die unsinnige Wette, angekleidet durch die Oder zu schwimmen, kam der Husar Friedrich des in Ohlau garnisonierenden Husaren=Regiments v. Schill ums Leben.
- Der Erzbischof Dr. Krementz von Köln, der Bischof Kopp von Luxemburg und die Abgg. August und Peter Reichensperger trafen zur Verehrung des heiligen Rockes in Trier ein. Der Pilger=Andrang dauert unverändert fort.
- Die bisherige Zahl der Pilger zum heiligen Rock in Trier beträgt 850 000 Personen, darunter 13 Bischöfe und 2 Aebte.
- Eine soeben veröffentlichte Statistik der städtischen Sparkassen im Königreich Sachsen ergiebt die unerfreuliche Thatsache, daß in den ersten 6 Monaten dieses Jahres 1 376 680 Mk. weniger eingezahlt und 3 934 386 Mk. mehr zurückgezahlt worden sind als in den gleichen Zeitraum des Vorjahres.
- Das Wagnertheater in Bayreuth nahm in diesem Sommer in den 20 Vorstellungen die hübsche Summe von 640 000 Mk., also durchschnittlich an jedem Aufführungsabend 32 000 Mark ein.


Anzeigen.

Am 10. d. M. sind von dem Taubenboden des Chausseegeldeinnehmers Volkmann zu Kl. Siemz drei Schildtauben der edelsten Race, ein Täuberich und zwei Tauben, weiß mit rothbraunen Flügeln, gestohlen worden. Ich bitte um Vigilanz und Benachrichtigung zu den Acten 100/91.
Schönberg, den 12. September 1891.

Der Amtsanwalt.
I. V.: A. Dufft.


Der von mir unter dem 2. Juni d. J. wider den Knecht (Arbeiter) Nicolaus Feddern, geboren am 20. December 1866 zu Rehhorst, Kreis Stormarn, erlassene Steckbrief ist durch dessen Ergreifung erledigt.
Schönberg i. M., den 11. September 1891.

Der Amtsanwalt.
I. V.: A. Dufft.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. I a 20 Pf., Cl. I b 24 Pf., Cl. II 32 Pf., Cl. III 40 Pf. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den Ortschaften besonders bekannt gemacht.
Schönberg, den 15. September 1891.

Direction der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Mittwoch, den 17. September d. J., Vorm. 10 Uhr, sollen im Hause des Gastwirths Schrep vor der Siemzerstraße verschiedene, anderweitig gepfändete Sachen als namentlich:

1 Bett, 1 Sopha, 1 Tisch, 6 Stühle, etliche Meter Holz, Gartengewächse, Heu u. Dung, 2 Wanduhren, Wassereimer, circa 50 Pfd. Sohl= und Oberleder und anderes mehr
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    C. Staffeldt. Gerichtsvollzieher.


Torf=Auction.

Am Dienstag, den 22. September, Morgens 9 Uhr, lasse ich circa

100 Mille Formtorf

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen.
Rodüchelsdorf, den 14. September 1891.

                                                    P. Bockholdt Ww.


Ich habe mich hierselbst als

prakt. Thierarzt

niedergelassen und wohne im Hause des Herrn Gastwirth Steffen.

                                                    Thierarzt Ad. Erxleben.

Ratzeburg, im September 1891.


Den Bewohnern von Schönberg und Umgegend mache ich hiermit die ergebene Anzeige, daß ich jetzt hieselbst Siemser-Strasse 150 mein Geschäft selbständig betreibe und nehme alle, in meinem Fach vorkommenden Arbeiten gerne entgegen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Heinr. Wittfoth,
                                                    Schuhmacher.


Rottweil-Jagd-Pulver,
geladenen Rottweil Patronen,
sowie Hülsen zu Lanc. & Lef. nebst Zubehör
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Sonnenblumen-Mehl

bestes Ersatzfutter für Hafer, empfiehlt zu Tagespreisen

                                                    H. Wolgast.
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


Kartoffel.

Runde und lange Magnum-bonum, ca. 150 bis 200 Sack, Umstände halber preiswerth zu verkaufen.

Westerbeck.                                                     Fr. Steding,
                                                                          Holländereipächter.


Veredelte Rosen
Hoch= und Halbstämme
von 30 Pfg. an, hat abzugeben                                                    
                                                    W. Schär.


Einen Posten leerer Säcke,

zu Kartoffelsäcken sich eignend, pro Stück 30 Pfg., hat abzugeben.

                                                    A. Wigger, Nachf.


Gesucht zu sofort oder 1. October ein
Knecht
bei Pferden.                                                    
                                                    J. H. Pump, Schlutup.


Zum 1. November cr. findet ein zweites junges Mädchen aus guter Familie bei familiärer Stellung und mäßigem Lehrgeld Gelegenheit zur Erlernung des ländlichen Hausstandes auf einem kleinen Gute in der Nähe Wismar. Offerten unter M K. 136 an die Eberhardt'sche Annocen=Expedition Wismar erbeten.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 72 Seite 4]

Soeben erschien im Verlage der Stiller'schen Hofbuchhandlung zu Schwerin in vierter Auflage:

E. Alban.
Hand - Karte
der Grossherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg Strelitz.

Auf Grundlage der Generalstabskarte in 1:300 000 entworfen.
Preis 5 Mk. roh, aufgezogen auf Leinwand oder Karton 6 Mk. Was von neuen Eisenbahnen, Landstraßen u. s. w. neu entstanden ist, ist auf das Sorgfältigste nachgetragen. Daß in so kurzer Zeit drei große Auflagen ausverkauft sind, spricht genügend für den Werth der Karte.


Größte Verbreitung aller deutschen Zeitungen!! daher Annoncen jeder Art von sicherster Wirkung!!
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Das täglich 2mal in einer Abend= und Morgen=Ausgabe erscheinende
Berliner Tageblatt
und Handels-Zeitung
mit Effecten=Verloosungsliste nebst seinen werthvollen Separat=Beiblättern: Illustr. Witzblatt "Ulk", belletr. Sonntagsblatt "Deutsche Lesehalle", feulletonist. Beiblatt "Der Zeitgeist", "Mittheilungen über Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft"
kostet bei allen Postämtern des Deutschen Reiches nur 5 Mark 25 Pfennig vierteljährlich.

Für das nächste Quartal hat das "Berliner Tageblatt" zum alleinigen Abdruck in Deutschland ein

neues Werk von A. Wilbrandt
unter dem Titel: "Hermann Ifinger"

erworben. - In diesem Roman schildert der berühmte Autor, selbst ein Künstler, das Leben und Streben, das Liebes=Glück und Leid einer Gruppe von Malern und Bildnern, aus deren Mitte jener Wiener Malerpoet hervorragt, dessen Meisterhand die Welt und ihre Gestalten in wunderbar leuchtenden Farben zu zeigen wußte.


Zu dem am Sonntag, den 20. September cr. stattfindenden                                                                              
Grossen Ball
im Köster'schen Saale ladet hierdurch ergebenst ein
                                                    das Comité.
Entrée für Herren 1 Mk.          -          Damen frei.
Anfang Abends präcise 7 Uhr.


Zu meinem am 20. und 21. September stattfindenden

Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen lade ich hierdurch freundlichst ein.

1 Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark.
Lockwisch.                                                     Gastwirth Oldenburg.


Mit emaillirten Kochtöpfen, Theekesseln, Kaffeekannen, Waschbecken, Wasserkannen, Nachtgeschirr, Spülwannen, Bratpfannen u. s. w., sowie gußeisern. emaillirten Schmortöpfen, ferner Eimern in allen Größen, emaillirt, lackirt und verzinkt, sehr stark und billigst empfiehlt sich

                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Patent-Rouleaux,
Linoleum-, Manilla- und Cocosläufer
empfiehlt                                                    H. E. Peters,
                                                                      Glasermeister.


Tilsiter Fettkäse
à Pfund 50 Pfennig (Mecklenburg). empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Gesucht zum 24. October:                          
1 Knecht, 1 Junge und 1 Mädchen.
                                                    Schulze Lohse, Törpt.


Zu Michaelis oder zum 24. October suche ich
1 ordentl. tüchtig. Mädchen.
                                                    Helene Heincke.


Kirchliche Nachrichten.
Bettag, den 16. September.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche (1 1/2 Uhr): Pastor design., Realschullehrer Steinführer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 72 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 72 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. September 1891.


- Der in Köln tagende Juristentag sprach sich mit 97 gegen 86 Stimmen gegen den Erlaß eines Trunksuchts=Gesetzes aus.
- In einem Brief über die Herbstübungen in der Umgegend von Hagenau findet sich folgender Stimmungsbericht: Besonderes Interesse verdient die Betheiligung der Bevölkerung. Schaarenweise war sie am 1. September aus den umliegenden Ortschaften zu der Vorstellung der Regimenter 97 und 136 ausgezogen, um sich von der Tüchtigkeit der deutschen Armee zu überzeugen. Alt und Jung hatten Festkleider angelegt, um dem wichtigen Akt die nöthige Weihe zu geben. Die Aufnahme der Truppen bei den Bewohnern ist so, wie man sie in der patriotischsten Gegend unseres deutschen Vaterlandes nicht besser findet. Um die Bevölkerung auf die Wiederkehr des Sedantages vorzubereiten, war von der Musik eines Regimentes auf dem Marsch zum und vom Uebungsgelände häufig die Wacht am Rhein gespielt worden. Eine Gruppe Jungen, die vor einem Orte auf die Truppen wartete, fragte ein höherer Offizier, ob sie die Wacht am Rhein kennten. Als mit "Ja" geantwortet wurde, bemerkte er: Paßt auf, gleich wird sie gespielt." Die Kinder begleiteten darauf singend die Musik.
- In Werne bei Witten erschoß ein Gendarm einen von zwei Männern, die ihn verschiedentlich belästigt und thätlich angegriffen hatten, der andere wurde ebenfalls leicht verletzt.
- Das im Auftrag des Gerichtspräsidiums zu Basel vom Ingenieur Zschokke und Oberingenieur Seiffert verfaßte Gutachten über die Mönchensteiner Eisenbahnkatastrophe bezeichnet als Ursache die mangelhafte Konstruktion der von dem Ingenieur Eiffel, dem Erbauer des Eiffelthurms in Paris, hergestellten Brücke. Die Auswechselung der Nieten und der Anstrich der Brücke seien dagegen stets gewissenhaft besorgt worden. Die Broschüre umfaßt hundert Druckseiten, ist in 200 Exemplaren gedruckt, dem Publikum aber noch nicht zugänglich gemacht worden.
- In Moskau stieg am Sonnabend der Ballon Captif der französischen Ausstellung mit mehreren Personen auf, bekam jedoch in der Höhe von 200 Metern einen Riß und sank mit furchtbarer Geschwindigkeit. Die schief hängende Gondel schlug auf das Dach eines Gebäudes der Ausstellung, doch wurde nur ein Luftschiffer leicht verletzt.
- In den Stahlwerken von Eston, unweit Middleborough, ist die Arbeit in Folge des Mangels von Aufträgen ins Stocken gerathen; mehrere Tausende von Arbeitern sollen beschäftigungslos sein.
- Ein großer Theil der Stadt Dallas in Oregon (Amerika) brannte am Dienstag nieder. 1000 Personen sind obdachlos. Der Schaden wird auf 75 000 Dollars geschätzt.
- Im Kursaal eines französischen Badeorts - so erzählt der "Figaro" - wird eine Sammlung für die Hinterbliebenen verunglückter Seeleute veranstaltet. Eine der sammelnden Damen, eine reizende Pariserin, tritt mit ihrem Teller an einen steifnackigen englischen Lord heran. "Danke! Ich habe schon gegeben!" tönt es ihr trocken entgegen. Sie verbeugt sich lächelnd, wie nur eine Pariserin lächeln kann. Da holt der Lord ein Goldstück heraus und legt es ihr auf den Teller mit den Worten: "Please! Das ist vor Ihr schönes Auge!" - "Ich hab' zwei, mein Herr!" entgegnet sie munter, und der Lord spendet unter dem beifälligen Lachen der Umstehenden ein zweites Goldstück.
- Haremsdamen als Tapferkeitsmedaillen. Von Zeit zu Zeit pflegt der Emir von Afghanistan, nach einem alten Brauch an seinem Hofe, einige Damen aus seinem wohlbesetzten Harem auszuwählen und sie an die verdienstvollsten und tapfersten Offiziere seiner Armee zu verschenken. Da diese Damen gewöhnlich sehr schön sind und vom Emir auch noch eine stattliche Mitgift erhalten, werden natürlich jene Offiziere beneidet, denen das Glück so eine Haremsperle in den Schoß geworfen hat. Vor einigen Wochen hat der Emir wieder eine solche "Damenvertheilung" vorgenommen, und zwar wurden diesmal nicht weniger als acht Damen verschenkt. Die acht dazu bestimmten Offiziere verfügten sich in den Audienzsaal des Palastes, wo sie der Emir sammt seinem Kriegsminister und dem Eunuchenchef erwartete. In einem Nebengemach waren die acht Damen, alle tief verschleiert, versammelt. Nun trat die jüngste der Damen in den Saal, besichtigte die Offiziere und überreichte dem, der ihr am besten gefallen hatte, eine Rose als Zeichen, daß sie ihn erkoren habe. Das Pärchen verließ sogleich den Saal. Dann folgten die anderen Damen je nach ihrem Alter und wählten sich gleichfalls ihren Gatten.
- Gegen die Diphtheritis empfiehlt die "Post" das folgende Heilmittel: "Als wirksames Mittel gegen Diphtheritis lasse man den Patienten einen schlichten Theelöffel von Natron bicarb. möglichst trocken verschlingen, aber nicht Wasser nachspülen. Der Schmerz im Halse ist sofort verschwunden, wird sich aber nach geraumer Zeit wieder einstellen. Dann wiederhole man das Mittel. Nach drei= bis viermaligem Einnehmen sind die Pilze getödtet. Bei kleinen Kindern müßte das Salz mittelst einer Spritze dem Kehlkopf zugeführt werden.


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1891 Nr. 72 Seite 6]

Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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