[ => Original lesen: 1891 Nr. 43 Seite 1] Die Auszüge aus der Heberolle für das Rechnungsjahr 1890 der Mecklenburg=Strelitzschen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft zu Neubrandenburg, umfassend die von den Unternehmern der land= und forstwirthschaftlichen Betriebe des hiesigen Fürstenthums zu erhebenden Genossenschaftsbeiträge, ist vom 3. d. M. ab auf 2 Wochen zur Einsicht der Betheiligten auf der Landvogtei=Registratur ausgelegt, auch sind daselbst die Beiträge binnen gleicher Frist, bei Vermeidung der Beitreibung, zu bezahlen.
Schönberg, den 1. Juni 1891.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt
in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Mittwoch, den 10. Juni.
Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden. Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
Es steht jedoch jedem Militärpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, insofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 26, 7 der Wehr=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
Schönberg, den 23. Mai 1891.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Der Besuch Kaiser Wilhelms in Amsterdam wurde auf den 1. bis 3. Juli festgesetzt. Die Königin=Regentin von Holland gab am Freitag bei ihrer Abreise aus Amsterdam gegenüber dem dortigen Bürgermeister der Hoffnung Ausdruck, anläßlich des Empfanges des deutschen Kaiserpaares am 1. Juli in Amsterdam anwesend sein zu können.
- Die Herzogin Wilhelmine zu Glücksburg ist am Sonnabend Nachmittag, wie aus Flensburg gemeldet wird, gestorben.
Die Post schreibt an hervorragendender Stelle: Gegenüber den Meldungen der Blätter von Verhandlungen, Aenderungen, Garantien in Bezug auf das Fortbestehen des Dreibundes können wir mittheilen, daß vor Kurzem der italienische Ministerpräsident in Berlin wie in Wien sein festes Beharren im Dreibund formell zur Aeußerung gebracht hat.
Der Reichskanzler v. Caprivi hat im Abgeordnetenhaus die Mittheilung gemacht, daß das Staatsministerium sich nicht habe schlüssig machen können, beim Bundesrath die Herabsetzung der Getreidezölle zu befürworten. Ein allgemeiner Nothstand sei nicht vorhanden und die Ernteaussichten seien besser als vor 14 Tagen. Ein allgemeiner Vortheil wäre von der Zollherabsetzung nicht zu erwarten.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 43 Seite 2]Die Hamburger Nachrichten reproduciren die Aeußerung der Freisinnigen Zeitung über die vom Reichskanzler von Caprivi in der Frage der Suspendirung der Kornzölle gemachten Ausführungen und fügen hinzu: Die Demagogie der freisinnigen Presse, die von Theuerung und Lebensmittelnoth ohne Schatten eines Beweises rede und gegen die Regierung hetze, werde letzterer nun wohl den etwa noch vorhandenen Zweifel genommen haben, daß es unmöglich ist, die Politik des Reiches und Preußens auf die Zustimmung der Freisinnigen zu basiren.
Inhalts der neuesten Rang= und Quartierliste zählte die preußische Armee nach dem Stande vom 1. April 1891 297 Generale und 1960 Stabsofficiere. Interessant dürfte es sein, dieser Zahl die Generale und Stabsoffiziere nach dem Stande vom Jahre 1791, also vor genau 100 Jahren, nach Angaben, welche die Magdeburger Zeitung einer "kurzgefaßten Stamm= und Rangliste der kgl. preußischen Armee für das Jahr 1791" entnimmt, gegenüberzustellen. Die Armee zählte bei Beginn des Jahres 1791 1 General=Feldmarschall (Herzog von Braunschweig), 5 Generale, 29 Generallieutenants, 40 Generalmajors, 51 Obersten, 49 Oberstlieutenants, 217 Majors von der Infanterie; 2 Generallieutenants, 1 Generalmajor, 6 Obersten, 3 Oberstlieutenants, 37 Majors der Jäger zu Fuß bezw. der Füsilierbataillone; 6 Generallieutenants, 7 Generalmajors, 7 Obersten, 4 Oberstlieutenants, 6 Majors der Gouvernements=Commandanturen; 3 Generalmajors, 4 Obersten, 8 Oberstlieutenants, 7 Majors des Feld=Artilleriecorps; 1 Oberst, 8 Majors der Festungsartillerie; 1 Generallieutenant, 1 Oberstlieutenant, 3 Majors des Cadettencorps; 1 Oberstlieutenant, 1 Major des Mineurcorps; 1 Oberst, 7 Majors des Invalidencorps; 1 Oberst, 2 Oberstlieutenants, 6 Majors der Land=Regimenter; 11 Obersten, 18 Oberstlieutenants, 74 Majors der Depotbataillone; 2 Generale, 15 Generallieutenants, 27 Generalmajors, 28 Obersten, 29 Oberstlieutenants, 92 Majors der Cavallerie; 18 Obersten, 7 Oberstlieutenants, 36 Majors der Husaren=Regimenter. Die Armee zählte also 1791: 1 General=Feldmarschall, 7 Generale, 53 Generallieutenants, 78 Generalmajors, 128 Obersten, 122 Oberstlieutenants, 493 Majors, in Summa 139 Generale und 743 Stabsoffiziere. In dem Zeitraum von hundert Jahren hat sich die preußische Armee somit um 158 Generale und 1217 Stabsofficiere vermehrt. Den schwarzen Adlerorden besaßen im Jahre 1791: 21 Generale und 2 Stabsofficiere (letztere der Kronprinz und Prinz Ludwig von Preußen); den Orden pour le mérite besaßen: 67 Generale, 117 Stabsofficiere. Von den letzteren waren 104 über 60 Jahre, 13 über 70 Jahre alt.
Die "Kreuz=Zeitung" will aus gut unterrichteter Quelle erfahren haben, daß das, was kürzlich als ein ansehnlicher Wunsch der Moskoviter hingestellt wurde, beim Zaren Alexander zu einem feststehenden Plan geworden sei, nämlich die Residenz von Petersburg nach Moskau zu verlegen. Die "Kreuz=Ztg." bemerkt dazu: "Wird das ausgeführt, so stehen wir hier, wie das Jedem einleuchten wird, vor einem Schritt von der weitesttragenden Bedeutung." Die Wahrheit dieses Satzes wird Niemand bestreiten wollen, wohl wird aber die Nachricht selbst starken Zweifeln begegnen. Wenn auch die heutige russische Politik sammt dem Regierungssystem die Auffrischung der Tartaren=Erinnerungen durchaus folgerichtig erscheinen läßt, so ist dennoch nicht anzunehmen, daß der Zar einen Schritt thun wird, der ihm in der Stadt Peters des Großen Hunderttausende zu Feinden machen müßte. Die Verlegung der Residenz von Petersburg nach Moskau würde unzählige Existenzen zu Grunde richten und jeder mißvergnügte oder ruinirte Petersburger wäre ein Zuwachs für das Heer der Nihilisten, die den Zaren in Moskau ebenso gut zu finden wissen, wie in Petersburg.
Anzeigen.
Zum öffentlich meistbietenden Verkauf der vom ehemaligen Physicatsgarten noch nicht verkauften, an der Lübecker Chaussee belegenen Bauplätze wird vorbehältlich Abänderung der im Termin vom 5. Mai 1890 bekannt gegebenen Verkaufsbedingungen ein Termin angesetzt auf
Freitag, den 19. Juni cr.
Vormittags 10 Uhr
im Sitzungszimmer des Landvogtei=Gebäudes, wozu Kaufliebhaber mit dem Bemerken eingeladen werden, daß die Bedingungen im Termine werden bekannt gemacht werden, auch nach erfolgter Genehmigung durch das hohe Großherzogliche Cammer= u. Forst=Collegium auf unserer Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 1. Juni 1891.
Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.
Wider den flüchtig gewordenen Knecht Nicolaus Feddern, geboren am 20. December 1866 zu Rehhorst, Kreis Stormarn, welcher dringend verdächtig erscheint, am 13. April 1891 dem Gastwirth Kaehler aus Klocksdorf in Schlagsdorf einen Schirm im Werthe von ca. 4 M. in der Absicht rechtswidriger Zueignung weggenommen zu haben, Vergehen gegen § 242 des St.=G.=B., ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und mich zu benachrichtigen.
Schönberg, den 2. Juni 1891.
Der Amtsanwalt.
H. Fölsch.
Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Auszug der Heberolle der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Rechnungsjahr 1890, betreffend die Gemeinde Stadt Schönberg, während zweier Wochen (vom 2. Juni 1891 anfangend) gemäß § 82 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 bei uns zur Einsicht für die Betheiligten ausliegt.
Schönberg, den 1. Juni 1891.
Der Magistrat.
Meistbietender Verkauf einer
Vollstelle.
Montag, den 15. Juni d. J., Nachmittags 2 Uhr, werde ich im Kruge zu Lüdersdorf meine zu Gr. Mist belegene Vollstelle mit vollem und gutem Inventar (15 Kühe, 4 Pferde, 6 Wagen etc.) öffentliche meistbietend verkaufen. Bei annehmbarem Gebot wird der Zuschlag sofort erfolgen und die Uebergabe der Stelle Johannis d. J. stattfinden.
Das beim Zuschlage zu erlegende Angeld von 6000 M. kann auf Befinden - eventl. durch Gestellung von Bürgen - theils oder ganz gestundet werden.
Gr. Mist, den 2. Juni 1891.
H. F. Ebell.
Ersparniß= & Vorschuß=Anstalt.
Zur Auszahlung der zu Johannis d. J. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt
am Sonntag, den 7. Juni d. J.,
Morgens von 8-10 Uhr,
und
am Montag, den 8. Juni d. J.,
bis
Donnerstag, den 11. Juni d. J.,
Vormittags von 8-12 Uhr,
geöffnet.
Schönberg, den 27. Mai 1891.
Das Directorium.
Bekanntmachung.
Die Mitglieder des
Möbel-Versicherungs-Vereins
werden gebeten, ihren einfachen Beitrag bis zum 1. Juli d. J. an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Der Vorstand.
Am 10. d. Mts. werde ich meine
Badeanstalt
eröffnen und empfehle sie den Bewohnern von Stadt und Land zur Benutzung.
Fr. Leumann.
NB. An jedem Tage Warmbad mit, auch ohne Douche; auch werden Salz= und Malzbäder verabreicht. Vorherige Anmeldung erbeten.
D. O.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 43 Seite 3]Anhaltend bewährt sich unsere Glücksdevise:
Wo gewinnt man jedes Mal?
Bei Mindus & Marienthal!
Erst am 4. November konnten wir unseren Kunden
das große Loos mit
200,000 Mk.
auszahlen, und vorhergehend 3 mal die Prämie in Beträgen von 300,000 M., 240,000 M., 180,000 M. etc. Solche Erfolge hat kein anderes Geschäft aufzuweisen!
Wer also dem Glücke die Hand bieten will, thue es zu der am 10. Juni stattfindenden ersten Ziehung der
300. Hamburger Verloosung,
in welcher schon der Haupttreffer von 50,000 M. zu erlangen ist und zwar für einen ganz geringen Einsatz, denn
1 Ganzes Loos kostet nur 6 M.
1/2 Loos nur 3 M. und
1/4 Loos nur 1 M. 50 .
Wir versenden diese Originalloose unter Beifügung des amtlichen Verloosungsplanes unter Nachnahme nach allen Orten, erbitten aber Aufträge recht bald, spätestens bis zum 8. Juni, da nur noch geringen Loosevorrath zu begeben haben.
Mindus & Marienthal,
Hauptcollecteure.
Hamburg.
Köster's Garten.
Sonntag, den 7. Juni und folgende Sonntage:
Vanille-Eis.
Zum Schiefer- und Dachdecken,
sowie zum Theeren und Repariren
unter Garantie empfiehlt sich
L. Schramm, Klempner.
Bei vorkommendem Bedarf empfiehlt
Milcheimer, Wassereimer emalirt und lakiert, Toiletteneimer, sehr starke verzinkte Eimer billigst, Dampfkessel mit kupfernem Sieb, Wringmaschinen, Wäscheklammern aus Metall, Badewannen, Petroleumkocher in Rund- und Flachbrenner bester Qualität, Kaffemühlen, Reibemaschinen, Mörser, Drahtspeiseglocken, Messerkörbe, Geldkörbe mit u. ohne Schloss in verschiedenen Grössen, Kaffeebretter u. Brodkörbe fein lakirt u. in Nickel, sehr haltbar, Briefkasten, Toilettenkasten u. Giesskannen, Kuchenformen, emalirte Kochtöpfe, Kessel, Spühlwannen, Kaffeekannen, Schüssel, Wasserkannen, Waschschüssel, Nachtgeschirre, Bratpfannen, Tassen, Trichter in gr. Auswahl ferner: Botanisirtrommel und Broddosen, Gebäckkasten u. Dokumentenkasten, Thee-, Ess- und Vorlegelöffel in bester Composition mit Stahleinlage u. in Nickel, Hack- und Wiegemesser, Küchenmesser, Gurkenhobel, Milchtransportkannen u. s. w.
in sehr guter Waare
ganz ergebenst
W. Wieschendorf,
Klempner.
ff. Margarin-Butter
empfiehlt
Schönberg. J. A. Siebenmark.
Bonner Fahnen-Fabrik
in Bonn . Rhein.
Hoflief. Sr. Majestät des Kaisers.
Königl., Großherzogl., Herzogl. u. Fürstl. Hoflief.
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Zur Gewerbe-Ausstellung & Thierschau (12. Juni)
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Wasserechte Fahnen & Flaggen,
beste Qualität (z. B. Mecklenburgische und Deutsche Fahnen mit und ohne Wappen).
Wappenschilder, Inschriften, Transparente,
Lampions, Fackeln.
Pünktliche Lieferung ausdrücklich garantirt.
Reichhaltige Preisverzeichnisse versenden wir gratis und franko.
Gartenbau-Verein.
Sonntag, den 7. Juli Nachmittags 4 Uhr
Versammlung
in Boye's Garten. Teilnahme der Damen erwünscht.
Tagesordnung: Kleinere Vorträge.
Um Einzahlung des Beitrags (2 M. für d. J.) wird gebeten.
Der Vorstand.
Concert=Anzeige.
Am Thierschautage, den 12. Juni findet im Boye'schen Garten ein Concert statt, ausgeführt von der Törberschen Capelle aus Gadebusch.
Wieder vorräthige, verzinnte
Milchsatten
empfiehlt
Menzendorf. J. Bruhn.
Großer Verdienst
oder Nebenverdienst von 3-4000 Mark jährlich für gewandte Personen jeden Standes (auch Frauen) und an allen Orten durch den Verkauf von im ganzen Deutschen Reiche gesetzlich gestatteter und zu spielen erlaubter einzelner Staatsloose gegen Monatszahlung. Dieselben haben jährlich 6 Ziehungen mit Haupttreffer von 3x600 000 und 3x300 000 Fr. monatlicher Einzahlung von 5 Mk.
Offerten sind an die Administration "Controleur" Konstanz einzureichen.
Gesucht zu Johannis d. J. für eine gute Landstelle hiesigen Fürstenthums 4100 M. in Posten von 1750 M., 1400 M. und 950 M. gegen sichere Hypothek. Näheres bei
Wilh. Heincke-Schönberg.
Verschiedene Sorten
Eßkartoffeln
empfiehlt W. Ihde, Grevesmühlen.
Ende dieser Woche treffen schöne
Eßkartoffeln ein
bei Fr. Zülow, Grevesmühlen.
Einige Sack
Dabersche Kartoffeln
hat noch abzugeben
Stove. Kaiser.
2 Arbeiter zum Torfbacken
gesucht zu sofort. Arbeitslohn 2 M. à Tausend.
H. Wolgast, Bäckermeister.
Ein durchaus zuverlässiger Mann sucht zu sofort Stellung als
Kuhfütterer oder Hirte.
Zu erfragen in der Herb. z. Heimat Schönberg i/M.
Gesucht mehrere Ammen sogl. u. später für feine Herrschaften. Lohn 120 Thlr. durch Frau A. Puttfarken, Nachw.=Bur. Hamburg, Düsternstraße 5.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 43 Seite 4]Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnuß, daß unser diesjähriger
Königschuß
am Montag, den 6. und Dienstag, den 7. Juli stattfindet.
Loose zur Tombola à 30 Pfg. sind schon jetzt bei uns zu haben.
Schönberg, im Mai 1891.
Kapitain und Aelteste der Schützenzunft.
C. Schultze. F. Baer. J. Greiff.
Saison-Ausverkauf!
Der vorgerückten Saison halber, haben wir die Preise sämmtlicher
"Sommer-Mode-Artikel"
als: Kleiderstoffe u. Besätze, Hüte für Damen, Herren u. Kinder, Sonnenschirme, sowie Schürzen u. Wäsche bedeutend heruntergesetzt und halten uns bei Bedarf bestens empfohlen.
H. Scheer & Barkenthien.
NB. Im Schaufenster beschädigte Stoffe oder unsauber gewordene Wäsche und Reste aller Art zu jedem annehmbaren Preise.
Zu dem am 7. und 8. Juni bei mir stattfindenden
Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen lade ich hiermit freundlichst ein.
1 Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark.
Gastwirths=Wittwe Grevsmühl.
Zarnewenz.
Am Sonntag, den 7. und Montag, den 8. Juni 1891 soll beim Gastwirth Böttcher in Rieps ein
Scheiben-Schiessen
stattfinden, wozu ich recht freundlich einlade.
Der Satz von drei Schüssen kostet 1 Mk.
Büchsen werden frei geliefert.
Auf 1 Satz von 3 Schüssen fällt nur 1 Gewinn.
W. Dencker, Tischlermeister.
Schlagsdorf.
Herzlichen Dank sage ich allen, die mir ihre Theilnahme bei dem Tode meines geliebten Gatten bewiesen haben.
Grieben, den 3. Juni 1891.
Marie Rosenblum,
geb. Tretow.
Für die Theilnahme beim Hinscheiden unserer kleinen Auguste sagen wir herzlichen Dank.
L. Spehr & Frau.
Gestern Abend 6 Uhr entschlief sanft nach schwerer Krankheit unsere liebe Tochter
Frieda
im Alter von 5 Jahren.
Dieses zeigen tiefbetrübten Herzens an
J. Oldörp & Frau,
geb. Oldenburg.
Schönberg, den 4. Juni 1891.
Die Beerdigung findet Dienstag Nachmittag 2 1/2 Uhr vom Trauerhause aus statt.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten.)
a. Geburten:
D. 10. Mai eine uneheliche Tochter zu Schönberg.
D. 19. Mai dem Arbeiter F. Singelkow zu Schönberg 1 T.
D. 19. Mai dem Hauswirth J. Oldenburg zu Niendorf 1 T.
D. 22. Mai dem Arbeiter Heinrich Möller zu Schönberg Zwillinge, Sohn und Tochter.
b. Gestorben:
D. 14. Mai Catharine Marie Caroline Bohnhof zu Bauhof Schönberg, 8 J. 3 M. alt.
D. 20. Mai Joachim Friedrich Sienknecht zu Schönberg 75 J. 4 M. alt.
D. 20. Mai Otto Heinrich Joachim Asmus Woisin zu Kleinfeldt, 25 J. 11 M. alt.
D. 21. Mai Johann Peters, Arbeiter zu Schönberg, 57 J. alt.
D. 24. Mai Hans Joachim Drevs, Arbeiter zu Schönberg, 82 J. 6 M. alt.
D. 30. Mai Auguste Christine Therese Spehr, Kaufmannstochter zu Schönberg, 1 J. 9 M. alt.
D. 3. Juni Frida Catharine Marie Wilhelmine Oldörp, Ackerbürgertochter zu Schönberg, 5 J. alt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 7. Juni.
Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 23.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 43 Seite 5]Beilage
zu Nr. 43 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Juni 1891.
Aus Kissingen wird gemeldet, daß Fürst und Fürstin Bismarck gegen den 20. d. Mts. dort einzutreffen gedenken. Der Aufenthalt ist auf vier Wochen berechnet, nach deren Ablauf das fürstliche Paar direct nach Friedrichsruh zurückkehren wird, da der Fürst während der Ernte zu Hause sein will. Die Cur in Kissingen wird unternommen, um das Wohlsein, dessen sich der Reichskanzler erfreut, dauernd zu erhalten.
Wasserdichte graue Ueberzüge erhielten nach der "Kölnischen Zeitung" zwei Compagnien bei dem Gardefüsilierregiment: Die Ueberzüge sollen über die Helme und über die Kochschirre gezogen werden, um deren Blinken zu verhindern und so die Truppen auf weitere Entfernungen möglichst unsichtbar zu machen.
Die Einführung eines überzuschnallenden Säbelkoppels schwebt, ebenfalls nach der "Kölnischen Zeitung", für die Infanterie in der Luft und setzt die Offiziere in gewaltige Aufregung. Bei der Marine ist ein solches Koppel bereits eingeführt. Die Infanterie=Offiziere halten dieses Koppel aber für unkleidsam; außerdem leiden die Röcke darunter. Man fürchtet auch, bei dieser Gelegenheit die Schärpe zu verlieren.
Infolge der strengen Handhabung des nordamerikanischen Einwanderungsgesetzes hat der "Norddeutsche Lloyd" in Bremen seine Agenten angewiesen, den körperlichen und moralischen Gesundheitszustand aller auf Lloyddampfern nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika reisenden Personen eingehend zu untersuchen. Die Lloyd=Dampfer sollen für jeden von Amerika zurückgewiesenen Auswanderer 21 Dollars Strafe an die Rhederei zahlen.
Die schutzzöllnerische Mehrheit der französischen Kammer hat in der vergangenen Woche ihren Muth an den ausländischen Ochsen, Kühen, Schweinen und Hammeln gekühlt und dabei, wie ein Pariser Blatt sich ausdrückt, rein mechanisch gearbeitet, wie eine Guillotine. Ihr Meisterwerk hat sie bei dem Hammelfleischzoll geliefert, den Sie von 3 auf 32 Franken, also auf das Elffache erhöht hat! Außerdem hat sie einen Antrag angenommen, wonach künftig geschlachtete Hammel nur noch in vier Viertel zerlegt und mit dem anhängenden Gekröse versehen eingeführt werden dürfen. Dieser mit angeblichen Gesundheitsrücksichten begründete Beschluß ist weiter nichts als eine Schikane gegen die Einfuhr deutscher Hammel, denn letztere sind es namentlich, welche geschlachtet in Kühlwagen in Paris zu Markt gebracht werden. Die Folge davon ist, daß den Franzosen der Preis des Hammelfleisches, welches in Paris schon um 30 Centimes per Kilo theurer als in London und um 50 Centimes theurer als in Berlin gewesen ist, zu einem unerschwinglichen gemacht wird.
Die Pocken herrschen seit mehreren Wochen in Brüssel in so heftiger Weise, daß es für Fremde und besonders für Ausländer nicht rathsam ist, gegenwärtig nach Brüssel zu reisen, ohne sich vorher impfen zu lassen. Die dortige Presse verschweigt aus Lokalpatriotismus den gefährlichen Charakter der Epidemie.
Wie verlautet, wird der belgische Kriegsminister demnächst einen Gesetzentwurf betreffend die persönliche Wehrpflicht der Kammer vorlegen. Die Vorlage solle noch vor der Verfassungsrevision zur Beratung gelangen.
Die Judenhetze in Rußland geht ununterbrochen fort. Jetzt will man die jüdischen Militärärzte ausmerzen, indem man ihnen nur die Alternative des Glaubenswechsels oder des Austritts aus dem Amte läßt.
Das Duell in Japan ist jüngst unter den strengsten Strafen verboten worden und der Kaiser bestimmte, daß jeder, der ein Duell herbeiführt oder annimmt, in Zukunft mit einer großen Geld= und Galeerenstrafe von 6 Monaten bis zu 2 Jahren bestraft wird. Jede Beschimpfung eines Mannes, der sich geweigert hat, sich zu schlagen, soll als eine Verleumdung bestraft werden. Es gilt dies für das ganze Kaiserreich Japan.
Die landwirthschaftliche Ausstellung in Bremen.
Die Vorbereitungen zu der großen landwirthschaftlichen Ausstellung in Bremen sind abgeschlossen. Der todte Theil der Ausstellung ist zum Theil jetzt schon auf dem Platz aufgestellt, und die Thiere stehen zur Verladung bereit. Der Katalog der Ausstellung ist erschienen, und endlich hat eine unter der Leitung des Präsidenten der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft, des Erbgroßherzogs von Oldenburg, seitens des Ortsausschusses stattgefundene Besichtigung des Ausstellungsplatzes gezeigt, daß sämmtliche Bauten und sonstige Vorbereitungen zur Ausstellung fertig sind und demnach die Gesellschaft ihre Aussteller empfangen kann. Bei günstiger Witterung ist zu erwarten, daß die gesammte landwirthschaftliche Bevölkerung von Hannover und Oldenburg, Holstein, einem Theil von Mecklenburg, Westfalen, Rheinland, Lippe, Braunschweig, der Altmark u. s. w. die Ausstellung besuchen wird, namentlich werden auch die Mitglieder der Deutschen Landwirthschafts=Gesellschaft aus ganz Deutschland herbeieilen, um die Gelegenheit zu ergreifen, die hochberühmten Viehzüchtungen an der unteren Weser und Elbe und in den Nordseemarschen an ihrem Ursprung zu besichtigen, ebenso die Marsch= und die Moorwirthschaft des nordöstlichen Deutschlands kennen zu lernen. Die Mühen und Kosten, welche die Aussteller haben und die Beschwerden, welche die Ausstellung allen Richtern, Ordnern, man kann auch wohl sagen Besuchern bringen wird, werden hoffentlich zu dem Ergebniß führen, daß die Landwirthschaft, dieser Grund und Eckstein unseres Volks= und Staatlebens, besonders im nordwestlichen Deutschland durch diese Veranstaltung einen kräftigen Anstoß zum Fortschreiten giebt. Die Ausstellung währt fünf Tage und zwar von Donnerstag, den 4., bis Montag, den 8. Juni. Es ist Vorsorge getroffen, daß sowohl diejenigen, welche, durch ein etwas geschützt, sich mit einer verhältnißmäßigen Ruhe einem eingehenden Studium der Ausstellung widmen wollen, dies in den ersten Tagen aufs Beste thun können, während ein niedriges Eintrittsgeld an den letzte beiden Tagen auch den kleinen, weniger bemittelten Mann Gelegenheit giebt, die Fülle der Gegenstände zu besichtigen. Der Umfang der Ausstellung ist ein sehr bedeutender, es werden ausgestellt 2500 Stück Großvieh und zwar: 384 Pferde, zumeist aus den edlen warmblütigen Schlägen, 912 Rinder, zumeist aus den Niederungsschlägen, 723 Schafe, zur größeren Hälfte Wollschafe, 482 Schweine, größtentheils aus den weißen Schlägen. An Geflügel wird zur Stelle sein: 393 Stamm Hühner und 278 Stamm Tauben, zumeist Nutzgeflügel. Die Abtheilung der landwirthschaftlichen Erzeugnisse und Hilfsstoffe ist mit fast 5000 einzelnen Gegenständen beschickt. Außerdem ist Gartenbau und Fischerei vertreten und endlich werden 2500 Maschinen ein vollständiges Bild dieser für den Landwirth so unentbehrlichen Arbeitskräfte geben, sie sind vertreten vom Dampfpflug bis zum geringsten Handgeräth.
Neustrelitz. Se. Excellenz der Staatsminister von Dewitz hat sich am Sonnabend zu einer vierwöchigen Cur nach Carlsbad begeben.
- Schönberg. Die vierwöchigen Sommerferien der hiesigen Schulanstalten beginnen am 10. Juli d. J.
- Schönberg. Das Pferd des Carousselbesitzers
[ => Original lesen: 1891 Nr. 43 Seite 6]Faasch brach auf dem Wege nach Schlutup in der Israelsdorfer Allee ein Bein und mußte auf einem Hofe in der Israelsdorfer Allee geschlachtet werden.
- Schönberg. Wie es heißt, wird auf dem an der Chausse nach Lübeck belegenen Ihlenberge, von welchem aus man eine prachtvolle Ansicht nach der Ostsee hat, und der von hier aus vielfach der Endpunkt eines Spazierganges bildet, ein Erfrischungslocal errichtet, in dessen Umgebung auch hübsche Anlagen gemacht werden sollen.
- Dem Raubmörder Busch in Güstrow, welchem seit seinem letztem Fluchtversuch ständig zwei Wächter beigegeben sind, ist es vermöge außerordentlicher Anstrengung seiner Kräfte doch wieder in der Nacht zum 2. d. M. gelungen, unter der Schlafdecke seines Bettes das Schloß der eigens für ihn geschmiedeten Kette zu zerbrechen. Da die Wärter jedoch das Freisein der Arme bemerkten, wurde er sofort derart gefesselt, daß ihm hoffentlich der Erfolg bei neuen derartigen Versuchen ausbleiben wird.
- Vor einiger Zeit ging die Mittheilung durch die Blätter, daß ein Gutsbesitzer in Mecklenburg, um den dort allgemein herrschenden Arbeitermangel zu beseitigen, die Einführung von chinesischen Kuli=Arbeitern beabsichtige und eine Aufforderung an die gesammten Gutsbesitzer gerichtet habe, sich mit ihm zur Ausführung jenes Planes zu vereinigen. Es soll sich darauf eine ganze Reihe von Herren gemeldet haben; indes meldet jetzt der "Mecklenburger", dem Vernehmen nach habe sich die großh. Regierung sehr energisch gegen dies Vorhaben ausgesprochen und die Ausweisung der einzuführenden Kulis, sobald diese die mecklenburgische Grenze überschritten haben würden, in Aussicht gestellt.
- Ratzeburg. Ein recht bedauerliches Vorkommniß hält hier die Gemüther seit einiger Zeit in größter Aufregung. Der Cassierer A. Stapelfeldt von der Vorschuß=Anstalt wurde flüchtig, nachdem bei der Revision der Kasse ein großes Deficit entdeckt war. Derselbe ist am Montag in Hamburg verhaftet und der Staatsanwaltschaft in Altona überwiesen worden. Leider sind unendlich viele Bewohner unserer Stadt als Aktionäre in Mitleidenschaft gezogen. Die Vorschuß=Anstalt ist nämlich ein Aktien=Unternehmen und nach den Statuten sind die Inhaber der Aktien solidarisch für Verluste haftbar. Die Veruntreuungen sollen schon seit Jahren begangen worden sein, und es ist garnicht zu fassen, daß der Vorstand nicht schon lange dahinter gekommen ist. Wie es heißt sollen auch Wechsel fehlen. Der saubere Herr Stapelfeldt spielte sich hier als Krösus auf, daher herrscht in der ganzen Stadt eine große Erbitterung gegen ihn. (E. Z.)
- Von einem Mühlenbesitzer geht der "Köln. Ztg." die folgende Tabelle zu, welche in Ziffern die Behauptung, daß der Zoll die Getreidepreise erheblich vertheuere, als unnachweisbar kennzeichnet. Der Gewährsmann bezahlte in seinem Mühlengeschäft den umwohnenden Landwirthen für. 100 Klg.
Weizen:
1871 den 1. Juni (8,22 Thlr.) 26,20 M.
1872 den 1. Juni (9,3 Thlr.) 27,320 M.
1873 den 1. Juni (9,27 Thlr.) 29,70 M.
1874 den 1. Juni (9,17 Thlr.) 28,70 M.
1875 den 1. Juni 19,80 M.
1876 den 1. Juni 24,20 M.
1877 den 1. Juni 26,80 M.
1878 den 1. Juni 23,40 M.
1879 den 1. Juni (1 M. Zoll) 21,40 M.
1880 den 1. Juni 24,50 M.
1881 den 1. Juni 23,10 M.
1882 den 1. Juni 24,40 M.
1883 den 1. Juni 21, - M.
1884 den 1. Juni (3 M. Zoll) 19, - M.
1885 den 1. Juni 18,30 M.
1886 den 1. Juni 17,70 M.
1887 den 1. Juni 19,50 M.
1888 den 1. Juni (5 M. Zoll)19,50 M.
1889 den 1. Juni 19,30 M.
1890 den 1. Juni 21,50 M.
1891 den 1. Juni 24,50 M.
Die Thatsache ist hier einmal wieder festgestellt, daß die höchsten Getreidepreise gezahlt worden sind zu einer Zeit als von Getreidezöllen gar nicht die Rede war, ohne daß damals auch nur die geringste Klage über "Theuerung" und "Nothstand" laut geworden wäre.
- Eine ringförmige Sonnenfinsterniß ist am Sonnabend, den 6. Juni, zu erwarten; dieselbe wird vorzugsweise den Nordpolarländern sichtbar sein. In Europa erscheint sie nur partiell und in unserer Gegend wird gegen Abend der 3. Theil der Sonnenscheibe verdunkelt sein.
- Beim Kaiser zu Tisch. Wer mit einer Einladung zur kaiserlichen Tafel beehrt wird, erhält eine große Karte von Velinpapier, auf welcher unter dem Alliancewappen der Majestäten folgendes steht: "Auf Allerhöchsten Befehl Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten beehrt sich der unterzeichnete Ober=Hof= und Hausmarschall . . . . zur Mittagstafel am . . . um . . Uhr im . . . . . . einzuladen."
Auf der Rückseite befinden sich Angaben über "Anzug" sowie bei Einladungen nach dem Neuen Palais noch Bemerkungen über Wagen und Eisenbahnzug. Die Pracht, welche unser Kaiserpaar bei großen Festtafeln entfaltet, ist schon oft beschrieben worden; um so mehr dürfte die Schilderung einer kleineren Mittagstafel interessieren, wie solche häufig im vertrauteren Kreis stattfindet. Bei solchen Gelegenheiten werden in 50 bis 55 Minuten ungefähr zehn Gerichte für 60 bis 80 Personen serviert. Für je zwei Personen ist ein Diener bestimmt; ferner ist noch eine Anzahl von Leibjägern zur Bedienung vorhanden, während die Speisen von Lakaien zugetragen werden. Die Küchen des Neuen Palais bei Potsdam befinden sich bekanntlich in den gegenüberliegenden Kommuns und die Speisen werden durch eine unterirdische Bahn befördert. Die Hauptgerichte werden auf silbernen Tellern dargereicht, die Zwischengerichte auf Porzellantellern der Königlichen Berliner Manufaktur. Die Krystallgläser haben oben einen goldenen breiten Rand und sind mit dem in Gold eingravierten Monogramm des Kaiserpaares geschmückt. Außer den seltensten und ältesten Weinen wird auch französischer Schaumwein gereicht, sowie zur Suppe meistens deutscher. Der Tisch ist geschmückt mit großen Tafelaufsätzen, auf welchen herrliche Blumenzusammenstellungen prangen, gewöhnlich in einer Schale dreierlei Arten von Rosen; je 50-60 Stielrosen von einer Farbe werden dabei zusammengebunden und nebeneinander gelegt. Vor den einzelnen Gedecken stehen Gläser mit Stielrosen. Silberne Armleuchter mit Hunderten von Wachskerzen beleuchten die Tafel. Vor dem Gedeck liegt die Speisekarte, die auf weißem Velinpapier mit breitem Goldrand lithographiert ist, und neben ihr befindet sich in derselben Ausführung das Musikprogramm, beide geziert durch das Alliancewappen des Kaiserpaares und in deutscher Schrift gehalten. Die Speisekarte ist frei von jedem fremden Ausdruck und trägt als Ueberschrift die Worte: "Königliche Mittagstafel." Das Musikprogramm besteht aus 24-30 Stücken; Weber, Wagner, Sullivan, Delibes, Meyerbeer und ferner Militärmärsche sind hauptsächlich vertreten. Nach der Tafel pflegen die Majestäten Cercle zu halten, wobei sie sich einzelne Gäste durch die Hofmarschälle und Kammerherren zuführen lassen. Die Namen derjenigen Personen, welche die Majestäten zu sprechen wünschen, werden gewöhnlich schon vorher bestimmt. Die Kammerherren sitzen meistens zwischen einer bestimmten Anzahl von Gästen, so daß sie deren etwaige Wünsche sofort berücksichtigen können.
- Die "Deutsche Adels=Genossenschaft", deren Vorort unsere Kaiserstadt Berlin, ist bis jetzt in die Bezirksabtheilungen: Berlin, Dresden, Frankfurt a. O., Königsberg i. Pr., Görlitz, Ratibor, Cöln, Metz, Trier, Erfurt (für Thüringen) eingetheilt. Ihr gehören an: Herzog Ernst Günther (Ehrenvorsitzender), Graf v. d. Schulenburg (Vorsitzender), Graf v. Bothmer, Graf v. Brühl, v. Wedell, v. Mosch (Vorstandsmitglieder), sowie Prediger v. Bodelschwingh (Ehrenmitglied) und ca. 1420 Mitglieder, worunter sich 11 Personen fürstlichen Standes befinden. Die Arbeiten der Genossenschaft werden erledigt vom Vorstande und 9 Mitgliedern des Ausschusses, ferner von Abtheilung I: Für Aufrechthaltung der sittlichen Grundsätze der Genossenschaft; Abtheilung
[ => Original lesen: 1891 Nr. 43 Seite 7]II: Für Erledigung von Unterstützungsangelegenheiten; Abtheilung III: Erhaltung und Hebung des Grundbesitzes; Abtheilung IV: Für Wappen und Familienkunde. Alle Aufgaben des christlichen Adels vertritt sodann die Wochenschrift: "Deutsches Adelsblatt" in Berlin. Im Jahre 1888 wurde noch ein Hilfsverein dieser Genossenschaft gegründet, der es zur Aufgabe stellt a) für die Erziehung der Kinder mittelloser Adeligen zu sorgen, b) den würdigen Ernährern solcher Kinder zur Erlangung ehrbarer Lebensstellen behülflich zu sein. Im Jahre 1890 bestand derselbe schon aus 830 Mitgliedern (wovon 10 Damen) und verzeichnete eine Einnahme von: 10 555 Mark wovon ausgegeben wurden an laufenden Unterstützungen, einmaliger Hülfe, Weihnachtsgaben etc. 5241 Mk. - Außer diesen Geldunterstützungen konnte noch in einzelnen Fällen Hilfe geleistet werden durch Bürgschaften, Verschaffung von Stellungen, Arbeit und Unterstützung mit Naturalien, Unterbringung von Kindern zur Miterziehung, Empfehlung durch Annoncen etc. Auch ist im Kinder=Seehospiz Colberg=Deep eine Freistelle zur Verfügung gestellt und haben Dresdener Damen durch eine Lotterie 447 Mark dem Hilfsverein zugeführt. Die Theilnahme der Mitglieder - namentlich der Frauen - an der Vereinsthätigkeit ist eine sehr rege.
- Im Kriegsministerium zu Berlin kam Sonnabend Nachmittag um halb 2 Uhr ein Dachstuhlbrand aus, der jedoch auf das Dach beschränkt blieb.
- Der verstorbene Lehrer Rohde in Berlin vermachte der "Lutherstiftung für Waisen der Berliner Lehrerschaft" 75 000 M.
- Gegenwärtig befinden sich im Berliner städtischen Obdach 150 russische Auswanderer, die fast sämmtlich ohne Papiere in der Gegend des Städtchens Kruschwitz sich über die Grenze geschlichen hatten, um nach Brasilien auszuwandern. Sie hofften, wie andere, vom Bremer Lloyd befördert zu werden, wurden aber von Bremen, da der Lloyd die freie Fahrt ablehnte, nach Berlin abgeschoben. Den Berliner Behörden wird vorläufig nichts anderes übrig bleiben, als die Auswanderer, die sich hartnäckig weigern, nach ihrer Heimath zurückzukehren, mit Gewalt an die Grenze zu befördern.
- In der Nacht zum Montag ist der Orientzug Tscherkessköi, vier Stunden von Constantinopel, von Räubern zur Entgleisung gebracht und überfallen worden. Die im Zuge befindliche Stangensche Reisegesellschaft, bestehend aus deutschen Reichsangehörigen sowie einem Engländer, ist von den Räubern abgeführt worden. Letzere verlangen unter Drohungen Lösegeld von 200,000 Franken und haben zu dessen Beschaffung den mitgefangenen Moritz Israel, Chef des bekannten Manufacturgeschäfts N. Israel in Berlin, freigelassen. Der deutsche Botschafter in Constantinopel hat bereits vom Auswärtigen Amte Weisung erhalten, das verlangte Lösegeld, unter Wahrung der Regreßpflicht der Pforte und unter Vorbehalt aller sonstigen Ersatzforderungen gegen die türkische Regierung vorzuschießen. Jeglicher Gefährdung der Gefangenen ist somit nach Kräften vorgebeugt.
- Der Allgemeine deutsche Schulverein zur Erhaltung des Deutschthums im Auslande hält vom 13. -15. Juni in Magdeburg seine Hauptversammlung ab.
- Der diesjährige Juristentag findet in Köln vom 10. bis 12. Sept. und der Begrüßungsabend am 9. Sept. statt.
- Die Firma Krupp in Essen entließ auf ihrer Grube bei Bochum, nachdem sie eine vierwöchentliche Bedenkzeit gelassen hatte, nunmehr alle Bergleute, welche an den drei Streiks betheiligt gewesen waren.
- Am Sonnabend Morgen ist der Mörder des Oberstlieutenants Prager, Uebing, den deutschen Behörden übergeben worden. Derselbe soll, da er seiner Zeit aus dem deutschen Heer desertirt ist, vor das Corpsgericht des 16. Armeecorps gestellt werden.
- Auf einem Neubau in Dresden war ein Handarbeiter damit beschäftigt, flüssigen Weißkalk, den er in einer Holzwanne auf dem Kopfe trug, nach dem ersten Stock zu befördern, wobei er Kalk verschüttete, der ihm über das Gesicht und in die Augen lief. Der Aermste war sofort erblindet.
- Nach der "Kölnischen Volkszeitung" hat die bayrische Regierung dem altkatholischen Bischof Reinkens das Tragen der Bischofsinsignien verboten. Er muß die Firmung bei Altkatholiken ohne Mitra und Stab vornehmen.
- Einundvierzig Millionen zweihundertachtunddreißigtausend Mark hat Deutschland im Jahre 1889 nach dem Ausweis des Statistischen Amtes für Eier an das Ausland gezahlt. Rechnet man, daß eine Henne durchschnittlich über 100 Stück legen kann, so ergiebt sich, daß in Deutschland ca. 10 Millionen Hühner zu wenig gehalten werden. Außer den für Eier an das Ausland gezahlten 41 238 000 Mark hat Deutschland noch Federvieh für 12 608 000 Mark aus dem Auslande eingeführt. Diese Zahlen sollten doch zum Nachdenken anregen und Veranlassung sein, der Geflügelzucht mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
- Die Bewegung der ungarischen Mönche gegen die Einführung der strengen Observanz gewinnt an Ausdehnung. Nach den Franziskanern sind es die Barmherzigen Brüder, die sich gegen die päpstliche Verordnung auflehnen. Am Sonnabend sind ich Preßburg aus dem Kloster der Barmherzigen Brüder sämmtliche Novizen ausgetreten.
- Ueber den Fremdenverkehr in der Schweiz macht das Schweizerische Volkswirthschaftslexikon folgende interessante Angaben: Die Gasthöfe und Pensionen in der Schweiz verfügen über 62,500 Betten; diese werden jährlich von 5,724,000 Uebernachtenden benutzt, wofür der Reisende nebst seinen übrigen täglichen Bedürfnissen an das Hotel durchschnittlich 12.50 Fr. bezahlt, was eine jährliche Brutto=Einnahme der Touristen= und Fremden=Etablissements von 71,545,430 Francs ergibt. Der Tourist verausgabt außerdem für Verkehrswesen, Führer, Vergnügungen, Arzt u. s. w. im Durchschnitt mindestens noch 10 Francs täglich, was im allgemeinen eine Summe von 57,240,000 Francs ausmacht, was mit den Ausgaben für Logement und Beköstigung im Betrage von 71,545,430 Fr. eine Gesammtsumme von rund 128,785,000 Fr. ergiebt. Rechnet man hiervon ab die Reise= und Hotelspesen der Inländer, welche sich nach angestellter Berechnung auf nicht mehr als 8 Millionen Franken belaufen, so bleiben immer noch jährlich 125,785,000 Fr., welche der Touristenverkehr vom Auslande in die Schweiz bringt.
- Die Pariser Maler, welche sich als "Independenten" bezeichnen und für ihre den Gesetzen der Kunst und der Moral in gleichem Maß Hohn sprechenden Werke alljährlich eine besondere Ausstellung veranstalten, hatten in diese ein Bild aufgenommen, das den Kaiser Wilhelm I. auf einem Pferd darstellt, dessen Steigbügel von zwei, Elsaß und Lothringen personifizierende Frauengestalten umklammert werden. Die Polizei hat sich jedoch ins Mittel gelegt und die Ausstellung des Bildes einfach verboten.
- Im russischen Gouvernement Kursk kamen mehrere Agenten an, um für England 20 000 Stieglietze und 3000 Nachtigallen, an welchen letzteren das Gouvernement Kursk besonders reich ist, aufzukaufen.
- Einem Polizeibericht zufolge starben in London, der reichsten Stadt der Welt, im vergangenen Jahre nicht weniger als 31 Personen am Verhungerungstode. Diese Zahl schließt natürlich nur die amtlich bekannten Fälle ein.
- Ein Zeichen von großer Thierfreundlichkeit und Rohheit zugleich bietet folgende in einem Londoner Blatt veröffentlichte Annonce: "Eine Dame wünscht zweimal wöchentlich fünf lebende Sperlinge für ihre Lieblingskatze gegen gute Bezahlung."
- Die letzte Volkszählung hat für Irland gegen das Jahr 1881 eine Abnahme der Bevölkerung um nahezu 1 Million ergeben.
- Als in Allegheny ein Arbeiter der elektrischen Beleuchtung am Freitag abend in ein Turmlicht, 125 Fuß vom Boden entfernt, neue Kohlenstücke einsetzen wollte, und bei der Gelegenheit den Drath anfaßte, erhielt er einen Schlag von 3000 Voltendynamo. Wie angeleimt hielten etwa 15 Minuten lang, bis der Strom abgestellt wurde, seine Hände an dem Drahte fest. Die Hände des Mannes sind furchtbar verbrannt.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 43 Seite 8]- Der unlängst aus Paris nach Verübung bedeutender Schwindeleien verschwundene chinesische Gesandtschaftssekretär Tscheng=ki=tong ist von einem Gerichtshof, der aus sechs Mitgliedern des großen Raths zusammengesetzt war, zum Tod durch Enthauptung verurtheilt worden. Gegen dieses Urtheil kann er Berufung einlegen, allein er wird jedenfalls vorziehen, nicht in seine Heimat zurückzukehren.
- Die Cholera macht Anstalten, von ihren perennirenden Brutstätten in Indien und Arabien auf's Neue durch ihr altes Ausfallsthor, das Rothe Meer und Egypten, einen Vorstoß wider Europa in's Werk zu setzen. Aus den Küstengebieten des Rothen Meeres kommen Nachrichten, welche ein schnelles Umsichgreifen der Seuche in den dortigen, auf der tiefsten Stufe hygienischer Verwahrlosung befindlichen Sammelplätzen des Handels= und Pilgerverkehrs signalisieren. Die Gefahr muß wohl schon einen ziemlich bedenklichen Grad erreicht haben, wenn die egyptischen Sanitätsbehörden, deren Gleichmuth in Bezug auf rechtzeitige Bekämpfung von Seuchen früheren Cholera=Invasionen nicht unwesentlichen Vorschub geleistet hat, gegenwärtig die Einrichtung einer Quarantainestation in El Tor in Aussicht genommen haben, unter ausdrücklichem Hinweis auf die Verheerungen der Cholera in den Küstenstrichen des Rothen Meeres. El Tor ist der am weitesten nach Süden, auf der Sinaihalbinsel, gelegene Küstenplatz des Golfes von Suez.
- Da der Goldregen, der um diese Zeit blüht, Giftstoffe enthält, so hüte man sich vor längerer Einatmung des Duftes. Auch ist es nicht ratsam, abgerissene Zweige und Schoten in den Mund zu nehmen, was besonders Kindern ans Herz gelegt werden sollte.
- Um den Pferden das Beißen abzugewöhnen, nehme man - so empfiehlt Heinr. Theen - ein Stück stinkendes Fleisch, veranlasse diese Unart durch Necken und halte es dem Pferde in dem Augenblick, wo es beißen will, so vor, daß es hineinbeißen muß. Durch dieses einfache Mittel wird das Pferd aus Doppelabneigung, nämlich gegen das Fleisch und dessen fauligen Zustand, das Beißen lassen und sich dasselbe abgewöhnen. Dr. Blumena wendet gegen diese häßliche Unart folgendes wirksame Mittel an: Ein haselnußgroßes Stück blauen Vitriols (Kupfervitriol) wird in etwa 1/2 bis 3/4 Liter Wasser aufgelöst, dazu so viel starke Salmiakgeist gesetzt, bis die Flüssigkeit wieder völlig klar geworden ist. Alsdann fülle man sie in eine Flasche und bewahre sie zum gelegentlichen Gebrauch auf. Will man sie verwenden, so befestigt man einen ziemlich großen Schwamm an einem dicken, oben abgerundeten Stocke derart, daß er beim Beißen und Schnappen des betreffenden Pferdes leicht abgeht und ihm im Maule stecken bleibt. Der Schwamm wird im gegebenen Augenblicke mit Wasser benetzt, fest ausgedrückt, alsdann mit Kupferflüssigkeit getränkt und dem Beißer beim Schnappen in den Rachen geschoben. Die Flüssigkeit schmeckt abscheulich, ist etwas ätzend und hindert das Thier nur kurze Zeit am Fressen von hartem Futter, während dasselbe die gegebene Lehre nicht so bald vergißt.
- Ein störrisches Pferd, das nicht anziehen will, kann - nach Hr. Theen - oft in Gang gebracht werden, wenn man ihm einen Brocken Erde ins Maul steckt. Wenn sich das Thier einmal in den Kopf gesetzt hat, nicht fortzugehen, so bleibt oft selbst die Anwendung der Peitsche ohne Erfolg. Es gilt deshalb, seine Aufmerksamkeit anderweitig zu beschäftigen, und dies gelingt durch Erde. Indem es dieselbe aus dem Maule zu entfernen sucht, vergißt es seinen Widerstand und kann in Gang gesetzt werden. Hilft dieses Mittel nicht, so wende man folgendes Verfahren an: Nachdem ein solches Pferd angespannt ist, spannt man hinten an den Wagen ein anderes Pferd, welches gut zieht, und treibt dieses an. Um nicht rückwärts gezogen zu werden, wird ersteres alle Kräfte anstrengen, stehen zu bleiben und am Ende selber ziehen. Man treibe es nun zum Ziehen an und macht es jetzt noch keine ernsthafte Anstalt dazu, so wiederhole man jenes Experiment so lange bis es ordentlich zieht.
- Elektrisches Haus. Wie die "Chicago Tribune" mittheilt, will Professor John Barret ein elektrisches Haus auf der Ausstellung in Chicago errichten. Die Hausglocke wird elektrisch geläutet, die Lichter in allen Räumen werden von einem bestimmten Punkte, sowie von der Thür eines jeden Zimmers kontrolirt. Eine Alarmglocke gegen Einbrecher wird die Familie im Schlafe schützen, und bei unbefugtem Eindringen eines Menschen wird an der betreffenden Stelle sich ein Licht entzünden. Die Räume werden durch elektrische Radiatoren erwärmt, ventilirt und durch Fächer abgekühlt; gekocht wird nur mit Hülfe der Elektrizität ganz oben im Hause, die Speisen werden durch einen elektrischen Apparat heruntergelassen und die Teller mit einem elektrischen Reinwascher gereinigt, "mit welchem ein Kind 10 000 Teller an einem Tage reinigen kann." Dasselbe gilt natürlich auch von dem Reinigen der Messer, Fenster u. s. w. Der Kehricht wird durch einen elektrischen Zug fortgeschafft. Der Hausherr hat in seinem Geschäftszimmer ein Telephon und einen Schreibtelegraphen zur Verfügung, ebenso einen tragbaren Phonographen. Im Empfangszimmer befindet sich ein musikalischer Telegraph, ein Phonograph mit Cylinder mit berühmt gewordenen Reden berühmter Männer und Gesängen berühmter Frauen. Die Patti soll figürlich dargestellt werden und diese Figur wird die Bewegung und das Lächeln der Patti wiedergeben, natürlich mit einem Phonographen in ihrem Innern.
- Ein alter Gymnasiallehrer hat es nie dahin gebracht, seine Classe im Zaum zu halten. Die Schüler kommen stets ohne Vorbereitung zum Unterricht und machen in der Stunde allen nur erdenklichen Unsinn. Der Professor ist schon so daran gewöhnt, daß er sich nicht mehr dagegen sträubt, Aber eines schönen Tages hat der Director in einer anderen Stunde der Classe, über die verschiedene Klagen eingelaufen waren, einmal gehörig den Standpunkt klar gemacht, und aus Furcht vor dem Gestrengen, der verheißen hatte, sich in den nächsten Tagen einmal nach den Leistungen der Classe umzusehen, waren heute alle auch zu dem Unterricht unseres Professors gut vorbereitet. Als der Professor in das Schulzimmer tritt, ist die Klasse mäuschenstill. Er blickt sich verwundert um. Er geht nach dem Katheter, legt dort seine Bücher nieder, und fängt an, unruhig zu werden. Der Unterricht beginnt. Es werden brauchbare Antworten ertheilt. Der Livius in der Hand des Professors fängt an zu zittern. Die weiteren Fragen des Professors werden sicher beantwortet, während die Classe im tiefsten Stillschweigen verharrt. Da, plötzlich wirft er sein Buch aus der Hand und ruft mit Stentorstimme über die ganze Classe hinweg: "Das lasse ich mir nicht gefallen, das ist eine ganz niederträchtige Verschwörung!"
- Ein herumziehender Menagerie=Besitzer zeigte in einem Käfig einen Löwen, einen Tiger, einen Wolf und ein Schaf, welche anscheinend ganz friedlich mit einander verkehrten, und es trug dieses Thier=Idyll nicht wenig dazu bei, den Zulauf zu seiner Menagerie zu fördern. Eines Abends, als der Besitzer sich bei einem Glase Bier erholte, fragte ihn ein Zechgenosse: "Nun sagen Sie mal aufrichtig, Directorchen, wie lange leben nun die Thiere schon zusammen in einem Käfig?" "So etwa drei Vierteljahr", antwortete der Director, "das heißt, wenn ich aufrichtig sein soll, gilt das nicht für alle vier; das Schaf hat wiederholt erneuert werden müssen."
- Ein kluger Hund. Ein Herr ging kürzlich in eine Gartenwirthschaft, um sich eine Rostwurst zu leisten. Sein Hund sitzt aufrecht und bittet auf die Frage des Ersteren an den Vierfüßler "nun Caro du möchtest wohl auch eine Wurst?" springt das gescheite Thier fort und kommt mit einem blühenden Jelänger=Jelieber=Stengel in der Schnauze zu seinem Herrn zurück.
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