[ => Original lesen: 1891 Nr. 46 Seite 1] Kaiser Wilhelm wohnte am Donnerstag nachmittag einem Preisschießen des Offizierkorps des 4. Garderegimentes in Spandau bei. Als der Kaiser am Mittwoch vormittag auf dem Bornstedter Felde die zu einer zehntägigen Uebung eingezogenen Landwehrmänner des 1. Garde=Regiments z. F. besichtigt hatte, fragte er an, ob etwa einige Gardisten dabei wären, die seiner Zeit, als er bei der 2. Compagnie des 1. Garde=Regiments als Hauptmann stand, mit ihm zusammengewesen wären, und befahl, dieselben möchten vor die Front treten. Es traten hierauf aus dem etwa 260 Mann starken Bataillon drei Mann vor. Der Kaiser reichte jedem die Hand und erkundigte sich nach dem Wohlergehen, den Lebensstellungen und der Heimat jedes Einzelnen, konnte sich auch noch ganz gut ihrer erinnern, trotzdem sie inzwischen martialische Barte bekommen hatten. Schließlich überreichte der Monarch jedem seiner ehemaligen Compagniekameraden ein Zwanzigmarkstück und ließ nach einem Händedruck dieselben in die Front zurücktreten.
Wie Berliner Blätter melden, hat sich der Kaiser in letzter Zeit speziell mit der Getreidezoll= und Brotfrage beschäftigt und sich zu seiner Orientirung außer den regelmäßig von ihm gelesenen Zeitungen noch eine Anzahl Artikel und Mittheilungen anderer Blätter verschiedener Parteirichtungen vorlegen lassen. Ueberhaupt widmet der Kaiser der Presse große Aufmerksamkeit, auch Stimmen der Blätter über seine Reden werden zur Kenntniß genommen, so soll er z. B. eine ganze Reihe von Betrachtungen über die auf dem Commers der Bonner Corps gehaltene Ansprache gelesen haben. Häufiger, besonders bei traurigen Vorkommnissen, geben Mittheilungen der Presse dem Kaiser Veranlassung, Trost und auch Hilfe zu spenden.
Eine Begegnung zwischen dem Fürsten Bismarck liegt nicht mehr so ganz außerhalb der Grenzen der Möglichkeit. Ein Besuch, welchen Graf Waldersee in Friedrichsruhe erneut abgestattet hat, soll sich hiermit beschäftigt haben. Fürst Bismarck selbst denkt heute auch über gewisse Dinge schon ganz erheblich anders, als früher, namentlich hat Graf Herbert, des Fürsten ältester Sohn, dazu beigetragen, seinen Vater zu beruhigen. Nur in einem Punkte besteht auch nicht der leiseste Zweifel: Kanzler wird der Fürst nicht wieder und will es auch selbst nicht! Vertrauten Personen gegenüber hat er in den letzten Tagen Aeußerungen gethan, die hieran auch nicht den geringsten Zweifel lassen.
Augenblicklich finden in Preußen Erhebungen statt über das Gerichtsvollzieherwesen. Es soll beabsichtigt sein, das dem Staate so theuere Institut der Gerichtsvollzieher aufzuheben und die vor 1879 bestandene Einrichtung der Exekutoren wieder herzustellen.
Wie Berliner Blätter berichten, hat die Reichsregierung an das Aeltesten=Collegium der Berliner Kaufmannschaft das Ersuchen gerichtet, ihr allmonatlich, in der nächsten Zeit sogar allwöchentlich, einen Bericht über die Lage des Getreidemarktes sowie eine Aufstellung der an der Berliner Productenbörse gemachten Abschlüsse einzureichen. Das Aeltesten=Collegium hat sich auch dazu bereit erklärt und eine engere Commission ernannt, welche diese wichtigen Berichte auf Grund gewissenhaftester Prüfung und Erkundigung ausarbeiten soll.
Es vergeht in Paris fast kein Tag, an dem nicht ein Bankier das Weite sucht: Cavelier, Rue St. Lazare, hinterläßt einen Fehlbetrag von 250 000 Fr.; Abel Perreau, Besitzer des Sous=Comptoir Financier, Rue Montmartre, ein solches von 500 000 Fr. Perreau besaß in Asniéres einen wahren Palast, der äußerst prunkvoll eingerichtet war; er ist 50 Jahre alt und wurde schon früher wegen Betrugs bestraft. In der Kasse des flüchtigen Bankhalters Lefort fanden sich 35 Fr. Zwei Wucherer wurden Rue Bourdonnais verhaftet, welche Darlehen auf einfache Unterschrift gaben. Der Bankier Belliardt, Rue St. Mac, ist mit Hinterlassung eines Fehlbetrages von 200 000 Fr. von Paris abgereist. Das ist eine kleine Liste der letzten "Unglücksfälle."
Eine Nachricht der Londoner "Times", daß Frankreich dem Czaren vor kurzem ein vollständiges Bündniß vorgeschlagen habe, beruht mit allen Zusätzen auf freier Erfindung. Nicht vor kurzem, sondern bereits vor fast 4 Monaten ließ Frankreich den Czaren sondieren, welche Stellung er bei einem etwaigen deutsch=französischen Kriege einnehmen werde. Der Czar ließ jedoch diese Frage bis heute unbeantwortet und wird sie allem Anscheine nach auch in Zukunft nicht beantworten.
Der "Politischen Korrespondenz" wird aus Petersburg gemeldet, daß das russische Kaiserpaar seine silberne Hochzeit in Kopenhagen feiern werde. Bei Gelegenheit der Rückkehr aus Dänemark solle ein Gegenbesuch des Zaren beim Kaiser Wilhelm in Berlin oder Potsdam stattfinden.
Amtlich wird jetzt mitgetheilt, daß Kaiser Alexander III. von Rußland im Herbst auf der Rückreise von Dänemark nach Petersburg in Berlin oder Potsdam einen Besuch abstatten wird. Die Visite soll zugleich als Gegenbesuch auf die vorjährige Mannöverreise Kaiser Wilhelms II. nach Narwa angesehen werden. Der Minister des Auswärtigen von Giers, dessen Rücktritt aus Gesundheitsrücksichten übrigens nahe bevorstehen soll, begleitet den Czar nicht. Für falsch erklärt werden dagegen die Gerüchte, daß zwischen dem deutschen Reiche und Rußland Vorbesprechungen und Handelsvertragsverhandlungen stattfinden.
Lord Rothschild hat dieser Tage an den englischen Premierminister eine Petition gerichtet, in welcher die Unterstützung der Regierung nachgesucht wird, um vom Sultan die Genehmigung zur Niederlassung russischer und polnischer Juden in Palästina zu erlangen. Lord Salisbury hat sich daraufhin bereit erklärt, den englischen Botschafter in Konstantinopel bezüglich des etwaigen Erfolges eines solchen Schrittes zu konsultieren, und für den Fall, daß Aussichten auf Erreichung des Zweckes vorhanden seien, dem Sultan die Sache unterbreiten zu lassen.
Die Geburtskirche in Bethlehem ist Ende Mai
[ => Original lesen: 1891 Nr. 46 Seite 2]d. J. der Schauplatz eines heftigen Streites zwischen Franziskanern und griechischen Geistlichen gewesen ist, ohne daß sich die Welt sonderlich über diese Vorgänge erregt hat. Interessant wird diesmal der Fall dadurch, daß sich die französische Regierung der Franziskaner angenommen und bei der Pforte wegen jener Vorgänge Vorstellungen erhoben hat. Der Sultan hat auch die Reklamationen der französischen Regierung als berechtigt anerkannt und dem Gouverneur telegraphisch die Weisung zugehen lassen, Frankreich sofort Genugthuung zu geben. Wenn sich nun Rußland als traditionelle Schutzmacht der Griechisch=Orthodoxen ebenfalls ins Mittel legt, so kann es zu einem diplomatischen Conflict zwischen Frankreich und Rußland kommen, der gerade in diesem Augenblick nicht ohne pikantes politisches Interesse wäre.
In Constantinopel erhebt man energisch Protest gegen die Meldungen auswärtiger Blätter, in denen es als zweifellos bezeichnet wird, daß die Briganten den Eisenbahnzug im Einverständniß mit der Local=Behörde angehalten hätten. Dies sei weiter nichts als Verleumdung, ebenso sei die Meldung unbegründet, daß die Eisenbahndirection das Lösegeld bezahlt habe. Letzteres sei von der Pforte aufgebracht worden. Um auf die Spur der Briganten, deren Verfolgung die Pforte seit Mittwoch betreibt, zu kommen, sind 18 gefangene Räuber amnestirt und den Truppentheilen als Wegweiser mitgegeben worden.
Anzeigen.
Auf den Antrag des Hauswirths H. Siebenmark in Falkenhagen werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über die ad Fol. VIII der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die früher der Frau Wigger, Marie geb. Bohnhoff, jetzt ihm gehörenden, zu Schönberg belegenen Grundstücke, als: das an der Siemzer Straße sub Nr. 89 belegene Wohnhaus c. p. und das im Schlauencamp am Retelsdorfer Wege belegene Ackerstück von 213 []R. Größe für den Hauswirth Johann Wigger in Gr. Bünsdorf und dem Hauswirth Joachim Bohnhoff in Kl. Bünsdorf in Höhe von 6900 M. unter dem am 20. Mai 1882 eingetragene Cautionsforderung annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf
Sonnabend, den 18. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 2. Mai 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 46 Seite 3]Heinrich Behrens,
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Das fast jährliche Betheeren der Pappdächer, das allerdings zur Dichthaltung derselben erforderlich wird, hat unbedingt eine Beschädigung des Daches zur Folge, da trotz größter Vorsicht ein Durchtreten nicht zu vermeiden ist, hierdurch eine Undichtigkeit entsteht und oft eine sofortige Reparatur zur Folge hat. Ich mache daher auf eine Duresco-Pappe aufmerksam, die durch ihre Biegsamkeit das Betreten des Daches, ohne daß Risse und Löcher entstehen können, gestattet. Außer dieser Eigenschaft besitzt die Duresco-Pappe große Widerstandsfähigkeit gegen Feuer und ist somit das beste und dauerhafteste Bedachungsmaterial der Gegenwart.
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 46 Seite 4]
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gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847, gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre von nur 20 . pro 100 M. haben wir einen Sicherheitsfonds von
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Schönberg im April 1891.
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werden gebeten, ihren einfachen Beitrag bis zum 1. Juli d. J. an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Der Vorstand.
Schluss-Ball
Ein geehrtes Publikum von Schönberg und Umgegend gestatte ich mir zu meinem am
Mittwoch, den 17. Juni 1891
in Boye's Local stattfindenden Ball meiner Schüler ganz gehorsamst einzuladen.
Anfang abends 6 Uhr.
Entrée à Person 1 Mark.
Hochachtungsvoll
W. Lorenz.
Am 14. und 15. Juni
Scheiben-Schiessen
nach werthvollen Gewinnen, wozu freundlichst einladet
Pogetz. P. Schlatow.
Die Tanzmusik findet am Montag, den 15. statt.
Matjes-Hering
empfiehlt W. Wieschendorf.
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empfiehlt
Schönberg. J. A. Siebenmark.
Wieder vorräthige, verzinnte
Milchsatten
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Menzendorf. J. Bruhn.
Gesucht wird noch zum bevorstehenden Johannis=Termine in hiesige Landstellen und städtische Grundstücke folgende Posten Geld: Ein Posten von 2400 M., ein von 1200 M., ein von 1000 M., ein von 800 M. und ein Posten von 12 000 M. Letzterer als erstes Geld in Hypothek,
durch P. Maass,
vor der Marienstraße.
Ich habe ein gutes
Arbeitspferd
abzugeben.
Rieps. Isenhagen.
Gesucht zu sofort ein nicht zu junges
Kindermädchen.
Beckergrube 62, 1. Etage.
Lübeck.
Bitte um umgehende Einreichung aller Forderungen an den landwirthschaftlichen Verein kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg, sowie um baldmöglichste Abforderung der bei der Tombola am Thierschautage d. J. erzielten Gewinne.
J. H. Böckmann.
Für die vielen Beweise der Theilnahme bei der Beerdigung unserer lieben Martha, sowie für die reichen Kranzspenden Allen unsern herzlichsten Dank.
Familie Carl Rahn.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 46 Seite 5]Beilage
zu Nr. 46 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. Juni 1891.
- Schönberg. Am Freitag fand auf dem hiesigen Baubrink die diesjährige Thierschau des Vereins kleinerer Landwirthe des Fürstenthums Ratzeburg statt, die recht zahlreich beschickt war und manches Exemplar vorzüglicher Güte aufwies. Ausgestellt waren nur Pferde und Rindvieh und zwar in sehr großer Zahl. An Prämien wurden vertheilt:
1. für Rindvieh.
a. Bollen, 2jährige und ältere:
Pächter Hörcher=Wahrsow, I. Preis 30 Mk. Schulze Burmeister=Kleinfeldt, II. Pr. 20 Mk. Mühlenpächter Franck=Schönberg, III. Pr. 10 Mk. Burmeister=Retelsdorf, Ehrenpreis.
b.. Bollen, 1jährige:
Hausw. Tews=Wahlsdorf, I. pr. 20 Mk. Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf, II. Pr. 15 Mk. Hausw. Siebenmark=Blüssen, III. Pr. 10 Mk. Schulze Maaß=Mahlzow, Ehrenpreis.
c. Milchkühe schweren Schlags:
Gastw. Boye=Schönberg, I. Pr. 40 Mk. Schulze Ollrogge=Niendorf, II. Pr. 35 Mk. Mühlenpächter Franck=Schönberg, III. Pr. 30 Mk. Pächter Dittmann=Kleinfeldt, IV. Pr. 20 Mk. Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf, V. Pr. 10 Mk.
d. Milchkühe leichten Schlags:
Hausw. Lohse=Gr. Siemz I. Pr. 40 Mk. Pächter Dittmann=Kleinfeldt, II. Pr. 35 Mk. Schulze Lohse=Törpt, III. Pr. 30 Mk. Hausw. H. Lenschow=Petersberg, IV Pr. 20 Mk. Ackerb. Böckmann=Schönberg, V. Pr. 10 Mk. Hausw. Evers=Falckenhagen, I. Ehrenpreis. Hausw. Oldenburg=Cronscamp, II. Ehrenpreis.
e. Starken, 2jährige und ältere:
Hausw. Wigger=Törpt, I. Pr. 25 Mk. Ackerb. Böckmann=Schönberg, II. Pr. 15 Mk. Hillmann=Gr. Rünz, III. Pr. 10 Mk. Oldenburg=Zarnewenz, IV. Pr. 5 Mk. Schulze Ollrogge=Niendorf, Ehrenpr.
f. Starken, 1 jährige:
Schulze Grevsmühl=Retelsdorf, I. Pr. 25 Mk. Hausw. Ollrogge=Boitin=Resdorf, II. Pr. 15 Mk. Ackerb. Böckmann=Schönberg, III. Pr. 10 Mk. Mühlenpächter Franck=Schönberg, IV. Pr. 5 Mk. Gastwirth J. Boye=Schönberg, Ehrenpreis.
2. für Pferde.
a. Hengste:
Hausw. J. Hecht=Schlag=Resdorf, I. Pr. 40 Mk. Hausw. Oldenburg=Rieps, II. Pr. 25 Mk. Gastwirth J. Seeler=Sahmkow, III. pr. 15 Mk. Hausw. J. Hecht=Schlag=Resdorf, Ehrenpr.
b. Mutterstuten:
Hausw. Kreutzfeldt=Kuhlrade, I. Pr. 50 Mk. Hausw. Bruhn=Grieben, II. Pr. 40 Mk. Ww. Sterly=Kl. Bünsdorf, III. Pr. 30 Mk. Ackerb. Böckmann=Schönberg, IV. Pr. 20 Mk. Hausw. Maaß=Kl. Siemz, V. Pr. 10 Mk. Hausw. J. Oldörp=Petersberg, I. Ehrenpr. J. Krüger=Hundorf, II. Ehrenpr.
c. Stuten, 3 jährige:
Hausw. Möller=Sülsdorf, (dunkelbraune Stute) I. Pr. 30 Mk. Hausw. H. Oldenburg=Kl. Mist, (hellbraune Stute) II. Pr. 20 Mk. Hausw. H. Voß=Wahlsdorf, (dunkelbraune Stute) III. Pr. 15 Mk. Hausw. Freitag=Gr. Siemz, (Fuchsstute) IV. Pr. 10 Mk. Hausw. Tews=Bechelsdorf, (Schwarze Stute) Ehrenpreis.
d. Wagenpferde:
Hausw. P. Burmeister=Kleinfeld, I. Pr. 30 Mk. Hausw. P. Kreutzfeldt=Kuhlrade, II. Pr. 15 Mk. Hausw. Jührs Breesen, Ehrenpr. Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf, Ehrenpr. Hausw. Siebenmark=Falkenhagen, Ehrenpr.
e. Ackerpferde:
Hausw. Siebenmark=Blüssen, (dunkler Fuchswallach) I. Pr. 40 Mk. Hausw. Lühr=Kl. Mist, (heller Fuchswallach) II. Pr. 30 Mk. Hausw. Lühr=Kl. Mist, (dunkler Fuchswallach) III Pr. 20 Mk. Hausw. Siebenmark=Blüßen, (dunkl. Fuchswallach) IV. Pr. 15 Mk. Hausw. Bohnhoff=Gr. Siemz, (Fuchsstute) V. Pr. 10 Mk. Hausw. Oldörp=Petersberg, (dunkelbrauner Wallach) I. Ehrenpreis. Hausw. Burmeister=Rodenberg, (brauner Wallach) II. Ehrenpreis. Hausw. Ahrendt=Gr. Siemz (brauner Wallach) III. Ehrenpreis.
f. Füllen, 2jährige:
Hausw. Hecht Schlag=Resdorf, I. Pr. 30 Mk. Hausw. Karsten=Rupensdorf, II. Pr. 25 Mk. Hausw. Wolf=Badendorf (Holstein), III. Pr. 20 Mk. Hausw. Hecht=Schlag=Resdorf, IV. Pr. 15 Mk. Tretow=Upahl=Grevesmühlen V. Pr. 10 Mk. Hausw. J. Wigger=Kl. Bünsdorf, I. Ehrenpr. Hausw. Boye=Bechelsdorf, II. Ehrenpr. Schulze Egert=Lübseehagen, III. Ehrenpreis.
g. Füllen, 1jährige.
Hausw. Oldenburg=Schlagbrügge, I. Pr. 30 Mk. Hausw. Hecht=Schlag=Resdorf, II. Pr. 25. Mk. Hausw. Kolls=Grieben, III. Pr. 20 Mk. Retelsdorf=Gr. Mist, I. Ehrenpr. Hausw. Oldörp=Petersberg, II. Ehrenpr. Hausw. Stechmann=Sülsdorf, III. Ehrenpr.
Gegen 2 Uhr wurde das prämirte Vieh in die Stadt zurückgeführt. - Auch die Gewerbeausstellung war in diesem Jahre zahlreich beschickt und zeigte manche mit vielem Fleiß und Geschick ausgeführte Arbeit. Prämien hatte der Verein für die Ausstellung nicht ausgesetzt, es wurden aber aus den ausgestellten Gegenständen Ankäufe als Gewinne zu der mit der Ausstellung verbundenen Verloosung gemacht, die Nachmittags gegen 6 Uhr stattfand und zu welcher 2000 Loose verkauft worden waren. Ein gemeinschaftliches Mittagessen fand im Boye'schen Saale statt und Abends vereinigte daselbst ein Ball die Festtheilnehmer bis zum frühen Morgen.
- Schönberg. In Lüdersdorf sollte am 15. Juni die Hauswirth Ebell'sche Stelle zu Gr. Mist öffentlich meistbietend verkauft werden. Diese Stelle ist 3 1/2 Last groß und erzielte ein Meistgebot von 45 000 M., doch wurde der Zuschlag nicht ertheilt.
- Schönberg. Man theilt uns mit, daß die pünktliche Leitung und Aushändigung der nach Britisch=Indien für Mannschaften der Deutschen Handelsmarine bestimmten Briefe wesentlich gefördert wird, wenn die Briefe klare und deutliche Aufschriften in lateinischen Schriftzügen tragen. Namentlich aber ist es bei denjenigen Sendungen, deren Aushändigung durch das Deutsche Konsulat in Bangoon erfolgen soll, von großer Wichtigkeit, daß der bezügliche Vermerk nicht in deutscher, sondern in englischer Sprache z. B. "care of (German Consulate" abgefaßt werde. Die Fälle sind wiederholt vorgekommen, daß Briefe, welche mit einem derartigen Vermerk in englischer Sprache nicht versehen waren und lediglich eine deutsche Aufschrift trugen, Jahre lang bei den ausländischen Postanstalten am Sitze des Consulats gelagert haben. Das betheiligte Publikum wird im eigenen Interesse gut thun, die Aufschriften bei den fraglichen Sendungen entsprechend abzufassen.
- Am Schlusse der ersten fünf Monate seit dem Inkrafttreten des Invaliditäts= und Altersversicherungsgesetzes (Januar bis einschließlich Mai 1891) betrug nach den im Reichs=Versicherungsamt angefertigten Zusammenstellungen die Zahl der Altersrenten, die bei den 31 Invaliditäts= und Altersversicherungsanstalten und den 8 zugelassenen Kasseneinrichtungen angemeldet worden sind, 121,657. Von diesen wurden 74,624 Rentenansprüche anerkannt, 12,084 zurückgewiesen und 1556 auf andere Weise erledigt, sodaß 33,393 Ansprüche unerledigt auf den Monat Juni übergegangen sind.
- Das Ergebniß der vorjährigen Ernte im Deutschen Reich stellt sich nach einer überschlägigen Berechnung des jetzt vorliegenden Materials:
beim Weizen auf etwa 2,839,000 t (zu 1000 kg.)
beim Roggen auf etwa 5,877,000 t (zu 1000 kg.)
bei Kartoffeln auf etwa 23,320,000 t (zu 1000 kg.)
Nach dem Durchschnitt der zehn Vorjahre 1880/89 beziffert sich der Ertrag
[ => Original lesen: 1891 Nr. 46 Seite 6][Fehlstellen in der Originalseite]
beim Roggen auf etwa 5,702,000 t (zu 1000 kg.)
bei Kartoffeln auf etwa 23,884,000 t (zu 1000 kg.)
Es geht hieraus hervor, daß die vorjährige Ernte beim Weizen und beim Roggen besser gewesen ist als der Durchschnitt der zehn Vorjahre. Das Mehr des Ertrages belief sich beim Weizen auf 360,000 t beim Roggen auf 175,090 t. Bei den Kartoffeln ist ein Minderertrag von 564,000 t zu verzeichnen.
- Die Bestimmung, daß die Lokomotivführer ihren Dienst stehend verrichten müssen, ist durch Verfügung des Ministers aufgehoben und sind Führersitze jetzt in verschiedenen Eisenbahndirektionsbezirken einstweilen probeweise eingeführt worden. Man hat einen Sitz gewählt, wie er auf Vilozipeden üblich ist, der also gut federt und das rasche Abspringen ermöglicht. Zugleich mit dieser neuen Einrichtung soll auch für einen besseren Wetterschutz gesorgt und auch auf den Heizer Rücksicht genommen werden.
- Von den dem Einwohner=Meldeamt im Polizeipräsidialgebäude in Berlin überwiesenen Räumlichkeiten dient ein Zimmer einzig und allein zu Bearbeitung der solche Personen betreffenden Sachen, welche die Namen Schulz, Schultz, Schulze und Schultze führen. Für jede in Berlin weilende Person wird bekanntlich auf Grund der polizeilichen Anmeldung ein sogenanntes großes Registerblatt angelegt, welches außer dem Namen die früheren Wohnungen, das Herkommen und einen Vermerk über etwaige Bestrafungen enthält. Die die Schulzengattungen betreffenden Blätter haben die stattliche Zahl von rund 60,000 erreicht.
- Allgemeinen Anklang und Interesse nicht nur in Berlin allein, sondern im ganzen deutschen Reiche fand die vorjährige Lotterie zur Niederlegung der Schloßfreiheit. Bereits über ein Jahr ist die Stadt Berlin im Besitz der Häuser und noch immer läßt der Abriß auf sich warten. Neuerdings sind leerstehende Wohnungen aufs Neue vermietet und bestehende Mietsverträge verlängert worden, und mit Recht wird nach Gründen dafür gefragt. - Ein Mieter in einem der Häuser hat Vertrag, in seinen Räumen bis 1. April 1893 zu bleiben und war nicht gegen billige Entschädigung zum Auszug zu bewegen. Ein theilweiser Abbruch der übrigen Häuser wird dem nahen kaiserlichen Schloß zur Unzierde gereichen und hat man sich deshalb entschlossen, bis zu diesem Datum sämtliche Häuser stehen zu lassen und zu vermiethen. Es würde demnach mit dem Abbruch der Häuser erst am 1. April 1893 begonnen werden.
- Aus Hamburg wird gemeldet, daß die Lokomotive eines Arbeitszuges entgleiste, umstürzte und im Fallen den Lokomotivführer unter sich begrub. Während heiße Dämpfe und kochendes Wasser sich über den Unglücklichen ergossen, vermochte derselbe sich nicht wieder emporzuarbeiten und kam so auf gräßliche Weise ums Leben. Nach einer Viertelstunde erst gelang es, die Leiche des Lokomotivführers hervorziehen.
- In mehrere Städten Westpreußens fror es in den letzten Nächten derartig, daß die Felder ein trauriges Bild bieten. Nicht nur die Kartoffeln, die schon hoch im Kraut standen und schon gehäufelt waren, sind erfroren und sehen ganz schwarz aus, auch die jungen Gemüse, die Gurken, die Bohnen u. s. w. wurden vernichtet. Der Roggen ist an den Stellen, wo er schon in Blüte stand, durch diesen Frost so arg mitgenommen worden, daß er für die Ernte als verloren zu betrachten ist.
- Eine natürliche Gasanstalt scheint nach westpreußischen Blättern an der Grenze West= und Ostpreußens entdeckt worden zu sein. Bei dem Bohren eines Brunnens in der Molkerei bei Tiefensee bei Christburg bekam der Bohrer bei einer Tiefe von ungefähr 40 Meter plötzlich einen Gegendruck und gleich darauf stieg Gas empor. Man brachte glühende Kohlen in die Nähe und bald entzündete sich das ausströmende Gas zu einer mächtigen Feuergarbe, welche erst erlosch, als man nach vieler Mühe mit nassem Lehm die Oeffnung abschloß. Der Druck der Luft von unten war so stark, daß er zwei auf die Oeffnung gelegte Ziegelsteine noch etwas anhob. Das Experiment des Ansteckens der Gasluft ist später mehrere Mal wiederholt worden, und jedesmal brannte eine Feuergarbe. Man beabsichtigt, sich an Professor Dr. Blochmann in Königsberg oder an
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zu wenden. Es soll diese Gasluft besonders daraufhin untersucht werden, ob dieselbe zur Feuerung der Dampfmaschine in der Meierei Verwendung finden kann.
- In Bad Ems wurde am Dienstag ein seit einiger Zeit dort zur Kur in einem der ersten Hotels wohnender Oberpostsekretär aus Berlin verhaftet, weil er den Hotelbesitzer um eine ganze Anzahl silberner Eßbestecke und Teller bestohlen hatte. Die einzelnen Stücke des Silberzeugs fanden sich wohlverpackt in dem Koffer des Kurgastes vor. Nur durch die Aufstellung eines besonders Beobachtungspostens war es möglich gewesen, den Dieb, welchen man anfangs unter den Hotelangestellten vermutete, zu ermitteln.
- Ein seltsamer Postdiebstahl kam dieser Tage in Mannheim vor. Das 8jährige Kind eines Postbediensteten brachte seinem im Packraum beschäftigten Vater das Frühstück und nahm bei dieser Gelegenheit ein abseits liegendes Packetchen mit. Mit Altersgenossinnen öffnete das Kind das Packet, in dem sich schöne bunte und glitzernde Steinchen befanden, deren Werth die Kinder natürlich nicht zu schätzen wußten. Die Kinder spielten damit und machten sich gegenseitig Geschenke. Auf der Post gerieth man in Verzweiflung, denn das unscheinbare Päckchen, an einen dortigen Juwelier adressirt, war mit 600 Mark deklariert. Der Werth soll jedoch ein weit höherer gewesen sein. Mit Mühe und Noth brachte man die bereits in zweite, dritte und vierte Hand übergegangenen Steinchen wieder bis auf drei Stück zusammen.
- In Bayern hat sich soeben ein neuer Fall der Ungültigkeitserklärung einer in Norddeutschland geschlossenen Ehe ereignet, der noch viel skandalöser ist, als der vor einiger Zeit gemeldete Fall Gradl. Ein zur Zeit in Nürnberg wohnhafter, aus einem bayrischen Ort gebürtiger Maurergeselle hatte im Jahr 1888 eine Ehe in Westfalen geschlossen. Jetzt hat er nun beim Landgericht eine Klage auf Ungültigkeitserklärung dieser Ehe eingereicht, da er bei der im Artikel 33 des bayrischen Gesetzes über Heimath, Verehelichung und Aufenthalt vorgeschriebenen Bestimmung nachgekommen sei, "daß gegen die beabsichtigte Eheschließung kein im gegenwärtigen Gesetz begründetes Ehehinderniß vorliege". Die Civilkammer des Landgerichts hat dem Ansuchen des Mannes entsprechend, die Ehe als ungültig erklärt. Hier hat also der Ehemann das von ihm selbstverschuldete formelle Versehen dazu benutzt, um sich seiner in Norddeutschland ihm rechtmäßig angetrauten Frau zu entledigen!
- Der Kutscher des Fürsten Fugger in Augsburg, der vor Kurzem zu einer Uebung bei einem Artillerieregiment eingezogen war, hatte sich zum Andenken nach einer leider nicht vereinzelt dastehenden Unsitte eine geladene, zum Abschießen fertige Bombe mitgenommen. Während er damit beschäftigt war, das Geschoß zu entladen, explodirte dieses plötzlich und richtete den Unglücklichen in der schrecklichsten Weise zu. Ein Arm wurde ihm weggerissen, außerdem erhielt er fürchterliche Wunden am Kopf und an der linken Seite. Er schleppte sich noch zum Brunnen, wo er bewußtlos zusammenbrach und von dem herbeieilenden Fürsten aufgefunden wurde, der ihm die erste Hülfe leistete. Der schwer Verletzte wurde ins Krankenhaus verbracht, wo er hoffnungslos darniederliegt.
- Die aus der Gefangenschaft der türkischen Räuber befreiten deutschen Reisenden Maquet aus Liegendorf, Gräzer aus Berlin und Kotsch aus Zörbing sind mit Stangen in Wien eingetroffen; die Befreiung der Gefangenen ist am Montag 5 Uhr nachmittags erfolgt. Neun Tage hatte die Haft gedauert, während welcher sie sich unter furchtbaren Strapazen in unausgesetztem fluchtartigen Wandern über Berge und Flüsse, durch Wälder und Sümpfe, kreuz und quer durch das ganze unwegsame Gebiet befanden, welches zwischen Adrianopel und dem Schwarzen Meer sich ausdehnt. Die Wanderungen erfolgen stets Nachts, während des Tages wurde in sicheren Verstecken Rast gehalten, doch immer im Freien. Oft brachen die Gefangenen vor Müdigkeit zusammen und erklärten nicht mehr weiter zu können. Die Räuber trieben sie jedoch durch Drohungen wei=
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scheiden. Im Uebrigen wurden die Gefangenen von den Räubern anständig behandelt. Diese trugen sie über Bäche, trockneten ihnen die naßgewordenen Schuhe am Feuer und flickten ihnen ihre bei der Wanderung durchs Dickicht zerissenen Kleider. Der Bandenchef Athanasios erklärte den Gefangenen wiederholt, sie hätten für ihr Leben nichts zu fürchten. Er habe keineswegs die Absicht, ihnen etwas zu thun, und er habe es nur auf die türkische Regierung abgesehen. Diese werde, wie er aus Erfahrung Wisse, das verlangte Lösegeld gewiß bezahlen. Athanasios und alle Räuber sind Griechen und tragen griechische Tracht: Sandalen an den Füßen und Mäntel, welche wahrscheinlich türkische Militärmäntel waren, Martini=Gewehre, Pistolen im Gürtel, Hemden, die in Oel getränkt waren, und auf dem Kopf die schwarze griechische Palikarenkappe. Wenn während des Tages Rast gehalten wurde, standen 2 Räuber Wache. Die Freilassung erfolgte bei Eskibaba, etwa 4 Stunden von Kirkilisse. Der Maschinenführer Freudiger überbrachte gemäß den mit dem Bandenchef vereinbarten Bedingungen das Lösegeld (achttausend Pfund), in Begleitung von vier berittenen, jedoch unbewaffneten Griechen. Freudiger selbst ritt, der Verabredung gemäß, ein weißes Pferd. Die 8000 Pfund in Gold waren in vier Beutel getheilt; jeder Begleiter trug einen Beutel. Nachdem der Bandenchef das Lösegeld übernommen hatte, wurden die Gefangenen ausgeliefert. Dieselben bestiegen die Pferde der Begleiter Freudiger's, während diese zu Fuß daneben gingen. Der Bandenchef hat jedem Gefangenen sowie Freudiger fünf Pfund als Reisegeld geschenkt. Die Räuber verabschiedeten sich herzlich, indem sie die Gefangenen umarmten und auf beide Wangen küßten. In Kirkilisse wurden die Gefangenen vom deutschen Attaché Eckhardt erwartet; sie fuhren mit einer berittenen Eskorte nach Adrianopel, wo sie sofort nach ihrem Eintreffen ein herzliches Danktelegramm an Herrn v. Radowitz, den deutschen Botschafter in Konstantinopel, richten. Der Sultan hat sofort nach Bekanntgabe der Freilassung der Entführten dem deutschen Botschafter seine Genugthuung ausdrücken lassen.
- Raubmörder Uebing. Der gegenwärtig im Metzer Militärgefängniß inhaftirte Mörder des Oberstlieutenants Prager ist in Uniformstücke seines Regiments (33. Artillerie) eingekleidet worden. Die eigens für ihn angefertigte Fessel besteht aus einer eisernen Stange mit Handschellen und einem Ring, der eine am Fuß befindliche Kette hält. In und vor der Zelle befindet sich je eine elektrische Klingel und in der Thür eine Oeffnung, die einem Wachtposten gestattet, das Treiben des Eingekerkerten zu beobachten. Im Allgemeinen verharrt der Mörder in lethargischer Gemütsverfassung: bisweilen liest er in einer Bibel. Fast täglich wird der Mörder einem Verhör unterzogen.
- In Wien beschloß eine zahlreich besuchte Versammlung der Buchdruck=Gehilfen nach erregter Debatte, obgleich die Prinzipale nicht die geringsten Konzessionen gemacht haben, die Arbeit wieder aufzunehmen. Die Urfache des Nachgebens ist das Schwinden der Geldmittel. Der fünfwöchentliche Ausstand kostete 96 000 Gulden.
- In Paris starb Oberst Lebel, der Erfinder des Lebelgewehres.
- Der Fehlbetrag des tüchtigen Pariser Bankiers Jouanno belauft sich auf etwa 10 Mill. Franks. Seine Kunden gehörten vielfach dem Adel und der Geistlichkeit an. Es befinden sich aber auch viele kleinere Angestellte und Rentiers unter ihnen. So verliert u. a. eine Köchin 15 000, ein Beamter 8000 Fr., die Mitgift seiner Frau; ein Landwirth der Umgegend von Paris 40 000 Fr. u. s. w.
- Auf dem Bahnhof in Tours (Frankreich) ist ein Engländer abgefaßt worden, der sich mit einer gefälschten Rundreisekarte die Welt besah. Die Bons waren so geschickt gefälscht, daß nur durch Zufall die Fälschung entdeckt worden ist. Auf einem Bon hat nämlich die laufende Nummer gefehlt.
- Großes Aufsehen erregt in Stockholm die Mittheilung des Professors Rossander von der dortigen Akademie, es Sei ihm gelungen, 4 Krebsleidende durch Einspritzung von Lympfe zu heilen; zweien von den Patienten seien Einspritzungen in die Brust, den beiden anderen in das Gesicht gemacht worden.
- Am Montag erfolgte ein breiter Lavaerguß aus einer Oeffnung des Vesuvs unterhalb des Centralkegels. Director Palmieri erklärt, daß dieser Ausbruch mit den lombardo=venetischen Erdbeben zusammenhänge. Das Erdbeben hörte allgemein auf, sobald die Eruption begann, welche gefahrlos erscheint und nicht fortschreitet.
- Vor circa einem Jahr berichteten sibirische Blätter, daß der Lieutenant Bachmutow aus Wladiwostok ausgegangen sei, um zu Fuß nach St. Petersburg zu gelangen. Wie die Mosk. Wed. nun erfahren, ist dieser ausdauernde Fußgänger am 5. Juni, um 12 Uhr Mittags im Dorfe Tschernoje (Gouvernement Nishni=Nowgorod) angelangt und hat sich am selben Tage weiter nach Wladimir aufgemacht. Dort ist er am 9. Juni Abends eingetroffen und hat nach 24stündiger Rast seine Fußtour nach Moskau fortgesetzt. Bachmutow hat Wladiwostok am 12. Juni 1890 verlassen, ist also gegenwärtig schon ein Jahr lang unterwegs. Er sieht gesund und frisch aus.
- Emin Pascha ist jetzt auf dem Rückweg aus dem Innern Afrikas zur Küste. Er war bekanntlich nach Anlage einer deutschen Station am Viktoria=See zum Tanganika=See marschirt und hat auch daselbst eine kleine Besatzung zurückgelassen. Von dort hat er sich nun zur Küste gewendet, wohin ihn der Generalgouverneur von Soden berufen hat. Er ist jetzt in Täbora, dem bekannten großen arabischen Handelsplatze angekommen, den er schon zum Beginn seiner Reise berührte.
- Der Telegraph in der Thierwelt. Der Telegraph spielt auch in der Tierwelt eine gewisse Rolle. Der Jäger weiß, und die Bahnwärter wissen es auch, wie viel Rebhühner sich jährlich an den Telegraphendrähten die Flügel wund stoßen oder den Schädel einrennen; aber nicht bloß Rebhühner, sondern auch zahlreiche andere Vögel, besonders solche, die aus Ländern kommen, in denen sie mit den modernen Kulturinstituten bekannt und vertraut zu werden wenig Gelegenheit finden. So haben sich namentlich viele Fausthühner mit ihrem ungestümen Flug an den verhängnißvollen Fäden den Tod geholt. Aber wie überall in der Welt, so heißt es auch hier: "Wie du mir, so ich Dir". In Indien und im tropischen Südamerika sollen die Affen die durch die Urwälder gelegten Drahtwege nebst Stangen für allerliebste, eigens für sie hergestellte Turngeräthe halten und den entsprechenden Gebrauch, der für diese Einrichtungen nicht gerade der beste ist, davon machen. Neuerdings sind auch Spechte und Bären als Gegner des Telegraphenwesens aufgetreten. Die englische Zeitschrift "Nature" brachte vor einiger Zeit eine interressante Notiz über eine Beobachtung des Herrn Pasteur, Inspektor des Post= und Telegraphenwesens in Java. Dort lassen sich Spechte verleiten, die Telegraphenstangen - es sind meist lebende Kapok= und eisenharte Teakbäume, die dazu verwendet werden - in der Nähe der Isolatoren anzuschlagen und tiefe Höhlungen in das Holz mit großer Mühe zu meißeln. Sie scheinen zu denken, daß das summende Geräusch, welches man so leicht bemerkt, wenn man sein Ohr an eine Telegraphenstange legt, von im Baum nagenden Insekten herrührt. Auf der elektrischen Ausstellung in Paris (1881) war ein Stück Telegraphenstange aus Norwegen ausgestellt, das ein Specht durch einen 7 cm breiten Gang vollkommen quer durchbohrt hatte. Ebenfalls in Norwegen hatte man sich lange Zeit den Kopf über die Urheber eines anderen groben Unfugs, der an den Telegraphenleitungen geschah, vergeblich zerbrochen. Dort sind nämlich die Telegraphenstangen unten am Boden der stärkeren Befestigung halber mit Steinhaufen umgeben. Diese nun fand man oft auseinandergezerrt und abgetragen. Wer war der Thäter? Endlich kam man dahinter - Bären! Diese hörten auch den ihnen wohlbekannten Laut, nämlich das dem Summen der Hummeln sehr ähnliche Geräusch, und vermuteten, auf ihre Erfahrung gestützt, ein Nest diese Insekten, auf deren Honig sie überaus lüstern sind, zwischen den Steinen, fingen an, nach denselben zu suchen und zerstreuten die Haufen natürlich bei dieser Gelegenheit.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 46 Seite 8]Gewinn-Liste
zur
Verloosung am Thierschautage (12. Juni 1891).
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
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