No. 78
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Oktober
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 78 Seite 1]

Der Besuch des deutschen Kaisers in Wien verlief ohne jede Störung. Alle Zeitungen in Wien und Pest feiern den Kaiser, der sich nicht nur als friedliebender Fürst, sondern auch als außerordentlich einsichtsvoller Regent bewährt habe. - Die Ordnung war musterhaft, obgleich außer der Ehren=Compagnie am Bahnhof nicht ein Mann Militär ausgerückt war. Die Veteranen=Vereine hielten das lange Spalier in mustergiltiger Exaktheit beisammen. Der großartige Empfang ist das Werk der Bevölkerung ganz allein. - Der Anblick der Einzugsstraßen war geradezu überwältigend. Das einstimmige Urtheil lautet dahin, daß Wien gleich großartige Ausschmückung noch niemals gehabt habe. Die Praterstraße, die Asperngasse, die Ringstraße bildeten gleichsam einen einzigen fortgesetzten Triumphbogen. Von fünfzig zu fünfzig Schritten überwölbten solche Triumphbogen die breiten Straßen, zwischen den Bogen erhoben sich riesige Flaggenmasten, überall wehten deutsche und österreichische Fahnen. Auch die Gebäude waren wahrhaft glänzend dekorirt und oftmals die Büsten beider Kaiser zwischen den Fahnen und Blumen angebracht. Massenhafte Inschriften zeigten sich, darunter u. a.: "Viribus unitis", "Einigkeit macht stark", "Verbrüderung" etc. Der Riesenbalkon eines Weinhändlers stellte ein Dampfschiff dar, dessen Rauchfang Rauch entströmte, die Bemannung bildeten die Einwohner des Hauses. Das Schiff trug Flaggengala in deutschen und österreichischen Farben und die Inschrift: "Der Kurs bleibt der alte!" Alles wetteiferte in Prachtentfaltung. Der Eindruck war der, daß Wien eine gewaltige Kundgebung für das deutsche Bündniß veranstaltet hatte. Das Wetter war herrlich.
Die Rückkehr des deutschen Kaisers in seine Hauptstadt steht am 10. October bevor. Der Besuch des Königs der Belgier am Berliner Hofe wird Mitte October erwartet. Der Kaiser wird wahrscheinlich in Gesellschaft seines belgischen Gastes der Einweihung des Mausoleums in Potsdam beiwohnen, zu der auch die Großherzogin von Baden nach Berlin kommen wird.
Ueber die Zusammenkunft des Reichskanzlers v. Caprivi und des österreichischen Ministers Grafen Kalnoky in Rohnstock wird jetzt noch aus Wien berichtet, daß beide Minister den Abschluß eines Tarifvertrages zwischen Deutschland und Oesterreich wünschenswerth bezeichnet hätten.
Kaiser Wilhelm wird, wie nunmehr endgültig feststeht, nicht zum Geburtstag des Grafen Moltke nach Creisau reisen, sondern hat den Feldmarschall eingeladen, den Tag in Berlin zu verleben.
An der Moltkefeier wird sich die Stadt Berlin betheiligen durch Zeichnung eines Beitrages von 20 000 Mark zu der Parchimer Stiftung und außerdem durch Dotirung einer Wohlthätigkeits=Stiftung zu Ehren Moltkes mit 50 000 Mk.
Die von verschiedenen Zeitungen gebrachte Meldung, der Generalstabschef Graf Waldersee wolle von seinem Posten zurücktreten, ist unbegründet. Thatsache ist indessen, daß sich das frühere vertrauliche Verhältniß zwischen dem Monarchen und dem Chef des Generalstabes sehr erheblich geändert hat. Als Kaiser Wilhelm II. das Rücktrittsgesuch des Feldmarschalls Grafen von Moltke genehmigte, war dessen Nachfolger Graf Waldersee, die erste militärische Autorität, da der Kaiser bis dahin in der Führung größerer Heerestheile keine praktische Uebung gehabt hatte. Derselbe fand sich aber außerordentlich schnell in die Stellung eines Generals hinein, und es ist wiederholt vorgekommen, daß der Kaiser dem Grafen Waldersee gegenüber abweichende Ansichten vertrat und, was die Hauptsache, Recht behielt. Heute ist Kaiser Wilhelm II. eben so sehr der oberste Kriegsherr, wie Kaiser Wilhelm I. und Graf Waldersee ist nicht mehr und nicht weniger, als was sein Amt bedeutet. Heute hört der Kaiser über Tagesfragen alle Kreise und giebt nichts auf einzelne Aeußerungen, während er beim Antritt seiner Regierung auf die damals in den leitenden Stellen befindlichen Persönlichkeiten angewiesen war.
Zu den am 23. October in Blankenburg am Harz beginnenden großen Hofjagden werden als Gäste des Regenten erwartet: Kaiser Wilhelm, der König von Sachsen, der Prinzregent von Bayern, Prinz Heinrich, der Herzog von Sachsen=Altenburg u. s. w. Theatervorstellungen im Blankenburger Schlosse (von Mitgliedern der braunschweigischen Hofbühne) beschließen die Jagdtage. Am 25. Abends tritt der Kaiser die Rückreise an. Seit Wochen schon bereiten die dortigen Forstbeamten alles für die Jagden vor. Das Wild ist bereits in großer Menge in die Buchten hineingelockt. Es sind etwa 300 000 Morgen eingegattert.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß an den Reichskanzler, durch welchen der letztere zur Ausgabe von 3prozentiger Reichsanleihe ermächtigt wird.
Die Reichs=Schulcommission, welche die Aufgabe hat, auf Erfordern des Reichskanzlers Anträge zu begutachten, welche die Berechtigung höherer Lehranstalten zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig=freiwilligen Militärdienst bezwecken, ist unter dem Vorsitze des Präsidenten des Bundesamts für das Heimathwesen vor einigen Tagen wiederum zu Berathungen zusammengetreten gewesen.
Am 1. October trat auch das Gesetz über die Verstärkung des deutschen Heeres in Kraft. Die Friedensstärke der Armee beträgt bis zum 31. März 1894: 486 983 Mann. An Truppentheilen zählt das deutsche Heer: 519 Infanterie=Bataillone, 19 Jäger=Bataillone, 1 Lehr=Bataillon, 387 fahrende, 47 reitende Batterien, 3 Lehrbataillone, 31 Fuß=Artillerie=Bataillone, 2 Lehrkompagnien, 20 Pionierbataillone mit 83 Kompagnien, 5 Eisenbahn=Bataillone mit 18 Kompagnien, 2 Luftschiffer=Abtheilungen, 21 Train=Bataillone mit 63 Kompagnien.
In der Stellung des Reichskommissars Major v. Wißmann wird, wie mehrere Blätter melden, bis zum März 1891 eine Aenderung nicht eintreten. Major v. Wißmann werde auch demnächst auf seinen Posten zurückkehren.
Der Stellvertretende Reichskommissar für Ost=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 78 Seite 2]

afrika, Dr. Schmidt, bestimmte, daß alle Gewehre im Schutzgebiete dem Stationschefs zur Abstempelung einzureichen sind. Nicht abgestempelte Gewehre dürfen nicht geführt werden
Fürst Ludwig Bentheim=Bentheim und Bentheim=Burgsteinfurt, erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, starb in Münster.
Die von den Sozialdemokraten in Berlin und anderen Städten veranstalteten Versammlungen und Festlichkeiten zur Feier des am Dienstag Abend 12 Uhr erfolgten Erlöschens des Sozialistengesetzes sind, soweit bisher bekannt, im ganzen ruhig verlaufen. In einigen Berliner Vororten illuminirten die Sozialisten.
Einen unerwarteten Verlauf nahm eine von Sozialdemokraten in Hadersleben einberufene Versammlung, in welcher der sozialistische Abgeordnete Molkenbuhr über die Lage der deutschen Arbeiter in längerer Rede sprach. Nach heftiger Debatte wurde eine Zustimmungserklärung zu den Ausführungen des Redners abgelehnt, dagegen mit 350 gegen 30 Stimmen folgende Resolution angenommen; "In Uebereinstimmung damit, daß auf dem von Sr. Majestät dem Kaiser beschrittenen Wege eine friedliche Lösung der sozialen Frage zu erreichen ist, erklärt sich die heutige Versammlung bereit, Se. Majestät mit allen Kräften in seinen Bestrebungen zu unterstützen." Mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser wurde alsdann die Versammlung geschlossen.
Eine Versammlung von Bergleuten des Saargebietes, welche in Neunkirchen tagte, beschloß folgende Ergebenheitsadresse an den Kaiser zu richten: "Eurer Majestät geloben die hier versammelten Bergleute aufs neue unverbrüchliche Treue, und angesichts des Erlöschens des Sozialistengesetzes Fernhalten von allen Umsturzbestrebungen."
In Ungarn ist alles hocherfreut über ein wichtiges, in der Entwicklungsgeschichte Ungarns noch nie dagewesenes Ereigniß. Zum ersten Mal seit dem Bestand des durch den Ausgleich von 1867 geschaffenen ungarischen Staates hat dem Reichstag ein Budget vorgelegt werden können, das mit einem Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben abschließt. Sind es auch nur 4000 Gulden und liegt Gefahr nahe, daß der Ueberschuß durch eine nothwendige Ausgabe in ein Deficit verwandelt werden wird, so ist doch der Umstand, daß Ungarn mit der Möglichkeit eines activen Budgets rechnen kann, eine sehr erfreuliche.
Trotz der amtlichen Bemühungen den Zustand des Königs von Holland als nicht besorgnißerregend darzustellen, verlautet in unterrichteten Kreisen im Haag, daß in jedem Augenblick das Schlimmste zu befürchten steht. Die Aerzte verlassen den königl. Palast nicht mehr; eine theilweise Lähmung des Königs ist eingetreten.
Englische Blätter berichten wieder einmal von einer in St. Petersburg entdeckten Verschwörung. Diesmal soll es sich um Studenten handeln, die zur Partei der Nihilisten gehören sollen. Es wird gemeldet, daß ihrer 14 verhaftet worden seien.
Die Unterhandlungen zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Sultan von Sansibar über die Abtretung des Küstenstreifens auf dem ostafrikanischen Festland, sind, wie in Berlin verlautet, nunmehr beendet. Der Sultan wird für die Abtretung 4 Millionen Mark empfangen. Es schweben noch Verhandlungen über die Auszahlung der Summe, und über die Art ihrer Aufbringung.


Anzeigen.

Aufgebot.

Es haben beantragt:

I. die Ehefrau des Arbeitsmannes Eggers, Maria, geb. Gothknecht zu Rabensdorf das Aufgebot einer von der hiesigen Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt unterm 1. October 1886 auf den Namen der Antragstellerin ausgestellten Schuld= und Pfandverschreibung (Bd. VII Fol. 327b) lautend über annoch 414 Mark, und eines von derselben Anstalt auch auf den Namen der Antragstellerin lautenden Einlagebuchs Nr. 3493, d. d. Schönberg, am 25. Juni 1888, validirend über 13,66 Mark;
II. die Ehefrau des Trägers Burmeister, Elsa, geb. Oldörp zu Lübeck, Blacks Querstr. Nr. 16, das Aufgebot einer von der oben sub I erwähnten Anstalt unterm 21. Mai 1879 auf den Namen der Antragstellerin Burmeister ausgestellten und über 2030 Mark lautenden Schuld= und Pfandverschreibung.
Die Inhaber dieser Urkunden werden aufgefordert, spätestens in dem auf

Freitag, den 31. October 1890,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte, Sessionszimmer II, anberaumten Aufgebotstermine ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird.
Schönberg, den 1. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


Wider die flüchtig gewordene Martha Tolkenit, geboren den 25. April 1871 zu Wongrowitz, welche dringend verdächtig ist, einen fremden Koffer, welchen sie in Gewahrsam hatte, unterschlagen zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz, ev. Festnahme und Benachrichtigung.
Schönberg, den 1. October 1890.

Der Amtsanwalt.
H. Fölsch.


Torf=Auction.
im Vitenser Forste

am Freitag, den 10. October 1890 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen

1. Auf dem Nesower Moore über
150 Mille Formtorf.
Beginn der Auction Morgens 9 Uhr.

Nach beendeter Torfauction sollen daselbst die Streukavel verpachtet werden.

2. Auf dem Woitendorfer Moore über
300 Ruthen Baggertorf.
Beginn der Auction Morgens 11 Uhr.

Vitense, den 4. October 1890.

                                                    L. Wiegandt.
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Holz=Auction.

Am Dienstag, den 7. Oktober a. c., Vormittags 10 1/2 Uhr sollen durch den Unterzeichneten in der Wirthschaft "Dammans Thurm"
ca. 2500 Dtz. ebenkantige und
Wahlbretter und Planken in öffentlicher Auktion meistbietend verkauft werden. Verzeichnisse sind beim Unterzeichneten zu erhalten.
Lübeck, den 25. September. 1890.

                                                    G. Ollrogge,
                                                    beeid. Auctionator.


Pferd   Am Mittwoch, den 8. October Mittags, treffe ich mit einem Transport 1 1/2 und 2 1/2jähriger

dänischer Füllen
beim Gastwirth Boye ein, wozu ich Kaufliebhaber hierdurch freundlichst einlade.

                                                    H. Gasau.


Pferd   Treffe am 7. Oct. mit einem Transport   Pferd
1 1/2 jähr. Dittmarsch. Füllen
ein, wozu Kaufliebhaber freundlichst einladet                                                    
                                                    Aug. B. Schleuss.


40 Stück gute Gänse
mit vollen Federn hat zu verkaufen                                                    
                                                    Handelsmann Köster,
                                                    Wendorf.


Porzellan-Waaren
in guter Auswahl,
weisse Teller, flach und tief, à St. 10 Pf.,                                                    
kleine weisse Teller, 3 St. für 20 Pf.                                                    
bei                                                    J. F. Eckmann.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 78 Seite 3]

Concentrirter Rinderdünger

ist kein künstliches, sondern ein ganz natürliches Düngemittel, wie wir ein zweites außer dem Stallmist nicht besitzen; er besteht aus Mist von sehr kräftig gefütterten Thieren und enthält mehr als 70 Procent absolute und mehr als 9 Procent relative Nährstoffe. Der concentrirte Rinderdünger wird seiner vorzüglichen Eigenschaften wegen von ersten Autoritäten als bestes Düngemittel empfohlen. Zu einem Hektar Land genügen zur vollen Düngung 7 bis 9 Centner Rinderdünger.

Alleinige Importeure und Verkäufer:
Lehnhoff & Co.,    Hamburg, Alter Wandrahm 33/45.
Vertreter für West=Holstein:                                                    Vertreter          
      J. Grotmak, Nortorf.                                              für andere Plätze gesucht.


Generalversammlung des
Herbergs=Vereins.

Nachdem Se. Königl. Hoheit der Großherzog gnädigst geruht haben, 300 Mark zur ersten Einrichtung zu bewilligen und die Anweisung von 40% der Kosten der Verpflegungsstation in Aussicht zu stellen und das Unternehmen somit gesichert erscheint, wird auf den 27. October, Nachm. 3 Uhr, in dem Boye'schen Gasthof hierselbst eine

Generalversammlung

berufen, zu der alle diejenigen eingeladen werden, die Jahresbeiträge gezeichnet haben oder bis dahin zeichnen werden. Es wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß statutenmäßig in der Generalversammlung nur die Mitglieder, welche bis zur Beschlußfassung einen Jahresbeitrag von mindestens 1 Mark gezeichnet haben stimmberechtigt sind.
                                                    Tagesordnung:
                          1) Berichterstattung.
                          2) Beschlußfassung über Herberge zur Heimath und Verpflegungsstation.
                          3) Wahl des Vorstandes.

Der Ausschuß des Herbergs-Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. A.: Georg Krüger.


Zur Wintersaison

halte ich mein Lager von Kleiderstoffen und dazu passenden Besätzen, wie Seide, Samet, Samet=Bänder, Krimmer u. Sontache=Garnituren in allen Farben bestens empfohlen.
Auch biete ich in dieser Saison in abgepaßten Roben wieder was hervorragendes.

                                                    Heinrich Meyer.


Zur Saison halte mein Putzgeschäft einem geehrten Publikum bestens empfohlen. Alle Neuheiten zu den billigsten Preisen. Hübsch und modern garnirte Hüte in Filz und Sammet, alle möglichen Formen, von 3 Mark an. Indem ich um gütigen Zuspruch bitte zeichne Achtungsvoll

                                                    H. Bohnhoff's Ww.


Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.

Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch bereitwilligst.

Fertige Betten (Oberbett, Unterbett und 2 Kissen)
prima Inlettstoff aufs Beste gefüllt
einschläfig 20, 25, 30 & 40 M. 2schläfig 30, 40, 45, & 50 M.


Anweisung vers. unentgeltlich nach 15jähriger approbirter Heilmethode zur sofortigen radikalen Beseitigung der Trunksucht, mit auch ohne Vorwissen, zu vollziehen, unter Garantie. Keine Berufsstörung. Adresse: Privatanstalt für Trunksuchtleidende Villa=Christina, Post Säckingen. Briefe sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen!


Das Winter=Semester beginnt in der Privatschule am Dienstag, den 14. October, Anmeldungen nimmt am Sonntag und Montag bis Nachmittags 4 Uhr entgegen

                                                    Doris Latendorf,
                                                    Sabowerstraße.


Versammlung der
Schlachter=Innung
am Montag, den 13. Oct., Nachmittags 3 Uhr.

                                                    Der Vorstand.


Ackerbauschule Dargun.
Das Winterhalbjahr beginnt am 22. Oktober.                          
Alles Nähere bereitwilligst durch                                                    
                                                    Direktor Oehlmann.


Gute Stoppelgänse
sucht noch zu kaufen                                                    
                                                    Kaiser-Stove.


Kartoffel
à Ctr. 2 Mk. 50 Pfg. sind zu verkaufen                          
                                                    Bauhof-Schönberg.


400 Kettschöfe
hat noch zu verkaufen                                                    
                                                    Fischer Dierck
                                                    in Schönberg.


Eine Parzelle Ackerland,

3 Scheffel Aussaat, auf dem Cavalier, ist auf mehrere Jahre zu verpachten Reflectanten wollen sich melden bei

Schönberg.                                                     Ww. Auguste Creutzfeld.


Lehrlingsgesuch.

Zum October d. J. kann ein junger Mann mit den nöthigen Schulkenntnissen bei mir als Lehrling eintreten. Kost und Logis gegen Entschädigung auf Wunsch in meinem Hause.

Lübeck.                                                     R. Lübcke.
                                                    i. Fa. Dittmer'sche Buchhandlung.


Zum 24. October suche ich einen                          
ordentlichen Knecht
bei meinen Pferden.                                                    Bürgermeister Bicker.


Suche zum 24. October d. J. einen

Kuhfütterer,

der melken kann, gegen guten Lohn. Zu erfragen in der Expedition d. Bl.


Zum 24. October suche ich noch                                                    
2 ordentliche tüchtige Tagelöhner
in Wohnung.                                                               
Lockwisch.                                                     Dierking.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 78 Seite 4]

Geschäftseröffnung.

Einem verehrten Publicum von Schönberg und Umgegend zur gefl. Nachricht, daß ich am heutigen Tage in der Sabowerstrasse Nr. 23 ein

Colonial= und Materialwaarengeschäft

eröffnet habe. Mein Bestreben soll sein stets reelle Waare zu möglichst billigen Preisen zu liefern und werde ich alles aufbieten, in jeder Weise die Gunst des Publicums zu erwerben.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Christian Freitag.


Mecklenburgische Hypotheken- & Wechselbank.

Wir bringen hiermit zur Kenntniß, daß wir mit dem heutigen Tage die bisher von Herrn J. H. Böckmann verwaltete Agentur unserer Bank für

Schönberg und Umgegend
dem Herrn Wilh. Boye zu Schönberg

übertragen haben.
Schwerin, den 26. September 1890

Die Direction.
Büsing.                 Kayser.


Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.

Der Geschäftsbericht mit Bilanz und Gewinn= und Verlust=Conto für das 21. Geschäftsjahr, sowie der Revisionsbericht etc. liegen vom 6. October d. J. ab in unserem Geschäftslokale zur gefl. Einsicht der Herren Actionäre aus.
Schönberg, den 1. October 1890.

                                                    Das Directorium.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
IV. allgemeine Versammlung

am Sonntag, den 12. October d. J., Nachmittags 5 Uhr, im Vereinslocal.
                          Tagesordnung:
          1. Beschluß über die Geburtstagsfeier S. K. H. des Großherzogs.
          2. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Stadt Lübeck.
Am Markttage:                          
Tanzmusik
à Tanz 10 Pfg. Im kleinen Saale: Concert und Vorstellung
der Sängergesellschaft Stoll.
Ausschank von Münchener u. Marienthaler Bier.


Am 19. und 20. October findet bei mir ein

Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich freundlichst einlade.

Auf drei Schüsse ein Gewinn.
                                                    Oldenburg-Palingen.


Mein Lager von Buckskins, Kammgarne, Paletots & Hosenstoffe

ist reichhaltig sortirt und offeriere ich selbige zu bekannten billigen Preisen.
Auf Wunsch des Käufers lasse ich sämmtliche Stoffe anfertigen und garantiere für guten Sitz, neuesten Schnitt und vorzügliche Arbeit.

                                                    Heinrich Meyer.


Für den Winter

sind die Damenmäntel, Visites und Jaquets von den einfachsten bis zu den elegantesten eingetroffen, darunter apparte Neuheiten.

                                                    Heinrich Meyer.


Phosphorpillen,
Giftweizen,
gegen Feldmäuse                                                    
empfiehlt
                                                    die Apotheke zu Schönberg.


Gegen Hautunreinigkeiten

Mitesser, Finnen, Flechten, Röthe des Gesichts etc. ist die wirksamste Seife:

Bergmann's Birkenbalsam-Seife

allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden. Verkauf à Stück 30 u. 50 Pfennig (Mecklenburg) bei Apotheker Montag.


Echt holl. Javakaffee

mit Zusatz, kräftig und reinschmeckend, gar., à Pfd. 80 Pfg., Postpakete 9 Pfd. Mk. 7.20, versendet zollfrei unter Nachnahme. Beglaub. Anerk. a. Wunsch zu Diensten.

Wilh. Schultz, Altona b. Hamburg.


Zum Clavierstimmen
empfielt sich bestens                                                    
Schönberg.                                                     L. Creutzfeldt.


Statt jeder besonderen Meldung.
Wilhelmine Oldenburg
Wilhelm Oldörp.
Verlobte.
Kl. Mist.                                                     Ollndorf.


Magdalene Dettmann
Heinrich Fick.
Verlobte. Schönberg, den 6. October 1890.                                            


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 78 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 78 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. October 1890.


Zum Verständniß der Invaliditäts= und Altersversicherung.
II.
2. Die Invalidenrente

kann erst nach Zurücklegung einer Wartezeit, d. h. nach Entrichtung einer bestimmten Anzahl von Beiträgen bewilligt werden. Allgemein sind als Wartezeit 5 Jahre, jedes Jahr mit Rücksicht auf zeitweilige Arbeitslosigkeit anstatt zu 52 nur zu 47 Beitragswochen gerechnet, vorgesehen, so daß insgesammt 5x47 = 235 Beiträge entrichtet sein müssen.
Solche Personen indessen, welche bereits in den ersten fünf Jahren nach Beginn der Versicherung, also in den Jahren 1891/1895, arbeitsunfähig werden, können gleichfalls Anspruch auf Invalidenrente machen, wenn sie
a) wenigstens 47 Wochenbeiträge entrichtet haben und
b) nachweisen, daß sie in den letzten fünf Jahren vor Eintritt der Erwerbsunfähigkeit in den noch fehlenden 188 Wochen gearbeitet haben.
Auch hier werden bescheinigte Krankheitswochen, sowie die Dauer militärischer Dienstleistungen und diejenigen Wochen mitgezählt, in welchen Saisonarbeiter etc. ihr Arbeits= oder Dienstverhältniß unterbrechen mußten.
Die Höhe der Invalidenrenten richten sich, wie die Altersrente, nach den Lohnclassen, für welche Beiträge entrichtet worden sind, und nach der Zahl der wirklich entrichteten Beiträge.
Bei Berechnung der Rente wird für alle Lohnclassen ein gleicher Grundbetrag von 60 Mk. angesetzt und sodann für jeden Wochenbeitrag für Lohnclasse I eine Rentensteigerung von 2 Pf.,
für Lohnclasse  II eine Rentensteigerung von   6 Pf.,
für Lohnclasse III eine Rentensteigerung von   9 Pf.,
für Lohnclasse IV eine Rentensteigerung von 13 Pf.
in Anrechnung gebracht. Für bescheinigte Krankheitswochen und für die Wochen militärischer Dienstleistungen, welche als Beitragswochen gezählt werden, kommt für jede Woche die Rentensteigerung der Lohnclasse II in Ansatz.
Hat z. B. ein invalider Arbeiter der Versicherung etwas über 18 Jahre angehört, und kann er
                            50 Beiträge in Lohnclasse  II,
                          300 Beiträge in Lohnclasse III,
                          600 Beiträge in Lohnclasse IV und
                            10 bescheinigte Krankheitswochen
aufweisen, so berechnet sich ein Rentenanspruch bei der Versicherungsanstalt auf 60 Mk. + 50x6 Pf. + 300x9Pf. + 600x13 Pf. + 10x6 Pf. = 168,60 Mk.
Hierzu giebt das Reich, wie bei der Altersrente, einen Zuschuß von 50 Mk., so daß die Jahresrente insgesammt 168,60 + 50 = 218,60 Mk., oder die abgerundete Monatsrente 18,25 Mk. beträgt.

3. Sofortige Geltendmachung der Altersrente und der Invalidenrente.

Wie bereits erwähnt, können die über 70 Jahre alten Arbeiter, etwa 140,000 an der Zahl, sofort nach Eröffnung der Versicherung und die sonstigen älteren Arbeiter, sobald sie 70 Jahre alt geworden sind, Anspruch auf Altersrente geltend machen, wenn von ihnen folgende Bedingungen rechtzeitig erfüllt werden:
a) Schon jetzt müssen alle älteren Arbeiter und Arbeiterinnen sich die Zahl der Arbeitswochen (die Saisonarbeiter auch die Arbeitsunterbrechungen) und den Jahresarbeitsverdienst in den Jahren 1888=1890 bescheinigen lassen, was kostenlos von dem betr. Arbeitgeber oder von der unteren Verwaltungsbehörde des Beschäftigungsortes (Orts= oder Gemeindevorstand, Polizeiverwaltung) zu geschehen hat. Im ersteren Falle müssen die Bescheinigungen von einer öffentlichen Behörde kostenlos beglaubigt werden.
b) Daneben ist es von Wichtigkeit, sich auch die etwa in den Jahren 1888/1890 durchlebten Krankheitswochen von den Krankencassen oder von der unteren Verwaltungsbehörde bescheinigen zu lassen.
c) Alle Arbeiter und Arbeiterinnen müssen Sorge tragen, daß sie rechtzeitig versichert werden.
Auch die weniger alten Arbeiter können, falls sie in den Jahren 1891 bis 1895 durch Krankheit oder sonstige Ursachen ihre Arbeitsfähigkeit verlieren, Anspruch auf eine Invalidenrente erheben.
Zur Geltendmachung des Anspruchs auf Invalidenrente ist es ebenfalls nothwendig, sich die oben erwähnten Nachweise, jedoch schon von Ende November 1886 ab zu beschaffen. Nur bedarf es hier einer Bescheinigung über den Jahresarbeitsverdienst nicht. Wichtig ist hier die Vorlegung der Militärpapiere, weil sie in den Jahren Ende 1886 bis 1890 geleisteten Militärdienste als Beitragszeit angerechnet werden.


- Ein Freund des Kaisers. Unter dem Titel: "Nachklänge aus dem Manöver" schreiben die Flensburger Nachrichten: "Wenn man bei den im Schloß Gravenstein gegebenen offiziellen Tafeln mit aufmerksamem Blick die Reihe der Gäste des Kaisers durchging, mußte einem unter dieser Phalanx von Uniformen militärischen wie zivilen, einheimischen und fremden, ein junger Mann im schwarzen Gesellschaftsrock auffallen, der einzige Zivilist in diesem uniformirten und besternten Kreise. Im Wagen saß er mit Pelzkragen und rundem braunem Hut. Wer außerdem mit dem Personenverzeichnis der Herrschaften nebst Gefolge und Offizieren etwas Bescheid wußte, dem mußte gleicherweise in der Reihe, wo jeder mit einer Charge versehen war, auch hier wieder ein einfacher Mann auffallen. "Mr. Poultuey=Pigelow aus New=York," weiter nichts; kein fremdherrlicher Offizier, überhaupt keine offizielle Persönlichkeit. Herr Poultnev=Pigelow ist ein Freund des Kaisers aus seiner Studienzeit in Bonn. Sein Vater ist in New=York Besitzer einer Zeitung, er ließ den Sohn die Gymnasialzeit in Potsdam absolvieren und dann nach Bonn gehen, wo dieser die Bekanntschaft des jungen Prinzen Wilhelm machte; die Freundschaft, die sich da herausbildete, setzte auch der Kaiser treu fort. In jedem Jahr, im Herbst, folgt der noch junge Amerikaner einer Einladung des Kaisers nach Europa. Im vorigen Jahr war er im Gefolge auf der Reise nach Athen, in diesem ist er bei den Manövern, während seine Gattin unterdessen bei Verwandten in England weilt."
- Die unterirdische Stadtfernsprechanlage in Berlin ist in den letzten Tagen vollendet worden. Das Berliner Fernsprechnetz ist das größte der Welt.
- Ein wohl noch nie dagewesenes Jubiläum beging soeben der Postsekretär Cöhn vom Eisenbahnpostamt 18 in Berlin. Fünfundzwanzig Jahre war der Jubilar ununterbrochen im Eisenbahnpostdienste thätig und hat nach ungefährer Schätzung in diesem Zeitraume 250 200 Meilen in amtlicher Thätigkeit im Eisenbahnpostwagen zurückgelegt. Die Zahl der von ihm bearbeiteten Postsendungen beziffert sich auf viele Millionen.
- Der schnellste Zug auf dem Festlande ist jetzt ein Blitzzug, der Abends 7 Uhr 10 Min. von Berlin, Friedrichstraße=Bahnhof nach Hamburg abfährt, und 10 Uhr 40 Min. dort eintrifft; derselbe durchfährt also in 3 1/2 Stunden 289,5 Kilom. oder 77 Kilom. die Stunde, den Zeitunterschied von 14 Minuten zwischen beiden Städten ungerechnet. Der Zug hält nur einmal auf der Hälfte der Linie in Wittenberge. Es ist dies eine Leistung, wie sie im deutschen Eisenbahnbetrieb noch nicht erreicht worden ist.
- Das Hamburger Landgericht verurtheilte wegen Zollhinterziehung den Kaufmann Theodor

[ => Original lesen: 1890 Nr. 78 Seite 6]

Schroeder zu 70 000 Mark, den Schutenführer Oltmann zu 58 000 Mark, den Schiffer Mertz zu 15 000 Mark, event. Gefängniß, außerdem alle zum Ersatz der hinterzogenen Steuer.
- In einem Keller in Hamburg entdeckte die dortige Polizei eine Falschmünzer=Werkstatt, überrumpelte drei Falschmünzer bei der Arbeit und beschlagnahmte erhebliches Material.
- Es ist in neuerer Zeit mehrfach vorgekommen, daß Schwurgerichtsvorsitzende an den Wahrsprüchen der Geschworen Kritik geübt haben. Dies hat dem preußischen Justizminister Veranlassung gegeben, an die Gerichte und an die Beamten der Staatsanwaltschaft eine Verfügung zu erlassen, in welcher empfohlen wird, von einer Beurtheilung der Geschworenensprüche im Gerichtssaal überhaupt Abstand zu nehmen, zu welcher das Recht in der deutschen Strafprozeßordnung an keiner Stelle verliehen sei, weder dem Vorsitzenden, noch viel weniger den Beamten der Staatsanwaltschaft. Dagegen ist in der Verfügung zugegeben, daß es unter Umständen geboten, sogar unvermeidlich sein könne, im Lauf der Rechtsbelehrung, welche dem Spruch der Geschworenen unmittelbar vorhergeht, auf einen Irrthum hinzuweisen, welchem die Geschworenenbank in einer früheren Sache unzweifelhaft verfallen ist. In diesem Ausnahmefall soll aber die Hinweisung sich von fachlicher und gemäßigter Form nirgends entfernen.
- Der Handel mit Loosen der preußischen Classenlotterie soll, wie an maßgebender Stelle beabsichtigt wird, in Zukunft verboten worden, sodaß sich mit dem Vertrieb nur noch die Lotterie=Collecteure befassen dürfen.
- Der Marine=Lieutenant Graf Alexander Monts, der vor etwa 3 Monaten auf dem Kummersdorfer Schießplatz durch eine platzende Granate an beiden Beinen schwere Verwundungen davongetragen hatte, ist jetzt in seiner Genesung so weit vorgeschritten, das er am Sonnabend seine erste Ausfahrt im Rollstuhl hat machen können. Wenn der Heilungsprozeß gleich günstig wie bisher auch weiterhin verläuft, dürfte der Kranke vollständig wieder genesen.
- Wie aus Braila gemeldet wird, ist bei Verladung einer 5000 Kilogramm schweren Kirchenglocke die mit einem Ponton durch einen Schlepper verbundene Brücke zusammengebrochen. Die Glocke stürzte in die Donau, viele Personen mit sich reißend. Fünfzehn Personen wurden getödtet und viele verwundet.
- Der heftige Sturm, der am Donnerstag in Norddeutschland herrschte, führte auch an der Küste bedauerliche Unfälle herbei. Mehrere Fahrzeuge sind gestrandet.
- Ein "schneidiger" und, was mehr ist, glücklicher Reiter scheint Lieutenant Suermondt zu sein. Er ist am vorigen Sonntag bei den Rennen in Stuttgart 4mal in den Sattel gestiegen und ebenso oft als Sieger zur Waage zurückgekehrt!
- In einem Wald in der Nähe Nürnbergs aßen 6 Kinder von den Beeren eines Tollkirschenstrauches; die Folgen waren entsetzlich; die Kinder wurden, durch das Gift in förmliche Raserei versetzt, aufgefunden, ein Knabe starb die Nacht darauf. Sie andern fünf Kinder hoffen die Aerzte retten zu können.
Die Förstersfrau Mayen in Wernberg (Bayern) tränkte ihre Kleider mit Petroleum und zündete sich dann selbst an. Die 41jährige Frau, deren Körper zu drei Viertheilen geröstet war, starb bei vollem Bewußtsein erst nach drei Tagen.
- Auf dem Kamme des Riesengebirges trat am Freitag Schneefall ein.
- Die Kaiserjagden bei Mürzsteg in Steiermark leiden unter der Ungunst des Wetters. Am Donnerstag Nachmittag schlug das Wetter plötzlich um. Regen stellte sich ein und bei kaltem Nordwestwind fiel das Thermometer rapid auf 10°. Die Jagd wurde beinträchtigt durch einen sehr kalten orkanartigen Sturm, der sich bereits am frühen Morgen bei der Anstellung der Schützen auf der Schneealpe erhob und bis zum Schlusse der Jagd fortdauerte. Zeitweilig trat auch Schneegestöber und dichter Nebel ein, der jede Aussicht verhinderte. Gegen 3 Uhr Nachmittags kehrten die fürstlichen Herrschaften über Frain nach Mürzsteg zurück. Es kamen am Donnerstag zur Strecke: 1 Hirsch, 1 Tier, 1 Hirschkalb, 10 Gemsböcke, 9 Gemsen, 3 Gemskitzen. Angeschossen und noch nicht aufgefunden sind 9 Gemsen und 1 Hirsch. Bei der am frühen Morgen stattgehabten Birsche waren 2 jagdbare Hirsche erlegt, sowie 2 Hirsche und 1 Gemse angeschossen worden. - Am Freitag Morgen 7 1/2 Uhr begaben sich die beiden Kaiser bei halbbewölktem Himmel und etwas windigem Wetter zur Birsche nach Schwarzenbach in die sog. Vierundzwanzig=Gräben.
- Nach Weidmanns Glauben macht sich jetzt ein Anzeichen bemerkbar, das auf dem Eintritt eines baldigen Winters schließen läßt. Der Pelz des Hasen färbt sich jetzt schon, d. h. der Pelz nimmt schon seine Winterfarbe und Wintergüte an, welche Veränderung im "haslichen" Leben die Nimrode mit einem frühzeitigen Eintritte des Winters in Verbindung bringen.
- Nach und nach werden all die größten Todten, die Wiens Erde zerstreut beherbergt hat, auf einem großen Leichenfelde vereint sein. Jetzt werden auch Glucks Gebeine gehoben und auf den Centralfriedhof gebracht, wo der Meister der Töne neben Mozart und Haydn, neben Beethoven und Schubert ungestört ruhen wird.
- Ein junger armloser Maler aus Bristol, der mit dem Pinsel im Munde malt, hat bei der jüngsten Concurrenz=Ausstellung in Süd=Kensington, London, einen preis für seine außerordentlich geschickten Leistungen davongetragen. Sein Lehrer prophezeit ihm, trotz seines Gebrechens, eine glänzende Künstlerlaufbahn.
- Ein neuer Ausbruch des Vesuv wird in Italien für die nächste Zeit befürchtet. Beobachtungen, welche dort mit dem Seismographen angestellt wurden, der die leisesten Schwankungen der Erdrinde anzeigt, lassen darauf schließen, daß aus dem kürzlich entstandenen neuen Krater demnächst eine stärkere Eruption zu befürchten ist, obgleich Professor Majorano, der Direktor des meteorologischen Observatoriums am Vesuv, die Gefahr nicht als eine solche betrachtet. Die Bevölkerung theilt sich die Anschauung des Gelehrten nicht, sondern lebt schon jetzt in beständiger Angst.
Nach Nachrichten aus Aden ist dort der Ausbruch der Cholera officiell constatirt.
- Eine Brücke, welche Europa mit Asien verbinden soll, beabsichtigt ein französisches Syndikat zu bauen. Dasselbe will bei der türkischen Regierung die Genehmigung zum Bau nachsuchen. Die Brücke kann natürlich nicht bei Konstantinopel zur Aufstellung kommen, weil der Bosporus hier, bei seiner Mündung ins Marmara=Meer, zu breit ist. Sie soll vielmehr an der engsten Stelle der Meerenge errichtet werden, dort, wo sich am europäischen Ufer die herrlichen Ruinen der alten Burg Rumeli Hissar erheben. An dieser Stelle hat die Meerenge die Breite von 780 Metern, also bloß ein wenig mehr, als der Rhein bei Köln. Die Schiffahrt, die auf den Bosporus sehr lebhaft ist darf selbstverständlich durch den Brückenbau nicht behindert werden. Die Brücke soll daher die beiden Ufer durch einen einzigen, 70 Meter hohen Bogen verbinden, eine Höhe, die genügt, um die größten Seedampfer durchzulassen. Da die beiden Ufer des Bosporus dicht bebaut sind, so wird der Verkehr über die Brücke recht erheblich werden. Auch wird durch sie ein Anschluß der anatolischen an die türkischen Bahnlinien bewirkt.
- Jack, der Aufschlitzer, spukt wieder einmal im Ostende Londons und hat daselbst eine allgemeine Panik hervorgerufen. Bei der Londoner Polizeibehörde ist nämlich ein Warnungsbrief eingegangen, in welchem angekündigt wird, daß Jack seine grausigen Operationen wieder aufnehmen werde. In Folge dessen ist die Einrichtung eines Patrouillendienstes beschlossen und der Polizeidienst verschärft worden.
- Durch die Niedermetzelung der Expedition Küntzel verlor auch der Wagenrevisor Horn in Neustadt zwei Söhne im Alter von 16 und 18 Jahre, die ihren Onkel Andreas Küntzel nach Ostafrika begleiteten. Zwei Tage nach der glücklichen Ankunft der Genannten in Lamu meldete der Telegraph die Ermordung.


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