[ => Original lesen: 1891 Nr. 9 Seite 1] Publicandum.
Neben den bisherigen Herren Kassenärzten der gemeinsamen Gemeindekrankenversicherung für das Fürstenthum Ratzeburg ist der practische Arzt Herr Dr. Dethloff hierselbst zum Kassenarzt bestellt, so daß nunmehr die Mitglieder der Gemeindekrankenversicherung des Fürstenthums, soweit sie nicht im Ratzeburger Medicat beschäftigt, die Behandlung eines der drei hiesigen Herren Aerzte nach Wahl nachsuchen können.
Schönberg, den 20. Januar 1891.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Am Montag hat im königl. Schloß zu Berlin die Taufe des jüngstgeborenen Prinzen stattgefunden. Der mit der Vertretung des Kaisers von Oesterreich beauftragte Erzherzog Eugen und mit der Vertretung des Königs von Italien beauftragte Herzog von Genua sind bereits am Sonntag zu den Tauffeierlichkeiten in Berlin angekommen und daselbst mit militärischen Ehren empfangen worden. Im Lauf des Montag sind noch zahlreiche fürstliche Gäste zum Besuch am Berliner Hof eingetroffen, u. A. der König von Sachsen mit den Prinzen Georg, Johann Georg und Max, die Großherzogin Marie von Mecklenburg=Schwerin, die Fürsten zu Waldeck und Reuß j. L., der Großherzog von Oldenburg, der Fürst zu Schwarzburg=Rudolstadt, der Erbprinz zu Schaumburg=Lippe u. a.
Unter den Geburtstagsgaben für den Kaiser befinden sich zwei, welche vom Marinemaler Saltzmann geschaffen wurden; das eine, eine norwegische Landschaft, wurde von der Kaiserin dem Gemahl geschenkt, die Geberin und Bestellerin der anderen Malerei ist die Schwester des Kaisers, Prinzeß Charlotte von Meiningen, welche gewünscht hatte, daß ihr Geschenk ein dreitheiliger Ofenschirm werden solle, in dessen schmiedeeisernes Gestell sich Felder von Leder einfügen. Der Künstler hat nun seine Aufgabe, diese Flächen zu decoriren, in überaus geistvoller und humoristischer Weise gelöst; das Mittelfeld stellt ein Schiff dar, welches die Kaiserflagge trägt, es giebt Salutschüsse ab, und Dampfwolken umhüllen dasselbe. Das Feld zur Rechten zeigt als Bewohner des Meeres schöne Nixen, welche ob des Schießens erschrocken und wißbegierig aus dem nassen Element an die Oberfläche kommen; zur Linken sieht man Neptun, den Beherrscher der Oceane, in gleicher Erregung; räthselhafte, eiserne Körper -Torpedos genannt - sind im Innern seines Reiches seßhaft geworden und werden von dem Meergott als Steine des Anstoßes und Aergernisses betrachtet.
Ein Glaubenswechsel der Kronprinzessin von Griechenland soll jetzt thatsächlich nahe bevorstehen. Der "Straßburger Post" wird darüber aus Berlin geschrieben: "Die Petersburger Meldung, wonach die Frau Kronprinzessin von Griechenland, geborene Prinzessin von Preußen, Schwester des Kaisers, zum orthodoxen Glauben übertreten wolle, hat hier in "wissenden Kreisen" nicht überrascht. Wie ich Ihnen aus gut unterrichteter Quelle verbürgt mittheilen kann, ist die Nachricht richtig. Die Frau Kronprinzessin hat in der Tath einen Glaubenwechsel vorzunehmen. Der Kaiser ist von der Absicht seiner Schwester unangenehm berührt. Andere, ebenfalls einflußreiche Mitglieder der kaiserlichen Familie finden nichts einzuwenden."
Der Reichskanzler v. Caprivi soll dem Kaiser, wie die "Magdeburger Zeitung" meldet, ein Memorandum überrreicht haben, welches "die Werthlosigkeit Südwestafrikas" behauptet. Die Colonie habe für Deutschland nur als Compensationsobject Bedeutung. In Colonialkreisen wird der Verkauf Südwestafrikas an England befürchtet. Die "Post" theilt ferner mit, daß nach den Unterredungen des Herrn v. Soden und des Generalkonsuls Michahelles mit den maßgebenden Personen der von Emin Pascha entwickelte Plan, an dem Victoria= und Tanganjika=See eine neue Provinz zu bilden, als endgiltig aufgegeben zu betrachten sei, wenigstens so weit die Beihilfe der Regierung in Frage komme. Diese ablehnende Haltung sei durch die Schwierigkeiten der Verwaltung und der Verbindung mit der Küste, sowie durch Geldausgaben, deren Höhe nicht zu übersehen sei, herbeigeführt worden.
Aus Hamburg meldet das "Fremdenblatt", der Kaiser habe das Abschiedsgesuch des commandirenden Generals des 9. Armeecorps, General der Infanterie v. Leszcynski in Altona, genehmigt. Andere Hamburger Blätter vermuthen, daß dieses Abschiedsgesuch und dessen Bewilligung mit der Freundschaft des Generals v. Leszczynski zum Fürsten Bismarck zusammenhänge.
Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstags hat einen Antrag auf Verstaatlichung der Apotheken eingebracht.
Die Verhandlungen zwischen den deutschen und österreichischen Handelsvertrags=Delegirten sollen nach einer Mittheilung der "Neuen Freien Presse" so weit gediehen sein, daß die Einzelberathung der beiderseitigen Zolltarife vorläufig hat abgeschlossen werden können. Das Resultat der Verhandlungen sei, daß aus dem Zolltarif keine Schwierigkeiten für das Zustandekommen des Vertrages mehr zu besorgen sei. Jetzt gelange die abzuschließende Viehkonvention zur Berathung, sodann würden die Verhandlungen auf den Text des Vertrages übergehen. Die Frage der Eisenbahntarife werden dabei den wichtigsten Punkt bilden. Die "Montagsrevue" will wissen, daß die deutschen Unterhändler eine Ermäßigung des Weizen= und Roggenzolls auf 3,50 Mk. zugestanden hätten. Eine Viehkonvention werde bestimmt zu Stande kommen.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 9 Seite 2]In Wien ist am Sonnabend der politischen Welt durch die Auflösung des Reichsraths eine große Ueberraschung bereitet worden. Niemand hatte eine Ahnung, daß solch eine Maßregel bevorstehe. Allerdings wäre die Legislaturperiode des cisleithanischen Parlaments ohnehin im kommenden Sommer abgelaufen, aber gegenwärtig wurde die Auflösung um so weniger erwartet, als das Budget pro 1891 noch nicht bewilligt ist und die Regierung mit einem vor Weihnachten für drei Monate bewilligten provisorischen Budget wirthschaftet. Als Ursachen der Auflösung werden in der amtlichen "Wiener Zeitung" die "schwierigen und zweifelhaften Majoritätsverhältnisse" angegeben. Offenbar ist es der Regierung darum zu thun, aus den verworrenen Verhältnissen, die gegenwärtig im Reichsrath herrschen, zu klaren Zuständen zu kommen. Die Neuwahlen sollen spätestens Anfangs März, vielleicht schon Ende Februar stattfinden.
Ueber die Krankheit des Prinzen Balduin von Belgien, der dieser so schnell erlegen ist, wird jetzt von unterrichteter Seite mitgetheilt, was folgt: "Der Prinz verließ am 14. Januar das Palais und erkältete sich bei dieser Gelegenheit. Er fühlte am Sonnabend früh eine gastrische Indisposition, wodurch er genöthigt war, im Bett zu bleiben. Dr. Melis, welcher den Prinzen behandelte, sagte, es lägen keinerlei Besorgrisse vor. Am Dienstag stellte sich heraus, daß eine anscheinend leichte Lungenentzündung eingetreten sei. Dr. Müller wurde zur Consultation herbeigezogen. Die Krankheit nahm bis Donnerstag Mittag einen regelmäßigen zufriedenstellenden Verlauf, es wurde sogar eine bedeutende Verminderung des Fiebers festgestellt. Plötzlich hat sich dann eine Nierenblutung gezeigt und die Aerzte verlangten die Zuziehung Dr. Romelaeres. Dieser kam um 5 1/2 Uhr Nachmittags und bezeichnete, wie die Collegen, die Lage als ernst, aber keineswegs als verzweifelt. Gegen Abend hatte sich die Schwäche vermehrt und die Aerzte riethen, dem Prinzen die Sterbesacramente zu reichen. Der König und die Königin wurden nunmehr von der Lage in Kenntniß gesetzt und trafen um 8 1/2 Uhr Abends bei dem Kranken ein; sie verließen das Palais um 9 3/4 Uhr wieder, nachdem sie von den Aerzten erfahren hatten, daß das Befinden des Prinzen eine Genesung nicht ausschließe. Gegen Mitternacht wurde der Zustand jedoch sehr bedenklich und um 1 3/4 Uhr starb der Prinz." Die Bestattung des Prinzen fand am Donnerstag um 11 Uhr statt. Die Leiche ist einbalsamirt und war in Paradeuniform ausgestellt. Die Beisetzung fand in der Kgl. Krypta der Kirche in Laeken statt.
Der älteste General der Welt, der bis in seine letzten Tage nicht blos den Titel, sondern auch ein actives Commando noch geführt, ist, wie aus Monastir depeschirt wird, am 23. Januar gestorben. Der zur großen Armee Abberufene ist der General Ibrahim Pascha. Obwohl er im vorigen Jahre seinen 100. Geburtstag gefeiert, war er doch geistig und körperlich rüstig genug, das strategisch wichtigste Commando von Monastir als Befehlshaber des 19. türkischen Armeecorps zu bekleiden. In dem alten Soldaten ist zugleich, wie eingetroffene stambuler Blätter erwähnen, ein Kriegskamerad Moltke's aus dem sirischen Feldzuge dahingeschieden, da der damals fünfzigjährige Ibrahim die Schlacht von Nisib als Hauptmann mitmachte. Die gleiche Charge bekleidete zur Zeit der zehn Jahre jüngere Moltke, der es bis zum Feldmarschall inzwischen gebracht hat. Die Leiche des alten Kriegsmanns wird nach Konstantinopel übergeführt werden, woselbst auf Kosten des Sultans, der für die alten Soldaten eine besondere Verehrung hat - so ist der ihn stets begleitende Nonri Pascha ein mehr als hundertjähriger Greis -, die feierliche Beisetzung stattfinden wird.
Anzeigen.
Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1871 und früher geborenen resp. mit einer entgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am
Sonnabend, den 31. Januar d. J.,
Vormittags in den Stunden von 10 bis 12 Uhr, beim Stadtsecretair Schrep hieselbst zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 22. Januar 1891.
Der Magistrat.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 19. Januar 1891.
Die Armenbehörde.
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 9 Seite 3]Inventur-Ausverkauf
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Am Tanze theilnehmende Herren zahlen für eine Tanzschleife 1 M.
Einführung vermittelst Karten erfolgt durch Mitglieder.
Schönberg, den 29. Januar 1891.
Der Vorstand.
Stadt Lübeck.
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Allen Freuden und Bekannten, welche uns zu unserer silbernen Hochzeit durch ihre Glückwünsche erfreut haben, sagen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank.
Menzendorf. J. Behncke u. Frau.
Am Mittwoch Nachmittag entschlief sanft unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater
Joachim Peter Licht
im 86. Lebensjahre.
Betrauert von den Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am Montag, den 2. Februar statt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 1. Februar.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
[ => Original lesen: 1891 Nr. 9 Seite 4]Inventur-Ausverkauf.
Von heute ab beginnt der Ausverkauf der bei der Inventur zurückgesetzten Waren. Gleichzeitig kommt ein von meinem Berliner Einkaufshause übernommenes
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Ein grosser Posten Kleiderstoff-Reste bedeutend unter Werth.
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Elegante Winter-Dolmans, aus gestr. Kammgarnstoffen, von 12 Mk. an.
Ebenso werden die Lagerbestände in
fertigen Herren- u. Knaben-Garderoben
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zu bedeutend ermässigten Preisen abgegeben.
Herren- und Knaben-Winter-Paletots
um dieselben zu räumen zu unter Einkaufspreisen.
Ferner befinden sich unter den zurückgesetzten Waaren auch große Partien
Cattune, Rockstoffe, Bett-Satins, Schürzenzeuge, Fachgardinen, Teppiche, Buckskins etc. etc.
die bedeutend unter regulärem Werth geräumt werden sollen.
Rudolf Karstadt.
Lübeck.
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Hierzu eine Beilage und Illustrirtes Beiblatt Nr. 5.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 9 Seite 5]Beilage
zu Nr. 9 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. Januar 1891.
- Als Taufgeschenk für die Kaiserin überbrachte, wie der Pester Lloyd zu melden weiß, der Erzherzog Eugen, der Vertreter des Kaisers Franz Joseph bei den Tauffeierlichkeiten am Hofe, im Auftrage seines Souverains einen Diamantschmuck im Werthe von 40,000 Gulden.
- Der Schnelldampfer "Augusta Victoria", den der Kaiser in Cuxhaven besichtigt hat und der unmittelbar darauf seine erste große Vergnügungstour nach dem Orient angetreten hat, geht mit 230 Passagieren in See, die sich aus Deutschen, Amerikanern, Engländern, Skandinaviern und einigen Belgiern zusammensetzen. Die Damen stellen ein recht zahlreiches Contingent. Aus Deutschland ist Hamburg am stärksten vertreten. Aber auch Berlin hat neunzehn Passagiere gestellt.
- Fünfzig Mann vom Rendsburger Pionierbataillon trafen auf Befehl des Kaisers in Hamburg ein, um mittelst Pulver, Schießbaumwolle und Dynamit Eissprengungen auf der Elbe vorzunehmen. Tausende von Menschen waren bei dem interessanten Schauspiel anwesend.
- Ueber den gegenwärtigen Saatenstand in der preußischen Monarchie veröffentlicht der Reichsanzeiger folgende Mittheilungen: Die Saaten sind im allgemeinen, so weit nicht nachstehend etwas bemerkt ist, gut und gleichmäßig aufgegangen und befriedigend entwickelt .in den Winter gekommen. Dieselben sind von der Einwirkung des verhältnißmäßig frühzeitig eingetretenen Frostes durch eine ausreichende Schneedecke geschützt, so daß zu hoffen steht, daß dieselben gut überwintern. In den Regierungsbezirken Stralsund, Köslin, Merseburg, Hildesheim und Lüneburg haben sich diejenigen Saaten, deren Bestellung rechtzeitig erfolgen konnte im ganzen gut bestockt, dagegen sind die in Folge ungünstiger Witterung später bestellten Saaten in der Entwickelung zurückgeblieben. Aus den Regierungsbezirken Breslau und Oppeln wird gemeldet, daß nasse Witterung und später Frostwetter der Herbstbestellung vielfach hinderlich waren und deshalb die Saaten nur schwach entwickelt in den Winter gekommen sind. In Westfalen, Hessen=Nassau und der Rheinprovinz ist die Herbstbestellung durch ungünstiges Wetter fast allgemein ebenfalls sehr erschwert und verzögert worden. In vielen Bezirken wird über Beschädigung der jungen Saaten durch Mäusefraß Klage geführt. Die Vorbereitung der Aecker zur Frühjahrsbestellung hat nicht überall in der gewünschten Weise gefördert werden können.
- Ein entsetzliches Grubenunglück ereignete sich am Freitag Nachmittag 2 1/2 Uhr auf der 8. Sohle der Zeche "Hibernia" bei Gelsenkirchen durch Entzündung schlagender Wetter. Etwa 100 Bergleute waren auf der Sohle beschäftigt. Bis Sonnabend Nachmitttag waren 43 Todte und 35 Verwundete zu Tage gefördert. 10 Bergleute sind noch in der Grube, die wahrscheinlich ebenfalls todt sind, so daß die Zahl der Todten sich auf 53 beläuft. Von den Verletzten sind mehrere lebensgefährlich verwundet, die Todten meist entsetzlich verstümmelt und verbrannt. Die Leichen wurden zum Theil zerstückelt zu Tage gefördert, u. A. brachte man Köpfe ohne Körper aus der Tiefe. Eine arme Wittwe hat drei Söhne verloren. Der Steiger Schwarz hinterläßt eine Frau und acht Kinder, wovon drei blind sind. Ein Bergmann, der sechs Kameraden gerettet hatte, ist bei der Rettung des siebenten selbst umgekommen. Jammer und Aufregung in den Bergmannsfamilien sind groß. Dem Anschein nach handelt es sich der "Gelsenk. Ztg." zufolge bei der Katastrophe um eine gemischte Explosion schlagender Wetter mit Kohlenstaub. Die Rettungsarbeiten sind sehr schwierig, weil das Flötz brennt und große Zertrümmerungen des Gesteins und der Verbauungen stattgefunden haben. Das Unglück fand auf derselben Sohle, wie vor drei Jahren statt.
- Das sehnlichst erwartete Thauwetter ist nunmehr gekommen, aber gleich so stark, daß fast in allen Flüssen Hochwasser eingetreten ist und Ueberschwemmungen bereits entstanden sind oder noch drohen. Besondere Aufmerksamkeit lenken die Dinge im Rheingebiet auf sich; der Rhein und alle Nebenflüsse steigen mit großer Schnelle und weisen ungemein reißende Fluthen auf. Wo es nöthig war, ist das Eis durch Pionire gesprengt worden, doch stehen schon erhebliche Landflächen unter Wasser. Auch in verschiedenen Städten sind Ueberfluthungen eingetreten, so stand Opladen zum größten Theil zeitweise unter Wasser. Auch die Weser giebt zu Befürchtungen Anlaß, ferner sind an der Elbe mehrfach Ueberschwemmungen vorhanden, ebenso an der Donau. Von wirklichen Katastrophen ist bisher aus Deutschland aber glücklicherweise nichts berichtet.
- Von Wilderern erschossen wurde bei Ausübung seines Berufs der Förster Sauerwein im Revier Eisenach im Taunus. Sauerwein hinterläßt eine Wittwe und zwei unmündige Kinder.
- Dem Insterburger Tageblatt zufolge wurden die Arbeiter Pawlak und Wyrostkiewics, welche am 20. November 1890 auf der Warschau=Bromberger Eisenbahn zwei Buchhalter der Zuckerfabrik Ostrowa ermordeten, beraubt und die Leichen sodann auf den Bahndamm geworfen haben, im Kreise Labiau ergriffen.
- Nachdem der Schnee geschmolzen, wurde am Preußweg bei Aachen ein 20jähriges unbekanntes Mädchen erfroren aufgefunden.
- Gemäß Vereinbarung der französischen Eisenbahngesellschaften mit dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten betreffs der Eiltransporte ist der Fahrpreis für Reisende dritter Classe von 6,07 Centimes auf 4,09 per. Kilometer herabgesetzt worden.
- Der Kanal von Amsterdam zum Meere ist wieder offen und zur Fahrt für alle Schiffe frei.
- Warschauer Blätter wird aus dem Gouvernement Suwalki telegraphirt, daß dort ein Todesfall an "Sibirischer Pest" amtlich festgestellt worden ist.
- In Rußland macht sich der Winter noch mit allergrößter Ungenirtheit breit. Die ganze Charkower Gegend ist total verschneit, Dörfer und Landgüter ragen kaum noch mit den Dächern aus dem Schnee heraus. Der Eisenbahnverkehr um Charkow herum ist gänzlich eingestellt, mehrere Personen sind erfroren. Auch viel Vieh ist umgekommen. Warschau hatte am 28. Jan. 26 Gr. Kälte.
- Die Wolfsjagd in der Bauernstube. In dem galizischen Dorfe Przependow, Bezirk Tarnow, herrschte vor einigen Tagen unter den Bewohnern große Angst und Aufregung über das Erscheinen zahlreicher Wölfe, welche, von der äußersten Noth getrieben, selbst bei hellem Tage raub= und mordlustig in unmittelbarer Nähe der Ortschaft umherschwärmten. Ein Bauer, Namens Gawel Piatkiewicz saß mit seiner zahlreichen Familie in der Wohnstube, um mit ihr das gemeinschaftliche Mahl einzunehmen, plötzlich wurden sämmtliche Anwesende durch das klägliche Angstgeheul des Hofhundes aufgeschreckt, der denn auch bald darauf zu Aller Entsetzen mit einem Verzweiflungssprunge durch die Fensterscheiben Schutz suchend mitten unter die erschreckte Familie stürzte, verfolgt von einem riesigen Wolfe, der es auf den Hund abgesehen hatte. Das Aufkreischen der bestürzten Frauen und der Schreckensruf der Männer machten die Bestie stutzig, die sich so unerwartet so vielen schreienden Menschen gegenüber sah, und rasch wollte dieselbe auf demselben Wege, den sie gekommen war, das Weite suchen. Der beherzte Bauer jedoch, dies voraussehend, war mit einem Sprunge am Fenster, erwischte gerade noch eine Hinterpranke des flüchtenden Wolfes, die er, da der schwere Körper des Raubthieres aus dem Fenster hing, trotz aller Anstrengungen des gefangenen Räubers so lange festhielt, bis es dem ältesten Sohne des Bauern gelang, durch Axthiebe auf den Schädel die Bestie zu erlegen. Bei vielen
[ => Original lesen: 1891 Nr. 9 Seite 6]Flaschen Wodka wurde dann in Gemeinschaft der Ortsinsassen die Heldenthat Piatkiewicz gefeiert.
- In Floresta bei Messina verschüttete eine große Schneelawine 11 Bauernhäuser, von den Bewohnern wurden sieben getödtet und eine große Anzahl verwundet.
Fünf Treppen hoch.
Der Wahrheit gemäß nacherzählt.
[Erzählung.]
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