[ => Original lesen: 1887 Nr. 80 Seite 1] Die nunmehr durch maßgebende Kundgebungen sichergestellte Thatsache, daß zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien ein festes Bündniß zur Wahrung des Friedens und zu gemeinsamer Abwehr im Kriegsfalle besteht, wird von sämmtlichen Wiener Zeitungen in denkbar freudigster Weise besprochen. Die neue freie Presse bemerkt, daß die Bismarcksche Friedenspolitik damit einen Triumpf feiert, dessen die friedensbedürftige Welt sich ohne Rückhalt erfreuen darf. Solche Bündnisse tragen die Gewähr ihrer Festigkeit und Dauer in sich selbst. Die deutsche Zeitung nennt die Begegnungen von Friedrichsruh eine Art Probe=Mobilisierung, die Bismarck, ohne einen einzigen Soldaten in Bewegung zu setzen, durchgeführt habe. Alle unruhigen kriegerischen Elemente des Welttheils müßten sich vor der außerordentlichen Machtfülle, welche in dieser stillen geräuschlosen Allianzschau des Kanzlers zu Tage trat, beugen.
Als Crispi von Friedrichsruh abreiste, reichte ihm Fürst Bismarck sein Album, damit er ein paar Worte eintrage. Crispi schrieb: Fürst Bismarck Friedensapostel etc., was dem Kanzler große Freude machte. So hat Crispi selber erzählt.
In Elsaß=Lothringen sind wieder 2 französische Zeitungen, "Siècle" und "Lanterne", verboten worden. Sie werden es an ihrem Abonnement spüren, daß das Hetzen gegen Deutschland keine guten Früchte trägt. Allein das "Siècle" hatte etwa 500 Abonnenten in den Reichslanden.
Wer sich auf den Vogelflug, namentlich der Adler, versteht, konnte schon im vorigen Jahr an dem Schwarzen Adler, der von Berlin nach Rom flog und sich auf der Brust des Ministers Graf Robilant niederließ (aber nicht um sie zu zerfleischen, wie der Adler des Prometheus), erkennen, daß in Italien gute und einflußreiche Freunde Deutschlands wohnen, ebenso aus dem warmen Berliner Nachruf auf den Minister Depretis, den Vorgänger Crispis. Es ist eine schöne Abwechslung, daß die Italiener jetzt ihre Römerfahrten über die Berge herüber nach Deutschland machen und hoffentlich kommt mehr dabei heraus als weiland bei den deutschen Römerfahrten, die ganzen Kaisergeschlechtern den Untergang brachten. Die neue deutsche Kaiserpolitik holt dort keine Rechte, Titel und Privilegien, sondern nur Mithelfer bei Erhaltung des Friedens zur Wohlfahrt beider verbündeten Völker. Das neueste Bündniß verpflichtet seine Theilnehmer, also Deutschland, Oesterreich und Italien, Kriege gemeinsam abzuwehren, falls die Verhütung solcher nicht möglich sein sollte. Ueber dieses große Ziel hat man in den drei Reichen kleinere abgethane Uebel vergessen, Oesterreich z. B. die Zeit "Cavours".
Von dem Geschenk der Kaiserin Elisabeth zum Jubiläum des Papstes haben wir berichtet. Kaiser Wilhelm schenkt eine kostbare, reich mit Edelsteinen besetzte Mitra, Kaiserin Augusta ein prachtvolles Meßornat, Prinz=Regent Luitpold zwei mächtige gemalte Glasfenster, Königin Carola ein Weihwasserbecken mit Inlage in Gold. Alles sehr schön, aber nicht schön ist es, daß die Preise dabei stehen, nicht an den Geschenken, aber in den Zeitungen. Hoffentlich liest sie der Papst nicht; denn dann erschrickt er.
Das "kleine Kaliber" des Infanteriegewehrs, das ist das Räthsel, welches augenblicklich in allen Gewehrfabriken Europa's die Köpfe beschäftigt. Sachverständige meinen, daß wir in 3 oder 4 Jahren beim "kleinen Kaliber" angelangt sein würden und in Oesterreich scheint man der Lösung noch näher zu sein, denn es wird aus Wien berichtet, daß dort eine neue Gewehrkonstruktion gefunden worden sein soll, die die Anwendung des kleinen Kalibers, d. h. einer kleinen, vorn abgeplatteten Kugel, ohne daß eine neue von der jetzigen verschiedene Patrone nothwendig wäre, gestattet. Es werden schon Versuche gemacht.
Der augenblicklich in Brüssel weilende brasilianische Kaiser Dom Pedro will seiner leidenden Gesundheit wegen die Regierung Brasilien's niederlegen und dürfte seine Abdankung zu Gunsten seiner ältesten Tochter, der Gräfin von Eu, Ende des Jahres erfolgen.
Der Zar wird um die Mitte dieses Monats aus Kopenhagen in Petersburg zurückerwartet. Während seines Aufenthalts in Kopenhagen hatte er heftige Anfälle von übler Laune. Er verhielt sich schweigend, wenn Fürst Bismarck erwähnt wurde, und zeigte seine Unzufriedenheit mit der Haltung Deutschlands. Als die Frage einer Zusammenkunft mit dem deutschen Kaiser in Stettin besprochen wurde, äußerte er in Gegenwart von 5 bis 6 Personen: "Nun, ich will auch nicht dazu gezwungen werden, nach Canossa zu gehen."
Der Regierung in Frankreich wird des gehässigen und lächerlichen Spionirens selbst zu viel. Sie warnt, namentlich in den Provinzen, vor leichtsinnigen Verhaftungen von Ausländern und mahnt, zu solchen nur in sehr ernsten Fällen zu schreiten. Was sagt sie dann aber zu dem Treiben in Paris, wo jedes deutsche Schild ausspionirt, in den Zeitungen veröffentlicht und verhetzt wird? Die Provinz ist nur der schwache Abklatsch der Hauptstadt.
General Caffarel vom Kriegsministerium in Paris ist wirklich verhaftet und abgesetzt. Er hat mit dem Orden der Ehrenlegion Schacher getrieben. Er verkaufte ihn mit Hülfe guter Freunde und Freundinnen; denn in Frankreich sind bei den besten und bösesten Dingen immer Weiber im Spiel. Der Preis des rothen Bändchens wechselte zwischen 25 000 und 50 000 Franks, je nachdem die Bewerber mehr oder weniger reich waren. Der General hat dem Kriegsminister bereits gebeichtet. Ob er auch bei dem Verrath der Mobilmachung betheiligt war, wird sich noch herausstellen.
Prinz Ferdinand in Bulgarien setzt sich etwas fester in den Fürstenstuhl. Die äußere Lage ist ihm günstiger geworden, Oesterreich, Italien und England sind ihm nicht abgeneigt und halten Rußland etwas zurück, und er selber ist eifrig aus, das Militär sich zum Freund zu machen. Beim Becherklang lassen sich Offiziere und Prinz fleißig hoch leben und stiften eine Kameradschaft mit Lob und Wein, die freilich beim Prinz Alexander noch viel fester durch Blut auf dem Schlachtfeld gekittet war. Des Prinzen Frau Mutter eilt ihm im November zu Hülfe - mit Weiberlist und Mammon - hoffentlich!
[ => Original lesen: 1887 Nr. 80 Seite 2]- Schönberg. In der Nacht vom 11. bis 12. d. Mts. wurde in Retelsdorf beim Hauswirth B. ein Einbruchsdiebstahl verübt, wobei dem Diebe 230 M. in die Hände gefallen sind. Nach der Art der Ausführung des Einbruchs zu urtheilen, scheint der Dieb mit den Lokalitäten des Hauses genau vertraut zu sein.
- Das Reichsgericht hat den Anarchisten Neve wegen vorbereitender Handlungen und Aufforderungen zum Hochverrath, Zuwiderhandlung gegen das Sprengstoffgesetz, Verbreitung verbotener Druckschriften und Meineids zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt.
- Von Berlin ans sind große Mengen von Revolvern und Munition nach Bulgarien abgegangen, nachdem von der dortigen Regierung Zahlung geleistet worden ist.
- In Köln sitzt ein mehrfacher Millionär, Gutsbesitzer Max Harff, wegen Betruges hinter Schloß und Riegel. Um 6000 Mark beging er Urkundenfälschung und Meineid.
- In Hamburg sind von Seiten einer Faktorei in Kamerun Nachrichten über eine militärische Expedition zugegangen, die gegen zwei dortige Häuptlinge gerichtet war. Dieselben hatten sich mehrere Unrechtmäßigkeiten zu Schulden kommen lassen und gelang es der Expedition, die aus 60 Mann von den Kreuzern "Habicht" und "Cyklop" bestand, nicht, die Strafsumme, zu der die Häuptlinge verurtheilt waren, einzuziehen. Deshalb wurden zwei Dörfer zerstört. Nachträglich sollen sich die Häuptlinge zur Abzahlung der Strafsumme erboten und bereits eine Anzahlung geleistet haben.
- Einem Arbeiter in Ems sitzt das Herz in der Nähe der Magengrube (was übrigens vielen Leuten passiren soll), ist aber kerngesund. Ehe der Arzt ihn untersuchte (für das Militär), ahnte er gar nicht, daß er das Herz nicht auf dem rechten Fleck habe.
- Prinz Wilhelm, der älteste Enkel des deutschen Kronprinzen, hat sich, man schreibe dies ergötzliche Geschichtchen der "W. A. Z." aus Berlin, an seinen Urgroßvater, den deutschen Kaiser, mit der Bitte gewendet, man solle ihn doch nicht mehr nöthigen, mit Gouvernanten auf der Straße seinen Spaziergang zu machen, er könne das Trippeln der Frauen nicht leiden, und bitte inständigst, der Kaiser möge einen Soldaten zu seinem Begleiter ernennen, der regelmäßige militärische Schritte mache und an dessen Seite man mit Vergnügen gehen könne. Dieses Gesuch wirkte, man kann sich's denken, eben so erheiternd als erbaulich auf den greisen Monarchen, und er traf sofort eine Auswahl, nach welcher ein frischer Rekrut zum Begleiter des jungen Prinzen ernannt wurde.
- Wie man aus München meldet, fand sich am Sonnabend Vormittag Graf Wilhelm Bismarck mit seiner Gemahlin und der Gräfin Rantzau im Hofbräuhause ein, um sich zu der um 11 erfolgenden Abreise noch durch einen soliden Schluck zu stärken. Da die Witterung trübe war und die Stammgäste deshalb nicht im Freien saßen, begab sich auch Graf Bismarck mit den beiden Damen in die Schenke und ließ sich dort zwei Maaß Bier geben. Der Stoff mundete dem Grafen, doch vermochte er die zweite Maaß nicht mehr zu bewältigen und bot daher den Rest derselben, eine gute Halbe, der unter dem Namen "dicke Zeitungspepi" bekannten Colporteurin, als ihm diese ihre Hofbräuhausliteratur anbot, zum Trinken mit den Worten: "Wollen Sie mal austrinken?" ""Ja freili, Herr, aber die Damen da wollen doch auch noch trinken?"" erwiderte die dicke Zeitungspepi mit einem bescheidenen Seitenblick auf die beiden Begleiterinnen des Grafen. "Nein" erklärte dieser, "die Damen trinken nicht, die trinken Schnaps!" ""Ja freili!" rief die allzeit muntere Pepi aus, ""die Damen werden Schnaps trinken jetzt, wo er so vertheuert worden ist!"" Graf Bismarck lachte über die Anspielung auf die Branntweinsteuergemeinschaft herzlich auf, während die Pepi mit dem gewohnten kräftigen Zuge leer trank. Nachdem ihr noch der Graf die Satzungen des Hofbräuhauses, die Hofbräuhauszeitung und bemalte Korrespondenzkarten abgekauft hatte, verließ er in heiterster Laune das Hofbräuhaus. Die Pepi erschrak nicht wenig, als ihr nachher mitgetheilt wurde, daß es der Sohn des Fürsten Bismarck war, der ihr sein Bier zu trinken gegeben hatte.
- In München starb kürzlich eine Köchin, welche seit Mai 1833, also volle 54 Jahre, die gleiche Familie mit großer Treue und seltener Ergebenheit bediente.
- Die richtige Frage. In der Sendlingerstraße zu München stehen viele Menschen um ein kleines weinendes Kind geschaart, das seine Mutter verloren. Die Leute sind absolut rathlos, was zu thun sei; denn der Kleine giebt auf alle Fragen, wie er heiße, wo er wohne etc., die feststehende Antwort: "woaß net." Schon will man den Findling auf die Polizei bringen, als einem kundigen Thebaner ein genialer Gedanke kommt. Er stellt sich vor das Kind und sagt: "Du, 'etzt schau' mal her: Wo holt Ihr denn's Bier?" "In' Franziskaner!" gab der Schreihals prompt zur Antwort. Das war die einzig richtige Frage gewesen, und sofort ging's in den "Franziskaner", wo die Herkunft des Elternlosen schnell festgestellt war.
- Bei dem Duell im Polygonwäldchen bei Straßburg standen einander gegenüber der als sehr schneidiger Offizier bekannte Ulanenrittmeister M. und der Herr v. L., der bis zum 1. Oktober als Einjähriger in der Schwadron des genannten Rittmeisters gestanden hatte. Im Publikum wird erzählt, Rittmeister M. habe im Dienst den Einjährigen v. L. eine beleidigende Bezeichnung zugerufen. v. L. habe ruhig den Ablauf seiner Dienstzeit abgewartet und dann nach dem 1. Oktober den Rittmeister gefordert. Beim dritten Schießen traf die Kugel des Gegners den Rittmeister in den Oberschenkel, unweit von der Weiche; sein Zustand, der anfänglich bedenklich war, hat sich aber jetzt gebessert.
- Im dänischen Residenzschloß Fredensborg sind die Masern ausgebrochen, worüber die vielen dort versammelten Gäste einen großen Schreck bekamen. Befallen von der Krankheit wurde der älteste Sohn des kronprinzlichen Paares, Prinz Christian.
- "Hoher" Besuch. Rom bereitet sich vor, die größte Frau der Welt in seiner Mitte zu empfangen. Es ist dies die Aebtissin=Mutter des Klosters St. Meinrad in der Schweiz. Die Aebtissin mißt gegen neun (?) Fuß, ihr Umfang ist ein derartiger, daß sie in den weiten braunen Klostergewändern geradezu übermenschlich aussieht. Die Aebtissin kommt in die ewige Stadt, um dem Papst zu seinem Jubiläum ihre Huldigung darzubringen, und der Heilige Vater erklärte offen, daß er sehr neugierig sei, sie kennen zu lernen.
- Der erste Eisenbahnzug auf der nördlichst gelegenen Eisenbahnlinie der Erde, Lulea=Afften, hat am Sonnabend den Polarkreis passirt. Die Bahn ist von Lulea bis zu einem Punkt, vier schwedische Meilen vom Gebirge Gallivara, fertig gestellt.
- Auch die Benediktinerinnen haben ihre Besitzungen in Frankreich verkauft und werden am 19. d. M. in Fulda das Kloster nebst der Kirche in Besitz nehmen. So kehren dorthin alle die Orden und Genossenschaften zurück, welche vor Jahren ihre Stätten verlassen haben.
- Das Sprüchwort sagt: "Neapel sehen und sterben"; man könnte es beinahe auf die Schweiz anwenden. In diesem Jahr fanden dort bei Bergbesteigungen 23 Unglücksfälle statt, die mit dem Tod endeten.
- In der Hafenstadt Bari liest man an einem Laden folgende Aufschrift: "Blutegel, Kleinverschleiß von Brot und Unterricht in der Mathematik." Mehr kann man in einem Geschäft nicht verlangen.
- Der Czar im Urlaub ist ein ganz anderer, als der Czar im Dienst. Vor ein paar Tagen ließ er sich die Zeitungen aus dem Vorzimmer bringen und fand in den Inseraten ein "Heirathsgesuch" roth angestrichen. Es lautete: "Junges, hübsches Bürgermädchen mit schöner Mitgift wünscht sich zu verheirathen, am liebsten mit einem braven Soldaten." Wer hat dieses Inserat angestrichen? fragte er. Jedenfalls der Gardist im Vorzimmer, lautete die Antwort. So war es auch, der Soldat hatte geglaubt, der Czar habe die Zeitung schon gelesen. "Er soll herein!" Der Soldat trat ein, Sibirien vor Augen. Der Czar aber lachte und sagte: "Versuch dein Glück, Bursche, und wenn's zur
[ => Original lesen: 1887 Nr. 80 Seite 3]Hochzeit kommt, sag' mir's, ich werde dann meine Schuldigkeit thun.
- Der falsche König Malieota auf Samoa hat sich den Deutschen ergeben und wurde an Bord des "Adler" gebracht, der in See gestochen ist.
Gestreifte u. karr. Seidenstoffe v. Mk. 1,35 bis 19,80 p. Met. (ca. 250 versch. Dess.) - Grisailles, Armures, Crietallique, Louisine. Clacé, Mille-Carreaux, Changeant etc. - vers. roben= und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meiereien Lockwisch und Westerbeck, welche Johannis 1888 aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte ein Termin auf
Sonnabend, d. 5. November d. J.,
Vormittags 11 Uhr,
anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Größtmöglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpoen von 3000 M. zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Lockwisch in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 10. Oktober 1887.
Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
Es hat Gott gefallen, meine liebe Frau, Johanna geb. Fabritz, heute Nacht von ihren langen schweren Leiden durch den Tod zu erlösen.
Röm. 8,18.
Lübeck, den 5. October 1887.
Gerling, Pastor emer.
Auctions=Anzeige.
Am Dienstag den 25. d. M. Vormittags 10 Uhr, sollen zu Maurinmühle meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
eichen und tannen Bauholz und Bretter, Thüren und Fenster, 1 Treppe und Stückmauersteine.
Carlow, den 11. October 1887.
Struck, Landreiter.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs
findet am Montag, den 17. d. M. Nachmittags 4 Uhr in meinem Saale
ein Diner
statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen.
Preis à Couvert 3 Mk.
Anmeldungen erbitte bis Sonnabend, den 15. d. Mts.
L. Spehr.
Zur Deckung der Brandschäden, Unterhaltung der Spritzen und zur Bestreitung der Verwaltungskosten ist für das laufende Jahr ein Beitrag von für Cl. Ia. 10 Pf., Cl. Ib. 12 Pf., Cl. II. 16 Pf., Cl. III. 20 Pf. für je 100 M. Versicherungssumme erforderlich. Die Hebungstage werden den Ortschaften noch besonders bekannt gemacht.
Schönberg, den 7. Oktober 1887.
Die Direction der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister. F. Stüve.
Stadt Lübeck.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs am 17. d. Mts.:
Großer Ball.
Entree für Herren 60 Pf., Damen frei.
Es ladet ergebenst ein
J. H. Freitag.
Zur Geburtstagsfeier Sr. Königl Hoheit des Großherzogs am 17. d. M.:
Große Tanzmusik
für die Nacht.
Hierzu ladet ergebenst ein
J. Wienck, Gastwirth.
Sülsdorf, den 13. October 1887.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs
findet am Montag, den 17. d. M.:
Grosse Tanzmusik
statt, wozu ergebenst einladet
J. Krellenberg-Carlow.
Am 16. und 17. Oktober d. J. findet bei mir
ein Scheibenschießen
nach guten Gewinnen statt, wozu ergebenst einladet.
H. Wittfoth, Duvennest.
Am 17. October: Ball.
Gesucht zu Ende October
eine gesunde kräftige Amme.
Meldung bei Hebamme
D. Steffen in Ratzeburg.
Schwarz'sche Pflüge,
(jede Art) sowie sämtl. dazugehörige Stahlschaare, Stahl=Streichbretter, Sohlen und Schrauben bei
Ludw. Warncke
in Mölln.
Kornrummeln u. Rübenschneider
in sehr vielen verschiedenen Größen vorräthig auf Lager bei
Ludw. Warncke-Mölln.
Der diesjährige Geburtstag Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs wird seitens des Kampfgenossen= und Kriegervereins hieselbst durch einen am Sonntag, den 16. October d. J. im neuen Boye'schen Saale stattfindenden
großen Festball
gefeiert werden. Auch Nichtmitglieder dieser Vereine haben Zutritt. Beginn des Balles um 7 Uhr Abends. Kameraden beider Vereine zahlen zu diesem Balle für sich, ihre Frauen und Töchter kein Entree, während Nichtmitglieder, jeder Herr 1 Mk. und jede Dame 50 Pf. Eintrittsgeld zu entrichten haben.
Schönberg, den 8. October 1887.
Die Vorstände
des Kampfgenossen= und Krieger=Vereins.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 80 Seite 4]Gebrüder Barg.
Lübeck, Kohlmarkt 5
(ein Haus oberhalb Wilken's Gasthof).
empfehlen ihr bedeutend vergrößertes und jetzt vollständig sortirtes Lager in
Tuchen, Bukskins, Paletotstoffe und Kleiderstoffe
in der größten Auswahl und den neusten Sachen, Neuheiten in
Besätzen, schwarze Caschmire und Wollenzeuge,
nur erprobte gute Qualitäten.
Gardinen,
Leinen-Waaren, Bettzeuge, Bettfedern und Daunen,
Woll- und Holländische-Waaren
en-gros und an-detail.
Normal Unterzeuge,
sowie größte Auswahl in
Winter-Jaquetts, Paletots, Regenmäntel,
für Damen und für Kinder.
Eine langjährige Praxis und ein fortgesetztes, gründliches Weiterarbeiten befähigen mich, alle Arten von Zahnoperationen nach den neuesten Methoden auszuführen. Besonders empfehle ich mich zum Plombieren in Cement=, Silber=, Gold=, Kautschuck= und Kupfer=Amalgan; sowie Nervtödten, Zahnreinigen und gefahrlosem Ausziehen von Zähnen mittelst Betäubung des Zahnfleisches.
H. Fick,
Wundarzt II. Cl.
Echte Kieler=Sprotten,
prime Fett=Bücklinge
empfiehlt H. Mette.
Hof=Verkauf.
Ein schöner freier Hof in Mecklenburg groß 470 Tonnen incl. 60 Tonnen Wiesen und 20 Tonnen Hölzung mit guten Gebäuden etc. soll Sterbefalls mit voller Ernte und lebend u. todten Inventar verkauft werden unter sehr günstigen Bedingungen. Selbstreflect. belieben sich zu melden unter V. S. 135 a. d. Exped. d. Bl.
Einen eisernen Geldschrank
hat preiswürdig zu verkaufen
C. Roepstorff.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 16. October.
Ernte=Dankfest.
(Collecte für den Gustav=Adolf=Verein)
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 80 Seite 5]Beilage
zu Nr. 80 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. October 1887.
- Von Oskar v. Redwitz wird Ende Oktober nach dreijähriger Pause ein neuer Roman "Hymnen" in einem Baude bei W. Hertz in Berlin erscheinen.
- Die Schichau'sche Torpedofabrik in Elbing, die wie Krupp in Essen, Gruson in Buckau einen Weltruf besitzt, feierte am Dienstag ihr fünfzigjähriges Jubiläum. Jeder seiner ca. 2000 Arbeiter erhielt einen freien Tag bei vollständiger Löhnung und 3 Mk. baar, sodann wurde ein Kapital von 100 000 Mk. in Konsols zu einer Altersversorgungskasse für invalide Arbeiter der Schichau'schen Fabrik gestiftet, aus dessen Zinsen die Arbeitsunfähigen unterstützt werden sollen. - Schichau hat mit seinen Booten sogar hervorragende englische Fabriken geschlagen.
- Ueber einen Massenmord der nach Süden gehenden Waldvögel, der selbst von deutschen Kurgästen mit Eifer betrieben wird, berichten Hamburger Blätter von der Insel Helgoland. Da die kleinen Thierchen dort gewöhnlich Halt machen, werden sie Nachts mittelst Laternen herangelockt und gefangen, um verzehrt zu werden. Der Leuchtthurmwächter hat, wie er selbst geäußert hat, in einer Nacht 3000 Stück dieser kleinen Vögel getödtet.
- Wie stark der Hamster, der von jeher alljährlich verfolgt worden ist, die Fluren bei Halle bewohnt, zeigt die Thatsache, daß innerhalb eines Vierteljahres 55 399 Stück dieser Thiere gefangen wurden. Die Chronik erzählt, daß in einem Jahre der Hamster bis in die Stadt drang.
- In Cottbus begingen die Maurer Grabeinschen Eheleute das seltene Fest der ehernen Hochzeit (70 jähriges Jubiläum). Der Jubilar steht im 90., die Jubilarin im 87. Lebensjahre. Der Ehe sind entsprossen 10 Kinder (davon 5 noch lebend), 31 Enkel (18 noch lebend) und 14 Urenkel (9 noch lebend).
- Das 9. Armeecorps wird, wie es heißt im Jahre 1888 in Schleswig=Holstein Kaisermanöver abhalten.
- Von den Vorräthen, welche ein jetziger Postdampfer für eine Reise von und nach Amerika mitzunehmen hat, wird sich kaum Jemand eine klare Vorstellung machen können; wir sind in der Lage, hiervon ein kleines Bild geben zu können. Der Dampfer "Trave" des "Norddeutschen Lloyd" z. B. verbraucht täglich 150 Tonnen Kohlen und erzielt damit 18 Seemeilen Geschwindigkeit und noch mehr. Die Maschinen indiziren 8000 Pferdekräfte und brauchen per Tag 50 Liter Oel. Die Mannschaften bilden: der Kapitän, 4 Offiziere, 2 Zahlmeister, 40 Deckmannschaften, 15 Maschinisten, 62 Feuerleute, 6 Köche, 3 Oberstewards, 5 Stewardessen, 42 Bedienungspersonal, 1 Konditor, 3 Bäcker, 1 Lagermeister, 1 Schlachter, 1 Arzt, 1 Barbier, 1 Portier, 6 Aufwäscher, im Ganzen also 190 bis 195 Mann. Die Ausrüstung, welche dieses Schiff beispielsweise mit 1135 Passagieren und obiger Mannschaft kürzlich von Bremen mitnahm, umfaßt: 6358 Pfund frisches Rindfleisch, 425 Pfund Schweinefleisch, 1000 Pfund Büchsenfleisch, 16 529 Pfund gesalzenes Fleisch, 2125 Pfund geräuchertes Fleisch, Schinken u. s. w., 800 Pfund frische und geräucherte Fische, Hummer, Krabben, 400 Stück diverse Geflügel, 1500 Büchsen Konserven, 2400 Pfund Sauerkraut, 3000 Pfund Hülsenfrüchte, Graupen, Nudeln etc., 700 Pfund Reis, 18 Tons Kartoffel, 100 Barrel Mehl, 5000 Pfund Brot, 5600 Eier, 1600 Pfund Zucker und Syrup, 90 Pfund Thee, 1000 Pfund Kaffee, 850 Büchsen präservirte Milch, 2200 Pfund Butter, 1200 Pfund getrocknete Früchte, 300 Pfund Nüsse und Datteln, 650 Pfund Käse, 50 Körbe Gemüse, 150 Briks Ice Cream und 40 Tons Eis. Getrunken werden auf einer Doppelreise 203 Flaschen Champagner, 1172 Flaschen Wein, 114 Spirituosen, 82 Flaschen Liqueure, 3444 Flaschen Bier, 1000 Liter Bier vom Faß und 994 Flaschen Mineralwasser. Außer all' diesen Gegenständen ist jedoch das Proviantmagazin eines solchen Schiffes noch mit Hunderten der verschiedensten Delikatessen und sonstiger Artikel versehen. Es wird schließlich jede gute Hausfrau gruseln machen, wenn sie hört, daß auf jeder Reise im Durchschnitt 500 Teller, 100 Tassen, 160 Wassergläser, 100 Weingläser und 25 Karaffen zerbrochen werden.
- Ein großer Bankerott wird aus San Francisko gemeldet. Der größte kalifornische Getreidespekulant hat nämlich seine Zahlungen mit einem Fehlbetrag von 60 Millionen Franks eingestellt.
- Die Frauen in Siebenbürgen dürfen stolz sein. Als Kaiser Franz Joseph jüngst aus dem Theater in Klausenburg kam, erklärte er, er habe noch nie so viele schöne Frauen gesehen, wie so eben, und anderen Tages wiederholte er seine Betheuerung. Und er ist doch von Wien und Pest aus verwöhnt.
- In einem Florentiner Kloster ist der Kardinal Bartolini gestorben. Er war der eigentliche Papstmacher. Unermüdlich wirkte er für die Wahl Leo XIII. und er hat sie noch mehr zu Stande gebracht als der heilige Geist in Conclave.
- Die nach Konstantinopel eingeführten Erzeugnisse der deutschen Textilindustrie nehmen einen hervorragenden Platz ein. An erster Stelle steht Leinen mit einem Verbrauch von etwa 30 Million Franks, Matratzenleinen mit 6,210,000 Franks, Teppiche, Confektionsartikel und Säcke bis zur Höhe von 4 Millionen Franks, Spitzen und Bänder für 3 Millionen, Packtuch für 1 1/2 Million, Leinengarne für 900,000, Schürzen und Handtücher do.
- In voriger Woche platzte der Kessel der Lokomotive des von London nach Dover fahrenden Nachmittagszugs. Der 1 1/2 Ctr. wiegende obere Theil der Lokomotive wurde mit furchtbarer Gewalt emporgeschleudert, Maschinist und Heizer wurden nicht verletzt.
- Der 12jährige Sohn des Bauers Doll zu Kriegsfeld in der Pfalz führte eine Kuh zur Weide und band sich das Ende des Strickes, an dem er die Kuh führte, um den Hals. Die Kuh wurde plötzlich scheu, rannte davon und schleppte den Kleinen mit fort. Durch, sein Geschrei wurde das Thier immer weiter getrieben und zog dabei dem Knaben den Hals zu. Später fanden ihn Bauersleute als Leiche, ein Arm war völlig aus der Achselhöhle gerissen.
- Der höchste Grad der Vergeßlichkeit. Ein biederer Landmann aus der Umgegend von Liegnitz war am letzten Markttag mit "Muttern" nach der Stadt gefahren, um Einkäufe zu besorgen. Hier wurde das Pferd eingestellt und Jeder ging seinen Geschäften nach. Der Herr Gemahl stärkte sich an einigen Seideln und spannte Nachmittags sein "Brändl" ein, um nach Hause zu fahren. Schon hatte er den halben Weg nach dem Heimathsdorf zurückgelegt, als ihm einfällt, daß er seine Frau in Liegnitz vergessen hatte. Schnell machte er kehrt und fuhr nach dem Gasthaus wo ihn die liebende Gattin mit einem vernichtenden Blick und den inhaltsschweren Worten empfing: "Na woart ock August, wen ber heem kumm'n."
- Ein Badegast in Kissingen, dessen Ehrgeiz dahin ging, so viel zu wiegen wie Bismarck, stürzte bei seiner Abreise auf einen Bekannten zu mit dem Jubelruf: "Jetzt fehlen mir nur noch zwei Pfund an Bismarck!" - "Aber an Gehirn!" antwortet der Freund lakonisch.
Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 80 Seite 6]Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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