No. 54
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Juli
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 54 Seite 1]

        Nr. 12 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
          I. Abtheilung.

(3.) Verordnung zur Ausführung des Reichsgesetzes 1889, betreffend die Invaliditäts= und Alters=Versicherung.
          II. Abtheilung.
(1.) Publicandum, betreffend die Erhebung einer Steuer im Fürstenthume Ratzeburg zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Antheils.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Lebensversicherungs=Gesellschaft "Deutschland" in Berlin.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Botenpost zwischen Rehna (Mecklb.) und Schönberg (Mecklb.)
(4.) Bekanntmachung, betr. die Beendung von Geldern im Wege der Postanweisung nach den deutschen Schutzgebieten von Kamerun und Togo.
(5.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Briefen mit Werthangabe nach Kamerun.
(6.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen mit Werthangabe nach Kamerun.


Die Kaiseryacht "Hohenzollern", die das deutsche Geschwader am Donnerstag Morgen in Bergen verlassen hatte, ist am Abend desselben Tages mit dem Kaiser an Bord in Eide eingetroffen. Der Monarch hat am Freitag früh bei bedecktem Himmel und kühler Luft eine Karriolfahrt nach Stahlheim angetreten. Die "Hohenzollern" ist über Bergen nach Gudvangen abgedampft, um dort den Kaiser zu erwarten.
Privatbriefe von Theilnehmern an der Nordlandreise des Kaisers melden, der Kaiser und sein Gefolge seien trotz der Ungunst der Witterung in bester Gesundheit und Stimmung. Der Kaiser verbringe alle Mahlzeiten mit seinen Gästen; in der Zwischenzeit arbeite er, um die Eingänge alle pünktlich zu erledigen. Er gehe niemals zur Ruhe, ehe "glatter Tisch" geschaffen sei. Die Unterhaltung erstrecke sich zwanglos über alle Tagesereignisse, berühre auch nicht selten militärische und politische Dinge, mit Vorliebe Fragen der Erziehung und Ausbildung der heranwachsenden Jugend.
Anläßlich der Reise des Kaiser soll sich, dem "Reichsb." zufolge, ein norwegischer Archivar auch mit dem Stammbaum unserer Kaiserin beschäftigt haben; dieser Gelehrte will dabei gefunden haben, daß die hohe Frau von den alten norwegischen Königen abstamme. Sie soll in neunzehnter Linie von König Haton V. bezw. dessen Tochter Agnes stammen, so daß der Stammbaum der Kaiserin sogar bis Harald Harfager reichen würde.
Nach dem "Reichsanzeiger" ist die Veranlassung zu der beschleunigten Rückkehr des Prinzen Heinrich nach Kiel eine rein dienstliche, und beruhen die umlaufenden Nachrichten, die das Eintreffen des Prinzen mit der Erkrankung seiner Gemahlin verknüpfen, auf Erfindung. Die "Irene" ist am Sonnabend wieder in See gegangen, um zur Manöverflotte zu stoßen.
Zu den irrthümlichen Nachrichten über eine Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Fürsten Bismarck wird noch bekannt, daß solche Begegnung in der That geplant ist. Auf der Reise zu den Manövern in Schleswig=Holstein will der Monarch dem bisherigen Reichskanzler in Friedrichsruh einen Besuch abstatten.
Das an sich sehr unwahrscheinliche Gerücht, daß Fürst Bismarck den Kaiser gebeten habe, bei seinen (des Fürsten) Lebzeiten von der Errichtung eines Denkmals abzustehen und das Geld für eine Gedächtnißkirche zu verwenden, wird von den "Hamburger Nachrichten" dementirt. Ueber den Gesundheitszustand des Fürsten berichtet das genannte Blatt, daß derselbe vorzüglich sei. Der Mangel an Schlaf habe gänzlich aufgehört, seitdem dem Fürsten die Sorge und Verantwortung für die Regierungsgeschäfte abgenommen worden sei.
Wie verlautet, beabsichtigt der Kaiser den Feldmarschall Graf Moltke an seinem nächsten Geburtstage, an dem derselbe bekanntlich sein 90. Lebensjahr vollendet, in ganz besonderer Weise zu ehren. U. a. soll der Tag in der ganze n Armee feierlich begangen und in den Schulen Festakte abgehalten werden.
Der Bundesrath ist nun auch in die Ferien gegangen. Er hat sich bis zum Herbst vertagt und wird wahrscheinlich die Plenarsitzungen erst wieder Mitte October abhalten.
Das "Militärwochenblatt" veröffentlicht die Ernennung des Kronprinzen von Dänemark zum Chef des 14. Husarenregiments in Cassel.
Französische Blätter berichten aus dem Vatikan, der Papst sei nach einem einfachen Frühstück von einem so plötzlichen und heftigen Unwohlsein befallen worden, daß er geglaubt habe, er sei vergiftet. Der Leibarzt gab dem Herrn zunächst schmerzstillende Mittel, ließ dann die Küche abschließen und untersuchte die Speisereste und das Geschirr, in welchem das Frühstück zubereitet war. Diese gewissenhafte Untersuchung ergab die Ursache des Unwohlseins des Papstes. Leo XIII. hatte einen schon etwas alten und verdorbenen Spargel gegessen, und es ist leicht zu begreifen, daß der 80jährige Greis das schädliche Gemüse nicht vertragen konnte.
König Leopold von Belgien vermachte seinem Lande den Kongostaat bekanntlich testamentarisch. Das im Parlament verlesene Dokument lautet: "Wir Leopold II., König der Belgier, Herrscher des Kongostaates, beseelt von dem Wunsche, Unserem geliebten Vaterlande die Früchte des von Uns mit dem großherzigen, hingebenden Beistande vieler Belgier in Afrika seit langen Jahren begonnenen und fortgesetzten Unternehmens zu sichern, und in der Ueberzeugung, auf diese Weise Belgien, wenn es will, die für seinen Handel und sein Gewerbe ihm unentbehrlichen Absatzgebiete und für die Thätigkeit der Söhne seines Landes neue Wege zu eröffnen, erklären: durch Gegenwärtiges Belgien zu vermachen und nach Unserem Tode zu überlassen alle Unsere Herrscherrechte über den unabhängigen Kongostaat, wie solche durch die Erklärungen, Uebereinkünfte und Verträge mit den Mächten festgestellt und seit 1884

[ => Original lesen: 1890 Nr. 54 Seite 2]

geschlossen sind und andererseits mit der Association internationale du Congo und dem Kongostaate solches nebst sämtlichen Gütern, Rechten und Vortheilen der Souveränität. Ehe die belgische Legislatur über die Annahme vorgemeldeter Bestimmungen sich ausgesprochen haben wird, soll die Souveränität des unabhängigen Kongostaates durch einen aus drei Administratoren und dem Generalgouverneur des Staates bestehenden Rath ausgeübt werden. Brüssel, den 2. August 1889. Leopold."
Exkönig Milan tritt in den nächsten Tagen eine Badereise nach Karlsbad an, beabsichtigt jedoch nach beendigter Kur wieder nach Belgrad zurückzukehren. - Große Aufregung verursacht daselbst die Enthüllung eines radikalen Blattes, daß König Milan einen Theil der Garnison für sich gewonnen hatte und die radikalen Minister verhaften lassen wollte.
Im englischen Oberhaus hat am Donnerstag die zweite Lesung der Bill über die Abtretung Helgolands stattgefunden und mit der Annahme des Gesetzentwurfs geendigt. Lord Salisbury ist sehr warm für das deutsch=englische Abkommen eingetreten, wobei er die den Engländern daraus erwachsenden Vortheile in ein sehr vortheilhaftes Licht zu setzen gewußt hat, so daß es ein wahres Wunder gewesen wäre, wenn die edlen Lords eine andere Entscheidung getroffen hätten. Der strategische, sowie der Handelswerth Helgolands sei für England ein sehr geringfügiger, wogegen dieses durch die Anerkennung der englischen Schutzherrschaft über Sansibar, Pemba und Witu einen überwiegenden Einfluß in diesen Ländern erlangt habe. Es ist anzunehmen, daß die Bill im Unterhaus ebenfalls ohne große Schwierigkeiten zur Annahme gelangt.
Nach Berichten aus Mexico herrschen in der Republik St. Salvador, die sich jüngst ihres Präsidenten in so nobler Weise entledigt hat, anarchistische Zustände. General Ezeta hält die Hauptstadt mit einer bewaffneten Truppe, und Banden von Anhängern der verschiedenen Prätendenten durchziehen das Land. Es haben bereits mehrere kleine Gefechte stattgefunden.
Major v. Wißmann veröffentlicht in der Post ein längeres Schreiben zur Vertheidigung seiner Äußerungen über die Missionare in Ostafrika. Er habe die evangelische Kirchenmission nicht diskredirt, sondern nur die Vorzüge bestimmter katholischer Missionsanstalten hervorgehoben. Die Methode der katholischen Missionare sei thatsächlich empfehlenswerth; sie hätten vor den evangelischen eine bessere Oberleitung voraus. Nach Besserung seiner Gesundheit werde er sich ausführlich über seine Erfahrungen im Missionswesen auslassen.
Der langjährige Leidensgefährte Emin Paschas, Kapitän Casati, ist am Donnerstag Abend in Neapel angekommen. In erfreulichem Gegensatz zu Stanley, der unseren berühmten Landsmann bei jeder Gelegenheit zu verunglimpfen sucht, sprach sich Casati über Emin mit Worten des höchsten Lobes aus, welche ihr gegenseitiges vieljähriges Einvernehmen erklären. Einen Vergleich zwischen Emin und Stanley anstellend, sagte er, beide seien hervorragende Persönlichkeiten, jedoch ganz verschiedenen Charakters. "Stanley sah die Dinge von außen, aber wir kannten sie besser, da wir seit sieben Jahren darin standen." Ueber das Zusammentreffen mit Stanley, sagte Casati, die Eingeborenen hätten erklärt, Stanley nicht gesehen zu haben, und Emin sei deshalb umgekehrt. So vergingen zwei Monate, nach welchen sie Stanley aufsuchten und ihn in schrecklichen Verhältnissen fanden.
Der Afrikareisende Dr. Peters ist am Dienstag mit der deutschen Emin Pascha=Expedition wieder an der Küste gegenüber Sansibar eingetroffen und wird am Donnerstag in Sansibar erwartet. Dr. Peters, der vom Beginn seines Unternehmens an mit den größten Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten zu kämpfen gehabt hat, muß nun auch noch erfahren, daß die von ihm mit verschiedenen Häuptlingen im Innern des Landes abgeschlossenen Verträge durch das deutsch=englische Abkommen überholt und dadurch werthlos geworden sind. Immerhin wird er einen bleibenden Erfolg errungen haben, indem die glückliche Durchführung des Unternehmens dazu beigetragen hat, das Ansehen des deutschen Namens in Afrika zu kräftigen und zu festigen.


- Ratzeburg. Der Commandeur des hiesigen lauenburgischen Jäger=Bataillons, Oberst=Lieutenant von Treskow, wurde am Mittwoch Morgen entseelt in seinem Bette aufgefunden; Todesursache Herzschlag.
- Kaiser Wilhelm pflegt auf seinen Reisen einen Koffer mit sich zu führen, in dem sich die Dekorationen befinden, mit welchen der Monarch die Würdenträger befreundeter Höfe auszuzeichnen wünscht. Der Goldwerth dieser Orden wird auf etwa 80 000 Mark geschätzt. Ein Geheimer Hofrath hat diesen Schatz zu hüten. Der Kaiser liebt es, derartige Auszeichnungen persönlich zu überreichen, und darum müssen die Orden immer zur Hand sein. In dieser kostbaren Sammlung sind alle Ordensklassen zugleich mit den Diplomen vertreten.
- Fürst Bismarcks Reise nach England ist aufgeschoben, nicht aufgegeben. Nach einer Mittheilung in der "Daily News" wird dieselbe nach der Rückkehr des Kaisers aus England stattfinden. Wie der Kaiser, wird der Exkanzler auch Schottland besuchen. In einem Brief an einen englischen Freund schreibt er: "Ich will das Haidekraut in voller Blüthe sehen."
- Der Erbprinz von Ratibor wurde nach einer Görlitzer Nachricht auf der Jagd durch Selbstentladung seines eigenen Gewehres schwer verwundet.
- Gegen das Striken wendet sich gleich Bebel das sozialistische Berliner Volksblatt, denn es sei jetzt nicht die Zeit, an wesentliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu denken. Es sei vielmehr die größte Zurückhaltung geboten, da die Zeit des Aufschwungs der Industrie ihren Höhepunkt überschritten habe und eine rückläufige Bewegung sich geltend mache.
- Die Bedeutungslosigkeit vieler sozialdemokratischer Beschlüsse, zeigte sich auch bei dem Bann, der in vielen Arbiter Versammlungen Berlins über das deutsche Bundesschießen verhängt wurde. Kein Genosse sollte den Festplatz besuchen. Nun haben aber die Arbeiter nicht bloß den guten Verdienst bei den Festbauten willig mitgenommen, sie besuchen auch das Bundesschießen an freien Tagen zu Tausenden und sterben nicht davon.
- Ein großes Werk in Hamburg, welches bis jetzt keine Hafenstadt aufzuweisen hat, wird in einigen Monaten fertiggestellt werden. Es sind dies die Kran=Anlagen mit centraler Dampfversorgung am Petersen= und Asterstaden für je 32 bezw. 27 Kranen.
- Der Hamburger Maurerstreik ist beendet; die Gesellen sind unterlegen, sie haben die Arbeit unter den früheren Bedingungen wieder aufgenommen. Diese Thatsache gewinnt dadurch an Bedeutung, daß der beendete Streik von der Socialdemokratie besonders protegirt wurde und daß die socialdemokratische Presse in demselben Athem, in dem sie sich gegen die Zersplitterung der Kräfte durch kleine Ausstände aussprach, es als eine Ehrensache der Socialdemokratie hinstellte, daß der Hamburger Streik mit einem Siege abschlösse.
- Am Sonntag Abend wurde auf der Elbe bei Hamburg ein mit 8 Personen besetzter Segelkutter von dem Dampfer "Phönix" überrannt, wobei drei junge Mädchen ertranken die übrigen Insassen wurden gerettet.
Ein starker Schneefall trat in der Nacht zum Dienstag in Schottland ein und waren am Freitag die Gipfel der Berge Grampian und Monadhliadh wie im Winter mit Schnee bedeckt. Fast alle Flüsse in Schottland sind hochangeschwollen und es werden Ueberschwemmungen befürchtet.


Anzeigen.

Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des zum Nachlasse des wail. Kürschnermeisters Wilh. Gartz hieselbst gehörigen, an der Siemzerstraße sub Nr. 92 allhier belegenen, aus Steinfachwerk unter Ziegeldach erbauten und von dem jetzt geisteskranken Kürschnermeister Bernhard Gartz hieselbst bisher bewohnten Hauses c. p. ist, nachdem bereits ein Gebot von 8000 M. für dasselbe abgegeben worden, ein Ueberbotstermin auf

[ => Original lesen: 1890 Nr. 54 Seite 3]

Dienstag, den 22. Juli d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Kaufliebhaber bereit liegen.
Schönberg, den 22. Juni 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    E. Breuel, Act.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Baeck sub Nr. 10 belegene Büdnerei c. p. des Tischlers Wilhelm Schwarz daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 12. Juli 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Nach heute erlassenem, seinem ganzen Inhalte nach durch Anschlag an die Gerichtstafel bekannt gemachten Proclam finden zur Zwangsversteigerung des zur Konkursmasse des früheren Krämers J. H. Will zu Diedrichshagen gehörenden Pfarrerbkruggehöfts daselbst Termine 1, zum Verkaufe nach zuvoriger endlicher Regulierung der Verkaufsbedingungen am 8. August 1890, 2, zum Ueberbot am 2. September 1890, jedesmal Vormittags 10 Uhr, 3, zur Anmeldung dinglicher Rechte an das Grundstück, zur Vorlegung der schriftlichen Beweismittel und zur Ausführung von Erstigkeitsrechten am 8. August 1890, Vormittags 10 Uhr, statt. Auslage der Verkaufsbedingungen vom 25. Juli 1890 an auf der Gerichtsschreiberei und bei dem Konkursverwalter Herrn Bezirksactuar Hoffmann hieselbst. Demselben und den übrigen betheiligten Gläubigern steht das Erscheinen in dem sub 1 bezeichneten Termin und die Einreichung von Vorschlägen für die Verkaufsbedingungen bis 31. Juli d. J. frei.
Grevesmühlen, den 8. Mai 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.


Torf=Anweisung.

Diejenigen Leute, welche nach dem Verzeichniß der Schönberger Armenbehörde je 2 Mille Torf zum Fabrikationspreise von den herrschaftlichen Möören erhalten können, haben sich bis zum 1. August die betreffende Anweisung von mir abzuholen.
Schönberg, den 14. Juli 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Pferdehändlers H. Wigger zu Schönberg soll eine Abschlagsvertheilung erfolgen. Dazu sind 7000 Mark verfügbar. Zu berücksichtigen sind 388,48 M. bevorrechtigte und 21 003,42 M. nicht bevorrechtigte Forderungen.
Schönberg i/M., den 10. Juli 1890.

                                                    Der Konkursverwalter
                                                    Rechtsanwalt H. Fölsch.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hiedurch auf die Bestimmungen in den §§. 89 und 91 der Wehr=Ordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, den 7. Juli 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Prüfungskommission für Einjährig=Freiwillige.


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bereitet sicher zu Postgehilfen und Bahnaspiranten vor. Prospekte gratis.
Dir. Schulze, Kellinghusen i/Holst.


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Wilh. Schultz, Altona b. Hamburg.


Trunksucht.

Mittel dagegen sendet gegen M. 3 Dr. Werner=sche Apotheke in Endersbach (Wrttbg.). Unschädlich und leicht zu nehmen. Bestandtheile werden bekannt gegeben. Discretion selbstverständlich. Viele Danksagungen; u. A.: S. bei Osnabrück. Das Mittel gegen Trunksucht hat sich vorzüglich bewährt und möchte ich auch noch für zwei Andere um das Mittel bitten etc. etc.


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Agentur der Mecklenburgischen Bank in Schwerin
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1. gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro Cent;
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, zweieinhalb und zwei pro Cent;
3. im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro Cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Baukcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i. M.                                                     Wilh. Schrep.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 54 Seite 4]

Travemünder Rennen
den 1. und 3. August 1890.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Die Stoffe von der Frankfurter Messe sind jetzt angekommen, ich habe sehr vortheilhafte Einkäufe gemacht und bin daraufhin im Stande, die Sachen zu einem sehr billigen Preise herzustellen; auf Wunsch werden Musterkarten frei ins Haus geliefert. Auch halte mein Lager von fertigen Kleidungsstücken bestens empfohlen. Sämmtliche Sachen zeichnen sich durch eleganten Sitz aus.

Schönberg.                                                     Achtungsvoll
                                                                        H. J. Lange Wwe.


Zur Aussteuer.

Bettfedern von 50 Pf. an, weiße reine Gänsefedern (Landfedern) Mk. 2,50. Daunen, feine Auslese Mk. 3. Dieselben sind dreifach gereinigt entstaubt, gewaschen, getrocknet, nochmals entstaubt und mit der Hand sortirt. Bettinlets, Bettbezüge, Bettdecken, Bettvorläger, Teppiche, Tischdecken, Gardinen, Stors, Portierenstoffe, Möbelstoffe in 160 verschiedenen Mustern von 35 Pf. bis Mk. 20, Läuferstoffe, Linoleum zu Läufern und zum Auslegen von ganzen Stuben, Tisch- u. Theegedecke, Handtücher, Küchenhandtücher, Negligé-Stoffe, leinen, Halbleinen u. Hemdentuche, ferner

Brautkleider in Seide, Crep und Cachmir.
                                                    Heinrich Meyer.
NB. Auf Wunsch werden die Betten auch fertig geliefert. D. O.


Boye's Garten.
Am 22. Juli

Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Erbgroßherzogs

Grosses
Cavallerie-Concert

ausgeführt von dem auf der Kunstreise befindlichen Trompeterchor des K. S. 1. Husaren=Reg. Nr. 18. aus Großenhein unter Leitung seines Königlichen Musikdirigenten Herrn Alwin Müller.
Specialität: Benutzung der in der Oper "Aida" vorgeschriebenen Originaltrompeten. Märsche, ausgeführt mit den nur bei der Sächsischen Cavallerie geführten Feldtrompeten.

Entrèe 60 Pfg.
Billets im Vorverkauf 50 Pfg.
Anfang 5 1/2 Uhr.

Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt. Nach dem Concert:

Ball.
Dienstboten ist der Zutritt nicht gestattet.
                                                    Alwin Müller.


Dr. med. Dotzauer,
Spezialarzt für Hautkrankheiten.
Sprechstunden: 8 1/2-9 1/2 und 3-5 Uhr,                          
                          an Sonn= und Festtagen 8 1/2-9 1/2 Uhr.
Lübeck, Beckergrube 89.


Unbefugten ist das Mähen der Grasungschneckenfelde auf dem Schneckenfelde bei Strafe gerichtlicher Ahndung verboten, da solche verpachtet ist.

Zarnewenz.                                                     Hauswirth Boye.


Eine edle hannoversche Stute hellbraun mit Stern 1,69 m, 2 1/2 Jahr, ist mir zum Verkauf übergeben worden.

                                                    Th. Seemann, Thierarzt.
                                                    Ratzeburg i. Lauenburg.


Außerhalb Lübecks wohnende
Schüler,

welche hiesige Schulen besuchen, können in meinem Hause, Schloß Rantzau, Parade 1,
Pension,  sowie Nachhülfestunden und Privatunterricht erhalten.

Lübeck.                                                     Frau Dr. Riege.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 54 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 54 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. Juli 1890.


- Ludwig Büchner, der bekannte Verfasser des Buches "Kraft und Stoff", hielt jüngst in der polytechnischen Gesellschaft in Frankfurt a. M. einen interessanten Vortrag über die Kunst zu leben. Die deutschen Frauen müssen sich auf diese Kunst besser verstehen als die Männer, denn nach der letzten Volkszählung in Deutschland gabs nur 2055 Männer über 90 Jahre, dagegen 3330 Frauen dieses Alters. Statistisch soll feststehen, daß der Mensch, der heutigen Tages zur Welt kommt, im Durchschnitt noch einmal so alt wird, als derjenige, der im Mittelalter zur Welt gekommen ist, zugleich aber auch, daß der Arme nur halb so alt wird, wie der Reiche. Kein Wunder daher, daß alle Leute reich werden wollen und manche in Versuchung sind Stricke fallen, wie die Bibel sagt.
- Auf dem Postamte zu Breslau wurde ein falscher Fünfzigmarkschein angehalten. Derselbe ist auf photographischem Wege sehr täuschend nachgeahmt.
- In den Stuttgarter Straßen sieht man seit Kurzem eine Droschke, die sich ohne Pferdegespann fortbewegt. Ein auf dem Bock angebrachter Motor bewirkt ihre Bewegung, die mäßig rasch, ruhig und sicher vor sich geht. Die Lenkung geschieht vom Bocke aus.
- In Trier wurde ein Soldat des 19. Regiments bei einer Schießübung erschossen.
- Die Holledauer in Altbayern sind als harte Köpfe weit und breit bekannt. Bei festlichen Gelegenheiten wird bei ihnen nicht weniger gerauft, als anderwo auf dem Lande, dagegen bleibt weit seltener ein Mann auf dem Platz. "Wenn einem Holledauer kein Kirchthurm auf den Kopf fällt, so hat's nichts zu sagen." Vor Jahren starb einer der gefürchtetsten Raufbolde, dem oft genug ein blutiges Ende prophezeit worden war, zuletzt dennoch eines medizinischen oder sogenannten natürlichen Todes. Bei der Leichenschau entdeckte man gegen 20 alte Narben von zum Theil sehr schweren Wunden, die ihm allesammt nichts angethan hatten. Einmal war ihm der Schädel so jämmerlich zerschlagen worden, daß man ihn schon für verloren gab und seine Mutter rufen ließ. Die erschrockene Alte fragte, wo denn die Verletzung sei. Als man ihr antwortete "am Kopf", sagte sie aufatmend: "Gottlob, daß es keinen edlen Theil getroffen hat!"
- Ein erschütterndes Brandunglück wird aus dem am Schalsee belegenen Niendorf berichtet. Dort war die Frau des Tagelöhners Gustävel am offenen Feuerherd mit Backen beschäftigt. Plötzlich wankte der mit Heu und Stroh zu sehr belastete Boden über ihr und brach zusammen. Das trockene Heu fiel auf die Herdflammen und loderte sofort lichterloh empor. Die die Gefahr erkennende Frau stürzte in die Stube, ihre beiden 5 bezw. 1 1/2 Jahre alten Kinder zu retten. Aber es war zu spät. Die herbeigeeilte Feuerwehr fand nach vielem Suchen die beiden völlig verkohlten Kinderleichen unter den Trümmern. Die unglückliche Mutter erlag bald nachher ihren schweren Wunden.
- Wie man aus Innsbruck schreibt, hat der vorletzte Sonntag das Alpland tief herab mit Schnee bedeckt, der letzte brachte abermals bei tiefer Temperatur Regen, in den höheren Regionen Schnee. Reisende, die mit der Brennerbahn kamen, erzählen, daß der Schnee sogar bis Matrei herab, der zweitnächsten Station von Innsbruck gelegen sei. Sonst reicht der Schnee weit über die Waldgrenze herein. Die Nordtiroler Alpen dürften wohl sammt und sonders im Schnee stecken.
- St. Moritzbad, 12. Juli. Seit dem frühen Morgen fällt hier Schnee, der sich immer mehr verdichtet und die Gegend bereits in eine vollständige Winterlandschaft umgewandelt hat. Dabei sind nur 0.2 Wärmegrade. Die Schneedecke bedeckt fußhoch den Boden, sodaß eine ausgezeichnete Schlittenbahn entstanden ist. Auch die Postwagen werden zum Schlittenverkehr genöthigt sein. Eine Aenderung des Witterungscharakter erscheint vorerst zweifelhaft. Die Intensität ist so erheblich, daß die umliegende Gletscherkette vollständig unsichtbar geworden. Soeben trifft eine Depesche ein, daß der Postwagen aus Chur über den Julierpaß eingeschneit ist.
- Der vormalige Erzherzog Johann von Oesterreich, nunmehr Johann Orth, hat bekanntlich am 2. April d. J. mit seinem Schiff "Santa Magaretha" die erste Fahrt nach Buenos=Ayres angetreten und ist am 28. Mai nach ziemlich guter Fahrt in La Plata eingetroffen. Es wird hierüber aus Buenos=Ayres berichtet: Auf die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des Kapitäne Johann Orth wurden in der hiesigen österreichisch=ungarischen Kolonie große Vorbereitungen getroffen, um ihm einen festlichen Empfang zu bereiten. Derselbe sollte am 5. Juni stattfinden, und es war hierzu an die Mitglieder der Kolonie eine Einladung ergangen. Als jedoch Herr Orth aus den Blättern Nachricht von diesen Vorbereitungen erhielt, ließ er den Obmann des Comités zu sich berufen und ersuchte denselben, es möge jeder Empfang und jede öffentliche Begrüßung unterlassen werden. Das Comité kam natürlich diesem Wunsche nach und machte alle Vorbereitungen rückgängig. Kapitän Orth lebt nun in Buenos=Ayres ganz zurückgezogen und widmet sich seinem Geschäft. Er bleibe hier noch etwa 2 Wochen und geht dann nach Valparaiso, wo er für ein englisches Haus Salpeter ladet.
- Die Nachrichten aus dem Choleragebiet lauten wieder günstiger. Die Epidemie scheint den Höhepunkt überschritten zu haben und, vom Ursprungsgebiet abgesehen, nur sporadisch aufzutreten. Vom Donnerstag zum Freitage sind in Gandia 3 Erkrankungen und 5 Todesfälle, in Montichelvo eine Erkrankung und außerdem in der Umgegend drei Erkrankungen und zwei Todesfälle vorgekommen.
- Ein spekulatives Geschenk. Aus Newyork wird berichtet: Eine Anzahl reicher Amerikaner schenkte kürzlich der Frau des Präsidenten Harrison eine Villa in dem fashionablen Badeorte Cape May. Frau Harrison hatte dieselbe aber kaum bezogen, als sie inne wurde, daß es sich bei dem Geschenk in erster Reihe darum handelte, den Werth der umliegenden Häuser und Grundstücke in die Höhe zu treiben, die vorher von den Geschenkgebern in richtiger Spekulation auf die Neugierde der Amerikaner angekauft worden waren.
- Ein originelles Heirathsbureau ist angeblich in Norderney errichtet worden. Die Satzungen desselben lauten folgendermaßen: "Jeder, welcher das Institut benutzen will, zahlt für die Zeit der Badesaison ein Honorar von 20 Mk. Zusendungen von Porträts werden nur dann berücksichtigt, wenn denselben 20 Mk. beigefügt sind. Die Benutzung des Instituts geschieht in der Weise, daß ein Mitglied sein Porträt für die betreffenden Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Die eingesandten Porträts werden numerirt und es steht im Belieben der Mitglieder, Namen, Stand, Alter, Vermögen, Religion, Wohnort u. s. w. anzugeben oder nicht, indem durch die Nummern etwaige Mittheilungen vermittelt werden können. Die Herren= und Damen=Porträts sind in besonderen Zimmern und haben die Herren nur Zutritt zu dem Damenzimmer und die Damen nur Zutritt zu dem Herrenzimmer. Diskretion ist Ehrensache eines jeden Mitgliedes. Uebrigens liegt es in der Einrichtung des Instituts, daß jedes Mitglied, welches die Diskretion verletzt, Verrath an eigener Person begeht."


Cornelie.
Norwegische Novelle von Carl Cassau.
                                                                                                        (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 54 Seite 6]

Cornelie.
Norwegische Novelle von Carl Cassau.
[Fortsetzung.]


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