[ => Original lesen: 1889 Nr. 62 Seite 1] Kaiser Wilhelm ist wohlbehalten in England angekommen und am Freitag Nachmittag auf der Insel Wight gelandet, wo er im Osbornschloß dem Sommersitz der Königin Viktoria, Wohnung nimmt. Das deutsche Geschwader mit dem Kaiserschiff an der Spitze, war schon auf der Fahrt bis Wight von den englischen Küstenbatterien mit Salutschüssen begrüßt worden. Die Fahrt verlief ungestört. Der Prinz und die Prinzessin von Wales waren an Bord der englischen Königsyacht "Osborne" mit ihrer Familie, dem Herzog von Cambridge und anderen Persönlichkeiten der Yacht "Hohenzollern" entgegengefahren, durch die Reihen des bei Spithead in Parade ausgestellten über hundert Kriegsschiffe starken englischen Geschwaders hindurch. Bei Insichtkommen der deutschen Flotte wurden donnernde Salutschüsse abgegeben, worauf von deutscher Seite die Antwort erfolgte. Der Kaiser begab sich sodann mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, dem Grafen Bismarck und dem Gefolge an Bord der englischen Yacht, wo die Begrüßung und Vorstellung des Gefolges stattfand. Unter Hochrufen und Kanonenschüssen erfolgte sodann die Fahrt nach Cowes auf Wight, wo der Empfang durch die ersten Behörden der Insel erfolgte. Zahlreiches Publikum war anwesend, das Meer war mit vielen größeren und kleineren Privatfahrzeugen bedeckt, allgemein wurde der Kaiser lebhaft begrüßt. Die Ausschmückung der Ankunftstelle, woselbst eine Ehrenwache strammer Blaujacken aufgestellt war, war reich, aber nicht überladen. Ein Purpurzelt gab den Ort für die Begrüßung ab. In einem vierspännigen Wagen erfolgte sodann die Fahrt des Kaisers, des Prinzen und der Prinzessin von Wales durch die aufgestellten Truppenspaliere nach dem Osborneschloß, auf dem ganzen Wege ununterbrochen mit Hochrufen empfangen. Im Schlosse, wo dann eine zweite Ehrenwache stand, begrüßte der Kaiser sofort seine Großmutter, die Königin Viktoria, welche des hohen Gastes, umgeben von den Prinzessinnen, in der Schloßhalle harrte, zuerst durch einen Handkuß, worauf die Königin ihren Enkel umarmte. Nach Vorstellung der Herren der Begleitung und kurzer Unterhaltung zog sich der Kaiser zunächst in seine Gemächer zurück. Abends um 9 Uhr war Galatafel. - Schloß Osborne ist, genau genommen, kein Palast, sondern ein Landhaus, wenn auch in höchster Bedeutung des Wortes, eine italienische Villa, voll künstlerischer Motive, ausgeführt mit englischer Großartigkeit. - Um den Kaiser in seinen Lebensgewohnheiten ganz frei und unabhängig zu erhalten, ließ die Königin für ihren Gast in dem an das Hauptgebäude angebauten Flügel, der ebenfalls wieder eine große Palastvilla bildet, eine Reihe von Gemächern zur Wohnung einrichten, die dem Kaiser die Möglichkeit gewähren, von seinen Zimmern gleich hinaus auf die Terrasse mit ihrer Blumenfülle, mit ihren rauschenden Fontainen zu treten. Neben den Zimmern des Kaisers liegen die des Prinzen Heinrich. Als Empfangssaal dient dem Kaiser das Empfangszimmer der Königin, in welchem die Ministerkonferenzen stattzufinden pflegen. Die Seitenwände dieses Gemaches schmücken zwei lebensgroße Bilder der Königin und des Prinzgemahls aus der ersten Zeit ihrer Ehe, und dann ein großes, eine Hirschjagd in den schottischen Hochlanden darstellendes Bild von Landseer. Möbel mit Intersien und Bronzen bilden auch die Einrichtung des Arbeitszimmers des Kaisers, auch ist ein Raum zum Arbeiten im Freien in einer der offenen Loggien eingerichtet. Das anstoßende Schlafzimmer ist in Cretonne möblirt. Aber das herrlichste Bild wird sich dem Kaiser und seinem Bruder bieten, wenn sie des Morgens aus ihren Zimmern hinaus auf die Terrasse treten. Jenseits der Wipfel der Bäume ist die See mit ihren unter der Sonne Himmelblau schimmernden Lichtern. Dort rechts ankert die Flotte Großbrittanniens, links sind die deutschen Schiffe aufgestellt. Die Vegetation um Schloß Osborne ist eine äußerst üppige; da das Klima dem Oberitaliens gleicht, so gedeihen auf der Insel die herrlichsten Cedern, Camelienbäume, selbst Palmen. Alle Villen und Häuser, sowie Stadt und Hafen Portsmouth, waren festlich geschmückt. Der Himmel war etwas bewölkt und verrieth einige Regenneigung. Montag wird die große Flottenschau stattfinden, zu welcher Tausende und Abertausende herangeströmt sind. Zahlreiche Deutsche sind anwesend, welche den Kaiser mit begeistertem Jubel begrüßten.
Kaiser Wilhelm trifft am 26. October in Athen ein. Tags vorher wird die Prinzessin Braut in Athen ankommen. Die Hochzeit findet am 27. October statt, worauf der Kaiser den Kanal von Korinth besichtigen wird.
Die neugebildete Leibgarde der Kaiserin, zu deren Führer der Kürassier=Leutnant v. Albedyll ernannt worden ist, wird zum erstenmal beim Empfang des Kaisers von Oesterreich öffentlich in Wirksamkeit treten.
Ein Privat Telegramm aus Wien meldet, daß auf besondere Einladung Kaiser Wilhelms der Generalsstabs=Chef Feldzeugmeister von Beck den Kaiser Franz=Josef nach Berlin begleiten wird. Der deutsche Botschafter Prinz Reuß und der Militärbevollmächtigte Major Deines fahren am 9. d. M. nach Berlin, um bei dem Empfang Kaiser Franz Josefs schon anwesend zu sein.
In Luzern ist am Dienstag der deutsche Generalstabschef Graf Waldersee eingetroffen und stieg im "Schweizerhof" ab.
Der deutsche Gesandte von Bülow hat dem Schweizer Bundespräsidenten die Antwort des Reichskanzlers auf die letzte Schweizer Note überreicht. Der Reichskanzler geht darin nochmals die einzelnen Streitpunkte von der Wohlgemuth=Affaire bis zur Kündigung des Niederlassungsvertrages durch und hält an den bekannten deutschen Anschauungen selbstverständlich fest, läßt aber die Hoffnung durchblicken, daß ein neuer Vertrag zustande kommen werde. Vorläufig ist die Angelegenheit abgeschlossen und wird deshalb auch zunächst keine Antwort der Schweiz erfolgen.
Der preußische Finanzminister giebt bekannt, daß der auf Grund der lex Huene an die Kom=
[ => Original lesen: 1889 Nr. 62 Seite 2]munalverbände zu überweisende Betrag der Getreide= und Viehzölle für 1888/89 auf Mk. 29 685 252 festgesetzt worden ist.
Das russische Gesetz, durch welches für die Privatlehranstalten der baltischen Provinzen die russische Sprache als Unterrichtssprache eingeführt wird, ist nunmehr veröffentlicht worden. Der Religionsunterricht wird durch das Gesetz nicht berührt.
Die "Wiener Allg. Ztg." will sicher wissen, in den letzten 14 Tagen wäre ein französisch=russischer Präliminarvertrag devensiven Charakters nach dem Vorbilde des deutsch=österreichischen Bündnisses abgeschlossen worden. Wir glauben nicht daran!
Große Beachtung hat in Paris die ausgezeichnete Höflichkeit gefunden, mit welcher die deutschen Behörden die französischen Kommissionen behandeln, welche die Gebeine Carnots und Latour d'Auvergnes heimholen. Den Armen von Magdeburg sind namens des französischen Staates 1000 Mark und namens der Familie Carnot 600 Mk. überwiesen worden.
Ueber die am Sonntag stattgehabten Generalrathswahlen liegen jetzt die abschließenden Resultate vor. Am schlimmsten fortgekommen ist Boulanger. Von seinen geträumten großen Erfolgen ist absolut nichts zu vermerken. Er ist im ganzen wirklich nur zwölfmal gewählt worden. In einem Dutzend Stichwahlen hatte er noch auf Erfolg Aussicht, aber diese Stichwahlen sind einfach als ungiltig kassiert worden. Die Republikaner haben allerdings auch nicht gerade Anlaß zum Lobsingen, sie haben gegen 30 Sitze an die Monarchisten verloren. Wenn das auch kein Unglück ist, so ist es doch ein Zeichen, daß die antirepublikanische Bewegung im Zunehmen begriffen ist. Im allgemeinen ist als Gesammtresultat anzunehmen, daß die Republikaner ein Drittel mehr Stimmen haben, als ihre vereinigten Gegner. Zu irgendwelchen Ruhestörungen ist es, abgesehen von einigen Pariser Tumulten, nicht gekommen.
Der Schah von Persien traf Dienstag Nachmittag in Paris ein und wurde von Carnot am Bahnhof empfangen. Das Publikum begrüßte den persischen Herrscher lebhaft.
- Massenspeisungen von Truppen finden auch in diesem Jahre auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin statt. Die großen transportablen Feldküchen stehen in der Nähe der Baulichkeiten der Luftschiffer=Abtheilungen und sind in diesem Jahre vermehrt worden.
- Mehrere Arbeiterversammlungen in Berlin, in welchen die vom Pariser Sozialistenkongreß heimgekehrten Delegirten Bericht erstatteten, sind wegen maßloser Reden aufgelöst worden. In einer Versammlung der Tischler, Bildhauer, Stellmacher und Böttcher kam es noch zu einer heftigen Prügelei, welche das Einschreiten der Behörde nöthig machte.
- Es könnte der Fall sein, daß der Filz berufen wäre, das Leder bei unseren Militär=Helmen zu ersetzen. Der Filz hat als Kopfbedeckung für die Armee vor dem Leder große Vorzüge: erstens ist er leichter; zweitens ein schlechter Wärmeleiter, so daß er im Sommer den Kopf kühler, im Winter ihn wärmer hält, drittens schmiegt er sich aber besser dem Kopfe an. Auf der Unfallverhütungsausstellung hat der Hutfabrikant Oskar Bluth in Berlin verschiedene derartige Filzhelmmuster ausgestellt, und es dürfte wenig bekannt sein, daß bereits Kaiser Wilhelm I. einen solchen Helm zu seinem 90. Geburtstage angenommen und seitdem getragen hat.
- Zu der leidigen Marinebestechungs=Angelegenheit wird noch gemeldet: Die Teakholzangelegenheit wurde in diesem Frühjahr zuerst in der Budgetkommission des Reichstages zur Sprache gebracht, weil man dort fand, daß zwei gleich große Bestellungen eine Preisdifferenz von mehreren hunderttausend Mark hatten. Das Holz war besser, aber die ungeheuere Preisdifferenz frappierte doch. Die Marine=Verwaltung ging der Sache still auf den Grund und so erfolgten schließlich die Verhaftungen.
- Einen zerlegbaren Dampfer hat das Reichs=Marine=Amt in Auftrag gegeben, welcher für die Befahrung der Flußläufe des Schutzgebietes in Kamerun bestimmt ist. Der aus einzelnen Prahmen gebildete Rumpf trägt vorn den Kessel, hinten die Maschine und dazwischen die Kajüten für die weiße und schwarze Mannschaft. Darüber erstreckt sich ein von einem Sonnenzelt gekröntes Promenadendeck.
- In Magdeburg hat am Mittwoch die Ausgrabung des Sarges des Generals Carnot stattgefunden. Die Arbeit nahm vier Stunden in Anspruch, da der Sarg außergewöhnlich tief - etwa 3 1/2 Meter - in der Erde lag. Der eichene Außensarg war stark vermodert, doch gelang es, einen kiefernen, mit Metall ausgeschlagenen Sargeinsatz, welcher die Leiche birgt, vollständig unverfehlt an das Tageslicht zu heben. Alle Anwesenden entblößten das Haupt. Der Sargeinsatz mit der Leiche des Generals, welche in mumifiziertem Zustande vollständig erhalten war, wurde hierauf nach der Kapelle des Kirchhofes übergeführt, vor welcher ein Doppel=Ehrenposten aufzog. Der Sarg=Aufsatz wurde hierauf in einen Prunksarg eingestellt und ist mit demselben am Freitag nach Paris befördert worden.
- Die Landräthe des Regierungsbezirkes Marienwerder sind angewiesen zu ermitteln, wie viel Auswanderer polnischer Nationalität im letzten Jahre in die Kreise gekommen sind und sich niedergelassen haben. Weiterer Zuzug von Ausländern polnischer Nationalität sei grundsätzlich nicht zu dulden.
- Nach amtlicher Mittheilung ist in Pejsern (Polen), an der preußisch=polnischen Grenze die Rinderpest ausgebrochen. Die preußischen Behörden trafen bereits Vorsichtsmaßregeln, um die Verbreitung dieser schrecklichen Viehseuche zu verhüten.
- Die "Badische Volkszeitung" spricht in einem längeren Artikel ihren Zweifel über den Fortbestand des Kruppschen Etablissements in Essen in seiner jetzigen Größe aus. Das neue Pulver, das bekanntlich eine Umwälzung in der Kriegsführung bewirken soll, habe fürs erste eine Revolution in der Kanonenfabrikation hervorgerufen. Die Gußstahlkanonen erweisen sich in neuester Zeit als unvortheilhaft für das neue Pulver und man muß wieder zur Bronze zurückkehren.
- Der bekannte Prof. Dr. Geffcken steht gegenwärtig mit dem bekannten Theaterdirektor Amberg aus Newyork in Unterhandlungen, um durch letzteren sein Drama "Rudolf von Schwaben" zuerst in Newyork zur Aufführung bringen zu lassen. Her Geffcken ist also Dramatiker geworden.
- König Albert von Sachsen erschien am Montag in der Generalversammlung des sächsischen Militärverbandes zu Dresden und dankte persönlich demselben für die Teilnahme an der Wettiner Feier.
- Einen Riesenbetrug hat der Kaufmann Kleine in Oldenburg verübt. Derselbe hat seit Jahren die Wechselfälschung auf das großartigste betrieben, indem er auf alle möglichen bedeutenden Firmen Wechsel ausstellte und deren Accept fälschte und diese dann bei der Oldenburger Gewerbebank, zu deren Aufsichtsrath er gehörte, versilberte. Die Gewerbebank besitzt jetzt für 150 000 Mark solche gefälschte Papiere, die natürlich keinen Pfennig werth sind.
- Die Provinz Sachsen soll nun auch einen eigenen Artillerie=Schießplatz erhalten; Verhandlungen zwischen Gommern und Gloine belegenen Gemeinden wegen Abtretung von 10 000 Morgen Land an den Millitärfiskus sind bereits im Gange.
- Die Königin=Mutter von Bayern hat, wie jetzt bekannt gegeben wird, den Stadtarmen in München 4000 fl., der Krankenküche 800, den sechs dortigen Kleinkinderbewahranstalten je 1000, dem Haunerschen Kinderspital 1000, dem bayerischen Frauenverein 500 fl. vermacht.
- Das Turnerfest in München wird des jetzt eingetretenen schönen Wetters wegen um einige Tage verlängert.
- Im Hofbräuhaus zu München wurden am vorigen Sonnabend 130, am Sonntag 160 Hektoliter Bier ausgeschänkt.
- In den unteren Nahegebieten bei Kreuznach sind wegen der Frühreife der Trauben die Weinberge bereits geschlossen worden. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß heuer die Hauptweinlese im September fällt.
- Von der deutsch=französischen Grenze wird berichtet, daß die genaue Regelung derselben durch Kommissare beider Staaten bereits im Werke ist. Von deutscher Seite sind die Kreisdirektoren von Colmar und Rappoltsweiler hierzu abgesandt, von
[ => Original lesen: 1889 Nr. 62 Seite 3]französischer der Unterpräfekt von St. Dié und der Oberförster v. Fräise. Die Herren verkehrten bei ihrem Geschäft in freundschaftlichster Weise mit einander.
- Die deutschen Abgesandten beim internationalen Arbeiterkongreß in Paris haben dem Bureau desselben eine Statistik eingereicht, welche u. a. eine Zusammenstellung der Bestrafung der anwesenden deutschen Sozialisten auf Grund der Ausnahmegesetzgebung und des bekannten Geheimbundparagraphen enthält. Darnach haben 33 der anwesenden deutschen Delegiertem zusammen bis jetzt etwa 11 000 Tage Freiheitsberaubung zu verbüßen gehabt, was pro Kopf etwa ein Jahr ausmacht.
- Die österreichische Regierung hat die Auflösung des "Schulvereins für Deutsche" wegen Ueberschreitung seiner statutenmäßigen Wirksamkeit verfügt. Dieser Schulverein war im Jahr 1881 von Georg Schönerer gegründet worden und hatte zur Hauptsache antisemitische Tendenzen verfolgt.
- Die im Jahre 1883 gegründete Erste Produktionsgenossenschaft der Bäcker in Wien, eine eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftung ist bankerott geworden. Passiven betragen rund 36 000 Gulden.
- In Aalborg in Dänemark ist eine Pockenepidemie ausgebrochen. Bisher waren 13 Erkrankungsfälle zu verzeichnen, wovon drei einen tödtlichen Ausgang nahmen. Vermutlich ist die Epidemie seewärts eingeschleppt worden.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Schlagsdorf sub Nr. 18 belegene Büdnerstelle c. p. des Tischlers Friedrich Joachim Heinrich Lühr daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden. Es werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 21. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. August 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Auf den Antrag der Ehefrau des Schulzen Möller, Maria geb. Oldenburg, zu Gr. Mist soll über deren daselbst sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 24. September 1889,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnende Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Juli 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 62 Seite 4]Kräftiger und nachhaltig wirksamer als alle bekannten Stahlquellen ist unser
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Am Montag, den 12. d. M.: Ball
Duvennest.
H. Wittfoth.
R. Jatzow, Augenarzt,
Lübeck, Fischergrube,
zurückgekehrt.
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Ratzeburg, den 30. Juni 1889.
Deupser,
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Gesucht zu sogleich event. zu Michaelis ein
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Wenn ich eine Aeußerung gethan haben sollte, woraus die Beschuldigung zu entnehmen, daß der Tischlermeister Nothdurft mit dem in seinem Hause stattgefundenen Brande in irgend einem schuldvollen Zusammenhange stehe, so erkläre ich solche Aeußerung hiemit ausdrücklich als Unwahrheit.
Wittwe Marie Peters,
geb. Carls.
Wilhelm Schwarz
Wilhelmine Wiese
Verlobte.
z. Z. Schlagsdorf. Rieps.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
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9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 62 Seite 5]Beilage
zu Nr. 62 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. August 1889.
- Ein Arbeiter in Berlin spielte seit über 20 Jahren ein Viertellos der preußischen Lotterie, ohne daß er etwas gewann. Dieser Tage nun verlor er dasselbe infolge einer Wette und einige Tage darauf kam das Loos mit 3000 Mk. heraus. Aus Wuth darüber ging er hin und erhängte sich.
- Ein unangenehmes Bade=Abenteuer erlebte am Sonntag ein älterer Herr bei Spindlersfeld bei Berlin. Während er sich in den Fluten der Spree tummelte, stahlen ihm Diebe seine Sachen. Sie ließen ihm nur die Unterbeinkleider und seinen Rock. In diesem Kostüm lief er nun am Ufer rathlos umher. Meldet er die Sache der Polizei, so muß er noch Strafe dazu bezahlen, da das Baden am genannten Platze verboten ist.
- Bange Ahnungen müssen auf dem Berliner Central=Viehhof einen Ochsen erfaßt haben, der am jüngsten Donnerstag dort zur Schlachtbank geführt werden sollte; denn plötzlich riß sich das Thier von seinem Führer los, rannte davon, und zwar schnurstracks die Treppe hinauf nach dem Fourageboden. Als das Thier aber wahrnahm, daß ihm seine Feinde auch dort nachstellten, besann es sich nicht lange, sondern sprang mit gewaltigem Satz durch eine Öffnung des Bodens auf den Hof hinab, und die bis zu dieser Oeffnung folgenden Schlächtergesellen glaubten nicht anders, als daß sie den Ochsen mit zerschmetterten Gliedern unten liegen sehen würden. Doch weit gefehlt! Der Ochse war merkwürdiger Weise ohne jegliche Verletzung davon gekommen, so daß er sofort weiter rannte. Das Bravourstück sollte dem kühnen Springer indeß keine Rettung bringen, er wurde vielmehr wieder eingefangen und zur Schlachtbank zurückgeführt, wo er bald verblutete.
- Aus Deutschland sind im Jahre 1888 98515 Personen nach überseeischen Ländern ausgewandert, gegen das Vorjahr 1196 Personen weniger.
- Die Astronomen sind in Aufregung über eine scheinbare Veränderung, die die Ringe des Saturn in ihrer Zusammensetzung erfahren, denn ihr Licht scheint ein anderes werden zu wollen. Alle Teleskope der Welt sind gegenwärtig auf den Saturn gerichtet und es wird auf den Sternwarten angestrengt gearbeitet, um diese Vorgänge zu erklären.
- Fruchtkörnerzahl im Liter. Der Vorstand eines landwirthschaftlichen Vereins hat sich der großen Mühe unterzogen, durch genaue Zählung nachzuweisen, wie viele Körner einiger Fruchtgattungen auf einen genau gemessenen Liter gehen. Durch gewissenhafte Zählung ist festgestellt, daß ein Liter hält: Weizenkörner 21 700, Roggen 28 000, Gerste 18 100, Hafer 12 500, Erbsen 5400.
- Der Lottospieler Falkas, der durch sein Glück beim Temesvarer Lotto das ganze Reich in Aufregung setzte, versteht es auch bei Börsengeschäften das Glück beim Schopfe zu fassen. Um dieselbe Zeit, wo er den Riesengewinn von 480 000 Gulden in Temesvar einheimste, hat er, wie in der Untersuchung klargestellt ist, auch an Börsengeschäften im Zeitgeschäft mit Weizen 100 000 Gulden gewonnen. Wo er dieses Geld untergebracht hat, ist noch nicht aufgeklärt. Die Untersuchung schreitet überhaupt langsam vor.
- Das Gewicht einer Königsfamilie. Gelegentlich eines Besuches, den die Königin von Spanien mit ihren drei Kindern von dem Schloß La Granja aus, wo sich gegenwärtig der Hof aufhält, dem dortigen Oekonomiehof abgestattet hat, haben sich die Herrschaften wiegen lassen. Es ergab sich, daß der König 15 kg, die Königin 55 kg, die Prinzessin von Asturien 21 und die Infantin Donna Maria Teresa 26, also die ganze Königsfamilie zusammen nur 117 kg wog, also noch nicht so viel, wie die Großmutter des kleinen Königs, Isabella II. in ihren guten Tagen für sich ganz allein gewogen hat.
Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 62 Seite 6]Angela.
[Fortsetzung.]
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