[ => Original lesen: 1891 Nr. 5 Seite 1] Zufolge einer Mittheilung der hiesigen Amtsstelle für die Invaliditäts= und Altersversicherung sollen die erstmalig ausgefertigten Quittungskarten sämmtlich die Nummer I tragen und müssen die Quittungskarten, welche andere Nummern tragen, berichtigt werden.
Die Inhaber von Quittungskarten der letztbezeichneten Art werden daher hierdurch aufgefordert, die Berichtigung bei der hiesigen Amtsstelle unverzüglich vornehmen zu lassen.
Schönberg, den 8. Januar 1891.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Publicandum.
Es wird hiedurch bekannt gemacht, daß die im Jahre 1871 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit
vom 15. Januar bis 1. Februar d. J.
bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 25 der Wehr=Ordnung hingewiesen und hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrikherren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände darauf aufmerksam gemacht, daß Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte dem Stammrollenführer spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
Die Unterlassung dieser Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
Schönberg, den 1. Januar 1891.
Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission.
Cl. v. Oertzen.
Am Freitag Nachmittag unternahm Kaiser Wilhelm eine Schlittenfahrt auf der Havel. Die ganze Umgebung von Potsdam durchkreuzte der kaiserliche Schlitten, dessen Pferde mit hohen scharfen Stollen versehen waren. Am Sonnabend mußten dann auf Befehl des obersten Kriegsherrn verschiedene Truppentheile der Potsdamer Garnison das Eis der Havel zwischen Sacrow und Potsdam überschreiten. Eine Abtheilung des Leib=Garde=Husaren=Regiments machte den Anfang; die Pferde waren zu diesem Zweck besonders beschlagen worden. Dann folgten Abtheilungen des 1. Garde=Regiments z. F. Von dieser Vorübung wird es abhängen, ob in den nächsten Tagen größere Truppentheile, namentlich Artillerie, ebenfalls einen Uebergang über die Havel machen werden. Das Haveleis ist jetzt 13 Zoll dick.
Wie neuerdings verlautet, soll der Kronprinz bis zu seinem 10. Lebensjahre im elterlichen Hause verbleiben und dann in Bonn ein Gymnasium besuchen.
Am Freitag Abend entsprachen Fürst und Fürstin Bismarck, sowie Graf Herbert Bismarck einer Einladung des kommandirenden Generals von Leszynski in Altona zur Tafel. Der Fürst trug große Generalsuniform und wurde auf dem Bahnhofe lebhaft begrüßt.
Bei der Berliner Hofkour werden die Erbämter des Königreichs Preußen zum ersten Male in neuen Hofuniformen erscheinen; lichtblauen Röcken mit rothen Besätzen und reicher Silberstickerei.
In parlamentarischen Kreisen Berlins erzählt man sich, daß der eifrigste Befürworter einer Ermäßigung der Getreidezölle Kaiser Wilhelm selbst ist, und es auch durchgesetzt habe, daß die verbündeten Regierungen sich mit derselben im Prinzip einverstan=
[ => Original lesen: 1891 Nr. 5 Seite 2]den erklärten. Eine offizielle Kundgebung über die Herabsetzung der Getreidezölle wird im Reichstage schon in nicht allzu ferner Zeit erwartet.
Der Prinz=Regent von Bayern, welcher am 12. März d. J. seinen 70. Geburtstag begeht, hat in einem an den Minister des Auswärtigen gerichteten Schreiben dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß die für diesen Tag geplante Feier eine auf Bayern beschränkte Landesfeier bleiben und daß von Besuchen fremder Fürsten, Gratulationen von Spezialvertretern fremder Regierungen und Körperschaften Abstand genommen werden möge. Der Berliner Vertreter ist angewiesen worden, diesen Wunsch vertraulich zur Kenntniß des Kaiserlichen Hofes und der in Berlin beglaubigen Gesandten zu bringen. Auch die übrigen bayerischen Gesandten haben entsprechende Weisungen erhalten.
Ueber die bayerischen Kaisermanöver erfährt man, daß dieselben 3 Tage dauern sollen. Der Kaiser werde, von Wien kommend, am 8. September in München eintreffen.
Der Paßzwang an der deutsch=französischen Grenze wird thatsächlich in Fortfall kommen. Die Nordd. Allg. Ztg. erfährt zuverlässig, daß künftig die Einführung von Meldekarten für alle bereits in Elsaß=Lothringen angesessenen oder zu dauerndem Aufenthalt anziehenden Fremden beabsichtigt werde. Die Karten sollen einjährige Gültigkeit haben und müssen bei einem Ortswechsel erneuert werden. Durch diese Art der Ueberwachung wird der Paßzwang entbehrlich.
Die republikanischen Blätter verzeichnen mit großer Genugthuung die mehr als 16fache Ueberzeichnung der letzten Anleihe. Die "Temps" meint, es sei schwer sich eine glänzendere Manifestation des Kredites und der finanziellen Macht Frankreichs vorzustellen.
In Paris ist wieder eine Größe des zweiten Kaiserreichs dahingegangen, vielleicht die einzige, die sich rühmen konnte, daß ihr Stern auch unter der Republik nicht ganz verblichen war. Es ist der ehemalige Seinepräfekt Baron Haußmann, der Schöpfer des modernen Paris, der am Sonntag daselbst im hohen Alter von fast 82 Jahren in Folge eines Schlaganfalls plötzlich gestorben ist.
Der "Siècle" meldet aus Newyork, die Agenten eines Pariser Handschuh=Exporthauses seien wegen unzureichender Werthangabe eines Postens Handschuhe zu 36 000 Frcs. Uebertaxe verurtheilt worden. Da heißt ein Geschäft!
Eine Freude haben die Pariser jetzt an dem Fürsten von Montenegro, der augenblicklich in Paris weilt und dort "als bester Freund" Rußlands sehr hofiert wird. Er hat alsbald nach seiner Ankunft Herrn Carnot und dann dessen Gemahlin seinen Besuch gemacht.
Die russisch französische Freundschaft hat eine neue Beglaubigung, und zwar durch den Zaren selbst erhalten! Der officiöse Pariser "Temps" schreibt, Prinz Waldemar von Dänemark habe sich brieflich an den Zaren gewendet, mit der Bitte um Aufnahme des Herzogs von Orleans als Officier in ein russisches Cavallerie=Regiment. Der Zar habe aber erwidert, er sehe darin mit Rücksicht auf die ausgezeichneten Beziehungen zu der französischen Regierung eine Unzukömmlichkeit, da die französische Regierung darin eine tendenziöse Begünstigung der monarchischen Partei erblicken könnte, während Rußland der französischen Partei=Discussion fremd bleiben wolle, so lange Frankreich, welches alle Sympathien Rußlands besitze, an der Spitze eine geachtete Regierung wie diejenige Carnots habe. Bezüglich des Hinweises auf den Fall des Prinzen Napoleon habe die Antwort erklärt, daß dieser Prinz niemals Absichten auf den Thron noch Verwickelungen mit der Regierung der Republik gehabt habe.
Die russische Regierung bestimmte, daß diejenigen dachen Officiere, welche zur Erlernung der russischen Sprache nach Rußland kommen wollen, in der Stadt Charkow ihren Aufenthaltsort zu nehmen haben.
Der Sultan hat am Freitag in Constantinopel den Flügeladjutanten Kaiser Wilhelms, Herrn von Hülsen, empfangen, der ihm ein Handschreiben des Kaisers und einen prachtvollen Ehrensäbel überreicht hat. In dem Handschreiben wird dem Sultan der wärmste Dank für die dem Panzerschiff "Friedrich Karl" geleistete Hilfe ausgesprochen und der Versicherung aufrichtiger Freundschaft erneut Ausdruck gegeben. Der Audienz haben mehrere hohe Würdenträger beigewohnt. Herr von Hülsen hat den Osmanieorden II. Classe erhalten.
Emin Pascha hat nach Errichtung einer Station am Victoria Nyanza den Rückmarsch zur Küste freiwillig angetreten, denn das Rückberufungsschreiben des Reichscommissars kann bei der sehr erheblichen räumlichen Entfernung noch gar nicht in seinen Händen sein. An der jetzt englischen Wituküste stehen die Dinge ziemlich kritisch. Kein Europäer darf es ohne den Schutz Bewaffneter wagen, das Land zu betreten.
- Schönberg. Schon wieder Blutvergiftung durch gefärbte Strümpfe. Der ca. 9jährige Sohn eines Einwohners in dem Dorfe Resdorf hatte an einem Fuße aufgebrochene Frostbeulen und zog über dieselben gefärbte Strümpfe. Nach Verlauf von mehreren Tagen zeigte sich eine starke Aufschwellung des einen Fußes und als man zuletzt und vielleicht zu spät ärztliche Hülfe in Anspruch nahm, wurde Blutvergiftung constatirt. Das Kind soll hoffnungslos darniederliegen. - Dieselbe Krankheit zog sich vor ca. 3 Wochen ein Arbeitsmann aus eben demselben Dorfe zu, indem er vergifteten Weizen zur Vertilgung der Mäuse auf den Acker legte. Er hatte einer kleinen Wunde am Finger nicht geachtet. Da aber rechtzeitige ärztliche Hilfe zur Anwendung kam, soll Hoffnung sein, den Mann seiner zahlreichen Familie zu erhalten.
- Schönberg. Die Rieps=Cronscamper Genossenschaftsmeierei zahlte ihren Mitgliedern für gelieferte Decembermilch nach Abzug der Betriebskosten und Rückgabe der Butter= und Magermilch 8 3/10 . pro Liter.
- Schönberg. Als vor einigen Tagen das Gefährt des Mühlenbesitzers auf der Bäk eine Schneeschanze durchfuhr, stürzte das eine Pferd und war auf der Stelle todt. Das andere noch junge Pferd wurde unruhig und ging durch. Doch schon nach kurzem Laufe stürzte auch dieses und brach sich das Genick.
Anzeigen.
Unterm heutigen Dato ist in das Genossenschafts=Register des unterzeichneten Amtsgerichts sub Nr. 7 Fol. 37, eingetragen:
Firma der Genossenschaft: Carlower Genossenschafts=Meierei, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht.
Rechtsverhältnisse der Genossenschaft:
a. Das Statut datirt vom 20. April 1890.
b. Der Gegenstand des Unternehmens ist die Milchverwerthung auf gemeinschaftliche Rechnung.
c. Alle Bekanntmachungen und Erlasse in den Genossenschaftsangelegenheiten erfolgen unter der Firma der Genossenschaft und werden vom Vorstande unterzeichnet. Mittheilungen an die Mitglieder werden jedem Einzelnen schriftlich zugestellt. Annoncen für das consumirende Publikum sowie sonstige Bekanntmachungen Seitens der Genossenschaft in Betreff Rechnungsablage u. s. w. werden in den "Schönberger Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg" veröffentlicht.
d. Das Geschäftsjahr läuft vom 1. October bis zum 30. September.
e. Die Mitglieder des Vorstandes sind: Viceschulze Hans Heinrich Robrahn in Pogetz, Büdner Friedrich Borchert in Carlow und Hauswirth Heinrich Holst in Carlow.
f. Der Vorstand zeichnet für die Genossenschaft, indem er zu der Firma derselben seine Unterschrift beifügt. Rechtsverbindlich ist die Zeichnung dritten gegenüber nur dann, wenn wenigstens zwei Vorstandsmitglieder unterzeichnen.
Vorstehende Eintragung wird hierdurch öffentlich bekannt gemacht unter dem Bemerken, daß die
[ => Original lesen: 1891 Nr. 5 Seite 3]Einsicht der Liste der Genossen während der Dienststunden des Gerichts jedem gestattet ist.
Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg,
den 10. Januar 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
W. Freitag.
Bekanntmachung.
Die unterzeichnete Prüfungs=Kommission macht die im Jahre 1871 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militairdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1891 bei der unterzeichneten Kommission schriftlich zu melden und bei dieser Meldung die Vorschriften im § 89 der Wehrordnung vom 22. November 1888 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März 1891 stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, den 3. Januar 1891.
Großherzoglich Mecklb. Prüfungs=Kommission für Einjährig=Freiwillige.
Bekanntmachung.
Diejenigen Herren Delegirten, Ausschußmitglieder, Schiedsgerichtsbeisitzer und Inhaber genossenschaftlicher Ehrenämter, welche noch Ersatz von baaren Auslagen und Reisekosten, sowie Tagegelder zu beanspruchen haben, ebenso diejenigen Behörden, Krankenhausverwaltungen, Aerzte und Gewerbetreibenden, welche noch Forderungen aus dem Jahre 1890 an die Genossenschaft haben,
werden hierdurch ersucht, ihre Ansprüche unter Einreichung einer Liquidation, beziehungsweise Rechnung bis spätestens zum 20. Januar 1891 bei dem unterzeichneten Vorstande geltend zu machen.
Neubrandenburg, den 31. December 1890.
Der Vorstand der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.
Holz=Auction Nr. 7.
Am Freitag, den 23. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehende Holzsortimente verkauft werden.
1. Aus dem Rupensdorfer Holze.
40 Rmet. eichen Knüppel.
17 Fuder do. Reiser (Pollholz),
100 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
53 Fuder do. Durchforstholz & Pollholz,
2 Rmet. birken Kluft und Knüppel,
20 Stück ellern Pantoffelschleete,
18 Fuder starkes ellern Wadelholz,
10 Rmet Nadelholz Kluft und Knüppel,
2. Aus dem Niendorfer Holze.
1 Rmet. eichen Knüppel,
48 do. Nadelholz Knüppel.
Der Rest des Holzes wird bis zum 21. d. Mts. fertig gestellt sein.
Schönberg, den 15. Januar 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 8.
Am Sonnabend, den 24. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente verkauft werden.
Aus dem Carlower und Röggeliner Holze.
20 Stück eichen Wagendeichseln,
25 Rmet. eichen Kluft I. und II. Cl.
21 Fuder eichen Pollholz,
5 Rmet. eichen Späne,
4 Rmet. buchen Kluft II. Cl.,
25 Fuder buchen Durchforstholz I. und II. Cl.,
4 Rmet. buchen Rodestämme,
4 Rmet. birken Kluft,
3 Fuder birken Wadelholz I. Cl.,
3 Fuder birken Pollholz,
5 Stück birken Nutzhölzer = 2,21 Festmet.,
4 Rmet. ellern Kluft und Knüppel,
12 Rmet. aspen und kiefern Kluft,
21 Fuder ellern Schleetholz für Pantoffelmacher.
Schönberg, den 15. Januar 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction.
im Vitenser Forste.
Revier: Woitendorfer Holz.
am Montag, den 19. Januar 1891 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:
10 eichen Drümme
2 Rmet. eichen Kluftholz.
10 Rmet. do. Knüppelholz.
4 Stück buchen Drümme.
1 do. Weißbuchen Drümme.
100 Rmet buchen Kluftholz I. und II. Cl.
138 do. do. Knüppel und Ausschußholz.
396 do. do. Buchholz von Aesten u. Zweigen
60 Stück fichten Bauhölzer.
234 Rmet. birken Stangenholz II. Cl.,
180 do. ellern Stangenholz II. Cl.
Versammlung Morgens 10 Uhr beim Holzwärtergehöft zu Woitendorf.
Vitense, den 11. Januar 1891.
L. Wiegandt,
Großherzogl. Revierförster.
Auctions=Abkündigung.
Der auf Sonnabend, den 17. d. Mts. bei Vest zu Hammer angesetzte Verkauf von Pfandsachen findet nicht statt.
Schönberg, den 15. Januar 1891.
Staffeldt. Gerichtsvollzieher.
Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Antoni=Termins
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 18. Januar d. J.
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 10. Januar 1891.
Das Directorium.
Agentur der
Mecklenburgischen Bank
in Schwerin
für Schönberg und Umgegend.
Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:
1. gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro cent;
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, drei und zwei pro cent;
3. im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.
Schönberg i. M.
Stadtsecretair Wilh. Schrep.
Alle Diejenigen, welche noch an den Nachlaß des zu Schönberg verstorbenen Schuhmachermeisters Heinrich Clasen schulden, werden hierdurch aufgefordert, ihre resp. Schuldbeträge bis zum 20. d. Mts. an Unterzeichneten einzuzahlen. Ebenso fordere ich auch alle Diejenigen auf, die an den obengedachten Nachlaß noch Forderungen zu haben vermeinen, sich bis zum obengedachten Tage bei mir zu melden, da spätere Anmeldungen nicht mehr berücksichtigt werden können.
Schönberg, den 9. Januar 1891.
Der Vormund:
Carl Rahn,
Schuhmachermeister.
Gesucht zu sofort oder zum 1. Februar ein ordentliches Mädchen an Stelle eines erkrankten.
Lübeck, Sandstr. 18, 1. Et.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 5 Seite 4]Vom 1. October v. J. bis 1. Januar d. J. sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Holst, Schl.=Sülsdorf 1 Pferd M. 550.
2. Vom Hauswirth Möller, Klocksdorf 1 Pferd M. 50.
3. Vom Arbeitsmann Dunkelmann, Rabensdorf 1 Kuh M. 135.
4. Vom Schulzen Mette, Kl.=Mist 1 Pferd M. 500.
5. Vom Hauswirth J. Retelsdorf, Herrnburg 1 Pferd M. 100.
6. Vom Hauswirth Freytag, Pogez 1 Pferd M. 150.
7. Vom Fuhrmann Köster, hier 1 Pferd M. 250.
8. Vom Schulzen Wittfoth, Duvenest 1 Pferd. M. 200.
9. Vom Hauswirth Kols, Grieben 1 Pferd M. 200.
10. Vom Hauswirth J. Retelsdorf, Herrnburg 1 Pferd M. 100.
11. Vom Ackerbürger Wullff, Ratzeburg 1 Kuh M. 135.
12. Vom Hauswirth Bennin, Teschow 1 Pferd M. 100.
13. Vom Schulzen Faasch, Selmsdorf 1 Pferd M. 50.
14. Vom Hauswirth Krickhuhn, Selmsdorf 1 Pferd M. 150.
15. Vom Hauswirth Bruhn, Grieben 1 Pferd M. 600.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 . pro 100 M. Versicherungssumme. - Unsere Mitglieder werden ersucht solchen Beitrag am
Freitag, den 23. Januar cr., Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 7. Januar 1891.
Direktion der Vieh=Versicherungs=Gesellschaft.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Zur Feier des Geburtstages
Sr. Maj. des Kaisers
findet am Dienstag, den 27. d. Mts., eine große
Festaufführung
mit nachfolgendem Balle
in dem Saale des Gastwirths Boye hierselbst statt.
Anfang 7 1/2 Uhr
Zur Darstellung kommt das Krieger=Festspiel von
Georg Reimann.
Kameraden haben bei Anlegung des Vereinsabzeichens mit ihren Familien freien Zutritt. Nichtmitglieder können durch Mitglieder eingeführt werden, jedoch zahlen Herren 1 M. und Damen 50 . Eintrittsgeld. Einführungskarten sind zu haben bei den Kameraden Oldenburg und Hempel.
Zu recht reger Betheiligung ladet ergebenst ein
Der Vorstand.
Stadt Lübeck,
Sonntag, den 18. d. Mts.:
Tanzmusik.
Stadt Lübeck, Schönberg.
Sonntag, den 18. Januar Ausspielen von
Spickgänsen
auf meinem amerik. Billard, wozu ich ergebenst einlade.
M. Köster.
Anfang 3 Uhr.
Ausschank von Marienthaler Bockbier.
Eine Partie zum Ausleihen gebrauchter
Hack- und Stopfmaschinen,
eine gute einspänn. Pferdesiele,
ein Reitsattel mit Zaum,
2 gebrauchte gute Decimalwaagen
verkauft billig
C. Schwedt.
Geld=Gesuch.
Suche zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen und Grundstücke Geld in Pösten von 600 Mk., 1000 Mk., 2000 Mk. und 3000 Mk. auf Hypothek oder anderweitige Sicherheit zu 4 pCt. Zinsen.
Näheres durch
P. Maass, Marienstr. 46.
Ich warne hiermit vor An= und Verkauf meiner Bierflaschen. Dieselben sind leicht zu erkennen an dem dicken, durchlöcherten Kopfe zu Patentverschluß, sowie meine sogenannte engl. Flasche mit geschweiftem Hals.
Zugleich mache ich hiermit bekannt, daß ich ohne Pfand von 10 Pfennigen für die Flasche keine verabfolgen werde, und bitte meine geehrten Kunden, welche noch im Besitze einiger Flaschen sind, dieselben abzuliefern.
Ergebenst
C. Schwedt.
Meinen geehrten Mahlkunden zur Nachricht, daß ich, besonderer Umstände halber genöthigt bin, bis auf Weiteres das Pungenwagenfahren einzustellen.
Pfaffenmühle, im Januar 1891.
Hochachtend
R. Petersen.
Für in so reichem Maße bewiesene Teilnahme bei der Beerdigung meiner lieben Frau durch Kranzspenden und Geleite, sprechen wir hiermit unseren innigsten Dank aus.
Sabow, den 15. Januar 1891.
H. Grevsmühl sen.
und Familie.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 18. Januar.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 3.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 5 Seite 5]Beilage
zu Nr. 5 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. Januar 1891.
Der Vorstand der Invaliditäts= und Altersversicherungs=Anstalt "Mecklenburg" zu Schwerin ist zur Zeit in voller Thätigkeit, um den umfangreichen Apparat der Anstalt in Gang zu bringen. Wie umfangreich dieser Apparat ist, geht daraus hervor, daß für die erste Zeit nicht weniger als 190 000 Quittungskarten auszustellen waren. Dabei werde der Vorstand und die einzelnen Amtsstellen noch immer mit Fragen überhäuft in Betreff des Kreises der Versicherungspflichtigen, worüber vielfach die größte Unklarheit herrscht. Auch über die Zugehörigkeit eines Versicherten zur Lohnclasse, deren es bekanntlich vier giebt, herrscht vielfach Unsicherheit. Es wird dabei nicht genügend beachtet, daß § 22 des Gesetzes genau angiebt, wie tief bei den einzelnen Versicherungspflichtigen mit der Schätzung der Lohnklasse gegangen werden darf. Danach ist der Jahresverdienst landwirthschaftlicher Arbeiter und Arbeiterinnen auf 450, bezw. 300 M. mindestens zu berechnen (also 2. und 1. Lohnclasse). Bei Hofgängern kann die erste, also niedrigste Lohnclasse, genommen werden. Bei Angehörigen einer sog. Zwangskrankencasse ist als Jahresverdienst mindestens der 300fache Betrag des Satzes, wonach das Krankengeld gezahlt wird, bei sonstigen Arbeitern (also auch Dienstboten) der 300fache ortsübliche Tagelohn anzusehen. Es ist gestattet, über die Sätze hinauszugehen, bei Dienstboten würde dann also zum Lohn noch der Werth der Naturalbezüge zuzurechnen sein, es darf aber nicht unter diese Sätze gegangen werden. Das Statut der Versicherungsanstalt "Mecklenburg" ist unterm 27. November 1890 vom Reichsversicherungsamt bestätigt. Nach demselben ist die obere Leitung der Anstalt in den Händen eines Vorstandes und eines Ausschusses. Ein Aufsichtsrath ist nicht in Aussicht genommen, dafür ist den bezügl. gesetzlichen Vorschriften entsprechend zu dem Vorstand je ein Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zugezogen. Die Theilnahme an der Verwaltung setzt für Arbeitgeber nach dem Statut eine gewisse Opferwilligkeit voraus, denn es werden ihnen nur Reisekosten und ein Ersatz der baaren Auslagen bis zu einer gewissen Höhe bewilligt werden, den Vertretern der Arbeitnehmer wird dagegen außer den genannten Bezügen auch noch eine Entschädigung für den entgangenen Arbeitsverdienst gewährt.
- Mit Bezug auf unsere kürzlich gemachten Ausführungen über die sofort in die Augen fallenden Wirkungen der Alters= und Invaliditätsversicherung ist weiter zu verzeichnen, daß in der schleswig=holsteinischen Dorfgemeinde Schütze, welche nur etwa 500 Einwohner zählt, für 12 über 70 Jahre alte Personen beim Landrathsamte der Antrag auf Bewilligung der Altersrente gestellt wurde. - Die Bayern wollen aber von diesem segensreichen Gesetz nichts wissen, denn nach einer Meldung aus München verweigern mehrere Landgemeinden Niederbayerns officiell die Annahme der Quittungskarten und erklären, keinerlei Zahlung leisten zu wollen.
- Der Schlitten des Kaisers hat am Sonntag Nachmittag kurz vor dem Bahnhof Thiergarten in Gefahr geschwebt, mit einer Equipage zusammenzurennen. Der kaiserliche Schlitten hatte kurz nach 1/2 3 Uhr das Schloß verlassen und war die von zahlreichen Menschen belebten Linden hinab und durch das Brandenburger Thor gefahren. Der Schlitten hatte die Stadtbahn fast erreicht, als ihm plötzlich eine in der Richtung nach Charlottenburg zu umbiegende Equipage direct in den Weg fuhr. Die Pferde standen bereits Kopf an Kopf, als beide Kutscher noch im letzten Augenblick die Thiere soweit zur Seite rissen, daß der drohende Zusammenstoß vermieden wurde. Der kaiserliche Schlitten setzte unverzüglich die Fahrt fort.
- Dr. Cornet fand in den Höhlenbildungen der Lunge ein noch unbenanntes Bakterium giftiger Art, welches Meerschweinchen und Kaninchen schon in geringer Menge tödtet, auf Agar-Agar ein starkes Wachsthum zeigt und Vegetationen in Form großer grüner Tropfen darauf bildet. Cornet ist gegenwärtig mit einer Arbeit über die in Lungenhöhlen vorhandenen Bakterien beschäftigt, die er demnächst veröffentlichen wird.
- In einer sozialistischen Versammlung in Berlin wurde die beachtenswerthe Mittheilung gemacht, daß die Auflage der sozialdemokratischen Parteipresse sich ganz erheblich vermindert habe. Die Abonnentenzahl der "Berliner Volkstribüne" nahm sogar so erheblich ab, daß die fernere Existenz des Blattes gefährdet ist.
- In Berlin machen in diesem Winter die Roßschlächter das beste Geschäft. Die Zahl der bei der Glätte der Straßen oder sonstwie verunglückten Pferde ist außerordentlich groß und die Roßschlächter brauchen daher nicht lange nach "Schlachtvieh" zu suchen. Allerdings ist auch der Pferdefleischkonsum in diesem Winter so groß, wie noch nie vorher.
- Das weltbekannte Tabaklager Weber, Möller und Compagnie am Sandthorquai beim Freihafen in Hamburg brannte am Sonntag gänzlich nieder; ebenso das Tabaklager von David Jessurm. Der durch das Feuer angerichtete Schaden ist sehr bedeutend.
- Die von der Hamburg=Amerikanischen Packetfahrt=Actien=Gesellschaft mit dem Doppelschrauben=Schnell=Dampfer "Auguste Viktoria" zu veranstaltende Lustfahrt nach dem Mittelmeer fand eine große Theilnahme, so daß sämmtliche Plätze begeben sind.
- Am 17. Januar wird der Abgeordnete Dr. Windthorst seinen 80. Geburtstag begehen.
- Die deutschen Burschenschaften beabsichtigen, zur Feier der 20. Wiederkehr des Tages der Kaiserproklamation zu Versailles am 17. und 18. Januar ein Gedenkfest in Bielefeld zu veranstalten.
- Ein richtiger Schwabenstreich wird aus Homburg v. d. H. gemeldet. Ein Knirps von Bäckerburschen, ein Schwabe, belustigte sich in der Backstube mit Schießübungen, indem er aus einem Terzerol kleinsten Kalibers nach der Wand schoß. Auf das Schießen kam der Sohn des Bäckermeisters herbei, und er sowohl wie ein in der Backstube noch anwesender Bäckergeselle, ein älterer Schwabe, stellten die Behauptung auf, daß der Schießheld nicht treffen könne. Der größere Schwabe stellte sich nun als Zielscheibe auf, und die Folge davon war, daß er einen Schuß in den Oberarm bekam und die Kugel bis heute noch im Arm steckt. Der kleine Schwabe hatte sich in Folge dessen vor dem Schöffengericht wegen Körperverletzung zu verantworten; er wurde indessen freigesprochen, weil er mit Wissen und Willen des Verletzten gehandelt hatte.
- In dem Gedicht "Der Ring des Polykrates" heißt es: "Und als der Koch den Fisch zertheilet, - Kommt er bestürzt herbeigeeilet, - Herr, Herr, den Ring, den ihr getragen, - Ihn fand ich in des Fisches Magen etc." In eine gleiche Bestürzung gerieth am 2. Weihnachtsfeiertag die Wirthin im Restaurant auf Güterbahnhof Dresden=Altstadt, als sie bei der Zertheilung einer gebratenen Erretterin des Kapitols in der Gegend der Einmündung der Speiseröhre in den Magen ein Zehnmarkstück vom Jahre 1872 mit dem Bildniß Kaiser Wilhelms I. vorfand. Dieses Goldstück soll zum Andenken aufbewahrt werden.
- In Cassel ist am heiligen Dreikönigstage ein so seltsames Naturereigniß eingetreten, daß es fast für "Jägerlatein" gehalten werden könnte: ein junger, schmucker Auerhahn wurde in der Stadt lebendig und unversehrt eingefangen. Das trug sich folgendermaßen zu: Ob durch den starken Schneesturm in seiner Flugrichtung verschlagen oder ob durch Hunger in die Nähe menschlicher Wohnungen getrieben - genug, der Auerhahn flog direkt durch
[ => Original lesen: 1891 Nr. 5 Seite 6]das Auethor, quer über den Friedrichsplatz, wo gerade Wochenmarkt stattfand und ein buntes Volksgewühl herrschte. Der seltene Gast aus höheren Regionen wurde natürlich von der zahlreichen Menschenmenge wie ein Wunderthier angestarrt und ihm selbstverständlich von allen Seiten die lebhaftesten und lautesten Begrüßungsrufe entgegengebracht. Indessen der Auerhahn ließ sich durch das Geschrei nicht aus seiner stolzen Ruhe bringen, er spazierte gravitätisch oder flog ganz gemüthlich, gerade wie es ihm paßte, zwischen den Marktweibern hin und her, beguckte sich die pustende, auf dem Platze haltende Straßenbahn, besuchte den Verkaufsplatz für Hasen, Rehe, Rebhühner etc., die er als alte Bekannte begrüßte und beschnüffelte und ließ sich dann ganz gemächlich bei dem Verkaufsplatze für Fische nieder. Nachdem man sich von seinem Erstaunen erholt und überzeugt hatte, daß man es wirklich und wahrhaftig mit einem Auerhahn (diesem so überaus scheuen und für den Jäger außer der Auerhahnbalz im März und April fast nie zugänglichen Wilde) zu thun hatte, wurde der seltene Gast am Kragen gepackt. Der Vogel ist etwa 1 Jahr alt, 1 Meter lang und "klaftert" über ein Meter. Er ist gesund und unverletzt.
- In Schmiedeberg in Schlesien wurde in der Nacht zum Sonnabend um 11 1/2 Uhr bei Schneefall ein Gewitter mit Blitz und Donner beobachtet.
- Die Eisenbahnverwaltungen sind nach der "Staat. Corr." von der Centralinstanz angewiesen worden, die graphischen Entwürfe für den Sommerfahrplan zum ersten Mal nach einheitlicher Zeitrechnung anzufertigen.
- In Paris fiel ein Zuschauer während der Vorstellung in der Opéra comique von der dritten Galerie hinab zwischen die Orchester=Fauteuils, erlitt aber keine gefährlichen Verletzungen.
- Am Sonnabend Abend haben zwei heftige Erdstöße in St. Gallen und Rheinthal stattgefunden.
- Sogar in Genf ist ein großer Theil des dortigen Hafens eingefroren. Auch ein Theil der Rhone ist eisdeckt. Die Dampfschiffe kursiren nicht mehr.
- In ganz Ober= und Mittelitalien dauert der starke Schneefall fort; mehrere Eisenbahnlinien waren genöthigt, ihren Verkehr zu unterbrechen. In der Umgebung von Mantua liegt der Schnee einen Meter hoch. Die Abruzzen sind vollständig eingeschneit. In Rom selbst ging am Sonntag ein Gewitter mit Hagelschlag nieder.
- Die Volkszählung hat für Budapest 466 000 Einwohner ergeben, d. i. eine Gesammtzunahme von 111 000 Seelen gegen die Zählung im Jahr 1880.
- Die Königin Victoria von England sandte dem Sultan von Marokko einen prächtigen indischen Elephanten zum Geschenk.
- Die Noth unter der Londoner Arbeiterbevölkerung wird als grenzenlos geschildert. Ganze Schaaren unbeschäftigter Arbeiter durchziehen die Straßen von London und belagern die Polizeihöfe.
- Ein durchlöchertes Haar. Während ihres letzten Aufenthaltes in England besuchte die Königin Elisabeth von Rumänien auch eine Nähnadelfabrik. Als sie in eine Werkstätte trat, bat einer der Arbeiter, welcher die Löcher der Nadeln zu stechen hat, die Königin um eines ihrer eigenen Haare. Die Königin willfahrte lächelnd. Der Arbeiter nahm das Haar, legte es unter seine Maschine, versah es mit einem Loche, zog durch dieses Loch einen Seidenfaden und überreichte das Ganze der erstaunten Königin. Eine gleiche Geschichte ist übrigens dem Kaiser Wilhelm I. in einer rheinischen Nähnadelfabrik passirt. Neu ist der Fall also keineswegs.
- Der junge König Alfons XIII. von Spanien spielte, wie über Paris gemeldet wird, an einem Tag der vorigen Woche im Beisein seiner ersten Gouvernante Madame de Tacon, die schon die Gouvernante seines Vaters gewesen war und heute 81 Jahre alt ist. Der kleine König war auf einen Tisch geklettert und wollte von demselben herabspringen, als die Gouvernante, fürchtend, daß er sich weh thun möchte, auf ihn lossprang, ihn auch auffing, darauf aber selber mit ihm zu Boden stürzte. Das Kind stand munter und gesund wieder auf, aber Madame de Tacon scheint innere Verletzungen durch den Sturz erlitten zu haben und schwebt in Lebensgefahr.
- Furchtbare Wirbelstürme zerstörten in Texas viele Ortschaften; zahlreiche Menschen wurden getödtet.
- Aus Kamerun wird ein Unfall gemeldet, der einem Deutschen das Leben kostete. Ein junger, liebenswürdiger Deutscher, Vertreter der Firma Jentzen und Thormählen, Namens Eggert, fuhr auf einem Kanoe den Mungofluß hinauf und sah plötzlich aus dem Urwald heraus einen Elephanten treten. Er giebt Feuer, verwundet das Thier und dieses stürzt ins Wasser auf das Kanoe los, ergreift einen der Krujungen, die Eggert begleitet hatten, beim Schopfe und schleudert ihn in hohem Bogen in die Luft und nieder ins Wasser. Dann schlägt er mit seinem Rüssel Eggert auf den Nacken und dieser versinkt unter dem Weherufe: "O mein Gott!" in den Fluthen. Der Krujunge war unverletzt geblieben und hat auch seinen todten Herrn in dem Kanoe nach Kamerun befördert.
- Die kältesten Tage. Es ist und bleibt ein erfrischendes Gefühl, wenn die reine, kalte Winterluft die Muskeln höher spannt, und die Gemüthsstimmung wird dadurch nicht herabgedrückt, sondern vielmehr wohlthuend erhoben. Aber kommen auch Tage, wo die Kälte immer grimmiger wird, wo die Zähne des träge aus dem Norden anzottelnden Eisbären sich grimmig immer tiefer schlagen, wo alles Leben vernichtet zu werden scheint. Solche außerordentlich kalte Tage sind zu allen Zeiten beobachtet worden. Es dürfte deshalb manchen interessiren, aus einer Scala zu ersehen, welche tiefsten Temperaturen unter verschiedenen Klimaten an verschiedenen Orten bis jetzt beobachtet worden sind. Hier ist dieselbe:
I. Von 0 bis -20°R.- II. Von -20 bis 31°R.
0 Kapstadt. -21. Heidelberg.
-4. Palermo. -21,5. Karlsruhe.
-4,8. Tunis. -22. Prag.
-5. Rom. -22,4. München, Würzburg.
-5,8. Bermuda. -23. Nagold.
-7,2. Manao. -23,2. Hamburg.
-8,6. Marseille. -23,8. Berlin.
-10,4. Rio de Janerio. -24. Stuttgart, Regensburg.
-13,8. Kopenhagen. -24,4. St. Gotthardt.
-16. Wien, Philadelphia. -25. Tübingen.
-16,6. Brüssel. -26. Leipzig, Sagan.
-18. Ofen. -26,4. Dresden.
-18,4. Mannheim. -28. Berlin, Stralsund, Breslau.
-19,5. Cambridge. -28. St. Bernhard.
-20. Straßburg, Elberfeld, Erfurt. -31. Petersburg, Moskau.
III. Von -32°R., dem Gefrierpunkt des Quecksilbers bis -48°R., die niedrigste Temperatur, die bis jetzt an irdischen Körpern beobachtet worden ist.
-32. Kasan und Pyschminsk in Sibirien.
-33. Werecknig, Pdensk in Sibirien.
-33,7 Petersburg in Jahre 1760.
-35. Hudsonbay.
-36,5. Nordküste Amerikas im Jahre 1837.
-37. Schwedisch=Lappland im Jahre 1737.
-38,6. Meville=Inseln im Jahre 1820.
-40. Fort Entreprise.
-43,8. Nordküste Amerikas, März 1837.
Die letzte eminent tiefe Temperatur fanden die Reisenden Simpsson und Dease im Jahre 1837 an der Nordküste Amerikas. Dieselben haben bei einer Kälte von -36°R. Kugeln aus Quecksilber gegossen und mit einer solchen Kugel gefrorenen Quecksilbers ein zolldickes Brett durchschossen; daneben aber hat ein Mann täglich 8 bis 10 Pfund Fleisch verzehrt, um diese Grimmkälte zu ertragen!
- Glyzerin, ein Mittel gegen Verbrennungen. Kober hat mit dem Glyzerin umfassende Versuche angestellt und in allen Fällen gefunden, wie dasselbe bei Verbrennungen mit direkter Flamme angewendet wurde nie Blasen, Entzünden oder gar Eiterungen eintreten. Ja, ein paar Stunden, während welcher es alle Viertelstunden eingerieben wird, sollen genügen, um alle Schmerzen zu beseitigen.
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