[ => Original lesen: 1887 Nr. 76 Seite 1] Kaiser Wilhelm ist in Baden=Baden angekommen. Als ihm jüngst zu seinem prächtigen Aussehen gratulirt wurde, sagte er: Ich fühle mich jetzt auch sehr wohl, allein das muß sein; denn ich habe einen Wunsch, dessen Erfüllung ich noch erleben möchte. Ich möchte noch einmal hell und schmetternd, wie in früheren Jahren, die Stimme meines Sohnes, des Kronprinzen, hören.
Der Reichsanzeiger beichtet über das Befinden des deutschen Kronprinzen: "Sir Morell Mackenzie, welcher sich zur Zeit auf einer Erholungsreise befindet, stattete dem Kronprinzen in Toblach einen Besuch ab und konstatierte, daß die Besserung des Halsleidens sich in einem erfreulichen Fortschreiten befand. Vor seiner Rückkehr nach England hat Sir Morell Mackenzie einen nochmaligen Besuch in Aussicht gestellt. - Am Sonntag Vormittag ist der Kronprinz über Franzensfeste, Brixen und Botzen nach Trient gereist, wo er über Nacht blieb. Montagerfolgte über Ala, Verona, Padua die Reise nach Venedig, wo der Kronprinz für längere Zeit Wohnung nehmen wird.
Fürst Bismarck hat sein Jubiläum im Kreise seiner Familie in Friedrichsruh gefeiert. Arbeitend hat er es angetreten, wie sein ganzes Leben Arbeit war. Nachmittags kamen Prinz Wilhelm mit Gemahlin und Prinz Heinrich, der Seemann, mit der Eisenbahn zur persönlichen Gratulation. Der Kaiser gratulirte schriftlich und hat seinem Kanzler, der so manchen Strauß für ihn bestanden, einen kunstvollen und unvergänglichen eisernen Strauß und eine kostbare Vase mit seinem Bild gesandt. Aus weiter Umgegend waren Tausende versammelt. Als Bismarck sein Amt antrat, gedachte er es 10 Jahre zu führen und dann wie Cincinatus zum Pflug zurückzukehren, aber er wuchs mit seinen Zwecken und als der Kaiser ihm sein berühmtes "Niemals!" zurief, wurden 25 Jahre daraus und heute noch ist er am Steuerruder des Reiches nicht zu entbehren.
Eine Vorlage betreffend die Unterstützung der Familien der zur Fahne berufenen Reservisten und Landwehrmänner ist dem Bundesrath schon vor einigen Monaten zugegangen. Dieselbe bezieht sich indessen nur auf den Kriegsfall. Wie verlautet, dürfte das Gesetz, gemäß einer früheren Anregung des Reichstages, im Bundesrathe eine Ergänzung dahin erfahren, daß es auch die Einberufungen im Frieden berücksichtigt.
Von einer Verstärkung der deutschen Garnisonen an der französischen Grenze wußte neulich die "Metzer Zeitung" zu erzählen. Es handelt sich dabei, wie man jetzt erfährt, um die Verlegung zweier Jägerbataillone in Garnisonen jenseits der Vogesen und eines Artillerieregiments nach Constans, um für die neu zu formirenden Regimenter in den alten Garnisonen Platz zu gewinnen. Daraus folgt allerdings eine Vermehrung der Regimenter in Elsaß=Lothringen von selbst.
Fürst Hohenlohe, der Statthalter in Elsaß ist der erste Deutsche, der unter dem Ukas des Zaren zu leiden hat, daß Ausländer, welche Grundbesitz in Rußland erben, denselben längstens in drei Jahren an einen russischen Unterthan verkaufen müssen, widrigenfalls er gerichtlich und zwangsweise verkauft wird. Dieser Ukas ist eine der russischen Liebenswürdigkeiten gegen Deutsche. Fürst Hohenlohe hat jüngst einen Landbesitz im Pinsker Gouvernement geerbt, der nach amtlicher Schätzung 400 []=Meilen Grund und Boden umfaßt und zum großen Theil aus Urwald besteht und einen Werth von 25 Millionen Rubel hat, der um das Doppelte und Dreifache wachsen wird, weil Eisenbahnen und Kanäle in der nächsten Zeit angelegt werden, die seither fehlten. Alle Versuche des Fürsten in Petersburg, das kostbare Erbe sich erhalten zu dürfen, sind gescheitert. Der einzige Ausweg ist, daß er oder sein Sohn russischer Unterthan wird.
Der Papst zeigt sich auch in Irland als ein Friedensfürst. Er läßt bei der Geistlichkeit in Irland, welche die Aufstände und Gräuel seither unterstützt hat, abwiegeln.
Der französische Finanzminister Rouvier hatte das von seinem Vorgänger eingebrachte Budget für außerordentliche Ausgaben bereits von 180 auf 120 Millionen herabgesetzt. Jetzt hat er der Budgetkommission mitgetheilt, daß derselbe in Folge weiterer Zugeständnisse des Kriegs= und Marineministers nur noch 100 Millionen betrage.
Der "Nord" erklärt, Rußland erwarte von der Friedrichsruher Begegnung eine Einigung Deutschlands und Oesterreichs zur Lösung der bulgarischen Frage. Andernfalls wäre die Entrevue für den europäischen Frieden bedeutungslos.
Aus russischen Kreisen verlautet, während des jetzigen Kopenhagener Aufenthaltes des Zaren trete das Projekt, den Prinzen Waldemar von Dänemark auf den bulgarischen Thron zu setzen, wieder stark in den Vordergrund. Rußland solle damit zeigen wollen, daß es durchaus nicht planlos die Beseitigung des Coburgers verlange, sondern nunmehr thatsächlich einen ernsten Kandidaten besitze, gegen welchen Niemand etwas einwenden könne und den auch die Bulgaren bereits einmal acceptiert hatten. Die russischen Kreise behaupten, das Projekt werde alsbald festere Gestalt annehmen.
Die zwei härtesten Köpfe gehören dem Zaren Alexander, der einen wahren Katkopf hat, und der Königin Natalie von Serbien, die auch nicht Frieden geben will. Sogar die Großmacht Oesterreich ist mit dem Versuch, sie mit ihrem Gemahl wieder zusammenzubringen, diplomatisch gescheitert. Und doch soll sie nur ein sehr kleines Köpfchen haben!
- Am 26. Sept. hatte sich vor dem Schwurgericht zu Güstrow die Marie Schumacher aus Tarnow auf die Beschuldigung zu verantworten am 22. Juni d. J. ihre am 24. April d. J. geborene Tochter Marie vorsätzlich getödtet und diese Tödtung mit Ueberlegung ausgeführt zu haben. Die Angeklagte hat in der Voruntersuchung ein unumwundenes Geständniß abgelegt und blieb auch gestern bei demselben. Ihre Familienverhältnisse sind trübe. Der Vater des Kindes soll ihrer Aussage gemäß kein Geld mehr zur Ernährung des Kindes haben
[ => Original lesen: 1887 Nr. 76 Seite 2]geben wollen; dies brachte die Mutter in Verzweiflung. Von allen Mitteln entblößt, hat sie nach einer Unterredung mit dem unehelichen Vater den Entschluß gefaßt, ihre Tochter zu tödten und zwar durch Ertrinken in einem zwischen Mühlengeez und Tarnow belegenen Wasserloche. Sie hat am nächsten Tage, den 21. Juni, zu ihrer Mutter und zu Nachbarn erzählt, daß sie jetzt in Dobbertin ein Unterkommen für ihr Kind gefunden habe. Am 22. Juni hat sie sich an die Ausführung ihres Planes gemacht, sie hat sich von einer Nachbarin einen Kinderwagen geliehen, in denselben Betten gelegt und dann, nachdem ihre Mutter das Kind angezogen und sie demselben vorher noch Nahrung gegeben, das Kind in den Wagen gesetzt und ist damit abgefahren. Zehn Minute von Tarnow ab liegt das von ihr für ihren Plan ins Auge gefaßte Wasserloch mitten in einem Brachschlag. Sie hat das Kind, welches wachend lag, aus dem Wagen genommen, ist mit demselben an das Wasserloch gegangen, hat ihm hier das Kleid ausgezogen und es dann in das Wasser hineingleiten lassen. Das Kind ist, ohne zu schreien, sofort untergesunken und nicht wieder an die Oberfläche gekommen. Die Angeklagte hat noch 10 Minuten an dieser Stelle verweilt, um sich davon zu überzeugen, daß das Kind auch wirklich todt sei. Die Geschworenen sprachen die Angeklagte der vorsätzlichen mit Ueberlegung ausgeführten Tödtung schuldig; es lautete demzufolge das Urtheil des Gerichts bei der positiven Vorschrift des §. 211 des Str.=G.=B. auf Todesstrafe.
- Es ist ein weiter Weg von Peking nach Berlin. Daher sind die Geschenke des chinesischen Kaisers zum 90. Geburtstage des Kaisers Wilhelm erst dieser Tage angekommen und in feierlicher Audienz von dem chinesischen Gesandten überreicht worden. Die Geschenke sind im Palast ausgestellt und sehr werthvoll, jedes Stück eine auserlesene Merkwürdigkeit. Sie bestehen aus sehr kostbaren Jagd=Gegenständen, einer sehr schönen, in Europa kaum gekannten weißfarbigen Steinart von seltener Härte und Glanz. Das erste ist ein Jad=Juin aus einem Stein. Das Wort bedeutet: "wie Sie wünschen" und soll die Selbstzufriedenheit darstellen; dann eine Jadgarnitur mit Schreibzeug und Figuren, hohes Alter und Glück darstellend, ein Jadberg mit Genien, bedeutend, daß des Empfängers Glück so hoch sei wie ein Berg. Dann folgen wundervolle Vasen, wie sie nicht mehr hergestellt werden, Fruchtschalen, Wandgehänge von seltener Pracht und Schönheit mit symbolischen gestickten Bildern, welche langes Leben und Unsterblichkeit bedeuten und vieles andere Seltsame. Die moderne Industrie wird staunen über die Chinesen.
- Das Münchener Oktoberfest ist am 25. September bei gutem Wetter eröffnet worden. Der Festochse, der auf der Theresienwiese gebraten wurde, wog 6 Centner 80 Pfund und erforderte 55 Pfund Salz und Pfeffer.
- Am Sonnabend hat sich an der französischen Grenze bei Schirmock ein bedauerlicher Unfall ereignet, indem der Grenzsoldat Kaufmann, der zur Verstärkung des Forstschutzpersonals commandirt war, in der Meinung, daß Wilddiebe die Grenze überschritten hätten, auf diese schoß, nachdem er dieselben dreimal angerufen, ohne eine Antwort erhalten zu haben, und einen derselben, den Dienstknecht Brignau sofort tödtete, während er den Cavallerieoffizier de Wangen am Beine verletzte. Wie sich später herausstellte, waren diese Jäger eine französische Jagdgesellschaft, welche die Grenze überschritten hatte; der ganze Vorfall spielte sich auf deutschem Gebiet ab. Die gerichtliche Untersuchung ist sowohl von deutscher wie französischer Seite aufgenommen, und wird ergeben, ob den deutschen Soldaten ein Verschulden trifft.
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Anzeigen.
In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Schlagbrügge sub No. III belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Hauswirths Oldenburg daselbst, Trina geb. Clasen, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liqudations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 26. September 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg an der Herrnburg=Lübecker Straße sub No. 42 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Schuhmachers Kietzmann, Dorothea geb. Krieger, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 3. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 15. Juli 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Das Publicandum hoher Landesregierung vom 20. d. Mts.
Nach §. 46 des Reichsgesetzes, betreffend die Besteuerung des Branntweins, vom 24. Juni d. J. (Reichsgesetzblatt S. 253) unterliegt aller am 1. October d. J. innerhalb des Gebietes der Branntweinsteuergemeinschaft im freien Verkehr befindliche Branntwein der Verbrauchsabgabe in Form einer Nachsteuer von 0,30 Mk für das Liter reinen Alkohols.
Der Nachsteuer unterliegen auch Arrak, Rum, Cognac, Obstbranntwein, Punschessenzen, Liköre und sonstige versetzte Branntweine.
Von der Nachsteuer befreit bleibt:
1, Branntwein, welcher zu gewerblichen Zwecken, einschließlich der Essigbereitung, zu Heil=, zu wissenschaftlichen oder zu Putz=, Heizung=, Koch= oder Beleuchtungszwecken verwendet wird;
2, Branntwein im Besitz von Gewerbetreibenden, welche die Erlaubniß zum Ausschänken von Branntwein oder zum Kleinhandel mit Branntwein haben, in Mengen von nicht mehr als 40 Liter, im Besitze von anderen Haushaltungsvorständen in Mengen von nicht mehr als 10 Liter reinen Alkohols. Diese Mengen bleiben auch dann nachsteuerfrei, wenn größere Vorräthe vorhanden sind.
3, Branntwein, welcher nachweislich gegen Erlegung des Zollbetrages Von 125 bzw. 180 Mark für 100 Kilogramm vom Auslande eingeführt ist.
Der am 1. October d. J. im freien Verkehr befindliche Branntwein, welcher zu gewerblichen u. s. w. Zwecken verwendet oder ausgeführt werden soll, ist behufs Erlangung der Nachsteuerbefreiung nach stattgehabter amtlicher Feststellung
[ => Original lesen: 1887 Nr. 76 Seite 3]bis zur Ausfuhr oder bis zur amtlichen Denaturirung in eine Niederlage zu bringen bzw. unter Steuer=Controle zu stellen.
Jeder, welcher am 1. October d. J. im freien Verkehr befindlichen undenaturirten Branntwein, Spiritus, Liköre, Punschessenzen und sonstige mit Ingredienzien irgend welcher Art vermischte geistige Getränke, Obstbranntwein, parfürmirten Spiritus, sogenannte Branntweinessenzen, Arrac, Rum und Cognac, sowie Mischungen von Branntwein mit anderen Flüssigkeiten besitzt, hat diesen Vorrath - gleichviel, ob er ihn in seinen eigenen oder in fremden Räumen aufbewahrt, spätestens bis zum 3. October d. J.- bei der Steuerhebestelle seines Bezirks schriftlich nach Menge, wahrer Alkoholstärke und Aufbewahrungsort mittelst Deklaration in doppelter Ausfertigung anzumelden und sich hierzu eines von der Bezirkshebestelle zu liefernden Formulars zu bedienen, welche von der letzteren schon vom 27. September d. J. an auf Verlangen geliefert werden.
Einer Anmeldung bedarf es nicht, so fern der gesammte Vorrath bei Handel= und Gewerbtreibenden, welche die Erlaubniß zum Ausschänken von Branntwein oder zum Kleinhandel mit Branntwein haben, 40 Liter reinen Alkohols, bei anderen Haushaltungsvorständen 10 Liter reinen Alkohols nicht übersteigt. In allen anderen Fällen ist der gesammte Vorrath, einschließlich der steuerfrei bleibenden Mengen, anzumelden.
Sämmtliche Domanial=Aemter, Gutsherrschaften und Magistrate werden aufgefordert, diese Bestimmungen in ortsüblicher Weise zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Neustrelitz, den 20. September 1887.
Großherzoglich Mecklenb. Landesregierung.
F. v. Dewitz.
bringen wir hiermit für die Bewohner der Stadt Schönberg zur allgemeinen Kenntniß.
Schönberg, den 28. September 1887.
Der Magistrat.
Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden, und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 1887.
Der Magistrat.
Die zur Anmeldung der am 1. October d. J. vorhandenen Branntweinbestände vorgeschriebenen Nachsteuer=Declarationen können schon von jetzt ab in unserem Amtslokal kostenfrei in Empfang genommen werden. Die Rücklieferung der ausgefüllten Declarationen muß in den Tagen vom 1. October bis incl. 3. October geschehen.
Schönberg, den 23. September 1887.
Großherzogliche Steuer=Receptur.
Die
Ausschußkühe
von den Gütern Demern, Kl. Rünz, Löwitz,, Bülow, Strohkirchen u. Hof=Nesow sollen
am Freitag, den 7. October
Mittags 12 Uhr
in Rehna vor dem Schützhause öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Kampf= genossen- |
|
Verein 1870/71. |
Am Sonntag, den 2. October cr., Nachmittags 3 Uhr
außerordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Tagesordnung:
Beschlußfassung über die Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs.
Der Vorstand.
Diäten-Verein für Geschworene beider Mecklenburg.
Anmeldungen zum Eintritt und Beiträge nimmt bis zum 31. Oktober entgegen.
L. Spehr.
Anzeige.
Vom 1. October d. J. an nehme ich Flachs zu den früheren Bedingungen zum Braken und Schwingen in meiner Flachs=Fabrik entgegen.
Frau Amtmann Drevs.
Bauhof, Schönberg,
Fürstenthum Ratzeburg.
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Carl Meyer's Mobilien=Magazin
Lübeck, Fleischhauerstraße 40/42.
Wohnungsveränderung.
Ich wohne jetzt bei Herrn Kaufmann Lundwall.
Schönberg, den 30. September 1887.
Schrakamp, Arzt.
Vom Feuer beschädigter
Weizen, Roggen und Gerste
100 Pfd. 2 Mk., ist abzugeben in der Mühle zu
Niendorf. Heinr. Thies.
Vieh=Kartoffeln
und kleine werden zu kaufen gesucht. Näheres in der Expedition dieses Blattes.
Nach absolvirtem Cursus in der Zahntechnik empfehle ich mich zum
Einsetzen künstlicher Zähne und ganzer Gebisse,
sowie auch zum Zähnereinigen, Plombiren, Nervtödten und
Zahnziehen mit Zahnfleischbetäubung.
Schönberg i. Mecklb., 14. September 1887.
W. Maack, Zahntechniker.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 76 Seite 4]Vom 11. Mai d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Hamburg in Utecht 1 Pferd 400 M.
2. Vom Hauswirth W. Boye in Retelsdorf 1 Pferd 200 M.
3. Vom Ackerbürger Wulff in Ratzeburg 1 Kuh 135 M.
4. Vom Käthner Freitag in Mahlzow 1 Kuh 135 M.
5. Vom Hauswirth Ahrendt in Gr. Siemz 1 Pferd 400 M.
6. Vom Kutscher Harms in Menzendorf 1 Kuh 135 M.
7. Vom Hauswirth Basedow in Schwanbeck 1 Pferd 200 M.
8. Vom Ackerbürger J. Boye hieselbst 1 Kuh 135 M.
9. Vom Viehhändler C. Ohls hieselbst 1 Kuh 135 M.
10. Vom Arbeitsmann Mahnke zu Mechow 1 Kuh 135 M.
11. Vom Hauswirth Trost in Dechow 1 Pferd 500 M.
12. Vom Arbeitsmann=Ww. Kähler in Toriesdorf 1 Kuh 100 M.
13. Vom Kutscher Kröplin in Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
14. Vom Kaufmann Heitmann hier 1 Pferd 300 M.
15. Vom Schulzen Parbs in Kl. Molzahn 1 Pferd 600 M.
zu deren Deckung ein Beitrag von 80 Pfennig pro 100 M. Versicherungssumme erforderlich ist, welcher am
Freitag, den 14. Oktober d. J. Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen ist.
An dem nämlichen Tage liegt daselbst der letzte Rechnungsabschluß unserer Gesellschaft zur gefälligen Einsicht unserer Mitglieder und sonstiger Interessenten vor.
Schönberg, den 29. September 1887.
Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Eine langjährige Praxis und ein fortgesetztes, gründliches Weiterarbeiten befähigen mich, alle Arten von Zahnoperationen nach den neuesten Methoden auszuführen. Besonders empfehle ich mich zum Plombieren in Cement=, Silber=, Gold=, Kautschuck= und Kupfer=Amalgan; sowie Nervtödten, Zahnreinigen und gefahrlosem Ausziehen von Zähnen mittelst Betäubung des Zahnfleisches.
H. Fick,
Wundarzt II. Cl.
Große Auswahl
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Peitschenstöcken, Peitschen, Portemonnais, echten Solinger Messer, Uhrketten, Harmonikas, Pfeifen, Kämmen, Spiegeln, und den verschiedensten Schmucksachen empfiehlt billigst
H. Brüchmann.
Empfehle bestens
Marienthaler Lagerbier à Fl. 10 .
Marienthaler Tafelbier à Fl. 15 .
frei ins Haus.
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[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
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Die Hauptvertretung ist für hiesige Stadt und Umgegend zu vergeben.
Die Versandt-Direction des
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Zum 1. November:
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für häusliche Arbeit und Wäsche; ebendaselbst ein Mädchen bei Kindern, das waschen und etwas plätten kann.
Frau C. Abels.
Lübeck, Königstraße 113.
Zu vermiethen.
Zu Ostern 1888.
Eine untere Wohnung
H. Ollrogge. Sattlermeister.
Kalterdamm 6.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 2. October.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 76 Seite 5]Beilage
zu Nr. 76 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. September 1887.
- In Woldegk wurde beim Aufräumen auf einer Brandstelle eine größere Anzahl Silber, brandenburgischen, pommerschen, braunschweigischen, schwedischen und französischen Gepräges aus den Jahren 1675 bis 1709 gefunden.
- In dem zum Gerichtsbezirk Lenzen bei Dömitz gehörenden Dorfe Unbesandten hat am 22. d. ein bei einem Häusler dienender Knecht die Ehefrau und einen Bruder des Häuslers ermordet und darauf sich selbst erhängt.
- Die Generalstabsreisen, welche augenblicklich von Offizieren des 9. Armeekorps im Lande unternommen werden, haben dem Vernehmen nach u. A. den Zweck, das Terrain für das im nächsten Jahre stattfindende Kaisermanöver des 9. Armeekorps vorläufig auszusuchen und festzustellen. Unter den Gegenden Mecklenburgs, welche sich für Abhaltung des Kaisermanövers besonders eignen dürften, wird in militärischen Kreisen der Distrikt zwischen Doberan, Bützow und Kröplin vielfach bezeichnet. Derselbe ist sehr fruchtbar und besitzt viel kupirtes, für die Anwendung verschiedener Waffengattungen geeignetes Terrain.
- Die am 1. October in Kraft tretende erhöhte Branntweinsteuer hat eine sehr große Veränderung in dem Aufenthalte der Zollbeamten zur Folge. Von Hamburg sind 50 Zollbeamte zum 1. Oktober an die russische Grenze versetzt, sicher für dieselben keine sehr angenehme Veränderung. Von Altona und Ottensen wurden 150 Zollbeamte in die älteren preußischen Provinzen beordert.
- Zwei Postdiebe, Namens Pasmussen und Dunckert, die in Labes im Regierungsbezirk Stettin die Post=Stationskasse um etwa 50 000 Mk. bestohlen hatten, wurden in Oldesloe an der Lübeck=Hamburger Bahn verhaftet.
- Den Berliner Viehhof muß man in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag besuchen, um das rechte Leben und Treiben kennen zu lernen. Das ist die Zeit, wo die Hauptanfuhr von Vieh erfolgt. Ein Extrazug nach dem andern dampft heran, oft drei, vier Züge zu gleicher Zeit. In einer solchen Nacht müssen manchmal 15-20 Extrazüge mit 4-500 Waggons ihres vierfüßigen Inhalts entladen und 2600 Stück Vieh in den Markträumlichkeiten untergebracht werden. Am zahlreichsten sind die Schafe, durchschnittlich jede Woche 12 500 Stück, in runden Jahresziffern etwa 650 000 Stück. Nächst den Hammeln ist die Zahl der Schweine bedeutend, ungefähr 10 000 die Woche rund 500 000 Stück im Jahr. Das im Tod so angenehme Rüsselthier macht auf dem Viehhof am meisten zu schaffen. Nicht weniger als 140 amtliche Fleischbeschauer männlichen und weiblichen Geschlechts sind täglich thätig, das Fleisch der geschlachteten Thiere auf Trichinen, Finnen u. s. w. zu untersuchen. Von der halben Million Schweine die zum Viehhof hinein kommen, kommen nur 200 000 wieder lebendig heraus. In jeder Woche werden auch ungefähr 3000 Rinder und mehr als 2000 Kälber, jährlich also ungefähr 150 000 Rinder und 100 000 Kälber eingetrieben.
- Der Rechtsanwalt Munckel in Leipzig hat die Vertheidigung des Anarchisten Reve, für den seine Parteigenossen in London die erforderlichen Gelder zusammengebracht hatten, vor dem Reichsgericht abgelehnt. Nunmehr hat Rechtsanwalt Freudenthal in Berlin die Vertheidigung des Angeklagten übernommen. Der Prozeß beginnt Anfang Oktober.
- Das abscheuliche "Cri=Cri," dieses heimtückische Spektakel=Instrument, ist neuerdings in Frankfurt a/M. wieder sehr in Aufnahme gekommen, und leider scheuen sich auch Erwachsene nicht, den kindischen Unfug mitzumachen.
- Einen größeren Auftrag auf die neuen Marschschnürstiefel für die deutsche Armee hat eine Schäftefabrik in Kaiserslautern erhalten. Die Stiefel sind ohne Kappen, mit Leder besetzt und mit einer patentierten Schnürvorrichtung versehen, so daß der Schuh mit einem Zug fest am Fuße sitzt und ebenso rasch wieder, sobald die Schnürvorrichtung gelöst ist, abgestreift werden kann.
- In Augsburg trat am Sonnabend ein allgemeiner deutscher Frauenkongreß zusammen. Derselbe weist folgende Verhandlungspunkte auf: 1) Die Schaffung einer erweiterten Erwerbsthätigkeit; 2) Zulassung zu den höheren geistigen Studien; 3) Gleichstellung der Frauen mit den Männern in bürgerlicher Beziehung und 4) bessere Erziehung für den häuslichen und mütterlichen Beruf etc.
- Wie man aus Hirschberg in Schlesien schreibt, präsentiert sich das ganze Riesengebirge bereits in weißem Gewande. Es hat in der Nacht zum Mittwoch mächtig geschneit, so daß der Kamm und der Koppenkegel vollständig mit Schnee bedeckt sind, danach hat der Winter dort oben mit aller Macht seine Herrschaft angetreten und wird sie auch wahrscheinlich behaupten. Sein Einzug wird als so gewaltsam und so grimmig geschildert, wie dies schon seit vielen Jahren nicht der Fall gewesen sein soll. Die Last des Schnees zerriß die Telegraphendrähte, der Sturm zertrümmerte einen großen Theil der Starken eisernen Telegraphenstangen und die Bewohner einer Gebirgsbaude mußten ausgeschaufelt und ausgehauen werden, da die Eingänge nicht nur meterhoch verschneit, sondern auch gänzlich vereist waren.
- Auch aus dem bayerischen Gebirge wird starker Schneefall gemeldet. Das Wendelsteinhaus ist nahezu vollständig eingeschneit. Sogar am Peißenberg liegt 8 Centimeter tiefer Schnee. Von den tiefer gelegenen Almen, welche noch bezogen waren, wurde jetzt das letzte Vieh abgetrieben.
- In Friedberg fiel gelegentlich eines landwirthschaftlichen Festes einem Sergeant bei einer Seiltänzergesellschaft eine trommelwirbelnde Maid in Trikot und Flatterröckchen auf und er erkannte nach genauerer Betrachtung in derselben einen seit vorigem Herbst desertirten Tambour seines Regiments, der nach längerem Leugnen auch gestand, daß er der längst "Gesuchte" sei. Die herbeigerufene Gendarmerie verhaftete den Deserteur und lieferte denselben an sein Regiment ab.
- Große Bewunderung erregt das neueste Bild des genialen Malers Gabriel Max, das die Unterschrift trägt: Ein Vaterunser. Der Gegenstand des Gemäldes ist so einfach wie möglich. In ihrem Bett hat sich knieend mit fest verschränkten Händen ein junges Mädchen betend nach oben verlorenen Blickes gerichtet. Die Decke des Bettes ist zurückgeworfen, die Beterin noch im weißen Nachtgewand, mit aufgelöstem Haar. Von dort, wohin der betendschmerzliche Blick gerichtet, ergießt sich ein weißes Licht, wie das der noch nicht vollleuchtenden Morgensonne, und ruht wie eine milde Verklärung auf dem bleichen Mädchenantlitz. Neben der Knieenden liegt ein geöffneter Brief; an der Wand hängt ein Blätterkranz mit rother Schleife. Das ist alles. Der tiefergriffene Beschauer wird unwillkürlich an Goethes Gretchen in "Faust" erinnert, an ihr Gebet an die Mater dolorosa:
"Schien hell in meine Kammer
Die Sonne früh herauf,
Saß ich in allem Jammer
In meinem Bett schon auf.
Hilf! rette mich vor Schmach und Tod!
Ach neige,
Du Schmerzensreiche,
Dein Antlitz gnädig meiner Noth!
- In die armen Austernesser ist ein Schreck gefahren, seitdem ein Arzt in Rotterdam bekannt gemacht hat, ihm seien in einer Woche 7 Fälle von Vergiftung durch Austern vorgekommen, zum Glück keine tödtlichen. Die äußeren Anzeichen sind stets 16-20 Stunden nach dem Genuß eingetreten.
- Man bemerkt mit Recht, daß die Abnahme der Tage fühlbarer sei im September als in anderen
[ => Original lesen: 1887 Nr. 76 Seite 6]Monaten. Im Straßburger Kalender von Fischbach berechnet ein elsässischer Beobachter die Abnahme betrage 3 Minuten im Juni, 58 im Juli, 96 im August, 106 im September, 107 im Oktober, 81 im November und 22 im Dezember. Die Zunahme beträgt 64 im Januar, 94 im Februar, 109 im März, 101 im April, 80 im Mai, 20 im Juni.
- Zwischen Cham und Zug in der Schweiz wurden kürzlich beim Ziehen eines Grabens Pfahlbauten aufgefunden. Jetzt hat man in der Nähe zwei Reihen allemannischer Gräber aufgefunden. Sieben Skelette, eine Lanzenspitze, Messer, eine Halskette aus Thonkorallen wurden ausgegraben.
- Die Cholera verbreitet sich jetzt aus Messina in die Ortschaften der Umgebung. Das Journal "Imparziale" in Messina behauptet fest, die Cholera sei zurückzuführen auf aus Bombay importiertes infiziertes Getreide und bringt Beweise dafür bei. Vorgestern zählte man in Messina und Umgebung 120 Erkrankungen an Cholera und 60 Todesfälle.
- "Noble," der Lieblingshund der Königin Victoria, ist kürzlich in Balmoral verendet. Das Thier war seit 16 Jahren der beständige Gefährte der Monarchin und findet häufig Erwähnung in ihrem "Tagebuch in den Hochlanden."
- Jenny Lind, die vor vielen Jahren als schwedische Nachtigall singend die Welt durchzog und sich dann als Frau Goldschmidt in London zur Ruhe setzte, ist vom Schlag getroffen worden. Sie ist 67 Jahre alt.
Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
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