No. 46
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Juni
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 46 Seite 1]

 

            Unter Bezugnahme auf das d. Js., betr. die Invaliditäts= und Alters=Versicherung (vergl. Offiz. Anzeiger Nr. 3) werden aue Arbeitgeber aufgefordert, die Arbeiter darauf hinzuweisen, daß sie in die Lage kommen können, um der Wohlthat des Gesetzes theilhaftig zu werden, den Nachweis des Arbeits= oder Dienstverhältnisses vom

22. Juni 1889

an, beziehungsweise Krankheitsbescheinigungen über die Unterbrechung solches Verhältnisses erbringen zu müssen. Formulare für die Seitens der Arbeitgeber auszustellenden Bescheinigungen sind zur unentgeltlichen Verabfolgung sämtlichen Ortsbehörden zugefertigt. Die letzteren haben auch im einzelnen Fall die Nichtigkeit der Bescheinigung nach Maßgabe des Formulars zu bestätigen. Formulare zur Bescheinigung von Krankheitsfällen sind dem Districts=Berechnern der Gemeinde=Kranken=Versicherung zugefertigt.
            Schönberg, den 7. Juni 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    H. Spieckermann.


Kaiser Wilhelm und der Kronprinz von Italien besuchten Freitag Vormittag gemeinsam die Hof= und Garnisonkirche in Potsdam und in derselben die durch Kandelaber erhellte Gruft Friedrichs des Großen. Der Kaiser erklärte seinem Gaste die Sehenswürdigkeiten der Kirche und besuchte dann mit demselben die Kaserne des 1. Garde=Regiments. Mittags kam der Kronprinz nach Berlin und besuchte den Reichskanzler v. Caprivi, sowie die allgemeine deutsche Pferde=Ausstellung. Am Abend ist der junge Prinz nach herzlichem Abschiede von der kaiserlichen Familie nach Italien zurückgereist. Die Fahrt geht über Frankfurt a. M., wo der Kronprinz das hessische Husaren=Regiment, dessen Chef sein Vater ist, besichtigen wird.
In Berlin ist abermals das Gerücht von der bevorstehenden Verlobung der jüngsten Schwester des Kaisers mit dem ältesten Sohn des Kronprinzen von Dänemark verbreitet. Daß eine derartige Verbindung geplant werde, hält man für zweifellos; ob aber die Verwirklichung dieses Planes, für den sich bisher vorwiegend die betheiligten weiblichen Kreise zu interessiren scheinen, jetzt wahrscheinlicher sei als vor einem Jahr, erscheint sehr ungewiß. Kaiser Wilhelm würde, wie man behauptet, ohne Zögern einwilligen, denn es sei sein eifriges Bestreben, die Beziehungen zum dänischen Königshaus inniger und freundschaftlicher zu gestalten, wie sein abermals bevorstehender Besuch am dänischen Hof, diesmal in Begleitung der Kaiserin, beweise.
Die Kaiserin Auguste Viktoria ist von dem Nesselfieber, welches die hohe Frau befallen hatte, völlig wieder hergestellt, blieb aber auf den Wunsch der Aerzte noch am Mittwoch der kirchlichen Feier in Berlin fern.
Ein interessanter Brief König Ludwigs II. von Bayern an König Wilhelm I. von Preußen wird jetzt in bayerischen Zeitungen veröffentlicht. Derselbe ist vom 30. August 1866, also unmittelbar nach dem deutschen Kriege datirt und lautet: "Nachdem der Friede zwischen uns geschlossen und eine feste und dauernde Freundschaft zwischen unseren Häusern und Staaten begründet ist, drängt es mich, diesem auch einen äußeren symbolischen Ausdruck zu geben, indem ich Ew. Majestät anbiete, die ehrwürdige Burg Ihrer Ahnen in Nürnberg gemeinsam mit mir zu besitzen. Wenn von den Zinnen dieser gemeinschaftlichen Ahnenburg die Banner von Hohenzollern und Wittelsbach vereinigt wehen, möge darin ein Symbol erkannt werden, daß Preußen und Bayern einträchtig über Deutschlands Zukunft wachen, welche die Vorsehung durch Ew. königl. Majestät in neue Bahnen gelenkt hat."
Aus Christiania berichtet man: Mit dem Kaiser Wilhelm wird auch Prinz Heinrich hier eintreffen. Das deutsche Geschwader wird aus zwölf Schiffen bestehen. Die hiesige Kaufmannschaft beabsichtigt, behufs Begrüßung der hohen Reisenden, am Tage ihrer Ankunft die Geschäfte zu schließen.
Reichskanzler General von Caprivi wird den Kaiser Wilhelm auf der Reise nach Rußland begleiten.
Windthorst machte am Mittwoch in einer Sitzung der Centrumspartei die Eröffnung, daß die verbündeten Regierungen, falls die Militärvorlage abgelehnt werden sollte, auf alle Fälle zur Auflösung des Reichstags schreiten würden.
Die Kr. Ztg. will erfahren haben, daß eine Beilegung der Streitigkeiten in der freisinnigen Partei nicht zu erwarten und eine Trennung der Partei bevorstehe.
Nach dem soeben veröffentlichten Nachtragsetat über die Gehaltserhöhungen der Reichsbeamten sind für Offiziere und Militärärzte folgende Verbesserungen in Aussicht genommen: a) Die Stabsoffiziere als Bataillonskommandeure sollen jährlich 470 Mark, die Oberstabsärzte 600 Mark mehr als bisher, so daß beide Klassen etwa ein Diensteinkommen von 6500 Mk. hätten. b) Die Oberstabsärzte mit einem bisherigen Einkommen von 5400 Mk. sollen 600 Mk. mehr erhalten, würden also auf 6000 Mk. steigen. c) Die Hauptleute 1. Klasse und Oberstabsärzte 2. Klasse sollen sich um 300 Mk. verbessern, Resultat: 4200 Mk. d) Die Hauptleute 2. Klasse würden etwa 410 Mk., die Stabsärzte als Hauptleute 2. Klasse etwa 540 Mk. mehr beziehen, Resultat: 3110 Mk. e) Für die Premierlieutenants sind 550 Mk. und die Assistenzärzte 1. Klasse 600 Mk. mehr angesetzt, so daß diese auf 2230 Mk. kämen.

[ => Original lesen: 1890 Nr. 46 Seite 2]

Die Post= und Telegraphenverwaltung des deutschen Reichs hat für das Etatsjahr 1889/90 einen Ueberschuß von 27,368,162 Mark erzielt, d. h. gegen den Voranschlag im Etat ein Mehr von 3,860,895 Mark.
Endlich scheinen auch in der Schweiz die schönen Tage für die Herren Sozialisten vorüber zu sein. Die Genfer Regierung hat am Dienstag beschlossen, die Anstifter des Strikes der Zimmerleute, sämmtlich Franzosen, sofort auszuweisen und an die Grenze zu bringen.
Das neueste Interview des Fürsten Bismarck ist von einem Berichterstatter des Londoner "Daily Telegraph", Herrn Kingston, ausgeführt worden und wird natürlich in dem genannten Blatt eines ausführlichen Berichtes gewürdigt, der sogar, um des Guten auf einmal nicht zu viel zu bieten, auf mehrere Nummern vertheilt wird. Der erste Bericht, welcher am Dienstag veröffentlicht worden ist, enthält jedoch so wenig Interessantes und Neues, daß diese Zerstückelung des Bratens kaum gerechtfertigt erscheint. Fürst Bismarck verlangt scharfe Maßregeln gegen die Nihilisten und behauptet, die Unzufriedenheit der Russen sei eine Folge von Ueberbildung. Bezüglich der Arbeiterfrage befürwortet der Exkanzler ein individuelles Vorgehen der Arbeiter, verurtheilt die staatliche Einmischung und erklärt, es sei impertinent, vorzuschreiben, wie viele Stunden der Arbeiter arbeiten soll, oder den Arbeitern ihre Autorität über die Kinder als Broterwerber zu nehmen. Fürst Bismarck behauptet, die von ihm angeregten Gesetze hätten wohlwollende Ziele verfolgt, nicht aber einen staatlichen Sozialismus.
Die neueste Nummer der englischen "Daily Telegraph" veröffentlicht soeben einen zweiten Bericht über eine Unterredung seines Mitarbeiters Kingston mit dem Fürsten Bismarck. Der Fürst protestierte gegen die Zumuthung, er wolle im Gegentheil seinem Vaterlande bis zum letzten Augenblick dienen und die Bemühungen, den Frieden zu erhalten, fördern, was leichter ist, seit er ohne Amt ist. Die Beziehungen Deutschlands zu Frankreich seien ausgezeichnet, die Haltung der französischen Regierung sei tadellos und das Volk friedliebend. Auf die Frage, ob es möglich wäre, eine Revanche durch Rückgabe des französisch sprechenden Teiles des Reichslandes zu verhindern, erklärte Fürst Bismarck, daß dies unausführbar sei, außer nach einem verlorenen Feldzuge; die Rückgabe eines kleineren oder größeres Stückes würde den Appetit nur vermehren. Die Beziehungen zu Rußland seien ebenfalls ganz befriedigend; die Russen verabscheuten den Krieg, seit den Folgen des Balkankrieges; Bulgarien sei ohne direktes Interesse für Deutschland; der Dreibund sei stark wie immer, da er auf der breiten Grundlage gegenseitigen Vertrauens und gemeinsamer Interessen gegründet sei. Dank dem Dreibunde sei die Erhaltung des europäischen Friedens auf viele Jahre hinaus garantirt. Den Kolonial=Streit mit England bezeichnete Fürst Bismarck als eine "armselige Angelegenheit." Ein Krieg oder auch nur ein ernstlicher Streit mit England sei unmöglich, obwohl ein derartiger Streit einen kontinentalen Conflikt heraufbeschwören würde, ohne daß England das Schwert zu ziehen brauchte; eine solche Eventualität sei undenkbar. Lord Salisbury's maßvolle und staatsmännische Auslassungen seien dem britischen Volke annehmbarer, als Stanleys fortdauernde Hetzereien.
Wie allen Leuten, welche viel reden, so passiert es auch zuweilen Herrn Stanley, daß er die Welt mit Ansprüchen überrascht, die nicht ganz zu seinen früheren Aeußerungen und Thaten passen. Als ihm am Donnerstag in Glasgow der Ehrenbürgerbrief überreicht wurde, hob er in einer längeren Rede die Nachtheile hervor, welche aus dem Zurückweichen Englands oder Deutschlands entstehen würden. Wäre Deutschland gezwungen, Afrika zu verlassen, so würde das für das britische Unternehmen verhängnißvoll sein. Ein schnelles Einvernehmen sei daher für beide Staaten vortheilhaft. Wozu dann die Intriguen?


- Schönberg. Der geistesschwache Ziegler und Büdner Sch. aus Lüdersdorf im Fürstenthum Ratzeburg, der in der Irrenanstalt in Lübeck untergebracht war, machte daselbst seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Die Leiche des Beklagenswerthen wurde auf dem Kirchhofe zu Herrnburg unter Betheiligung des Kampfgenossenvereins 1870/71 für das Fürstenthum Ratzeburg mit militärischen Ehren bestattet.
- Der Kaiser von China hat den Söhnen Kaiser Wilhelms eine große Kiste mit chinesischem Spielzeug geschickt.
- Hamburger Großkaufleute beabsichtigen, dem Fürsten Bismarck ein Haus zu verehren, damit er die Wintersaison in Hamburg verlebe.
- Zum großen deutschen Bundesschießen schickt auch Hamburg zwei kostbare Ehrenpreise nach Berlin. Die Gabe des hamburgischen Schützenvereins besteht aus einem meterhohen silbernen, reich vergoldeten Pokal in wundervoller getriebener Arbeit. Der andere Ehrenpreis ist ein stil= und geschmackvolles Trinkhorn mit silbernem Fuß und Deckel in reicher Ornamentirung.
- Alle Strikes gehen neuerdings verloren, und zwar deshalb, weil die sonst so reichlich geflossenen Strikegelder jetzt so spärlich eingehen, daß die Kassen leer sind. In den Reihen der Strikenden ist der Unmuth deshalb kein geringer. Was Strikes kosten, das lehren uns einige interessante Abrechnungen: der Lukenwalder Hutmacherstrike, der ins Wasser fiel, kostete 35 000 Mk., geradezu gewaltige Summen verschlangen die Formerstrikes, der in Hamburg 80 000 Mk., der Braunschweiger 37 000 Mk., der in Altona=Ottensen 20 000 Mk., der in Hannover 16 000 Mark. Jetzt ist in allen Kassen Ebbe. - In einem großen Theile der Arbeiterwelt macht sich allmählich eine heilsame Strömung geltend. Die bisher unter dem Drucke der Strikeführer zurückgehaltene bessere Einsicht der Arbeiter drängt sich hervor und wagt, sich gegen die gewissenlosen Verführer direkt aufzulehnen. Mit der Dauer des Ausstandes nehmen Noth und Elend zu. Die auf die Bahn der Faullenzerei getriebenen Arbeiter fangen an zu begreifen, daß es nicht so weiter gehen kann, daß sie Bettler werden, mit denen niemand Mitleid hat. Nur eine kurze Spanne Zeit noch und die falschen Propheten mögen sich vor den Verführten hüten.
- Der erste im deutsch=französischen Krieg gefallene deutsche Soldat, der badische Dragonerlieutenant Winsloe, wird jetzt, nach 20 Jahren, einen Denkstein erhalten, der bereits in Karlsruhe seiner Ueberführung nach dem Bestimmungsort, dem Schirlenhof bei Niederbronn im Elsaß, harrt. Der Stein, ein roher Block aus Syenit mit einer geschliffenen Platte, trägt folgende Inschrift: "Hier fiel bei einer Rekognoszierung am 25. Juli 1870 im Kriege gegen Frankreich als erster deutscher Soldat William Herbert Winsloe, Lieutenant im 3. bad. Dragoner=Regiment Prinz Karl. Zum ehrenden Andenken gewidmet von seinen Verwandten, Kameraden und Freunden." Der badische Kriegerverein wird am 25. Juli den Denkstein einweihen und demnächst alle noch lebenden Theilnehmer jenes denkwürdigen Rekognoszierungsrittes zu der Feier einladen.
- Eine Dame aus Breslau, Kurgast in Reichenhall, stürzte beim Blumenpflücken den Abhang beim Staubbachfall hinab und brach beide Beine, das eine davon dreimal.
- Der Mädchenmörder Stöcking aus Pausa ist am Freitag Morgen in Dresden enthauptet worden.
- In Augsburg befindet sich ein Familienoberhaupt, welches kürzlich das Glück hatte, die 31. Kindtaufe abhalten zu dürfen. Von den 31 Kindern sind 22 von seiner ersten Frau, während ihn die zweite bis jetzt mit 9 erfreute. Von sämmtlichen 31 leben jedoch nur noch 4.


Weiße Seidenstoffe v. 95 Pfg. bis 18.20 p. Met. - glatt gestreift u. gemustert (ca. 150 versch. Qual.) - vers. roben- und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 46 Seite 3]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lankow sub Nr. 4 belegene Büdnerei c. p. des Schneiders Wilhelm Faasch daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 8. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Rupensdorf sub Nr. 1 belegene Büdnerei der Geschwister Richard, Paul und Alma Lohse daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 14. Juni 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Steckbrief.

Gegen den Schuhmacher August Heitmann (oder Gustav Hieltmar) aus Schlesien, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Amtsgerichts=Gefängniß abzuliefern und von der Verhaftung schleunigst Nachricht hierher zu geben.
Neustrelitz, den 14. Juni 1890.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

Besondere Kennzeichen:

Tätowirung auf dem Arm unterhalb des Ellenbogengelenkes, bestehend aus einem Kranz aus Blättern, worin sich 2 über Kreuz liegende Hammer mit Stielen von blauer Farbe befinden.


Verkauf eines Grundstückes.

Mit Zustimmung der interessirten Hypothekgläubiger werde ich am

Sonnabend, den 28. Juni d. J., Vormittags 10 Uhr

im Gastwirth Boyeschen Hause zu Schönberg mein an der Siemzerstraße hieselbst belegenes Wohnhaus c. p. öffentlich meistbietend verkaufen lassen und soll dem Meistbietenden der Zuschlag sofort in diesem Termin ertheilt werden. Die Verkaufsbedingungen können vom 23. d. Mts. ab bei mir eingesehen werden.
Das Grundstück, in bester Lage der Stadt gelegen, besteht aus:

a. einem zweist. mass. fast neuen Wohnhause;
b. einem Hintergeb. mit Waschk., Wagenschauer u. Holz= pp. Ställen;
c. einem groß. mass. neu erb. zweist. Pferdestall, welch letz. mit Leichtigk. zur Wohn. umgeb. werden kann, u.
d. circa 7 Schffl. Aussaat Ackerland.
Dieses sich zu jedem Geschäftsbetr. als auch als Privath. vorz. eignende Grundstück ist deshalb zum Ankauf best. empf.
Schönberg i/M., den 16. Juni 1890.

                                                    Frau Wigger, Marie geb. Bohnhoff.


Das Inventar
von Gut Marienthal bei Roggendorf
ist verkauft.


Arthur Friedländer
Inh.: Otto Oehlrich,
Breitestrasse, Lübeck, Breitestrasse. Spezial=Geschäft für
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Specialität: diamantschwarze
Damen- & garant. waschech. Kinderstrümpfe.
Billige Preise!          Gute Waare!
Auswahlsendungen franko.


Neuen Matjeshering
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,                                                    
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verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Montag.


Logo der Firma Humöller für Blitzableiter.

Tausende von Blitzableitern habe ich montirt und empfehle mich, hierauf gestützt, zur Anlegung von

Blitz-Ableitern

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Lübeck.                                                     H. Humöller,
                                                                  mechanische Werkstatt.


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Ratzeburger Actien-Brauerei
                                                    H. Rautenberg.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offert. an Ad. Mehlhase in Bremen erbeten.


Gesucht ein Torfbäcker
auf 2 bis 3 Wochen.                                                    
Schönberg, 16. Juni 1890.                          
                                                    J. Licht, Bürstenmacher.


Zum 1. August oder 1. September ein
Knecht bei Pferden gesucht.
                                                    J. H. Pump,
                                                    Schlutup.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 46 Seite 4]

Schlossfreiheit-(Geld)-Lotterie.
Haupt= und Schlußziehung
vom 7. bis. 12. Juli cr.
Originale und Antheile bedeutend unter Planpreis:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Porto und amtliche Ziehungsliste 30 Pf., Einschreiben 20 Pf. extra.
Rob. Th. Schröder,
Stettin.
Bankgeschäft (Errichtet 1870.) General-Debit. NB. Schon in der 1. Klasse fielen 300 000 Mark in meine Collecte.


Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 29. Juni d. J.
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 14. Juni 1890.                          
                                                    Das Directorium.


Sonntag,den 22. d. Mts., Nachmittags von 4-6 Uhr werden im Krellenberg'schen Gasthause zu Carlow, Vorträge über eine in Schönberg zu gründende Herberge zur Heimat und Verpflegungsstation gehalten, wozu hierdurch ganz ergebenst eingeladen wird.


Matjes=Hering
empfiehlt                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


Särge
aus Eichen= und Tannenholz empfiehlt                                                    
Schönberg.                                                     W. Nothdurft,
                                                                        Tischlermeister.


Geschmiedete und gußeiserne
Grabgitter,
Grabkreuze in großer Auswahl
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Tischmesser, Forken,
Löffeln,
Rasiermesser,
Taschenmesser,
Scheeren,
Barometer und Thermometer
empfiehlt in reichster Auswahl, vorzüglichster Güte und wohlfeilen Preisen

                          Diedrich Tesschau, Lübeck,
                          Messerfabrikant, Breitestraße 24.
                          Reparatur und Hohlschleiferei.


Meinen am Wege nach Kösters Koppel belegenen Klee auf 30 Ruthen will ich auf dem Stamme verkaufen.
Kaufliebhaber wollen sich an mich wenden.

                                                    J. Callies, Viehverschneider.


Leder und Möbellack in Flaschen 1/4 Liter 75 Pfennig (Mecklenburg). 1/2 Ltr. 1,25 M.
Fußbodenlack in verschiedenen Farben in Flaschen, à Pfund 1,25 M., 2 Pfund 2 M.
schwarzer, brauner und heller Strohhutlack in Flaschen, à 15 und 25 Pfennig (Mecklenburg).
Eisen- u. Sarglack Pfund 1,20 M., bei mehr billiger, empfiehlt

                                                    H. Brüchmann.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke. Bandagist.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert

                                                    G. Engelhardt, Zeitz.


Ein Fuder Kuhfutter
hat zu verkaufen                                                    
                                                    J. Wigger, Sabowerstr. 32.


Ella Volkmann
Heinrich Allert.
Verlobte.
Kl. Siemz.                                                     Schönberg i/M.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 46 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 46 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Juni 1890.


- Rettung ertrinkender Schüler durch Schwimmer. Da zur Zeit der Sommersaison durch unvorsichtiges Baden von Schülern hie und da Fälle vorkommen, wo es sich um die Rettung Ertrinkender durch Schwimmen handelt, so theilen wir nachstehend die Vorschriften und Vorsichtsmaßregeln mit, welche der Vorsitzende des Seemannsamtes, Herr Wasserschrut Tetens in Hamburg, für jene Hilfsleistung gegeben hat. Dieselben beruhen auf reicher Erfahrung und lauten: 1) Wenn man sich einem ertrinkenden nähert, so rufe man ihm mit lauter, fester Stimme zu, daß er gerettet sei. 2) Ehe man ins Wasser springt, entkleide man sich so vollständig und schnell wie möglich. Man reiße nöthigenfalls die Kleider ab; hat man aber keine Zeit dazu, so löse man wenigstens die Unterbeinkleider am Fuß, wenn sie zugebunden sind. Unterläßt man dies, so füllen sie sich mit Wasser und halten den Schwimmer auf. 3) Man ergreife den Ertrinkenden nicht, so lange er noch stark im Wasser arbeitet, sondern warte noch einige Sekunden, bis er ruhig wird. Es ist Tollkühnheit, Jemanden zu ergreifen, während er mit den Wellen kämpft, und wer es thut, setzt sich einer großen Gefahr aus. 4) Ist der Verunglückte ruhig, so nähere man sich ihm, ergreife ihn beim Haupthaar, werfe ihn so schnell wie möglich auf seinen Rücken, und gebe ihm einen plötzlichen Ruck, um ihn oben zu halten. Darauf werfe man sich selbst ebenfalls auf den Rücken und schwimme so dem Lande zu, indem man mit beiden Händen den Körper am Haar festhält und den Körper desselben, natürlich mit dem Gesicht nach oben, sich auf den Leib legt. Man erreicht so schneller und sicherer das Land, als auf irgend eine andere Art, und ein geübter Schwimmer kann sogar zwei bis drei Personen über Wasser halten. Ein großer Vortheil dieses Verfahrens besteht darin, daß man in Stand gesetzt wird, sowohl seinen eigenen, als auch des Verunglückten Kopf über Wasser zu halten. Auch kann man in dieser Weise sehr lange treiben, was von großer Wichtigkeit ist, wenn man ein Boot und sonstige Hilfe zu erwarten hat. 5) Der "Todesgriff" kommt erfahrungsmäßig ungemein selten vor. Sobald ein Ertrinkender matt wird und seine Besinnung verliert, wird sein Griff erfahrungsmäßig allmählich schwächer, bis die Hand zuletzt ihren Griff allmählich fahren läßt. Man braucht dieses "Todesgriffes" wegen keine Furcht zu hegen, wenn man Jemanden durch Schwimmen zu retten beabsichtigt. 6) Wenn Jemand auf den Grund gesunken ist, so kann die Stelle, wo der Körper liegt, bei ruhigem Wasser genau an den Luftblasen erkannt werden, die gelegentlich zur Oberfläche emporsteigen. Einer etwaigen Strömung, welche die Blasen am senkrechten Emporsteigen hindert, muß natürlich Rechnung getragen werden. Man kann so oft, indem man in der durch die Blasen bezeichneten Richtung niedertaucht, einen Körper wiedererlangen, ehe es zur Wiederbelebung zu spät ist. 7) Taucht man nach einem Körper, so ergreife man ihn am Haar, jedoch nur mit einer Hand und gebrauche die andere Hand und die Füße dazu, sich zum Wasserspiegel zu erheben. Diese Anweisungen sind unter allen Umständen giltig, sowohl in ruhigem, stillem Wasser, als in der unruhigsten See.
- Recht theuer kam einem Gastwirth in einem Dorfe bei Chemnitz ein leichtsinniger Spaß zu stehen. Der Wirth nahm nämlich spaßeshalber sein Gewehr von der Wand, um durch Drohen mit Schießen eines lästigen Gastes ledig zu werden. Durch unvorsichtiges Gebahren entlud sich aber das Gewehr und verwundete den Gast nicht unbedeutend. Die aufgelaufenen Kosten des durch diese Angelegenheit verursachten Prozesses, die Krankenkosten und die einmalige Abfindungssumme erleichterten den Beutel des Wirthes um etwa 5000 Mark.
- In Berge bei Sorau (Niederlausitz) schlug am Freitag der Blitz in eines der drei Schulhäuser. Glücklicherweise hatten die Kinder schon seit zwei Stunden die Schule verlassen, sonst wäre ein großes Unglück geschehen. Die Schuldienerin wurde getroffen und liegt schwer darnieder. Es zeigt sich aus diesem Falle wiederum die Nothwendigkeit von Blitzableitern an Schulhäusern.
- Der Schweizer Bundesrath stellte bei der Bundesversammlung den Antrag, dem Ingenieur Köchlin die Conzession zum Bau einer Eisenbahn von Lauterbrunnen auf die Jungfrau zu ertheilen.
- Heuschreckenschwärme verbreiten sich jetzt in einer erschreckenden Weise über Süd=Ungarn und bedrohen die Ernte des Bacsbodrogher Komitates.
- In Bad Pistyan (Ungarn) suchten bei einem heftigen Gewitter etwa 20 Bewohner aus dem nahen Dorfe Luka unter einem großen Baum Schutz gegen Regen. Der Blitz schlug jedoch in den Baum ein und tödtete 6 Personen.
- Ein russischer Distancereiter. Einen Ritt von Ostsibirien nach Petersburg hat dieser Tage ein Kosakenrittmeister Namens Pjeschkow vollendet. Derselbe verließ am 20. November v. Js. seine Garnison Blagoweschtschensk am Amur und traf, ohne sein Pferd unterwegs gewechselt zu haben, am 31. Mai d. Js. in Petersburg ein, wo er mit überschwänglicher Begeisterung empfangen wurde und sich der glänzendsten Huldigungen erfreut. Nicht die andauernd kalte Witterung, nicht heftiger Wind hielt, so schreibt man der "Vossischen Zeitung" das Publikum ab, vom frühen Morgen an bei der Moskauer Triumphforte und bei der Kasankathedrale, die Pjechkow gleich nach seinem Eintreffen angeblich besuchen sollte, Posto zu fassen. Der große Platz vor der Kathedrale war mit Menschen und Wagen gefüllt. Alles wollte den Wunderkosaken sehen und ihm ob seiner "Heldenthat" zujubeln. Ueberall bildete die Ankunft des Kosaken=Ssotniks das Gesprächsthema. "Kommt er zur Kathedrale oder nicht?" Dazwischen rufen die Zeitungshändler: "Bild Pjeschkow's 10 Kopeken!" "Pjeschkow's Schimmel, 7 Kopeken!" Sogar eine illustrierte Broschüre über den Reitersmann, der 8200 Werst auf einem Gaul zurückgelegt hat, wird zum Kauf angeboten. Erst in der vierten Nachmittagsstunde erkannte die harrende Menge, daß ihre Hoffnung getäuscht war. Pjeschkow wollte eben nicht in der Kasankathedrale seine Andacht verrichten. Unterdessen entwickelte sich an der Moskauer Triumphforte ein noch lebhafteres, bunteres Bild. Nach Tausenden zählte die versammelte Volksmenge, und als Pjoschkow auf seinem Schimmel, umgeben von einem glänzenden Gefolge der Abordnungen aller Garde=Kavallerie=Regimenter, die ihn mehrere Werst außerhalb des städtischen Weichbildes empfangen hatten, sich in der Ferne zeigte, brach ein Jubel los, als hielt ein mit Rußland engbefreundeter Monarch seinen Einzug. Immer höher und höher stiegen die Wogen der Begeisterung. Wie ein Sieger ritt der ein wenig verlegene, sonnenverbrannte Reitersmann durch die Triumphforten und grüßte dankend nach allen Seiten, während in Wagen harrende Damen Blumen und kleine Sträuße auf ihn warfen. Pjeschkow, der die Gastfreundschaft der Kavallerieschule genießt, ist Löwe des Tages. Das einzig wirklich Interessante an der Sache ist sein vollständig gesunder, unansehnlicher Schimmel, der nicht eine abgeriebene wunde Stelle am Körper hat und auf dem langen Ritt nur einmal, in Kasan, einen neuen Hufbeschlag erhielt. Offenbar liebt Pjeschkow seinen Gaul und versteht sich auf die Pflege desselben. Das hat auch den Petersburger Thierschutzverein veranlaßt, ihm eine silberne Medaille nebst Adresse überreichen zu lassen.


Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 46 Seite 6]

Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
[Fortsetzung.]


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