[ => Original lesen: 1891 Nr. 52 Seite 1] Nr. 9 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891 enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die Telegraphen=Ordnung für das Deutsche Reich vom 15. Juni 1891.
(2.) Bekanntmachung, betr. die "Multual Reserve Fund Life Association", Lebensversicherungsgesellschaft, in New=York.
(3.) Bekanntmachung, betr. den Umtausch der in den Händen des Publikums verbliebenen Postwerthzeichen älterer Art.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Ermäßigung der Wortgebühr für Telegramme nach Frankreich, Rußland, Spanien und Portugal, Algerien und Tunis.
Der Kaiser und die Kaiserin wurden am 4. Juli in Port Victoria von den Prinzen von Wales und den Herzögen von Edinburg, Connaught und Clarence empfangen und auf's herzlichste begrüßt. Die Prinzen trugen die Uniformen ihrer deutschen Husaren=Regimenter. Der deutsche Botschafter Graf Hatzfeldt und das gesammte Botschaftspersonal waren ebenfalls zum Empfange erschienen. Bei der Einfahrt der kaiserlichen Yacht Hohenzollern gaben die Kriegsschiffe den Kaisersalut und die Capellen spielten die deutsche Nationalhymne. Alle Schiffe im Hafen haben festlich geflaggt. Nachdem der Kaiser die Herrschaften begrüßt hatte, schritt derselbe die Ehrenwache ab und begab sich alsdann wieder an Bord der Hohenzollern, wo das Frühstück eingenommen wurde. Der Kaiser und die Kaiserin traten um 2 Uhr die Weiterreise nach Windsor an und sind mit Gefolge gegen 4 1/2 Uhr Nachmittags daselbst eingetroffen und von der dicht gedrängten Volksmenge jubelnd begrüßt worden. Die Königin empfing ihre erlauchten Gäste in dem großen Saale des Schlosses mit größter Höflichkeit. Der Kaiser inspicirte sodann das im Schloßhof zur Ehrenbezeugung aufgestellte Grenadier=Bataillon. Auf der Fahrt nach dem Schlosse hielt der Kaiser vor dem reichgeschmückten Rathhause an, welches die Inschrift: "Gott mit uns!" trägt, und nahm in Anwesenheit des Mayors und der städtischen Behörden eine prachtvoll ausgestattete Adresse entgegen. Die Adresse heißt den Kaiser unter dem Ausdruck des Dankes für die huldvolle Entgegennahme derselben willkommen und giebt der Freude über die engen Familienbande zwischen den beiden Herrscherhäusern und der Hoffnung Ausdruck, daß diese engen Bande eine weitere Bürgschaft für eine dauernde herzliche Freundschaft der stammverwandten Völker sein werden. Die Adresse weist ferner auf die Interessengemeinschaft beider Reiche hin, welche das Streben vereine, die Wohlfahrt ihrer Völker zu fördern, den Frieden Europas zu erhalten und dem allgemeinen Fortschritt der Civilisation zu dienen. Die Adresse begrüßt die großmüthigen Bemühungen Sr. Majestät des Kaisers um die Förderung der Wohlfahrt der Unterthanen und besonders die Bestrebungen zur Hebung der socialen Lage der Arbeiterbevölkerung und giebt der Hoffnung Ausdruck, daß dem Kaiser alle Segnungen zu Theil werden mögen in der Gewißheit von einem treuen und dankbaren Volke geliebt zu sein. Nach der Ueberreichung der Adresse hielt der Mayor an das Kaiserpaar eine Ansprache, in welcher er dieselben namens der Stadt willkommen hieß. Der Kaiser erwiderte hierauf in englischer Sprache etwa Folgendes: "Ich bin Ihnen für den Mir bereiteten freundlichen Empfang sehr dankbar; es macht Mir große Freude, die Königin, Meine erlauchte Großmutter zu besuchen, die vor Meiner Thronbesteigung, sowie nach dieser Zeit stets sehr gütig gegen Mich gewesen ist." Sämmtliche englische Prinzen, welche dem Kaiser und der Kaiserin nach Port Victoria entgegengefahren waren, begaben sich beim Eintreffen des Kaiserpaares an Bord der Hohenzollern. Der Kaiser umarmte und küßte den Prinzen von Wales und den Herzog von Connaught. Der Kaiser trug die britische Admirals=Uniform mit den Hosenbandorden.
Kaiser Wilhelm II. hat, wie der "Hamburger Korrespondent" mittheilt, bei seinem Besuch in Hamburg an Bord der "Cobra" das Dokument über die Erneuerung des Dreibundes unterzeichnet. In Rom ist der neue Vertrag von König Humbert im Beisein des Ministerpräsidenten Rudini und der Botschafter Deutschlands und Oesterreich=Ungarns am 30. Juni ratifizirt worden. Die Dauer des Vertrags reicht bis Ende 1896. Uebrigens soll die Erneuerung zwischen Deutschland und Oesterreich einerseits und Italien andererseits erfolgt sein, da der deutsch=österreichische Vertrag anders geartet und von längerer Dauer ist, als der Vertrag zwischen den Kaisermächten und Italien.
Wie die Londoner "Morningpost" erfahren haben will, soll der neue Dreibund sich von seinem Vorgänger dadurch unterscheiden, daß er aus drei Sonderverträgen, statt wie bisher nur zweien bestehe; der deutsch italienische Vertrag werde wahrscheinlich wie der österreichisch=deutsche Vertrag veröffentlicht werden. Dagegen werde das Abkommen zwischen Oesterreich und Italien vorläufig nicht enthüllt werden. Es sei thatsächlich nicht bekannt, ob die österreichisch=italienische Verständigung die Form einer regelmäßig unterzeichneten Urkunde annehme oder nur durch diplomatischen Ideenaustausch hergestellt sei. Es unterliege jedoch keinem Zweifel, daß Oesterreich bei dieser Gelegenheit dem lebhaften Interesse Ausdruck gegeben habe, welches es gemeinsam mit England an der Sicherheit der italienischen Küste bethätige.
Von mehreren Seiten wird nach Bekanntwerden der Erneuerung des Dreibundes jetzt das Gerücht verbreitet, es stehe von Seiten der Mächte des Dreibundes eine officielle Anerkennung des Prinzen Ferdinand als Fürsten von Bulgarien bevor. Das würde Wasser auf Rußlands und Frankreich Mühlen sein!
Graf Waldersee hat bekanntlich als Chef des großen Generalstabes alle Zeitungsartikel über den
[ => Original lesen: 1891 Nr. 52 Seite 2]90. Geburtstag Moltkes für das Archiv des Generalstabs sammeln lassen. Jetzt läßt sein Nachfolger Graf Schlieffen, die Nekrologie über den großen Feldherrn sammeln. Bis jetzt beträgt die Zahl der Artikel über 2000 und täglich treffen noch solche aus fernen Welttheilen ein. Interessant ist, daß man auch von Frankreich aus sich lebhaft für diese Sammlung bemüht.
Aus dem Moltke'schen Nachlaß ist ein Band über den Krieg 1870/71 bereits im Druck und wird als erster Band der Gesammelten Werke in den nächsten Wochen erscheinen.
Als Moltke's Nachfolger im Reichstagswahlkreis Memel=Heydekrug haben die Konservativen den Rittergutsbesitzer Schlick=Cottingen aufgestellt.
Die Kommission für die zweite Lesung des bürgerlichen Gesetzbuches hat sich nunmehr vertagt und wird erst am 12. Oktober in Berlin wieder zusammentreten. Das nennt man "große Ferien" machen!
Endlich ein Wort in wichtiger Sache! Der "Reichsanzeiger" theilt jetzt bezüglich der Angaben über die Anfertigung von Stempeln in dem Bochumer Steuerprozeß mit, es seien allerdings einzelne Fälle festgestellt, in denen Beamte ohne Wissen der Behörden zum Theil schon vor Jahren bei der Benutzung unbrauchbar gewordene Stempel auf Werken eigenmächtig selbst hätten anfertigen oder ausbessern lassen. Geflickte Schienen würden von den preußischen Staatsbahnen niemals abgenommen. Die Bochumer Untersuchung werde zeigen, ob etwa geflickte Schienen unentdeckt geblieben seien; daß Flickarbeit bei Achsen und Radreifen unbemerkt bleibe, sei völlig ausgeschlossen.
Im "Reichs=Anzeiger" wird heute der voraussichtliche Ernteertrag Preußens nach der Schätzung von Ende Juni auf Grund der von den Kreisbehörden nach Anhörung sachverständiger Landwirthe gemachten Angaben veröffentlicht; derselbe würde sein: beim Winterroggen 75 1/2 Prozent, Winterweizen 83 Prozent einer Mittelernte. Die Aussichten einer Kartoffelernte seien noch nicht zu beurtheilen. Die Sommersaaten stehen in 50 Kreisen sehr gut, in 234 gut, in 193 befriedigend und mittel und in 7 schlecht.
Wie aus Wien mitgetheilt wird, schloß der Staatssekretär v. Stephan das Uebereinkommen bezüglich des einheitlichen Telegraphentarifs ab. Die bisherige Grundtaxe im Telegraphenverkehr zwischen Oesterreich=Ungarn und Deutschland beträgt künftighin 3 Kreuzer für das Wort. Der Mindestbetrag für jedes Telegramm ist auf 30 Kreuzer festgesetzt. Der neue Tarif tritt Neujahr 1892 in Kraft.
Die französischen Blätter, an ihrer Spitze der "Figaro", vertheilen die Welt, soweit sie Elsaß und Lothringen heißt, ruhig weiter. Diesmal soll Elsaß und Lothringen beisammen bleiben. Ein europäischer Kongreß soll beiden eine freie Verfassung geben und ihre Unabhängigkeit und Neutralität gewährleisten. Nach zehn oder zwanzig Jahren soll die Bevölkerung dann selbst entscheiden, ob sie selbständig und neutral bleiben oder deutsch oder französisch werden will. Das Orakel des "Figaro" meint, Kaiser Wilhelm II., der die Welt noch weit mehr als bisher in Erstaunen setzen werde, bereite in London etwas ganz Besonderes vor. Er werde wahrscheinlich eine Abrüstung anregen und dafür sei ja sein, des "Figaro" Vorschlag, sehr geeignet. Das Merkwürdigste an der ganzen Sache ist, daß die anderen Pariser Blätter alles Ernstes über diese Artikel diskutiren, die einen dafür, die anderen dagegen. Uebrigens ist man fast allgemein der Meinung, das diese Artikel aus einer "englischen" Feder geflossen sind. Das Letztere kann wohl stimmen!
Wie verlautet, will die russische Kaiserin eine Reise nach dem Heiligen Lande unternehmen. Der Gesundheitszustand des Großfürsten Georg, des zweiten Sohnes des Czaren, läßt noch immer sehr viel zu wünschen übrig.
Der neue russische Zolltarif ist nunmehr bekannt gegeben worden, er tritt am 13. Juli neuen Stils in Kraft. Die "Nowoje Wremja" ist so gütig bezüglich des neuen Tarifs zu bemerken: Die in den neuen Zollsätzen enthaltenen Erhöhungen seien eigentlich nur Abrundungen der für den August 1890 angeordneten zwanzigprocentigen Zollsteigerung. Für landwirthschaftliche Geräthe, Maschinen und Düngemittel seien indes Erleichterungen bewilligt worden.
König Alexander von Serbien soll also Mitte d. M. nach Rußland reisen. Von dort aber werde er, wie es heißt, den Rückweg über Wien nehmen, wo er von Kaiser Franz empfangen werden und mit seinem Vater Milan eine Begegnung haben solle.
Der rumänische Thronfolger ist von Bukarest nun wieder abgereist, um sich nach Sigmaringen zurückzubegeben. In Bukarest nimmt man an, daß durch seine Abreise gleichzeitig auch das Ende eines Romans herbeigeführt worden sei, der die rumänische Gesellschaft in neuester Zeit stark beschäftigt hatte. Es hat sich dabei um eine Ehrendame der Königin, Fräulein Bacarescu, gehandelt, mit der der Thronfolger sich hatte verloben wollen. Staatsinteressen stellen sich dieser Absicht aber entgegen, sodaß nunmehr wohl angenommen werden darf, daß der Plan von Seiten des Thronfolgers aufgegeben ist.
Die Königin Victoria von England hat beschlossen, auch dem zweiten Sohne des Thronerben, dem Prinzen George von Wales, den Herzogstitel zu verleihen, sobald derselbe mit seinen Schiffe nach England zurückkehrt. Dem jungen Prinzen soll die Wahl des Titels freigestellt worden sein. Wunsch der Königin wäre es, das erloschene Herzogthum von Kent wieder zu beleben.
In englischen Blättern wird die Lage in Shanghai sehr ernst geschildert. Plakate, die zur Erhebung gegen die Europäer auffordern, sollen überall angeschlagen sein. Die Consuln berufen die zerstreut lebenden Europäer zur Bewaffnung und Selbstvertheidigung zusammen. Den chinesischen Truppen mißtraut man überall.
- Die Gerichts=Ferien nehmen bekanntlich am 15. Juli ihren Anfang und endigen am 15. September. Sachen, auf welche die Ferien ohne Einfluß sind, nämlich: 1) Strafsachen 2) Arrestsachen und die einstweilige Verfügung betreffenden Sachen; 3) Meß= und Marktsachen; 4) Streitigkeiten zwischen Vermiethern und Miethern von Wohnungs= und anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Miether in die Miethsräume eingebrachten Sachen ; 5) Wechselsachen; 6) Bausachen, wenn über die Fortsetzung eines angefangenen Baues gestritten wird. Auch auf das Mahnverfahren, das Zwangsvollstreckungsverfahren sind die Ferien ohne Einfluß, sowie auf die Angelegenheiten der nicht streitigen Gerichtsbarkeit, z. B. Grundbuchsachen. Die Bearbeitung der Vormundschafts= und Nachlaßsachen kann während der Ferien unterbleiben, soweit das Bedürfniß einer Beschleunigung nicht vorhanden ist.
- Eine Erinnerung an den 3. Juli 1866. Fürst Bismarck erzählt: Der König hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf den Gang des Kampfes gerichtet und achtete nicht im geringsten auf die ihn dicht umsausenden Granaten. Auf meine wiederholte Bitte, er möge sich nicht so rücksichtslos dem mörderischen Feuer aussetzen, erhielt ich die königliche Antwort: "Der oberste Kriegsherr steht dort, wohin er gehört!" Erst später, als der König beim Dorf Lipa persönlich das Vorgehen der Cavallerie befohlen hatte und die Granaten wieder um ihn herum niederfielen, wagte ich, aufs neue zu bitten: "Majestät, da sie keine Rücksicht auf ihre Person nehmen, so haben Sie wenigstens Mitleid mit ihrem Ministerpräsidenten, von dem Ihr getreues preußisches Volk seinen König fordern wird. Im Namen dieses Volkes bitte ich, verlassen Sie diese gefährliche Stelle." Da reichte mir der König die Hand: "Nun, Bismarck, so lassen Sie uns weiterreiten!" Der König wandte auch wirklich seine Rappstute und setzte sie in einem langsamen Galopp, gerade als wär's ein Spazierritt die Linden hinunter in den Tiergarten. Da zuckte es mir in Händen und Füßen - Sie alle und noch manche andere Leute kennen ja den heißblütigen, alten Bismarck - ich ritt meinen Dunkelfuchs dicht an die "Sadowa" heran und versetzte ihr einen kräftigen Stoß mit meiner Stiefelspitze; sie machte einen Satz vorwärts, und der König blickte sich verwundert um. Ich glaube, er hat es gemerkt, aber er hat nichts gesagt.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 52 Seite 3]- Die vor mehreren Wochen in der königl. Gewehrfabrik in Spandau in Aussicht gestellte große Betriebseinschränkung trat nunmehr ein. Am Mittwoch haben an 800 Arbeiter ihre Kündigung erhalten. Es bleiben in der ganzen Fabrik kaum 500 Mann, welche noch dazu bei verkürzter täglicher Arbeitszeit beschäftigt werden. Die brotlos werdenden Leute sind meist Familienväter, und in manches Haus wird jetzt die Noth ihren Einzug halten, da es an anderer Arbeitsgelegenheit in Spandau fehlt. Die übrigen Militärwerkstätten verringern ihr Arbeitspersonal gleichfalls.
- Im reißenden Hochwasser der Weser zerschellte bei Bremen ein Fährboot am Tonnenzeichen. Etwa zehn von der Arbeit zurückkehrende Personen ertranken, indem sie im Kampfe um Rettung einander in die Tiefe zogen.
- Im Königsstädter Theater in Kassel ist die Aufführung von Sudermanns "Ehre", "Sodoms Ende" und Sardous "Fernande" vom Kgl. Polizeidirektor mit der Motivirung verboten worden, daß die Stücke unsittlich wirkten.
Anzeigen.
Holz=Auction Nr. 30.
Am Donnerstag, den 9. Juli, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Scharenberg in Demern nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
Von der Gr. Rüntzer Feldmark und aus der Brandkuhle
70 Stück Loh=Eichen mit 107,11 Festmet.
18 Rmet. Loh=Eichen Kluft II. u. Olm.
120 Rmet. Loh=Eichen Knüppel I. u. II. Cl.
Nähere Auskunft über den Standort der Hölzer ertheilt auf Anfrage Herr Förster von Linstow=Carlow.
Schönberg, den 29. Juni 1891.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Armen=Torf=Abgabe.
Diejenigen Armen, welche durch Vermittelung der Schönberger Armenbehörde je 2 Mille Torf von den Großherzoglichen Möören erhalten, haben sich bis zum 15. dieses Monats bei mir zu melden, um den betr. Anweiseschein entgegenzunehmen. Spätere Anmeldungen können nur Berücksichtigung finden, wenn dann noch Torf vorhanden.
Schönberg, den 1. Juli 1891.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Verschönerungs=Verein.
Auf der am Dienstag den 30. Juni in Spehr's Hotel abgehaltenen Versammlung des Verschönerungs=Vereins ist der Beschluß gefaßt worden, da der Kassenvorrath nur noch wenige Mark aufweist, um wenigstens die bisher geschaffenen Anlagen in gutem Stande zu erhalten, die für dieses Jahr noch nicht eingezahlten Beiträge in der nächsten Zeit durch den bekannten Kassenboten einfordern zu lassen. Herr Zimmermeister Gierstorf von hier hat das Amt des Vereins Kassiers übernom
Der Vorstand.
C. Hottelet.
Warnung!
Wir erinnern daran, daß das Krautschneiden auf unserer Feldmark, sowie die Entwendung von Holz und Streu aus unseren Holzkoppeln verboten ist.
Diejenigen Personen, die wegen dieser Uebertretung von dem Husaren Doll betroffen werden, werden nach den Gesetzen bestraft.
Die Dorfschaften:
Selmsdorf, Sülsdorf,
Teschow und Zarnewenz.
Verloren
am Mittwoch, den 1. Juli auf der Siemzer Chaussee, in der Nähe des neuen Kirchhofes, ein halbseidener Regenschirm mit Hornkrücke.
Abzugeben in Spehr's Hotel.
Stets vorräthig:
Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Gradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi=Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator und Mutter=Rohre, Mutter=Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust=Hütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kindern das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei
Heinrich Böckmann,
Bandagist.
Norddeutsches Versand-Haus.
Fritz König
in Hildesheim.
Nickelwecker
bestes Fabrikat. |
|
Franko gegen Nachnahme von 4 Mk. 50 Pfg. |
Nachdem ich den Betrieb der hiesigen Frohnerei wieder übernommen habe ersuche ich Anmeldungen von gefallenem Vieh an mich gelangen zu lassen. - Zugleich empfehle ich den Besitzern von Maschinen gutes reines Kammenfett zum Preise von 40 Pfg. pr..
P. Fanselow.
Schönberg.
Aufbürst-Farben
zur Wiederherstellung verblichener
Kleider- und Möbel-Stoffe,
sowie meine langjährig beliebten
echten Annilin Zeug-Farben
empfiehlt
H. Brüchmann.
Amerikanischen Mähmaschinen
von Walter & Wood
empfehle zu Fabrikpreisen
C. Köhncke jun.,
Maschinenbauer.
Ratzeburg.
Hochfeinen Matjes=Hering
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Herzogliche Baugewerkschule |
Wtunt 2. Nov.
Vorunt. 5. Oct. |
Holzminden |
damit verbunden |
Maschinen- u. Mühlenbauschule, |
mit Verpflegungsanstalt. Dir. G. Haarmann. |
Eine gut erhaltene Marquise,
zwei Fenster beschattend, ist preiswürdig zu verkaufen.
W. Maass, Kaufmann.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 52 Seite 4]Das Sedanfest
wird auch in diesem Jahre in bekannter, großartiger Weise am 2. September in Ratzeburg gefeiert.
Ratzeburg, im Juli 1891.
Das Sedan-Comité.
Maler-Farben
Leinöl, Firniß u. Carbolineum,
sowie Fußbodenlack, Hutlack
und verschied. helle und dunkle Lacke.
Bronce
in allen Farben empfiehlt
H. Brüchmann.
Joh. Witt, Maschinenfabrik,
Schwerin i. M.,
Lieferung sämtl. landw. Maschinen u. Geräthe,
hält ab Lager bestens empfohlen:
Gras- u. Kleemähmaschinen,
Getreidemähmaschinen,
Garbenbindemähmaschinen,
Reservetheile zu sämmtlichen Mähmaschinen,
Ernte-Rechen von 75 M. an,
Hand-Ernterechen m. Stahlzinken 1 1/2 m breit 12,50 M.,
Heuwender und Grünfutterpressen,
Stakmaschinen für Göpel- und Dampfbetrieb.
Dampfdreschmaschinen unter Garantie,
Göpeldreschmaschinen für 1 bis 8 Pferde,
Strohschüttler, an Dreschmaschinen jeder Breite anzubringen,
Trieurs u. Windfegen,
Kartoffel-Sortircylinder
etc. etc.
Sonntag den 12. u. Montag den 13. Juli findet bei mir ein
Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu freundlichst einladet
Neue Welt. M. Holst.
Montag Nachmittag Concert, Abends Tanz.
Empfehle:
Lübecker Braunbier,
auf Gebinden und Flaschen.
Doppel-Malzbier à Fl. 12 Pfg.
Hell und dunkel
Lager=Bier
auf Gebinden und Flaschen.
Max C. Saß.
Empfehle wiederum eine Partie
Holsteiner Fett=Käse
in Broden à 19 ., (So lange der Vorrath von dieser Partie reicht.)
Max C. Sass.
Arbeitsnachweisstelle.
Auf Bitte des unterzeichneten Vereins hat Herr Hofschmied Dräger hieselbst in seiner Werkstatt eine Arbeitsnachweisestelle für beschäftigungslose hiesige Arbeiter und Arbeiterinnen eingerichtet und ist bereit, Meldungen von Arbeitern und Arbeitgebern entgegenzunehmen.
Schönberg i. M., den 1. Juli 1891.
Der Ausschuß des Herbergs=Vereins f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
C. Langbein.
Herzlichen Dank für die vielen Gratulationen zu unserer Hochzeit.
L. Buck u. Frau,
geb. Dettmann.
Ernte=Handschuhe
sind stets zu haben bei
H. Böckmann,
Schönberg. Handschuhmacher.
Zur bevorstehenden Ernte empfehle
eiserne Harken mit Sitz
in verschiedenen Größen und Preisen.
C. Köhncke jun.,
Maschinenbauer.
Ratzeburg.
Helene Hagen
Heinrich Bulchow
Verlobte.
Schönberg i/M.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 52 Seite 5]Beilage
zu Nr. 52 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. Juli 1891.
- Einer längeren Wahrnehmung zufolge wird alljährlich eine Anzahl zum Militärdienst ausgehobener Rekruten kurz vor ihrer Einstellung in den Truppentheil brotlos, indem sie keine Beschäftigung erhalten. Die Militärbehörde gestattet demnach auf Grund der Gesetzesvorschriften, daß derart brotlos gewordene Rekruten vor der angeordneten Einstellungsfrist im Militärdienste zugelassen werden. Die Ueberweisung solcher Rekruten erfolgt mit Genehmigung der vorgesetzten Infanterie=Brigade an einen Truppentheil derselben, nachdem dem Bezirksfeldwebel der polizeiliche Nachweis der Brotlosigkeit beigebracht worden ist.
- Die seit Jahren schwebende Frage, ob Flaschen mit Patentverschluß geaicht sein müssen, hat nun durch das Reichsgericht ihre definitive Entscheidung gefunden, und zwar derart, daß dieselben als fest verschlossen zu betrachten seien und deshalb nicht geaicht zu werden brauchen.
- Neue Kartoffeln waren schon am Mittwoch in großen Mengen und vorzüglicher Qualität am Berliner Markt eingetroffen. Binnen wenigen Tagen dürften die Zufuhren große Verhältnisse annehmen.
- Durch einen Wirbelwind wurden Mittwoch nachmittag 5 3/4 Uhr die Festhalle und fast sämtliche Buden auf dem Festplatz für das 12. rheinische Bundesschießen in Crefeld weggeweht und viele Personen leicht verwundet. Der Gabentempel ist total zerstört.
- In Flörsheim am Main fuhr während des Gottesdienstes der Blitz in die dortige Pfarrkirche. Viele der Andächtigen wurden betäubt. Die Kinder, welche ihre Plätze im Chor der Kirche haben, wo der Blitz die aufgestellte Tomba zerstörte, fielen fast sämmtlich zur Erde, Niemand nahm aber am Leben oder an der Gesundheit Schaden.
- Aus dem Regierungsbezirk Königsberg wird mitgetheilt, daß die Segnungen des Gesetzes über die Alters= und Invaliditätsversicherung bereits in vielen Gegenden des Bezirks bei der Bevölkerung Verständniß und Anerkennung gefunden haben, wozu namentlich die Maßregel beigetragen haben dürften, daß in den Kreisen eine Veröffentlichung der bewilligten Altersrenten durch die Kreisblätter erfolgt.
- Für die deutsche Schule in Dar=es=Salaam wurde der Lehrer Erich Kunze in Schönau (Kreis Glogau) berufen. Derselbe erhält ein Anfangsgehalt von 6000 Mk.
- In München segnete ein reicher Hausknecht das Zeitliche. Martin Huber, welcher 16 Jahre im Hotel "Oberpollinger" in Diensten gestanden, starb soeben im Alter von 47 Jahren und hinterließ ein Vermögen von 70-80 000 Mk., das er sich in diesen 16 Jahren erworben hatte.
- Ein Duell mit tragikomischem Ausgang fand vor einigen Tagen bei Müncheberg zwischen einem Arzt und einem Assessor statt. Alle Vorbereitungen zum Schießen waren getroffen, als plötzlich der Assessor die Waffe mit den Worten: "Ich schieße nicht" fortwarf. Dies erregte derartig die Wuth des Arztes, daß er seinen Gegner ohrfeigte.
- Nach fünfundfünfzig Jahren entdeckte Mörder. Am 8. September 1836 wurde am Wideggergute zu Schönbach, Gemeinde Schardenberg (Bayern), die dort bedienstete Magd Marie Widegger im Wohnzimmer ermordet. Die seinerzeit durchgeführte Untersuchung hatte kein weiteres Resultat, als daß man den Fußspuren nach annehmen mußte, daß an dem Morde vier Personen betheiligt waren. Vor kurzem gestand nun ein gewisser Kratz vor seinem Tode die Mitwissenschaft und Thäterschaft ein. Einschließlich Kratz sind drei von den Mördern bereits gestorben und der vierte, ein 85jähriger Mann, wurde vergangene Woche von der Gendarmerie in die Frohnfeste eingeliefert.
- In Betreff der Ausstellung des heiligen Rockes in Trier erläßt das Domkapital daselbst eine Bekanntmachung, das aus den katholischen Bürgern der Stadt Trier für die Dauer der Feier eine Ehrenwache gebildet werden soll.
- Die "Allgemeine Fleischerzeitung" setzt eine Prämie von 200 Mk. aus für die beste Lösung der Frage: "Wie verhindert man das Grauwerden der Cervelatwurst?" Natürlich muß das Mittel so beschaffen sein, daß es keine dem Nahrungsmittelgesetz widersprechenden Substanzen enthält.
- Die Befürchtung, welcher gelegentlich des Eisenbahnunglücks in Mönchenstein wiederholt Ausdruck gegeben wurde, es könnten Leichen mit dem Wasser fortgeschwemmt sein, scheint sich leider zu bestätigen. In den letzten Tagen landete in Drusenheim a/Rhein (Niederelsaß) eine weibliche Leiche, der ein Arm und der untere Theil eines Beines fehlte. In Fort Louis sind weitere 2 Leichen gelandet; die eine wurde als die eines Freiburger Studenten erkannt und von den Angehörigen bereits abgeholt.
- Eine in Paris abgehaltene Bäcker=Versammlung erklärte den Streik für beendet.
- Außer den Klagen über ernstlichen Mangel an Nahrungsmitteln in den Gouvernements Saratow, Tambo, Simbirsk, Pensa und Kasan laufen auch Meldungen über bedenkliche Erregung der bäuerlichen Bevölkerung ein. Es wurden bereits Angriffe auf Privatmagazine unternommen und Wälder in Brand gesteckt, so daß das Militär einschreiten mußte.
- Ein Waldbrand in Bjelland zwischen Mandal und Christiansund, der jetzt mit Hilfe von 1000 Mann Militär und Zivilisten gelöscht ist, verursachte einen Schaden von 150 000 Kronen. Ein anderer Brand wüthet in Loiten bei Hamar.
- Wie aus Madras gemeldet wird, dauert dort die Dürre fort und es steht eine Hungersnoth bevor. Zur Darreichung von Lebensmitteln an die Nothleidenden werden Privatmagazine eröffnet.
- In Kili bei Aleppo (Syrien) sind Erkrankungen und zwei Todesfälle an der Cholera konstatirt worden.
- Lange Zeit hat man von Emin Pascha nichts mehr gehört. Jetzt sind zuverlässige Nachrichten über den deutschen Afrikaner zugegangen. Hiernach ist Emin am 22. März von Kafuro abmarschiert, um den Hafen von Mpororo am Albert=Edward See zu erreichen. Der in Kafuro zurückgebliebene Lieutenant Stuhlmann sollte Emin nach Eintreffen der Träger folgen, um dann gemeinsam von Mparoro aus eine wissenschaftliche Expedition in das noch unerforschte Mondgebirge zu unternehmen. In Bukoba ist Lieutenant Langheld mit 68 Mann und 7500 Patronen zurückgeblieben. Emins Absicht ist, nach Beendigung der Expedition nach Bagamoyo zurückzukehren. Nach Tabora hat Emin auch ein Zwergfräulein vom Stamm der Mombuttu geschickt. Bisher ist von diesen Zwergen nur ein Exemplar nach Europa, und zwar nach Italien, gekommen. Der Stamm der von den Lieutenants Langheld und Sigl zu Anfang des Jahres blutig geschlagenen Wangoni hat Gesandte nach Tabora geschickt und um Frieden gebeten. Sie haben sagen lassen, sie seien bereit, 100 Elefantenzähne als Buße zu zahlen, wenn ihnen der "Mtumi" (Major v. Wißmann) eine Landschaft anweisen wolle, in der sie sich niederlassen könnten.
- Hopfen als Ersatz des Sauerteiges. In Amerika wird statt des Sauerteiges zum Backen des Brotes vielfach eine Abkochung von Hopfen benutzt. Eine Hand von frischen Hopfens wird in einem Liter Wasser gekocht; die abgeseihte Flüssigkeit dient in größeren Bäckereien unmittelbar als Gährungserreger, während man sie für den Hausverbrauch mit Maismehl oder Kartoffelstärke zu einem steifen Teige knetet, den man trocknet, pulvert
[ => Original lesen: 1891 Nr. 52 Seite 6]und dann beliebig lange aufbewahrt. Zusatz von Wasser verwandelt dieses Pulver sofort in einen Gährstoff, den man zuerst mit etwas Teig zusammenbringt, um diesen zum Gehen zu bringen und ihn dann am folgenden Morgen wie unseren Sauerteig zu verwenden.
- Chlorkalk als Mittel gegen Fliegen, Raupen Mäuse. In dem Chlorkalk besitzen wir ein ausgezeichnetes Mittel, den Viehseuchen, namentlich der Klauenseuche vorzubeugen, oder sie unschädlicher zu machen. Minder bekannt ist, daß derselbe wegen seines Geruches von vielen Thieren gehaßt wird. Alle Arten Fliegen, namentlich aber die Stechfliegen in den Ställen, werden in einer Nacht total vertrieben, wenn man Chlorkalk auf einem Brett in einem Stalle erhöht aufhängt und ein Fenster etwas offen läßt. Der Geruch treibt alle Fliegen zum Fenster hinaus, das früh wieder zu schließen ist. Der Chlorkalk ist dem Vieh durchaus nicht schädlich, im Gegentheil eher nützlich, weil er gegen jede schädliche Luft wirkt. Es versteht sich von selbst, daß dieses Mittel oft, wenigstens wöchentlich einmal angewendet werden muß, was leicht geschehen kann, da es keine großen Auslagen und Vorrichtungen erfordert. - Ebenso bewährt sich Chlorkalk gegen Ratten und Mäuse. Kohlfelder blieben vom Erdfloh, von Schmetterlingen und Raupen durchaus befreit, wenn sie mit Chlorkalkwasser besprengt worden waren. Man rührt den Chlorkalk mit viel Wasser an und besprengt mit einem Staubbesen oder Maurerpinsel die Pflanzen, womöglich am Abend und am Morgen. Zur Abhaltung oder Vertreibung der Raupen von Obstbäumen giebt es kein besseres Mittel, als den Chlorkalk. Man mischt davon zwei Theile mit einem Theil Schweinefett, das man dann, zu einem Teig geformt, mit Werg umwickelt und um den Baumstamm bindet. Alle Raupen fallen herunter; die Schmetterlinge selbst meiden jeden Baum, dessen Blätter mit Chlorkalk bespritzt sind.
- Zur Theorie der Feldwebel. Ein durstiger Mathematiker hat folgendes herausgerechnet: Wenn der Wirth bei Abgabe eines halben Liters um ein Zwanzigstel zu wenig einschänkt, so ergiebt sich bei einem Hektoliter ein Minus von 5 Litern. Bei einer Bierkonsumtion von rund 14 Millionen Hektoliter, wie im Königreich Bayern, wächst dieses Defizit bis zu einer Summe von 700 000 Hektoliter an. Kommt ein Hektoliter nur auf 20 Mark zu stehen, so ergiebt sich eine Summe von 14 000 000 Mark. Aus diesen Zahlen ersieht man, was bei "Feldwebeln" für die Wirthe herausspringt.
- Aus der Kaffernschule in der Südafrikanischen Mission zu Marianhill giebt der Trappistenfrater folgende scherzhaften Mittheilungen; "Wie in der ganzen Welt, so erhält der Lehrer auch in unseren Schulen von den kleinen schwarzen Krausköpfen mitunter drollige Antworten. In dem katechitischen Unterricht hatte ich den ABC=Schützen die Geschichte von der Erschaffung der Welt mit nicht geringer Mühe beigebracht, und ich freute mich sehr, als sie die Schöpfungsgegenstände der verschiedenen Tage auseinander zu halten wußten. Da fragte ich noch einen Kleinen, genannt Wilhelm Heimer, was der liebe Gott an den einzelnen Tagen erschaffen habe. Er erzählte es mir haarklein für die sechs Arbeitstage. "Was schuf er denn nun an dem siebenten Tage?" fragte ich ihn. Der kleine Mann wird verlegen, er weiß, daß nichts zu schaffen mehr übrig bleibt; er weiß aber auch, daß er antworten muß. Endlich platzt er heraus: "ipalitshi", das ist ein steifer Brei aus Maismehl, ein Lieblingsgericht der Kaffern! - Einem anderen der kleinen Helden, damals "Sukasihambe" (Geh' fort, laß uns gehen!), jetzt Georg Lengthaler geheißen, hielt ich bei irgend einer Gelegenheit die Taschenuhr an's Ohr. Er horchte aufmerksam zu. Da fragte ich ihn, was sie ihm erzähle? Nun erhöhte er seine Aufmerksamkeit. Endlich antwortete er: "Ich weiß nicht, was sie sagt; ich verstehe sie nicht, sie spricht - Englisch."
- Wie bereitet man einen guten Johannisbeer=Wein? Der Johannisbeerwein ist die Perle aller Beerenweine! Wenn richtig bereitet, ist er ebenso gut als der beste französische Rothwein, dessen Farbe er auch zeigt. Dabei besitzt er ein vorzügliches Aroma und Bouquet und ist von untadelhafter Reinheit, so daß er Kranken und Rekonvaleszenten besonders dienlich ist und niemals Kopfschmerzen verursacht. Kein Wunder also, daß die Produktion dieses edlen Getränkes in den letzten Jahren enorm zugenommen hat. Wer nur einige Johannisbeerbüsche in seinem Garten hat, sollte nicht unterlassen, sich jährlich ein Fäßchen selbst zu bereiten; die Sache ist nicht so gar schwierig und der Preis stellt sich, wenn man die Arbeit und den Werth der Beeren nicht rechnet, pro Flasche auf 20-30 . Die bei trockenem Wetter gepflückten Trauben werden abgebeert, dann in großen Schüsseln mit den Händen zerdrückt; herauf wird die Masse in ein Haartuchsieb geschüttet, so daß der Saft ablaufen kann. Derselbe muß nun mit einem entsprechenden Wasser= und Zuckerzusatz in einem reinen Weinfäßchen vergären. Auf je 1 Liter Saft nimmt man 2 Liter Wasser und je nach der Stärke des zu erzielenden Weins 1 bis 2 Pfd. Hutzucker. Auch Spiritus=, Rum= und Branntweinfässer können im Nothfalle Verwendung finden, müssen aber erst mehrmals mit kochender Sodalauge ausgebrüht und mit reinem Wasser nachgespült werden. Ist das Fäßchen ganz geruchlos und rein, so bringt man den Most hinein, legt das Faß in einen Raum, wo die Temperatur 14-16° R beträgt, bedeckt das Spundloch mit einein umgekehrten Weinglase und wartet nun ruhig den Beginn der Gärung ab, die gewöhnlich in einigen Tagen eintritt. Ist dieselbe in vollem Gange, so wird das Spundloch mit einer Gärröhre verschlossen, die man sich leicht aus einer starken Glasröhre selbst herstellen kann. Die Anwendung derselben ist nöthig, weil sonst Essigbildung eintreten würde. Hat das Zischen und Brausen im Faß aufgehört (October-November), so füllt man das Faß mit Wein (in Ermangelung mit Zuckerwasser) ganz voll, spundet es fest zu und bringt es in den kühlen Keller. Damit es stets spundvoll bleibe, muß man häufig nachfüllen (besser ist die Füllflasche!). Im März ist der Wein völlig klar geworden, die Hefe hat sich zu Boden gesenkt, und es ist nun Zeit, ihn von dem Bodensatz abzuziehen, um ihn getrennt von der Hefe in einem eigenen Fäßchen, das ebenfalls immer spundvoll gehalten werden muß, der vollkommenen Ausbildung entgegen zu führen. - Das Abfüllen geschieht mittelst einer Hebervorrichtung die sich ebenfalls jeder aus zwei Glasröhrchen und einem Gummischlauch leicht selbst herstellen kann. Diese Abfüllvorrichtung, sowie die obige Gärröhre, die Füllflasche u. a. S. können bezogen werden von Kaufm. Alb. Hollien in Bützow i. M. Beim Einbringen und Befestigen des einen Schenkels des betr. Hebers muß aber mit großer Behutsamkeit verfahren werden, damit die Hefe nicht aufgerührt wird. Den Bodensatz gießt man durch einen Filter oder ein Tuch, damit die Hefe zurückgehalten wird. Hat man kein zweites Fäßchen zur Verfügung, so kann das Gärfaß auch als Lagerfaß dienen. Man läßt den Wein dann klar in einem Eimer, einen glassirten Topf, (aber nie in ein Metallgefäß!) ab, reinigt das Faß durch Ausspülen und bringt dann den Wein wieder baldmöglichst hinein. Das Faß muß im kühlen Keller lagern und stets spundvoll gehalten werden. Nach einigen Monaten ist der Wein gut ausgebildete er wird auf Flaschen gezogen, die fest verkorkt (Korkmaschine) und verlackt im Keller stehend oder liegend aufbewahrt werden. - Näher auf die Sache hier einzugehen ist nicht möglich. Wer sich darüber genauer informiren will, den verweisen wir auf das Buch: "H. Timm, der Johannisbeerwein". Dasselbe ist bei Eugen Ulmer in Stuttgart erschienen und kann durch jede Buchhandlung bezogen werden. - Sollten die Fässer zum nächstjährigen Gebrauche aufbewahrt werden, so muß man sie erst sehr sorgfältig mit heißem Sodawasser mehrmals auslaugen, dann mit Schwefel (Brenndraht) einbrennen und im Keller aufbewahren. Längeres Aufbewahren bedingt ein öfteres Einschwefeln. Vor dem Gebrauche spült man sie mit heißem Wasser aus. - Hat sich dennoch Schimmel gebildet, so werden die Fässer vom Böttcher auseinander genommen und sehr eingehend gereinigt. Sonst würde der Wein verderben.
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