[ => Original lesen: 1890 Nr. 62 Seite 1] Nr. 14 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
I. Abtheilung.
(5.) Verordnung betreffend die Beerdigung der Selbstmördern.
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Juni 1890.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Union Assecuranz Societät in London.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Beförderung von Postsendungen zwischen Rehna (Mecklb.) und Schönberg (Mecklb.)
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Versendung von Postpacketen nach Portugal.
(5.) Bekanntmachung, betreffend die Versendung von Postpacketen nach den Fidji=Inseln.
Der Kaiser ist am Sonntag Mittag um 12 Uhr bei schönstem Wetter mit Prinz Heinrich und Gefolge auf Helgoland angekommen. Auf der Brücke wurde er von Ehrenjungfern in altem Helgoländer Kostüm empfangen, die ihm eine aus Blumen geformte Abbildung von Helgoland überreichten. Die Mädchen trugen Blumen, die Knaben helgoländer und preußische Fähnchen. Eine Ehrencompagnie Seesoldaten machten die Honneurs. Der Kaiser ging dann auf das Oberland, und es begann auf dem Plateau unter dem Leuchtthurm vor einem im Freien belegenen Altar der Gottesdienst. Nachdem die Militärkapelle den Choral: "Allein Gott in der Höh' " gespielt hatte, folgte die Predigt des Predigers Langheld aus Kiel; er dankte der Vorsehung und pries das deutsche Vaterland. Dann folgte der Choral: "Nun danket alle Gott." Hierauf verlas der Minister von Bötticher die Urkunde der Besitzergreifung; die deutsche Flagge und die Kaiserstandarte wurden aufgehißt und mit Jubel begrüßt. Hierauf sprach der Kaiser einige Worte, er sei des festen Willens, für Helgoland zu sorgen. Dann begann der Vorbeimarsch der Matrosen und Seesoldaten, etwa 3000 Mann, mit zwei Kapellen. Die Haltung der Truppen und die Sicherheit und Eleganz des Marsches wurde allgemein anerkannt.
Hierauf begab sich der Kaiser mit Gefolge in das Gouvernementshaus, um das Frühmahl einzunehmen. Ueberall wurde der Monarch mit größtem Jubel begrüßt. Sein freundliches gebräuntes Gesicht gefiel auch den Helgoländern ausnehmend. Soeben wird eine lange Proklamation angeschlagen, worin der Kaiser verkündet, daß er die alten Gewohnheiten der Helgoländer soweit als thunlich berücksichtigen will; die Zoll und Steuerverhältnisse bleiben vorläufig unverändert.
Am Freitag hat der Kaiser die Insel Wight verlassen, um die Rückkehr nach Deutschland anzutreten. Wie der Monarch selbst geäußert, nimmt er von seinem diesjährigen Aufenthalt in England, obwohl keinerlei größere Veranstaltungen stattfanden, die angenehmsten Erinnerungen mit. Der allseitige sympathische Empfang hat den Kaiser herzlich erfreut. Für englische Militärverhältnisse ist es übrigens kennzeichnend, daß die Artilleristen einer Artillerie=Abtheilung, welche am Mittwoch dem Kaiser in Portsmouth vorgestellt werden sollten, in der Nacht vorher alle Pferdegeschirre zerschnitten, um bei dem heißen Wetter nicht ausrücken zu müssen.
Von der feierlichen Uebernahme Helgolands wird berichtet: Staatssecretär von Boetticher übernahm am Sonnabend die Insel mit folgenden Worten: "Auf Grund des Vertrages Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien und Irland und meines erhabenen Kaisers übernehme ich im Auftrage meines Monarchen die Verwaltung der Insel, die sich unter der weisen und gerechten Regierung Ihrer britischen Majestät wohlbefunden hat, hoffend, daß das Wohlergehen der Bewohner unter dem mächtigen Scepter meines erhabenen Herrn zu weiterer Blüthe gelange. Ich übernehme hiermit die Verwaltung der Insel." - Beim Festmahl im Conversationshause brachte Staatssecretär von Boetticher folgenden Toast aus: "Hochverehrte Herren!" Man mag draußen in der Welt darüber streiten, ob das Ereigniß, das sich heute auf dieser schönen, grünen Insel vollzogen hat, von weltgeschichtlicher Bedeutung ist oder nicht. - Für Helgoland ist es ein Ereigniß, dem die Bewohner mit Zagen entgegensahen, denn es ist nicht leicht, Verhältnisse, unter denen man sich wohl befunden, aufzugeben, aber die Einwohner sehen mit vollem Vertrauen dem Kommenden entgegen. - Für uns Deutsche ist es ein Beweis, daß auf dem Wege friedlicher Vereinigung zwischen Ihrer britischen Majestät und unserem Allergnädigsten Kaiser ein Abkommen getroffen wurde, das für Deutschland erfreulich ist; für uns ist es ein Glück, diesen Tag zu erleben, der die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den hohen Regierungen beweist und daß beide Hand in Hand gehen und im Frieden für ihre Bevölkerung sorgen wollen. In voller Freundschaft und Kameradschaft mit Ihnen, Herr Gouverneur, hegen wir die Hoffnung, daß Deutschlands und Englands Regierungen stets freundschaftliche Beziehungen unterhalten, daß beide Heere sich nie trennen, daß die hohe Weisheit, welche die englische Herrscherin jetzt bei diesem Anlasse bewiesen, sie stets lenken möge. Wir Deutsche hegen eine besondere Sympathie für die britische Königin - sie ist die Mutter unserer Kaiserin Friedrich, die Großmutter unseres erhabenen Herrn, wir wünschen Ihrer Majestät ein langes Leben und eine gesegnete Regierung. Sie lebe hoch! - Der englische Gouverneur Barkly toastete mit leiser, bewegter Stimme auf den Kaiser Wilhelm II., der Badedirector Michels im Namen der Einwohner auf den neuen Herrscher. Staatssecretär v. Boetticher dankte mit warmen Worten im Namen der Einwohner und der Nachfolger dem abgehenden Gouverneur für alles Gute und für den ausgestreuten Samen, dessen Früchte nun geerntet werden könnten. Während des Festmahls wurden die Erlasse des Kaisers und des Reichskanzlers angeschlagen.
Der Empfang des Fürsten Bismarck in Kissingen war seitens des Publikums ein überaus herz=
[ => Original lesen: 1890 Nr. 62 Seite 2]licher. Der Fürst bestieg am Bahnhof die offene Hofequipage mit seinem Sohne Herbert und dem Reichshund und fuhr in langsamen Schritt die obere Salinenstraße entlang nach der Saline. Überall waren die Häuser beflaggt. War der Empfang am Bahnhof schon ein enthusiastischer, so wurde derselbe auf dem Wege nach der Saline ein derart stürmischer, wie Fürst Bismarck ihn in Kissingen noch nie erlebt hat. Der Wagen war voller Rosen, welche dem Fürsten vom Publikum in so reichem Maße zugeworfen wurden, daß er sich derselben kaum erwehren konnte. Fürst Bismarck war ungemein gerührt von dem Empfang.
Als Ergebniß der Kaiserreise nach England wird der Post abermals eine Verständigung angekündigt, welche nicht "weniger überraschen dürfte, als der deutsch=englische Vertrag."
Zum Kaiser= und Flottenmanöver wird aus Flensburg noch folgendes gemeldet: Während der bevorstehenden Kaisermanöver wird die Verpflegung der Truppen eine völlig kriegsmäßige sein. Das zur Truppenverpflegung erforderliche Vieh wird von aus der Front entnommenen Schlachtern geschlachtet und das Brod in Feldbäckereien hergestellt, welche bei den einzelnen Magazinen errichtet werden. Zur Füllung der Magazine soll lebendes Vieh, Kartoffeln, Salz, Heu, Stroh, Bäckerei= und Biwakholz an Ort und Stelle angekauft werden.
In Graz wurde vielfach bemerkt, daß Kaiser Franz Joseph bei seiner Anwesenheit in Graz den Grafen Hartenau (Battenberg) besonders auszeichnete. Bei der Hoftafel saß Graf Hartenau zur Linken des Kaisers.
Der "Pester Lloyd" bringt die Meldung, daß im Auftrage des Kriegsministers eine neue Kanone von 10 1/2 cm Kaliber versucht werde. Die neue Kanone sei so beweglich wie ein Feldgeschütz, aber viel wirksamer und wird das eigentliche Geschütz mobiler Belagerungsbatterien werden.
Pariser Zeitungen wollen wissen, daß es mit dem vergessenen Boulanger ziemlich kläglich steht. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er die französische Regierung höflichst um Begnadigung und Erlaubniß der Rückkehr nach Paris ersucht.
Der Bürgermeister von Ostende veröffentlicht den Dank des deutschen Kaisers für den warmen Empfang der Bevölkerung. Der Kaiser spendete 1000 M. für die Armen. Die Ostender brachten dem Könige Leopold aus Dankbarkeit für den Kaiserbesuch einen Fackelzug.
Aus Belgrad wird gemeldet, daß die Königin Natalie ein großes Frauenkloster in Rußland errichten und demselben drei Viertheile ihres Vermögens zuwenden wolle; die Königin würde Superiorin dieses Klosters sein und ihre beiden Ehrendamen, Boghicsevics und Oreskovtes, würden ihr dahin folgen. - Wenn die Exkönigin diesen Schritt thäte, würde es ohne Zweifel zur Beruhigung des Landes beitragen.
- Neustrelitz, 6. August. Unser Hof begiebt sich in die Sommerfrische. Während I. K. H. die Großherzogin und der Herzog Friedrich schon im Keppschloß bei Pillnitz weilen, reisen Se. K. H. der Erbgroßherzog nach Gehren in Thüringen, I. K. H. die Erbgroßherzogin und die Prinzeß Jutta nach Berchtesgaden zur Herzogin von Anhalt, der Mutter der Erbgroßherzogin. Se. K. H. der Großherzog tritt morgen früh die Reise zur Kur nach Homburg v. d. Höhe an, woselbst Höchstderselbe einige Zeit zu verweilen gedenkt, um alsdann zur Nachkur das Seebad Ostende zu besuchen.
- Auf einem Erbpachthof in nächster Nähe Rostocks war ein naher Verwandter des Besitzers mit seinem kleinen Kinde zum Besuch anwesend. Derselbe wollte am 7. wieder abreisen und ging auf sein Zimmer, um zu packen. Da er aber länger, als zu erwarten war, sich nicht wieder sehen ließ, begab man sich nach seinem Zimmer, wo man ihn mit seinem Kinde todt vorfand. Auf dem Tische stand eine Flasche mit stark wirkendem Gift, das er vermuthlich erst dem Kinde, dann sich selbst beigebracht hat.
- Lübeck, 10. August. In dem Kupee eines stark besetzten Waggons im Lübeck=Hamburger Postzug spielte sich gestern Abend kurz vor der Station Wandsbek ein schrecklicher Vorgang ab. Einer der Mitfahrenden, ein Russe, stach plötzlich einem andern Passagier ein Messer in die Brust, und verletzte denselbem tödlich; sodann stach er einem Kinde ein Auge aus und verletzte fünf andere Passagiere schwer durch Messerstiche. Der wahrscheinlich von plötzlichem Irrsinn befallene Unhold ward auf dem Bahnhof Wandsbek nach heftigem Kampf von den Bahnbeamten dingfest gemacht.
- Die den Postbeamten früher verliehene Berechtigung, im Felddienste zu ihrer Dienstkleidung den Offizierspaletot zu tragen, ist durch kaiserliche Verordnung aufgehoben.
- In der Mittwochssitzung des internationalen Aerzte=Kongresses in Berlin wurde mitgetheilt, daß zu demselben 7056 Personen erschienen sind, darunter 623 Amerikaner, 421 Russen, 353 Engländer, 171 Franzosen (sehr lebhaftes Bravo der Versammlung), 139 Dänen, 111 Niederländer, 106 Schweden. Der nächste Kongreß wird im Jahre 1893 in Rom abgehalten werden. - Bei einer von der Stadt Berlin dem Aerzte=Kongreß im Rathhause gegebenen größeren Festlichkeit, waren die Minister v. Bötticher, v. Goßler, Herfurth und Miquel zugegen, Oberbürgermeister v. Forckenbeck saß zwischen den erstgenannten beiden Herren. An Speisen herrschte Mangel, aber der Wein floß geradezu in Strömen und dürfte der Stadtkasse eine ganz niedliche Rechnung einbringen.
- Die in Berlin versammelten berühmten Operateure der ganzen Welt haben unter dem Vorsitz des Augenoperateurs Herzog Carl Theodor von Bayern ein besonderes Festmahl gehalten. Ueber der Tafel prangte das Motto: "Beatus ille, qui procul chirurgicis"; deutsch: "Wohl dem, der mit Chirurgen nichts zu thun hat.
- Der Gesammtbetrag, der bisher an das Central=Comite zur Errichtung eines Nationaldenkmals für den Fürsten v. Bismarck in der Reichshauptstadt eingegangenen Gelder beträgt jetzt 639,828 M. 21 .
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Anzeigen.
In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Kaufmann Fritz Wolgast hieselbst gehörigen, zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. Der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 4. November 1890
Vormittags 11 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 2. December 1890
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an die Grundstücke c. p. und an die zur Immobilarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 4. November 1890
Vormittags 10 1/2 Uhr
angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu
[ => Original lesen: 1890 Nr. 62 Seite 3]erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 6. August 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
H. Diederich.
Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 4 belegene Büdnerstelle c. p. des Maurergesellen Matthias Heinrich Schmidt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag den 14. October 1890,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. August 1890.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung des zur Konkursmasse des früheren Krämers J. H. Will zu Diedrichshagen gehörigen Pfarrerbkruggehöftes daselbst, wird der auf
Dienstag, den 2. September 1890,
Vormittags 11 Uhr,
zum Verkaufe dieses Grundstücks angesetzte Ueberbotstermin hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß für das letztere im heutigen ersten Verkaufstermin 7000 M. geboten sind.
Grevesmühlen, den 8. August 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
Auctions=Anzeige.
Am Sonnabend, dem 16. August d. Js., Vormitt. 9 Uhr beginnend, sollen beim Gastwirth Boye hieselbst die folgende zur Curatelsache des Kürschnermeisters Gartz gehörigen Sachen meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden, als:
Herren=, Knaben= und Kinderhüte in Stroh und Filz, Herren=, Knaben= und Kindermützen, auch Classen= und Uniformmützen, Muffen, Filzschuhe und Filzpantoffeln, Schachteln zu Muffen und Hüten, auch zwei Nähmaschinen, Betten u. Bettstellen, Koffer, Küchengeräth, Lampen, Spiegel, Tische, Bilder und was sonst vorhanden.
Schönberg, den 11. August 1890.
Staffeldt.
Sonntags= und Feierabendschule.
Die §§ 14 und 15 der von Hoher Großherzoglicher Landesregierung bestätigten Statuten der Sonntags= und Feierabendschule lauten:
Die Mitgliedschaft des Vereins zur Haltung der Sonntagschule wird Jedem, der darum anträgt, zu Theil, und zwar kann dieselbe nicht nur einzelnen Personen, sondern auch Vereinen, Corporationen, Gesellschaften etc. verliehen werden. Insbesondere steht es den hiesigen Innungen frei, als solche dem Vereine beizutreten, um dadurch den Zweck des Vereins, Bildung der Jugend, sowie Hebung des Gewerbestandes durch Unterricht der Lehrlinge pp zu erreichen.
Um die nöthigen Mittel zur Erhaltung der Schule beschaffen zu können ist es nothwendig, von den Mitgliedern des Schulvereins jährliche Beiträge zu erheben. Die Höhe dieser Beiträge soll betragen: 1) für Innungen, Gesellschaften pp bis zu 10 Mitgliedern 4 Mark, 2) bis zu 20 Mitgliedern 6 Mk., 3) über 20 Mitglieder 8 Mk. jährlich, 4) für solche selbständige Gewerbetreibende, welche einer Innung nicht angehören, jährlich 2 Mk., 5) für jede andere Person jährlich 1 Mark.
Der unterzeichnete Vorstand der Schule fordert daher Alle, die sich für diese Sache interessiren auf, sich bei einem der Unterzeichneten zu melden, um dem Vereine beizutreten, oder zu der am Sonntag, den 17. August, Nachmittags 4 Uhr im Saale des Herrn Gastwirths Boye stattfindenden
Generalversammlung
mit ihrem Besuche uns beehren zu wollen. Zugleich werden alle Vorstandsmitglieder der Innungen hierzu eingeladen.
Der Vorstand
der Sonntags= und Feierabendschule.
C. Rahn. H. H. Meier.
H. Retelstorf. J. Bruhn.
Johs. Bockwoldt.
Die Schulgelderhebung
findet vom 13. bis 23. August statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.
J. Wegner,
Schulgelderheber.
Baugewerkschule Eckernförde
Wintersemester: 21. October.
Kostenfreie Auskunft. Director Spetzler.
Zur bevorstehenden Saatzeit empfehle ab Lager zu Fabrikpreisen alle Sorten chemischen Dünger.
Guano, Superphosphate, Knochenmehle, Kainit und Thomasphosphatmehl, Kalkmergel u. Wiesendünger
mit äußerlich auf jedem Sack angebrachter Analyse.
Thomasphosphat-Mehl aus besten Schlacken hergestellt.
Ferner empfehle ab Fabrik und Lager alle gangbaren Sorten Futterstoffe als:
Cocus-, Erdnuss- und Palmkuchen; Cocus-, Erdnuss-, Palmkern- u. Baumwollsaat-Mehl.
Nur deutsche Fabrikate.
J. H. Freitag.
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Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
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allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
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Reparatur und Hohlschleiferei.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 62 Seite 4]Sedanfeier in Schönberg.
Die Sedanfeier findet am 1. und 2. September d. Js. den Vorjahren entsprechend statt. Das Programm wird demnächst bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 11. August 1890.
Das Sedan=Comité
des Kriegervereins f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Das Sedanfest
wird auch in diesem Jahre in bekannter großartiger Weise in Ratzeburg gefeiert.
Die von dem Geflügelzucht=Verein hieselbst am 21. und 22. September cr. zu veranstaltende
Geflügel= und Gartenbau=Ausstellung
wird mit dem Ersuchen um recht rege Betheiligung an derselben hierdurch in Erinnerung gebracht. Gleichzeitig wird bemerkt, daß Loose zu der am 2. Ausstellungstage stattfindenden Verloosung von Ausstellungs=Gegenständen bei den Herren
Bäckermeister Miltzow, Meierei=Inspektor Linow, Gärtner Praeve und Upahl, Kaufleuten Sommer und Maaß, Gastwirth Holldorf, Maurermeister Scharenberg, Lehrer Richter und Perrondiener Jabs
hieselbst erhältlich sind.
Schönberg, den 23. Juli 1890.
Der Vorstand des Geflügelzucht-Vereins.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Außerordentliche Generalversammlung
am Sonntag, den 17. d. M., Nachmittags 4 Uhr, im Vereinslocal.
Tagesordnung:
1. Besprechung über Betheiligung zur Kaiser=Parade bei Flensburg.
2. Vereinsangelegenheiten.
Zahlreiches Erscheinen ist wünschenswerth.
Der Vorstand.
Frischen hiesig. Schleuder-Honig
à Pfund 75 Pfg.
empfiehlt H. Brüchmann.
ff. Sommerfang-Heringe
empfiehlt
W. Maass.
Kola=Nuß=Liqueur
empfiehlt Aug. Spehr.
Holzkohlen
empfiehlt
Aug. Spehr.
Zu Hof Selmsdorf werden am 14. dies. Mts. Rappsschoten verbrannt.
Am Mittwoch den 13. d. Mts., werden auf dem Stover Felde Rappsschoten verbrannt.
Kaiser.
Ich habe noch zu Michaelis d. J. eine kleine
Wohnung
in dem Mußfeldt'schen Hause, Siemzerstraße 109, zu vermiethen.
Wilh. Schrep.
Gesucht zu sogleich oder zum 24. October ein
Mädchen
mit guten Zeugnissen, für Küche und Hausarbeit.
Frau Actuar Dufft.
Am Sonnabend, dem 9. August ist auf der Stecke von Selmsdorf nach Schönberg einem Handelsmann ein Beutel mit Streuzucker verloren gegangen; derselbe bittet den ehrlichen Finder, gegen Vergütung dem Chaussee=Geld=Einnehmer C. Schwie in Schönberg Nachricht zu geben, oder den Zucker bei demselben zu deponieren.
Dem Gesangverein "Teutonia", sowie allen Herren und Damen, welche auf Veranlassung des Gesanges mich gestern mit Ihrem Besuche beehrten und erfreuten, sage ich auf diesem Wege meinen herzlichsten Dank.
Sülsdorf, den 11. August 1890.
J. Wienck, Gastwirth.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 62 Seite 5]Beilage
zu Nr. 62 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. August 1890.
- Das Genossenschaftsprinzip spielt zwar bei den Sozialdemokraten eine große Rolle, aber es will ihnen leider nicht gelingen, dasselbe zu Ehren zu bringen. Nach den verschiedensten Mißerfolgen auf diesem Gebiet haben sie abermals ein großes Fiasko zu verzeichnen: Die sozialdemokratische Hutarbeitergenossenschaft in Berlin, die vor einem Jahr mit einem Kapital von fast 100 000 Mk. zu arbeiten begonnen und die bekannten Kontrolmarken eingeführt hat, ist bereits verkracht.
- Mehrere auf Grund des Sozialistengesetzes aus Berlin ausgewiesene Agitatoren haben bereits jetzt die Erlaubniß zur Rückkehr erhalten und sind dort wieder eingetroffen.
- Eine außerordentlich stürmische sozialdemokratische Frauenversammlung fand in Berlin statt, wobei sich die ehrenwerthen Damen gegenseitig Beschuldigungen an den Kopf warfen, Parteigelder unterschlagen zu haben und bei ihrer Agitation Sonderbestrebungen verfolgen zu wollen. Vielleicht kommen sie mit der Zeit dahinter, daß für eine Frau die Küche ein geeigneterer Ort ist, als die Qualmbude einer Berliner Volksversammlung.
- Mit den neuen Kupfermünzen der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft treiben jetzt Hausierer in Berlin einen flotten Handel. Als "deutsch=ostafrikanisches Geld" werden die Münzen sehr stark gekauft.
- In dem Städtchen Fürstenwalde diente seit Jahren ein verarmter Adeliger als Hausknecht. Jetzt ist ihm eine Erbschaft von 200 000 Thalern zugefallen.
- In Bark bei Segeberg wurde ein 3jähriges Kind von einem Bienenschwarm überfallen. Dasselbe starb bald darauf unter den gräßlichsten Qualen.
- Auf der Flensburg=Kieler Bahn gerieth unweit Eckernförde am Sonnabend der Zug in eine Rinderheerde, die sich verirrt und auf dem Bahndamm angesammelt hatte. Der Zug fuhr mit solcher Gewalt zwischen die geängstigten Thiere hinein, daß sechs oder sieben Rinder sofort todt an der Böschung niederstürzten. Ein Wagen entgleiste, doch kamen alle Passagiere und das Zugpersonal mit dem Schrecken davon.
- In Heringsdorf schlug beim Ausbooten der Passagiere eines Privatdampfers das überfüllte Boot um. Neun Passagiere, meist Damen, kamen unter das Boot, wurden jedoch durch herbeigeeilte Heringsdorfer Schiffer gerettet.
- Ueber die Reblaus am Rhein schreibt man aus St. Goarshausen: Der Reblausherd ist polizeilich abgesperrt und wird Tag und Nacht bewacht. Selbst die Eigenthümer dürfen ihre Weinberge nicht mehr betreten, damit sie nicht durch Schuhzeug etc. die Reblaus verschleppen. Eine große Zahl Sachverständiger ist damit beschäftigt die Grenzen des Reblausherdes festzustellen. Innerhalb eines Gebietes von einem Hektar wurde an 25 Stellen die Reblaus festgestellt.
- In den Waldbeständen von Gonsenheim richtet die Nonne immer größere Verheerungen an und bei Mainz sind bereits ganze Complexe ihres Nadelschmuckes beraubt, so daß die Bäume einen traurigen Anblick gewähren. Allabendlich von 5 bis 8 Uhr begeben sich die älteren Schulknaben in den Wald, um sowohl die Schmetterlinge zu fangen, als auch die Eier zu vernichten. Durchschnittlich fängt jeder Schulknabe jeden Abend etwa 10 000 Schmetterlinge, so daß etwa jeden Tag über eine halbe Million Schmetterlinge vernichtet werden.
- Von einer Sendung fetter Schweine, die in Frankfurt a. M. ankam, waren nicht weniger als 32 Stück, und zwar die schwersten und fettesten verendet. Die Schweine hatten am Freitag von 12 Uhr Mittags bis 5 Uhr Nachmittage auf dem Bahnhof in Bebra gestanden.
- Bei dem Brande des Glogauer Pioniermagazins verbrannten alle Wagen mit dem Feldtelegraphen des 5. Armeecorps und die Kriegsgarnitur der Pioniere. Einen Tag nach dem Brande sollte eine General=Revision des Magazins durch den Generallieutenant v. Bergen stattfinden.
- In Bogenau bei Strehlen unternahm vor einigen Tagen ein Knecht ein tollkühnes Wagniß. Derselbe sprang dreimal durch die Flügel der im vollen Gange befindlichen Windmühle, ohne beschädigt zu werden; beim viertenmal aber erfaßte ihn der eine Flügel und warf ihn mit solcher Gewalt zu Boden, daß er besinnungslos liegen blieb. Er wurde in das Krankenhospital der Barmherzigen Brüder in Breslau geschafft, an seinem Aufkommen wird gezweifelt.
- In Pilkallen wurde jüngst ein Lehrer wegen - Fettleibigkeit von der Militärübung befreit. Wenn auch für Landwehr, und Reserve größere und weitere Uniformstücke vorräthig sind, als für die Linie, so fand sich doch auf der Montierungskammer kein Kleidungsstück vor, welches diesem Reservisten gepaßt hätte.
- Im StraßburgerArsenal wütete ein größeres Feuer, das die Schlosserei=, Tischlerei= und Sattlereiwerkstatt zerstörte. Im übrigen ist keine Betriebsstörung eingetreten.
- Im deutschen Togogebiet leben, dem amtlichen Colonialblatte zufolge, zur Zeit 35 Weiße, nämlich 28 Deutsche, 1 Engländer, 5 Franzosen und. 1 Schweizer.
- Die Weinberge in der Champagne, die bisher von der Reblaus verschont blieben, werden jetzt ebenfalls von dieser Plage heimgesucht. In der Umgebung zweier Dörfer hat man Spuren des Auftreten der Reblaus gefunden, und man trifft jetzt die entschiedensten Maßregeln, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
- Der kürzlich verstorbene Millionär Rudigoz aus Lyon hat in seinem Testamente die Gemeindevertretungen von Mailand, Turin, Neapel und Florenz als Erben seines 20 Millionen Lire betragenden Vermögens eingesetzt. Die enterbten Verwandten wollen das Testament anfechten.
- Im südlichen Theil von Wales brach ein allgemeiner Ausstand der Eisenbahnbediensteten, Bergleute und Dockarbeiter aus. Der Eisenbahndienst wurde eingestellt und die Post zu Pferde befördert.
- In der Provinz Valencia sind in den letzten Tagen 62 Cholerafälle und 21 Todesfälle vorgekommen. Es wurden energische Schutzmaßregeln ergriffen, um die Cholera von Madrid abzuhalten. In der Provinz Toledo tritt die Epidemie verheerend auf.
- Dem Bureau Reuter meldet man aus Djeddah (Rothes Meer), daß dort die Cholera am 1. August ausgebrochen ist und täglich 100 Todesfälle vorkommen.
- Eine neue heiße Luftwelle zieht, wie schon kurz mitgetheilt, über die atlantischen Stationen der Union. Am 31. Juli und 1. August stieg das Thermometer fast auf 100 Grad Fahrenheit. In New=York starben am 31. Juli 8 Personen am Sonnenstiche, und viele wurden von der Hitze überwältigt. Auch in Boston, Providence und anderen Städten an der Küste hat die Hitze Opfer gefordert.
Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
[ => Original lesen: 1890 Nr. 62 Seite 6]Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
[Fortsetzung.]
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