[ => Original lesen: 1890 Nr. 59 Seite 1] Kaiser Wilhelm kam am Montag von seiner Nordlandreise wohlbehalten wieder auf deutschem Boden an und landete Mittags in Wilhelmshaven. Bei der Ankunft des Kaisers auf der Rhede wurde er durch Salut des gesammten Marinegeschwaders begrüßt, worauf die Yacht in den Hafen eindampfte. Der Kaiser blieb an Bord der Hohenzollern. Montag Nachmittag unternahm Se. Majestät eine Umfahrt im Hafen und speiste Abends im Marine=Kasino. Die Bevölkerung begrüßte den Monarchen lebhaft. Der Reichskanzler v. Caprivi traf in Wilhelmshaven ein. Am Donnerstag reiste der Kaiser nach Ostende ab.
Ueber den bevorstehenden Besuch des Kaisers Wilhelm II. in Rußland gehen der "Pol. Corresp." aus St. Petersburg nachstehende aus officiellen Angaben geschöpfte Mittheilungen zu: Kaiser Wilhelm wird an Bord der Yacht "Hohenzollern" am 16. August im Hafen von Reval, der Hauptstadt der Provinz Esthland, eintreffen und sich am nächsten Tage mit der Eisenbahn nach Narwa begeben, wo er von russischen Manövertruppen in feierlicher Weise begrüßt werden wird. An den nächstfolgenden Tagen wird der deutsche Monarch einer Reihe von militärischen Uebungen beiwohnen, die am 24. August mit einer großen Truppenschau auf der Ebene von Krasnoje=Selo ihren Abschluß finden werden. Sodann wird der hohe Gast sich mit dem Zaren nach Schloß Peterhof begeben und von dort aus die Rückreise nach Deutschland antreten. Die Nachricht einiger Blätter, daß der deutsche Kaiser auch den in Wolhynien abzuhaltenden Manövern beiwohnen werde, ist völlig unbegründet.
Es wird jetzt amtlich mitgetheilt, daß der Kaiser auf seiner Reise nach Rußland vom Reichskanzler von Caprivi begleitet sein wird.
Kaiser Wilhelm wird während der schlesischen Manöver auch dem Feldmarschall Grafen Moltke einen Besuch abstatten. Der Landsitz des greisen Feldmarschalls ist idyllisch an der Weistritz gelegen. Jetzt werden dort schon Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers eingeleitet. Der greise Marschall ordnet selbst alles Erforderliche an.
Zu Ehren Kaiser Wilhelms wird in Antwerpen eine große Truppenschau stattfinden, woran 20 000 Mann theilnehmen sollen.
Dem Vernehmen nach wird Fürst Bismarck anfangs August in Kissingen eintreffen. Nach einer Mittheilung der "Post" sind Ende voriger Woche auch die Herren Frhr. v. Stumm und v. Kardorff beim ehemaligen Reichskanzler in Friedrichsruh gewesen und haben längere Unterredungen mit ihm gehabt.
Die "Tägl. Rundschau" bestätigt, daß der Reichskanzler von Caprivi im Prinzip die Aufhebung des Welfenfonds beschlossen hat. Eine bezügliche Vorlage wird mit einer begleitenden Denkschrift dem nächsten preußischen Landtage zugehen und dort vom Finanzminister Dr. Miquel vertreten werden.
Wenn auch in Berlin die Meldung von einer Reise des Grafen Hartenau nach Petersburg im Zusammenhang mit der bulgarischen Frage mit Zweifeln aufgenommen wurde, so erfüllt dennoch die Lage in Bulgarien die dortigen politischen Kreise mit Besorgniß.
Zwischen der deutschen Reichsregierung und dem Norddeutschen Lloyd in Bremen schweben gegenwärtig Unterhandlungen, welche darauf abzielen, die ostasiatische Reichsdampferlinie statt wie bisher in 28tägigen Fristen künftighin 14tägig unter entsprechender Erhöhung der Reichsunterstützung zu betreiben.
Eine neue große conservative Zeitung, welche genau die Ideen des Kaisers vertreten will, soll vom 1. October ab unter dem Titel "Deutsche Warte" in Berlin erscheinen. Sie soll das Motto "Imperium et libertas" (Kaiserthum und Freiheit) tragen. An Zeitungen jeder Parteirichtung hat die Reichshauptstadt jetzt eigentlich Ueberfluß.
Zum Oberbürgermeister der alten Kaiserstadt Frankfurt soll nach wie vor der Abg. Baumbach in Aussicht genommen sein. Die Stadtväter machen zur Bedingung, daß der künftige Oberbürgermeister auf jede parlamentarische Thätigkeit Verzicht leistet.
In Liegnitz laufen jetzt aus allen Himmelsgegenden für das Kaisermanöver Quartierbestellungen ein. Schon jetzt haben sich 12 französische, 14 englische, 18 russische, sowie vereinzelt auch dänische, italienische und österreichische Officiere und Zeitungsberichterstatter ein Unterkommen gesichert.
Großes Staunen erregte es in Deutschland, als kürzlich der französische Kriegsminister in der Kammer, um die Beförderung des Generals Brugére zu rechtfertigen, behauptete, dieser Offizier hätte s. Z. in der Schlacht bei Beaune la Rolande eine ganze deutsche Batterie erobert. Man weiß bei uns trotz aller Genauigkeit, mit der im Großen Generalstaabswerk alle derartigen Vorkommnisse verzeichnet sind, überhaupt während des ganzen Feldzuges nichts von dem Verlust einer Batterie und in jener Schlacht ist auch nur ein einziges Geschütz verloren gegangen. Ist der Ruhm des neuen Generals, dem die Eroberung dieses Geschützes zugeschrieben wird, ohnehin kein übergroßer, so werden sich die Franzosen auf die That noch weniger einzubilden haben, wenn sie erfahren, daß dasselbe Geschütz am Abend des Schlachttages wieder in die Hände der Deutschen gefallen ist.
Der französische Unterrichtsminister bestimmte endgiltig eine Abordnung von 19 französischen Aerzten zur Theilnahme am internationalen medizinischen Kongreß in Berlin.
Der französische Marineminister ließ in Cherburg das gesammte franz. Panzergeschwader manöverieren. Dem russischen Botschafter, welcher der Uebung beiwohnte, gedachte man durch einen gelungenen Verlauf so recht zu imponiren, was aber durchaus nicht gelang. Nach einem mißlungenen Scheinangriff der Torpedoflotte auf die Panzerschiffe erzwangen letztere den Eingang im Hafen und bombardirten das Arsenal, die Stadt und die Forts. Das Fehlschlagen der erwarteten Erfolge der Torpedoflotte, machte tiefen Eindruck. Aus Anlaß dieses Fehlschlages und verschiedener Sonstiger Unglücksfälle auf der Flotte fordern Pariser Blätter schon
[ => Original lesen: 1890 Nr. 59 Seite 2]jetzt eine genaue Untersuchung der gesammten Marineverhältnisse.
Zur Russifizierung Finlands melden Petersburger Blätter, es sei beschlossen worden, das Schulwesen Finlands ebenso wie das der Ostseeprovinzen zu reformieren. Die Reform betrifft hauptsächlich die zwangsweise Einführung der russischen Sprache, sowie den Unterricht in der Geschichte und Geographie Rußlands. Zur Erweiterung dieser Fächer wird der Unterricht in der lokalen Geschichte und Geographie eingeschränkt.
In Berliner Hofkreisen sollen seit einigen Tagen ernstere Besorgnisse wegen des Befindens der Kronprinzessin von Griechenland herrschen. Jedenfalls stehen diese Besorgnisse damit in Zusammenhang, daß Professor Olshausen, der Chef der Berliner Universitätsklinik für Frauenleiden, telegraphisch nach Athen berufen worden ist.
Der Zustand der Kronprinzessin von Griechenland ist nach aus Athen in Berlin eingetroffenen Nachrichten am vorigen Donnerstag noch ein recht bedenklicher gewesen. Das Fieber hatte mit theilweisen Unterbrechungen von Sonntag abend bis Donnerstag früh angehalten und mehrmals eine Höhe von nahezu 40 Grad erreicht. Der Kronprinz war in großer Sorge und der leitende Arzt, Dr. Hatzisko, war ununterbrochen an der Seite der hohen Wöchnerin. Die Vorstellung des diplomatischen Corps, welche auf Mittwoch angesagt war, ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Griechische Blätter berichten noch Folgendes: Allgemein bewundert man die feine List, zu welcher die Liebe zu ihrer Tochter die Kaiserin Friedrich bewogen hat. Die deutsche Frau, welche der Prinzessin Sophie in ihrer schweren Stunde Beistand leistete, war schon seit längerer Zeit im Dienst der Prinzessin als Beschließerin. Niemand ahnte ihren eigentlichen Beruf, bis sie sich plötzlich als Hebamme und zwar als ausgezeichnete Hebamme entpuppte. Das Befinden des kleinen Prinzen, der den Namen Georg erhalten hat, ist andauernd ein recht erfreuliches.
Aus den Unruhen, die anfangs voriger Woche in Argentinien stattgefunden haben, ist in wenigen Tagen eine vollständige Revolution entstanden. Diese Thatsache muß um so mehr überraschen, als die argentinische Regierung noch vor wenigen Tagen die Lage des Landes im günstigsten Licht geschildert hat, wobei es offenbar nur auf eine Täuschung des Auslandes abgesehen sein kann. Der größere Theil der in der Hauptstadt garnisonirenden Truppen hat sich empört und die Regierung ist gegenüber den Aufständischen völlig machtlos. Am Sonnabend haben zwischen den aufständischen Truppen und der Regierung schwere Zusammenstöße stattgefunden. Auf beiden Seiten sind viele Personen getödtet worden. Der Präsident Celman ist geflohen und einige Stunden später hat die revolutionäre Regierung Arem zum Präsidenten und Romero zum Finanzminister ausgerufen. Die Revolution breitet sich stündlich weiter aus, die Geschäfte stocken. Die Aufständischen scheinen über reiche Mittel zu verfügen und geschickt geleitet zu werden.
Die deutsche Kolonialgesellschaft hat Dr. Karl Peters nach seiner Ankunft in Sansibar mit folgendem Telegramm begrüße: "Dem kühnen Vorkämpfer für Zivilisation sendet höflichsten Glückwunsch zur frohen Heimkehr von schwieriger und glänzend durchgeführter Expedition. Kolonialgesellschaft. Hohenlohe." - Dr. Peters soll in den Reichsdienst übernommen werden, doch nicht in Berlin zur Verwendung kommen, sondern wieder auf afrikanischem Boden in Thätigkeit treten und eine Expedition in das Innere übernehmen, wie gegenwärtig Emin Pascha.
Nach Privatnachrichten aus Ostafrika nahm die Einfuhr in das deutsche Schutzgebiet in letzter Zeit sehr erheblich zu und ist heute mehr als doppelt so hoch, wie in dem Jahre vor dem Aufstande Buschiris.
Der Sultan von Sansibar glaubt sich und seinen Thron durch einen älteren, in Maskat lebenden Bruder bedroht. Der Sultan hat den Befehl gegeben, alle Wachen zu verstärken und außerdem ein Verbot erlassen, nach welchem sich die Neger nach 9 Uhr Abends nicht mehr auf der Straße umhertreiben dürfen. Angesichts der im Hafen liegenden deutschen und englischen Kriegsschiffe sind jedoch ernstliche Unruhen kaum zu befürchten.
- Schönberg. Die vom 1. Juli ab zwischen hier und Rehna kursirende Botenpost wird vom 1. August ab aufgehoben und vom gedachten Tage durch ein Privat=Personen=Fuhrwerk mit folgendem Gange ersetzt:
Aus Rehna |
1 |
Uhr |
10 |
Min. |
Nachm. |
in Schönberg |
2 |
Uhr |
50 |
Min. |
Nachm. |
aus Schönberg |
3 |
Uhr |
50 |
Min. |
Nachm. |
in Rehna |
5 |
Uhr |
15 |
Min. |
Nachm. |
- In Isendorf (Meckl.) machte sich der 12jährige Sohn eines Fischers, während die Eltern schliefen, mit einem geladenen Gewehr zu schaffen, wobei dasselbe sich entlud, und der jüngeren Schwester den Kopf zerschmetterte. Der Knabe ist spurlos verschwunden; man vermuthet, daß er ins Wasser gesprungen ist, da man seine Pantoffeln im Kahne fand.
- Das Allerneueste in der deutschen Beamtenwelt ist die demnächstige Uniformierung der in der Verwaltung der Post namentlich im Telegraphenwesen beschäftigten weiblichen Arbeitskräfte. Dieselben erhalten postblaufarbene Schooßtaillen aus Tricotstoff mit den bei den männlichen Beamten giltigen orangefarbigen Kragen und Aufschlägen nebst blanken Knöpfen, die sie im Dienst zu tragen haben. Hinsichtlich der Kleiderröcke werden sie es auch fernerhin nach ihrem Belieben halten können. In der vorigen Woche ist den in Berlin, besonders an der Börse beschäftigten Damen zu der "Amtskleidung" Maß genommen worden. Die neue Tracht dürfte nicht unkleidsam sein; dennoch und obschon das schöne Geschlecht der Uniform sonst nicht abhold ist, soll sie den Beifall der betheiligten Damenwelt keineswegs gefunden haben.
- Die letzten amerikanischen Schützen haben erst am Donnerstag Berlin verlassen und sind nach dem Rhein abgedampft. Berlin hat ihnen so gut gefallen, daß sie wiederkommen wollen. Die Amerikaner wollen bis zum October in Deutschland bleiben.
- In die Berliner Charité wurde ein Dienstmädchen eingeliefert, dem seine Herrin im Zorn einen Kessel mit kochendem Sodawasser über den Leib gegossen hatte. Das Mädchen ist schwer verletzt. Die energische Dame wird allerdings ihre Leistung schwer bereuen, denn das Strafgesetzbuch setzt auf derartige Handlungen (Körperverletzung mittelst gefährlichen Werkzeuges) mindestens einen Monat Gefängniß.
- Wie aus Sternberg (Provinz Brandenburg) gemeldet wird, wüthete am Donnerstag ein Wirbelsturm in der königl. Limmritzer Forst, den er ist einer Breite von 300 Metern durchfegte und gegen 100 Hektar zum Theil Schonung und Stangenholz, aber auch viel starkes Holz verwüstete.
- Von Görlitz ist nun wirklich ein mit 200 Unterschriften bedeckter Einspruch von Lotteriespielern gegen die Giltigkeit der letzten Ziehung der Schloßfreiheitlotterie an den Minister des Innern abgegangen.
- Die Weber des Eulengebirges in Schlesien unterbreiteten vor einiger Zeit dem Kaiser einen Bericht über ihre traurige Lage und sind daraufhin amtliche Erhebungen über Löhne und Unterhaltungskosten der Weberfamilien angeordnet worden.
Weiße Seidenstoffe v. 95 Pfg. bis 18.20 p. Met. - glatt gestreift u. gemustert (ca. 150 versch. Qual.) - vers. roben- und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Anzeigen.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Sonnabend, den 2. August d. Js., Nachmittags 1 Uhr, soll auf der Feldmark Carlow der auf einer Fläche von etwa 30 [] R bestandene Roggen auf dem Halme öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer beim Gastwirth Borchert in Carlow.
Schönberg, den 30. Juli 1890.
Staffelt, Gerichtsvollzieher.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 59 Seite 3]Bekanntmachung.
Nach den in der Genossenschafts=Versammlung vom 18. Juni d. J. vollzogenen Neu= bezw. Ersatzwahlen setzt sich zusammen.
A. Der Genossenschaft=Vorstand.
Mitglieder:
Regierungsrath a. D. Kammerherr Graf von Bernstorf=Beseritz, Vorsitzender.
Bürgermeister Dr. Pries=hier Stellvertreter des Vorsitzenden.
Oberförster Wentzel=Strelitz.
Gutsbesitzer von Michael=Gantzkow.
Pächter Kaiser=Stove.
Ersatzmännern:
Gutsbesitzer Dr. von Oertzen=Rossow.
Gutsbesitzer Lemcke=Neddemin.
Forstmeister von Oertzen=Glambeck.
Gutsbesitzer Graf von Schwerin=Mildenitz.
Pächter Hesse=Römnitz.
B. Der Genossenschafts=Ausschuß zur Entscheidung über Beschwerden.
Mitglieder:
Oberamtmann Zarneckow=Wanzka.
Amtmann Staeding=Neuhof.
Pächter Schröder=Lüttenhagen.
Senator Brunn=Strelitz.
Gutsbesitzer Siemers=Gentzkow.
Ersatzmänner:
Gutsbesitzer Rogge=Geverin.
Schulze Stein=Rieps.
Oberförster Grapow=Lüttenhagen.
Kämmerer Helm=hier.
Pächter Bade=Pleetz.
C. Als genossenschaftliche Beisitzer im Schiedsgericht fungiren vom 1. October d. J. ab:
1. Oberamtmann Cordua=Zippelow.
2. Gutsbesitzer von Lücken=Godenswege.
als Stellvertreter:
ad. 1. Pächter Müller=Rowa (erster Stellvertreter),
Pächter Lemcke=Dewitz (zweiter Stellvertreter).
ad. 2. Gutsbesitzer von Warburg=Stolpe (erster Stellvertreter),
Gutsbesitzer Pogge=Blankenhof (zweiter Stellvertreter).
Neubrandenburg, den 18. Juli 1890.
Der Vorstand
der Meckl. Strelitz'schen Landwirthsch.
Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.
Zur bevorstehenden Saatzeit empfehle ab Lager zu Fabrikpreisen alle Sorten chemischen Dünger.
Guano, Superphosphate, Knochenmehle, Kainit und Thomasphosphatmehl, Kalkmergel u. Wiesendünger
mit äußerlich auf jedem Sack angebrachter Analyse.
Thomasphosphat-Mehl aus besten Schlacken hergestellt.
Ferner empfehle ab Fabrik und Lager alle gangbaren Sorten Futterstoffe als:
Cocus-, Erdnuss- und Palmkuchen; Cocus-, Erdnuss-, Palmkern- u. Baumwollsaat-Mehl.
Nur deutsche Fabrikate.
J. H. Freitag.
Der Rest
des Bernh. Gartz'schen Lagers, als Strohhüte, Sommer= und Wintermützen, sowie Filzschuhe, wird zu jedem annehmbaren Preis verkauft.
Geladene Jagdpatronen und Pulver aus der Fabrik
Rottweil Hamburg
empfiehlt zu Fabrikpreisen
J. Ludw. D. Petersen.
Dachpappe bester Qualität
empfiehlt in 10 Meter=Rollen billigst
J. Ludw. D. Petersen.
Pferde=Harken,
sowie 2- u. 3schaarige Pflüge
zum Schälen und Tiefpflügen, empfiehlt
Gr. Siemz. W. Bohnhoff,
Schmiedemeister.
Arthur Friedländer
Inh.: Otto Oehlrich,
Breitestrasse, Lübeck, Breitestrasse.
Spezial=Geschäft für
Strumpf-Waaren
Handschuhe, Unterzeuge.
Specialität: diamantschwarze
Damen- & garant. waschech. Kinderstrümpfe.
Billige Preise! Gute Waare!
Auswahlsendungen franko.
Echt holl. Javakaffee
mit Zusatz, kräftig und reinschmeckend, gar., à Pfd. 80 Pfg., Postpakete 9 Pfd. Mk. 7.20, versendet zollfrei unter Nachnahme. Beglaub. Anerk. a. Wunsch zu Diensten.
Wilh. Schultz, Altona b. Hamburg.
Den Rest meiner Strohhüte und Sonnenschirme verkaufe ich von jetzt an wegen vorgerückter Saison zu ganz bedeutend herabgesetzten Preisen.
Hugo Heincke.
Gesucht zu sofort bei dauernder Beschäftigung:
2 tüchtige Zimmergesellen oder Bautischler
Schönberg. Fritz Eckmann,
Maschinenbauer.
Am 3. Juni abends verloren gegangen:
ein goldener Siegelring
mit dunkelgrüner Platte a. d. Weg v. Bahnhof z. Stadt. Der ehrl. Finder wird geb. dens. gegen Belohnung abzugeben an H. Mette, stud. theol.
Saison-Ausverkauf.
Wegen vorgerückter Saison verkaufen wir von heute ab sämmtliche noch vorhandenen Sommerartikel, als:
Umhänge, Jackettes, Kleiderstoffe, Strohhüte, Sonnenschirme u. s. w.
zu Einkaufspreisen.
H. Scheer & Barkenthien.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 59 Seite 4]Die unterzeichnete Intendantur eröffnet, wie in den Vorjahren, für Auswärtige ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (4 größ. Opern und 2 groß. Schauspiele) in der Spielzeit 1890/91, für welche ein Platz im ersten Range 12 M., im Parkett u. in der Parkettloge 10 M., im II. Rang, Balkon und Mitte 6 M., im II. Rang Seite 5 M. kostet. Für die Reise nach Schwerin und zurück an demselben Tage werden bei genügender Betheiligung Rückfahrtskarten zum einfachen Fahrpreise ausgegeben. Die Eintrittskarten werden nicht auf Namen ausgestellt und sind Theater und Eisenbahnbillets gleichzeitig einzulösen.
Zur Entgegennahme von Abonnements=Anmeldungen u. zur Auskunfts=Ertheilung wird Herr Oekonomie=Inspektor Dierke
am Donnerstag, den 14. August, Vorm. 10 1/2-12 Uhr,
in Schönberg (Spehrs Hotel),
anwesend sein, und hat sich Herr Hotelbesitzer Spehr zur Entgegennahme weiterer Anmeldungen bis zum 1. September freundlichst bereit erklärt.
Die Ausgabe der Karten erfolgt im September.
Schwerin, den 30. Juli 1890.
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.
Travemünder Rennen
den 1. und 3. August 1890.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.
Das Sedanfest
wird auch in diesem Jahre in bekannter großartiger Weise in Ratzeburg gefeiert.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
2. ordentliche Versammlung im 18. Vereinsjahre am 3. August 1890, Nachm. 2 Uhr.
Tagesordnung:
1) Beschlußfassung über den letzten Punkt der vorigen Tagesordnung.
2) Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Stadt Lübeck.
Sonntag, den 3. August
Tanzmusik
über die Polizeistunde hinaus.
Holzkohlen
empfiehlt
Aug. Spehr.
Kola=Nuß=Liqueur
empfiehlt Aug. Spehr.
Zur Erntezeit empfiehlt eine große neue Auswahl von
emaillirten Kochtöpfen erster Qualität, Kaffeekannen, Tassen, Trinkbecher, Butterdosen, Milchtöpfe etc., gußeiserne Grapen und Kochtöpfen
zu billigen Preisen
J. Ludw. D. Petersen.
Pferdeharken
habe wieder vorräthig.
Auch bringe meine ganz aus feinstem englischen Gußstahl gearbeiteten
Schmiedesensen
in empfehlende Erinnerung; dieselben haben sich in der kurzen Zeit ihrer Einführung so glänzend bewährt, daß sie allseitigen Beifall gefunden.
Garantie selbstverständlich.
Schönberg i. M. J. Oldenburg.
Gegen Hautunreinigkeiten
Mitesser, Finnen, Flechten, Röthe des Gesichts etc. ist die wirksamste Seife:
Bergmann's Birkenbalsam-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden. Verkauf à Stück 30 u. 50 bei Apotheker Montag.
Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke. Bandagist.
Fruchtpresse und Bohnenschneider
stehen zum Verleihen bereit bei
J. Ludw. D. Petersen.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 3. August.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 31.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 59 Seite 5]Beilage
zu Nr. 59 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. August 1890.
- Die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung ist einer der Hauptgegenstände, die den Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen in seiner diesjährigen Generalversammlung beschäftigen werden. Es schweben schon seit längerer Zeit unter den verbündeten Regierungen Verhandlungen über eine künftige "Reichszeit," deren Ergebniß vielleicht schon in der nächsten Herbstsession zu einem Gesetzentwurf führen wird. Die Reichszeit würde sowohl für das bürgerliche Leben, wie für das Verkehrswesen eine einheitliche Zeitbestimmung schaffen. Als maßgebend für dieselbe ist der Meridian eine Stunde östlich von Greenwich in Aussicht genommen, welcher Stargard in Pommern schneidet und nicht ganz 6' Differenz zu Berlin aufweist. In Zukunft werden demnach die Unzuträglichkeiten, welche durch die verschiedenen Ortszeiten und zwischen diesen und der Eisenbahnzeit entstanden, in Wegfall kommen, was um so wünschenswerther ist, als jene Zeitdifferenzen in militärischen wie gerichtlichen Dingen bisweilen zu sehr unangenehmen Folgen geführt haben.
- Eine für Ortskrankenkassen=Mitglieder wichtige Entscheidung ist durch die Berliner Civilkammer als Berufungsinstanz gefällt worden: Ein Mitglied einer dortigen Ortskasse hatte sich von einem anderen als dem angestellten Kassenarzt behandeln lassen und war ihm deshalb die Auszahlung des Krankengeldes verweigert worden. In erster Instanz abgewiesen, erzielte der Kläger bei der Zivilkammer ein obsiegendes Urtheil, "da es nicht in der Absicht des Gesetzgebers gelegen haben könne, Jemanden zu zwingen, sich von einem Arzt behandeln zu lassen, zu dem man kein Vertrauen habe; vielmehr könne das Vorhandensein von Krankheit, welche den Anspruch an die Kasse begründet, von jedem approbirten Arzt bescheinigt werden.
- Einen starken electrischen Schlag empfing in Charlottenburg eine Lehrerin der Kommunalschule im 18. Stadtbezirk durch unvorsichtige Berührung einer geladenen Electrisiermaschine; sie fiel in Ohnmacht, kam im Uebrigen jedoch ohne weiteren Schaden davon.
- Ein vollständiges römisches Lager ist am Mittwoch in Mainz in der Gegend des zukünftigen Schlachthauses in der Neustadt jetzt aufgedeckt worden. Die Reste des blosgelegten Mauerwerks bestehen theilweise aus Kalkstein=, theilweise aus Betonmauerwerk mit schönen Wandverputzstücken. In dem Lager wurde eine größere Anzahl von Steinkrügen, Flaschen von Glas und sonstige römische Utensilien (mit Ausnahme von Münzen) aufgefunden. Die Fundstücke, darunter 4 Amphoren, werden dem städtischen Museum einverleibt.
- Durch geringfügige Ursache kam in Bochum dieser Tage ein ca. 9jähriger Schulknabe zu Tode. Derselbe ging wie gewöhnlich Morgens um 8 Uhr zur Schule, woselbst ihn aus Scherz sein Nebenschüler mit einer noch Tinte enthaltenden Feder in den Hals stach. Gegen Abend schon stellten sich bei dem Kleinen heftige Kopfschmerzen und gegen Mitternacht anhaltendes Erbrechen ein. Am andern Morgen fanden die Eltern ihren Sohn, den oberen Theil des Körpers blau überlaufene entseelt vor seinem Bette liegen. Kann auch nicht mit Bestimmtheit behauptet werden, daß der Tod in Folge des erwähnten Vorkommnisses eingetreten ist, so mahnt dasselbe doch Eltern und Lehrer, die Kinder nur mit "giftfreier" Tinte schreiben zu lassen.
- Auf der Reise von Noveant über Metz, Saarbrücken, Kreuznach, Bingerbrück, Rüdesheim nach Wiesbaden kam einem Russen ein Portefeuille mit weit über 200 000 Franks abhanden.
- Die ungarische Regierung hat den englischen Vollbluthengst Charibert für den Preis von 160 000 Mark zu Zuchtzwecken erworben.
- Mitte Juni wurde die Tochter eines Gärtners in Berg bei Sagan von einem Hunde in das Gesicht gebissen. Das Thier wurde getödtet und bei der Section ergab sich, daß das Thier an Tollwuth gelitten. Nachdem die Wunde schon geheilt war, brach vor einigen Tagen bei der Gebissenen die Tollwuth aus. Der Tod erlöste endlich jetzt die Unglückliche von ihrem entsetzlichen Zustande.
- Ein Brückeneinsturz, der glücklicherweise ohne Menschenverluste ablief, ereignete sich am Sonntag Abend in Arth in der Schweiz. Beim Anlangen des letzten Dampfbootes stürzte in Folge kolossalen Andrangs ein Theil der Dampfschiffbrücke ein; ca. 30 Personen fielen in den See, wurden aber sämtlich schnell gerettet.
- Wie aus dem Oetzthal gemeldet wird, war am Donnerstag eine Gesellschaft von 11 Touristen und 4 Führern im Abstieg vom Similaun zum Marzellgletscher begriffen. Der Führer Gstrein und der Lehrer Popper aus Oelsnitz (Sachsen) wagten sich trotz Warnung, durch Seil verbunden, zu weit vor, brachen durch überhängende Schneewände und fielen hinab. Ungeheuere Schneemassen folgten den Stürzenden. Die Verunglückten konnten erst nach 24 Stunden aufgefunden werden; die Leichen wurden nach Vent transportirt. Die Sturzhöhe betrug 800 Meter.
- Dem Papst sind von einer reichen Französin ein Palast in Paris und 5 Millionen Franks vermacht worden.
- Der große Maurerstrike in Kopenhagen, der seit dem 12. Mai gedauert hat, hat endlich mit der Niederlage der Gesellen geendet. Die 1500 strikenden Gesellen verloren in den verlaufenen 10 Wochen über 300,000 Kronen an Einnahmen und die Bedingungen, unter welchen sie jetzt die Arbeit wieder aufnehmen, sind härter als vor dem Strike. Die Meister werden vorläufig keine Lohnerhöhung eintreten lassen und die Forderungen, daß 50 Oere pro Stunde gezahlt und ein Normalarbeitstag von neun Stunden eingeführt werde, sind aufgegeben worden. Die jungen Gesellen erhalten in den ersten Jahren einen geringeren Lohn, als die älteren. Endlich wird ein neues Reglement eingeführt, wodurch das Trinken auf den Arbeitsstellen gänzlich verboten ist.
- Rother Pfeffer und Salz gegen die Cholera. Vor 30 Jahren, als auch die Vereinigten Staaten von der Cholera heimgesucht wurden, kam es vor, daß man das Mittel des Capitäns eines Auswanderungsschiffes mit Vortheil angewendet hat, der sich einstens damit gut zu helfen wußte, daß er bei seinen an der Cholera erkrankten Patienten einen Theelöffel von rothen Pfeffers und einen Eßlöffel Salz, in einen halben Pint kochenden Wassers, so heiß als es dieselben vertragen konnten, eingab und sie dadurch rettete.
- Ein Fackelzug im Urwalde. Stanley erzählt in seinem neuesten Werke "Im dunkelsten Afrika" auf die Autorität Emin Paschas folgende interessante Affengeschichte: Der Pascha hatte häufig bemerkt, daß der Wald von Msangwa von einer großen Zahl Schimpansen bevölkert war. Dies wäre nun noch nichts so Ungeheuerliches, aber der Pascha erzählt, daß diese Schimpansen sich häufig des Nachts in die Anpflanzungen von Msangwa gewagt hätten, um dort tüchtig zu stehlen, was sich an Früchten etc. stehlen ließ. Herbei bedienten sich die schlauen Affen aber richtiger brennende Fackeln. Emin Pascha versichert dies ausdrücklich und fügt hinzu: "Wenn ich nicht selbst diesem außerordentlichen Schauspiel beigewohnt hätte, so würde ich niemals geglaubt haben, daß die Affen die Kunst, Feuer zu machen, kennen." Die Autorität Emins voll anerkennend, darf man doch nicht vergessen, daß Emin Pascha bekanntlich sehr kurzsichtig ist; es ist daher nicht ausgeschlossen, daß er einen Zug der zwergenhaften Urwaldsleute für Schimpansen angesehen hat.
- Pferdekuren. Ein Thierarzt giebt seinem Assistenten ein Pulver mit folgender Anweisung: "Sie schütten dies Pulver in eine Röhre stecken
[ => Original lesen: 1890 Nr. 59 Seite 6]die letztere in das Maul des kranken Pferdes und blasen ihm das Pulver in den Rachen. Verstanden?" Der Assistent nimmt Pulver und Röhre, kehrt aber nach 5 Minuten aus dem Stalle zurück und windet sich vor Leibschmerzen. "Was ist geschehen?" ruft der Thierarzt. Sein Gehilfe antwortet stöhnend: "Der Gaul hat zuerst geblasen."
Cornelie.
Norwegische Novelle von Carl Cassau.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
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