[ => Original lesen: 1891 Nr. 6 Seite 1] Die Staatsschuld des Königreiches Preußen wird nach den amtlichen Mittheilungen des Finanzministers Dr. Miquel am 1. April 1891 die Summe von 5843 Millionen Mark betragen. Der Posten sieht gefährlicher aus als er ist, weil in demselben die gewaltigen Anleihen für Eisenbahnzwecke mit enthalten sind, immerhin ist er aber groß genug, und wenn der Finanzminister dringend zum Beginn der Schuldentilgung rieth, so kann man dem nur beipflichten.
Der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke hat jetzt über die Parchimer Moltkestiftung seine Bestimmungen getroffen. Er hat dieselbe in zwei getrennte Stiftungen getheilt: Einen Moltke=Hausfonds, aus dessen Mitteln das Geburtshaus angekauft, erstmalig ausgebessert und mit einem zur würdigen Erhaltung des Hauses bestimmten Vermögen von 20 000 M. versehen wird; und einem Kapitalfonds, welcher dem Feldmarschall zu überweisen ist, der daraus nach freiem Ermessen eine Stiftung zu wohlthätigen Zwecken begründen will. Das Geburtshaus selbst bleibt nach Graf Moltke's Verfügung für Verwandte seines Namens reserviert. Die Verwaltung des Moltke=Hausfonds führt ein in Parchim zu bestellender Vorstand. Die Verwaltung der aus dem Kapitalfonds begründeten wohlthätigen Stiftung übt der Generalfeldmarschall selbst, nach ihm der Nachfolger im Besitz des Fideikommisses Kreisau.
In den deutschen Garnisonlazarethen sollen demnächst die Civilkrankenwärter zum größten Theil durch militärische Krankenwärter allmählich ersetzt werden, um den gesteigerten Kriegsbedarf an technisch und militärisch geschulten Krankenwärtern zu decken.
Der "Messager de Paris" meldet, der franz. Kammer werde ein Gesetzentwurf, betreffend die Conzession zum Bau einer Brücke über den Canal la Manche, unterbreitet werden.
Ein Professor an der Medizinischen Schule in Algier, Namens Treille, will eine neue wichtige Entdeckung gemacht haben, nämlich die des Bazillus des Wechselfiebers. Falls sich diese Nachricht bestätigen sollte, wäre hierdurch allerdings ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Gebiet der Erforschung von den Ursachen endemischer Krankheiten gemacht.
Das Inkrafttreten des neuen Judengesetzes soll auf Befehl des Zaren für drei Jahre verschoben sein. Der Finanzminister Nyschnegradski veranlaßte diese Verfügung dadurch, daß er dem Czaren vorstellte, es sei im Interesse der russischen Finanzen nicht räthlich, die jüdischen Bankiers zu entbehren.
In Rußland ist mit dem Neujahrstage insofern ein Ministerwechsel eingetreten, als der Ober=Prokurator des heiligen Synod Pobedonoszew zum Cultusminister ernannt worden ist, der bekanntlich als der strengste Vertreter des Altrussenthums gilt.
Der bekannte deutsche Afrikareisende Dr. Zintgraff setzt seinen Marsch ins Hinterland von Kamerun ohne Schwierigkeiten fort, und dringt in das Baliland ein. Nach dort ist auch eine Handelskarawane von 400 Mann aufgebrochen.
Aus Ostafrika wird bestätigt, daß der Sultan Fumo Bakari von Witu von seinen eigenen Leuten ermordet wurde, welche sich das auf den Kopf des Sultans von den Engländern gesetzte Blutgeld verdienen wollten.
- Der sich über ganz Mecklenburg erstreckende Gewerbeverein, welcher im verflossenen Jahr eine Lebensversicherungs= und Sparbank gegründet hat, kann seinen Mitgliedern berichten, daß die Gesammtversicherungssumme bereits 150 000 M. für 300 Mitglieder mit durchschnittlich je 536 M. beträgt. Solche Versicherung dürfte sich auch für andere Kreise empfehlen.
- Der Mecklenburgische Verein für Entschädigung der als Geschworenen ausgeloosten Herren hat 1890 an 119 Mitglieder für 1236 Tage seine Zahlungen geleistet. In diesem Jahre können, nach dem jetzigen Kassenvorrath zu urtheilen pro Tag 7 M. als Entschädigung gegeben werden.
- Einem Privatbriefe aus Cannes, der an einen Berliner Fabrikanten gerichtet ist, entnimmt das Berliner Tageblatt die Mittheilung, daß in einem dortigen Hotel Zimmer für den Fürsten Bismarck bereit gehalten werden, da derselbe im Interesse seiner Gesundheit beschlossen habe, einen Theil des Winters in dem genannten südfranzösischen Kurort zu verbringen.
- Fürst Bismarck nahm die ihm angebotene Ehrenmitgliedschaft des Veteranen= und Kriegervereins zu Kissingen in einem herzlichen Dankschreiben an.
- Folgende eigenthümliche Mittheilung aus Berlin, entnommen dem Pariser Figaro macht jetzt die Runde durch die deutschen Zeitungen: Die Freunde des Dr. Koch halten den Vortrag, den Dr. Virchow über die Wirkungen der Kochschen Lymphe und die Gefahren ihrer Anwendung gehalten, für einen Act der Eifersucht. Dieser häusliche Zwist habe die ärztlichen Kreise Berlins in zwei feindliche Lager getheilt: in die Anhänger Kochs und in jene Virchows. "Koch bleibt darüber vollkommen ruhig. Auch er erblickt in der Art, wie Virchow seine Wahrnehmungen vorbrachte, einen Ausfluß von Gehässigkeit und bleibt unentwegt dabei stehen, daß das Heilmittel in keinem Falle seine Wirkung versagt habe. Er beabsichtigt nunmehr eine Reise nach dem Süden zu unternehmen, um die Wirkung seiner Lymphe unter den verschiedenen Klimaten zu beobachten."
- Für die außerordentliche Lebenszähigkeit der Bacillen legt eine Untersuchung des Dr. W. Koch in Leipzig Zeugniß ab. Derselbe hatte vor vier Jahren an einigen Seidenfäden Milzbrandsporen antrocknen lassen. Im Sommer v. J. brachte er die bis dahin möglichst trocken aufbewahrten Fäden in Röhrchen, die er dann vollkommen luftleer machte. Dann impfte er ein wenig von den Sporen am 25. Juli v. J. einer Maus unter die Rückenhaut ein. Nach 30 Stunden war die Maus tot und die Untersuchung ergab eine vollkommene Milzbrandinfektion durch den ganzen Körper hindurch. Daraus geht wohl deutlich hervor, daß Milzbrandsporen sich sehr lange lebensfähig erhalten.
- Das bekannte großartige Nordseebad Wester=
[ => Original lesen: 1891 Nr. 6 Seite 2]land a. Sylt, einschließlich aller Badeeinrichtungen und der vor einigen Jahren erbauten Spurbahn Westerland=Munkmarsch, hat soeben Kommerzienrath Lüdecke von Berlin für 1 000 000 Mark von dem Badedirector Pallascek=Hamburg gekauft. Letzterer hatte das Bad vor Erbauung der Spurbahn für ca. 500 000 Mark erworben.
- Der anhaltende, strenge Winter, die stark verminderte Bauthätigkeit und auch die plan= und ziellosen Streiks haben einen großen Nothstand unter der Berliner Arbeiterbevölkerung hervorgerufen. Auf den Leihämtern ist, wie die "National=Zeitung" berichtet, fortgesetzt ein gewaltiger Andrang von Arbeiterfrauen, welche die letzte Habe versetzen; in den kleinen Vorkostkellern des O., N. und NO. werden ausschließlich von den Arbeitern Kartoffeln begehrt und die auch noch meistens auf Credit. Bei den Pferdebahndepots fanden sich am Morgen des ersten großen Schneefalls Tausende ein, welche um Arbeit nachsuchten; in der Zimmerstraße, wo das "Intelligenzblatt" ausgegeben wird, mehren sich von Tag zu Tag die Reihen der blaßwangigen Frauen und Männer, die mit fast fieberhafter Eile die Stellengesuche durchfliegen. Leute, die mit der Arbeiterbevölkerung engste Fühlung unterhalten, behaupten, daß speziell unter den Malern, Tischlern und Maurern die Noth am größten ist, wenngleich solche Zustände, wie sie aus dem Osten Londons gemeldet werden, uns zum Glück erspart geblieben sind. Den notorischen Nothstand wollen die Sozialdemokraten zu Agitationszwecken ausnutzen; es sollen Versammlungen von Arbeitslosen stattfinden. Am Dienstag haben bereits die beiden ersten derartigen Versammlungen stattgefunden. Hoffentlich werden die Agitatoren den Arbeitslosen sagen, daß die von sozialdemokratischer Seite inscenirten Streiks zum großen Theil den Nothstand mitverschuldet haben.
- Der Versand von Maiblumen steht gegenwärtig in seiner Höhe. Fast sämmtliche nordischen Länder, namentlich aber England, sogar Frankreich beziehen die für das Treiben der Maiblume erforderlichen Keime aus Deutschland, von denen etwa 30-40 Millionen jährlich ausgeführt werden, die etwa 1 Million Mark einbringen. Dabei dürften Berlin und Hamburg mit je 13-15 Millionen Keimen betheiligt sein. Im Hamburger Gebiet ist es namentlich Bergedorf, wo die Anzucht der Maiblumen im Schwunge steht, in Berlin vereinigen sich die Erzeugnisse mehrerer Vororte zu der genannten Menge.
- Die Hamburger Assecuranz=Gesellschaften halten einen Dampfer, welcher in der Nähe von Helgoland kreuzt, um die ankommenden Schiffe zu warnen, in die Elbe einzufahren. Mehrere Schiffe treiben, vom Eise umschlossen, im Strome.
- Bei einer kürzlich in Schönebeck in der Jakobkirche stattgehabten Taufe eines Kindes waren als Paten gegenwärtig. Der Vater des Kindes, die Eltern der Mutter, die Mutter der Großmutter und der Vater der Urgroßmutter, also Ururgroßvater, Urgroßmutter, Großeltern und Vater. Es waren also fünf Generationen einer Familie an dem Taufstein versammelt, ein Fall, welcher gewiß zu den äußersten Seltenheiten gehört.
- Vor der Strafkammer des Landgerichts in Bremen begann der Prozeß gegen Vetters=Cohn, welche angeklagt sind, einer dortigen Handelsfirma 1 600 000 Mark unterschlagen zu haben.
- Unweit Rapstedt bei Lögumkloster (Schleswig) wurden drei Reisende erfroren aufgefunden. - Zur Betheiligung am Preiskegeln in Hannover, welches der deutsche Keglerverband auf die Zeit vom 15. bis 19. Juni angesetzt hat, meldeten sich bis jetzt gegen 4000 Kegler aus allen deutschen Gauen, Hunderte aus anderen Länder Europas, und wie wir voriges Jahr Hunderte von amerikanischen Schützen hier hatten, werden wir im Juni Hunderte von amerikanischen Keglern hier haben. Es werden 32 Kegelbahnen gebaut, und zwar Bohlenbahnen, Asphaltbahnen, Mamorbahnen und Parquetbahnen. Die Kegler werden auch in einer großen Versammlung über ihre Sportangelegenheiten berathen.
- Dieser Tage warf in Recklinghausen, (Westphalen) ein schon mehrfach vorbestrafter jugendlicher Arbeiter aus reinem Uebermuth ein Packetchen Pulver in den Ofen der Wohnstube seines elterlichen Hauses. Die Wirkung der im nächsten Augenblick eingetretenen Explosion war schrecklich. Zwei im Zimmer anwesende Kinder von 2 und 5 Jahren wurden bis zur Unkenntlichkeit im Gesicht verbrannt. Auch der Uebelthäter trug, wie er wohl verdient, mehrere Brandwunden davon. An das Aufkommen der Kinder ist kaum zu denken.
- Wie man aus Königsberg i. Pr. schreibt, war in Folge eines sehr starken Schneesturmes der Verkehr überall gehemmt und die Chausseen nahezu unfahrbar; auch die Eisenbahnzüge erleiden, namentlich auf der Strecke Berlin, vielstündige Verspätungen. Auf dem frischen Haff liegt der Schnee 3 1/2 Fuß hoch, sodaß die Fischer kaum durch denselben hindurch dringen können.
- In Konitz in Pommern versuchte ein Bäckerlehrling sich durch den Genuß von Gift den Tod zu geben, weil ihm nach Ablauf seiner Lehrzeit durch die Innung ein dreimonatliches Nachlernen auferlegt wurde. Man fand ihn bereits bewußtlos und brachte ihn nach dem Krankenhause.
- Während der letzten drei Tage des vorigen Jahres wurden bei dem Zollamte des Industriedorfes Eberbach bei Zittau an der böhmischen Grenze nicht weniger als 1873 Portionen Schweinefleisch von je 4 Pfund zollfrei aus Böhmen eingeführt. Das macht in Summa nahezu 75 Centner. Angesichts solcher Thatsachen ist es kein Wunder, daß bei den in der Nähe der Grenze wohnhaften Fleischern der Kleinverkauf von Schweinefleisch nur noch zu den Seltenheiten gehört.
- Eine furchtbare Fahrt mußte vor einigen Tagen ein Schaffner mit dem Mittagsschnellzuge Von Meißen nach Dresden machen. Im Begriff, die Fahrkarten zu durchlochen, rutschte derselbe vom Trittbrett herunter und hatte nur eben noch Zeit, sich an einer Eisenstange und am einem Puffer anzuklammern. In dieser furchtbaren Lage - der Zug sauste pfeilgeschwind dahin - wurde der Gefährtete von einem anderen Schaffner bemerkt. Dieser pfiff sofort, alle andern Schaffner pfiffen nach, der Zug wurde zum Stillstand gebracht und der Mann glücklich aus seiner gefährlichen Lage befreit.
- Wellenhöhe im Atlantischen Ozean. Die englische Zeitschrift "Iron Age" verwerthet die Berichte über einige Schiffsunfälle des vorigen Winters gegen die Behauptung des Kapitäns Scoresby, daß die Höhe der Wellen im Atlantischen Ozean 8 m nicht überschreite. Boote, welche auf dem Verdeck großer Dampfer in einer viel beträchtlicheren Höhe als 8 m angebracht waren, sind oft von den Meereswogen fortgerissen worden. Der "Servia", einem der größten Packetdampfer, wurde vor kurzem ein Schornstein durch eine gewaltige Sturzwelle plattgedrückt. Wogen, welche solche Verheerungen anrichten können, müssen mindestens 15 m hoch sein. Vor einiger Zeit drang während eines Sturmes eine Welle in den Schornstein der "Eroma", dessen Oeffnung sich in jenem Augenblicke 16,8 m über der Wasserlinie des Dampfers befand. Diese Thatsachen scheinen dafür zu sprechen, daß in der That die Höhe der Wellen gelegentlich die anfangs erwähnte übersteigt.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzer Straße sub Nr. 144 belegene Wohnhaus c. p. des Zimmermeisters Chr. Egert allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 4. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 19. Januar 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 6 Seite 3]Antragsmäßig soll über die zu Papenhusen sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Friedrich Wieschendorf ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 7. Februar 1891,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigem Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 18. November 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des wail. Pferdehändlers Heinrich Wigger zu Schönberg ist zur Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögungsstücke der Schlußtermin auf
Sonnabend, den 24. Januar 1891,
Vormittags 11 1/2 Uhr,
vor dem Großherzoglichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt.
Schönberg i/Meckl., den 28. December 1890.
W. Freitag,
Gerichtsschreiber des Großherzoglichen Amtsgerichts.
Das Testament der am 13. December v. Js. verstorbenen Hebamme Elisabeth Söhlbrandt aus Schönberg wird am Dienstag, den 20. d. Mts. in meiner Wohnung eröffnet und werden Erbinteressenten hierzu eingeladen.
H. Fölsch,
öffentlicher Notar.
Bekanntmachung.
Die unterzeichnete Prüfungskommission macht die im Jahre 1871 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1891 bei der unterzeichneten Kommission schriftlich zu melden und bei dieser Meldung die Vorschriften im § 89 der Wehrordnung vom 22. November 1888 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März 1891 stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, den 3. Januar 1891.
Großherzoglich Mecklb. Prüfungs=Kommission für Einjährig=Freiwillige.
Bekanntmachung.
Diejenigen Herren Delegirten, Ausschußmitglieder, Schiedsgerichtsbeisitzer und Inhaber genossenschaftlicher Ehrenämter, welche noch Ersatz von baaren Auslagen und Reisekosten, sowie Tagegelder zu beanspruchen haben, ebenso diejenigen Behörden, Krankenhausverwaltungen, Aerzte und Gewerbetreibenden, welche noch Forderungen aus dem Jahre 1890 an die Genossenschaft haben,
werden hierdurch ersucht, ihre Ansprüche unter Einreichung einer Liquidation, beziehungsweise Rechnung bis spätestens zum 20. Januar 1891 bei dem unterzeichneten Vorstande geltend zu machen.
Neubrandenburg, den 31. December 1890.
Der Vorstand der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 19. Januar 1891.
Die Armenbehörde.
Holz=Auction Nr. 7.
Am Freitag, den 23. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehende Holzsortimente verkauft werden.
1. Aus dem Rupensdorfer Holze.
40 Rmet. eichen Knüppel.
17 Fuder do. Reiser (Pollholz),
100 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
53 Fuder do. Durchforstholz & Pollholz,
2 Rmet. birken Kluft und Knüppel,
20 Stück ellern Pantoffelschleete,
18 Fuder starkes ellern Wadelholz,
10 Rmet Nadelholz Kluft und Knüppel,
2. Aus dem Niendorfer Holze.
1 Rmet. eichen Knüppel,
48 do. Nadelholz Knüppel.
Der Rest des Holzes wird bis zum 21. d. Mts. fertig gestellt sein.
Schönberg, den 15. Januar 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 8.
Am Sonnabend, den 24. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente verkauft werden.
Aus dem Carlower und Röggeliner Holze.
20 Stück eichen Wagendeichseln,
25 Rmet. eichen Kluft I. und II. Cl.
21 Fuder eichen Pollholz,
5 Rmet. eichen Späne,
4 Rmet. buchen Kluft II. Cl.,
25 Fuder buchen Durchforstholz I. und II. Cl.,
4 Rmet. buchen Rodestämme,
4 Rmet. birken Kluft,
3 Fuder birken Wadelholz I. Cl.,
3 Fuder birken Pollholz,
5 Stück birken Nutzhölzer = 2,21 Festmet.,
4 Rmet. ellern Kluft und Knüppel,
12 Rmet. aspen und kiefern Kluft,
21 Fuder ellern Schleetholz für Pantoffelmacher.
Schönberg, den 15. Januar 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Antoni=Termins
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 18. Januar d. J.
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 10. Januar 1891.
Das Directorium.
Agentur der
Mecklenburgischen Bank
in Schwerin
für Schönberg und Umgegend.
Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:
1. gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro cent;
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, drei und zwei pro cent;
3. im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.
Schönberg i. M.
Stadtsecretair Wilh. Schrep.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 6 Seite 4]Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Zur Feier des Geburtstages
Sr. Maj. des Kaisers
findet am Dienstag, den 27. d. Mts., eine große
Festaufführung
mit nachfolgendem Balle
in dem Saale des Gastwirths Boye hierselbst statt.
Anfang 7 1/2 Uhr
Zur Darstellung kommt das Krieger=Festspiel von
Georg Reimann.
Kameraden haben bei Anlegung des Vereinsabzeichens mit ihren Familien freien Zutritt. Nichtmitglieder können durch Mitglieder eingeführt werden, jedoch zahlen Herren 1 M. und Damen 50 . Eintrittsgeld. Einführungskarten sind zu haben bei den Kameraden Oldenburg und Hempel.
Zu recht reger Betheiligung ladet ergebenst ein
Der Vorstand.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers findet am Dienstag. den 27. d. M., nachmittags 4 Uhr, in meinem Saale ein
Diner
statt, wozu ich mir erlaube, ergebenst einzuladen. Preis à Couvert 3 M. 50 . incl. Musik. Anmeldungen erbitte ich bis Sonntag, den 25. d. M.
L. Spehr.
Gr. Siemzer Schweinegilde.
Der diesjährige
Vereinsball
wird am Sonntag, den 25. d. Mts. im Kösterschen Locale stattfinden.
Anfang 7 Uhr abends.
Nichtmitgliedern ist der Zutritt nicht gestattet.
Der Vorstand.
Alle Diejenigen, welche noch an den Nachlaß des zu Schönberg verstorbenen Schuhmachermeisters Heinrich Clasen schulden, werden hierdurch aufgefordert, ihre resp. Schuldbeträge bis zum 20. d. Mts. an Unterzeichneten einzuzahlen. Ebenso fordere ich auch alle Diejenigen auf, die an den obengedachten Nachlaß noch Forderungen zu haben vermeinen, sich bis zum obengedachten Tage bei mir zu melden, da spätere Anmeldungen nicht mehr berücksichtigt werden können.
Schönberg, den 9. Januar 1891.
Der Vormund:
Carl Rahn,
Schuhmachermeister.
Hochfeinen Honig
65 Pfg.
empfiehlt H. Brüchmann.
"Wie lässt sich das Wetter voraus bestimmen?"
Einzig nur durch den "Hygrometer", nämlich durch eine vegetabilische Wetteruhr. Dieselbe zeigt bereits 24 Stunden zuvor genau das Wetter an. Allerdings werden solche Wetteruhren an vielen Orten angefertigt, aber nur die vom Vereins=Centrale in Frauendorf, Post Vilshofen in Bayern, versendeten Hygrometer sind die richtigen. Diese haben die Form einer niedlichen Wanduhr und bilden zugleich einen hübschen und interessanten Zimmerschmuck. Der Preis per Stück ist ungemein billig, nämlich nur 2 Mark. Dieselbe in elegantem Gehäuse von Holz mit Glasdeckel 4 Mark.
Gesucht in Schönberg zu Ostern ein
ordentliches Mädchen.
Das Nähere zu erfragen in der Expedition d. Bl.
Eine Partie zum Ausleihen gebrauchter
Hack- und Stopfmaschinen,
eine gute einspänn. Pferdesiele,
ein Reitsattel mit Zaum,
2 gebrauchte gute Decimalwaagen
verkauft billig
C. Schwedt.
Wagen!
Sterbefalls halber sollen verkauft werden:
1. Eine gut erhaltene, fast neue Fensterchaise, mit lösbarem Verdeck
2. Ein neuer Stuhlwagen.
3. 2 paar Brustblatt-Kutschsielen.
Näheres bei Herrn D. Jürgens in Ratzeburg.
Geld=Gesuch.
Suche zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen und Grundstücke Geld in Pösten von 600 Mk., 1000 Mk., 2000 Mk. und 3000 Mk. auf Hypothek oder anderweitige Sicherheit zu 4 pCt. Zinsen.
Näheres durch
P. Maass, Marienstr. 46.
|
Von jetzt ab steht mein schwarzbrauner Hengst Cardinal zum Decken bereit. |
Lockwisch, den 12. Januar 1891. |
H. Oldörp, Schulze. |
Gesucht zum 1. Mai ein
ordentliches Mädchen,
welches Melken kann, bei gutem Lohn.
Pfaffenmühle bei Ratzeburg, im Januar 1891.
Frau Anna Petersen.
Gesucht
zwei junge Mädchen
zum Kochen lernen zu Ostern oder zum 1. Mai d. J. Kostgeld 150 M. pro Jahr.
Frau C. Klempau,
Oeconom im Offiziers=Kasino
zu Lübeck.
Gesucht zu Ostern in Torisdorf
ein Stubenmädchen.
Lohn 150 Mark.
Für die vielen Beweise der Liebe und Freundschaft, sowie für die zahlreichen Geschenke zu unserer goldenen Hochzeit sagen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank.
Retelsdorf, den 19. Januar 1891.
Asmus Sterly u. Frau.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 6 Seite 5]Beilage
zu Nr. 6 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. Januar 1891.
- "Und wenn ich mir nu verheirathe, wat habe ich dann von de janze Invaliditätsversicherung?" Auf diese Frage giebt ein Berliner Blatt den Stubenmädchen, Köchinnen, kurz den weiblichen "dienstbaren Geistern" in recht verständlicher Weise Aufschluß. Die braven "Justen" und "Paulinen," welche im Begriffe sind, Anschluß an die Alters= und Invaliditätsversicherung zu nehmen, aber in dunkler oder auch schon ganz bestimmter Voraussicht kommender Ereignisse gern über das Schicksal der "Injeklebten" auf den Quittungskarten, "i'n Falle der Veränderung" beruhigt sein möchten, sei folgendes mitgetheilt: Sie werden zunächst wissen, daß sie nach der Werthschätzung der hohen Ortsbehörde in die zweite Lohnclasse gehören, daß also ihre "Madam" für jede Woche eine Marke zu zwei Jroschen auf die Karte zu kleben hat, wofür ihr die Madame für jede Woche einen Groschen vom Lohne abziehen darf, was sie aber natürlich nicht thut, wenn sie "noblicht" ist. Findet nun "Insteken" einen Schatz, "der ihr heirathen will", so kommt es darauf an, wie lange sie schon versichert ist. In den meisten Fällen wird "Insteken" ja wohl noch unter 40 Jahren alt sein, für sie beginnt also die Versicherung ohne jede weitere Rechnung an diesem Neujahr. Lernt sie "Ihm" also in drei Jahren - prophezeihen wir am ersten Weihnachtstag, wenn sie Ausgehtag hat und er auf Urlaub gekommen ist - kennen, so thun sie am besten, mit der Hochzeit noch - zwei Jahre zu warten. Denn nach der gesetzlichen Bestimmung erhalten weibliche Personen, welche eine Ehe eingehen, die Hälfte ihrer Beiträge, also das, was sie selbst eingezahlt haben, auf Wunsch zurückerstattet, wenn sie fünf Jahre - zu je 47 Wochenbeiträgen - hindurch versichert haben. Vorher nicht. Kein Mädchen bekommt also wegen seiner Verheirathung vor dem 1. Januar 1896 etwas wieder, von diesem Tage an aber Alle, welche in den Stand der heiligen Ehe sich hineinbegeben, vorausgesetzt, daß sie bis dahin jedes Jahr mindestens 47 Zweigroschenmarken auf die Quittungskarte haben aufkleben lassen. Den Wunsch, das Geld zurückgezahlt zu erhalten, müssen sie binnen drei Monaten nach der Verehelichung bei der Versicherungsanstalt anmelden, sie dürfen das während der Flitterwochen ja nicht vergessen, - "sonst jibt es nischt!" - Und wie viel giebt es dann? Genau 5mal 47 Groschen oder 23,50 Mk., wenn die Hochzeit am Neujahrstage 1896 stattfindet; jede Woche dann einen Groschen mehr. Ist "Insteken" jetzt 16 Jahre alt und heirathet sie mit 24 Jahren, so bekommt sie 37,60 Mk. und wenn sie sich dann an ihrem "Ehrendage" schön "rausputzt" oder was ja noch "ratzjonabler" ist, dieses ungeheure Kapital auf die Sparkasse trägt, - "da bleibt jewiß keen Ooge drocken!"
- Die Quittungskarten der Invalidätsversicherung sind für männliche und weibliche Versicherte ganz gleich. Mit sonderbaren Gefühlen werden demnach wohl unsere Dienstmädchen die Karte studiren, in welcher auch eine Rubrik enthalten ist über die "Dauer der militärischen Dienstleistungen." Es wird daher wohl in mancher Garnisonstadt der Fall vorkommen, daß eine Küchenfee pflichtgetreu die "Dauer ihrer Dienstleistungen" beim "Militär" einträgt. - Jedenfalls hätte man sich den Luxus gönnen können, für weibliche Personen besondere Quittungskarten ohne diese Rubrik anfertigen zu lassen.
Die Litteratur in der Küche. Zu den feineren Berliner Restaurants gehören die von Hiller und von Dressel. In dem letzteren wirkt seit langen Jahren die vortreffliche Köchin Wilhelmine. Diese hat gekündigt, weil sie beschlossen hat, Schriftstellerin zu werden. Auf den Vorhalt, ob sie denn die erforderlichen Kenntnisse habe, lautete die Antwort: "Wat Wilhelmine von Hillern" kann, dat kann ooch Wilhelmine von Dresseln."
- In sämmtlichen Pariser Vororten froren die Röhren ein und das Wasser fehlt seit mehreren Tagen in den Privathäusern. Die Wasserwerke lassen daher große Fässer mit Wasser durch die Straßen fahren, aus welchen die Abonnenten für den Kochbedarf schöpfen können.
- In Südost=Rußland ist neuerdings Kälte mit gewaltigen Schneestürmen eingetreten. Zahlreiche Personen sind im Schnee verschüttet oder erfroren und überall stockt der Verkehr.
- Der halbe Genfer Seehafen ist eingefroren, die Schiffahrt ganz unterbrochen, da die Dampfer eingeeist sind und nicht von der Stelle können. Der Nordwind rast mit schneidiger Kälte, die Straßen sind fast leer von Menschen. Nur Wintervögel, besonders Wildentenarten, schwirren zu Tausenden in der kalten Luft um den Seehafen herum. Auch Schlittschuhfahrer sieht man im Hafen, was seit 1830 nicht mehr vorgekommen ist.
- Der Winter hält in Italien dauernd an. Am 17. Januar hat es in Neapel wieder stark geschnien, sodaß der Schnee in den Straßen 1 1/2 Meter hoch liegt, ebenso in Rom und in ganz Italien. Auch aus sämmtlichen Provinzen Oesterreichs werden in Folge von Schneeverwehungen Verkehrsstörungen gemeldet.
- In ganz Spanien dauert die Kälte fort; Madrid, Granada und Sevilla wurden durch Schneefälle schwer heimgesucht. An den Küsten dauern die Stürme fort.
- Da die Ruhestörungen an der Universität Neapel abermals begonnen haben, stellten die Professoren ihre Vorlesungen ein und die Universität wurde geschlossen.
- Zahlreiche Nothverkäufe in den höchsten Kreisen Roms zeugen von der herrschenden Geldkalamität in der italienischen Hauptstadt. Unter Anderem wird von römischen Blättern mitgetheilt, daß im Monat December 175 Personen, um Ersparnisse zu machen, ihre Equipagen verkauften.
- In Irland muß die Noth groß Sein. Als der Armenrath von Clonakilty kürzlich seine Sitzung abhielt, drangen 100 Arbeiter von der Seeküste mit ihren Familien in den Saal und verlangten Arbeit oder Brod. Sie seien am Verhungern und die meisten von ihnen hätten nicht einen Schilling während der letzten Sechs Monate verdient. Ihre ganze Habe sei längst versetzt, um Brot zu kaufen. Es stellte sich heraus, daß diese Angaben auf Wahrheit beruhten.
- Der Berg Taormina an der Ostküste von Sizilien ist in Bewegung gerathen. Von den Halden stürzen Gerölle und mächtige Blöcke auf die Bahnlinie Messina=Catania. Die Bewohner der umliegenden Ortschaften hat ein großer Schrecken ergriffen und dieselben fliehen massenhaft aus der bedrohten Gegend.
- Der fetteste Mann von Brooklyn. In Brooklyn starb kürzlich wie die Newyorker Staatszeitung mittheilt, im Alter von 39 Jahren Geo. A. Schachtel, welcher sich rühmen konnte, der fetteste Mann in der Stadt zu sein. Das Körpergewicht desselben betrug nicht weniger als 410 Pfd., und der Sarg, in welchem der Verstorbene gebettet wurde, war 7 Fuß lang, 2 Fuß 10 Zoll breit und 2 1/2 Fuß hoch. Bemerkenswerth ist der Umstand, daß Schachtel, welcher von deutschen Eltern abstammte, bei Lebzeiten nicht schwerfällig und plump war sondern sich mit staunenswerther Behendigkeit bewegte. Sein Tod erfolgte keineswegs in Folge seiner abnormen Dicke, sondern wurde durch einen Anfall von Gesichtsrose herbeigeführt.
- Selbstmord im höchsten Glück. Amerikanische Blätter melden aus Quindaro im Staat Kansas folgenden Vorfall: Ein junges Mädchen, Maria Marcia mit Namen, hatte sich zur Ruhe begeben, nachdem sie ihren 17. Geburtstag im Kreis
[ => Original lesen: 1891 Nr. 6 Seite 6]von Verwandten und Freunden gefeiert hatte. Man fand sie am nächsten Morgen todt mit einem Flacon an ihrer Seite, das Morphium enthalten hatte. Auf einem Tisch lag ein Brief an ihre Mutter, lautend: "Ich habe zu sterben gewünscht, so lange ich glücklich und von Freude war. Nie war ich so froh als am gestrigen Tage. Ich habe oft genug erkannt, daß ältere Leute mehr auszustehen haben, als ich. Also in Glück und Freude. Lebe wohl!"
- Das Tanzen und die Statistik Auf den Bällen findet man bekanntlich mehr tanzlustige Damen als Herren. Es dürfte sicherlich vielen interessant sein, zu erfahren, wie viele Damen in jedem Lande auf einen Tänzer kommen. Ein Privatgelehrter hat hierüber folgendes ermittelt: In Wien kommt schon ein Tänzer auf zwei Tänzerinnen. Im übrigen Oesterreich wird ein Tänzer für drei Damen gerechnet, in Böhmen einer auf neun, in Polen einer auf elf und in Ungarn einer auf dreizehn. In den übrigen Ländern stellt sich das Verhältniß folgendermaßen: In Frankreich 1 zu 7 in Italien 1 zu 15, in Württemberg 1 zu 20, in England 1 zu 25, in den Niederlanden 1 zu 26, in Preußen 1 zu 28, in Bayern 1 zu 30, in Hamburg, Bremen und Lübeck 1 zu 34, in Sachsen 1 zu 39, in Spanien 1 zu 50, in der Schweiz 1 zu 107, in Portugal 1 zu 110, in Dänemark 1 zu 130, in Rußland 1 zu 159, in Schweden und Norwegen 1 zu 211 und in der Türkei 1 zu 9000. Wie man daraus ersehen kann, sind die Oesterreicher die tanzlustigsten Leute.
- Die Unglücksfälle durch Erfrieren haben sich in letzter Zeit bei der herrschenden strengen Kälte wieder gemehrt, und es ist deshalb am Platz, auf die einzig richtige Art der Belebungsversuche bei Erfrorenen hinzuweisen. In sehr zahlreichen Fällen ist das in dem erstarrten Körper noch leise glimmende Fünkchen Leben gänzlich dadurch ausgelöscht worden, daß man die Erfrorenen plötzlich aus der Kälte in die Wärme brachte. Am besten ist es, einen Erfrorenen in der Kälte zu lassen, ihn eine kurze Zeit in Schnee zu packen oder mit Schnee oder auch mit Eiswasser auf Gesicht, Brust, Beinen und Armen zu reiben. Wenn dies etwa 10 Minuten geschehen ist, transportiere man ihn vorsichtig in ein kaltes Zimmer, bringe ihn womöglich in ein kaltes Bad, reibe ihn in demselben ab oder schlage ihn in ein kalt angefeuchtetes Leintuch ein, um ihn mit demselben abzureiben. Dann trage man den Verunglückten in ein wärmeres Zimmer, wasche Arme, Beine und Brust mit Branntwein oder Kaffee und wickle ihn in ein warmes Tuch ein. Zeigt sich Atmung und Pulsschlag, so flöße man etwas Wein, Branntwein oder Kaffee ein und bringe ihn in's Bett. Diese Wiederbelebungsversuche haben oft noch Erfolg, wenn der Verunglückte längere Zeit als bereits Erfrorener in der Kälte gelegen hat.
- Wie man athmen soll. Daß der Mensch mehr von der Luft als von irgend etwas anderem lebt, geht daraus hervor, daß wir zwar Hunger und Durst lange ertragen, das Athmen aber kaum für einige Minuten entbehren können. Zum Einathmen der Luft kann zwar auch der geöffnete Mund dienen, aber naturgemäß und allein richtig ist es, die Lebensluft mittelst der Nase in die Luftröhre und von da in die Lungen zu bringen. Die obere Nasenhöhle hat eine Siebspalte, durch welche die Luft hindurchgehen muß und von welcher eine Oeffnung über dem Gaumen her in den Schlund mündet. Die Siebspalte, wie die ganze Nasenhöhle, ist mit einer dicken, stets feucht gehaltenen Schleimhaut überzogen. An dieser werden die kleinen Körperchen wirksam, welche als die Riechstoffe mit der Luft eingezogen werden, und an dieser soll alles hängen bleiben, was als schädliche Beimischung der Luft eingeathmet wird und deshalb nicht in die Lungen sollte. Dazu gehören Staub, die Pilzsporen, von welchen die Luft voll ist, die unsichtbaren Eier der Infusorien und selbst die Miasmen, d. h. giftige Ausdünstungen und Ansteckungsstoffe. Diese Schleimhaut soll alles Genannte auffangen und, der Ordnung der Natur gemäß, mit der entweichenden Feuchtigkeit der Nase wieder auswerfen. Aber dieser wohlthätige Naturzweck wird vereitelt beim Athmen durch den Mund.
- Aus dem häuslichen Leben der Eskimos entwirft das gegenwärtig im Erscheinen begriffene Reisewerk "Auf Schneeschuhen durch Grönland" von Fridtjof Nansen fesselnde Bilder. In dem Zelt, in welchem wir uns befanden - so erzählt der Verfasser u. A. - wohnten vier oder fünf verschiedene Familien - jede dieser Familien hatte ihren durch einen Pfosten begrenzen "Stand" auf der Schlafbank - und dort hockten Mann, Frau und Kinder. Vor dem Pritschenplatz einer jeden Familie brannte eine Thran Lampe mit breiter Flamme. Die Lampen brennen Tag und Nacht. Sie sorgen für Heizung und Beleuchtung, sowie für das erwünschte Thran=Aroma. Die Männer sind in der Regel sehr gut gegen ihre Frauen, und man kann sogar sehen, daß Eheleute einander küssen, indem sie zärtlich die Nasen aneinander reiben. Eheliche Streitigkeiten kommen übrigens auch vor, und da kann es oft böse hergehen; die Uneinigkeit wird in der Regel dadurch geschlichtet, daß die Frau eine Tracht Prügel oder einen Messerstich in den Arm oder das Bein erhält, worauf das Verhältniß ebenso innig zu sein pflegt, wie vorher, besonders wenn die Frau Kinder hat. Zuweilen freilich bekommt auch der Mann bei solchen Gelegenheiten Prügel. - Ich will nicht behaupten, daß alle die speckglänzenden Gesichter, die uns hier umgaben, sehr reinlich waren. Von Natur hatten die meisten eine ziemlich gelbliche oder bräunliche Farbe; wie viel von der Farbe in diesen dunkeln Gesichtern aber echt war, ist mir nicht ganz klar geworden. In einzelnen Gesichtern - besonders in denen der Kinder - hatte sich der Schmutz so festgesetzt, daß er ganz schwarze Krusten bildete, die an einzelnen Stellen anfingen abzufallen, und hier sah man die echte Hautfarbe hindurchschimmern. Bei den Frauen, besonders den jungen, die sehr eitel sind, soll das Waschen nicht zu den Seltenheiten gehören. Hat man nichts Besseres zu thun, so giebt es keine beliebtere Beschäftigung als sich mit den Händen auf dem Kopfe herumzufahren und sich bald hier, bald da in dem wahren Urwald von struppigem, rabenschwarzen Haar zu kraulen. Zuweilen werden wahre Jagden in diesen schwarzen Urwäldern veranstaltet, und die Jagdausbeute wird dann gewöhnlich sofort verzehrt. - Bei den Männern wird das Haar oft mit einer Perlenschnur aus der Stirn gehalten und fällt frei über die Schultern herab. Bei Einzelnen, die keine Perlenschnur besitzen, wird es über den Augen oder um den ganzen Kopf herum mit den Kiefern eines Eishaies beschnitten, denn Eisen darf unter keinen Umständen mit dem Haare in Berührung kommen. Die Frauen binden das Haar am Hinterkopf in einem Knoten auf, der mit einem Stück Fell umwickelt und so steif wie möglich vom Kopf abstehen muß. Dies gilt besonders für die jungen, unvermählten Damen. Sie ziehen das Haar so stramm aus der Stirn und den Schläfen, daß es zuletzt ausfällt und sie in sehr jungem Alter kahl werden. Für eine Eskimodame, die zur guten Gesellschaft gehört, ist es ebenso nothwendig, das Haar aus der Stirne zu ziehen, wie für eine europäische Weltdame das Schnüren. Vor einem kleinen Zelt, das abseits ganz für sich lag, traf ich eine ungemein freundliche Dame, augenscheinlich die Hausfrau der Zeltfamilie. Sie war verhältnißmäßig jung, hatte ein angenehmes Aeußere, ein lächelndes Gesicht mit zwei schrägliegenden, schmeichelnden Augen. Auf dem Rücken in der Amaute trug sie ein kleines schwarzes Kind, an dem sie große Freude zu haben schien; gleich vielen der andern Mütter war sie eifrig bemüht, das Kind zu bewegen, seine dunkeln Guckäugelein aufzusperren und meine Wenigkeit anzuschauen. Wir verkehrten überhaupt sehr gemüthlich mit einander, und es gelang mir, unbemerkt einige Bilder von ihr aufzunehmen. Wir blickten auch durch die Thüren verschiedener Zelte. In dem einen waren zwei junge Mädchen damit beschäftigt, eine große Möwe aus einem Kochtopf zu ziehen und zu verzehren, indem sie jede an einem Ende anbissen und vor lauter Wohlbehagen über das ganze Gesicht lachten. Der größte Theil der Federn saß noch an dem Vogel, aber das schien nichts zur Sache zu thun, sie spuckten diese wahrscheinlich wieder aus.
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