No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Juni
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 44 Seite 1]

Bekanntmachung.

      Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militärpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Sonnabend, den 15. Juni ds. Js

.

      Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden. Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
      Es steht jedoch jedem Militairpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
      Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
      Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
      Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, insofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 26, 7 der Wehr=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
      Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
      Schönberg, den 29. Mai 1888.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
U. Fhr. v. Maltzan.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub. Nr. 4 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Heinrich Wilhelm Lühr daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 22. Juni 1889,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. April 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub. Nr. 2 belegene Büdnerei c. p. des Maurers Heinrich Planthaber und dessen Tochter, Anna Catharina Maria Elisabeth Planthaber daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 22. Juni 1889,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 9. April 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


In das hiesige Handelsregister Fol. L I Nr. 64 ist heute eingetragen:
Handelsfirma: Oldörp u. Bade Ollndorf bei Schönberg i/M.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 44 Seite 2]

Ort der Niederlassung: Ollndorf bei Schönberg i/M. Name und Wohnort des Inhaber der Gesellschafter: Die Gesellschafter sind der Hauswirth Wilhelm Oldörp und der Hauswirth Wilhelm Bade, beide zu Ollndorf.
Rechtsverhältnisse der Gesellschaft: Die Gesellschaft ist eine offene Handelsgesellschaft und hat nach Angabe der Gesellschafter Neujahr 1889 begonnen.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,         
den 1. Juni 1889.         
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


In der Nacht vom 15. auf 16. ds. Mts. sind in Gr. Molzahn
            40 Ellen flächs. Leinwand und
              6 Paar grau wollene Strümpfe
gestohlen worden. Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, den 26. Mai 1889.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.


Als Vormünder der minderjährigen Kinder des verstorbenen Halbhufner Ollmann zu Schlagsdorf fordern wir alle diejenigen hierdurch auf, die noch Ansprüche an seinen Nachlaß zu haben glauben, dieselben innerhalb vier Wochen bei einem der Unterzeichneten anzumelden; spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.

Schlagsdorf, den 22. Mai 1889.                                                    
Büdner Oldenburg.
                                                    Krüger Hecht zu Schlagsdorf.


Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur                                    
Zinszahlung
von
Dienstag, den 4. Juni d. J.
bis
Sonnabend, den 8. Juni d. J.
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 25. Mai 1889.                          
                                                    Das Directorium.


Möbel-Versicherungs-Verein für das Fürstenthum Ratzeburg.

Da sich zum 1. Juli d. Js. die Hebung eines einfachem Betrages vernothwendigt, so werden die Mitglieder gebeten, bis zum 20. Juni den Beitrag an die Kreisvorsteher zu entrichten.

Schlag=Resdorf, den 30. Mai 1889.
                                                    Der Vorstand.
                                                    Ollrogge.


In Anschluß an die Bekanntmachung des Vorstandes des landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe, betr. die am 14. Juni d. Js. stattfindende Thierschau, bringen wir hiermit zur Kenntniß der betheiligten Kreise, daß die gleichzeitig stattfindende Geflügelausstellung unmittelbar rechts vor dem Schützenhause ihre Ausstellung findet, die Anmeldungen des auszustellenden Geflügels bis zum 13. Juni, Abends 6 Uhr, bei den Herren Kaufmann Maaß und Lundwall geschehen kann, die Einlieferung des Geflügels am 14. Juni von Morgens 6 bis 8 Uhr auf dem Ausstellungsplatz geschehen muß und Geflügel jeglicher Art, auch von Nichtmitgliedern zur Ausstellung zugelassen wird. In Bezug auf die Prämirung bemerken wir, daß nur Geldpreise zur Vertheilung gelangen werden.
Schönberg, den 29. Mai 1889.

Der Vorstand des Vereins für Geflügel- und Vogelzucht.


Eine geb. Wirthschafterin

sucht zur selbständigen Führung des Haushalts zu Johanni Stellung. Näheres bei

                                                    M. Sylory
                                                    Penzlin bei Plau.


Zur bevorstehenden Heu= und Kornernte habe wieder vorräthig in großer Auswahl:

Schmiedesensen

ganz aus feinstem engl. Gußstahl gearbeitet. Dieselben haben wegen ihrer vorzüglichen Qualität allgemeinen Beifall gefunden. Ferner halte mein Lager von

Pferdeharken, Kornrummeln, 3 und 4 schaarigen Pflügen etc.

bestens empfohlen.
Schönberg i/M.

                                                    J. Oldenburg.


Kein Herabfallen der Rouleaux mehr!
Kein Zerreißen und kein Zusammennähen der Schnüre mehr!
Patent-Rouleausteller
nebst präparirter Schnur ohne Ende
empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Grabkreuze und Grabgitter
empfiehlt zu Fabrikpreisen                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Böhm. Salon-Braunkohlen

liefere ich während der Monate Juni und Juli zu heutigen Concurrenz=Preisen und nehme Aufträge schon jetzt entgegen.

                                                    W. Wieschendorf.


BraunkohlenJuni und Juli

liefere ich in den Monaten Juni und Juli noch zu hiesigen Concurrenz=Preisen und nehme Bestellungen hierauf schon jetzt gerne entgegen.

                                                    C. Schwedt.


In den nächsten Monaten empfange ich mehrere Ladungen

Harbker Salon-Brikets.

Es ist dies ein sehr bequemes, reinliches Feuerungsmaterial von großer Heizkraft, welches sich in Folge seiner Vorzüglichkeit in allen Orten leicht und dauernd Eingang verschaffte, weßhalb ich zu einem Versuch einlade und geschätzte Aufträge erbitte.

A. Zander.       


Billig zu verkaufen
30 Sack gute gelbe                                                    
Eßkartoffel,
25 Tannen-Rundhölzer
für Kiepenmacher, bei                                                    
                                                    Th. Wilms junr., Herrenburg.


Den letzten Vorrath von guten                          
Kartoffeln,
circa 20 Sack à 200 Pfund 5 Mark empfehlen
                                                    Gebr. Burchard.


Der Graswuchs im Chaussee=Graben von Schönberg nach kl. Siemz, an der Sommerwegseite, ist zu verkaufen. Näheres im Chausseehause zu kl. Siemz.


Wichtig
für Inhaber alter Briefe!

Alte Briefmarken und Couverte mit eingeprägten Marken der alten deutschen Bundesstaaten, wie z. B. Mecklenburg, Lübeck, Braunschweig, Hannover, Oldenburg etc. kauft stets zu den höchsten Preisen

Schwerin                                                     i. M. Ed. Lüllemann.


Für Lübeck.
Tüchtige Tischlergesellen
bei 10stündiger Arbeit pro Stunde 34 Pf.                          
Näheres Tischler-Innungs-Herberge,                                                     Lübeck, Marlesgrube 15.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 44 Seite 3]

Thierschau, Geflügel- und Gewerbe-Ausstellung
des
Landwirthschaftlichen Vereins
kleiner Landwirthe
für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, am 14. Juni 1889.
---------------------------
A. Bestimmungen.

1. Die Concurrenz zur Thierschau ist eine freie und bezieht sich auf Pferde, Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen.
2. Alle die Thierschau betreffenden Angelegenheiten werden von der Festcomitte besorgt; die Prämirung geschieht von den dazu erwählten Preisrichtern.
3. Sämmtliche Anmeldungen von Vieh zur Thierschau sind spätestens bis 1. Juni d. J. an den Vereinssecretair J. H. Böckmann zu richten, spätere Anmeldungen finden nur dann Berücksichtigung, wenn noch Raum vorhanden ist.
4. Das Eintrittsgeld zur Thierschau oder den Ausstellungen beträgt für Erwachsene à 50 Pfennig (Mecklenburg)., für Kinder à 20 Pfennig (Mecklenburg)., freien Eintritt haben nur Vereinsmitglieder bei Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte.
5. An Standgeld für Vieh von Nichtmitgliedern wird bei Zuführung desselben erhoben:
      a. für Pferde 3 M. - Pfennig (Mecklenburg). pr. Haupt.
      b. für Bollen, Kühe, Starken 2 M. - Pfennig (Mecklenburg). pr. Haupt.
      c. für Schweine 1 M. - Pfennig (Mecklenburg). pr. Haupt.
      d. für Schafe - M. 50 Pfennig (Mecklenburg). pr. Haupt.
      e. für Ziegen wird kein Standgeld erhoben.
6. Jeder Aussteller hat sich den Anordnungen der Festcomitte zu fügen.
7. Die zur Thierschau bestimmten Thiere müssen am 14. Juni spätestens morgens 8 Uhr auf dem Thierschauplatze eintreffen, dürfen aber ohne besondere Erlaubniß des Vorstandes vor Schluß derselben nicht weggeführt werden.
8. Standkarten und Einlaßkarten sind vorher bei den Herren Gastwirth J. Boye und Kaufmann W. Wieschendorf, sowie am Thierschautage auf dem Festplatze zu haben.

B. Prämirung.

Die Prämirung geschieht bei freier Concurrenz,
      a. durch Geldprämien,
      b. durch Ehrenprämien.

Besitzer von mehr als 10 Last Acker haben nur auf Ehrenprämien Anspruch.
Prämien kommen in dem Falle nicht zur Vertheilung, wenn die Thiere den an sie zu stellenden Anforderungen nach Ansicht der Preisrichter nicht genügen.

Kein Thier darf unter mehr, als einer Abtheilung prämirt werden.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

C. Gefügel=Ausstellung.

Die Ein= und Ablieferungszeit der Thiere und die Vertheilung der Prämien wird der hiesige Verein für Geflügelzucht besonders bekannt machen.

D. Gewerbe=Ausstellung.

Alle zur Ausstellung bestimmen Gegenstände sind spätestens bis zum 14. Juni, morgens 7 Uhr in das Ausstellungslocal einzuliefern und müssen mit dem Namen des Ausstellers und dem Verkaufspreise versehen sein. Für die Sicherheit der Sachen wird keinerlei Garantie übernommen, obwohl ein Wächter zur Beaufsichtigung derselben angestellt wird.

Am 14. Juni cr., Nachmittags findet eine Verloosung von in der Ausstellung angekauften Gewerbegegenständen statt und sind Loose à 50 Pfennige schon jetzt zu haben.

          Schönberg, im Mai 1889.

                                                    Der Vorstand.
                                                    I. A.: J. H. Böckmann, Vereinssecretär.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 44 Seite 4]

Norddeutsche Feuerversicherungs=Gesellschaft in Hamburg

mit einem Grundkapital von 7,500,000 Mark und Gesammt=Garantiemitteln von 9,129,845 Mk. versichert zu festen und billigen Prämien Gebäude, Mobiliar und Waaren gegen Feuer=, Blitz= und Explosionsschäden. - Besonders günstige Bedingungen für Landwirthschaft.

Anträge werden sofort ausgeführt und jede weitere Auskunft gerne ertheilt von
                                                    der General-Agentur zu Schönberg.
Senator Wilh. Heincke.


Im Saale des Herrn Boye.
(Zum ersten Male in Schönberg.)
Am Mittwoch, den 5. Juni cr.:
Nur ein großes
Familien-Concert
von der rühmlichst bekannten
Original-Tyroler Concert-Sängergesellschaft
Stiegler aus dem Zillerthal.
8 Personen (4 Damen und 4 Herren) in ihren hocheleganten Nationalcostümen.
Entrée an der Casse: 1. Platz 1 Mk. 2. Platz 75 Pfg. Gallerie und Kinder 30 Pfg. Billets im Vorverkauf bei den Herren Gastwirth Boye und Lohndiener Ratzeburg: 1. Platz 80 Pfg. 2. Platz 50 Pfg.
Bei günstiger Witterung!!
findet das Concert im Garten statt
wozu Entrée á Person 50 Pfennige. Kassenöffnung 7 1/2 Uhr.           Anfang 8 Uhr.


Am 1. Pfingsttage
Grosses Concert
außer Abonnement

im Garten des Herrn Gastwirth Boye, wozu zu recht zahlreichem Besuch freundlichst einladen

                                                    die Vereinsmusiker.
Entree à Person 30 Pfg. Anfang Nachmittags 4 Uhr.

NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im großen Saale statt.


Thierschau.

Diejenigen Herrschaften, welche sich an dem Festessen betheiligen wollen, werden freundlichst gebeten, recht frühzeitig Karten zu lösen.

J. Boye.       


Am 10. und 11. Juni findet bei mir ein
Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner hiermit freundlichst einlade.

Demern.                                                     H. Tretow.

Am 11. Juni Tanzmusik für die Nacht.


Zum                                                    
Scheibenschiessen
am 2. und 3. Pfingsttage, nach guten Gewinnen, ladet freundlichst ein                          
                                                                        J. Michaelsen,
Selmsdorf.                                                    Gastwirth.


Von heute ab

verkaufe Alle unten benannten Waaren zu Einkaufspreisen:
Kindersachen vom Wickelband bis Taufkleidchen,
Kinderkleider in sammetfarbigen Stoffen u. Wolle,
Kinderjacken von Tuch und Wolle,
Unterröcke in Moiree, Filz u. Wolle in allen Größen,
Strümpfe in allen Farben und Größen,
Mannssocken, Arbeitsblousen
Schürzen in großer Auswahl,
Schürzenzeuge und Hemdentuch,
Hemden und Hosen in allen Größen.
Auch eine Partie zurückgesetzter Hüte sehr billig.
Kinderhüte von 15 Pfg. an.

                                                    H. Bohnhoff's Wittwe.


Zimmerleute
auf dauernde Arbeit sucht                          
Ziethen.                                                     Zimmermeister Hecht.


Zum
Scheibenschießen
am 2. und 3. Pfingsttage nach guten Gewinnen,
ladet freundlichst ein                                                    
Rieps                                                     H. Böttcher
                                                                Gastwirth.


Scheibenschießen      Scheiben=Schießen.

Zu dem am 2. Pfingsttage und am Tage nach Pfingsten, den 10. und 11. Juni bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen, lade ich meine geehrten Freunde und Gönner hierdurch ergebenst ein.

Am letzten Tage, den 11. Juni cr. Abends:
Ball
Herrnburg.                                                     Frau Lohse.


Sensen

aus der größten und ältesten Sensenfabrik empfiehlt in nachstehenden Sorten
          Deutsche Reichssensen,
          Phönix-Sensen,
          Gussstahl-Sensen,
          Münzstahl-Sensen,
unter Garantie zu billigen Preisen.

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Korn- u. Grassensen
(Gussstahl- und Schmiedeisen)
Heu- u. Kornrechen
empfiehlt zu billigst gestellten Preisen                          
                                                    W. Wieschendorf.


Am 5. dieses Monats werde ich meine
Badeanstalt
eröffnen, und empfehle sie zur Benutzung                          
                                                    Fr. Leumann.

An jedem Tage Warmbad mit, auch ohne Douche, vorherige Anmeldung erbeten.      D. O.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten

Bankhauses A. Wolfsberg.

in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Firma J. Braun in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 44 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 44 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. Juni 1889.


Nr. 8. des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1889 enthält in der

II. Abteilung :
(1.) Bekanntmachung, betr. Abänderungen der Postordnung.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Mai 1889.
(3.) Bekanntmachung, betr. Aenderungen in den Postverbindungen bei den Privat Personenfuhrwerken mit Postsachenbeförderung zwischen Dassow und Schönberg, zwischen Rehna und Schönberg und zwischen Carlow) und Schönberg.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach dem Deutschen Schutzgebiete von Neu=Guinea.


Der Reichstag soll im Oktober noch einmal einberufen werden die Neuwahlen sollen, wie bestimmt verlautet, vor nächstem Frühling nicht stattfinden.
Der Bundesrath wird, wie man aus Berlin meldet, über den Gesetzentwurf betr. die Invaliditäts= und Altersversicherung erst in einer der nächsten Sitzungen Beschluß fassen.
Der Oberpräsident von Westfalen, Herr v. Hagemeister, hat den Kaiser um seine Entlassung gebeten und dieselbe erhalten. An seine Stelle tritt der bisherige Unterstaatssekretär in Elsaß=Lothringen, Herr Studt. Die üblichen "Gesundheitsrücksichten" sollen für das Entlassungsgesuch des Herrn v. Hagemeister maßgebend gewesen sein, doch wird man wohl das Richtigere treffen, wenn man annimmt, daß der Rücktritt des Herrn v. Hagemeister eine Folge des letzten Kronrathes sei, in dem schärfere Maßregeln gegen die Strikebewegung beschlossen worden sein sollen. Dr. Hammacher dagegen wird, wie aus Berlin verlautet, als Belohnung für seine Bemühungen um die Beilegung des Strikes, in den Staatsrath berufen werden und eine hohe Ordensauszeichnung erhalten.
Die Samoa=Konferenz hat am Sonnabend eine Sitzung gehalten und soll, wie die "Frankfurter Zeitung" meldet, zum Ausgleich neuer Schwierigkeiten eine besondere Kommission niedergesetzt haben. Die "Post" erklärt dieses, sowie andere derartige Gerüchte, für falsch. In einer Korrespondenz der "Daily News" heißt es, das Abkommen über Samoa werde binnen 10 Tagen veröffentlicht werden; es sei alles geregelt, der frühere Zustand unter Malietoa werde wiederhergestellt; Deutschland werde eine nominelle Entschädigung erhalten, der Eingeborenen=Verwaltung würde ein deutscher und amerikanischer Rathgeber beigegeben, während ein Vertreter Englands als Unparteiischer fungieren werde, auch würden drei Kohlenstationen errichtet werden.
Die montenegrinische Fürstentochter Militza (geb. 1866) hat sich mit dem Großfürsten Peter Nikolajewitsch (geb. 1864) verlobt. Diese Verlobung gilt als bemerkenswertes Zeichen der augenblicklich beim Czar herrschenden Stimmung.
- Das Befinden des Königs von Holland bessert sich von Tag zu Tag. Nachdem der König seit etwa zwei Jahren sich nicht mehr in freier Luft bewegt hatte, begab er sich am vorigen Dienstag Mittag nach dem Park von Schloß Loo, und spazierte dort etwa ein Viertelstündchen mit der Königin unter den Kastanienbäumen auf und ab. Obschon etwas ermüdet aber munter, verweilte der König hernach noch geraume Zeit auf der Außentreppe um auszuruhen. Der Zustand des Königs ist viel günstiger, als am 17. Mai vorigen Jahres, dem Tag, an dem der königliche Haushalt auf Schloß Loo ankam. Für's erste Mal in diesem Jahr hat auch vorige Woche die Königin mit der Prinzessin und einigen Hofdamen eine Kahnfahrt auf dem Weiher des Parkes gemacht.
Die Stelle des Vizekönigs von Irland, ein einträglicher aber in neuerer Zeit etwas gefährlicher, unruhiger Posten, ist wieder besetzt; Lord Zetland hat sie angenommen. Am Tag vor seiner Ernennung hatte der Premierminister Lord Salisbury noch eine Deputation empfangen, die ihm den Vorschlag unterbreitet hatte, die Stelle eingehen zu lassen.


- Schönberg. An Beiträgen für das Denkmal der ehemaligen deutschen Soldaten für Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser sind bisher eingegangen:

Sammelstelle Rieps:

Hauswirth H. Retelsdorf 3 Mk, Hauswirth Burmeister 3 Mk., H. Planthaber 0,20 Mk., Schulze H. Stein 2 Mk., W. Lühr 1 Mk., Lehrer Godenschweger 0,50 Mk., C. Robrahn 1 Mk., H. Oldenburg 1 Mk., H. Retelsdorf 1 Mk., Gastwirth H. Böttcher 1 Mk., W. Burmeister 0,50 Mk., J. Wiese 1 Mk., H. Beckmann 0,50 Mk., J. Isenhagen 0,50 Mk., Hauswirth E. Böttcher 1 Mk., W. Oldenburg 0,50 Mk., Schmied Teege Boitin=Resdorf 1 Mk., Hs. Hr. Jochens daselbst 0,30 Mk. Sa 19 Mark.

Sammelstelle Blüßen:

Menzendorf: Gastwirth Kohs 0,50 Mk., Stellmacher Niehus 0,50 Mk., Hauswirth F. Wigger 1 Mk., Kaufmann J. Siebenmark 1 Mk.
Blüßen: Hauswirth Piper 0,50 Mk., Heinrich Bruhn 0,50 Mk., W. Delatter 0,50 Mk., H. Siebenmark 1 Mk., Knecht Will 0,50 Mk., Diekelmann 0,10 Mk., Burmeister (Lübeck) 1 Mk.
Grieben: Schuhmacher Jabs 0,50 Mk., Arbeitsmann Gramckow 0,50 Mk., Schmiedemeister H. Greve 0,50 Mk., Maurer Schröder 0,50 Mk., Gastwirth Roxin 0,50 Mk., Lenschow 0,50 Mk., Schmied W. Greve 0,50 Mk., Hauswirth J. A. Lenschow 1 Mk Sa. 11,60 Mk.

Sammelstelle Maurinmühle:

Schulze Wigger=Samkow 1 Mk., Mühlenpächter Schulz=Stove 1,50 Mk.
Pogez : Cigarrenmacher L. Eckmann 1 Mk., Hauswirth J. Harms 0,50 Mk., Hauswirth J. Robrahn 1 Mk., Hauswirth H. H. Robrahn 1 Mk., Hauswirth Wilh. Baade=Ollndorf 1 Mk., Mühlenpächter Wieschendorf=Maurinmühle 2 Mk. Sa. 10 Mk.

Sammelstelle Lockwisch:

Schulze Hagendorf=Boitin=Resdorf 2 Mk. Lockwisch: Hauswirth Kröger 2 Mk., H. Maack 1 Mk., Eckmann 0,20 Mk., Bahnwärter Kahl 0,25 Mk., Arbeitsmann Dreier 0,20 Mk., F. Bruhn=Westerbeck 0,10 Mk., Storm daselbst 0,10 Mk. Sa. 5,85 Mk.
- Wie man der "Kreuzztg." aus Zehdenick mittheilt, sollen im Oktober d. J. in dem dortigen königl. Forstrevier auf Anordnung des Kaisers etwa 60 Stück Hirsche und Mutterthiere, aus ungarischen Wäldern stammend, zur Veredelung der einheimischen Hirsche ausgesetzt werden. Der Körperbau des ungarischen Hirsches ist schwerer und stärker, auch das Geweih weit mächtiger, als bei den einheimischen Hirschen.
- Ein neuer Salonwagen wird für den deutschen Kaiser in der Breslauer Aktiengesellschaft für Eisenbahn=Wagenbau hergestellt. Der Wagen, dessen Modell sich zur Zeit in Berlin befindet, verläßt in dieser Woche die Stellmacherwerkstatt, um noch den Anstrich und die innere Einrichtung zu erhalten. Das Wagengestell steht auf vier paarweise verbundenen Achsen und ist mit diesen durch mehrfache lange Federlagen derart verbunden, daß die beim Fahren entstehende Erschütterungen von den Insassen fast gar nicht wahrgenommen werden. Der Wagen zerfällt in mehrere Räumlichkeiten, wie das Eß=, Arbeits=, Schlafzimmer u. s. w. Das Gewicht des Wagens beläuft sich auf 800 Centner und die Kosten desselben sind auf 80 000 Mark veranschlagt. Der in derselben Fabrik hergestellte sächsische Königswagen hat sich auf 60 000 Mark gestellt.
- Nicht weniger als 116 Angler, zum größten Theil Berliner, sind am letzten Sonntag an der Oberspree aufgeschrieben worden und zwar wegen - Sonntagsentheiligung." Die "Delinquenten" haben nunmehr Strafmandate zu gewärtigen. Das haben sich die Freunde des stillen Sports gewiß nie träumen lassen.
- Auch die Unteroffiziere bei sämmtlichen Ulanenregimentern führen seit kurzer Zeit eine Lanze. Als Unterscheidungszeichen ist das Fähnchen unter der Lanzenspitze jedoch nicht schwarz und weiß, sondern ähnlich den preußischen Flaggen, ganz weiß mit einem heraldischen Adler darin.
- Bei dem Frankfurter Rennen am Himmelfahrtstage stürzte der Husaren=Lieutenant Graf

[ => Original lesen: 1889 Nr. 44 Seite 6]

Arco aus Düsseldorf. Er war vermutlich durch einen Seitensprung des Pferdes mit dem Kopf wider einen Baum geschleudert worden und der Anprall so stark, daß an dem Stamm ein Theil der Oberlippe mit Schnurrbart hängen blieb. Eine klaffende Wunde zog sich vom rechte Auge durch das ganze Gesicht; ein Schädelbruch und eine Erschütterung des Gehirns wurden später konstatiert. Er dürfte kaum am Leben zu erhalten sein.
- Eine Flintenkugel hatte der in Altona wohnhafte Schuhmacher Möbius in der Schlacht bei Idstedt erhalten. Möbius stand bei den Jägern und lag in einem Tirailleurgefecht auf dem Bauch, als er eine feindliche Flintenkugel von einer Anhöhe in den Rücken erhielt. Die Kugel schien sich zwischen den Rippen festgesetzt zu haben und war durch keine Operation zu entfernen. Die anfänglich heftigen Schmerzen im Rücken erstreckten sich im Lauf der Jahre mehr und mehr nach dem rechten Schenkel. Vor ungefähr vier Wochen stellten sich furchtbare Schmerzen im Kniegelenk ein, welche den Invaliden zwangen, sich in ärztliche Behandlung zu geben. Da die schmerzhafte Stelle dick anschwoll, versuchte der behandelnde Arzt eine Operation. Zu seinem Erstaunen schnitt er aus dem Bein, dicht neben dem Kniegelenk, die Kugel heraus, die in den vierzig Jahren von Rücken bis zum Knie gewandert war. Der Operirte befindet sich den Umständen nach ganz erträglich.
- Im Königreich Sachsen, zwischen Leipzig und Dresden, ist in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch wieder ein schwerer Wolkenbruch niedergegangen. Furchtbar müssen die Wassermassen gewesen sein, denn auf vielen Eisenbahnlinien hat in Folge von Dammzerstörungen der Betrieb ganz oder theilweise eingestellt werden müssen. Bei Böhla auf der Linie Dresden=Elsterwerda=Berlin ist der Bahnkörper derart zerstört, daß die Wiederaufnahme des regelmäßigen Personen= und Güterverkehrs erst in Wochen möglich sein wird. Der 12 Meter hohe Damm ist weggerissen, die Schienen hängen 40 Meter weit frei in der Luft. Auf der Linie Dresden=Riesa=Leipzig ist die Strecke Priestewitz=Niederau wenigstens eingeleisig noch zu fahren.
- Im ganzen westfälischen Kohlenrevier sind seit Freitag die Belegschaften wieder angefahren und der Strike ist somit als beendet zu betrachten. In verschiedenen Orten haben am Donnerstag aber noch Krawalle stattgefunden, so daß mehrere Verhaftungen haben vorgenommen werden müssen. In der nächsten Woche sollen die Truppen aus allen Kohlenrevieren in ihre Garnisonen zurückkehren, eine Verminderung hat bereits stattgefunden. Die Antisemiten=Versammlungen, die für den nächsten Sonntag nach Witten einberufen war, ist verboten worden, ebenso mehrere andere Versammlungen, die von Bergleuten einberufen waren. Auch aus dem Saarbrückener Revier wird gemeldet, daß der Strike dort so gut wie beendet sei.
- In Oldenburg wurde auf dem Scheibenstande ein Infanterist erschossen. Die Kugel ging dem zu früh vorgetretene Soldaten durch den Kopf.
- Den Liebhabern eines guten Tropfes blühen in diesem Jahre die besten Aussichten. Nach Berichten aus dem Rheingau ist der Stand der dortigen Weinberge ein so günstiger, wie es seit dem gesegneten Jahre 1868 nicht mehr gewesen. Hält die überaus günstige Witterung an, so können in acht bis zehn Tagen alle Reben zur Blüte gelangen. Der "Gescheine" giebt es die schwere Menge.
- Die Gesandtschaft des Mandara Sultans verläßt Berlin in diesen Tagen, um über Hamburg die Heimreise anzutreten. Herr Ehlers folgt derselben erst nach einigen Wochen. Von dem Gefechtsexercieren am Freitag auf dem Tempelhofer Feld wird in Bezug auf die schwarzen Gäste noch folgende niedliche Geschichte erzählt. Die schwarzen Gäste waren auf Wunsch des Kaisers zu der Gefechtsübung ebenfalls erschienen. Als der Kaiser nach Beendigung der Uebung an den Wagen herankam, ließ der Kaiser nach voraufgegangener Begrüßung den Sohn Afrikas durch Herrn Ehlers fragen, wie ihm die Uebung gefallen habe, worauf derselbe in äußerst verbindlicher Weise seiner Befriedigung mit dem Gesehenen Ausdruck verlieh, aber sein tiefes Bedauern aussprach, daß man ihm und seinen Kameraden nicht auch Gewehre gegeben habe, um mitschießen zu können. Im weiteren Verlauf des Gesprächs sagte er, zum Kaiser gewandt: "Du bist ein großer König und hast viele, viele Soldaten, aber mein König hat mehr Ochsen als Du," worauf der Kaiser unter lautem Lachen Herrn Ehlers den Rath ertheilte, seine Schützlinge einmal zum Central=Viehhof zu führen. Da der Kaiser beim Abschied außer Herrn Ehlers nur demjenigen Schwarzen die Hand reichte, mit dem er sich unterhalten hatte, waren die übrigem drei im anderen Wagen sitzenden aufs Tiefste gekränkt und sollen sich erst beruhigt haben, als Herr Ehlers ihnen mittheilte, der Kaiser dürfe an jedem Tag nur zwei Menschen die Hand reichen.
- Der junge Kronprinz von Italien hat in Berlin schnell vermöge seiner liebenswürdigen Einfachheit aller Herzen gewonnen. Während König Umberto des Deutschen nicht mächtig ist, spricht der Prinz von Neapel unsere Sprache sehr geläufig, er verdankt diese Fähigkeit seiner Mutter, der Königin Margherita, deren Sprachtalent Bewunderung erregen muß. Die Königin beherrscht nämlich außer dem Italienischen und Deutschen, auch Englisch, Französisch und Spanisch vollkommen; auch Griechisch versteht sie, ja die Königin hat sogar, angeregt durch den Verkehr mit einem venetianischen Rabbiner, sich staunenswerthe Kenntnisse im Hebräischen angeeignet. Daß sie des Deutschen mächtig ist, erscheint nicht auffallend, da ihre Mutter, Elisabeth, vermählt mit Herzog Ferdinand von Genua, eine deutsche Prinzessin war, nämlich die Tochter des Königs Johann von Sachsen; Königin Margherita ist also die Nichte von König Albert. Der Prinz von Neapel hängt an seiner Mutter mit rührender Zärtlichkeit. Die ganze Innigkeit dieser Kindesliebe spiegelt sich in folgende Anekdote: Königin Margherita besitzt eine Schnur rosafarbener Korallen, die sie Tag und Nacht zu tragen pflegt. Hat die anmuthige Königin eine Toilette, zu welcher der Schmuck nicht paßt, so wird die Korallenschnur unsichtbar getragen. Mit diesem Schmuck hat es seine eigene Bewandniß. Vor sieben Jahren ging einmal der Kronprinz von Italien mit seinem Erzieher in Venedig spazieren. Da sah er in einem Schaufenster herrliche Korallen, die ihn außerordentlich entzückten. Sofort kam ihm der Gedanke: die wirst du deiner Mama kaufen! Er trat in den Laden, fragte nach dem Preis, und als man ihm diesen nannte, meinte er: "So viel Geld hab' ich nicht, doch will ich Ihnen einen Vorschlag machen: Ich kaufe einstweilen 5 Korallen, heben Sie mir die andern auf, und so oft ich von meinem Taschengeld etwas erspare, schicke ich es Ihnen und Sie senden mir dafür mehr von den Korallen. Das Geschäft ward abgeschlossen und es bedurfte zweier Jahre, bis der Prinz die Freude hatte, seiner Mutter die Schnur zu überreichen. Die Königin war so gerührt, als man ihr die näheren Umstände dieses Kaufes mittheilte, daß sie unter Freudenthränen zu ihrem Sohn sprach: "Das ist und bleibt nun das kostbarste Juwel meines Schmuckes; ich werde es niemals ablegen und immer soll es mich an Deine Zärtlichkeit erinnern." Auch folgende Anekdote ist zeitgemäß: Bei dem Conflikt in dem das savoyische Königshaus mit dem Papstthum lebt, mag an die interessante Thatsache erinnert werden, daß ein Mitglied dieser ältesten Herrscherfamilie in Europa selbst einmal den päpstlichen Stuhl eingenommen hat. Es war Herzog Amadeus XIII. von Savoyen, der als Papst den Namen Felix V. führte. König Humbert selbst sagte einmal scherzend bei einem Diner: "Auch einer meiner Vorfahren hat die Tiara getragen, aber er machte sich aus ihr so wenig, daß er sie dem Gegenpapst, Eugen IV., vor die Füße warf. Und die Nachkommen derjenigen, die sie aufgehoben haben, dünken sich mehr als die Nachkommen derjenigen, die sie weggeworfen hatten."
- Die Prinzen Murat haben eine Zivilklage gegen die italienische Regierung auf Zahlung von 51 Millionen Frks. anhängig gemacht für die s. Zt. vorgenommene, wie sie behaupten, unberechtigte Einziehung der Privatgüter des Königs Murat durch die neapolitanische Regierung. Der Prozeß wird am 20. Juni in Rom zur Verhandlung kommen. Die italienische Regierung soll einen Ausgleich von

[ => Original lesen: 1889 Nr. 44 Seite 7]

30 Millionen angeboten haben, den die Prinzen Murat jedoch abgelehnt hätten.
- Jener russische Student, der in Aachen von der Polizei gesucht worden ist, weil er sich nihilistischer Umtriebe verdächtig gemacht hatte, ist nunmehr gefaßt und zum Behuf der Auslieferung an Rußland nach Berlin gebracht worden.
- Der Zar läßt Gnade für Recht ergehen, und das ist klug und lobenswerth. In einer Zuschrift an den Präsidenten des Minister=Comite sagt der Zar, er fühle sich durch die an ihm und seiner Familie am 29. October 1888 offenbarte Gnade Gottes bewogen, gegenüber den an der Katastrophe von Borki schuldigen Beamten ebenfalls gnädig zu sein. Der Kaiser verordnet demnach, die bezügliche gerichtliche Untersuchung einzustellen und die Schuldigen nur disziplinarisch zu bestrafen. Durch die Untersuchung constatirte unbefriedigende Zustand der Kursk=Charkow=Asowbahn müsse aber als warnendes Beispiel für alle übrigen Eisenbahnen dienen.
- In Barzelona ist es am Sonntag zu Unruhen gekommen. Deutsche Sozialisten sollen dort mit spanischen Genossen ein Meeting abzuhalten versucht haben, um den strikenden deutschen Arbeitern Unterstützung zu gewähren. Die Polizei hatte die Versammlung untersagt.
- Der 70. Geburtstag der Königin von England ist am Sonnabend in London und anderwärts festlich begangen worden.
- Kapitän Murell, der Führer des britischen Dampfers "Missouri" ist gegenwärtig in London der Held des Tages. Er hat bekanntlich die Ladung seines Dampfes ins Meer werfen lassen, um die Passagiere und die Mannschaften des dänischen Dampfers "Danmark" aufnehmen zu können. Außer den Auszeichnungen, die ihm vom König von Dänemark, von "Lloyds" Bureau und anderen zugegangen sind, hat derselbe ein Schreiben des Fürsten Bismarck erhalten, in dem derselbe hervorhebt, daß die Rettung der Passagiere und Mannschaften des Danmark dem edlen Entschluß zuzuschreiben sei, ein in Gefahr befindliches Schiff mit Opferung der eigenen Interessen zu retten, sowie der muthigen und geschickten Art der Ausführung. Der Reichskanzler bittet den Kapitän, ihm zu gestatten, seine Glückwünsche darzubringen zu der allgemeinen Anerkennung, die sein tapferes Benehmen seitens der öffentlichen Meinung aller zur See fahrenden Nationen gefunden habe. Sein Beispiel möge andere zur Nacheiferung anspornen, in ähnlichen Fällen zur Linderung der Folgen eines Seeunglücks beizutragen.
- In der Salpeter=Raffinerie der großen Pulverfabrik Düneberg bei Geesthacht fand Mittwoch morgen eine Explosion statt, wobei 2 Personen lebensgefährlich verletzt wurden.
- Schöne Geschichten! Aus Tonkin wird von Pariser Blättern berichtet, das der französische Resident der Provinz Haid=Zuong 40 anamitische Matrosen eines französischen Fahrzeuges irrthümlich habe erschießen lassen, da er sie für Piraten gehalten habe. Der Vorfall ruft große Aufregung hervor, der Resident ist sofort abgesetzt worden.
- Aus Tacora, der höchstgelegenen Ortschaft des ganzen Erdkreises, in den Anden, etwa 14 000 Fuß hoch gelegen, kommt die Nachricht, daß dortselbst ein im Bau befindliches Hotel eingestürzt ist, wobei fünf Personen getödtet, zehn schwer verletzt wurden.


Die Gewitter.

Die in den letzten Jahrzehnten hervorgetretene Zunahme der Blitzschäden hat überall die Aufmerksamkeit auf diese noch heute räthselhafte Naturerscheinung gelenkt. Man hat die Vermutung aufgestellt, daß die gewaltige Vermehrung der Eisenbahnlinien und zunehmende Verbrauch des Eisens als Baumaterial u. s. f. nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung größerer Electrizitätsmengen geblieben sei; die letzten Gründe der bedrohlichen Erscheinung sind aber trotz der Fortschritte der meteorologischen Wissenschaft noch heute in Dunkel gehüllt. Sicher ist, daß namentlich im flachen baumlosen Land die Gefährlichkeit der Gewitter ganz erheblich gestiegen ist. Die sächsische Tiefebene z. B. wird gerade in diesem Monat von zahlreichen schweren Gewittern heimgesucht. Wer bei einem nächtlichen Gewitter auf der Leipig=Dresdener Bahnlinie fährt, kann mit Sicherheit darauf rechnen, hie und da Feuerscheine aufleuchten zu sehen, die von zündenden Blitzen herrühren. Gut, daß wenigstens der Eisenbahnwagen verhältnißmäßigen Schutz gewährt. Der Fall, daß der Blitz in einen fahrenden Zug einschlägt, kommt selten vor; überdies bieten die Schienen eine sichere Ableitung und führen den gefährlichen Funken ohne Schaden der Erde zu. Bewaldete Gebirgsgegenden bieten einen natürlichen Schutz, da die Bäume als Blitzableiter dienen. In dieser Hinsicht ist es von besonderem Interesse, daß nicht alle Baumarten dieselbe Anziehung auf den Blitz ausüben. Am wenigsten wird die Buche (Rothbuche und Weißbuche) vom Blitz getroffen; ein Jäger will schon vor langer Zeit beobachtet haben, daß das Rehwild sich bei herannahenden Gewittern regelmäßig in den Buchenbeständen zusammenzieht. Weit mehr ist die Fichte dem Blitz ausgesetzt, am meisten aber die Eiche, dieser bei unseren heidnischen Vorfahren dem Donnergott Donar (Thor) geheiligte Baum. Auf eine vom Blitz getroffene Buche kommen 20 und mehr Eichen.
Die Gewitter werden durch aufsteigende Luftströme verursacht, wie sie sich namentlich im Sommer bei ruhiger Luft und heiterem Himmel über stark erwärmten Landstrichen bilden, indessen treten auch zuweilen im Winter Gewitter auf und sind häufig von Schneestürmen begleitet. Die aufsteigende warme und feuchte Luft kühlt sich in den oberen Regionen bedeutend ab; in Folge dessen verdichtet sich der Wasserdampf zu Wolken und Regen, wobei auch Electrizität entsteht. Auf ihren Wanderungen werden die Gewitter durch größere Flüsse und Bergzüge sehr oft aufgehalten. Diese Erscheinung ist so zu erklären, daß Wasserläufe und Berge sich nicht so stark erwärmen, wie das umgebende Land. Der aufsteigende warme Luftstrom, den das Gewitter mitbringt, kommt über ihnen zum Stehen und die Wetterwolken hängen sich dann oft stundenlang über solchen Orten fest. In Deutschland bilden z. B. die meisten größeren Flußläufe derartige Wetterscheiden.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 44 Seite 8]

Angela.
[Fortsetzung.]


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