No. 82
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Oktober
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 82 Seite 1]

Zwischen Berlin und St. Petersburg ist das Tischtuch zwar noch nicht zerschnitten, die Messer aber werden bereits stark gewetzt, um die Operation im geeigneten Augenblick schnell vornehmen zu können. Die "Kreuzzeitung", die früher vor Freundschaft gegen Rußland überfloß, droht jetzt mit der Aufrichtung eines Polenreiches, das bis an das schwarze Meer reichen könnte, und die "Kölnische Zeitung" und die "Post" maßregeln die russischen Staatsmänner, weil sie mit staunenswerther Verblendung den Deutschenhaß in Rußland nährten. Fürst Woronzow, ein hochgestellter russischer Aristokrat, hat aus Meran an die "Post" telegraphirt, der famose Toast des Großfürsten Nikolaus hätte bei der strengen Etikette, die am russischen Kaiserhof herrsche, gar nicht gehalten werden können, wenn der Kaiser nicht darum gewußt hätte, mit der deutschen Freundschaft sei es vorbei, ein Krieg sei unvermeidlich. Als einziger weißer Rabe erscheint dagegen Fürst Galitzyn, der in einem offenen Brief die Ideen Katkow's bespricht und den Franzosen einige böse Wahrheiten sagt. Inzwischen ist Großfürst Nikolaus zum Zaren zitirt worden, um entweder gelobt oder ausgescholten zu werden. Vielleicht erfahren wir später über den Empfang und die Audienz etwas Näheres.
Die Franzosen wird's interessiren, daß die gewaltige Festung Mainz immer schußfester wird. An den Forts Gonsenheim und Bingen werden seit Wochen größere Umbauten vorgenommen, wobei viele Arbeiter Beschäftigung finden. Die Erdwälle über, den Festungswerken wurden abgetragen und es werden die Werke selbst mit einer dicken Schichte aus Cement und kleingeschlagenem Granit überkleidet. Hierdurch bildet sich nach der Trocknung eine außerordentlich feste Masse und soll dieselbe, soviel wir hören, einmal ein Schutz des Mauerwerks gegen die Erdfeuchtigkeit sein, namentlich aber auch die Schußfestigkeit der Werke noch wesentlich erhöhen. Die Erdwälle werden dann wieder auf diese Mauerdecke aufgetragen.
Infolge Einführung des neuen Branntweinsteuergesetzes hat sich ein ganz fühlbarer Mangel an Steuerbeamten geltend gemacht. Um diesem möglichst schnell abzuhelfen, ist nun bei einzelnen Regimentern angefragt, ob Avancirte, welche bereits eine bestimmte Zeit gedient haben, bereit wären, zum Steuerfach überzutreten.
Wie gerüchtweise verlautet, sollen in Berlin die Sozialdemokraten sich das Wort gegeben haben, hinfort keine Spirituosen mehr genießen zu wollen, um dem Branntweinsteuergesetz keinen Tribut zu leihen. Wenn das doch erwiesen wäre und die Nüchternheit wirklich einkehren möchte.
Alfred Krupp, der jetzige Chef der Kruppschen Firma ist bei seiner Vorstellungsreise auch zum Besuch beim Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe eingetroffen.
In Berlin ist der Physiker Professor Kirchhoff gestorben, der weltberühmte Entdecker der Spektralanalyse.
Boulanger hat nicht abgedankt, wie halb Frankreich erwartet hatte, sondern seinen 30tägigen Hausarrest angetreten. Er hat noch mancherlei vor und will abwarten. Er hört die Rothen draußen: Hoch Boulanger! schreien und liest, wie seine Zeitungen ihn als den einzigen Retter Frankreichs schildern. Am schwersten fällt ihm in der Haft das Schweigen; 30 Tage lang, er kommt sich vor wie Johannes in der Wüste, "auch ein Heiliger," sagt er. Niemand darf ihn besuchen, als seine Frau; und er ist ein größeres und geduldigeres Publikum gewöhnt. Geduldigeres, denn die Frau Gemahlin ist etwas schneidig und sagt sogleich, wenn er zu raisonniren und zu poltern anfängt: Spiegelberg, ich kenne Dir! Warst Du voriges Jahr nicht selber noch Kriegsminister und hast den alten braven General Schmitz auf dem Fleck abgesetzt, weil er einmal Dich kritisirt hat? Und in der Kammer, wo man zu murren anfing, hast Du mit der Faust auf das Pult geschlagen und gedonnert: So lange ich Kriegsminister bin, hat die Armee nicht zu kritisiren, sondern zu gehorchen! So sagt sie und zeigt ihm das gelobte Land in der Ferne.
Wird Boulanger seines Kommando's entsetzt werden? Der Ministerrath überlegt noch. Es giebt Leute in Paris, die der Regierung Falstaffs Wort zu Gemüthe führen, daß Besonnenheit der Tapferkeit bestes Theil sei. Sie sagen, wenn Boulanger die Uniform ausziehen muß, dann ist der Märtyrer fertig ein Sitz in der Kammer ist ihm sicher, er wird das gefeierte Haupt der Radikalen und wird der Regierung gefährlicher, denn als General in der Provinz. Andere sagen: fort mit ihm, er wird sonst ein Gewaltmensch, dessen Stiefeln und Sporen als Gesetz und Propheten gelten; er führt eine Dezembernacht (2. Dezember) herauf. "Die Schafe blöken schon in der Erwartung, daß sie geschoren werden. Und man wird Sie scheeren."
Die Elsässer sind brave Leute! Sie allein haben es fertig bekommen, den Schlachttag von Jena, den 14. Oktober, in Paris feierlich zu begehen. Natürlich fehlte auch die Patriotenliga nicht dabei. Die elsässischen Damen aber trugen elsässische Tracht und Blumen und Sträußchen und ein Herr Siebecker, ein "echter" Franzose, hielt eine Rede, in der er, ohne Boulanger zu nennen, eine Bemerkung über denselben machte, die sofort von den Zuhörern mit den Rufen: "Es lebe Boulanger"! beantwortet wurde. Dann stimmten die "Boulangisten" die Marseillaise an und nun kam das dicke Ende nach, denn die Anhänger Ferry's geriethen mit jenen in heftigen Streit, so daß es beinahe zu einer zweiten Schlacht bei Jena gekommen wäre. Wir hatten gewünscht, daß die braven elsässischen Patrioten gründlich verhauen worden wären!
Die Eröffnung der bulgarischen Sobranje findet diesmal mit großem Pomp statt. Aus dem fürstlichen Palais in Ebenthal wurde fast der gesamte coburgische Hausschatz nach Sofia beordert, sowie drei Viererz[Fehlstelle]ge, welche bei der Eröffnung verwendet werden sollen.
Von den neuen Zwanzigpfennigstücken sind im September wiederum 290 669 Stück geprägt worden. Es sind jetzt mehr als eine Million Mark dieser

[ => Original lesen: 1887 Nr. 82 Seite 2]

Nickelmünzen im Umlauf. Von den silbernen Zwanzigpfennigstücken sind bereits über 8 Millionen Mark wieder eingezogen, im Umlauf befinden sich davon noch beinahe 27 3/4 Millionen Mark.
Mit dem Nachlaß Ludwigs II., des unglücklichen Königs von Bayern, wird jetzt ziemlich summarisch verfahren. Von den tausend und abertausend Kunst= und anderen Gegenständen, die der König in seinen Schlössern angehäuft hatte, sind schon sehr viele nach Berlin, Leipzig, Stuttgart, Straßburg und nach anderen Orten verkauft worden. Figuren, Vasen, Casseten, alles wird verkauft, wenn genügend Geld dafür geboten wird, sogar Kostüme, die der König getragen hat, sind veräußert worden. Ein Lieblingsthier des Königs, ein starker Zwölfender=Hirsch in Vorderriß, ist dem Verkauftwerden nur dadurch entgangen, daß er ausgebrochen ist und dann erschossen wurde.
In Kopenhagen sieht's schlimm aus, die kleinen Russen und Russinnen liegen fast alle an den Masern darnieder. Und die kleinen Griechen und Engländer leisten ihren russischen Vettern und Basen dabei Gesellschaft. Da mag das ganze Schloß Fredensborg einer großen Kinderstube gleichen und der Zar wird gerade jetzt Gelegenheit haben, sich als Kinderfreund und Unterhalter der kleinen Ungedulde zu zeigen. Die Zarin und die Prinzessin von Wales sollen die Absicht haben, noch in dieser Woche in Wien zum Besuch ihrer Schwester, der Herzogin von Cumberland, eintreffen.


- Schönberg. Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs war die Stadt am Montag mit Flaggen geschmückt. Der Unterricht in den Schulen war ausgesetzt, nur wurde am Vormittage der Tag durch Redeakte festlich begangen. In Spehr's Hotel versammelten sich Nachmittags Mitglieder aller Stände des Fürstenthums zu einem Mittagessen, das sehr zahlreich besucht war und bei welchem Herr Amtsrichter Horn das Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Großherzog ausbrachte. Auf ein an Seine Königliche Hoheit gerichtetes Glückwunschtelegramm ging am 18. die folgende Antwort ein:
Den zur Feier meines Geburtstages versammelt gewesenen Festgenossen sage ich freundlichen Dank. Großherzog.
Die Vereine der Kampfgenossen und Krieger des Fürstenthums hatten zur Feier dieses Geburtstages am Sonntag im Boye'schen Locale einen Ball entrirt, der, zahlreich besucht, bis zum 17. früh die Theilnehmer zusammenhielt.
- Schönberg. Der Theaterdirektor Gürcke beabsichtigt hier von Ratzeburg aus einige Vorstellungen zu geben und später, falls dieselben Anklang finden, nach hier auf einige Wochen mit seiner Gesellschaft überzusiedeln und die Vorstellungen fortzusetzen. Zur Eröffnung kommt heute das Moser'sche Lustspiel "Der Hypochonder" zur Aufführung, dem von Ratzeburg das größte Lob vorausgeht und das sich durch Witz und viele anziehende Momente auszeichnet. Alle Hauptrollen, heißt es, werden vorzüglich dargestellt, so daß auch hier den Besuchern ein interessanter Abend bevorsteht.
- Nachdem das Lübecker neue Krankenhaus jetzt auch in der Innern Einrichtung fertiggestellt ist, wurde dasselbe zur Benutzung übergeben und die in dem alten Krankenhause zur Zeit anwesenden Kranken (50 männliche und 24 weibliche) am 18. Oct. in das neue Krankenhaus übergeführt.
- An der Mosel hat die Weinlese fast in allen Ortschaften begonnen. Wenn auch Mangel an Wärme der letzten Zeit die Qualität etwas beeinträchtigt hat, so kann doch die Ernte im ganzen als recht gut bezeichnet werden.
- In Neustadt a. H. (Pfalz) kündigt ein Metzgermeister nachstehende billige Fleischpreise an: Prima gemästetes, junges Hammelfleisch per Pfund 30 Pfg., gemästetes Kuhfleisch per Pfund 28 Pfg.
- Prinz Heinrich von Preußen hat während seines letzten Aufenthaltes auf Schloß Baden in Begleitung des Prinzen Ludwig von Baden dem Oberförster Müller, der bei einem Jagdunfall durch den Prinzen Heinrich verwundet wurde, jetzt aber wieder hergestellt ist, einen einstündigen Besuch abgestattet.
- Aus den Wolken fiel vor einigen Tagen ein in Leipzig wohnhaftes Rentier=Ehepaar, dessen Sohn, von einer längeren Alpenreise zurückkehrend, seinen Eltern eine frische, nette Sennerin, die Kathi von der Zugspitze, mit dem Bemerken präsentierte, daß er sie zu seiner Frau gewählt habe. Die Eltern, den energischen und festen Charakter ihres Sohnes kennend, haben, nachdem der erste Schrecken überwunden war, sich in das Unvermeidliche gefügt, und das dralle Alpenkind nach Dresden in ein Erziehungs=Institut geschickt, damit sie "Benehmigung" lerne.
- An dem kürzlich in Milwaukee abgehaltenen ersten deutsch=amerikanischen Skatturnier haben sich 248 Spieler betheiligt. Die einzige Dame, welche daran theilnahm, war eine Frau Osthoff, und diese legte ihre Mitspieler schauderhaft hinein; sie gewann den 3ten Preis und nicht weniger als 380 Dollars, ein Zeichen, daß auch die Damen in dem Spiel Großartiges zu leisten vermögen. Skat ist also, wie Figura zeigt, nicht nur ein "herrliches", sondern auch ein "dämliches" Spiel."
- Der bekannte amerikanische Millionär Vanderbilt hat kürzlich der bayerischen Regierung das Anerbieten gemacht, eines der Schlösser des verewigten Königs Ludwig II. zu anständigem Preise zu erwerben, um darin nebst seiner Familie zeitweise Aufenthalt zu nehmen.
- In Sulzbach (Alt=Bayern) stürzte dieser Tage ein erst kürzlich verheiratheter Arbeiter beim Umkippen eines Handkarrens in den Hochofen einer dortigen Schmelze. Es gelang wohl, den Unglücklichen sofort mittelst Eisenhaken aus den Flammen zu ziehen, doch lebte der schrecklich Verstümmelte nur noch eine Stunde.


Anzeigen.

Hausverkauf
in Neubrandenburg (Mecklb.)

Zur öffentlichen Versteigerung des in Neubrandenburg (Mecklb.) an der Treptowerstraße unter No. 357 und 358 für den Verkehr günstig gelegenen alten Post= und Telegraphengrundstücks an den Meistbietenden wird, nachdem in dem am 7. September abgehaltenen ersten Termin ein genügendes Gebot nicht abgegeben worden ist, ein anderweiter Termin auf

Mittwoch, den 26. October 1887

hierdurch anberaumt.
Der Verkaufstermin, welcher in dem Hauptgebäude des zum Verkauf stehenden Grundstücks abgehalten werden wird, beginnt Vormittags 10 Uhr und wird nicht vor 12 Uhr geschlossen. Nach dieser Zeit werden neue Bieter nicht mehr zugelassen.
Auf dem rund 990 qm. großen Grundstücke befinden sich an Baulichkeiten:

1. das zweigeschossige, in Fachwerk aufgeführte Hauptgebäude mit dem anstoßenden eingeschossigen Flügelgebäude, zusammen rund 370 qm. groß mit 19 Wohn= bez. Wirthschaftsräumen und einem Wagenschuppen;
2. das zweigeschossige Stallgebäude, gleichfalls in Fachwerk erbaut, rund 68 qm. groß.
Unter dem Hauptgebäude und dem Flügelgebäude befinden sich geräumige Kellerräume.
Als Pertinentien gehören zu dem Grundstück:
1. die Wiese No. 44 am Königswall, rund 8700 qm. groß und
2. die Wiesenabfindung No. 603, rund 13 000 qm. groß.
Außerdem steht dem Eigenthümer des Grundstücks das Nutzungsrecht an den beiden, je 1496 qm. großen Ackerparzellen No. 191 und 192 zu.
Die Besichtigung des Grundstücks ist bis zum 25. October nach zuvoriger Meldung bei dem Vorsteher des Kaiserlichen Postamts in Neubrandenburg (Mecklb.) gestattet, bei welchem die Verkaufsbedingungen zur Einsicht ausliegen. Die letzteren können auch durch das Kaiserliche Postamt in Neubrandenburg (Mecklb.) sowie durch die Kaiserliche Ober=Postdirection in Schwerin (Mecklb.) gegen Erstattung der Schreibgebühren von 50 Pf. in Abschrift bezogen werden.
Schwerin (Mecklb.), 26. September 1887.

Der Kaiserliche Ober=Postdirector.
Ritzler.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 82 Seite 3]

Gebrüder Barg.
Lübeck, Kohlmarkt 5
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empfehlen ihr bedeutend vergrößertes und jetzt vollständig sortirtes Lager in
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Ersparniss- und Vorschuss-Anstalt in Schönberg.
Der Geschäftsbericht mit Bilanz und Gewinn= und Verlust=Conto für das abgelaufene achtzehnte Rechnungsjahr, sowie der Revisions=Bericht etc. liegen in unserem Geschäftslokale vom 25. Oktober d. J. ab zur gefl. Einsicht der Herren Aktionäre aus.

Schönberg, den 19. Oktober 1887.
                                                    Das Directorium.


Särge!

aus Eichen= und Tannen=Holz, hält in großer Auswahl stets vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen.

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eine gesunde kräftige Amme.
Meldung bei Hebamme                                                    
                                                    D. Steffen in Ratzeburg.


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auf Wunsch auch an andern Tagen, bei vorheriger Anmeldung.                                                    
                                                    F. Leumann.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 82 Seite 4]

Dem geehrten Publikum Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich am Sonntag, den 23. Oktober im Gasthause des Herrn Boye

Photographische Aufnahmen

machen werde.

                                                    A. Bockmann,
                                                    Photograph aus Lübeck.


Wilh. Oldenburg
empfiehlt sein großes Lager                                                    
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Gardinen, Leinen, Tisch- und Handtücher etc. zu außergewöhnlich billigen Preisen.                          
Reste sehr billig!


Stadt-Theater in Schönberg.
Herrn Boye's Theatersaal.
Heute, Freitag den 21. Oktober 1887:
Der Hypochonder.
Lustspiel in 4 Akten von G. von Moser.
Mittwoch, den 26. Oktober 1887:
Die Lore-Ley
Rheinische Volkssage mit Gesang in 5 Akten und 6 Bildern von Hermann Hirsch.
Musik von Neswadba.
Alles Nähere durch die Zettel.
                                                    Die Direction.


Stadt Lübeck.
Am Dienstag, den 3. November cr.
Erstes
Mititair-Abonnements-Concert

mit nachfolgendem Ball ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner Jägerbataillons.      Anfang 7 Uhr.
Entree: Abonnements für 3 Concerte 1 50 Pf. à Person. An der Kasse 75 Pf.

Zu demselben laden ergebenst ein                          
J. H. Freitag.                         A. Reckling
                                                   Großherzoglicher Musikdirektor.

NB. Abonnement=Billets sind im Concert=Saale zu haben.


Am Mittwoch, den 26. ds. Mts.

fahre ich mit meinem Omnibus zum Ratzeburger Viehmarkt.

Abfahrt von hier 5 1/2 Uhr.         Neue Welt 7 Uhr.
                                                    L. Schütt.


Am ersten Markttage ist eine goldene Brosche gefunden worden, der rechtsmäßige Eigenthümer kann sich dieselbe abholen bei

                                                    Böckmann, Gastwirth.


Gesucht werden zu sofort 2 Drescher, von wem sagt die Expedition d. Bl.


Einladung
zum großen
Schluss-Ball
meiner Tanzschule in Rieps am
Sonntag, den 23. Oktober im Lokale des Herrn H. Böttcher daselbst.
Anfang 4 Uhr Nachmittags. - Entree 1 Mk.

NB. Erlaube mir ein geehrtes Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß außer den gewöhnlichen Volks=Tänzen folgende Kostüm=Aufführungen getanzt werden, als "Deutschlands Uhlanentanz", "Studenten=Tanz", "Schäfers Sonntagsmorgen", Ballet, Menuet a. d. Don Jun u. s. w.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. G. Dohrmann.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 23. October.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


"Der Gesammtauflage unserer heutigen ummer liegt ein Prospekt des bekannten

Bankhauses Philipp Fürst

in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichten Leser noch besonders aufmerksam machen".


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 82 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 82 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. October 1887.


- Ein Radfahrer kommt bei starker Dämmerung in einem Dorf bei Worms angefahren, steigt ab und ruft dem Wirth zu, ich werde bei Ihnen übernachten, haben Sie gut Acht auf mein Fahrzeug! Er ißt und trinkt vortrefflich, als ob er vierspännig angefahren sei, schläft vortrefflich und frühstückt Morgens. Der Wirth leistet ihm Gesellschaft und interessirte sich sehr für die Kunst des Radfahrens. Ich werde Ihnen zeigen, was alles man mit dem Rad machen kann, besteigt sein Zweirad, beschreibt die schönsten Curven, berührt, vornehm grüßend, den Schirm seiner Mütze und - fort ist er. So elegant ist mir noch Keiner durchgebrannt, sagte der Wirth; denn die Zeche war noch unbezahlt; andern Tags aber kommt eine Postanweisung, die ihn belehrt, daß der Radfahrer sich nur einen Witz gemacht hatte.
In Straßburg ließ am 12. Oktober eine Dame im Wartesaal zweitem Klasse ein Täschchen liegen. Bald nachher kam von Brumath aus eine Depesche an den Bahnhofvorstand von Straßburg, in welcher dem Täschchen nachgefragt wurde. Dasselbe war gefunden worden und konnte der Dame zugestellt werden; es enthielt 22 000 Mark in Papiergeld.
- Wie schädlich das Schminken ist, davon haben die Münchener, sogar die Münchnerinnen sich überzeugt. In einer ihrer Gemäldegalerien hing seit langer Zeit ein großes Bild: "Die Himmelskönigin" von Hans Holbein dem Jüngern. Viele wollten es gar nicht als einen echten Holbein gelten lassen, denn es war, der Himmel weiß wann und von wem, von einem Pfuscher übermalt worden, um es zu verbessern. Endlich machte sich ein echter Künstler darüber, nahm die Tünche oder Schminke mit unendlicher Kunst und Mühe ab, und nun strömt das ganze kunstsinnige München zu der Himmelskönigin, die in echtem und höchstem Glanz thront.
- Ein zärtlicher Neffe. "Mein lieber Neffe", sagte die alte Tante, "ich werde den Notar holen lassen, um meinen letzten Willen aufzusetzen. Ich bin entschlossen, Dir all' mein Hab' und Gut zu vermachen; ich stelle nur die eine Bedingung: Du mußt mir eine kleine Pension bis an mein Ende aussetzen." "So klein Du willst, liebe Tante", antwortet der Neffe.
- Das folgende hübsche Rechenexempel ist aus Anlaß des Geburtstages des deutschen Kronprinzen von einem Lehrer kombinirt worden: Subtrahirt man von der Summe der Todesdaten des Dichters Schiller †1805, Goethe † 1832, Uhland † 1862 und Wieland † 1813, das Geburtsjahr Alexanders v. Humboldt 1769, ferner die Geburtsjahre unseres Kaisers 1797, des Kronprinzen 1831 und des Prinzen Wilhelm 1859, so ergiebt das Resultat die Anzahl der Lebensjahre, welche der Kronprinz am Dienstag vollendet hat; subtrahirt man indessen von der oben angegebenen Summe die Geburtsdaten Humboldts, des Kaisers, des Prinzen Wilhelm und endlich sein eigenes Geburtsjahr, so erhält man als Resultat die Anzahl der Lebensjahre, welche man in diesem Jahre zurückgelegt hat, resp. zurücklegen wird.
- Drei Kinder bewahrten kürzlich am Abend einen Bahnzug zwischen Calhoun und Windsor im westlichen Missouri vor Unglück. Der Zugführer bemerkte ein kleines Feuer auf dem Bahnkörper, sowie drei kleine Kinder, welche Feuerbrände in ihren Händen schwangen. Der Zug wurde zum Stillstand gebracht, der Zugführer erkundigte sich bei den Kindern nach der Bedeutung ihrer Signale und die Kleinen erwiderten, daß auf der nahen Eisenbahnbrücke ein Pferd auf dem Geleise liege. Das Pferd hatte sich mit den Hufeisen zwischen zwei Schienen festgeklemmt und war gestürzt. Nachdem die Bahnbeamten das Pferd aus seiner gefährlichen Lage befreit hatten, wurde die Fahrt fortgesetzt. Die Passagiere erfuhren erst bei der Weiterfahrt von der großen Gefahr, die ihnen bevorgestanden hatte, wenn nicht die Kinder als Retter erschienen wären. Es waren ein elfjähriger Knabe, ein achtjähriges Mädchen und ein dreijähriger "Pausback", der ebenfalls mit einem brennenden Stock entgegenwinkte.
- Eine Schandthat, die fast nur durch eine an Blödsinn grenzende Brutalität erklärt werden kann, ist von einem Soldaten Hürsch in Bern beim Exerzieren im Feuer begangen worden. Derselbe hat zweimal auf die seinem Bataillon gegenüber stehenden Mannschaften scharf geschossen, wobei er das erstemal einem Mann ein Bein zerschoß und das zweitemal einem anderen die Brust durchbohrte, daß er sofort todt zusammenstürzte. Dem Sturz derselben folgte eine strenge Untersuchung jedes einzelnen Mannes bis aufs Hemd, wobei der Thäter entdeckt wurde. Derselbe hatte noch sechs scharfe Patronen bei sich, die er wegzuwerfen versucht hatte. Er sagte aus, er habe sich gedacht, "es müsse öppis gah."
- Als Schutzmittel gegen die Diphtheritis empfiehlt Dr. Oskar Johannsen, Oberarzt am Stadthospital zu Liebau, dafür zu sorgen, daß die Kinder jeden Abend, bevor sie schlafen gehen, den Mund mit einer desinfizirenden Flüssigkeit reinigen. Sind im Laufe des Tages die betreffenden Bakterien, welche die Erreger der Diphtheritis sind, eingedrungen so haften sie noch nicht fest und werden leicht abgespült. Läßt man sie jedoch die ganze Nacht hindurch sich ruhig "eingrasen", so ist am Morgen die Krankheit da. Bei der weit verbreiteten Sitte, den Mund statt am Abend, erst am Morgen zu spülen, gehen die Speisereste, die regelmäßig im Mund zurückbleibe im Laufe der Nacht in Fäulniß über und begünstigen damit wesentlich die Entwickelung der Bakterien. Während des Tages, wo fortwährend Schluckbewegungen gemacht werden, sind die Bedingungen für das Anwachsen der Parasiten überhaupt nicht günstig, wohl aber während der Nacht, wo der Stoffwechsel auf einen geringen Grad beschränkt ist, weshalb man auch die Krankheit meist am Morgen entwickelt vorfindet. Als bestes Spülwasser eignet sich übermangansaures Kali, weil man bei diesem den Zeitpunkt ersehen kann, wann die Desinfektion beendet ist, wenn nämlich die hellrothe Wasserlösung desselben völlig roth die Mundhöhle wieder verläßt. Dr. Johannsen glaubt auf Grund langjähriger Erfahrungen in seiner Hauptpraxis das neue Verfahren als durchaus wirksam auf das angelegentlichste empfahlen zu müssen.


Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 82 Seite 6]

Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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