[ => Original lesen: 1889 Nr. 54 Seite 1] S. M. der Kaiser ist am Mittwoch Abend, nachdem er auf der Fahrt in den Hardanger Fjord noch Lervik passirt hatte, in Nordheimsund angekommen und hat daselbst übernachtet. Am Donnerstag Morgen hat der Kaiser in Begleitung seines Gefolges Nordheimsund besichtigt und sich hierauf nach dem 3 km entfernten Stolkjarrar und dem Wasserfall von Stensalsfossen begeben. Nachmittags ist die Ankunft in Odde erfolgt, wo 16 Wagen zu einem Ausflug nach dem Oddethal nach dem prächtig gelegenen Laatesos bereit standen. Die Fahrt war vom herrlichsten Wetter begünstigt. Dem Vernehmen nach hatte der Kaiser die Absicht, sich zwei Tage in Odde aufzuhalten. Man glaubt auch, daß die "Hohenzollern" Alten anlaufen und daß der Kaiser auf der Rückreise eine Tour durch Norwegen, von Molde oder Bergen, nach Christiania machen wird. Der deutsche Konsul ist telegraphisch benachrichtigt worden, daß der Kaiser im strengsten Incognito reist.
Eine Leibgarde der Kaiserin wird, wie es heißt, demnächst geschaffen. Dieselbe wird aus 24 Mann bestehen und von einem Offizier nebst zwei Unteroffizieren befehligt werden. Die Mannschaften werden dem Regiment der Garde du Corps entnommen und sich durch stattliche Figur auszeichnen. Der preußische Hof folgt mit dieser Neuerung einer an anderen Höfen schon längst üblichen Einrichtung.
Die Begegnung des Kaisers mit der Königin von England wird, wie die "Post" meldet, nicht in London, sondern im Sommerschloß auf der Insel Wight stattfinden.
Wie von gut unterrichteter Seite gemeldet wird, sind die angekündigten umfangreichen Beförderungen und Verabschiedungen in der Armee, namentlich in der Feldartillerie, erst kurz vor den großen Manövern zu erwarten.
Die großen Kavallerie=Uebungen finden bei Elze=Nordstemmen, südlich Hannover, statt. An diesen Uebungen nehmen acht Kavallerie=Regimenter theil, nämlich die Dragoner=Regimenter Nr. 16, 17 und 19, die Husaren=Regimenter Nr. 15 und 17 und die Ulanen=Regimenter Nr. 11, 13 und 16, welche mit den zugehörigen Kavallerie=Brigadestäben eine Kavallerie=Division bilden. Die Uebungen dauern vom 29. August bis einschließlich 9. September. Die großen Paraden vor Sr. Majestät dem Kaiser finden am 13. und 15. September südöstlich von Hannover statt.
In der Wiener Abgeordnetenversammlung wurde am Dienstag festgestellt, daß 1890 die ganze österreichische Armee mit dem neuen Repetiergewehr bewaffnet sein wird. Die Forderungen dafür wurden anstandslos genehmigt.
Die "Nordd. Ztg." läßt einen scharfen Warnungsruf vor russischen Papieren und bemerkt dabei, daß alle Nachrichten von einem nahen Besuche des Czaren in Deutschland als gänzlich erfunden seien. Es liegt hier kein Börsenmanöver vor.
Der Kaiser von Rußland hat einen Ukas erlassen, nach welchem zu den Herbstmanövern der russischen Armee fremdländische Offiziere nicht zugelassen werden sollen.
Ein vor einigen Tagen unter Vorsitz des Papstes im Vatikan zu Rom abgehaltenes Konsistorium beschäftigte sich allen Ernstes mit der Möglichkeit, daß der Papst Rom bei einem Kriegsfall verlassen sollte. Damit hängt auch die erwartete Ankunft des Bischofs von Madrid in Rom zusammen. Sollte die Abreise Leos wirklich erfolgen, so wird der Vatikan unter den Schutz der katholischen Mächte gestellt werden.
Aus Bukarest wird gemeldet, daß die Verlobung des Kronprinzen Ferdinand von Rumänien mit der Prinzessin Henriette, der Tochter des Grafen von Flandern, unmittelbar bevorstehe.
Die politische Windstille, deren sich gewöhnlich die skandinavische Halbinsel zu erfreuen hat, ist durch eine recht ernste Ministerkrisis in Norwegen unterbrochen worden. Das ganze norwegische Ministerium hat sein Entlassungsgesuch eingereicht und es wird voraussichtlich schwer halten, wieder aus den Reihen der Liberalen ein neues Ministerium zu bilden, da zwischen den beiden Gruppen der liberalen Partei in den letzte Jahren zu viele Streitigkeiten entstanden sind. Es wird demnach wohl ein konservatives Ministerium, oder vielleicht gar nur eine unpolitische Geschäfts=Regierung zu Stande kommen. Der König wird sich in den ersten Tagen nach Norwegen begeben.
Der Schah von Persien ist in London mit einem Aufwand von Enthusiasmus empfangen worden, als sei er der mächtigste Herrscher von ganz Europa. Er scheint aber gegen das Hurrahrufen schon ziemlich abgestumpft zu sein, denn alle Berichte bestätigen übereinstimmend, daß Se. Majestät bei dem feierlichen Einzug in die Themsestadt ein recht gleichgiltiges Gesicht gemacht haben. Am Dienstag empfing der Schah das diplomatische Corps und die Minister, und fuhr dann nach Windsor, wo er mit großem Ehrengeleit empfangen wurde und der Königin Viktoria dann einen Besuch abstattete.
Laut Depeschen von dem an der Sudangrenze kommandirenden Oberst Moodhouse sind die Derwische noch in den Bergen, wo sie von den Aegyptern angegriffen wurden und große Verluste erlitten. Mehr als hundert Sudanesen wurden getödtet. Im englischen Lager angekommene Deserteure bekunden, daß die Derwische an großem Wassermangel leiden, da die Aegyptische Infanterie und Kavallerie sie verhindert, Wasser zu holen.
Der von der afrikanischen Westküste in Liverpool eingelaufene Dampfer Kinsembo brachte Nachrichten über Stanley mit. Am 14. Mai war der Dampfer in Banama, fand dort Herbert Ward mit 17 Mann, als den Rest von 200 Mann der Arrieregarde Stanleys, in furchtbarem, durch Hunger und Strapazen herabgekommenem Zustande. Herbert Ward erzählte, Stanley sei in Fetzen gekleidet und ohne Schuhwerk. Er habe abermals entsetzliche
[ => Original lesen: 1889 Nr. 54 Seite 2]Entbehrungen gelitten und von 800 Mann 600 verloren. Die Leute sanken haufenweise am Wege nieder und starben vor Hunger und Erschöpfung. Stanleys Haar sei weiß geworden wie Schnee; er sei aber wieder zu Emin Pascha gestoßen, der mit 9000 Mann und mit großen Elfenbeinvorräthen nach der Ostküste aufgebrochen sei.
- Schönberg bekanntlich soll Schlagsdorf, wo vor einigen Monaten eine Postagentur errichtet ist, mit Ratzeburg telephonisch verbunden werden, zu welchem Zweck vor einigen Tagen mit Errichtung der Leitungsdrähte von Ratzeburg aus begonnen ist.
- In Ratzeburg soll gleichfalls eine Molkerei=Genossenschaft gegründet werden, zu der sich eine hinreichende Anzahl Hofbesitzer zur Milchlieferung verpflichtet haben. Der Bau der Meiereigebäude ist bereits in Angriff genommen.
- Die offiziösen "Meckl. Nachr." bemerken in Bezug auf die von der Großherzoglichen Regierung in Aussicht genommene Verstaatlichung der Mecklenburgischen Eisenbahnen: "Nach Allem, was wir hören, wird man gut thun, die Verstaatlichung noch nicht als vollendete Thatsache anzusehen. Sowohl in Ritterschaft wie Landschaft bestehen weitgehende Bedenken, die theils auf den ungünstigen Erfahrungen der Vergangenheit beruhen, theils aus der politischen Lage Mecklenburgs hergeleitet werden.
- Bei einer auf dem in Hamburg zur Abfahrt bereitstehenden Dampfer "Moravia" abgehaltenen Revision wurde der Wilderer Friedrich Schmidt verhaftet, derselbe ist beschuldigt, um 24. Juni bei Dirmendorf (Baiern) den Gendarmen Seiler erschossen zu haben.
- Am 1. Juli ist die schnell emporgeblühte Stadt Ottensen (30 000 Einwohner) mit Altona vereinigt worden, nachdem deshalb seit Jahren Verhandlungen stattgefunden haben. Beide Städte werden künftig unter einer Verwaltung stehen.
- Die Frage, wie es bei der gegenwärtigen Reise des Kaisers nach den Lofoten mit den Wohnungs= und Verpflegungsverhältnissen in jenen nicht gerade komfortablen Gegenden bestellt sei, wird dahin zu beantworten sein, daß die Hohenzollern in Bezug auf Wohnräume und Verproviantirung so eingerichtet ist, daß die Yacht die Bedingungen eines Hotels auf dem Meere vollständig erfüllt und der Kaiser und seine Reisegesellschaft nicht nöthig haben, für Nachtquartiere und Mahlzeiten das Schiff zu verlassen, abgesehen davon, daß der Kaiser bei seiner einfachen Lebensgewöhnung und soldatischen Anspruchslosigkeit in jenen Küstengegenden auch mit weniger bequemen Gasthöfen vorlieb nehmen würde.
- Nicht weniger als 73 Schiffe der britischen Marine werden am 3. August vom Kaiser Wilhelm besichtigt werden. Die Schiffe werden in 7 Linien aufgestellt werden. Die erste Linie mit den Flaggenschiffen "Rodney" und "Hercules" wird aus 29 Schiffen bestehen, die zweite, in welcher die Admiralsflagge auf dem "Northumberland" und dem "Anson" wehen wird, aus 10 Schiffen. Die Torpedoboote sind bei der oben angegebenen Zahl nicht mitgerechnet.
- Vom Berliner Hofmarschallamt ist die amtliche Verfügung betreffend die Namens=Aenderung von Schloß Friedrichskron ergangen. Die Sommerresidenz heißt wieder "Neues Palais".
- Zur Flottenparade bei Spitehead wird der Norddeutsche Lloyd den Schnelldampfer "Saale" abgehen lassen, und zwar wird derselbe derart Stellung nehmen, daß den Passagieren ein voller Ueberblick über das großartige Schauspiel gewährt ist.
- Eine Strike=Versammlung der Berliner Maurer war nur noch von 6-700 Gesellen besucht. Es wurde festgestellt, daß bereits über 4000 Maurer wieder arbeiten. Am Mittwoch Nachmittag soll endgiltig beschlossen werden, ob der Generalstrike fortzusetzen ist oder nicht. Die Führer des Strikes haben bereits so bittere Wahrheiten zu hören bekommen, daß sie die Oeffentlichkeit ihrer Versammlungen einschränken; kein Berichterstatter mit Ausnahme anerkannt sozialdemokratischer Blätter, soll zu den Versammlungen mehr zugelassen werden.
- Der frühere Sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Hasenclever, einer der Führer der Sozialisten, ist in einer Heilanstalt zu Schöneberg bei Berlin gestorben. Hasenclever war 1837 in Arnsberg in Westfalen geboren, ist also 52 Jahre alt geworden. Seit Mitte November befand er sich in völliger Geistesumnachtung. Für ihn ist der Tod eine Erlösung gewesen. Der Verstorbene hinterläßt eine Wittwe und zwei unmündige Kinder.
- Bei der jüngsten Auction im Herzl. Hauptgestüt Harzburg wurden für 13 einjährige Vollblutfohlen nicht weniger wie 50 440 Mk. erzielt.
- Der am Freitag von Swinemünde nach Krageroe mit Ballast abgegangene Dampfer "Kong Oscar", aus Holz gebaut, gerieth am Sonnabend früh, als er sich auf der Höhe von Rügen befand, in Brand. Das Feuer griff mit großer Schnelligkeit um sich, so daß bald das ganze Schiff in Flammen stand. Nachdem ein herbeigeeilter Hülfsdampfer die Mannschaft des brennenden Dampfers an Bord geholt, nahm er das Schiff ins Schlepptau und setzte es bei Arcona an einer seichten Stelle auf Grund. Ein Versuch, das Feuer zu löschen, erwies sich als völlig vergeblich. Die Schiffsmaschine wie der Dampfkessel des "Kong Oscar" sind durch das Feuer zerstört und werthlos geworden. Der Schiffsbrand auf hoher See bot ein schauerlich schönes Schauspiel.
- Der Bergmann Schröder, der s. Z. als Delegirter der Strikenden vom Kaiser empfangen worden ist, ist plötzlich auf der Zeche "Kaiserstuhl" entlassen worden.
- Als auf der Station Schwarzenbeck in Schleswig=Holstein der Güterzug das Abfahrtssignal bereits gegeben hatte, eilte der Packmeister Marquard herbei und sprang auf das Trittbrett des enteilenden Zuges. Zwar gelang der Sprung, doch kaum hatte der Beamte das Trittbrett berührt, als er ausglitt und mit beiden Beinen unter die Räder des Zuges gerieth, die dem Aermsten über die Gliedmaßen gingen, wodurch beide Beine durch die schweren Güterwagen vollständig vom Körper abgetrennt wurden. Auch Kopf, Schulter und Arme zeigten schwere Verwundungen. Der Schwerverletzte starb bald nach seiner Ueberführung ins Krankenhaus.
- In Sey bei Metz, der schönsten und besten Lage der dortigen Weinberge, ist in einem Weinberge die Reblaus aufgetreten.
- Herzog Dr. Karl Theodor in Bayern hat am Dienstag in Tegernsee seine 1000. Staaroperation ausgeführt. Der fürstliche Arzt stellt schon seit vielen Jahren in der edelsten und hochherzigsten Weise die ärztliche Wissenschaft und Kunst in den Dienst der leidenden Menschheit, und die Erfolge, die der hohe Herr damit erzielt, sind allbekannt. Von allen Gegenden, oft aus weiter Ferne, kommen Unglückliche in die gastlichen Heilstätten des Herzogs, um daselbst Heilung oder Besserung ihrer Leiden zu suchen.
- Ein Commis in Fürth, der aus dem alten Friedhofe daselbst einen Schädel weggenommen hatte, ist zu 8 Tagen Gefängniß verurtheilt worden.
- Die in chinesischen Diensten stehenden deutschen Offiziere haben ihren Vertrag mit der chinesischen Regierung gekündigt und werden in Kürze nach Deutschland zurückkehren.
- In den Gruben bei St. Etienne, wo sich am Mittwoch das schreckliche Unglück ereignet hat, sind nach der neuesten Schätzung 185 Bergleute umgekommen. Das Rettungswerk hat am Freitag gänzlich eingestellt werden müssen, da man zunächst die größten Anstrengungen zu machen hat, um des Feuers Herr zu werden, welches an vier verschiedenen Punkten des Bergwerks ausgebrochen ist. Alle Zugänge sind verstopft worden, um den Zutritt frischer Luft zu verhindern, so daß die Bergleute, die von den schlagenden Wettern verschont geblieben sind, den Tod durch Ersticken gefunden haben.
- In der Walachei war es der österreichischen Militäruntersuchungskommission aufgefallen, daß in der Gemeinde Szekefut seit 9 Jahren kein einziger Soldat eingereiht werden konnte. Der Vizegespan ermittelte endlich, daß die Burschen des Dorfes einen Monat vor der Aushebung sich einer Hungerkur unterwerfen; sie essen nichts als in Wasser ohne
[ => Original lesen: 1889 Nr. 54 Seite 3]Fett gekochten Mais und trinken nichts als Essigwasser. Dadurch magern sie so ab und erlangen ein so jammervolles Aussehen, daß der untersuchende Arzt sie ohne viele Umstände hinausjagt. Und das war der Zweck der pfiffigen Walachen. Heimgekehrt beginnen sie wieder gut zu leben, und bald sind sie wieder hübsch rund. Vor der nächsten Musterung beginnt wieder die Fastenzeit. Infolge dieser Entdeckung werden in diesem Jahre alle Burschen trotz ihres jammervollen Aussehens eingereiht, da die Kommission annahm, daß die Menage die Rekruten binnen wenigen Wochen neuerdings auf die Beine stellen wird.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Cronscamp sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Asmus Beckmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden. Es werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 6. August d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. Mai 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
E. Breuel, Act.
In Sachen betreffend die beantragte Mortification des über das ad Fol III. der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Mannhagen sub Nris. II und X belegenen Landstellen der Ada Ida Maria Margaretha Greßmann eingetragene Kapital der 15 000 M. sprechenden Hypothekenscheins wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 6. Juli 1889.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Der von mir unterm 4. Juni d. J. hinter den Knecht Fritz Fick gen. Rönnpagel, geboren am 23. Juli 1865 zu Kogel, erlassene Steckbrief ist erledigt.
Schönberg, den 5. Juli 1889.
Der Amtsanwalt.
Bekanntmachung.
Aus Anlaß der in letzter Zeit sich häufenden Zuwiderhandlungen werden den Genossenschaftsmitgliedern die die Anmeldepflicht regelnden Bestimmungen des Genossenschafts=Statuts, insbesondere die §§ 28, 29 in Erinnerung gebracht, wonach jeder Wechsel in der Person desjenigen, für dessen Rechnung der Betrieb stattfindet, von dem neuen Unternehmer oder dessen gesetzlichem Vertreter innerhalb 14 Tagen, Aenderungen in dem Betriebe, welche für die Zugehörigkeit zur Genossenschaft oder für die Umlegung der Beiträge von Bedeutung sind, innerhalb 4 Wochen unter Angabe des Tages, an welchem der Wechsel, bezw. die Aenderung eingetreten ist, bei dem zuständigen Vertrauensmann anzumelden sind.
Der Vorstand ist auf Grund § 124 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 befugt, wegen Unterlassung dieser Anmeldungen Geldstrafen bis zu 300 Mark zu verhängen.
Wegen der Anzeige von Betriebsunfällen (§ 32 des Genossenschafts=Statuts) wird auf die diesseitigen Bekanntmachungen vom 4. Januar cr. und 23. Februar cr. wiederholt hingewiesen.
Neubrandenburg, den 22. Juni 1889.
Der Vorstand
der Mecklenburg=Strelitz'schen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
A. Pries.
Holz-Auction in Lübeck.
Am Donnerstag, den 18. Juli cr., Vormittags 11 Uhr anfangend, sollen durch den Unterzeichneten in der Wirthschaft "Damman's-Thurm"
für Rechnung der prozessirenden Partheien
öffentlich und meistbietend versteigert werden:
3211 Dtz. 8 Stck föhren und grän 4 bis 11 Zoll breite und 5/8 Zoll starke
ebenkantige Bretter
verzollte Waare.
Die Bretter sind am 3. Nov. v. Js. pr. Schiff "Clara", Capt. Martensson von Sundwall angebracht und lagern auf dem städt. Holzlagerplatze bei der Matzfähre.
Verzeichnisse sind bei dem Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten.
Lübeck, den 6. Juli 1889.
G. Ollrogge, beeid. Auct.
Noch vorhandene Medikamente des verstorbenen Thierarztes Stoeckmann als:
Kropfpulver, Abführungspulver für Kühe, Pferdepillen, Einreibungen etc.
verkauft bedeutend unterm Preis
Koeniger,
Ratzeburg. Am Wall.
Wichtig
für Inhaber alter Briefe!
Alte Briefmarken und Couverte mit eingeprägten Marken der alten deutschen Bundesstaaten, wie z. B. Mecklenburg, Lübeck, Braunschweig, Hannover, Oldenburg etc. kauft stets zu den höchsten Preisen
Schwerin i. M. Ed. Lüllemann.
G. & O. Lüders, Hamburg,
empfehlen
Hülsenfreies Reisfuttermehl
24% Protein und Fett garantirt bei 52% stickstofffreien Extractstoffen als wirksamstes, gesundestes und billigstes
Kraftfutter
für Milchkühe, Ochsen und Schweine.
Alleinverkauf bei
Herrn J. Borchert, Carlow.
Feinste Matjes=Heringe
empfiehlt
A. Wigger Nachf.
R. Jatzow, Augenarzt,
Lübeck
verreist am 30. Juni auf etwa 4 Wochen.
Zu Michaelis d. J. werden zu Neuhof bei Ratzeburg mehrere
Tagelöhner-Wohnungen
frei.
Gesucht wird zum 24. October d. J.
eine Arbeiterfamilie
bei freier Wohnung und gutem Lohn.
A. Russwurm, Lockwisch.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 54 Seite 4]Travemünder Rennen
den 2. und 4. August.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.
Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:
Lübeck "Spethmanns Hotel",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nachm.
zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Allenstraße 11.
Außerordentliche Versammlung
der Selmsdorfer Todtenlade
am Sonntag, den 21. Juli 1889, Nachmittags 2 Uhr, wozu sämmtliche Mitglieder eingeladen werden.
Der Vorstand.
Schönberg, den 4. Juli 1889.
Die leichten waschechten
Netz-Sommer-Decken
für Pferde à 7,50 Mark sind für die Thiere, da sie Kopf und Hals bedecken, eine Wohlthat und halten Fliegen und Wespen ab. Wöchentlich 1400 versende ich davon. Die Decken sind elegant und practisch, Pferde schwitzen nicht darunter.
Für jede Familie
empfehle: Feine Watte=Steppdecken roth à 6 Mk.
Feine Schlafdecken dunkelfarbig à 4 1/2 Mark.
Elegante Reisedecken bunt à 9 Mark.
Für Landwirthe ganz besonders aber:
Erntepläne 15 Fuß lang 9 breit à 9 Mark.
2 ctr. Drillichsäcke zu Getreide à 1 Mark.
Wasserdichte Pläne à 24 Mark.
Hugo Herrmann,
Fabrikbesitzer, Stettin.
Verzinnte Milchsatten
von 6 Liter, à Dutzend 10 Mark, empfiehlt
Menzendorf. J. Siebenmark.
Guten Kleehonig
verkauft H. Piper, Schönberg.
Klee-Honig
a Pfund 70 Pfg. hat abzugeben, bei Abnahme von 10 Pfund billiger,
Rupensdorf. H. Heibey.
Dachpappe
in verschiedenen Qualitäten empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Ein feiner Stuhlwagen, Omnibus Bauwagen und Eggen
hat billigst abzugeben.
H. Brüchmann.
Diedr. Teschau, Messerfabrikant,
Lübeck, Breitestraße 24.
Specialgeschäft u. Fabrik in
Messerwaaren und Scheeren,
Revolver, Salonbüchsen, Pistolen, Munition, Barometer, Thermometer, Reißzeuge.
----------------
Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei,
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden
Neu-Anfertigungen
rasch und sauber.
Zum Einsetzen künstlicher Zähne
und ganzer Gebisse unter Garantie, sowie auch zum Plombieren und fast schmerzlosen Zahnziehen mit Zahnfleischbetäubung empfiehlt sich ganz ergebenst
W. Maack,
Zahntechniker.
NB. Reparaturen werden prompt ausgeführt.
D. O.
Gesucht zu Michaelis d. Js. oder früher ein
junger Knecht,
und zum 1. August oder Michaelis ein Mädchen
Schlutup. J. H. Pump.
Allen, die mir beim Löschen und Aufräumen hülfreiche Dienste erwiesen, spreche ich hierdurch meinen verbindlichsten Dank aus.
Rabensdorf. H. Busch.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 54 Seite 5]Beilage
zu Nr. 54 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. Juli 1889.
Ein bedauerliches Bild bot die Verhandlung vor dem Dortmunder Schwurgericht wegen des schweren Bergarbeiterkrawalls auf der Zeche Schleswig. Die angeklagten Bergleute kamen am Abend des 9. Juni, bewaffnet mit Zaunpfählen, nach jener Grube, auf welcher sich die Steiger und eine Anzahl treugebliebener Arbeiter versammelt hatten, um die Maschine, Kessel u. s. w. vor Zerstörung zu schützen. Der Arbeiter Schwill forderte von den Steigern 50 Pfg. für Schnaps, und als ihm nicht gewillfahrt wurde, von dem Betriebsführer Steinweg 1 Mk. Letzterer gab, da die Leute versprachen nach Empfang des Geldes ruhig nach Hause zu gehen, 3 Mk. Die Arbeiter zogen wirklich ab, sandten aber nach kurzer Berathung das Dreimarkstück zurück. An der Ladebühne hatte einer angeschrieben: "Wer anfährt, wird aufgehangen." Nachdem sich die Leute durch eine Anzahl Bergleute verstärkt und der Angeklagte Bernhard Trautmann eine zündende Ansprache gehalten, kehrten die Arbeiter, militärisch geordnet, nach der Zeche zurück und stiegen die Treppe zur Ladebühne hinauf. Einer rief: "Die Steiger müssen Wichse haben!" womit alle einverstanden waren. Der Angeklagte Döringshoff schlug dem Fahrhauer Orth die Wetterlampe aus den Händen, und hieb ihm mit einem Zaunpfahl über den Rücken. Die Steiger und die zur Unterstützung derselben anwesenden Bergleute ergriffen die Flucht. Die Steiger Bierhoff und Berdmann hatten sich in die Lampenstube geflüchtet und hinter dem Ofen versteckt. Die wüthende Menge erbrach jedoch die Thür zu der Stube und drang ein. Es wurde nun auf die Steiger losgeschlagen, wobei sich namentlich Bernhard Trautmann hervorthat. So ging es durch mehrere Räume, in denen überall die Fensterscheiben eingeschlagen und die Steiger mißhandelt wurden, bis sie liegen blieben. Eine Anzahl Leute vertrieben durch Steinwürfe die Kesselwärter, sodaß, da die Maschine drei Stunden unbeaufsichtigt war, die Gefahr einer Kesselexplosion vorlag. Schließlich entfernten sich die Leute. Die Rädelsführer erhielten 4-5 Jahre Zuchthaus, die übrigen Angeklagten unter Zubilligung mildernder Umstände 1 1/2 - 3 Jahre Gefängniß.
- Zur Warnung für Auskunftertheilende theilt der in Erfurt erscheinende "Allgemeine Anzeiger" folgendes mit: Ein dortiger Geschäftsmann, um Auskunft über eine Firma gebeten, hatte den Bescheid gegeben, daß er dem Mann unbedenklich für 300 Mark Kredit gewähren würde. Der Fragesteller gab auf diese Auskunft hin für ca. 300 Mk. Waaren und verklagte, als der Käufer fallit wurde, den Auskunftgeber. Die ersten Instanzen wiesen den Kläger zwar ab, das Oberlandesgericht zu Naumburg verurtheilte jedoch den Auskunftertheiler zur Zahlung des kreditierten Betrages sowie der Gerichtskosten, welche ebenfalls eine bedeutende Summe repräsentieren.
- Von der Kamerun=Land= und Plantagen=Gesellschaft sind wiederum größere Zufuhren von Tabak aus der Plantage Bimbia in Hamburg eingetroffen. Die Qualität zeigt in jeder Beziehung einen wesentlichen Fortschritt gegen die vorjährige Ernte, namentlich ist auch in der Sortirung ein bedeutender Fortschritt zu erkennen. Die Waare erzielte den vollen Beifall aller Sachkenner.
- Am 12. Juli bietet uns der Mond zum zweiten Male in diesem Monat das Schauspiel einer Verfinsterung. Am genannten Tage findet eine sichtbare partielle Mondfinsterniß statt, bei welcher nicht ganz die Hälfte der Mondscheibe verfinstert werden wird. Beim Eintritt in den Halbschatten der Erde ist der Mond allerdings für uns noch unter dem Horizonte. Der Eintritt in den Kernschatten, der um 8 Uhr 36 Minuten Abends stattfindet, ist aber schon wahrnehmbar. Den Kernschatten der Erde verläßt der Mond um 10 Uhr 58 Minuten. Das völlige Ende der Finsterniß, der Austritt des Mondes aus dem Halbschatten der Erde, findet um 6 Uhr nach Mitternacht statt.
Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 54 Seite 6]Angela.
[Fortsetzung.]
|