[ => Original lesen: 1888 Nr. 14 Seite 1] Durch die vortrefflichen Vorbereitungen der kaiserlichen Telegraphen=Verwaltung in Berlin war es möglich, daß der Kaiser Wilhelm sich schon 17 Minuten nach der Operation im Besitz des Telegrammes befand. "Gott sei Dank, daß ich endlich aus dieser zweitägigen Ungewißheit erlöst bin." Dies sollen die Worte des Kaisers nach dem Lesen des Telegramms gewesen sein. Fürst Bismarck empfing eine Abschrift der Depesche direkt aus dem Kaiserpalais.
Das Halsleiden des Kronprinzen ist durch die Operation in keiner Weise berührt. Erst die Zukunft kann über die Natur, der letzteren Gewißheit schaffen. Mag nun die heilbare Perichondritis oder der unheilbare Krebs vorliegen, die Operation verkürzt die Dauer der Leiden ebensowenig, wie es sie verlängert. Unheilvoll könnte sie nur durch ihre Folgen, durch das Sicheinstellen einer Bronchitis werden. Da Bronchitis (Schleimhautentzündung) nicht selten als Folge des Luftröhrenschnittes auftritt, so zielt die Nachbehandlung vor allem darauf hin, jede fiebererregende Entzündung, welche mitunter von den Schnittwunden der Operation ausgeht, zu vermeiden. Die Fortschritte der Chirurgie haben aber gerade in der Auffindung derartiger Mittel viel geleistet. Was nun die Natur des Halsleidens anbelangt, so behauptet Mackenzie nach wie vor, das Vorhandensein von Krebs sei bis zur Stunde nicht erwiesen, dagegen bleibt Professor Schrötter in Wien, der der Novemberkonsultation in San Remo beiwohnte, dabei, die Krankheit sei Krebs. Er erklärte dem Berichterstatter eines Wiener Blattes, er habe keine Berufung nach San Remo erhalten, seine Anwesenheit sei auch ganz unnöthig. Er habe am 9. November in San Remo gesagt, daß allerspätestens in drei Monaten die Operation des Luftröhrenschnittes nöthig sein werde. Zufällig auf den Tag, genau nach drei Monaten wurde die Operation vollzogen. Daß sie vorgenommen werden mußte, betrachtet Schrötter als den vollständigen Beweis für sein Gutachten auf Krebs. Alles hänge davon ab, ob in dem Krankheitszustande das Eintreten ungünstiger Umstände verhütet werden kann. Ist dies möglich, dann kann die weitere Entwickelung des Leidens noch Jahre dauern, doch ist der Zustand stets ein sehr bedenklicher, indem die geringste ungünstige Einwirkung von schlimmen Folgen begleitet sein kann. Um diese Einwirkung zu verhüten, ist auch Tag und Nacht ein Arzt um den Kronprinzen.
Wie aus San Remo vom 15. d. Abends 6 1/2 Uhr telegraphirt wird, befindet sich der Kronprinz besser, wie in den Tagen zuvor, indem der Kopfschmerz nachgelassen hat. Der Prinz von Wales wird am Montag dort erwartet.
Am 9. Februar waren es 11 Jahre, daß Prinz Wilhelm in den Militärdienst eintrat. Kurz zuvor hatte er seine Abiturientenprüfung in Cassel bestanden und war an seinem 18. Geburtstag (27. Januar) mündig erklärt worden. Der Kaiser rief ihm in dieser feierlichen Stunde den Ruhm seiner Vorfahren ins Gedächtniß und entließ ihn mit den Worten: "Nun gehe hin und thue Deine Pflicht, wie sie Dich gelehrt werden wird, Gott sei mit Dir."
In Berlin wird eine Deputation des russischen Regiments "Kaluga", bestehend aus dem Kommandeur, zwei Offizieren und einem Feldwebel, erwartet. Die Herren werden am 18. Februar dort eintreffen, um den Kaiser zu dessen siebenzigjährigem Jubiläum als Chef des Regiments zu beglückwünschen.
Aus Petersburg wird bestätigt, daß der Czar persönlich über die Rede des Reichskanzlers sich in ungemein günstiger Weise ausgesprochen hat. Am Freitag fand beim Kaiser ein Militäretat statt. Wohlinformierte Offiziere behaupten, die Generale Richter, Gurko, Kostande hätten von neuen Truppenverschiebungen nach der Westgrenze entschieden abgerathen, da schon jetzt die Uebersicht aufs höchste erschwert sei. Der Czar soll geäußert haben: "Bismarck hat recht, ich wünsche keinen Krieg."
Die Ungarn, die gerne thun, als wollten sie allein die Welt erobern, sind doch sehr glücklich über das Bündniß mit Deutschland. Als vor ein paar Tagen der Kaiser Franz Joseph mit der Kaiserin in Pest ankam, empfing sie die halbe Stadt auf dem Bahnhof und rief bis zur Burg hinauf: Hoch Deutschland! hoch der Bund!
Der Reichstag, so hofft man in Berlin, wird vor Ostern noch mit seinen Arbeiten fertig werden und demnach die Session im März noch geschlossen werden können. Bei dieser Berechnung ist auf die Einbringung und Erledigung des Genossenschafts=Gesetzentwurfes bereits Rücksicht genommen.
Im preußischen Abgeordnetenhause wurde am Montag nun endlich der Antrag auf Verlängerung der Legislaturperioden definitiv in dritter Lesung angenommen. Voraus ging noch eine scharfe Debatte, die sich aber zumeist auf Parteistreitigkeiten zuspitzte.
Eingegangen sind die Berichte über die Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes für Stettin und Offenbach. In beiden Berichten wird die Fortdauer der sozialdemokratischen Agitation hervorgehoben.
Die gerichtliche Voruntersuchung gegen die Elsässer Appel, Streißguth und Girard wegen Beihülfe zum Landesverrath ist nun doch auf Antrag des Ober=Reichsanwalts eröffnet worden.
Der Polizeikommissar Stempel in Urmatt im Elsaß ist auf einem Dienstgang von einem Unbekannten durch einen Schuß ins Knie verwundet worden. Stempel, ein pflichttreuer Beamter hat in seinem Bezirk eine energische Thätigkeit gegen deutschfeindliche Elemente entfaltet. Es ist daher anzunehmen, daß das Attentat ein Racheakt ist, umsomehr, als der Thäter sofort nach der That entflohen ist.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 14 Seite 2]Nahezu die zahlreichste Klasse Gewerbetreibender in München - außer den Bierwirthen natürlich - sind die Versetzerinnen, welche jedem Kunden die "höchste Diskretion" zusichern. Von den Studenten wird eine solche Dame "Tante Potiphar" genannt, weil keiner von ihr geht, ohne seinen Mantel zurückzulassen.
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Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub. No. 23 belegene Büdnerstelle c. p. des Barbiers Heinrich Böttcher daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung in dem auf
Sonnabend, den 18. Februar 1888,
Vormittags 10 Uhr
anstehenden Liquidations=Termin peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 30. November 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg an der Marienstraße sub Nris. 36 und 37 belegene Wohnhaus c. p. des Schneidermeisters Peter Maaß allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 15. Februar 1888.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Hörn.
A. Dufft.
In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung des den Geschwistern Caroline und Adolph Hinzelmann gehörigen, am Markte hieselbst belegenen Wohnhauses c. p. ist in dem am 7. d. Mts. abgehaltenen Termine sofort zu Protocoll das Ausschlußurtheil erlassen und verkündet worden,
daß alle diejenigen, welche dingliche Rechte und Ansprüche an die zu verkaufenden Grundstücke c. p. haben, soweit diese Rechte und Ansprüche nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen oder bisher angemeldet sind, mit diesen ihren Rechten und Ansprüchen ausgeschlossen sein sollen,
was hierdurch gemeinkundig gemacht wird.
Zugleich wird der auf
Freitag, den 9. März 1888,
Vormittags 11 Uhr
angesetzte Ueberbotstermin mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß in dem ersten Verkaufstermine ein Bot überall nicht abgegeben worden ist.
Schönberg, den 8. Februar 1888.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
W. Wetzel.
Holz=Auction Nr. 21.
Am Montag, den 20. Februar cr., Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Freitag zu Schönberg nach stehende Holzsortimente meistbietend aus dem Rupensdorfer Holze verkauft werden:
ca. 50 Rmet. eichen Knüppel,
ca. 210 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
ca. 60 Fuder buchen Durchforstholz u. Reiser,
ca. 20 Rmt. kiefern Kluft und Knüppel.
Das Holz steht am Langberg, im Alten=Schlag , Sülsdorfer Tannen etc. Der Verkauf beginnt mit Nr. 399.
Schönberg, den 8. Februar 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 22.
Am Dienstag den 21. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend verkauft werden:
155 Rmet. kiefern Kluft,
250 Rmet. kiefern Knüppel,
120 Rmet. kiefern Rodestämme,
20 Fuder kiefern Durchforstholz I, II u. III Cl.
Schönberg, den 15. Februar 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 23.
Am Donnerstag, den 23. Februar cr., Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Jabs in Schlagresdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
1. Aus dem Mechower Holze:
ca. 10 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
ca. 30 Fuder starkes buchen Durchforstholz I. u. II. Cl.,
2. Aus dem Seebruch:
ca. 2 Rmet. eichen Knüppel,
ca. 26 Rmet. fichten Kluft und Knüppel.
3. Aus dem Lanckower u. Schlagbrügger Holze:
ca. 95 Rmet. fichten Kluft und Knüppel,
4. Aus dem Bahlen:
ca. 18 fichten Stangen II. u. III. Cl.,
ca. 121 Rmet. kiefern u. fichten Kluft u. Knüppel.
5. Aus dem Garnseerholze:
ca. 50 fichten Stangen II. u. III. Cl.,
ca. 100 fichten Hopfenstangen,
ca. 127 Rmet. kiefern u. fichten Kluft u. Knüppel,
ca. 1 Fuder fichten Durchforstholz.
Schönberg, den 15. Februar 1888.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Alle diejenigen, welche noch Ansprüche an den Nachlaß des Hauswirths=Jahrenwohners Johann Joachim Planthafer zu Thandorf zu haben glauben, werden hiedurch aufgefordert, sich bei dem Unterzeichneten, als dem Vormunde der Planthafer'schen Minorennen, binnen 14 Tagen zu melden, widrigenfalls sie bei der zu versuchenden gütlichen Regulirung dieser Angelegenheit nicht werden berücksichtigt werden.
Büdner Heinrich Planthafer
zu Lüdersdorf.
Die gegen den Knecht Rudolph Arp, zu Schlag=Resdorf wohnhaft, von mir gethanen beleidigenden Aeußerungen nehme ich hiermit zurück.
Elsa Ollrogge geb. Hecht,
Schlag=Resdorf.
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 14 Seite 3]Gebrüder Barg.
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Am Montag, den 20. Februar.
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2. Ouvertüre aus: "Der Calif von Bagdad Boildieu.
3. Weiße Blüthen. Walzer Resch.
4. Ständchen. Cello=Solo Härtl.
5. Mit Dampf. Polka, schnell Ed. Strauß.
6. Spitzentuch der Königin. Potpourri Joh. Strauß.
7. Urwiener=Polka. Zierer.
8. Scene de Ballet für Violine Beriot.
9. Antreten zum Contre. Humor. Quadrille Thiele.
10. Potpourri a. d. Op : "Martha" . Flotow.
11. Schatzwalzer a.: "Der Zigeunerbaron" Joh. Strauß.
12. Ringbahn=Galopp W. Popp.
Am Dienstag, den 21. Februar.
1. Honved=Marsch Miska Farkas.
2. Ouvertüre z. "Dichter und Bauer" Suppe.
3. Traum=Walzer a.: "Der Feldprediger" Millöcker.
4. Quanto io di amo, Romanze f. Viol. u.Cello Satta.
5. Nachtigall=Polka Kegel.
6. Troubadour, Phantasie Verdi.
7. Türksche Schaarwache Michaelis.
8. Concert=Ländler, für Violine Hassauer.
9. Feldlager=Polka, schnell Faust.
10. Deutsche Lieder, Potpourri Peters.
11. Carlotta=Walzer Millöker.
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Statt besonderer Meldung.
Gestern Nachmittag starb meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Emilie geb. Hahn.
Schönberg, den 15. Februar 1888.
W. Schacht und Kinder.
Die Beerdigung findet statt am Sonnabend 2 1/2 Uhr Nachmittags.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 19. Februar.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage und Illustrirtes Beiblatt Nr. 7.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 14 Seite 5]Beilage
zu Nr. 14 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Februar 1888.
- Ueber das sog. Ansveruskreuz bei Ratzeburg, das noch bei vielen für das älteste erhaltene kirchliche Denkmal in Schleswig=Holstein gilt und das schon eine große Litteratur hervorgerufen hat, scheint jetzt wirklich das letzte Wort von einem berufenen Forscher gesprochen zu sein. Dr. Theodor Hach in Lübeck nämlich, der sich bei den Fachgenossen durch zahlreiche kunstgeschichtliche Aufsätze schon einen geachteten Namen erworben hat, macht in dem neuesten Band der "Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig=Holstein=Lauenburgische Geschichte" (Bd. 17, S. 325-362) dieses Kreuz zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung, woraus wir folgendes hervorheben: Fest steht nach dem Zeugniß eines Zeitgenossen, des Magister Adam von Bremen, daß der Mönch Ansverus mit andern am 15. Juli 1066 von heidnischen Slaven gesteinigt wurde. Um diesen festen Kern bildete sich allmählich ein ganzer Sagenkreis. Das etwa eine halbe Stunde von Ratzeburg auf dem Wege von Buchholz nach Einhaus stehende Radkreuz wurde womöglich bis ins 11. Jahrhundert zurückversetzt und wird allgemein für ein Denkmal dieser Steinigung angesehen. - Wenn es auch unzweifelhaft ist, daß auf dem Georgsberg vor Ratzeburg ein Benedictinerkloster stand, so hat doch erst die Sage Ansver zum Abt desselben gemacht und 28 Genossen zugleich mit ihm in den Tod geschickt. Dr. Hach weist mit Scharfsinn nach, daß der hamburgisch=bremische Erzbischof Adalbert I. (1043-1072) ihn nicht auf Antrag eines Ratzeburger Bischofs habe canonisiren lassen können, ebenso wenig Adalbert II. (11 23-1143), weil das Ratzeburger Bisthum in der ganzen Zeit aufgehört hatte zu existiren. Viele Gründe sprechen dafür, daß die Heiligsprechung erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stattfand, denn trotz des Reichthums des Ratzeburger Domarchivs läßt sich dort erst 1380 die erste Meßstiftung zu Ehren des H. Ansverus nachweisen. Und gar erst im 15. Jahrhundert wurden öfter Kirchen, Kapellen, Altäre und Bilder diesem Heiligen zu Ehren errichtet, wie zu Mölln, Schönberg, Wittenburg i. M., Lübeck, Ziethen bei Ratzeburg und in Ratzeburg selber. Erst gegen Ende der katholischen Zeit, etwa 1520, wurde das bekannte große Bild im Ratzeburger Dom angefertigt, welches in sieben Abtheilungen das Leben und Sterben des Heiligen darstellt. Dies Bild wurde 1681 renovirt, aber sicherlich ganz neu gemalt. Wenn also darauf das erwähnte Radkreuz schon vorkommt, so beweist das nur, daß man dasselbe schon 1681 für das Ansveruskreuz hielt. - Das Kreuz war bis vor kurzem stark mit Moos bewachsen, Dr. Hach hat es jetzt nach der Reinigung, die im Sommer 1885 vorgenommen wurde, genau untersucht und findet darauf in vertieften Linien eingehauen: Christus am Kreuz vor dem ein Geistlicher kniet, der in den Händen ein Spruchband hält. Die Inschrift darauf lautet aufgelöst: Ora deum pro me, d. h. (Wanderer) bitte Gott für mich. Neben dem Geistlichen ist ein Wappenschild eingehauen. Der Charakter der Arbeit und die Gewandung weisen mit Sicherheit auf das 15. Jahrhundert. Einen Heiligenschein hat die Gestalt nicht, was bei dem H. Ansverus durchaus nöthig wäre. An der andern Seite des Kreuzes auf dem Querarm ist ein Rechteck eingehauen, worin noch in zwei Reihen 10 Befestigungslöcher für runde Eisen= oder Bleibolzen sichtbar sind, die ursprünglich einer Inschrifttafel zum Halt dienten. Darauf wird gestanden haben, wie auf unzähligen Gedächtnißkreuzen in katholischen Gegenden, daß hier der Abgebildete verunglückte, mit der üblichen Bitte um Gebet u. s. w. Als diese Tafel verschwand, vergaß man bald den Namen des abgebildeten Geistlichen, und der Volksmund machte das Denkmal noch vor 1681 zum - Ansveruskreuz.
- Am 1. 4. d. M. Abends gegen 7 Uhr wurde der Bierfahrer Pauls auf der Grevesmühlen=Wismarschen=Chaussee, nahe bei Grevesmühlen von 2 Männern in grauen Arbeitsanzügen angefallen, beraubt und verwundet. Der eine Strolch trug einen Backenbart. Ein blauer Bierwagen mit weißem Laken, sowie zwei Pferde, ein brauner Wallach und eine schwarze Stute, 6 und 7 Jahr alt, ungefähr 5 Fuß 2 Zoll hoch, sind geraubt. Ein kleiner weiß und gelber Hund ist mit dem Fuhrwerk gelaufen.
- Das Lob, welches Fürst Bismarck in seiner jüngsten Rede der deutschen Armee und speciell der unerreichbaren Vortrefflichkeit des deutschen Offizierkorps spendet, hat in den Kreisen des russischen Offizierkorps starkes Mißfallen erregt, zumal da Fürst Bismarck als Nichtmilitär nicht kompetent sei, wie es beispielsweise Graf Moltke wäre.
- Der von der Fürstin Bismarck im Kongreßsaale zu Berlin veranstaltete Bazar hat ein außerordentliches Ergebniß gehabt. Es sind nahezu 20 000 Mk. in den beiden Tagen für die Armen der Reichshauptstadt zusammengekommen.
- In der neuen preußischen Eisenbahnvorlage von 100 Millionen Mk. ist der großem Theil der Summe nicht für Eisenbahnen an der östlichen Grenze, sondern für Zwecke des Anschlusses anderer Gebietstheile an die preuß. Staatsbahnen namentlich in Mitteldeutschland bestimmt.
- Im Gericht in Berlin entrollt sich ein düsteres Familienbild. Er ist ein Arbeiter und seine Frau eine fleißige Wäscherin und Aufwärterin. Die Frau muß alles verdienen; was kümmern ihn die vier Kinder, die schmutzig an der Erde kriechen und nach Brot schreien? Er schreit: Weib, schaff' Geld! und wenn sie nicht genug schaffen kann, kommt's zum Schimpfen und Prügeln. Vor ein paar Tagen sucht er das arme Weib in Pankow bei der Arbeit auf und feuert drei Schüsse auf sie ab, die ihr den Arm zerfetzten, daß sie bewußtlos zusammen bricht; er flieht, wird aber ergriffen und dingfest gemacht. Er kommt nun vor Gericht die Frau ins Krankenhaus, und die Kinder?
- In Spandau ist eine Außenstation für Brieftauben eingerichtet worden. Im ganzen ist Raum für 200 Tauben vorhanden.
- Daß die Stadt Görlitz eine reiche Stadt ist, erhellt aus den so eben veröffentlichten Ziffern des Lagerbuches. Danach steht den Aktiven von 21 120 414 Mark eine Schuldenlast von nur 5 229 681 Mark gegenüber, so daß die Stadt das respektable Reinvermögen von 15 890 733 Mark, d. i. 155 177 Mark mehr als im Vorjahre, besitzt. Auf die berühmte Görlitzer Heide, welche ein kleines Fürstenthum repräsentiert, entfallen davon allein circa 10 Millionen Mark.
- In der berühmten Schuhmacherstadt Kalau hat sich die Schuhmachermeister=Innung kontraktlich verbunden, für den Garde=Train etc. wöchentlich 400 Paar Schaftstiefel fertig zu stellen, und zwar für einen Arbeitslohn von 3,60 Mark pro Paar. Der Kontrakt läuft auf unbestimmte Zeit.
- Ueber der Hermannshöhle zu Rübeland im Harz ist kürzlich eine zweite, erheblich größere entdeckt worden. Die Höhle ist 120 Meter lang, in derselben wurden Knochen des Höhlenbären aufgefunden.
- Am Mittwoch v. W. erblindete ein Lehrer in Bromberg während des Unterrichts durch plötzliches Zerreißen der Netzhaut. Er verspürte in einem Auge einen stechenden Schmerz, worauf sich über dasselbe ein dichter Schleier zog, der ihn vollständig am Sehen hinderte.
- In Brüssel ging die Nachricht ein, daß der Sultan von Marokko einem belgischen Konsortium die Konzession zur Erbauung der ersten Eisenbahn in Marokko, Fez=Mequinnez, verliehen hat.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 14 Seite 6]- Alfred Bell, der schwarze Prinz aus Bellsdorf in Kamerun, King Bells Sohn, kam bekanntlich s. Z. mit noch zwei schwarzen Jungen nach Altona um das Zimmerhandwerk zu erlernen Er hat zuletzt mit an dem kameruner Schulgebäude gearbeitet und ist jetzt nach Bremen übergesiedelt, um sich dort auch im Schlosserhandwerk auszubilden.
- Die nächste Pariser Weltausstellung soll nach einer Erklärung des französischen Handelsministeriums am 5. Mai 1889 eröffnet werden.
- Als ein verkörpertes Bild russisch=französischer Sehnsucht erschien auf dem Wohlthätigkeitsball der französischen Kolonie in Petersburg eine Maske halb russischer Bauer, halb französischer Marquis mit der Inschrift: Einigkeit macht stark. Alles sammelte sich um sie, aber vor dem Demaskieren war sie verschwunden.
- Auf der Kettenbrücke in Pest kam es dieser Tage zu einer aufregenden Szene. Ein alter Mann war im Begriffe auf das Brückengeländer zu steigen, um den Tod in den Wellen zu suchen. Der Abgeordnete Dr. Orszagh eilte herbei und es gelang ihm, den Greis bei den Kleidern zu erfassen. Der alte Mann wurde von Konstablern zur Stadthauptmannschaft des zweiten Bezirks gebracht. Hier gab er an, Johann Mergesi zu heißen, 84 Jahre alt zu sein und sich durch Betteln zu erhalten. Als Grund der That gab er an, daß er für seine Eltern, der Vater ist 115, die Mutter 110 Jahre alt, zu sorgen habe und dieser Verpflichtung in der jüngsten Zeit nicht habe nachkommen können.
- Aus Warschau sind wieder 106 fremde Juden ausgewiesen worden mit der Weisung, Rußland nie wieder zu betreten; unter den Ausgewiesenen sind 54 Oesterreicher und 27 Preußen.
- Das erste Sioux=Indianer=Kind, welches jemals in England geboren wurde, erblickte am Mittwoch in Buffalo Bills Lager, welches sich gegenwärtig in Manchester befindet, das Licht der Welt. Es ist die Tochter des Häuptlings Ogallala. Die Freude im Lager war groß. Das Kind wird die Namen Frances Victoria Alexandra erhalten zu Ehren der Frau Cleveland, der Königin und der Prinzessin von Wales.
- In Chicago wurde Amos Smell, ein sechszigjähriger, dreifacher Millionär, in der Nacht zum Mittwoch von Dieben, die er beim Erbrechen seiner Kasse ertappte, todtgeschossen.
- Sammelt die leeren Tintenflaschen! Im Interesse einer guten Sache wird um Abdruck folgender Bitte gebeten: "Welchen Fleiß wenden unsere rauchenden Volksfreunde an, um aus dem Erlös der Zigarrenköpfchen recht viele arme Kinder unterstützen zu können; müssen doch ungefähr 5500 Stück, also 55 Kistchen von je 100 Stück, Zigarren ihre Köpfchen liefern, um 1 Pfd. Taback zu geben, für das etwa 75 Pfg. gelöst wird; um also 1 Pfg. zu verdienen, muß sich der Sammler dreiviertelhundertmal um eine Spitze bemühen. - Wie bequem erscheint dagegen das Sammeln der Fläschchen, welche mit Kaisertinte gefüllt waren. Die bekannte Thatsache, daß die Apotheke die leeren Medizinfläschchen zurückberechnet, ließ den Gedanken aufkommen, daß auch die leeren Tintenfläschchen wieder zu Geld gemacht werden können. Dankbar ist es anzuerkennen, daß sich die berühmte Tintenfabrik von E. Beyer in Chemnitz zu Gunsten des Pestalozzivereins bereit erklärt hat, alle Glas= und Steinflaschen, welche ihre Firma tragen, zurückzukaufen. Die kleinen Fläschchen, welche unsere Kinder gefüllt mit 10 Pfg. bezahlen, werden mit 1 Pfg. vergütet, die mittelgroßen mit 1 1/2 und 2 Pfg. und die halben und ganzen Literflaschen mit 5 Pfg. Annähernd so viel kosten die Gläser auch neu. - Wir glauben keine Fehlbitte zu thun, wenn wir uns besonders an das für alles Gute leicht zugängliche Gemüth der Frauen und Kinder wenden und bitten, die Tintenflaschen, welche nur ausgespült zu sein brauchen, aber ganz sein und den Namen der Firma tragen müssen, zu sammeln; in jeder Schule wird ein Lehrer bereit sein, die Gläser nach der Sammelstelle zu expedieren."
- Vielleicht interessiert ein seltenes Vorkommniß im Skatspiel: Nr. 1 fragt mit 4 Wenzeln, 2 Zehnen, 2 Obern, 1 König und 1 Schellen=Neun. Nr. 2. erhält das Spiel und legt einen Null auf während Nr. 3 ebenfalls einen Null auflegen konnte.
- Um Würmer aus Blumentöpfen zu entfernen, legt man einen angefaulten Apfel auf die Erde des Topfes neben der Pflanze. Schon nach einige Zeit wird man am Apfel Würmer sehen, man streicht sie ab und legt denselben wieder auf den Topf; alle Würmer ziehen sich aus der Erde in den Apfel.
- Oleander werden auf folgende Weise vermehrt: Man nehme einen Blumentopf, verkitte das Abzugsloch, fülle ihn dann voll mit scharfem Sand, stecke die Stecklinge hinein und gieße immer so, daß das Wasser oben auf dem Topfe steht. Die Oleanderstecklinge bewurzeln sich in diesem Sande schneller als in reinem Wasser.
- Physikalische Spielereien. Mit Apparaten, die Jedermann leicht zur Hand hat, läßt sich so manches interessante physikalische Gesetz auf die Probe stellen. Wir beginnen mit einem sehr einfachen Experiment, das die Wirkung des atmosphärischen Druckes veranschaulicht. Ein Weinglas wird bis an den Rand mit Wasser gefüllt, dann mit einem Blatt Papier bedeckt, das genau an die Glaswand und an die Wasserfläche schließt. Wir drehen das so gefüllte Glas um, das Blatt Papier wird verhindern, daß das Wasser ausfließe und die Ursache davon ist, daß es durch den Luftdruck an dem Glasrand festgehalten wird. Da jedoch dieses Experiment mit großer Behutsamkeit ausgeführt werden muß und daher häufig mißglückt, so rathen wir, die Umkehrung des Glases nur über einer Schüssel oder einem Waschbecken vorzunehmen. Wir vermehren unsere Apparate jetzt durch eine Wasserflasche und ein hartes Ei. Wir zünden ein Stück Papier an und stecken es in brennendem Zustande in die leere, d. h. bloß mit Luft gefüllte Flasche. Noch während das Papier brennt, schließen wir die Flaschenöffnung mit Hülfe eines harten Eis, das wir vorher seiner Schaale beraubt haben, möglichst hermetisch. Die Verbrennung des Papiers hat die in der Flasche eingesperrte Luft verdünnt, dieselbe wird daher nicht mehr imstande sein, dem Druck der äußeren Luft auf das Ei das Gleichgewicht zuhalten; in der That sehen wir, wie das Ei sich in den Flaschenhals hinein verlängert als ob es von außen mit Gewalt hineingezwängt würde, immer mehr streckt es sich, steigt es hinab und plötzlich rutscht es, mit einem kleinen Knall, ganz in die Flasche hinein. Da haben wir nun einen unanfechtbaren Beweis des atmosphärischen Druckes ohne viel Kosten hergestellt. Ein drittes Experiment der Taucherglocke; dasselbe ist so einfach, daß es kaum beschrieben zu werden braucht. Wir tauchen ein Glas, in dem wir vorher einige Fliegen eingesperrt, verkehrt ins Wasser und das muntere Umherflattern der Insekten giebt uns die Gewißheit, daß nur wenig Wasser in den Innenraum des Glases gedrungen ist. Warum? Weil die Luft sich nur bis zu einer gewissen Grenze zusammendrücken läßt und nach den physikalischen Gesetze der Undurchdringlichkeit dort, wo sich ein Körper befindet, und sei derselbe auch nur Luft, zu gleicher Zeit kein zweiter Körper sich befinden kann.
- Ein altes gallische Sprichwort sagt: "Wenn des besten Mannes Fehler auf seiner Stirne geschrieben ständen, so müßte er seinen Hut bis über die Augen ziehen!"
- Wie die Alten sungen. Mutter: "Was habt ihr denn gemacht, während wir fort waren?" Käthchen: "Mann und Frau haben wir gespielt, Mama." Mutter: "Wie war das denn?" Käthchen: "Ich habe den Tisch gedeckt, dann haben wir uns hingesetzt; dann hat Max die Suppe gekostet und seine Serviette hingeworfen und geschrieen: Das ist ja für meinen Hund zu schlecht. Dann habe ich gesagt, daß er zu dumm wäre, das zu verstehen, und dann hat er gesagt: Alberne Gans! ist hinausgegangen und hat die Thür hinter sich zugeschlagen."
- In der Geschichtsstunde erzählt eine Lehrerin von Hexenprozessen. Als alle Kinder sie hierauf verwundet ansehen, sagt sie: "Ihr wißt wohl nicht, was Hexen sind, oder weiß es Jemand?" Ein kleines Mädchen erhebt die Hand und antwortet: "Meine Mutter hat gesagt, Sie wären eine!"
[ => Original lesen: 1888 Nr. 14 Seite 7]Zum Raubmord bei Schwerin.
Immer enger zieht sich das Netz um den verhafteten Bäkler zusammen, immer mehr Indizien lassen in ihm den Raubmörder erkennen. Bäkler wollte die kritische Nacht weit vom Thatorte in Hamburg bei einem ihm unbekannten Mädchen verbracht haben. Jetzt behauptet ein Bahnwärter in Lübstorf, daß derselbe am Mittwoch 2 Uhr 15 Min. Nachmittags dort den von Kleinen kommenden Zug verlassen und sich nach zuvoriger Erkundigung auf den Weg nach Kirchstück gemacht hat. Ein anderer Bahnbeamter in Lübstorf bekundete, daß er Bäkler als denjenigen erkenne, der sich daselbst in der Frühe des Donnerstag ein Billet IV. Klasse nach Hamburg habe lösen wollen und auf die Bemerkung, daß er nur eins bis Kleinen bekommen könne, dorthin zu Fuß gegangen sei. Der Gastwirth Groth in Kleinen giebt in Uebereinstimmung hiermit an, daß der von ihm rekognoszirte Bäkler am Donnerstag Morgen vor dem 8 Uhr 40 Min. aus Schwerin ankommenden Zuge in seinem Hotel gewesen sei und sich mit Butterbrod, Bier und Schnäpsen vernüchtert habe. Von Kleinen soll Bäkler mit dem erwähnten Zuge dann in der That nach Hamburg abgefahren sein, von wo er seinen Eltern in Crivitz geschrieben hat, um ein scheinbares Alibi für den Ort der That zu liefern. Mit den obigen Angaben des Bahnwärters stimmt auch, daß ein Schweriner, aus Crivitz stammender Schlachterlehrling dem ihm wohlbekannten Bäkler auf der Wismarschen Chaussee bei Medewege in der Richtung von Kirchstück auf Schwerin begegnet ist und seinen ihn begleitenden Nebengesellen auf "diesen großen Bambusen" aufmerksam gemacht hat.
Aus allen diesen Aussagen geht zur Genüge hervor, daß Bäkler während der Mordnacht sich wenigstens in der Nähe des Thatortes aufgehalten hat. Seine spätere Reise nach Hamburg, die Karte an seine Eltern scheinen vorher wohlüberlegt zu sein, um den Verdacht von sich abzulenken. In Lübeck wurde Bäkler bekanntlich am Freitag Abend auf telegraphische Meldung von Schwerin verhaftet. Bei einer Durchsuchung seines Logis fand man an frisch gewaschenen Kleidungsstücken Blutspuren, außerdem ein paar sorgfältig ausgewaschener Stiefel. Eine noch nicht geheilte Stelle an der Stirne wußte Bäkler auf einen unglücklichen Fall zurückzuführen. Bei der in Crivitz in der Wohnung des Vaters des Verhafteten vorgenommenen Haussuchung wurde ein Revolver gefunden.
Diesem erdrückenden Material gegenüber hat Bäkler jetzt seine Aussage geändert. Er will nicht, wie früher angegeben, am Mittwoch und Donnerstag in Hamburg gewesen sein, sondern Mittwoch Mittag 12 Uhr 15 Minuten aus Lübeck abgereist und in Lübstorf ausgestiegen sein. Um 5 Uhr hat er sich in Schwerin am Großen Moore einige Semmeln gekauft, bestreitet aber, die Crivitzer Chaussee entlang gegangen zu sein; er will vielmehr am Großen Moore Kehrt gemacht und seine Semmeln in einer Strohmiethe auf der Medeweger Feldmark verzehrt haben. Von dieser Miethe aus ist er in der Nacht nach Kleinen auf dem Bahnkörper entlang gegangen und von hier, wie ihm nachgewiesen, mit dem Morgenzuge nach Hamburg abgefahren. Als Grund dieser Reise nach Schwerin giebt Bäkler an, er habe von seinem Sparkassenbuche, das er im Betrage von gegen 600 M. bei seiner Verhaftung bei sich führte, bei der hiesigen Ersparnißanstalt einen Betrag erheben wollen und zu seiner Ueberraschung bei seiner Ankunft in Schwerin bemerkt, daß er das Buch in Lübeck vergessen habe, worauf er nach einer mehrstündigen Rast in der Medeweger Strohmiethe zum Theil zu Fuß die Rückreise nach Lübeck bewerkstelligt habe.
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1888 Nr. 14 Seite 8]Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
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