[ => Original lesen: 1889 Nr. 65 Seite 1] Publicandum.
Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthume Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1889 bis dahin 1890 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 5. October 1853 erlassenen und durch den Officiellen Anzeiger Nr. 23 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß
der 15. August 1889
als Normaltag
für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
Schönberg, den 12. August 1889.
Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.
H. Spieckermann.
Abermals sind die Augen der Welt auf die deutsche Reichshauptstadt gerichtet. Am Montag traf der Kaiser Franz Josef von Oesterreich als Gast unseres Kaisers in Berlin ein, wo er zum letzten Mal im September 1872 gleichzeitig mit dem Kaiser Alexander II. von Rußland geweilt hat. Die bei Fürstenbegegnungen vielumstrittene Frage, ob und inwieweit dieselben eine politische Tragweite haben, bedarf in diesem Fall keiner langen Erörterung. Obschon der Besuch des Kaisers Franz Josef als Erwiderung auf den Antrittsbesuch gilt, den der deutsche Kaiser im vorigen Herbst in Wien abgestattet hat, so handelt es sich doch nicht nur um einen Höflichkeitsakt, sondern der Begegnung der beiden Monarchen wohnt eine gewaltige politische Bedeutung inne, die keinen Vergleich mit anderen Ereignissen dieser Art zuläßt. Im Gefühl des deutschen wie des österreichischen Volkes bedeutet dieser Besuch eine feierliche Bekräftigung des vor 10 Jahren zwischen Deutschland und Oesterreich=Ungarn geschlossenen Bündnisses, dem inzwischen noch Italien beigetreten ist und auf dem seitdem der Friede und die Wohlfahrt Europas beruht. Abgesehen von den Betrachtungen politischer Natur, die der Besuch des Kaisers Franz Josef hervorruft, erfüllen uns heute die Gefühle aufrichtiger Hochachtung und Sympathie für die Persönlichkeit des hohen Gastes, die im Hinblick auf den harten Schicksalsschlag, der den Monarchen in diesem Jahr getroffen, nur erhöht werden können. Wenn daher auch mit Rücksicht auf die tiefe Familientrauer, die den Kaiser umgiebt, beim Empfang alle festlichen Veranstaltungen unterbleiben werden, die Sympathie und hohe Verehrung, die das deutsche Volk dem Verbündetem seines Kaisers entgegenbringt, werden nichtsdestoweniger voll und unzweideutig zum Ausdruck gelangen.
Aus Straßburg wird gemeldet, daß nach den nunmehr feststehenden Bestimmungen der Kaiser und die Kaiserin am 21. d. M., Vormittags dort eintreffen und am 23. d. M., Früh nach Metz weiterreisen werden. Zu den Empfangsfeierlichkeiten sind die Vorbereitungen in vollem Zug, der Gemeinderath hat dazu unbegrenzten Kredit bewilligt; auch ist den Majestäten von der Stadt ein Fest angeboten worden.
In London sprach der Kaiser beim Abschiede von der Königin die Bitte aus, die Königin Viktoria möge einen Besuch in Berlin ermöglichen, was dieselbe in freundlicher Weise zusagte.
Der Reichskanzler Fürst Bismarck und die Frau Fürstin, Graf und Gräfin Rantzau nebst Kinder sind Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, aus Varzin in Berlin eingetroffen.
Fürst von Bismarck fuhr Sonntag Mittag im geschlossenen Coupé an dem Königlichen Schlosse vor. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, der Kanzler käme; alles stürzte nach dem Schloß hin, um ihn jubelnd zu begrüßen. In wenigen Augenblicken war der weite Schloßhof dicht gefüllt, sodaß die Polizei sich genöthigt sah, den Schloßhof zu räumen und den Durchgang abzusperren. Der Kanzler sah vortrefflich aus; er dankte in seiner bekannten freundlichen Weise für die ihm dargebrachten Huldigungen.
Das gesammte unter Vizeadmiral v. Kall vereinigte Geschwader soll um 7. September aufgelöst werden und verbleibt bis zu diesem Zeitpunkt in der Nordsee, beziehungsweise in Wilhelmshaven.
Der deutsche Fleischerbund soll auf Anregung verschiedener Fleischerinnungen ein Bittgesuch an den Reichskanzler um Aufhebung des Verbots der Schweine=Einfuhr vorbereiten. Alle bisherigen Stritte, auch diejenigen österreichisch=ungarischer Behörden haben nur zu Milderungen in besonderen Fällen geführt.
Der Schah von Persien ist am Sonntag, Vormittag 11 Uhr, von Basel kommend in Baden=Baden eingetroffen und auf dem Bahnhof vom Großherzog von Baden und dem Prinzen Max, sowie dem diplomatischen Korps, der Generalität und den Hofstaaten
[ => Original lesen: 1889 Nr. 65 Seite 2]empfangen worden. Der Schah bleibt vier Tage dort. Am Abend sollte große Illumination vor dem Kurhause, tags darauf eine Festvorstellung im Theater und Feuerwerk stattfinden.
Die Schweizer Sozialdemokraten haben auf einer Versammlung, die am Sonntag in Olten abgehalten worden ist, einstimmig beschlossen, über das Bundesgesetz, betreffend den Generalanwalt, die Volksabstimmung zu verlangen und die dazu nöthigen 30 000 Stimmen zu sammeln. Man wird also bald erfahren, ob die Schweizer Sozialdemokraten stark genug sind, um die für die Herbeiführung eines Referendums nöthige Anzahl Stimmen aufzubringen. Bisher hatten ihre eigenen Freunde gemeint, daß ihnen zu diesem Wagstück der Muth fehlen werde. Uebrigens soll der Schweizer Bundesrath beschlossen haben, die Abhaltung des deutschen Sozialisten Congresses in Basel unter dem Vorsitz Bebels und Liebknechts zu verbieten.
Im Boulanger=Prozesse setzte am Sonnabend der Generalprokurator die Verlesung seiner Anklagerede fort und wies dabei besonders auf die Aufstände hin, welche der Entlassung Boulangers bei verschiedenen Anlässen, namentlich bei dem Festessen im Café Riche und bei Lemardelay folgten. Diese sorgsam veranstalteten Kundgebungen bewiesen die Absicht, einen Staatsstreich auszuführen. Die modernen Staatsstreiche würden nicht blos mit Barrikaden gemacht, sondern auch mit der Presse und dem allgemeinen Stimmrecht.
Die Boulangisten häufen wüthende Schmähungen auf den Generalstaatsanwalt Beaurepaire wegen dessen vernichtender Kritik von Boulangers Charakter. An Boulangers Staatsstreichgelüste glauben viele Leute nicht, aber von seiner Gewissenlosigkeit ist ziemlich Jedermann überzeugt. An den Häusern wurde massenhaft Boulangers bekanntes Vertheidigungsplakat angeklebt, von der Polizei aber sofort wieder entfernt.
Die Petersburger Presse bespricht die jetzige Berliner Entrevue hauptsächlich in bespöttelnder Weise. Aus allen Betrachtungen der Blätter ist ersichtlich, daß die Entrevue dort peinlich berührt.
Es bestätigt sich, daß die Mächte des Dreibunds, denen sich diesmal England angeschlossen hat, die griechische Note betreffend Kreta gleichmäßig ablehnend beantwortet haben. Das Bestreben der Friedensmächte ist dahin gerichtet, die kretensische Frage nicht aus dem Rahmen einer internen Angelegenheit heraustreten zu lassen. Unter diesen Umständen werden Rußland und Frankreich sich wohl enthalten haben, Griechenland formell zu ermuntern.
Der Besuch des Schahs von Persien in England hat der englischen Regierung 7650 Pfund Sterling (153 000 Mk.) und der Stadt London 2000 Pfund Sterling (40000 Mk.) gekostet.
- Schönberg. Von einem angeblichen Arbeitsmanne aus Selmsdorf, der vorgab, von dort verziehen zu wollen, wurden kürzlich einem Händler in Schönberg einige Schafe zum Verkauf angeboten. Wie sich nachträglich herausstellte, waren die Thiere in Selmsdorf von der Weide gestohlen. Der angebliche Arbeitsmann war leider verduftet.
- Ueber den Nachwuchs in unserem Marine=Offizierkorps erhält die "National=Ztg." eine Zuschrift, in der es, wie folgt, heißt: "Nachdem für unsere Kriegsmarine erhebliche Ersatz und Neubauten an Schiffen fast aller Art beschlossen worden sind und diese im Verlauf einer verhätnißmäßig kurzen Frist fertiggestellt sein werden, wird in nicht ferner Zeit ganz unzweifelhaft die Personalfrage bei der Marine eine bedeutende Rolle spielen. Zwar ist dieselbe gleichzeitig mit der beschlossenen Flottenerweiterung noch nicht dringlich geworden, denn die Frage der Vermehrung der Schiffsbesatzungen wird erst im Augenblick der Fertigstellung der neuen Fahrzeuge an uns herantreten; auch hegt man augenscheinlich, nachdem der vor mehreren Jahren unternommene und bisher mit Erfolg durchgeführte Versuch der Heranziehung der Bevölkerung aus dem Binnenland zum Seedienst sich vollständig bewährt hat, an maßgebender Stelle keine Besorgnisse über ein Fortschreiten in derselben Richtung. Aber dies allein erledigt denn doch noch nicht die ganze Personalfrage; vielmehr bleibt die äußerst wichtige Frage des Ersatzes unseres Offizierkorps noch zum großen Theil ungelöst. Bekanntlich wird dasselbe zur Zeit ausschließlich aus den Marine=Kadetten ergänzt, und eine Aenderung in diesem Vorgehen erscheint bei der Eigenartigkeit der Ausbildung und den Anforderungen an das Offizierpersonal der Kriegsmarine völlig ausgeschlossen. Gegenwärtig schon genügt aber der auf diesem Weg kommende Nachwuchs kaum und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß dies nach eingetretener Schiffsvermehrung erst recht nicht mehr der Fall sein wird. Da aber, wie schon erwähnt, die Eigenthümlichkeiten des militärischen Seedienstes eine Ausbildung des Offizierpersonals auf anderem Wege nicht zulassen, so wird es sich für die Folge darum handeln müssen, auf dem Wege der Kadettenausbildung einen stärkeren Ersatz für das Seeoffizierkorps zu erhalten."
- Wie dem Kl. I. aus Würzburg gemeldet wird, ist ein Würzburger Beamter dessen jüngster Sprößling in Kissingen viel mit den kaiserlichen Prinzen zusammenkam, ersucht worden, denselben als Gespielen der Prinzen nach Potsdam zu geben, wo die Söhne des Kaisers vorläufig verweilen werden. Der Vater soll diesem Gesuch stattgegeben und seinen Knaben bereits an seinen neuen Bestimmungsort geleitet haben.
- Ein Berichterstatter meldet aus Berlin, daß in zwei Häusern der Steinmetzstraße vor einigen Tagen mehrere Fälle von Erkrankung an ächten Blattern festgestellt worden seien.
- Die Bäckergehilfenschaft in Frankfurt a. M. hat das Ansinnen der Berliner Bäckergesellen, bei dem bevorstehenden Wiederausbruch des Berliner Strikes auch in Frankfurt einen solchen eintreten zu lassen, einstimmig abgelehnt.
- In Kiel hat am Sonnabend der Stapellauf eines neuen Panzerfahrzeuges stattgefunden, das vom Vize=Admiral Knorr auf Befehl des Kaisers "Siegfried" getauft worden ist. Das Schiff, welches in der Marine einen ganz neuen Typus vertritt, hat eine Länge von 73 Meter, eine Breite von 50 Meter und ein Deplacement von 3400 Tonnen. Die Maschinen indizieren 4800 Pferdekräfte, welche dem Fahrzeuge eine Geschwindigkeit von 15 Knoten verleihen. Ein starker Gürtelpanzer ist vorhanden, der aus Kompoundplatten besteht. Das Schiff wird in allen Räumen elektrisch beleuchtet. Die Armierung besteht aus 6 24cm-Geschützen, welche in den beiden Türmen angebracht, werden, und mehreren Revolverkanonen.
- Die Anschaffung von Bronzegeschützen sollte nach Mittheilung verschiedener Blätter durch die Versuche, welche mit rauchfreiem Pulver auf dem Schießplatz von Hammerstein angestellt worden sind, sich als nothwendig herausgestellt haben. Wie nun den "Hamb. Nachr." geschrieben wird, beruht diese Nachricht auf Unwahrheit, da Gußstahl eine anderthalb Mal größere Widerstandskraft gegen das Zerreißen der Rohre biete als die Bronze. Man glaube sogar, daß auch Oesterreich in Zukunft seine Zuflucht zum Gußstahl nehmen werde.
- Einem Flaschenbier=Händler in Elberfeld, der sich selbst die Hühneraugen geschnitten, mußten wegen Blutvergiftung beide Beine abgenommen werden.
- Der dickste Mann Münchens. In der bayerischen Hauptstadt ist vor einigen Tagen, wie dortige Blätter melden, der Privatier August Strohofer gestorben. Er hatte ein Gewicht von gut drei Zentnern, und seine enorme Korpulenz hat oft Anlaß zu den lustigsten Wetten gegeben. Als dickster Mann und stärkster Trinker Münchens zählte Strohofer zu den Sehenswürdigkeiten der Isarstadt.
- Die Errichtung einer berittenen Infanterie für Ostafrika ist in Stärke von 200-300 Mann in Aussicht genommen. Als Pferdematerial soll das japanische Pferd in Aussicht genommen sein, weil es außerordentlich ausdauernd ist. Die Ausbildung der Truppe würde an Ort und Stelle durch Hauptmann Wißmann's Soldaten erfolgen.
- Ein Kosakenstückchen. Aus Jassy wird berichtet: Vor drei Wochen ungefähr manövrierte das Ural'sche Kosakenregiment in der Nähe von Kiew. Um dem Oberstlieutenant vom Generalstab, Zarabin zu zeigen, was seine Leute zu leisten im Stande sind, verfiel der Oberst des Regiments, Mihailow, auf den Gedanken, Roß und Reiter den Dniepr
[ => Original lesen: 1889 Nr. 65 Seite 3]übersetzen zu lassen. Der Befehl hierzu war bald gegeben. Hier muß aber bemerkt werden, daß der Fluß an dieser Stelle beinahe 720 Meter breit ist und seine Geschwindigkeit drei Fuß in der Sekunde beträgt. Um etwaigen Unfällen vorzubeugen, verkündete der Oberst seinen Soldaten, daß diejenigen, welche des Schwimmens nicht kundig seien, den gefährlichen Versuch nicht mitmachen sollten. Niemand aber wollte zurückbleiben. Das ganze Regiment, der Oberst und die Offiziere an der Spitze, setzte sich in Bewegung, stürzte ins Wasser und erreichte schwimmend das jenseitige Ufer, wo es sich abermals in Reih' und Glied aufstellte, ohne einen Mann oder ein Pferd verloren zu haben.
- Der Dichter Lord Tenuison hat am 9. August auf seinem Aldworth bei ziemlicher körperlicher Frische seinen 80. Geburtstag gefeiert.
- In dem Seebad North Berwick, in der Nähe von Edinburgh, rettete dieser Tage eine muthige junge Dame drei Kinder, welche sich zu weit ins Meer hinausgewagt hatten, verlor aber leider dabei ihr eigenes Leben. Die Trauer über den Tod der heldenmüthigen Dame ist so groß und allgemein, daß man beschlossen hat, ihr auf einem Felsen am Meer ein Denkmal zu errichten.
- Der bekannte Hunger=Doktor Tanner, der seiner Zeit durch sein 40tägiges Fasten alle Welt in Erstaunen versetzt hat, wird sich demnächst in Boston lebendig begraben, über den Sarg eine Schicht Erde legen lassen und nach 30 Tagen wieder aufstehen. Die Polizei hat erst dann die Einwilligung zu diesem gefährlichen Unternehmen gegeben, als Dr. Tanner sich bereit erklärte, von einem ärztlichen Ausschuß alle 12 Stunden Nachschau halten zu lassen.
- Die in New=York eingetroffenen europäischen Dampfer melden eine ungewöhnlich hohe Temperatur des Golfstromes, im 42. Grade nördl. Breite noch über 21 Grad Wärme. Hieraus erklären sich auch die heftigen Regengüsse, welche in dem östlichen Theile der Vereinigten Staaten niedergegangen sind.
- "Warum in die Ferne schweifen? Sieh'! das Gute liegt so nah!" Plagen sich Hunderte von Menschen herum, um ein deutsches Wort für "Zigarre" zu finden und finden und erfinden Hunderte von Worten, die weder passen noch treffen wollen, während das richtigste und passendste Wort inmitten der Zigarre selbst liegt: "der Wickel!" So lange die Zigarren gemacht werden, heißt die Einlage derselben auch Wickel, ob solcher von Havanna, Cuba=, oder Wasunger Taback ist. Die Arbeiter wickeln blos ein Deckblatt um den Wickel und dadurch ist die Zigarre fertig. Weg mit der Zigarre, und laßt den Wickel, auch mit dem Deckblatt gewickelt, einen Wickel sein. Tabak=Wickel braucht man nicht zu sagen, denn jeder der mit Tabak handelt, oder Wickel raucht, weiß, daß seine Wickel nicht von Chocolade sind. Wickel ist kurz und leicht auszusprechen; auch die Verbindungen sind leicht verständlich. Man kauft z. B. seinen Havannawickel bei einem Taback= und Wickelhändler, steckt ihn in die Wickeltasche, schneidet mit dem Wickelabschneider die Wickelspitze ab, und raucht ihn in der Wickelspitze zu Ende, vorausgesetzt, daß der Wickel den Wickelrauchern auch gut schmeckt, nicht nur als Taback, sondern auch als Wort.
- Sieben gute Erziehungsregeln. Ein Vater der viele und wohlgerathene Kinder hatte, wurde gefragt, wie er es angefangen habe, seine Kinder so gut zu erziehen. Er antwortete: Du mußt vornämlich sieben Dinge ins Auge fassen: 1) Befiehl deinen Kindern nie etwas, was du selber nicht thun magst. 2) Halte immer auf Gehorsam, denke nicht, du wollest den Kindern erst dann Gehorsam abfordern, wenn sie es verstehen. Das Gehorchen muß den Kindern zur Gewohnheit werden. 3) Erweise deinen Kindern Liebe, doch so, daß immer Furcht und Ehrerbietung in dem Kinde bleiben. 4) Dulde keinen Widerspruch. 5) In Gegenwart der Kinder müssen die Eltern immer einer Meinung sein. Es darf das gezüchtigte Kind sich nie hinter den Vater oder die Mutter verstecken, um Schutz oder Zuflucht gegen die Zucht zu finden. 6) Erziehe dein Kind zur Arbeit und sorge für seine Gesundheit. 7) Und vor allem: Stelle dich mit deinen Kindern und deinem ganzen Hause unter Gottes Wort. Ist aber auf solche Weise das erste Kind wohlgerathen, dann werden mit Gottes Hilfe auch die andern nicht verderben. "Wie die Zucht, so die Frucht."
Anzeigen.
Auf den Antrag der Ehefrau des Schulzen Möller, Maria geb. Oldenburg, zu Gr. Mist soll über deren daselbst sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 24. September 1889,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnende Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Juli 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Bekanntmachung.
Durch Beschluß des Großherzoglichen Amtsgerichts zu Schönberg vom 14. August d. Js. wurde der Hauswirth Joachim Lühr in Lüdersdorf für einen Verschwender erklärt und entmündigt.
Schönberg, den 14. August 1889.
Gerichtsschreiberei des Großherzoglichen Amtsgerichts.
Actuar H. Diedrich.
Bekanntmachung.
Während der diesjähriger Herbstübungen der Königlichen 18. Division wird in der Zeit vom 3. bis einschl. 10. September cr. in Schönberg ein Manöver=Magazin errichtet. Der für dasselbe erforderliche Bedarf an
ungefähr 8-9 Stück Rindvieh,
ungefähr 6 Centner Speck,
ungefähr 7 Centner Reis,
ungefähr 191 Centner Kartoffeln,
ungefähr 5 Centner Salz,
ungefähr 179 Centner Hafer,
ungefähr 52 Centner Heu,
ungefähr 61 Centner Roggenrichtstroh,
ungefähr 380 Centner Bivaksstroh,
ungefähr 71 Cbm. Bivaksholz,
soll an Ort und Stelle, soweit möglich direct vom Producenten (aus erster Hand) angekauft werden.
Personen, welche gewillt sind, irgend einen der vorbezeichneten Artikel auch in geringeren als den angegebenen Mengen an das Magazin zu verkaufen, wollen sich mit ihren Anerbietungen vom 20. August cr. ab an den in Schönberg befindlichen Verwalter des qu. Magazins wenden.
Flensburg, den 3. August 1889.
Königliche Intendantur der 18. Division.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Sonnabend, den 17. August cr., Vorm. 10 1/2 Uhr, sollen auf der Palinger Feldmark
circa 100 Stiege Hafer
in Hocken und passenden Caveln, öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Käufer wollen sich zur angegebenen Zeit im Kruge zu Palingen einfinden.
Schönberg, den 12. August 1889.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Die Schulgelderhebung
findet in den nächsten beiden Wochen vom 19. bis 31. August, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.
J. Wegner, Schulgelderheber.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 65 Seite 4]Gr. Rennen
zu
Ratzeburg
am 1. September cr.,
Nachmittags 4 Uhr.
Am Sonntag, den 25. und Montag, den 26. August findet bei mir ein
Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Am Montag, den 26.: Tanzmusik.
Frau Gastwirth Holtz.
Neue Welt.
Am Sonntag, den 18. und Montag, den 19. d. M. findet bei mir ein
Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde hiermit ergebenst einlade.
Palingen.
Oldenburg.
Am Montag: Ball.
Zu dem am 25. und 26. August bei mir stattfindenden
Scheiben=Schießen
nach guten Gewinnen lade ich hiedurch freundlichst ein.
Gastwirth Oldenburg
in Lockwisch.
1. Preis:
Ein dreischaariger Pflug.
Am Sonntag den 18. und Montag den 19. August findet bei mir ein
Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich hierdurch freundlichst einlade.
Gastwirth Seeler
in Sahmkow.
Torf=Auction.
Am Freitag, den 23. d. Mts., Morgens 9 Uhr, werde ich
circa 120 Mille Formtorf
öffentlich meistbietend verkaufen.
Kaufliebhaber wollen sich zur genannten Zeit bei mir einfinden.
Roduchelstorf, den 15. August 1889.
P. Bockholdt.
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Rechtsanwalt Fölsch ist verreist.
Bekanntmachung.
Das diesjährige Missionsfest in unserem Fürstenthum wird in der Kirche zu Schlagsdorf, am Mittwoch, den 21. August gefeiert werden.
Der Gottesdienst wird um 10 Uhr, Vormittags beginnen, die Festpredigt Herr Pastor Dr. Bestmann halten, den Bericht Herr Pastor Langmann erstatten.
Gemeinsames Mittagessen 1 Uhr.
Nachmittagsfeier 3 Uhr.
Alle Freunde der Missionssache von Nah und und Fern ladet freundlichst ein
Der Vorstand des Missionsverein.
Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 18. August.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 33.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 65 Seite 5]Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. August 1889.
- Ein hübsches Geschichtchen wird vom letzten Aufenthalt des Kaisers in Wilhelmshaven erzählt. Der Kaiser erblickte von seiner Nordlandsfahrt heimkehrend, einen Zug Störche. "Ah! ein Zug Störche!" rief einer der Herren des Gefolges, "wo mögen die hinziehen?" "Vielleicht nach Berlin", sagte der Kaiser lächelnd, "wenn nur kein Hoflieferant darunter ist!"
- Wie viele Worte lassen sich auf eine Postkarte schreiben? Diese Frage ist kürzlich der Gegenstand der Wettbewerbung zwischen amerikanischen Stenographen gewesen, bei welcher Sylvanus Johnes von Richmond (Virginien) den Preis gewonnen hat. Er hat es verstanden, 36 784 Worte auf einer Postkarte unterzubringen.
- Wenn es den Hausfrauen an kleinen Gewichten, aber nicht an kleinem Geld fehlt, so können sie sich die Gewichte durch folgende Geldstücke ersetzen: Neun silberne Zwanzigpfennigstücke wiegen 10 Gramm; neun Fünfzigpfennigstücke 25 Gramm; neun Markstücke 50 Gramm; neun Zweimarkstücke 100 Gramm; neun Fünfmarkstücke 250 Gramm; ein Einpfennigstück 2 Gramm; zwei Fünfpfennigstücke 5 Gramm; ein Zehnpfennigstück 4 Gramm; ein Fünfmarkstück in Gold 2 Gramm; ein Zehn=Markstück in Gold 4 Gramm ; ein Zwanzigmarkstück in Gold 8 Gramm.
- Bildung macht frei, sagt der Dorfbarbier und fragt: "Nun guter Freund, wo ist denn Ihre ganze Schweine= und Rinderzucht geblieben?" "Ja, wissen's, die Schweine hat mir mein Sohn wegstudirt und für die Rinder lernt meine Tochter jetzt Klavier spielen."
- Aufregende Lektüre. Kellner: "Wünschen Sie auch die Speisekarte?" Schreiber: "O nein. Es ist heute der vorletzte des Monats. Da muß ich mich vor einer so aufregenden Lektüre hüten."
- Entgegenkommend. Gast: "Sagen Sie mir, Herr Wirth, nennen Sie diesen Wein Bordeaux?" Wirth : "Wie's gerade kommt, mein Herr. Auf Wunsch nennen wir ihn auch Burgunder!"
- Vorsorglich. "Sag mir, Else, warum schreibst Du nicht die Jahreszahl Deines Geburtstags in das Album, wie das Deine Freundinnen thaten? Mit vierzehn Jahren macht man noch kein Geheimniß aus seinem Alter!" - "Weil ich nicht will, daß man mir so etwas nachweisen kann, wenn ich einmal in zehn Jahren - erst zwanzig Jahre alt sein will!"
- Materiell. Tochter (liest): "An der Quelle saß der Knabe, Blumen wand er sich zum Kranz" - Vater: "Zeitvergeudung. Hätte lieber Forellen angeln sollen."
- Eine "schneidige" Anzeige hat dieser Tage in einem rheinischen Blatt zu lesen gestanden: Herrschaftlicher Kutscher gesucht, Kerl, der nicht mit Glacehandschuhen angefaßt zu werden braucht."
Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
[ => Original lesen: 1889 Nr. 65 Seite 6] Angela.
[Fortsetzung.]
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