No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Juli
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 55 Seite 1]

Kaiser Wilhelm lebt auf Mainau sehr zurückgezogen im Kreise der großherzoglichen Familie. Seine Umgebung ist meist in Konstanz zurückgeblieben. Wenn sein gegenwärtiges Wohlbefinden anhält, wird der Kaiser zur Reise nach Gastein, wie auch schon gemeldet, wahrscheinlich die Arlberg=Tour (über Bregenz) wählen und in Innsbruck übernachten.
Auf seiner Villa Hügel bei Essen ist am 14. Juli Abends der Geheime Kommerzienrath Alfred Krupp gestorben. Er ist der Eigenthümer und Schöpfer des größten Gußstahlwerkes der Erde, geboren am 26. April 1812 in Essen. Er übernahm nach dem Tod seines Vaters die Leitung von dessen kleinem Gußstahlwerk mit ganz minimalem Betrieb. 1848 ward Alfred Krupp der alleinige Inhaber des schon inzwischen weiter entwickelten Werkes, welches übrigens anfänglich nur durch finanzielle Unterstützungen von Seiten wohlwollender Verwandten und Freunde am Leben erhalten werden konnte. Die erste große Weltausstellung in London (1851) begründete den Weltruf des Etablissements, welches bei dieser Gelegenheit u. A. den größten Tiegelguß ausstellte. Nach der Londoner Ausstellung fabrizirte Krupp hauptsächlich Eisenbahnmaterial, seine industrielle Thätigkeit im Geschützwesen nahm besonderen Aufschwung nach der für die Hinterladungsgeschütze bedeutsamen Konstruktion des "Krupp'schen Rundkeilverschlusses" 1864. Später konstruirte Krupp auch einen eigenthümlichen neuen Aufbau des Geschützrohres, welches nun ganz aus Stahl gefertigt wurde. Der Aufschwung der Krupp'schen Werke seit der Fabrikation der weltberühmten Krupp'schen Geschütze war ein grandioser, von den verschiedensten Staaten liefen Bestellungen ein. Krupp beschäftigte 1881 nahe an 20 000 Arbeiter, seine Werke mit den dazu gehörigen über 3200 Familienwohnungen bildeten eine kleine Stadt. Krupp hinterläßt einen Sohn, welcher ebenfalls Alfred heißt; die Werke dagegen führen noch die Firma ihres Begründers "Friedrich Krupp", des Vaters des soeben Verstorbenen. Um die großen Verdienste, welche sich Krupp um das von ihm so wehrkräftig gemachte Vaterland erworben hatte, zu ehren, wurde ihm vom Kaiser der Adel angeboten, der bescheidene Mann aber, der stolz auf seinen bürgerlichen Namen war, lehnte diese Auszeichnung ab und behielt den schlichten Namen seines Vaters bei, der als einfacher Schlosser das große Werk begonnen hatte.
Die Königin Victoria legte am 14. dieses Monats in Windsor den Grundstein zu der Bildsäule des Prinz=Gemahls, welche aus der Jubiläumsgabe der englischen Frauen bestritten wird. Der von der Königin ausgesuchte Standort heißt die Smith=Wiese, ein hochgelegener Punkt im Park, 6 Kilometer vom Schlosse entfernt. Ungefähr 2000 Personen waren bei der Feier zugegen, meist Damen, die zur Jubiläumsgabe mitgesammelt; darunter 3 Herzoginnen, 6 Marquisen und 46 Bürgermeisterinnen aus brittischen Provinzstädten, alle durch rothe, gelbe, grüne und weiße grünbekreuzte Schleifen ausgezeichnet, je nachdem sie England, Schottland, Irland oder Wales vertraten. Der Hitze halber fand die Feier erst nach 6 Uhr Abends statt. Die Königin strich den Mörtel zurecht, auf welchen der an einem Flaschenzug hängende Stein sich senkte, klopfte auf letzteren dreimal mit dem Schlägel und erklärte ihn für wohl und wahr gelegt. Die Gräfin Strafford verlas ihr eine Ergebenheitsadresse, die sie gnädig beantwortete, und daran schloß sich die Ueberreichung der aus 1100 Lstr. bestehenden Jubiläumsgabe der Frauen und Mädchen von Ceylon und die noch reichere von 12,000 Lstr. seitens 64,000 Einwohner von Birma.


- Die Gerichtsferien haben begonnen und dauern bis zum 15. September. Während dieser Zeit werden nur in Feriensachen Termine abgehalten und Entscheidungen getroffen. Feriensachen sind:
1. Strafsachen, 2. Arrestsachen und die eine einstweilige Verfügung betreffenden Sachen. 3. Meß= und Marktsachen, 4. Streitigkeiten zwischen Vermiethern und Miethern von Wohnungs= und anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückbehaltung der vom Miether in die Miethsräume eingebrachten Sachen, 5. Wechselsachen, 6. Bausachen, wenn über die Fortsetzung eines begonnenen Baues gestritten wird, und 7. Unterbringung verwahrloster Kinder.
- Am 13. Juli wurde vor dem großherzoglichen Amtsgericht in Wittenburg der Erbpachthof Kogel, D.=A. Wittenburg, im Wege der Zwangsversteigerung für den Preis von 21 000 M. verkauft. Das Inventar hat nach Taxe mit 7000 M. übernommen werden müssen. Es gehen über 30 000 Mark eingetragene Kapitalien verloren.
- Lübeck, 16. Juli. Vor dem hiesigen Landgerichte wurde heute Mittag 12 Uhr gegen den Pastor H. aus Neukirchen wegen Bankerotts, Unterschlagung und Betrug verhandelt. Der Angeklagte, ein untersetzter Mann mit kurzgeschorenem Haar und graumelirtem Vollbart, antwortet auf die Fragen des Landgerichtspräsidenten mit leiser, gedrückter Stimme. Der Angeklagte gesteht, Kirchengelder und ihm anvertraute Summen, 8000, 850 und 950 M., durch Noth gedrängt, unterschlagen zu haben. Für Haushalt, Wein und Cigarren hat Holm große Summen ausgegeben, auch Pferd und Wagen gehalten und auch ein fast luxuriöses Leben geführt. Um zu täuschen, hat er Zeitungspackete mit Kirchenzetteln versehen und sie dann auf der Sparkasse zu Neukirchen deponirt. Als Zeuge erschien Inspektor Bäth.
- Durch eine Anzahl von Blättern ging dieser Tage die Notiz, daß die neuen Nickel=Zwanzigpfennigstücke, weil sie sich nicht bewährt hätten, wieder eingezogen werden sollten. Die Nachricht ist durchaus unbegründet. Die Legierung der Zwanzig=Pfennigstücke ist dieselbe, wie die der Fünf= und Zehnpfennigstücke, so daß ein Schwarzwerden durchaus nicht zu befürchten ist.
- Berlin hat einen guten Wachsknoten. Ende des 16. Jahrhunderts erinnerte die Stadt mit 12 000 Einwohnern beinahe noch an das alte Fischer=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 55 Seite 2]

dorf an der Spree; nach dem 30jährigen Krieg sank es auf 6500 Einwohner herunter. Beim Tod des großen Kurfürsten 1688 hatte es 20 000 Einwohner und als Friedrich der Große 1740 zur Regierung kam, 90 000, und als er starb, 145 000 Einwohner. Im Jahr 1840: 330 000, im Jahr 1861 schon 500 000, 10 Jahre nachher 1 Million, am 1. Dezember 1885 1 262 000 und Anfangs Mai 1887 schon 1 380 000 Einwohner.
- Bei einem Spaziergang in Ems befand sich Kaiser Wilhelm in ersichtlich heiterer Laune. Er sprach auch einen Kadetten an, und als dieser auf die Frage, was er werden wolle, die fast regelmäßig in solchen Fällen wiederkehrende Antwort gab: "General=Feldmarschall", sagte der Kaiser scherzend zu seinem Flügeladjutanten Oberstlieutenant v. Plessen: "Notiren Sie das!"
- Eine interessante Episode aus dem Leben des verstorbenen Geh. Kommercienraths Alfred Krupp erzählt das "Ill. W. Extrabl." wie folgt: Bei einem Besuche des Kaisers Wilhelm in den Essener Gewerkschaften kam der hohe Gast auch zu dem mächtigen Eisenhammer. Hoch oben schwebte das imponierende, riesige Werkzeug, in seinen Dimensionen die Alltagsphantasie des Laien weit überholend. Von Staunen erfüllt, erbat sich der Kaiser eine nähere Erklärung des Betriebes dieses Eisenhammers und Krupp gab sie, indem er dabei auch der Vorzüge des Wärters dieses Eisenhammers rühmend gedachte. "Ackermann hat ein sicheres Auge und er ist im Stande, den herabsausenden Hammer in jedem Augenblicke zum Halten zu bringen. Man könnte beruhigt die Hand auf den Ambos legen und der Eisenhammer würde, von Ackermann's Hand bedient, eine Linie über der Hand halten - die Hand, von der sonst, zermalmt durch des Hammers furchtbare Gewalt, keine Spur bleiben würde, bliebe unverletzt." Ackermann, der Wärter, stand in verlegenem Stolze in der Nähe, während Krupp in solcher Weise zu seinem kaiserlichen Gaste sprach. Der Monarch sah dem grauen Arbeiter mit Interesse in's Gesicht und meinte dann: "Wir wollen einen Versuch machen; allerdings nicht mit einer Menschenhand," fügte der Kaiser lächelnd hinzu, "sondern mit meiner Uhr." Dabei zog Kaiser Wilhelm eine kostbare, reich mit Brillanten geschmückte Uhr aus der Tasche und legte sie auf den Ambos. "Ackermann," thu' Deine Arbeit", wandte sich Krupp in aufmunternd gütigem Tone an den Arbeiter. Wenige Minuten später hörte man das Knattern des Transmissionsriemen, das Rauschen und Brausen der Dampfmaschine, deren Kräfte nöthig sind, um den Hammer in Bewegung zu setzen. Ackermann stand an seinem Platze und blickte unverwandt und scharf empor zum Eisenhammer. . . . Plötzlich saust er mit Blitzesschnelle in die Tiefe und ebenso plötzlich hält er. . . . Der Hammer war zwei Linien über dem Uhrdeckel durch die einen Hebel führende sichere Hand Ackermann's festgehalten worden. Die Uhr war unversehrt geblieben und der Arbeiter zog sie vom Ambos weg, um sie ihrem kaiserlichen Besitzer zurückzureichen. "Nein, Ackermann", entgegnete der Monarch gütig, "die Uhr behalten Sie zum Andenken an diesen interessanten Augenblick." Der Arbeiter war verblüfft, wußte kein Wort des Dankes zu sagen und hielt fortgesetzt die Hand mit der Uhr dem Kaiser entgegengestreckt, als ob sie dieser doch wieder an sich nehmen müßte. Krupp nahm endlich dem Arbeiter die Uhr aus der Hand. "Ich will Dir die Uhr, die Du vom Monarchen zu nehmen dich fürchtest, aufbewahren." Fünf Minuten später kam der Kaiser und Krupp wieder an Ackermann vorüber. Der Fabrikherr hielt ihn auf. "So, nun kannst Du das Geschenk Deines Monarchen aus meinen Händen schon entgegennehmen." Und damit reichte Krupp dem Arbeiter die Uhr, nachdem er sie vorher in eine seiner Brieftasche entnommene Tausendmark=Note gewickelt . . . . . Dieser kleine Zug kennzeichnet Krupp seinen Arbeitern gegenüber - Alfred Krupp starb einen schweren Tod. Ueber Jahresfrist ist es her, daß ihn seine Greisenkrankheit auf die Schmerzensstätte warf, und der Gedanke, bald aus diesem Leben scheiden zu müssen, bedrückte Krupp schwer. Was unter den deutschen Aerzten Name und Rang hatte, erschien am Krankenlager Krupp's, ihre Kunst war gegenüber dem hinfälligen Organismus des Greises vergebens. Zuletzt rief der Kanonen=König auch den Arzt des eisernen Kanzlers herbei, Schweninger. Derselbe fuhr allwöchentlich einmal nach Essen. In einer heiteren, schmerzfreien Stunde meinte Krupp einmal - die Scene ist vollkommen beglaubigt - zu dem Arzte: "Lieber Professor, noch zehn Jahre leben und ich schenke Ihnen eine Million!". . ." Die ersehnten zehn Jahre waren Krupp nicht mehr beschieden.
Das Jubiläumsfest der Königin von England liefert immer noch Nachklänge genug, und das Fest war ja thatsächlich so groß angelegt, daß eine Nachlese sich noch immer verlohnt. Die "W. A. Ztg." erhält Kenntniß von einer Scene, die sich im Schloß Windsor abgespielt und die ein gutes Wort eines - Zigeuners zurückgelassen hat. Für einen Abend, an welchem die Königin einen mehr intimen Kreis von Gästen in Windsor um sich versammelt hatte, wurde die renommirte ungarische Zigeuner=Kapelle des Balazs Kalman in's Schloß bestellt, um vor der Königin und ihren Gästen zu spielen. Die Production begann mit dem Rakoczy=Marsche und bestand zumeist aus ungarischen National=Melodien. Während einer Pause trat der gleichfalls unter den Gästen befindliche deutsche Kronprinz auf einen der Musikanten zu und sagte, er bedaure, noch nicht Gelegenheit gefunden zu haben, das schöne Ungarland zu besuchen. "Das ist schade," sagte der Zigeuner, "denn dann haben Eure Hoheit noch kein schönes Weib gesehen, kein gutes Glas Wein getrunken und keinen richtigen Tanz getanzt." Die ungeschminkte Rede des braunen Geigers erregte stürmische Heiterkeit in der illustren Gesellschaft.
- Die Verwundeten von 1870/71. Nach einer statistischen Arbeit des Rothen Kreuzes über den Krieg von 1870/71 haben 1 146 355 Militärs der deutschen Armee die französische Grenze überschritten und es sind davon 98 233 Mann getödtet oder verwundet worden und zwar: 650 durch Bajonettstiche, 1146 durch Lanzen oder Säbelhiebe, 96 437 durch Schüsse. Von diesen letzteren entfallen 91,6 pCt. auf Infanteriefeuer und 8,4 pCt. auf Artilleriefeuer. Die größten Verluste soll Mars la Tour aufweisen, wo von 83 567 Kombattanten 16,8 pCt. getödtet oder verwundet wurden, während Sedan nur 3,08 pCt. aufweist.
- Ueber die Explosion eines Repetiergewehres wird aus Spandau folgendes mitgetheilt: Der dieser Tage beim 4. Garde=Regiment vorgekommene Unfall, der einen Unteroffizier betroffen hat, ist dadurch herbeigeführt worden, daß beim Abfeuern eines Schusses drei im Magazin des Repetiergewehres befindliche Patronen explodierten und infolgedessen das Magazin selbst auseinandergesprengt wurde. Durch die Metallsplitter wurde dem Unteroffizier die linke Hand schwer verletzt.
- In dem hannover'schen Orte Dassel herrscht der Typhus in schrecklicher Weise. Von circa 1600 Einwohnern sind 200 Personen erkrankt. Es sollen indessen bis jetzt nur 5 Todesfälle gemeldet sein. Da beide Ortsärzte mit erkrankt waren, mußte von Göttingen ärztliche Hilfe geholt werden.
- In Jüterbogk schlug ein Blitzstrahl während eines Gewitters in einen Pferdestall auf dem Artillerieschießplatze, in dem 200 Pferde standen, und tödtete zwei Pferde sofort, während fast die ganze Reihe auf dem gleichen Stand betäubt wurde. Einen Obergefreiten von 19 Jahren fand man todt zwischen den beiden todten Pferden; Ohr und Hand zeigten Blitzverletzungen. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
- Den Ehrenpreis des deutschen Kaisers, ein werthvolles Trinkhorn, gewann auf der Festscheibe Deutschland der Bayer Gustav Walter aus Füßen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Marienstraße sub Nr. 38 belegene Wohnhaus c. p. des Tischlermeisters Ernst Rindfleisch allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung in dem auf

Sonnabend, den 23. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

[ => Original lesen: 1887 Nr. 55 Seite 3]

anstehenden Liquidations=Termin peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 4. Mai 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg an der Herrnburg=Lübecker Straße sub No. 42 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Schuhmachers Kietzmann, Dorothea geb. Krieger, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 3. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 15. Juli 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirth Hans Heinrich Oldörp zu Thandorf gehörigen und daselbst belegenen Vollstelle c. p., steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 26. Juli 1887,
Vormittags 11 1/2 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 26. August 1887,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalen und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 28. Juli 1887,
Vormittags 11 1/2 Uhr,

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 1. Mai 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.         


Aufgebote:

Es haben beantragt:

1. die Ehefrau des Arbeitsmannes Denker Elisabeth, geb. Schwarz zu Dahmsdorf bei Reinfeld
das Aufgebot einer von der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg am 25. Juli 1877 auf den Namen der Antragstellerin ausgestellten Schuld= und Pfandverschreibung,
2. die unbegebene Marie Barthold hieselbst
das Aufgebot einer von der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst unter'm 24. Juni 1874 auf den Namen der Antragstellerin ausgestellten Sparkassenbuches Nr. 981,
3. die unbegebene Christine Moeller zu Lockwisch
das Aufgebot eines von der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst unter'm 30. Juni 1871 auf den Namen der Antragstellerin ausgestellten Sparkassenbuches Nr. 387.
Die Inhaber dieser Urkunden werden aufgefordert, spätestens in dem auf

Donnerstag, den 15. December 1887,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermin ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird.
Schönberg, den 12. Mai 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.:) Müller.
                                                    Veröffentlicht:
                                                    W. Wetzel,
                                                    Protocollführer.


Der Tuchmacher Ferdinand Schramm, geboren am 25. Januar 1852 zu Darkemen, zuletzt in Schönberg, wird beschuldigt, als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, Uebertretung gegen §. 360 No. 3 des Strafgesetzbuchs.
Derselbe wird auf

Freitag, den 7. October 1887,
Vormittags 10 Uhr,

vor das Großherzogl. Schöffengericht zu Schönberg i./M. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzogl. Bezirkskommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg i./M. den 18. Juli 1887.

Der Großherzogl. Amtsanwalt.


Erntehandschuhe,

das Paar nur 60 Pfennige zu haben in Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke,
                                                    Handschuhmacher.


Zeige hiermit ergebenst an, daß ich mich außer

Zahnoperationen, auch mit Plombieren der Zähne in verschiedenen Materien, sowie
mit Zahnnervtödten, Zahnreinigen u. s. w.

beschäftige.

H. Fick, Wundarzt II. Cl.


Zu Michaelis wird in der Mühle zu Schönberg                          

ein Stubenmädchen
gesucht, welches melken kann.                                                    


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 55 Seite 4]

Travemünder Rennen
den 5. und 7. August.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Tatarische Thier-Wundsalbe
das Vorzüglichste bei allen Haut= und Hufschäden der Pferde, Rinder etc., erzeugt und befördert den Haarwuchs, conservirt den Huf und ist vortrefflich bei Huf= und Klauenkrankheiten.
1/2 Kilo Mk. 5,00 Versandt durch: A. Wolffsky, Berlin N. Templinerstr. 12.


Diedrich Teschau, Lübeck,
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Reparatur-, Schleif- u. Polir-Werk,
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Barometer und Thermometer.
Zirkelbestecke.


Heilsteiner Mineralbrunnen.
Natürliches doppelt kohlensaures Mineralwasser
Bestes erfrischendes Tafelgetränk.
Grösster Export nach allen Ländern der Erde.
Vergleichende Analyse:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Vorräthig in allen Hôtels, Restaurants etc.
sowie in den besseren passenden Geschäften.
Die Hauptvertretung ist für hiesige Stadt und Umgegend zu vergeben.
                                                    Die Versandt-Direction des
                                                    Heisteiner Mineralbrunnens
                                                    Max Ritter Coblenz.


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Gußstahlsensen
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                                                    Aug. Spehr.


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Zum Einmachen von Früchten etc. empfiehlt die Apotheke zu Schönberg:

Weinsteinsäure, crystallisirt und gepulvert.
Salicylsäure, trocken oder aufgelöst
Filtrirpapier,
Pergamentpapier.
Alles chemisch rein und billigst.


Braunbier

in Ganz= und Halbbier empfiehlt zu civilen Preisen vom Sonnabend, den 16. Juli an, die

Ratzeburger Actien=Brauerei.


Eine gut erhaltene Waschmaschine aus Zink ist preiswürdig zu verkaufen.

                                                    M. Westphal
                                                    geb. Schleuss.


Gesucht zu Michaelis

auf Hof Wahrsow 1 unverheiratheter Pferdeknecht und ein Kuhhirte (verheirathet oder unverheirathet).


Suche gegen guten Lohn zu Michaelis ein zuverlässiges ordentliches Mädchen.

Törpt, den 11. Juli 1887.                                                                              
                                                    J. H. Lohse, Schulze.


Gefunden auf dem Wege von Hof nach Dorf Wahrsow ein Portemonnaie mit Geld rechtmäßige Eigenthümer kann dasselbe gegen Erstattung der Insertionskosten bei mir abholen.

                                                    G. Hörcher, Hof Wahrsow.


Christine Beck
Heinrich Müllermann
Verlobte.
Schönberg.                                                     Lockwisch.


Für die mannigfachen Beweise aufrichtiger Theilnahme, während der schweren Krankheit, sowie am Begräbnißtage unserer lieben Frieda sagen ihren herzlichsten Dank

                                                    W. Schramm und Familie.

Bauhof=Schönberg, den 18. Juli 1887.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 55 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 55 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. Juli 1887.


- Der Finanzausschuß für das in Frankfurt a. M. stattgefundene deutsche Schützenfest ist in der glücklichen Lage, bereits über einen namhaften Ueberschuß zu verfugen.
- Bei Kosel in Schlesien wurde am Montag bei einer Felddienstübung zwei Mal mit scharfen Patronen nach dem Premier=Lieutenant Cogho geschossen. Der erste Schuß schlug vor dem Offizier in die Erde, der zweite streifte das Achselstück. Man glaubt den Thäter ermittelt zu haben.
- Ei ei! Auf der höheren Töchterschule zu München=Gladbach sind kürzlich mehrere Schülerinnen, im Alter von 14 bis 18 Jahren stehend, religirt d. h. fortgeschickt worden, weil die jungen Dämchen im Herrenkostüm mit Schülern des dortigen Gymnasiums am Abend mehrere Kneipen besucht und sich in denselben belustigt hatten. Die modische kurze Haartracht kam ihnen bei der "Bierreise" zu statten.
- Eine interessante Erfindung, welche im Fußbekleidungsfache eine vollständige Revolution herbeiführen kann, hat soeben ein gewisser Oskar Lindner zu Fürth gemacht. Er fertigt nämlich eine Schuhsohle aus Drahtgeflecht, welches mit chemischen Produkten imprägniert ist, und mindestens dreimal so lange aushält, wie eine Ledersohle, während sie nur die Hälfte kostet. Dabei hat die Drahtsohle eine ganze Reihe von Vorzügen, welche sicher dieser neuen Erfindung baldigst den Weg überall hin eröffnen werden. Die Imprägniermasse läßt niemals Feuchtigkeit durch, auch kann sich künftig jeder seine Schuhe selbst sohlen.
- Ein neues Berliner Couplet lautet:
      Wozu nimmt nach dem Battenberger
      Auf sich ein deutscher Prinz den Aerger?
      Wozu braucht das der Prinz von Coburg?
      Der käme doch gewiß auch so durch!
- Eine Skatanekdote. In der von Oskar Klein verfaßten "Geschichte des Skatspiels" finden wir folgende Anekdote: König Albert von Sachsen, der ebenso wie der deutsche Kronprinz zu den besten Skatspielern zählt, wollte nach einem mit dem Prinzen Georg unternommenen Jagdausfluge ein Spielchen machen und nahm sich dazu als dritten Mann einen biedern, aber etwas redseligen Förster. Dem Alten wurde bedeutet, daß er nur zu spielen, nicht zu reden brauche. Das that er denn auch. Er stand gegen den König und Prinzen seinen Mann, blieb aber durchaus ruhig. Erst als er einen Eichel=Solo mit Vieren in die Hand bekam, stieg seine Aufregung ganz bedenklich, und als er neun Stiche gemacht hatte und den letzten Wenzel ausspielte, da krachte seine Faust auf den Spieltisch nieder und dem Gehege seiner Zähne entflohen die geflügelten Worte: "Schwarz, Ihr Ludersch!"- zum größten Ergötzen seiner Mitspieler.


Dynamit.
Eine Bergmannsgeschichte von A. Oskar Klaußmann.
(Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 55 Seite 6]

Dynamit.
Eine Bergmannsgeschichte von A. Oskar Klaußmann.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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