[ => Original lesen: 1891 Nr. 65 Seite 1] Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das 2. Hanseatische Infanterie=Regiment Nr. 76
1. am 15., 17., 18., 19., 20. und 21. d. Mts.
in der Zeit von 7 Uhr Morgens bis 5 Uhr Nachmittags Schießübungen mit scharfen Patronen und
2. am 22., 24., 25., 27., 28., 29. und 31. d. Mts.
in der Zeit von 7-11 Uhr Vormittags Regiments=Exercitien auf der Palinger und Theilen der Lauener, Bardowieker und Herrnburger Feldmark abhalten und daß
3. vom 1.-7. September cr. Brigade=Exerciren ebendaselbst stattfinden wird.
Während des Schießens mit scharfen Patronen ist das Gelände durch Posten, deren Anordnungen unbedingt Folge zu leisten ist, abgesperrt resp. durch Warnungstafeln markirt.
Die besonders zu schonenden Grundstücke sind durch Strohwiepen zu markiren.
Schönberg, den 15. August 1891.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Wie die "Kieler Zeitung" meldet, hat das Kaiserpaar am Sonnabend die Arbeiten am Nordostseekanal besichtigt. Der Kaiser scheute die theilweise vom Regen durchweichten Wege nicht, er überwand alle Hindernisse bei der Baustelle mit Leichtigkeit und unterrichtete sich eingehend über den Fortgang der Arbeiten. Fünf viertel Stunden lang besichtigte der Monarch zu Fuß die Arbeiten und er stieg sogar in die Schleusenbaugrube hinein. Das Befinden des Kaisers ist ausgezeichnet, sein Gang wieder völlig sicher. Der Kaiser hat am Sonnabend auch den Kreuzer "Bussard" besichtigt, der gleich darauf seine Reise nach der westamerikanischen Station angetreten hat. Der Geburtstag des Kaisers von Oesterreich am 18. d. M. ist, neuerer Bestimmung zufolge, nicht an Bord der "Hohenzollern", sondern im königlichen Schloß zu Kiel gefeiert worden. Dem Vernehmen nach werden der Kaiser und die Kaiserin am 21. d. M. im Neuen Palais bei Potsdam eintreffen.
Kaiser Wilhelm ist von der Knieverletzung soweit wieder hergestellt, daß er am 24. ds. Mts. an dem Festmahle theilnehmen wird, welches die Provinz Sachsen in Merseburg veranstaltet.
Der Kaiser hat am 19. d. M. zum ersten Male seit der Verletzung des Kniees ein Pferd bestiegen, welches zu diesem Zweck vom königl. Marstall nach Kiel gebracht worden war. Se. Majestät ritt ohne jegliche Beschwerde in verschiedenen Gangarten.
Das preußische Staatsministerium trat unter dem Vorsitz des Reichskanzlers v. Caprivi im Gebäude des Staatsministeriums, Leipzigerstraße 11, zusammen. Die Beratungen währten bis gegen 1 Uhr. Das Ministerium entschied sich dahin, vorläufig die Aufhebung der Getreidezölle nicht zu befürworten, sondern den Gang der Dinge abzuwarten.
Zu der Meldung, daß seitens der preußischen Militärverwaltung bereits Einleitungen getroffen seien, zum Soldatenbrod Weizen zu benutzen, bemerkt die Nordd. Allg. Ztg.: Wenn diese Maßregel auch wesentlich in der Getreidekonjunktur ihren Grund hat, so glauben wir doch, daß diese Aufbesserung der Ernährung unserer Soldaten eine dauernde bleiben wird, wie ja die Zeitströmung im Allgemeinen auf Verbesserung der Lebenshaltung gerichtet ist.
Das Portowesen für Staatsdienstsachen soll, wie aus Berlin gemeldet wird, neu geordnet werden. Es soll ein Abonnementsvertrag mit der Reichspostverwaltung beabsichtigt werden.
Gräfin Hacke, Palast=Dame der Kaiserin Augusta, ist in Koblenz, 79 Jahre alt, gestorben.
Am Sonntag Vormittag hat in Brüssel unter Betheiligung von Delegierten aller Länder die Eröffnung des internationalen sozialistischen Arbeiter=Congresses stattgefunden. Aus Deutschland sind die Partheihäupter Bebel, Liebknecht und Singer erschienen. Um stürmische und unfruchtbare Debatten zu vermeiden, ist in der Eröffnungsrede der Wunsch ausgesprochen worden, daß man alle persönlichen Fragen und Spaltungen bei Seite lasse und sich lediglich mit der Lösung der sozialen Frage befasse. Zu gemeinsamen Präsidenten der ersten Sitzung sind Singer und der Franzose Vaillant, ein ehemaliges Mitglied der Pariser Kommune, ernannt worden. Der Congreß hat mit dieser Wahl bekunden wollen, daß die Gemeinsamkeit der Arbeiterinteressen von der Politik und den nationalen Gegensätzen unberührt bleibe.
Das Pariser "Bulletin des Halles" (Markthallen=Bericht) bemerkt zu der diesjährigen Ernte in Frankreich: Der Erntebetrag wird auf 35 Millionen Hektoliter geschätzt, vorräthig sind noch 7 Millionen. Es wären demnach zur Deckung des Bedarfs noch 30 Millionen Hektoliter (etwa 50 Millionen Zentner) zu importiren, wozu etwa 800 Millionen Franks nötig sein werden.
Nach einer Meldung aus Kopenhagen trifft die Prinzessin von Wales am nächsten Sonnabend dort ein. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, sowie die Königin von Griechenland werden am Montag oder Dienstag nächster Woche erwartet.
Zum russischen Roggenausfuhrverbot schreibt die
[ => Original lesen: 1891 Nr. 65 Seite 2]Köln. Z.: "Die Frage, welche Gründe die russische Regierung zum Verbot der Roggenausfuhr veranlaßt haben, steht nach wie vor im Vordergrunde der politischen Betrachtung und ist von einer endgiltigen Beantwortung noch weit entfernt. In immer weiteren Kreisen bricht sich die Ueberzeugung Bahn, daß der vorgeschützte Grund, Rußland habe nicht genügenden Roggenvorrath, um seinen eigenen Bedarf zu decken, den wirklichen Thatsachen und Beweggründen nicht entspricht. Wäre in der That der russische Roggenvorrath so gering, daß er eine solche Maßregel rechtfertigte, so wäre es durchaus unerklärlich, warum das Ausfuhrverbot nicht sofort in Kraft gesetzt worden ist. Daß die Gestattung der Ausfuhr auf weitere 14 Tage bis zum 27. August nichts Anderes bedeutet als eine dringende Mahnung an alle ausländischen Getreidehändler, alle Frachtgelegenheiten aufs Aeußerste auszunutzen, um bis zum Ablauf dieser Frist so viel Roggen, wie irgend möglich ist, aus Rußland auszuführen, ist selbstverständlich. Die russische Regierung schränkt somit vor der Hand nicht die Roggenausfuhr ein, sondern setzt im Gegentheil einen hohen Preis auf thunlichste Ausdehnung derselben. Sie kann also nicht überzeugt sein, daß der Roggenvorrath augenblicklich kaum mehr dem Roggenbedürfniß des eigenen Landes entspricht. Sie muß vielmehr die umgekehrte Ueberzeugung haben, daß der vorhandene Vorrath genügend reich ist, daß er noch einen nennenswerthen Theil ans Ausland abgeben kann. Die getroffene Maßregel stellt sich also in erster Linie als eine künstliche Beschleunigung der Ausfuhr bis zum 27. August dar; und der Zweck einer solchen Maßregel ist offenkundig. Die Absicht ist, für den vorhandenen Vorrath die denkbar höchsten Preise zu erzielen. Je plötzlicher der Ukas erschien, je mehr er den ganzen soliden Getreidehandel überraschte und verwirrte, um so größer mußte die künstliche Preissteigerung werden, und den Nutzen hatte in erster Linie der russische Getreide=Aufkäufer, indirekt dann auch der russische Landwirth. So erklärt es sich auch einerseits, wie Mitglieder der russischen Botschaft in Berlin dienstlich erklären konnten, daß der russischen Regierung jeder Gedanke an ein Ausfuhrverbot fern liege. Andererseits erklären sich daraus auch gewisse Operationen in dem Kurse der russischen Noten in den jüngsten Tagen, die vielfaches Aufsehen hervorgerufen haben. Aber zu dieser Absicht einer künstlichen und, wie der Erfolg bewiesen hat, recht ergiebigen Preissteigerung kommt noch ein weiterer wirthschaftspolitischer Beweggrund. Rußland verfolgt die jetzt schwebenden Handelsvertragsverhandlungen zwischen den mitteleuropäischen Friedensmächten mit größter Aufmerksamkeit. Es ist sich darüber klar, daß die in diesen Verträgen auf Grund entsprechender Gegenleistungen zugestandene Herabsetzung der Getreidezölle Rußlands selbst nicht eher bewilligt werden wird, bis es selbst sich zu entsprechenden eignen Gegenleistungen, vor Allem also zu Herabsetzungen und Bindungen seiner industriellen Schutzzölle verstanden haben wird. Diese Gegenleistungen will vor der Hand Rußland nicht einräumen, dagegen hält es die gegenwärtige Zeit für sehr geeignet, einen kräftigen Versuch zu machen, Deutschland zur völligen Aufhebung seiner Getreidezölle zu zwingen."
Der Sultan der Türkei hat sich an den Kaiser Wilhelm um Ueberlassung eines Nachfolgers für den Artillerie=General Ristow Pascha gewendet. Französischerseits soll man sich um den Posten bemüht haben, aber abschläglich beschieden worden sein.
Unsere neuen Freunde, die Engländer, scheinen es mit den Franzosen durchaus nicht verderben zu wollen. Nicht genug damit, daß das französische Geschwader unter dem Admiral Gervais nach Portsmouth eingeladen worden ist, berichten nun auch noch die Pariser Blätter, daß die Königin Victoria den Präsidenten Carnot zu einem Besuch nach London habe einladen wollen. Auf Lord Salisbury's Rath werde diese Einladung jedoch erst im nächsten Februar ergehen und Herrn Carnot's Besuch dann wohl im Mai erfolgen.
Am Mittwoch abend trifft das französische Uebungsgeschwader aus Kronstadt in Portsmouth ein. Die Blätter sagen den Franzosen so viel Höflichkeiten, wie es bei solchen Besuchen üblich ist.
- Schönberg. Bei der Sedanfeier wird in diesem Jahre am Vorabend der Rector Krüger hieselbst die Festrede halten. An dem Festzuge am 2. September werden sich wieder sämmtliche Klassen der hiesigen Schulen betheiligen. Der Kriegerverein hat aus seiner Kasse auch in diesem Jahre wieder 50 Mk. bewilligt als Beitrag zur Anschaffung von Prämien zu den Nachmittags nach dem Festzuge zu veranstaltenden Kinderbelustigungen.
- Schönberg. In Klocksdorf wurden kürzlich einem Elternpaare Drillinge geboren (2 Mädchen und 1 Knabe). Es ist dies in wenigen Jahren der zweite Fall im hiesigen Fürstenthum. Bekanntlich erhielt vor 3 Jahren in Selmsdorf eine Arbeiterfamilie einen gleichen Zuwachs. Diese drei Kinder haben sich bisher normal entwickelt.
- Eingesandt. Die in einigen Blättern ausgesprochene Behauptung, daß der nun schon seit Wochen andauernde Regen in Norddeutschland, der unseren diesjährigen Erntesegen zu vernichten droht, eine Strafe Gottes für die sündige Menschheit sei, erinnert uns an die poetische Erklärung einer liebenswürdigen mecklenburgischen Schriftstellerin über die Quelle des Regens, da beide in gewissem Connex, wie Ursache und Wirkung, zu einander zu stehen scheinen. Die Dichterin, Henriette v. Bissing, geb. Krohn, geb. 1798, sagt in ihrer Definition des Todes: "Der Tod ist ein Engel in weißem glänzendem Gewande mit großen Schneeweißen Flügeln. Er kommt zu den Menschen, wenn sie viel Schmerzen haben oder große Leiden, oder wenn das Alter sie matt und schwach macht, tritt an ihr Lager, weht sie leise mit seinen Flügeln an, neigt sich über sie und spricht: "schlaft", und dann schlafen sie ein und die Seele verläßt den Körper, wie wir am Abend unser Kleid und der wird in eine schwarze Lade gelegt, der Sarg heißt und in die Erde gesenkt und die Männer häufen einen Rasenhügel darüber. Die Seele aber ist nun ein Engel geworden in glänzendem Gewande mit schneeweißen Flügeln und der Tod nimmt sie bei der Hand und fliegt mit ihr weit über die Wolken hinaus bis in den Himmel. Hier sind noch viele Tausend andere Engel und alle singen Lieder und preisen Gott und neigen sich der Seele liebevoll zu. Aber sie darf nicht verweilen, sie muß weiter und immer weiter durch alle Himmel. Zuletzt steht sie mit dem Tode vor Gottes Thron und der Tod verneigt sich tief und spricht: Herr! hier ist eine Seele von denen, die du auf die Erde sandtest, um sie zu prüfen durch Leid und Freude! Und Gott winkt und der Tod küßt die Seele und fliegt auf die Erde zurück um eine neue zu holen. Gott aber hält sein Auge fest auf die Seele und fragt: wie hast du meine Gebote befolgt? Und nun muß die Seele Alles sagen, sie kann nichts verschweigen, denn Gott ist allwissend und sein Auge, das in das Verborgene sieht, ruht fest auf ihr. Ist sie nun fromm und gehorsam gewesen, so spricht Gott: "Du frommer und getreuer Knecht, gehe ein zu Deines Herrn Freude!" Und die Seele geht nun zu den andern Engeln und singt und ist fröhlich mit ihnen. - In einer Ecke des Himmels da steht ein Engel in schwarzem Gewande und schwarzen Flügeln, den winkt Gott, wenn eine böse Seele vor ihm steht und spricht: "Schwarzer Engel! nimm diese und setze sie auf die Wolken, damit sie hinunter sehe auf die Erde, wo sie mir ungehorsam war und hinauf sehe in den Himmel, in den sie nicht hinein darf." Und der schwarze Engel faßt traurig die Hand der Seele und geleitet sie aus dem Himmel hinaus und hinunter auf die Wolken, wo noch mehr böse Seelen sitzen; und Alle weinen und ihre Thränen fallen auf die Erde hinunter und das ist - der Regen." H.
- Wie man aus Rostock schreibt, wurde Kapitän Rosenow von der Rostocker Brigg "Gesine" in Rio de Janeiro an Bord ermordet und 100 Milreis geraubt; die ganze Besatzung war an Land gegangen, ausgenommen ein 23jähriger Schiffsjunge, welcher verhaftet, aber wegen mangelnder Beweise freigelassen wurde.
- Für das dem Fürsten Bismarck in Berlin zu errichtende National=Denkmal sind nach dem neuesten Verzeichniß der eingegangenen Beiträge bisher in Summa 957 646,31 Mk. aufgebracht.
Die Berliner Armenverwaltung hat mit den russisch=polnischen Auswanderern ihre liebe Noth.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 65 Seite 3]Sie beherbergt von diesen Unglücklichen gegenwärtig noch immer 200 und weiß natürlich nicht, was sie mit ihnen anfangen soll. Die Verhandlungen mit der russischen Regierung haben bisher kein Ergebniß gehabt, da die Regierung sich fortwährend weigert, Auswanderer ohne Legitimationspapiere wieder aufzunehmen. Als nun die Armenverwaltung den Leuten gegen Tagelohn von 2 Mark Arbeit auf den Rieselfeldern anwies, weigerten sie sich entschieden, sie zu verrichten. Zum Zweck einer Verwarnung wegen Arbeitsscheu vorgeführt, wurden die Leute so erregt, daß sie sich zusammenrotteten und den Beamten mit Messern und Knütteln zu Leibe gingen. Es bedurfte eines größeren Aufgebots polizeilicher Hilfskräfte, um die Revolte zu unterdrücken, wobei unter andern auch kräftige Wasserstrahlen zur Anwendung gelangten. Sechs Rädelsführer wurden verhaftet und sehen ihrer Bestrafung entgegen. Die Frage der Heranziehung zur Arbeit ist dagegen immer noch ungelöst, da die übrigen sich zwar beruhigt haben, aber trotzdem nicht arbeiten wollen.
- Auf der Görlitzer Bahn waren am Sonntag in Berlin zum erstenmal billige Billets ausgegeben. Der Andrang überstieg infolge dessen alle Maßen. Für einen einzigen Zug waren nicht weniger als 5000 Personen zur Stelle.
- Der Dampfer "Therese Horn" aus Schleswig bohrte in der Nordsee die norwegische Bark "Andrea" in Grund. Die "Andrea" sank sofort; sechs Personen sind ertrunken.
- Sämmtliche Müller Oberschlesiens petitionirten telegraphisch beim Reichskanzler, angesichts des russischen Getreide=Ausfuhrverbotes die Getreidezölle sofort aufzuheben, weil sonst die schlesische Mühlen=Industrie ruinirt würde, Tausende von Arbeitern brotlos würden und für Hunderttausend oberschlesische Industrie=Arbeiter das Schlimmste zu befürchten stehe.
- In den Straßen, in den Häusern und in den Läden von Trier werden auf das Eifrigste die Arbeiten zum Empfange der Pilger betrieben. Vielfach sind große Baracken für die Speisung und Unterkunft der Wallfahrer erbaut. Die Verwaltung der Bahn nimmt große Arbeiten vor und zieht schon jetzt Beförderungs=Material zur Expedition der Pilger bei. - Der heilige Rock wird am Eingange zur Schatzkammer hinter dem Hauptaltar ausgestellt werden. Er befindet sich in einem Glasschrank, den eine einen Centner schwere Glasscheibe deckt. Gasflammen und Lichter sind bis oben hinauf angebracht. Oberhalb der Ausstellung des heiligen Rockes befindet sich ein mächtiges goldenes Kreuz, das Abends durch Tausende von Flammen erleuchtet wird. Für Sonntag sind 35 400 Pilger angemeldet.
- Aus Rache wegen eines Verweises vergiftete in Bretten in Baden das fünfzehnjährige Dienstmädchen Einfer das einzige Kind seiner Herrschaft mit Essigsäure.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Baeck sub Nr. 17 belegene Büdnerstelle c. p. des Schneidermeisters Fritz Otte daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 5. September d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 22. Juni 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Die diesjährige Impfung in hiesiger Stadt wird im Gastwirth Boye'schen Lokale hieselbst und zwar an den nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:
Impfung der im Jahre 1890 zu Schönberg geborenen Kinder
am Dienstag, den 1. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Dienstag, den 8. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr.
Der bevorstehende Impftag wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an demselben nicht nur alle im Jahre 1890 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg, den 20. August 1891.
Der Magistrat.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Mittwoch, den 26. ds. Mts., Vormittags 10 Uhr, werde ich im Michael'schen Kruge zu Selmsdorf eine
Nähmaschine
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen.
Schönberg, den 20. August 1891.
C. Pustir,
Landreiter.
Zur Förderung der dem Vernehmen nach bereits eingereichten Vorstellung und Bitte an den Landesfürsten betreffend Regelung des Wasserpasses an der hiesigen Mühle möchten wir Angesichts des jetzt offenkundigen großen Schadens den Ueberschwemmten empfehlen, sich täglich und zuverlässig die Beweise über den Stand der Gewässer auf den Grundstücken, ferner an der Freischleuse und unterhalb derselben zu sammeln und zu sichern.
Mehrere Interessenten.
Eine hervorragend schöne Auswahl in
Lampen
aller Art in modernster Ausstattung u. unter Garantie haltbarster Qualität, sowie Dochte, Cylinder, Kuppeln u. Schirme, in lakirten Eimern, Wasserkellen, Theebrettern, Brodkörben, Kochapparaten, Sparbüchsen mit beweglichen Figuren, Stall= u. Wagenlaternen u. s. w. empfiehlt zu sehr billigen Preisen.
Louis Schramm,
Klempner.
100,000 Säcke
für Kartoffeln, Getreide, einmal gebraucht, groß, ganz u. stark à 25 u. 30 Pfg. Probeballen von 25 Stück versendet unter Nachnahme und bittet Angabe der Bahnstation
Max Mendershausen, Coethen i. Anh.
Eine erste Hamburger Importfirma in Futtermitteln, besonders Kleie, Malzkeime, getr. Biertreber, Schlempe etc., wünscht noch mit größeren Händlern des Inlandes in Verbindung zu treten. Adr. gefl. u. H. o. 6666 an Haasenstein & Vogler A.-G. Hamburg.
Ich komme Anfangs September nach Schönberg
Frau Degenhardt.
Schwerin.
Gesucht zum 24. October d. J. ein
Kindermädchen
gegen guten Lohn von
Frau L. Burmeister geb. Krohn.
Am 29. Juli d. Js. ist auf dem hiesigen Bahnhofe oder im Schnellzuge ein neuer,
dunkelblauer Sommerüberzieher
gegen einen älteren von ähnlicher Farbe vertauscht.
Meldung erbittet
Hill,
Stationsvorsteher.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 65 Seite 4]Programm
zur Sedanfeier in Schönberg 1891.
1. Dienstag, den 1. September:
Abends 6 1/2 Uhr: Unterhaltungsmusik vor dem Vereinslocal.
Abends 7 1/2 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzerthore aus.
Abends 8 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abends 8 1/2 Uhr: Freudenfeuer (Abbrennung eines Holzstoßes), Festrede u. patriotische Gesänge.
Abends 9 Uhr: Commers und Concert im Schützenhause - Eintrittsgeld 20 Pfg.
2. Mittwoch, den 2. September:
Morgens 6 Uhr: Weckruf durch die Stadt.
Morgens 9 1/2 -11 Uhr: Concert auf dem Markte.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer Thore aus bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink
Nachmittags 2 Uhr: Concert im Schützenhause. - Eintrittsgeld 20 Pfg.
Nachmittags 7 Uhr: Einmarsch.
Nachmittags 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Schützenhause und im neuen Boye'schen Saale.
Eintrittsgeld für Herren à 1 M. 50 Pfg., für Damen 50 Pf.
Um recht rege Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet
Das Sedan=Comité
des Kriegervereins f. d. Fürstenthum Ratzeburg.
Ratzeburger Sedanfeier
Der Festzug bewegt sich am 2. September Vormittags 10 Uhr vom Palmberge aus in die Kirche. 1 Uhr Nachmittags Festessen auf dem Schützenhofe. Am 3. September Nachmittags 4 Uhr Tombola=Verloosung daselbst. Alles Weitere aus dem Fest=Programm, welches in allen Wirthschaften und Kaufläden der Stadt und Umgegend aushängt, zu ersehen.
Das Festcomité.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Schönberg. |
Am Sonntag, den 23. d. M., Nachm. 4 Uhr,
außerordentliche General=Versammlung
im Vereinslocal.
Tagesordnung:
Beschlußfassung über die diesjährige Sedanfeier.
Um zahlreiches Erscheinen bittet
der Vorstand.
Die Anweisung der Plätze für Buden findet
am Sonntag, den 30. August c.
Abends 7 Uhr
auf dem Baubrink statt.
Das Sedan-Comité
des Kriegervereins f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Gartenbauverein.
Ausstellung mit Obstmarkt
Anfangs October.
Der Vorstand.
Sonntag, den 23. August, Nachmittags 4 Uhr, Versammlung in Kösters Garten zur Berathung der Ausstellung. Theilnahme der Damen erwünscht.
Der Vorstand.
Rechtsanwalt Fölsch
ist bis zum 15. September d. Js. verreist.
Für die vielen Gratulationen und Glückwünsche zu unserer Hochzeit, sowie dem Gesangverein "Teutonia", sagen wir unsern herzlichsten Dank.
H. Fick u. Frau,
geb. Dettmann.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 23. August.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 34.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 65 Seite 5]Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. August 1891.
- Die Wein=Ernteaussichten lassen in diesem Jahr am Rhein wieder viel zu wünschen übrig. Die Kälte des letzten Winters hat dem Wein im Rheingau größere Schaden zugefügt. Viele Tausende von Weinstöcken sind völlig zu Grunde gegangen oder werden infolge des Frostes in diesem oder im nächsten Jahr noch zu Grunde gehen. Hiervon sind fast alle Weinbergsbesitzer betroffen. Allein in der Gemarkung Winkel wird die Zahl der ganz oder zum Theil vernichteten Stöcke auf rund 850 000, in Oestrich auf 420 000 angegeben. In allen Gemeinden des Rheingaus ist etwa ein Drittel der Lagereben erfroren; in manchen Gemarkungen erreicht der Verlust drei Viertel der Lagereben und ein Viertel der sämmtlichen Weinstöcke. Am stärksten haben die alten Stöcke gelitten. Selbst bei fortdauernder günstiger Witterung wird in diesem Jahr nur auf einen drittel bis einen halben Herbst zu rechnen sein.
- Ungeheure Heiterkeit hat kürzlich in Nauen auf einem Ballfest eines dortigen Vereins ein junger Storch erregt, der plötzlich im Ballsaal erschien und gravitätisch hin= und hermarschierte, mitunter auch vor einer der Damen stehen bleibend. Das Thier stammte aus einem benachbarten Dorf, woselbst es beim Abbruch einer Scheune aus dem Nest genommen und dann nach Nauen in Verpflegung gegeben worden war.
- Wenn man Glück hat. Ein Bauer aus Gahlen, Regierungsbezirk Düsseldorf, zog mit seinem etwa 14 Wochen alten Fohlen, einem schönen Thierchen, nach Bottrop zu Markt; es wurde ihm dort jedoch kein Gebot gegeben. Was nun thun? Doch er besinnt sich nicht lange, zieht mit seinem Gäulchen nach Neumühl bei Hamborn, wo landwirthschaftliche Ausstellung, verbunden mit Fohlenverloosung, stattfand. Hier in Reih und Glied bekam er erstens 9 Mk. Prämie, zweitens wurde ihm sein Fohlen von der Verloosungscommission für 160 Mk. abgekauft und drittens gewann er sein eigenes Fohlen wieder.
- Im Schaufenster eines Geschäfts in Münster sind gegenwärtig "Portemonnais aus echter Menschenhaut zum Preise von 2 Mk. pro Stück zum Verkaufe ausgestellt.
- Die Frage, ob der Postschein die gleiche Gültigkeit hat wie eine Quittung, ist durch Entscheidung des Reichsgerichts dahin beantwortet worden, daß der Postschein über eine mittelst Postanweisung gemachte Zahlung noch nicht als Quittung betreffend die Tilgung einer Schuld angesehen werden könne. Vielmehr liefere in diesem Falle der Postschein nur den Beweis, daß an eine bestimmte Person ein gewisser Betrag bei der Post eingezahlt wurde. Da die Möglichkeit nicht ausgeschlossen erscheint, daß der Postanweisungsbetrag an eine andere Person als an den Adressaten (z. B. an dessen Verwandte, Ehegatten etc.) ausgeliefert wird, so wird der Zahlende streitigenfalls den Beweis zu führen haben, daß die Postanweisung auch zu Händen des Forderungsberechtigten gelangte. Dieser Umstand legt es jedem, der Zahlung durch Anweisung macht, nahe, vom Adressaten eine Empfangsbescheinigung einzufordern, und zwar spätestens sechs Monate von der Versendung ab gerechnet, weil die Post nach Ablauf dieser Frist wegen etwaiger Regelwidrigkeiten bei der Bestellung u. s. w. nicht mehr haftet. Bisher war man ziemlich allgemein der Meinung, daß ein Postschein einer Quittung in Bezug auf den Zahlungsbeweis gleichstehe.
- Die Zeit der Manöverbriefe und Manöverpakete an Militärs ist herangekommen. Mit Rücksicht auf die häufig wechselnden Kantonnementsquartiere empfiehlt es sich, der genauen Adresse des Empfängers (nach Regiment, Bataillon und Compagnie, Schwadron oder Batterie) nur den Namen des ständigen Garnisonortes beizufügen. Von diesem Orte erfolgt sicher und schnell die Weiterbeförderung nach dem zeitlichen Aufenthaltsort. Ebenso ist darauf zu achten, daß die Bezeichnung "Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" nicht vergessen wird.
- In Bern haben am Freitag die Festlichkeiten zur Feier des 700jährigen Bestehens der Stadt begonnen. Die Feier, welche vier Tage dauerte, umfaßte ein Festspiel, einen historischen Festzug und Volksfeste. Zahlreiche Gäste aus der ganzen Schweiz und dem Ausland waren eingetroffen.
In Urgen in der Nähe von Landeck (Tirol) wurde vor einigen Tagen ein Handwerksbursche von seinen drei Reisegefährten erschlagen und die Leiche in den Inn geworfen. Die Thäter wurden noch an demselben Tage in Ried von der Gendarmerie verhaftet.
- In Paris war kürzlich ein Dachdeckergeselle von seiner Braut, einem bildschönen Mädchen, verabschiedet worden, weil er unsolid lebte. Derselbe schwor dem Mädchen Rache, und als er ihr in Begleitung ihrer Schwester auf der Straße begegnete, warf er sie zu Boden und biß ihr das Ohr an der Wurzel ab. Auf die Hilferufe der Schwester wurde er festgenommen. Derselbe erklärte, er habe das Ohr aufgegessen und bedauere, bei der Mahlzeit gestört worden zu sein, er hatte sonst auch noch das andere verzehrt.
- Es kommt immer besser: In Paris ist eine Petition im Umlauf, welche verlangt, daß man den "Boulevard Sebastopol" in "Boulevard Kronstadt" umtaufe.
- Im Golfe von Fiume hat man einen 400 Kilo schweren Haifisch gefangen.
- Der Ackerbau bei den Chinesen. Wie hoch der Kaiser von China als Sohn des Himmels, d. h. als Vermittler zwischen den Göttern und seinen Unterthanen die Landwirthschaft schätzt, dafür legt die von ihm alljährlich vollzogene Ceremonie, nach welcher er persönlich einige Furchen zielet und einige Reiskörner hineinstreut, ein redendes Zeugniß ab. Hierzu pflegt er sich durch ein dreitägiges Fasten und Gebet feierlich erst vorzubereiten. Bei der Bodenbeschaffenheit tritt jedoch ein großer Unterschied zwischen den nördlichen und südlichen Provinzen hervor. Denn in den südlichen gebirgigen Theilen besteht der Boden nur aus mageren Granitfelsen mit schwacher Vegetation, wo nur Reis, süße Bataten und Kartoffel gedeihen. Dies ändert sich aber schon in den etwas nördlicher gelegenen Provinzen, in Fokien und Scheking, wo auf dem fruchtbareren Grunde Thee gebaut wird; denn hier findet sich schon ein sehr zerriebener kieseliger Sandboden vor. Einem mannigfachen Wechsel ist der Boden in den Gebirgsdistricten sowohl, als auch in den Thälern und Ebenen unterworfen. Denn in der Umgegend von Kanton und Makao, sowie im ganzen Süden herrscht ein mit starkem Thon und wenig Sand gemischter Humus vor, während er um Hongkong herum mit Sand und Pflanzenerde untermengt ist. Im Süden, wo der Reis das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung abgiebt, lassen sich leicht zwei Reisernten erzielen. Nach der Einheimsung des Wintergemüses beginnt dann die Bearbeitung mit einem von einem Büffel bespannten Pfluge, wobei sowohl der Büffel wie auch der Pflüger bis ans Knie im Kothe zu waten haben. Dann folgt nach dem Pflügen die Egge, um die Erdschollen zu zerbrechen und den Mist ins Land dringen zu lassen. Dabei wird der Boden in eine Art Brei verwandelt, um die Aufnahme der jungen Reispflanzen besser bewerkstelligen zu können, die man aus den Feldern, wo sie gekeimt haben, sorgfältig aushebt und in die 3 Zoll hoch mit Wasser bedeckten Ländereien bringt. In Büscheln von etwa 10 Stengeln werden sie in regelmäßigen Zwischenräumen eingesenkt. Die erste Ernte schneidet man entweder Ende Juni oder Anfang Juli. Nach der üblichen Procedur erfolgt darauf die zweite Bearbeitung des Ackers, dessen zweite Ernte im November eingeheimst wird. Die im Mai eintretenden
[ => Original lesen: 1891 Nr. 65 Seite 6]starken Regengüsse, begleitet von dem Südwestmusson, sind für den Reisbau von größter Wichtigkeit. In diesen Südprovinzen findet auch das Zuckerrohr eifrige Pflege. Im Winter werden Bataten, Erbsen und Zwiebeln gebaut, die man im Herbst durch Dschunken verschickt. In den nördlichen Provinzen besteht der Winterbau aus Weizen, Erbsen, Bohnen und einem Kraut, aus welchem man Oel gewinnt. Zur Düngung des Bodens finden Krabben, Muscheln und gewisse Arten von Fischen Verwendung. Die Oelkuchen gewinnt man aus dem Bodensatz des Seifenbaumes und verschiedener Bohnenarten. In den Provinzen Fokien, Kanton und Schekiang wird ebenfalls der weltberühmte schwarze und grüne Thee gebaut, welcher aber nur auf gutem Boden, auf fettiger, sandiger Erde fortkommt. Die erste Blätterernte findet in der Mitte des April statt. Der grüne Thee erhält seine Farbe durch verschiedene Ingredienzen (z. B. Preußisch=Blau, Gips), die man mit in den Kessel wirft.
- Die zehn Gebote der Pferdefütterung, 1. füttere reichlich im ersten Lebensjahre. Die Füllen nehmen in diesem Alter an Körpergewicht ebensoviel zu, als in den übrigen Entwickelungsjahren zusammengenommen. Wenn die zum Wachsthum nöthigen Stoffe aber im Futter nicht geboten werden, leidet die Entwickelung. Versäumnisse in dieser Zeit lassen sich nicht wieder gut machen.
2. Füttere öfters und regelmäßig, um Verdauungsstörungen zu verhüten. Der Pferdemagen ist verhältnißmäßig klein; er faßt beim mittelgroßen Reitpferd nicht viel mehr als der Magen eines großen Hundes. Namentlich müssen die Füllen öfters gefüttert werden.
3. Füttere nicht nur kräftig während des starken Gebrauchs, sondern auch längere Zeit vor demselben.
4. Füttere nicht stark unmittelbar vor starker und schwerer Arbeit. Das Pferd arbeitet wohl mit dem Futter des Tages zuvor, aber nicht mit dem Futter des Tages. "Das Morgenfutter findet man im Mist, das Abendfutter im Kreuz, in den Muskeln der Pferde"; darum gebe man das Kraftfutter in der Hauptsache, also zu zwei Drittel des Abends nach der Arbeit. Es wird dann während der nächtlichen Ruhe gut verdaut und assimilirt. Mangelhaft ist die Verdauung, wenn das Pferd nach der Aufnahme von Kraftfutter gleich zu starker und schneller Arbeit herangezogen wird.
5. Je raschere Arbeit verlangt wird, desto concentrirter muß das Futter sein.
6. Für edle Reit= und Kutschpferde muß Hafer das Hauptfutter bilden.
7. An langsame Schrittpferde kann man vortheilhaft voluminösere Futtermittel, Wurzelgewächse und mancherlei Fabrikabfälle füttern.
8. Sehr bewährt haben sich als Futter für sämmtliche Dienstleistungen: Pferdebohnen, Erdnußkuchen, Malzkeime und getrocknete Biertreber. In der vielfach beliebten Maisfütterung können wir bei den verhältnißmäßig hohen Preisen dieses Futtermittels einen Vortheil nicht erblicken. Auch bei Fütterung des edlen Pferdes kann ein Theil des Hafers durch diese billigeren Futtermittel ersetzt werden. Wir haben seit vielen Jahren die halbe Haferration durch Erdnußkuchen bester Qualität ersetzt.
9. Grünfutter muß stets vor dem Kraftfutter und letzteres auch nicht gemischt mit ersterem verabreicht werden. Ebenso muß das Getränk stets vor dem Kraftfutter gereicht werden; größere Mengen Wassers nach Aufnahme von Hafer würden eine Fortspülung des Hafers nach dem Dünndarm zur Folge haben.
10. Für Pferde mit normalem, gutem Gebiß und unter der Voraussetzung, daß die Nahrung gesund ist, sind Zubereitungen der Futtermittel nicht nur unnöthig, sondern meistens nachtheilig. Besonders gewarnt sei vor Naßfüttern, Einweichen oder gar Dämpfen und Kochen des Futters und vor dem Schroten des Hafers.
- Der Rahm der Milch bildet ein gutes Nahrungsmittel für kranke, schwache und alte Leute, besser als Butter, da der Rahm noch viel mehr flüchtige Oele enthält. Personen, welche Neigung zur Auszehrung haben, bejahrt sind und an kalten Füßen leiden oder schlecht verdauen, bekommt der Genuß von Rahm besonders gut.
Ziegenhaltung.
In den meisten Städten hält es sehr schwer, gute, für Kinder passende Milch zu bekommen. Man muß meistens zwischen 25-50 Pfg. pro Liter bezahlen auch noch mehr. Ist die Molkerei nicht zuverlässig oder nimmt man gewöhnliche Verkaufsmilch, so sind die Kinder bei jedem Fütterungswechsel einem Unwohlsein ausgesetzt, das vielen unserer Lieblinge sehr verhängnißvoll wird. Dasselbe droht ihnen, wenn die Milch nur einmal täglich geholt wird und dann den Tag über mehr oder weniger sorgsam aufbewahrt wird, was im Sommer doch meistens mit großen Schwierigkeiten verbunden ist.
Um diesen Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, sollte jeder, der irgend in der Lage ist, es zu können, sich eine Ziege wenigstens das Frühjahr und den Sommer über halten, und dazu gehören wohl alle, die einen Garten zur eigenen Benutzung, ein eigenes Haus oder auch nur einen Holzstall haben, wenn letztere von ihrem Vermiether eine diesbezügliche Erlaubniß erhalten. Ich habe selbst Jahre hindurch eine Ziege gehalten, habe sehr geringe Mühe dadurch gehabt, dafür dreimal täglich frische gesunde Milch, und das Liter kam nicht 10 Pfg., trotzdem ich Futter, Stall und Thier selbst bezahlen mußte.
Man kaufe sich im März eine frischmilchende, einjährige Ziege für 11-15 Mk. (die meinige kostete 11 Mk. 50 Pfg.), wähle eine große, hellfarbige Sorte, eine sogenannte Kuhziege, deren Milch am wohlschmeckendsten ist. Diese giebt anfangs 3, auch mehr Liter Milch täglich, bei jeder Melke etwa 1 Liter. Gegen den Herbst läßt sie nach, doch giebt sie bis Weihnachten, auch wohl länger, immer noch 1 Liter. Ihr Futter dagegen kostet kaum 10 Pfg. täglich. Man hat also Gewinn, auch wenn alles bezahlt werden muß, während bei Gartenbesitz der Unterhalt des Thieres ganz frei ist. Das Futter gebe man dreimal täglich recht regelmäßig. Man brüht dazu einige Hände von Roggenkleie mit kochendem Wasser gut auf, thut Salz dazu, brockt altes Brod hinein, oder auch übriggebliebene Kartoffeln, Salat und Kohlblätter (letztere wenig) und setzt diesen Trank der Ziege während des Melkens vor. Nach demselben schüttet man gutes Heu, welches viel Klee und Löwenzahn enthält, trockne Pappel=, Rosen= und Weißdornzweige (beim Beschneien der Hecken gewonnen) oder Roggenstroh in die Raufe, jedoch nie zuviel, da die Ziegen sehr wählerisch und verschwenderisch sind. Hafer= und Gerstenstroh lieben die Thiere sehr, doch wird die Milch davon scharf schmeckend. Körner, Brot sind kleine Delikatessen für sie.
Will man zum Winter die Mühe nicht haben, so verkaufe man das Thier. Viele Fleischer geben 9-12 Mk. dafür. Man kann es aber auch ebenso gut schlachten lassen und selbst verbrauchen. Das Fleisch einer 2-3jährigen Ziege ist von Hammelfleisch nicht zu unterscheiden und wird, in saurer Milch eingelegt, sehr zart. Sonst hält man die Ziege bis zum Februar, wo sie wieder frischmilchend wird, und verkauft die Zickelchen.
Hält man die Ziege sauber, regelmäßig und vor allem warm, sorgt man für gute trockene Streu (der Dung eignet sich gleich dem Schafdung recht gut für feuchte Gärten), so braucht man keinerlei Krankheit zu fürchten. Sollte sie einmal freßunlustig werden, so thut Hunger und ein Löffel Leberthran, dreimal täglich, große Dienste. In Pferdeställen steht sie gern, doch halte man sie nicht mit Federvieh zusammen, da sie alsdann leicht Ungeziefer annimmt und dadurch leidet.
Mir wurde der Rath, eine Ziege zu halten, von einem alten Arzte ertheilt. Seither habe ich selbst die Erfahrung gemacht, daß es ein recht großes Vorurtheil ist, welches die meisten Menschen vom Genuß der Ziegenmilch abhält. Man gewöhnt sich sehr rasch an dieselbe, namentlich im rohen Zustande. Kinder trinken sie sogar außerordentlich gern und gedeihen vorzüglich dabei. Und aus der etwa übrigbleibenden Milch lassen sich Käse bereiten, die selbst der größte Feinschmecker nicht zurückweisen dürfte.
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