[ => Original lesen: 1890 Nr. 57 Seite 1] Se. Majestät der Kaiser beabsichtigt am 2. August Mittags in Ostende einzutreffen und am 3. August Nachmittags die Reise wieder fortzusetzen. Ueber die sonstigen Reisedispositionen des Kaisers verlautet, Se. Majestät werde am 28. d. M. nach Wilhelmshaven von der Nordlandsreise zurückkehren und dann, ohne die Reichshauptstadt zu berühren, den Besuch am belgischen und englischen Königshose abstatten. Nach der Rückkehr von England welcher am 8. August entgegengesehen werden dürfte, würde Se. M. der Kaiser am 12. Aug. die Herbstparade über das Gardecorps abnehmen und am folgenden Tage die Reise nach Rußland antreten. Nach der Rückkehr von dieser beabsichtigt Se. M. der Kaiser zunächst an den Uebungen des Gardecorps in der Uckermark und alsdann an den Manövern des 9. Armeecorps und der Flotte bei Schleswig Theil zu nehmen.
Die "Kieler Ztg." erfährt, daß König Oskar von Schweden der großen Parade bei Flensburg am 4. September beiwohnen wird, und daß der Kaiser das Schleswig=Holsteinische Füsilierregiment Nr. 86 seiner Gemahlin selbst vorführen und auf dem Paradefelde verleihen wird.
Die französischen Aerzte, eingedenk des großen Wortes, daß Frankreich an der Spitze der Civilisation marschirt, wären gerne dem diesjährigen Internationalen Medizinischen Congreß in Berlin fern geblieben. Dieser edlen Absicht gegenüber hat nun der Pariser Professor Lefort, der seinen Namen jedenfalls nicht mit Unrecht trägt, den Muth gefunden, sie an ihre doppelte Pflicht als Männer der Wissenschaft und als Menschen zu erinnern; er erklärte, die französischen Aerzte müßten schon aus Dankbarkeit für die im Feldzug von 1870/71 den französischen Verwundeten von deutscher Seite zu Theil gewordene sorgfältige Pflege nach Berlin gehen.
Am 21. Juli feierte Belgien den 60. Jahrestag seiner Unabhängigkeit und des 25jährige Regierungsjubiläum des Königs Leopold II. Als der erste in Belgien geborene König bestieg Leopold II. am 10. December 1865, 30 Jahre alt, unter herzlicher Antheilnahme der ganzen Nation den belgischen Königsthron. Stets bestrebt, sich streng in den Grenzen der Verfassung zu halten und den Parteien Frieden und Mäßigung aufzuerlegen, hat er das geistige und leibliche Wohl des Landes auf allen Gebieten eifrig gefördert. Handel, Wandel und Industrie nahmen einen ungeahnten Aufschwung, so daß Belgien eine commerzielle Großmacht wurde. Vor allem aber wandte er seine ganze Kraft seinem Lebensziel zu, Belgien neue Absatzwege und eigene Colonien zu schaffen. Er berief den internationalen Geographencongreß im Jahre 1876 nach Brüssel, schuf die internationale Association zur Erforschung Afrikas, erschloß Afrika dem Streben aller Nationen und errichtete den Congostaat unter großen persönlichen Opfern. In der auswärtigen Politik hielt Leopold II. unentwegt an seinen Zielen fest: Aufrechterhaltung der belgischen Unabhängigkeit und Neutralität, Freundschaft mit allen Mächten, engerer Anschluß an Deutschland und England. Freilich hat es in dieser im Ganzen gesegneten Regierungszeit auch an ernsten Sorgen nicht gefehlt. Die Wogen der Arbeiterbewegung sind in Belgien höher gegangen, als in allen anderen Ländern Europas und die politischen Parteikämpfe haben in neuerer Zeit einen seltenen Grad von Erbitterung erreicht, der für die Zukunft noch manche Trübung der inneren Verhältnisse befürchten läßt. Hat sich auch in der letzten Zeit die Thatkraft Leopolde II. in Folge seiner Sorgen um den Congobesitz in Belgien nicht mehr recht fühlbar gemacht und zu Mißstimmungen weiter Kreise den Anlaß gegeben, so wird dennoch sein makelloser Charakter und sein ideales, rastloses Streben allseitig gewürdigt.
Ueber die Ausfahrt des Papstes dauert der Streit zwischen den vatikanischen und italienischen Zeitungen fort. Die letzteren behaupteten, der Papst habe gewußt, daß er italienischen Boden betrat. Als Beweis führen sie an, daß, als die Schildwachen vor dem Münzgebäude die Gewehre präsentierten, der Papst sich aus dem Wagenfenster hinausgebeugt und den italienischen Soldaten den Segen ertheilt habe. Weiter wird noch gemeldet, daß die zur Partei der Unversöhnlichen gehörigen Cardinäle über die Ausfahrt sehr erbittert seien.
Die Norddeutsche Allg. Ztg. meldet aus Helgoland vom 18. Juli: Eine ungewöhnlich stark besuchte Volksversammlung beschloß, die Helgoländer sollten durch den Gouverneur eine Adresse an die Königin von England absenden mit dankender Verabschiedung von ihr in dem Augenblick, da die Helgoländer mit ihrem Stammverwandten Volke wieder vereinigt werden sollen. Die Adresse wurde sofort sehr zahlreich unterschrieben dem Gouverneur übergeben.
Die Strafe für die meuterischen Garde=Grenadiere in London ist weniger hart ausgefallen, als dieser Tage in Aussicht gestellt worden war. Das betr. Bataillon wird nicht nach Natal, sondern nach Capstadt eingeschifft werden, wo das Klima und die Lebensverhältnisse sehr erträglich, ja sogar weit besser sind als in vielen Gegenden Englands. Die Untersuchung soll übrigens ergeben haben, daß der Commandeur des Bataillons nicht ganz ohne Schuld an der Disziplinlosigkeit der ihm unterstellten Truppen gewesen ist. Derselbe hat auch bereits seinen Abschied genommen.
Die über die Gesundheit des (4 Jahre alten) Königs von Spanien verbreiteten ungünstigen Nachrichten sind durchaus falsch. Der König befindet sich mit der Königsfamilie in St. Sebastian und erfreut sich der besten Gesundheit.
In Bulgarien ist eine gewisse Bewegung bemerkbar, aus der auf das Bevorstehen großer Dinge geschlossen wird, die sich bei der Rückkehr des Prinzen Ferdinand abspielen sollen. Wie aus Sofia gemeldet wird, haben sich im ganzen Land Festcomites gebildet, um am Tag der Ankunft des Prinzen die Unabhängigkeit Bulgariens auszurufen.
- Schönberg. Am 22. Juli, dem Geburtstage S. K. H. des Erbgroßherzogs von Mecklen=
[ => Original lesen: 1890 Nr. 57 Seite 2]burg=Strelitz hatte die Stadt reichen Flaggenschmuck angelegt.
- Schönberg. Das Concert des Trompeterchor des K. S. 1. Husaren=Regiments Nr. 18 am 22. Juli im Boye'schen Saale war sehr gut besucht, und ernteten die Trompeter für ihre vorzüglichen Leistungen vielen Beifall. Der Leiter der Capelle, Musikdirektor Alwin Müller, erwies sich als ein gewandter Dirigent, der sein Cornet à Piston mit großer Virtuosität zu behandeln verstand. Einzelne Nummern des Programms, so namentlich der große Marsch aus "Aida," waren von hervorragender Wirkung und dementsprechend auch der Beifall der Versammelten. Das Offiziercorps jenes Regiments, von dem Wunsche beseelt, diesen Marsch mit den Instrumentenmitteln der Oper Aida zu hören, hat zu dieser Nummer extra zwei Original=Trompeten angeschafft, die durch ihren eigenthümlichen Tonklang grandiosen Effect hervorbringen. Das Trompeterchor macht alljährlich eine Kunstreise.
- Schönberg. Das hier in der Siemzerstraße neben dem Boye'schen Gasthause belegene Wohnhaus des Kürschners Gartz, wurde am 22. Juli vor Großh. Amtsgericht öffentlich meistbietend verkauft. Am Meistgebot blieb der Gastwirth Boye mit 9000 M.
- Schönberg. Bei dem Gewitter am Donnerstag voriger Woche hat der Blitz ca. 12 Telegraphenstangen der Leitung von hier nach Carlow zerstört, von denen 3 total unbrauchbar geworden waren.
- Schönberg. Das in Genf in französischer Sprache erscheinende Blatt "La Tribune de Genéve" meldet Folgendes: Ein interessantes Fest, vom Professor Dr. Vogel geleitet, fand vor einigen Tagen hieselbst statt. Die alten Schüler desselben hatten sich versammelt, um die übliche Jahresfeier ihres Freundes und Erziehers zu begehen. Herr Dr. Vogel feierte das 25. Jahresfest seit seiner Vermählung und das dreißigste seit der Gründung seines Pensionats. Die Festcommitte, aus alten Schülern bestehend, hatte alles mögliche gethan, um den Tag zu einem angenehmen zu machen. Zahlreiche Telegramme und Anerkennungsschreiben liefen von denjenigen seiner Verehrer ein, welche verhindert waren, an dieser herzlichen Feier theilzunehmen. - Director Professor Dr. Chr. Vogel ist im Jahre 1836 in Rehna geboren, besuchte mehrere Jahre (1849 bis 1851) die Realschule zu Schönberg und besitzt auch hier noch Verwandte.
Die in Neustrelitz garnisonirende Batterie, welche sich am 9. Juni auf dem Marsch zur Lockstädter Haide begeben hatte, ist am Sonnabend Abends mit der Bahn wieder in Neustrelitz eingetroffen.
- In Doberan machte Graf Bassewitz=Bristow, der zur Zeit dort weilt, vor einigen Tagen eine seltene Beute. In der Nähe des Heiligendammer Herrenbades erschien auf einem verankerten Floß ein Seehund mittlerer Größe, der ganz ungenirt die Menschen musterte. Graf Bassewitz brachte auf 80 Schritte eine gut sitzende Kugel an und konnte dem ins Wasser kollernden Seehund noch sofort einen Fangschuß nachsenden, der ihm seine Beute sicherte.
- Auf dem Gute Gr.=Kelle bei Röbel fand man nach der "M. Z." kürzlich beim Planiren des Erdbodens zwecks Dämmung einen halben Fuß unter der Erde zwei gut erhaltene Gerippe, von denen das größte 6 1/2 Fuß maß. Wie ein 85 Jahre alter Tagelöhner in Gr.=Kelle erzählt, hat auf dem Platze, wo die Gerippe gefunden, früher ein Pferdestall gestanden, und gerade auf dieser Stelle haben seiner Zeit die Knechte ihre Schlafstätten gehabt, nun habe er noch viel von alten Tagelöhnern erzählen hören, daß hier 1813 öfter die von Rußland kommenden Franzosen eingekehrt seien und ohne Ausnahme die Satteltaschen voller Geld bei sich geführt hätten. Sie haben dann ihre Pferde in den Stall gezogen und diese Kammer zum Schlafen benutzt; die Tagelöhner hatten bei den Pferden Wache halten müssen und sich bei diesen nächtlichen Wachen oft darüber unterhalten, in welcher Weise sie in den Besitz des von den Franzosen mitgeführten Geldes kommen könnten.
- Der bisherige Besitzer des vom Kaiser angekauften Schlosses Urville in Lothringen läßt bereits am Montag, den 29. Juli, sein gesammtes Mobiliar versteigern, um das Schloß so schnell wie möglich zu räumen. Dasselbe soll alsdann schleunigst für den Kaiser eingerichtet werden.
- Als nachträgliches Geburtstagsgeschenk für den Prinzen Eitel Fritz passirten am Donnerstag in Begleitung eines königlichen Stallbeamten zwei norwegische Ponies die Verbindungsbahn zwischen Altona und Hamburg. Die beiden schönen Thiere hat der Kaiser für seinen Sohn in Christiania angekauft.
- Zum 90. Geburtstage des Generalfeldmarschall Grafen von Moltke regt man die Begründung einer Generalfeldmarschall Graf v. Moltke=Stiftung an, die durch freiwillige Sammlungen aufgebracht werden soll.
- General=Feldmarschall Graf v. Blumenthal feiert am 30. d. M. seinen 80. Geburtstag. Der hochverdiente Feldherr erfreut sich guter Gesundheit und einer verhältnißmäßigen Rüstigkeit.
- Ein furchtbares Unglück ereignete sich am Freitag Vormittag 10 Uhr 55 Min. auf dem Artillerie=Schießplatz zu Kummersdorf. Am Nachmittage wurden von den dazu commandirten Mannschaften Schießübungen angestellt, als gegen 1 Uhr ein größeres Geschoß, welches mit Krähnen in die Höhe gewunden worden war, um in das Geschütz eingeführt zu werden, aus der zu diesem Zwecke benutzten Vorrichtung herausstürzte und auf eine Granate fiel, die auf dem Mauerwerk lag, auf welchem das Geschütz stand. Beide Geschosse crepirten. Laute Schmerzensrufe ertönten in demselben Augenblick und schwer verletzt lag ein Theil der Mannschaft, welche das Geschütz bediente, von den Splittern der Geschosse getroffen, auf dem Boden. Zwei Offiziere sind verletzt worden, der Lieutenant zur See, Graf von Monts, der bei der zweiten Abtheilung der Artillerie=Prüfungscommission Dienst thut, und ein Hauptmann. Dem Grafen v. Monts ist der Knöchel des rechten Fußes zerschmettert, der Hauptmann ist leichter verletzt worden. Von der Mannschaft waren außerdem noch 8 Mann schwer verwundet und mehrere haben weniger erheblich Schaden genommen. Aerztliche Hilfe wurde sofort aus Berlin aus dem Garnisonlazarett in Tempelhof geholt und die Verwundeten inzwischen nach einer nahegelegenen kleinen Gastwirthschaft gebracht, wo ihnen der erste Verband angelegt wurde. Hierbei zeichnete sich Graf Monts durch sein muthiges Verhalten und die Rücksicht aus, welche er auf die verwundeten Soldaten nahm. Die Aerzte wollten den Offizier, der heftige Schmerzen litt, zuerst verbinden, er gab es aber nicht zu und bestand darauf, daß die Aerzte erst denjenigen Soldaten Hilfe leisteten, die besonders schwer verletzt waren. Einem der Artilleristen hatte ein größeres Stück des Geschosses den Leib aufgerissen und beide Beine zerschmettert; von den anderen waren zwei an den Beinen schwer verletzt. Mehrere Stunden vergingen, bis mit der Ueberführung der Verwundeten nach dem Garnisonlazarett im Tempelhof begonnen werden konnte. Mit soviel Sorgfalt und Vorsicht wie nur möglich wurde dieser Transport ausgeführt, aber die Leute litten trotzdem sehr und ein Mann, derjenige, dem der Leib aufgerissen war, starb unterwegs. Von den Uebrigen werden jedenfalls zwei, vielleicht auch noch mehr sich Amputationen unterwerfen müssen, deren glücklicher Ausgang zweifelhaft ist. Verletzungen am Kopfe sind nicht vorgekommen. Ein Artillerist, der, als die Explosion erfolgte, auf dem Geschütze stand, ist merkwürdigerweise unverletzt geblieben, aber in Folge des Luftdrucks weit weg in das Feld geschleudert worden. Der verunglückte Graf von Monts ist der Sohn des im vorigen Jahre verstorbenen commandirenden Admirals. Nach den letzten Nachrichten hofft man bei ihm eine Amputation zu vermeiden.
- In Altona ist eine aus 4 Personen bestehende internationale Diebesbande verhaftet, welche in Berlin und anderen Großstädten Juwelierläden plünderte. Dieselbe hat angeblich große Schätze vergraben.
- In der Nacht zum Sonntag öffnete während der Eisenbahnfahrt nach Braunschweig ein Indianer der Wild=West=Gesellschaft unweit Vechelde die Wagenthür, fiel auf den Bahnkörper, gerieth unter die Räder und wurde entsetzlich verstümmelt.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 57 Seite 3]Ein Vechelde passierender Zug brachte den lebenden Mann nach Braunschweig, wo er inzwischen gestorben ist.
- In Patensen (Kreis Harburg) wurden drei Personen, Mann, Frau und Kind, vom Blitz erschlagen.
Anzeigen.
Auf Antrag des Viceschulzen Ehlers zu Panten soll über die daselbst sub Nr. IX belegene Viertelstelle c. p. seiner Curandin Bertha Hillers ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 4. August d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. Mai 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Bekanntmachung.
Nach den in der Genossenschafts=Versammlung vom 18. Juni d. J. vollzogenen Neu= bezw. Ersatzwahlen setzt sich zusammen.
A. Der Genossenschaft=Vorstand.
Mitglieder:
Regierungsrath a. D. Kammerherr Graf von Bernstorf=Beseritz, Vorsitzender.
Bürgermeister Dr. Pries=hier Stellvertreter des Vorsitzenden.
Oberförster Wentzel=Strelitz.
Gutsbesitzer von Michael=Gantzkow.
Pächter Kaiser=Stove.
Ersatzmännern:
Gutsbesitzer Dr. von Oertzen=Rossow.
Gutsbesitzer Lemcke=Neddemin.
Forstmeister von Oertzen=Glambeck.
Gutsbesitzer Graf von Schwerin=Mildenitz.
Pächter Hesse=Römnitz.
B. Der Genossenschafts=Ausschuß zur Entscheidung über Beschwerden.
Mitglieder:
Oberamtmann Zarneckow=Wanzka.
Amtmann Staeding=Neuhof.
Pächter Schröder=Lüttenhagen.
Senator Brunn=Strelitz.
Gutsbesitzer Siemers=Gentzkow.
Ersatzmänner:
Gutsbesitzer Rogge=Geverin.
Schulze Stein=Rieps.
Oberförster Grapow=Lüttenhagen.
Kämmerer Helm=hier.
Pächter Bade=Pleetz.
C. Als genossenschaftliche Beisitzer im Schiedsgericht fungiren vom 1. October d. J. ab:
1. Oberamtmann Cordua=Zippelow.
2. Gutsbesitzer von Lücken=Godenswege.
als Stellvertreter:
ad. 1. Pächter Müller=Rowa (erster Stellvertreter),
Pächter Lemcke=Dewitz (zweiter Stellvertreter).
ad. 2. Gutsbesitzer von Warburg=Stolpe (erster Stellvertreter),
Gutsbesitzer Pogge=Blankenhof (zweiter Stellvertreter).
Neubrandenburg, den 18. Juli 1890.
Der Vorstand
der Meckl. Strelitz'schen Landwirthsch.
Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.
Zum Holzfest
am 27. Juli 1890
ladet hiermit freundlichst ein
Menzendorf, den 21. Juli 1890.
J. P. Kohs.
Pferde=Harken,
sowie 2- u. 3schaarige Pflüge
zum Schälen und Tiefpflügen, empfiehlt
Gr. Siemz. W. Bohnhoff,
Schmiedemeister.
Zur Erntezeit empfiehlt eine große neue Auswahl von
emaillirten Kochtöpfen erster Qualität, Kaffeekannen, Tassen, Trinkbecher, Butterdosen, Milchtöpfe etc., gußeiserne Grapen und Kochtöpfen
zu billigen Preisen
J. Ludw. D. Petersen.
Dachpappe bester Qualität
empfiehlt in 10 Meter=Rollen billigst
J. Ludw. D. Petersen.
Den Rest meiner Strohhüte und Sonnenschirme verkaufe ich von jetzt an wegen vorgerückter Saison zu ganz bedeutend herabgesetzten Preisen.
Hugo Heincke.
Pferdeharken
habe wieder vorräthig.
Auch bringe meine ganz aus feinstem englischen Gußstahl gearbeiteten
Schmiedesensen
in empfehlende Erinnerung; dieselben haben sich in der kurzen Zeit ihrer Einführung so glänzend bewährt, daß sie allseitigen Beifall gefunden.
Garantie selbstverständlich.
Schönberg i. M. J. Oldenburg.
Gegen Hautunreinigkeiten
Mitesser, Finnen, Flechten, Röthe des Gesichts etc. ist die wirksamste Seife:
Bergmann's Birkenbalsam-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden. Verkauf à Stück 30 u. 50 bei Apotheker Montag.
Zur bevorstehenden Saatzeit empfehle ab Lager zu Fabrikpreisen alle Sorten chemischen Dünger.
Guano, Superphosphate, Knochenmehle, Kainit und Thomasphosphatmehl, Kalkmergel u. Wiesendünger
mit äußerlich auf jedem Sack angebrachter Analyse.
Thomasphosphat-Mehl aus besten Schlacken hergestellt.
Ferner empfehle ab Fabrik und Lager alle gangbaren Sorten Futterstoffe als:
Cocus-, Erdnuss- und Palmkuchen; Cocus-, Erdnuss-, Palmkern- u. Baumwollsaat-Mehl.
Nur deutsche Fabrikate.
J. H. Freitag.
Verloren
auf dem Fahrwege von Rupensdorf nach Schönberg
ein Paar Damenstiefel.
Schönberg. Frau Clasen,
Schuhmacherwittwe.
Am 3. Juni abends verloren gegangen:
ein goldener Siegelring
mit dunkelgrüner Platte a. d. Weg v. Bahnhof z. Stadt. Der ehrl. Finder wird geb. dens. gegen Belohnung abzugeben an H. Mette, stud. theol.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 57 Seite 4]Die von dem Geflügelzucht=Verein hieselbst am 21. und 22. September cr. zu veranstaltende
Geflügel= und Gartenbau=Ausstellung
wird mit dem Ersuchen um recht rege Betheiligung an derselben hierdurch in Erinnerung gebracht. Gleichzeitig wird bemerkt, daß Loose zu der am 2. Ausstellungstage stattfindenden Verloosung von Ausstellungs=Gegenständen bei den Herren
Bäckermeister Miltzow, Meierei=Inspektor Linow, Gärtner Praeve und Upahl, Kaufleuten Sommer und Maaß, Gastwirth Holldorf, Maurermeister Scharenberg, Lehrer Richter und Perrondiener Jabs
hieselbst erhältlich sind.
Schönberg, den 23. Juli 1890.
Der Vorstand des Geflügelzucht-Vereins.
Travemünder Rennen
den 1. und 3. August 1890.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.
Das Sedanfest
wird auch in diesem Jahre in bekannter großartiger Weise in Ratzeburg gefeiert.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
2. ordentliche Versammlung im 18. Vereinsjahre am 3. August 1890, Nachm. 2 Uhr.
Tagesordnung:
1) Beschlußfassung über den letzten Punkt der vorigen Tagesordnung.
2) Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
III. Allgemeine Versammlung
am Sonntag, dem 27. Juli 1890, Nachmittags 4 Uhr im Vereinslokale.
Tagesordnung:
1) Beschlußfassung über die Feier des diesjährigen Sedanfestes.
2) Sonstige Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Oeffentliche Versammlung
der Maurer Schönbergs und Umgegend am Sonntag, den 27. Juli, Nachmittags 3 1/2 Uhr. Um pünktliches Dasein bittet
der Vorstand.
Am Sonntag, den 27. Juli,
Tanzmusik
bei J. Boye.
Am Sonntag, den 27., und Montag den 28. Juli findet beim Gastwirth Böttcher in Rieps ein
Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen (Mobilien) statt, wozu ich ergebenst einlade.
W. Dencker, Tischlermeister.
Sonntag, den 27. d. Mts.
Tanzmusik
wozu freundlichst einladet
Rieps. H. Böttcher.
Gesucht zu sofort bei dauernder Beschäftigung:
2 tüchtige Zimmergesellen oder Bautischler
Schönberg. Fritz Eckmann,
Maschinenbauer.
Gesucht
zu sofort einige Näherinnen.
Wilh. Oldenburg.
Gesucht zum 1. October:
ein junges Mädchen
zur unentgeldlichen Erlernung des Kochens in einem Restaurant. Offerten sub Ho. 3217 b an
Haasenstein & Vogler A.-G. Lübeck.
Gesucht zum 24. October:
ein ordentliches Mädchen.
Johanna Westphal.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 27. Juli.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 30.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 57 Seite 5]Beilage
zu Nr. 57 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. Juli 1890.
- Ein merkwürdiger Raub wurde dieser Tage zu Hörste verübt. Der Tochter eines dortigen Arbeiters wurden nämlich während der Nacht im Schlafe die Haare abgeschnitten und mitgenommen. Der Räuber war durch das Fenster eingestiegen. Ein Racheakt liegt nicht vor, da in einem dortigen Friseurgeschäfte am Morgen nach der That der betreffende Haarzopf zum Verkauf angeboten wurde. Das Mädchen muß einen beneidenswerth festen Schlaf haben, daß sie bei dem Attentat nicht erwacht ist.
- In Stuttgart ist am Sonnabend der Dichter Gustav Pfitzer, der letzte der Ueberlebenden aus dem Uhlandschen Dichterkreis, im Alter von 83 Jahren gestorben.
- Der Höhepunkt des Jahres liegt hinter uns und die Tage werden wieder kürzer. Gegenwärtig beträgt die tägliche Abnahme zwar nur 2 Minuten; gegen Ende dieses Monats beläuft sie sich jedoch schon auf täglich 3 Minuten. Die Dämmerung, welche es bis jetzt nie ganz hat Nacht werden lassen, hielt noch bis zum 20. d. M. an; von da ab ist es aber um Mitternacht wieder vollkommen finster. Am 22. Juli tritt die Sonne in das Zeichen des Löwen und damit die "Hundstage" die ihren Namen von dem Hundssterne (Sirius) herleiten, bis zum 23. August währen und gewöhnlich die heißesten Tage im Jahre sind.
- Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, welche mit Vorliebe die griechischen Inseln besucht und ihren Homer studiert, führt auf allen Wegen und Stegen ein griechisches Wörterbuch und eine Grammatik mit sich.
- Ein Millionenprozeß. Vor dem Schwurgericht in Wien ist am Freitag der Chef eines alten Wiener Bankhauses, Alfred von Kendler, erschienen, dessen Firma durch eine lange Reihe von Jahren unbestritten das höchste Vertrauen genoß. In der letzten Zeit waren in eingeweihten geschäftlichen Kreisen ungünstige Nachrichten über seinen Vermögensstand verbreitet. Niemand aber ahnte, daß dieses Bankgeschäft in solchem Maße seit Jahren unterhöhlt und morsch war, daß die Auslagen für das vornehme, offene Haus, welches der Bankier führte, seit langem aus dem Gelde von Depotgläubigern bestritten wurden. Im Ganzen hat er gegen 2 Millionen Gulden veruntreut. Kendler ist nach 2tägiger Verhandlung der Veruntreuung und des Betruges schuldig gesprochen und zu 7jährigem schweren Kerker verurtheilt worden.
- In Bad Gastein war in voriger Woche der Weg zur protestantischen Kirche durch Schneemassen, die über Nacht gefallen waren, verlegt; Dutzende von Schneeschippern mußten Bahn brechen.
- Eine neue Erfindung. Ein Herr Franz Kühmeyer in Preßburg hat, wie österreichische Blätter melden, ein Modell zu einem neuen Musik=Instrument, einem Streich=Klavier, fertig gestellt. Aeußerlich hat das Instrument ganz die Größe und Gestalt eines Stutzflügels. Die Klaviatur ist genau dieselbe, wie bei einem gewöhnlichen Klavier, so daß jeder Klavierspieler sofort das Instrument spielen kann. Im Körper des Klaviers befinden sich zehn Streichinstrumente und zwar 2 Celli, 2 Violen und 6 Violinen. Zwischen den Seiten circuliren endlose Fiedelbogen aus feinem Leder, welche durch das Pedal in steter Bewegung gehalten werden. Wird nun eine Taste berührt, so beginnt der Bogen die betreffende Stelle zu streichen und streicht sie so lange, als der Finger auf der Taste ruht; so wie beim Klavierspiel erhält man auch hier, je nachdem der Finger die Taste schwächer oder stärker berührt, einen schwächeren oder stärkeren Ton.
- In St. Moritz und in Ischl, überhaupt in einem großen Theile der Schweiz, von Tirol und dem gesammten Alpengebiete haben die erfreuten Sommergäste während der Tage vom 14. bis 16. große Schlittenfahrten unternommen.
- Auf dem Patscherkofel bei Innsbruck wurden beim letzten Schneefall durch eine einen Meter hohe Schneedecke oberhalb Heiligwasser über hundert Bäume umgebrochen.
- Ein furchtbares Hagelwetter ging Donnerstag um 9 Uhr Abends über ganz Belgien, Holland und Nord=Frankreich nieder. Die Hagelstücke hatten einen Centimeter im Durchmesser. Die reiche Ernte ist größtentheils vernichtet, die Telephonlinie Paris=Brüssel, sowie zahlreiche Telegraphenleitungen sind zerstört und mehrere Personen wurden vom Blitz erschlagen.
- Die Stadt Hammerfest (die nördlichste Stadt Europas) ist in der Nacht zum Montag durch eine Feuersbrunst zum größten Theile zerstört worden Die telegraphische Verbindung war unterbrochen. Im Laufe des Nachmittags wurden von Tromsoe mittelst eines Touristenschiffes Lebensmittel abgesandt. Der angerichtete Schaden wird auf 5 Millionen Kronen geschätzt.
- Auch über London entlud sich am Donnerstag ein fast tropisches Gewitter, verbunden mit einem Gußregen, der stellenweise die Straßen unwegsam machte. Seit den letzten zwölf Stunden regnet es fast ohne Unterbrechung. Der Westen Englands wurde ebenfalls von heftigen Gewittern heimgesucht, wodurch Felder und Gärten schwer beschädigt und verheerende Ueberschwemmungen verursacht wurden. Das Truppenlager in Aldershot steht gänzlich unter Wasser und ernste Hochfluten sind im Themsethale eingetreten.
- Was jede Hausfrau wissen soll. Gegen rauhe Hände gebrauche Citronensaft. - Mit warmer Milch und Wasser kann man Oeltuch ohne Seife reinigen. - Eine heiße Schaufel über Möbel gehalten, nimmt weiße Flecke, davon weg. - Streue Sassafrasrinde unter getrocknete Früchte, um die Würmer davon zu halten. - Eine Hand voll Heu in einen neuen Eimer gethan, nimmt den Geruch der Farbe mit fort. - Tintenflecke auf Seiden=, Woll= und Baumwollstoffen lassen sich mit Terpentin entfernen. - Mache saure Gurken nie in einem Topf ein, in welchem Schmalz gewesen ist. - Eine Mischung von Bienenwachs und Salz macht Bügeleisen so glatt wie Glas. - Fische lassen sich besser abschuppen, wenn man sie einen Augenblick in heißes Wasser hält. - Zähes Fleisch kocht ebenso weich, wie anderes, wenn man dem Wasser ein wenig Essig zufügt. - Um das Weiße von Eiern schnell zu schlagen, thue eine Messerspitze von Salz hinein, je kühler die Eier sind, desto schneller gehen sie zu Schaum.
- Wiesbaden - Pensionopolis. Der "Ulk" bringt folgendes Zwiegespräch: Erster Hauptmann (während des Manövers): "Sie sehen ja so verstimmt aus, Herr Kamerad." Zweiter Hauptmann: "Hm! Dummer Katarrh!" Erster Hauptmann: "Gehen Sie doch nach dem Manöver nach Ems." Zweiter Hauptmann: "Hm! General hat mir gerathen, nach dem Manöver nach Wiesbaden zu gehen."
Cornelie.
Norwegische Novelle von Carl Cassau.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
[ => Original lesen: 1890 Nr. 57 Seite 6]Cornelie.
Norwegische Novelle von Carl Cassau.
[Fortsetzung.]
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