No. 61
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. August
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 61 Seite 1]

Kaiser Wilhelm ist am Sonnabend Mittag wohlbehalten in Ostende angekommen und von dem König Leopold von Belgien und einer zahllosen, von nah und fern herbeigeströmten Menschenmenge auf das Herzlichste begrüßt worden. Irgend welche Störung ist nicht vorgekommen. Sonntag Nachmittag erfolgte die Weiterreise nach Schloß Osborne auf der Insel Wight zum Besuche der Königin Victoria von England.
Die Brüsseler Zeitungen weisen übereinstimmend auf den großen Empfang hin, welcher dem deutschen Kaiser seitens der belgischen Bevölkerung bereitet worden sei und betonen die Bedeutung des Besuches für Belgien, das stets eifrig bestrebt gewesen sei, seinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen.
Die Kaiserreise Kaiser Wilhelms nahm ihren weiteren Verlauf; derselbe traf am 4. August in Osborne ein. Das englische Hafengeschwader gab den Königssalut ab, als die "Hohenzollern" Spithead passirte. Nach der Landung begab sich der Kaiser sofort nach Osborne, von der Königin von England herzlich begrüßt. Die Begrüßung des Kaisers von dem englischen Volk war diesmal wesentlich freundlicher, wie bei seinem ersten Besuch im Jahre 1889, eine Folge des deutsch=englischen Abkommens wegen Ostafrika und Helgoland, dessen guter Eindruck wesentlich erhöht wird durch die jüngst veröffentlichte Denkschrift des deutschen Reichskanzlers von Caprivi. Aber es gab auch unangenehme Scenen bei der Kaiserreise. In der Alhambra=Musikhalle in Portsmouth saßen in den vorderen Reihen etwa zehn von der "Irene" an Land beurlaubte deutsche Matrosen. Ein Kupletsänger improvisirte ein sehr anzügliches Kuplet über die deutschen Prinzen, die nach England kommen, und über die Deutschen überhaupt, welche nie ins Land gelassen werden sollten. Die Galerien applaudirten, und die deutschen Matrosen erhoben sich und verließen den Saal. Die gentlemanlike Demonstration brachte das Publikum sofort zur Besinnung. Die anwesenden britischen Marineoffiziere entfernten sich alsbald, und allgemein sprach man in sehr starken Ausdrücken über die Taktlosigkeit des Sängers.
Die Übergabe von Helgoland soll Sonnabend, den 9. August, erfolgen. Wie jetzt verlautet, wird Kaiser Wilhelm am Sonntag, den 10. August, auf Helgoland eintreffen.
Am 8. d. wird Kaiser Wilhelm Osborne wieder verlassen und am 11. in Berlin eintreffen. Am 14. wird der Kaiser Abends 10 Uhr von Kiel aus die Reise nach Petersburg antreten.
Der deutsche Botschafter Graf Hatzfeldt hatte am Sonnabend eine lange Unterredung mit Salisbury, wobei die letzten Abmachungen über die Abtretung Helgolands vereinbart wurden.
Neulich hieß es, die Zinsen des Welfenfonds, dessen Aufhebung bevorstehen soll, würden nicht mehr angegriffen. Letzteres ist aber doch der Fall. So werden der Wittwe des Königs Georg von Hannover, der Königin Marie, jährlich 180 000 M. aus den Zinsen dieses Fonds ausgezahlt und zur Verfügung gestellt. Die Verwendung des Geldes für politische und Preßzwecke hat aber ihr unwiderrufliches Ende erreicht.
Die sozialdemokratische Fraction des Reichstags hat einen vom 1. August datirten Armeebefehl erlassen, um ihre Wähler auf den bevorstehenden Fortfall des Sozialistengesetzes vorzubereiten und das Programm des am 12. October in Halle stattfindenden Parteitages behufs Neuorganisation der Partei zu verkündigen. Die Fraction empfiehlt, die Wahl der Vertreter zu dem Parteitag in ganz Deutschland gleichzeitig, am 1. October, vorzunehmen. Der Vorschlag, den 1. October als einen Arbeiterfesttag zu begehen, ist somit practisch ausgestaltet worden und die beabsichtigte große Paradeaufstellung der Sozialdemokratie wird uns jedenfalls gleich zeigen, was wir von der neuen Aera zu erwarten haben.
Der Graf von Paris scheint nach dem Fiasco, das sein Sohn, der Herzog von Orleans, als erster Rekrut Frankreichs gemacht hat, alle Hoffnung auf eine baldige Rückkehr nach seinem Vaterland aufgegeben zu haben. Der Vertrauensmann des Prätendenten, Senator Rocher, läßt eben alle Möbel des Schlosses Eu, der officiellen Residenz des Grafen, nach England überfüllen. Die Orleanisten sind ob dieses vielsagenden Umzuges untröstlich.
Die russischen Manöver. Die russischen Truppenmanöver, denen Kaiser Wilhelm beiwohnen wird, erregen dadurch besonderes Interesse, daß sie vollständig den Character kriegerischer Actionen tragen werden. Bisher begannen und endigten die Manöver an vorher bestimmten Tagen, während jetzt nur der Beginn bekannt ist, der Schluß aber erst dann stattfindet, wenn die Schiedsrichter erklären, daß der Sieg bedingungslos dem West= (Offensiv=) oder dem Ost= (Defensiv=) Corps zugefallen ist. Dieses kann nach drei, vier, möglicherweise aber auch nach zehn Tagen erfolgen. Ebenso ist der Endpunkt der Manöver unbekannt. Die allgemeine Aufgabe ist die, daß die Armee von Westen her auf Petersburg rückt und sich desselben zu bemächtigen sucht. Es kann geschehen, daß sich der Entscheidungskampf irgendwo in der Umgegend von Krasnoje=Selo befindet, aber ebenso ist es auch leicht möglich, daß die Manöver in der Gegend Jamburg=Gatschina ihr Ende erreichen. Alles hängt davon ab, in welchen Verhältnissen sich die gegenüberstehenden Gegner befinden werden. Eine der interessantesten Episoden wird der Flußübergang bei Jamburg sein, da das Ostcorps bei seinem Rückzug über den Fluß alle Brücken vernichten wird und das Westcorps unter feindlichem Feuer auf zu errichtenden Pontonbrücken, Böten etc. forciren wird. Bei den Manövern sollen sämmtliche neuen Entdeckungen auf dem Gebiete der Kriegsführung zur Anwendung gelangen. Nach Narwa werden die Truppen theilweise durch die Eisenbahn befördert, theils rücken sie in gewöhnlicher Marschordnung vor.
Der Sultan von Sansibar hat ein Decret in Betreff der Sklaverei erlassen, nach welchem die vor dem englisch=deutschen Abkommen bestandenen

[ => Original lesen: 1890 Nr. 61 Seite 2]

Sklaverei=Verordnungen auch ferner bindend bleiben. Der Verkauf und Austausch von Sklaven oder die Errichtung von Sklavendepots werden streng untersagt. Die Sklaven erlangen die Freiheit bei dem Ableben des Eigenthümers, wenn derselbe keine legitimen Kinder hat, oder wenn sich derselbe mit einer britischen Staatsangehörigen verheirathet. Grausame Behandlung der Sklaven wird mit Confiscation bestraft.


- Von einem eigenartigen Unfall wurde ein in Wanzka bedienstetes Mädchen betroffen, welches auf dem Felde mit dem Laden eines Fuders Roggen beschäftigt war. Das Mädchen schrie plötzlich laut auf und sprang vom Fuder. Eine Kreuzotter, welche sich eine Garbe zum Ruheplatz ausersehen hatte und bis dahin unbemerkt geblieben war, hatte das Mädchen in die Hand gebissen. Auf Anordnung der Dienstherrschaft wurde die Verletzte am selben Abend noch, da der verletzte Arm ziemlich anschwoll, zwecks ärztlicher Behandlung nach dem Karolinenstift in Neustrelitz gebracht.
- Am Sonntag ist in Berlin der internationale medicinische Congreß zusammengetreten. Seit der Begründung dieser Vereinigung im Jahre 1857 zu Paris ist es das erste Mal, daß sie in Berlin tagt. Es ist eine erlauchte Gesellschaft, die sich da in der deutschen Reichshauptstadt begegnet, ein Kreis bedeutender Männer, die ihre Wissenschaft und Kunst in den Dienst der edelsten Bestrebungen zum Heil und zur Wohlfahrt der Menschen gestellt haben. Wie bei Allem, was sich in unserer Zeit abspielt, hat auch diesem Ereigniß von rein wissenschaftlicher Bedeutung das politische Moment nicht gefehlt. Die Frage, ob die Franzosen auf dem Congreß erscheinen sollten oder dürften, hatte in Paris leidenschaftliche Kämpfe angefacht. Heute können wir nun mit Genugthuung constatiren, daß der blinde Haß einiger Professoren und Aerzte nicht vermocht hat, die öffentliche Meinung zu Gunsten der Ansicht, daß der Patriotismus das Fernbleiben von dem Congreß gebiete, zu beeinflussen und die Vertreter der medicinischen Wissenschaft in Frankreich von Erfüllung ihrer Gelehrten= und Menschenpflicht zurückzuhalten. Die französische Regierung hat eine officielle Deputation von 19 Vertretern der medicinischen naturwissenschaftlichen Fächer entsandt und außerdem sind noch mehrere Hunderte von Professoren und Aerzten darunter Träger berühmter Namen, in Berlin eingetroffen.
- Die feierliche Eröffnung des 10. internationalen medizinischen Congresses in Berlin fand am Montag Vormittag 11 Uhr in dem zum Versammlungslocal umgewandelten Circus Renz statt. Zur Begrüßung hatten sich auch die Minister von Bötticher und von Goßler eingefunden. Zahlreiche fremde Deputirte überbrachten Grüße aus ihren Ländern. Vorträge hielten Sir Joseph Lister aus London über den gegenwärtigen Stand der antiseptischen Chirurgie und Professor Robert Koch über bacteriologische Forschung. Am Dienstag sollte ein Bankett im Rathhause stattfinden. - Bei der Eröffnung brachte sich ein Aussteller, der noch manches zu ordnen hatte, in seinem Eifer, vor dem feierlichen Acte fertig zu werden, eine nicht unbedeutende Schnittwunde bei. Unter glücklicheren Umständen ist eine Verletzung kaum denkbar. Man hat von Schlachten berichtet, in denen auf 2000 Verwundete oft nur ein Arzt kam. Hier war ein Verwundeter, auf den 2000 Aerzte kamen und was für Aerzte! Die hervorragendsten Aerzte der Welt, und es hätte nicht viel gefehlt, daß Lister selbst ihm den Verband angelegt hatte. So wurde der Verletzte denn von vier Autoritäten mit dem besten Verbandsmaterial aus den Beständen der Ausstellung des Kriegsministerium sofort und ohne voraufgehenden Nothverband verbunden. Die Ausstellung gestaltete sich zu einer Sanitätswache, wie sie ihresgleichen in der Welt nicht wieder haben dürfte.
- Die Berliner Universität hat am Sonnabend mit dem Geburtstag ihres Begründers, Friedrich Wilhelm III., zugleich das eigene Stiftungsfest gefeiert. Der derzeitige Rektor der Universität, Geh. Justizrath Professor Hinschius, hielt die Festrede, in der er die Pflicht der Dankbarkeit gegen den Gründer der Universität betonte. Nach Mittheilung der Resultaten der Preisausschreiben sowie Verkündigung der neuen Themata feierte der Redner die unablässigen Bestrebungen Kaiser Wilhelms II., im Sinne seines Großvaters die äußren Segnungen des Friedens dem Lande zu erhalten, sowie den inneren Frieden durch Linderung der sozialen Noth herbeizuführen und sicherzustellen, und schloß mit dem Gelübde unentwegter Pflichttreue, deren Früchte der Universität zur Ehre, der deutschen Wissenschaft zum Ruhm, dem Vaterland zum Heil und Segen gereichen würde.
- Eine dringliche Aufforderung an die Berliner Bürgerschaft erfaßt jetzt das Wohnungscomite des medizinischen Congresses zu Berlin. Alle Hotels sind überfüllt, die angemeldeten Privatzimmer reichen nicht aus und schon jetzt macht sich ein Mangel an wohnlichen Unterkommen für die Congreßmitglieder bemerkbar. Man richtet daher an die Berliner Bürgerschaft das Ersuchen, ihre Privatwohnungen den Ehrengästen gastlich zu öffnen.
- In Schönhausen versuchte am Sonntag ein ausländischer Journalist mehrmals, den Fürsten Bismarck zu sprechen, er empfing jedoch einen ablehnenden Bescheid; der Fürst sei hier zur Erholung, er wünsche Ruhe zu haben und sich nicht mit Politik zu beschäftigen. Zu einigen Herren aus Rathenow, die er in Schönhausen traf, sagte der Fürst:
"Er sei 1848 mit Herrn v. Bredow zu Pferde in Rathenow gewesen, dort sei er mit Steinen geworfen worden, wovon sein rechter Arm noch Spuren zeige. Er habe sich aber beherrscht und dem Mann, der ihn geworfen habe, den Stein zurückgegeben.
- Unter den Badegästen in Heiligendamm befindet sich der preußische Handelsminister v. Berlepsch.
Oberst Lebel, Erfinder des nach ihm benannten Armeegewehrs, hat der Köln. Ztg. zufolge, kaum 52 Jahre alt, aus Gesundheitsrücksichten seinen Abschied genommen.
- Der "deutsche Offizierverein" beabsichtigt auch in Metz ein Waarenhaus zu errichten. Gegen die Errichtung dieses die Interessen der Geschäfts= und Gewerbetreibenden schädigenden Instituts wendet sich eine Bittschrift an den Kaiser, welche jetzt in Metz zur Unterschrift aufliegt. Metz ist fast nur Militärstadt und die Geschäftsleute hängen fast ausschließlich vom Militär ab.
- In den Rhein=Weinbergen an der Loreley wurde an verschiedenen Stellen die Reblaus entdeckt. Die amtliche Untersuchung hat ergeben, daß die Verseuchung bereits einen großen Umfang angenommen hat. Die Gefahr ist um so größer, als die Reblaus bei der jetzigen Witterung besonders zur Weiterverbreitung geeignet ist. Im ganzen mittelrheinischen Weinbaubezirk herrscht große Besorgniß.
- In einem Wagen 4. Klasse eines am Freitag Nachmittag von Leipzig in Dresden eingetroffenen Eisenbahnzuges ist eine lederne Handtasche mit 30 000 Mk. in Staatspapieren gefunden und sofort an die Bahnverwaltung abgegeben worden. Der Verlustträger hat sich noch nicht gemeldet.
- Ein entsetzliches Unglück hat sich vor einigen Tagen in der Irrenanstalt zu Lauenburg in Pommern ereignet. Ein dort untergebrachter Kranker, ein Candidat der Theologie, welcher bereits soweit geheilt war, daß er am nächstfolgenden Tage aus der Anstalt entlassen werden sollte, dessen Verwandten auch bereits um ihn abzuholen, dort eingetroffen waren, wurde in letzter Stunde von einem andern Kranken, einen Hauptmann, mit dem er das Zimmer theilte und der an unheilbaren epileptischen Anfällen litt, erschlagen.
- Die Ernteaussichten in Ungarn lassen nach dem officiellen Bericht des Ackerministeriums vom 2. August für Weizen, Gerste und Hafer ein mittleres, quantitiv ein befriedigendes Ergebniß erwarten. Der Mais leidet unter der Dürre.
- Die außergewöhnliche Hitze und Trockenheit, die seit einiger Zeit in Spanien herrschen, leisten der Verbreitung der Cholera großen Vorschub. Die Krankheit greift rapid um sich; am Montag sind wieder verschiedene Orte in den Provinzen Toledo und Almeria, desgleichen die Städte Granada und Sevilla als neu verseucht gemeldet worden. - Neuere Privatmeldungen sprechen sich über die Cholera sehr beunruhigend aus. Die Regierung vertuscht die Wahrheit. Die Epidemie hat fast die ganze Pro=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 61 Seite 3]

vinz Valencia ergriffen und breitet sich auch in der Nachbarschaft schnell aus.


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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Gr. Bünsdorf sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Johann Wigger daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 1. December 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegende und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 1. August 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Panten sub Nr. IX belegene Viertelstelle c. p. der Bertha Hillers wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 4. August 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Von den Erben des hieselbst verstorbenen Bäckermeisters P. Hinzelmann bin ich beauftragt, deren im s. g. Köppenmoore belegene Wiese von ca. 2 1/2 Scheffel Aussaat Größe öffentlich meistbietend zu verkaufen. Ich setze den Verkaufstermin an auf

Donnerstag, den 14. August d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

in Spehrs Hotel hieselbst. Ein Ueberbotstermin findet nicht statt. Die Bedingungen können bei mir eingesehen werden.
Schönberg, den 4. August 1890.

                                                    H. Fölsch,
                                                    Rechtsanwalt.


In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des hieselbst verstorbenen Pferdehändlers H. Wigger bezahle ich nunmehr die bevorrechtigten Forderungen ganz und auf die zu berücksichtigenden nicht bevorrechtigten Forderungen 20% aus. Schönberg, den 5. August 1980.

                                                    Der Konkursverwalter.
                                                    H. Fölsch, Rechtsanwalt.


Zur Erntezeit empfiehlt eine große neue Auswahl von

emaillirten Kochtöpfen erster Qualität, Kaffeekannen, Tassen, Trinkbecher, Butterdosen, Milchtöpfe etc., gußeiserne Grapen und Kochtöpfen
zu billigen Preisen

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Zu Michaelis oder später ist meine
Parterre-Wohnung
zu vermiethen.                                                    
                                                    Johanna Creutzfeldt.


Saison-Ausverkauf.

Wegen vorgerückter Saison verkaufen wir von heute ab sämmtliche noch vorhandenen Sommerartikel, als:

Umhänge, Jackettes, Kleiderstoffe, Strohhüte, Sonnenschirme u. s. w.
zu Einkaufspreisen.                                                    
                                                    H. Scheer & Barkenthien.


Produkte der Maschinenfabrik Lehnigk      

A. Lehnigk
Vetschau-Weissagker landw. Maschinenfabriken, Eisengiesserei, Pflugbauanstalt, Dampfhammer und Sägewerk
Vetschau N.- L., Berlin-Görlitzer Eisenbahn
empfiehlt zu zivilen Preisen und günstigen Bedingungen:
Patentirte Häckselmaschinen
verschiedener Construction auf Holz= u. Eisengestell v. M. 39-400.

Patentirte Drillmaschinen mit weitgehenden Verbesserungen.
Göpel=Dreschmaschinen, Schlagleisten und Stiften=System.
Patentirte zwei-, drei- u. vierschaarige Pflüge.

Rübenschneider, Schrotmühlen u. s. w.
Ausführliche Kataloge gratis und franco.
General-Vertreter f. Mecklenburg:        Herr Joh. Witt,
Schwerin.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 61 Seite 4]

Die unterzeichnete Intendantur eröffnet, wie in den Vorjahren, für Auswärtige ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (4 größ. Opern und 2 groß. Schauspiele) in der Spielzeit 1890/91, für welche ein Platz im ersten Range 12 M., im Parkett u. in der Parkettloge 10 M., im II. Rang, Balkon und Mitte 6 M., im II. Rang Seite 5 M. kostet. Für die Reise nach Schwerin und zurück an demselben Tage werden bei genügender Betheiligung Rückfahrtskarten zum einfachen Fahrpreise ausgegeben. Die Eintrittskarten werden nicht auf Namen ausgestellt und sind Theater und Eisenbahnbillets gleichzeitig einzulösen.
Zur Entgegennahme von Abonnements=Anmeldungen u. zur Auskunfts=Ertheilung wird Herr Oekonomie=Inspektor Dierke

am Donnerstag, den 14. August, Vorm. 10 1/2-12 Uhr,
in Schönberg (Spehrs Hotel),

anwesend sein, und hat sich Herr Hotelbesitzer Spehr zur Entgegennahme weiterer Anmeldungen bis zum 1. September freundlichst bereit erklärt.

Die Ausgabe der Karten erfolgt im September.
Schwerin, den 30. Juli 1890.                                                    
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Das Sedanfest
wird auch in diesem Jahre in bekannter großartiger Weise in Ratzeburg gefeiert.


Die von dem Geflügelzucht=Verein hieselbst am 21. und 22. September cr. zu veranstaltende

Geflügel= und Gartenbau=Ausstellung

wird mit dem Ersuchen um recht rege Betheiligung an derselben hierdurch in Erinnerung gebracht. Gleichzeitig wird bemerkt, daß Loose zu der am 2. Ausstellungstage stattfindenden Verloosung von Ausstellungs=Gegenständen bei den Herren

Bäckermeister Miltzow, Meierei=Inspektor Linow, Gärtner Praeve und Upahl, Kaufleuten Sommer und Maaß, Gastwirth Holldorf, Maurermeister Scharenberg, Lehrer Richter und Perrondiener Jabs
hieselbst erhältlich sind.
Schönberg, den 23. Juli 1890.

Der Vorstand des Geflügelzucht-Vereins.


Kola=Nuß=Liqueur
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Beste emaillirte Kochtöpfe,Kaffeekannen, Theekessel, Tassen, Milchtöpfe, Spülwannen, Waschschüssel, Wasserkannen, Nachtgeschirr u. s. w. Sehr starke lackirte Blecheimer, emaillirte u. verzinkte Eimer, letztere extra stark zum Viehtränken,
hält vorräthig und empfiehlt

                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Geladene Jagdpatronen und Pulver aus der Fabrik

Rottweil Hamburg

empfiehlt zu Fabrikpreisen                                                    

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


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In der nächsten Woche werde ich einen Transport hannöverscher

Hengst-Säugefüllen

im Boye'schen Gasthause zur Auction bringen. Der Tag wird näher bekannt gemacht.

                                                    J. Köser, Hofpächter.
                                                    Assel bei Stade.


Holzkohlen
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Dachpappe bester Qualität
empfiehlt in 10 Meter=Rollen billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 10. August.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
    Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 32.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 61 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 61 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. August 1890.


- Als in Berlin am 27. Januar 1859 die Entbindung der preußischen Kronprinzessin stündlich erwartet wurde, ließ der Kronprinz den zur Kommandierung der Geschütze bestimmten Offizier zu sich entbieten, um ihm die nöthigen Befehle zu ertheilen. Bei dieser Gelegenheit machte er ihn auf die herkömmliche Verschiedenheit der Zahl der Schüsse je nach Geburt eines Prinzen oder einer Prinzessin aufmerksam. Als der Offizier, nachdem er entlassen worden war, noch einen Augenblick zögernd an der Thür stehen blieb, fragte der Prinz, ob noch etwas zu erinnern sei. "Ja, Königliche Hoheit," erwiderte der Offizier, "ich möchte mir Verhaltungsbefehle erbitten für den Fall, daß ein Prinz und eine Prinzessin geboren werden sollten." Lächelnd erwiderte der Kronprinz: "Dann nach unserem Wahlspruch: suum cuique" (Jedem das Seine.) Kurz darauf verkündigten 75 Kanonenschüsse die Geburt des jetzigen Kaisers Wilhelm II.
- Von den neuen Münzen der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft sind die ersten Stücke fertig geworden. Es sind Kupferstücke, ähnlich den 20=Pfennigstücken aus Nickel. Die Flächen sind ebenso, wie bei diesen, durch eine mittlere Kreislinie in zwei konzentrische Kreise getheilt. Auf der einen Fläche ist in dem äußeren Kreise in lateinischen Lettern die Inschrift zu lesen: "Deutsch=ostafrikanische Gesellschaft 1890." Der innere Kreis wird durch den deutschen Reichsadler ausgefüllt. Die andere Seite hat gleichfalls zwei konzentrische Kreise; dort, wo untere 20=Pfennigstücke den Eichenkranz zeigen, schmückt die Kupfermünzen der ostafrikanischen Gesellschaft ein Lorbeerkranz. Die innere Kreisfläche füllt eine arabische Inschrift aus. Die Randfläche ist glatt. - Von dieser Münze gehen 64 Stück auf eine Rupie, die je nach dem Silberpreis, der natürlich fortwährend wechselt, einen verschiedenen Werth hat. Zur Zeit beträgt eine Rupie 1,60 bis 1,70 Mark, so daß die neue deutsch=ostafrikanische Kupfermünze einen Werth von 2 1/2 bis 3 Reichspfennigen hat. - Eine Silbermünze wird gleichfalls demnächst, etwa im September, in den Verkehr kommen. Dieselbe wird eine Rupie betragen und in der Größe etwa unserem Zwei=Markstück gleichkommen.
- Neue Vorrichtung zur Verhütung von Entgleisungen. Es ist eine bekannte Thatsache, daß die Lokomotiven zuweilen Weichen aufschneiden und daß in Folge dessen Entgleisungen herbeigeführt werden, ohne daß es immer gelingt, die eigentliche Ursache festzustellen. Der Bahnmeister Funke in Aschersleben hat nun einen Apparat erfunden und sich denselben patentieren lassen, der zwar das Aufschneiden der Weichen nicht verhindern soll, wohl aber genauen Nachweis darüber giebt, ob die Weiche aufgeschnitten wurde, was bisher nicht immer gleich möglich war, so daß ein abermaliges Befahren nicht möglich ist und dadurch entstehende Entgleisungen verhindert werden. Auf der Westseite des Bahnhofes in Aschersleben sind eine Anzahl solcher Apparate zwischen den Schienen bei den Weichen versuchsweise angebracht. Auch einigen anderen Bahnhöfen sind Apparate zur Prüfung überwiesen.
- Hufschmied und Hufpflege. Nicht genug kann darauf aufmerksam gemacht werden, wie viel ein guter Hufschmied dem Landwirth nützen kann, wie großen Schaden dagegen ein schlechter dem Pferdebesitzer anrichten muß. Wenn wir das Wort Hufschmied hören, pflegen wir meist nur an das Aufnageln der Eisen zu denken. Ist die Ausführung dieser Arbeit auch von unendlicher Tragweite, so ist sie doch nicht die einzige, welche der Schmied in Bezug auf Gesunderhaltung des Hufes und damit Werthserhaltung unserer werthvollsten Hausthiere zu thun hat. Der Huf ist mit Rücksicht auf seinen Gebrauch das wichtigste Organ des Pferdes, seine Güte bestimmt in hohem Grade mit den Preis unserer Pferde. Namentlich bei edlen Thieren kann ein fehlerhafter Huf den Preis ganz bedeutend herabmindern.
- Ratten und Mäuse verabscheuen dermaßen Spirituosen, daß sie niemals an einen Ort zurückkehren, wo sie einmal Brotkrümmel in Cognac oder Branntwein getaucht, gefressen haben. Der "Provinciale Nordbrabander" erzählt, daß ein Haus, wo man trotz aller Mittel vergeblich versucht hatte die Ueberzahl der Ratten zu vertreiben, vollständig von diesen lästigen Gästen gesäubert wurde, indem man trockene schwarze Beeren ausstreute, welche früher in Schnaps gelegen hatten; am nächsten Tage waren die auswandernden Ratten wohl von einem schrecklichen Affen befallen, denn eine Katze war imstande, die Flüchtigen reihenweise abzuwürgen.
- Mit dressirten Schwalben sind dieser Tage sehr interessante Versuche in Raubaix (Frankreich) vorgenommen worden. Ein bekannter Spezialist, Herr Desbouvrie zeigte etwa fünfzehn Schwalben, welche er vor drei Wochen von einem Bauer erhalten und seither dressirt hatte. Die Schwalben, welche mit farbigen Bändern versehen worden waren, wurden losgelassen und flogen nach allen Richtungen. Eine Viertelstunde später kehrte die erste zurück und setzte sich auf einen Finger Desbouvries; kurze Zeit darauf folgten auch alle übrigen. Herr Desbouvries betonte sodann die Vorzüge der Schwalben vor den Tauben für den Depeschendienst in Kriegszeiten: Die Schwalbe hat einen viel höheren und rascheren Flug, als die Taube, sie ist treuer, klüger und leichter zu ernähren. Auf langen Strecken braucht sie nicht auszuruhen und Nahrung zu sich zu nehmen, weil sie dies im Fluge thut, und ist unendlich leichter zu dressiren, als die Brieftaube. Diejenigen, welche ihm einwenden, daß die Schwalben im Herbst südwärts ziehen, erwidert Herr Desbouvrie mit dem Hinweis auf die Thatsache, daß er letzten Winter eine Anzahl Schwalben in Freiheit behielt und dieselben zum mindesten ebenso leicht ernähren konnte, wie die Tauben und übrigen Vögel. Herr Desbouvrie beabsichtigt, seine Versuche auch in anderen Städten vorzunehmen, um die Schwalbendressur zu verbreiten.
- Der am 31. Juli in New=York angekommene Kaufmann Paul Schramm von Tokio berichtet über das furchtbare Elend, welches in Japan unter dem Volk infolge der Mißernte des Reises herrscht. Auf den Straßen fallen die Menschen vor Hunger und Erschöpfung um. Die Noth ist durch gewissenlose Spekulanten noch verschlimmert worden, welche allen auf dem Markt befindlichen Reis aufgekauft haben und ihn um das Doppelte des Preises vom letzten Jahr verkaufen. Theilweise weigern sie sich sogar, überhaupt zu verkaufen, in der Hoffnung, daß der Preis noch weiter steigt. Die japanische Regierung hat letzthin 30 000 Tonnen Reis in China und Indien angekauft, um den Armen zu helfen.


big>Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 61 Seite 6]

Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
[Fortsetzung.]


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