[ => Original lesen: 1887 Nr. 54 Seite 1] Publicandum.
Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1887 bis dahin 1888 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 5. Oktober 1853 erlassenen und durch den offiziellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß
der 14. Juli 1887
als Normaltag
für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
Schönberg, den 27. Juni 1887.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Koeppen.
Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon 2. Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 in Lübeck
am Freitag, den 22. d. Mts.,
von Morgens 7 Uhr bis 1 Uhr Mittags, ein Gefechtsschießen auf der Palinger Haide abhalten wird.
Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis Försterhans Wesloe, die Straßen von Försterhaus Wesloe bis Schlutup, Schlutup bis Palingen und Palingen bis Brandenbaum begrenzt wird, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums an dem gedachten Tage bei Strafe verboten.
Schönberg, den 7. Juli 1887.
Großherzoglich Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Köppen.
Nr. 14 des Offic. Anzeigers pro 1887 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
I. Abtheilung:
(7.) Verordnung, betreffend den Verkehr mit Giften und anderen gesundheitsschädlichen Stoffen.
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betreffend die Kinderversorgungs=Bank "Freia" in Hamburg.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats Mai 1887.
(3.) Publicandum, betreffend die Hebung der edictmäßigen Steuer pro 1887/88 zur Deckung der Kosten des Landesfonds etc.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Errichtung einer Kaiserlichen Postanstalt in Kamerun.
(5.) Bekanntmachung, betreffend den Eintritt der Argentinischen Republik in den Weltpostverein.
(6.) Bekanntmachung, betreffend die Postsendungen des Reichs=Postdampfers "Oder".
Der Kaiser hat am 11. Juli bereits Ems verlassen und sich zunächst auf 2 Tage nach Koblenz zum Besuch der Kaiserin begeben. Von da geht's nach der Insel Mainau, wo der Kaiser am 14. Juli eintreffen wird. Wie lange der dortige Aufenthalt dauern wird, ist noch nicht bestimmt, jedenfalls aber nicht länger als einige Tage. Von Mainau begiebt sich der Kaiser voraussichtlich dann nach Gastein.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht die kaiserliche Verordnung, durch die das Verbot der Pferde=Ausfuhr aus dem deutschen Reiche außer Kraft gesetzt wird. Weiter publiziert das amtliche Blatt das Gesetz betr. die Verwendung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Verbrauchsgegenständen, sowie das neue Innungsgesetz (Heranziehung von Nicht=Innungsmitgliedern zu den Kosten der von den Innungen getroffenen gemeinsamen Einrichtungen.)
Russische Werthpapiere waren im Großherzogthum Hessen seither als Anlagewerthe für Mündelgelder zulässig. Jetzt hat das Amtsgericht in Darmstadt an die Vormünder und Kuratoren, öffentlichen Kassen u. s. w., in deren Verwaltung sich russische Papiere befinden, die Aufforderung gerichtet, binnen 8 Tagen beim Gericht zu einer Besprechung über eine anderweitige Anlage der Vormundschaftlichen Vermögen sich einzufinden.
Die Mobilisirung eines Armeekorps, dieses Kukuksei, das Boulanger dem Ministerium Rouvier
[ => Original lesen: 1887 Nr. 54 Seite 2]noch in's Nest gelegt hat, hängt immer noch in der Schwebe. Der Ministerrath ist nun endlich zu dem Entschluß gekommen, die Vorlage nicht zurückzuziehen, doch hofft man, daß sie entweder in der Kammer oder im Senat aus Sparsamkeitsrücksichten fallen werde.
Wie aus Warschau gemeldet wird, setzte General=Gouverneur Gurko die dortigen Behörden und alle Gouverneure von Polen in Kenntniß, daß der Zar Anfang August nach Polen komme, das Land bereisen und Truppenmanöver beiwohnen werde. Der Aufenthalt des Kaisers in Polen soll etwa sechs Wochen dauern.
Katkoff, der Deutschenfeind und böse Genius Alexanders liegt an einem schweren Magenleiden darnieder. Deutschland liegt ihm im Magen.
- Die zwischen den beiden Großherzogthümern Mecklenburg und der freien Stadt Lübeck schwebende Grenzstreitigkeit kam am 7. d. M. in dem Justizausschuß des Bundesraths zur Verhandlung. Der Antrag des Referenten, dem Bundesrath einen Beschluß dahin zu proponiren, daß das Reichsgericht zur Erledigung der Differenz um Abgabe eines Schiedsspruchs ersucht werde, dem sich die betheiligten Regierungen dann zu unterwerfen hätten, fand allseitige Zustimmung. Darauf gab der Vorsitzende anheim, die streitenden Theile möchten über die Frage, welcher Senat des Reichsgerichts mit der Entscheidung zu beauftragen sei, sich zu einigen versuchen.
- Professor Virchow hat sein Gutachten über den zuletzt aus dem Halse des deutschen Kronprinzen entfernten Gewächstheil abgegeben. Die Untersuchung hat abermals bestätigt, daß es sich nur um eine Warze bei dem jetzt ganz beseitigten Gewächs gehandelt hat.
- Die Unkosten des Frankfurter Schützenfestes belaufen sich auf ca. 400 000 Mark und waren bereits am Sonntag Abend gedeckt. Auf dem Schützenplatz waren im ganzen 670 Kellner und Kellnerinnen beschäftigt.
- Die Schützen von Oesterreich konnten die für Montag projektierte allgemeine Fahrt zum Niederwald=Denkmal nicht abwarten, sondern sind bereits am Donnerstag, von Sehnsucht getrieben, nach dem deutschen Rhein gewallfahrtet, um an den Stufen des National=Denkmals Lorbeerkränze niederzulegen und angesichts dieses herrlichen Monuments deutscher Macht und Größe zu geloben, stets der deutschen Sache treu zu bleiben!
- In Ems befindet sich bekanntlich wenige Schritte vor dem Fenster des Kaisers die Stätte, wo die weltgeschichtliche Brunnenscene einst vor sich ging, wo der Kaiser tiefgekränkt dem Botschafter Napoleons den Rücken kehrte. Die Emser Bürger wollten den Vorgang durch eine Denksäule verherrlichen; allein der Kaiser lehnte jede ihm auf diese Weise dargebrachte Huldigung auf das bestimmteste ab. Es blieb somit nichts anderes übrig, als eine einfache Sandsteinplatte, welche in die Kieslage eingesenkt ist und mit derselben die gleiche Höhe hat. Man liest auf derselben die inhaltschweren Worte: 13. JULI 1870 9 UHR 10 MIN. MORGENS. Auf besondere Anordnung des Kaisers darf der Stein am Gedenktage nicht mehr gekränzt werden.
- Bei einer Verhandlung vor der Nürnberger Strafkammer hatte ein wegen Diebstahlsversuch Angeklagter die Frechheit, einem Zeugen eine Ohrfeige zu versetzen. Der Staatsanwalt erhob sofort wegen Körperverletzung Anklage; auch der Geschlagene stellte Strafantrag und erkannte nun der Gerichtshof, abgesehen von der übrigen Strafe, lediglich wegen der Ohrfeige auf 6 Monate Gefängniß.
- Die in Posen von einer Dame verlorenen 23 580 Mk. in Papiergeld wurden glücklicherweise wiedergefunden und konnten am anderen Tage der Eigenthümerin durch die Polizei wieder zugestellt werden.
- Auf den Kartoffelfeldern in der Nähe von Dommitzsch (Provinz Sachsen) sind Koloradokäfer gefunden und hat man die nöthigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
- Wer von den Altdeutschen Elsaß moralisch zurückerobern helfen will, verlege seine Bade= und Luftschnapp=Kur in die elsässischen Sommerfrischen. Es giebt ihrer viele und sehr hübsche in den Vogesen und in diesem Jahr stehen sie meist leer, weil die Franzosen sie aus vielen Gründen nicht besuchen wollen. Die Elsässer würden für diese Art Germanisirung sehr dankbar sein und sich "billig" zeigen.
- Auch in geistlichen Lehranstalten Elsaß=Lothringens, sowie im amtlichen kirchlichen Verkehr wird jetzt ausschließlich die deutsche Sprache in Anwendung kommen. Die französische Sprache, soweit sie noch bestanden, gelangt in Fortfall.
- Jetzt muß sogar Dr. Aveling, der Reisebegleiter Liebknechts in den Vereinigten Staaten, erklären, daß die Klassen=Unterschiede drüben über dem Wasser viel größer sind als in Deutschland und überhaupt in Europa. Es giebt drüben keine Mittelklasse und die Kluft zwischen Reich und Arm, zwischen Gebildeten und Ungebildeten ist Avelings Arbeiterstatistik entnommen.
- Die kleine Stadt Touront in Westflandern, an der Eisenbahnlinie von Brügge und Curtrai gelegen, ist neben Lüttich, Huy, Arlon, Tirlamont und anderen Plätzen, einer der Haupt=Pferdemärkte Belgiens. Die Bedeutung dieses Marktes, der alljährlich am 29. Juni stattfindet, ist von Jahr zu Jahr gewachsen, im gegenwärtigen aber, in welchem die belgischen Pferde, namentlich der Ardenner Race und die Brabanter, namentlich reißenden Absatz fanden, hat er alle früheren übertroffen. Ueber hundert deutsche Pferdehändler sammt ihren Reitknechten und mit ihnen gleichzeitig eine Anzahl Franzosen Engländer und Belgier hatten sich am Dienstag und Mittwoch in Thouront eingefunden und alle Gasthäuser besetzt. Ueber 2000 der schönsten flandrischen Arbeitspferde standen zum Verkauf. Davon wurden am Hauptmarkttag mehr als 900 zu Preisen von 850 bis 1300 Francs verkauft. Niemals hat man in Thouront eine so große Menge Pferde auf die Eisenbahn bringen sehen, denn das Meiste ging nach auswärts. 511 Pferde wurden auf 73 Waggons verladen, wovon 60 nach Deutschland, namentlich nach Bayern und Sachsen, die übrigen 13 nach dem Innern des Landes oder nach Frankreich abgingen. Das Einladen nahm volle zwei Stunden in Anspruch. Die meisten Pferde auf den bisherigen belgischen Märkten sind von deutschen Händlern angekauft worden, so z. B. neuestens auf dem Lütticher Markt, der vom 26. bis 28. Juni stattfand und auf dem von rheinischen Händlern 231 Pferde erworben wurden. Das Meiste hiervon ging nach dem Niederrhein, Reuß, Düsseldorf und Crefeld.
- Der Choleraausbruch in Italien wird nunmehr officiell zugestanden. Nach Meldungen aus Catania hat sich die Zahl der Choleraerkrankungen vermehrt; auch aus Palermo werden mehrere verdächtige Krankheitsfälle von Personen gemeldet, die sich aus Catania dorthin geflüchtet hatten. Die Gefahr einer Verbreitung der Krankheit über ganz Sicilien ist groß.
- Die Choleranachrichten aus Sicilien lauten sehr böse. Aus Catania flieht die Bevölkerung. In den letzten drei Tagen kamen 140 Todesfälle vor. Besonders heimgesucht ist die Garnison und lagert dieselbe jetzt außerhalb der Stadt. Der Eisenbahnverkehr ist eingestellt worden.
- Als die baltische Bürgerin Darja Cholotnikowa, 32 Jahre alt, dieser Tage in Odessa während der Abwesenheit ihres Quartierherrn, des Blutegelhändlers Kornejenko, im volltrunkenen Zustande nach Hause kam, öffnete sie die Büchsen, in welchen sich Blutegel befanden, um ihrem Quartierherrn einen Schaden zuzufügen und legte sich zu Bette. Als nun Kornejenko zurückkehrte, sah er die Cholotnikowa tot auf dem Boden liegen. Neben ihr lag eine Menge toter Blutegel. An dem Körper der Ch. fand man etwa 150 Wunden, welche ihr von den Blutegeln beigebracht worden waren.
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 54 Seite 3]Als wirklich ganz sichere Rettung von Blutarmuth, Bleichsucht und deren Folgen ist die seit 1327 bekannte Ehrenbreitsteiner Stahlquelle zu empfehlen, von sehr vielen Aerzten mit fortwährenden Erfolge angewendet. Dieses vollständig natürliche Heilmittel wirkt auch bei Gesunden stets für richtige Verdauung. Der Preis ist sehr niedrig und kostet bei Abnahme von mindestens 10 Flaschen 1/1 Ltr. 60 Pfg., 1/2 Ltr. 10 Pfg. bei frachtfreier Lieferung in ganz Deutschland. Depots werden zur Bequemlichkeit überall errichtet. Näheres ertheilt gern und kostenlos Max Ritter in Coblenz.
Anzeigen.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg vor der Siemzer Straße sub Nr. 142 belegene Wohnhaus c. p. des Arbeitsmanns Franz Friedrich Tews allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 9. Juli 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Auctionsabkündigung.
Der von dem Unterzeichneten auf Sonnabend, den 16. d. Mts. Vormittags 9 Uhr angesetzte Verkauf von
5 Stück Kühen
findet nicht statt.
Schönberg, den 14. Juli 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Mecklenb. Friedrich-Franz-Eisenbahn.
Extrafahrt
nach Lübeck
zu ermäßigten Fahrpreisen.
In Veranlassung des Lübecker Volksfestes werden am
Sonntag, den 17. Juli d. J.
folgende Extrazüge abgefertigt:
Abfahrt Schwerin 6 Uhr 55 Min. Mgs.
Abfahrt Kleinen 7 Uhr 30 Min. Mgs.
Abfahrt Bobitz 7 Uhr 49 Min. Mgs.
Abfahrt Grevesmühlen 8 Uhr 14 Min. Mgs.
Abfahrt Schönberg 8 Uhr 45 Min. Mgs.
Abfahrt Lüdersdorf 9 Uhr 4 Min. Mgs.
Ankunft in Lübeck 9 Uhr 19 Min. Mgs.
Die Passagiere von Wismar benutzen den um 5 Uhr 45 Min. Morgens von dort abgehenden Zug und gehen in Kleinen in den Extrazug Schwerin=Lübeck über.
Abfahrt von Lübeck 9 Uhr - Min. Abds.
Ankunft in Lüdersdorf 9 Uhr 23 Min. Abds.
Ankunft in Schönberg 9 Uhr 38 Min. Abds.
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 8 Min. Abds.
Ankunft in Bobitz 10 Uhr 334 Min. Abds.
Ankunft in Kleinen 10 Uhr 48 Min. Abds.
Ankunft in Schwerin 11 Uhr 35 Min. Abds.
Ankunft in Wismar 11 Uhr 32 Min. Abds.
Auf den vorgenannten Stationen und Haltestellen werden am 17. Juli cr. Billets zur Fahrt nach Lübeck und zurück in II. und III. Wagenclasse zum einfachen Fahrpreise ausgegeben.
Diese Billets berechtigen zur Hinfahrt nur mittelst des Extrazuges (von Wismar nach Kleinen jedoch mittelst des ersten Personenzuges), wogegen die Rückfahrt nur mit dem Extrazug am 17. Juli und mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 18. Juli cr. erfolgen kann.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.
Die Direction.
Scheibenschießen.
Am Sonntag den 17. und Montag, den 18. d. Mts. nach guten Gewinnen. Zu demselben ladet ergebenst ein
W. Creutzfeldt.
Carlow i/M.
Tanzmusik findet am Montag, den 18. d. Mts. statt. D. O.
Statt besonderer Meldung.
Am 11. Juli verschied unser kleiner Sohn in einem Alter von 10 Tagen.
Niendorf.
J. Oldenburg und Frau
geb. Mahncke.
Allen Denen, die meiner lieben Frau das Geleite zu ihrer letzten Ruhestätte gaben, sowie Denen, die ihren Sarg mit Kränzen schmückten und ihr während ihrer Krankheit so viele Beweise von Theilnahme schenkten, sage ich hiermit meinen tief gefühlten Dank.
Heinrich Stave.
Zum Einmachen von Früchten etc. empfiehlt die Apotheke zu Schönberg:
Weinsteinsäure, crystallisirt und gepulvert.
Salicylsäure, trocken oder aufgelöst
Filtrirpapier,
Pergamentpapier.
Alles chemisch rein und billigst.
Wichtig für Damen!
Von meinen rühmlichst bekannten Wollschweißblättern ohne Unterlage, die nie Flecken in den Taillen der Kleider entstehen lassen, hält für Schönberg und Umgegend in bester Güte allein auf Lager:
Herr Wilh. Oldenburg. Preis per Paar 50 , 3 Paare 1 M. 40 . Wiederverkäufern Rabatt.
Frankfurt a./O. im Juni 1887.
Robert v. Stephani.
Braunbier
in Ganz= und Halbbier empfiehlt zu civilen Preisen vom Sonnabend, den 16. Juli an, die
Ratzeburger Actien=Brauerei.
Erntehandschuhe,
das Paar nur 60 Pfennige zu haben in Schönberg bei
Emil Jannicke,
Handschuhmacher.
Schnelltrocknende streichfertige Oelfarben, Firniß und Fußbodenoele, ferner Pinsel und Schwämme in großer Auswahl, sowie Cacao, Chocoladen, Rosen-, Veilchen- und Familienseife empfiehlt en gros u. en detail C. F. Alm, Medicinal=Drogerie, Seifen= und Farben=Handlung.
Lübeck, Holstenstraße 22.
Zeige hiermit ergebenst an, daß ich mich außer
Zahnoperationen, auch mit Plombieren der Zähne in verschiedenen Materien, sowie
mit Zahnnervtödten, Zahnreinigen u. s. w.
beschäftige.
H. Fick, Wundarzt II. Cl.
Zu Michaelis wird in der Mühle zu Schönberg
ein Stubenmädchen
gesucht, welches melken kann.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 54 Seite 4]Rechnungsabschluß
der Feuerversicherungsgesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr 1886,
wie solcher in der Versammlung der Direction am 2. Mai c. vorgelegt und von derselben richtig befunden, auch von Großherzoglicher Landvogtei revidirt und dechargirt ist.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg i./M., Mai 1887.
Die Direction der Feuerversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister. F. Stüve.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten).
Geboren:
D. 4. Juni dem Kornhändler Lenschow zu Schönberg eine T.
D. 5. dem Arbeiter Zöllner zu Schönberg ein Sohn.
D. 7. dem Steinhauer Dose zu Schönberg eine Tochter.
D. 10. dem Kaufmann Planthaber zu Schönberg ein Sohn.
D. 10. dem Arbeiter Bade zu Sabow ein Sohn.
D. 11. dem Fuhrmann Tretow zu Schönberg ein Sohn.
D. 14. dem Arbeiter J. Nevermann zu Schönberg eine T.
D. 15. dem Töpfermeister F. Hauschild zu Schönberg ein S.
D. 19. dem Arbeiter H. Schnöder zu Schönberg ein Sohn.
D. 19. dem Realschuldirector Ringeling zu Schönberg ein S.
D. 19. ein unehel. Sohn zu Torisdorf.
D. 30. dem Anerben J. Oldenburg zu Niendorf ein Sohn.
D. 1. Juli dem Schlachter G. Ohls zu Schönberg ein Sohn.
D. 2. dem Arbeiter Pöhls zu Wahlsdorf ein Sohn.
D. 7. eine unehel. Tochter zu Bauhof=Schönberg.
D. 10. dem Hülfsbahnwärter Gehrmann zu Rupensdorf eine T.
Gestorben:
D. 1. Juni Frida Catharina Elise Wilhelmine Wienck Arbeitertochter zu Lockwisch, 1 J. 9 M. alt.
D. 1. Arbeiterwittwe Catharina Marie Elisabeth Kelling zu Schönberg, 43 J. 7 M. alt.
D. 5. Emil Hans Joachim Heinrich Siebenmark, Handelsmannssohn zu Schönberg, 1 J. 5 M. alt.
D. 6. Maria Sterly geb. Voß, Arbeiterfrau zu Schönberg, 47 J. 8 M. alt.
D. 7. Elsabe Oldörp geb. Oldörp, Krügerfrau zu Boitin=Resdorf, 54 J. 5 M alt.
D. 11. Johann Casper Friedrich Homberg, Ziegler zu Schönberg, 73 J. 10 M. alt.
D. 12. Marie Catharina Wilhelmine Jacobs, Arbeitertochter zu Schönberg, 12 J. 4 M. alt.
D. 13. Schlachter Hermann Julius Heinrich Oldenburg, zu Schönberg, 20 J. 2 M. alt.
D. 15. Christine Anna Ida Friederike Schrep, Kaufmannstochter zu Schönberg, 8 Mon. alt.
D. 19. Arbeiter Hans Asmus Heinrich Freitag zu Schönberg, 71 Jahr 1 M. alt.
D. 24. Bäckergeselle Johann Mathias Heinrich Baumann, aus Rehna, z. Z. Schönberg, 78 J. 10 M. alt.
D. 26. Joachim Peter Heinrich Oldörp, Webermeistersohn zu Schönberg, 8 Jahr 5 M. alt.
D. 28. Robert Franz Heinrich Pauls, Töpfermeistersohn zu Schönberg, 2 M. alt.
D. 7. Juli Theodor Ludwig Carl Danckert, Holländer zu Torisdorf, 45 J. 2. M. alt.
D. 9. Sophie Marie Elisabeth Stave geb. Ludemann, Schuhmacherfrau zu Schönberg, 73 J. 1 M alt.
D. 11. Frieda Margaretha Schramm, Holländertochter zu Bauhof=Schönbera, 9 J. 1 M. alt.
D. 11. Hans Heinrich Oldenburg Anerbensohn zu Niendorf, 10 Tage alt.
Eheschließungen:
D. 3. Juni Wittwer und Werftschreiber Carl Ludwig Steffen aus Wilhelmshaven und Wittwe Sophie Dorothea Anna Weber geb. Draeger zu Schönberg.
D. 10. Hotelbesitzer Friedrich Christian Andreas Hermann Jenssen zu Güstrow und Louise Sophie Wilhelmine Johanna Gossow zu Schönberg.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 17. Juli.
Frühkirche: Pastor Kaempffer
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 54 Seite 5]Beilage
zu Nr. 54 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. Juli 1887.
- Der erste neue Roggen war am Sonnabend in Berlin eingetroffen und ist mit 130 Mk. pro 1000 Kilo verkauft worden. Man sah übrigens der aus der Mark stammenden Frucht an, daß die Sonne in diesem Jahre ihre Schuldigkeit nicht in dem Maße gethan hat, wie in früheren Jahren.
- In der Korneliusstraße in Düsseldorf schütteten kürzlich Kinder ungelöschten Kalk in Flaschen, begossen denselben mit Wasser, korkten die Flaschen zu und schüttelten den Inhalt durcheinander. Eine der Flaschen explodierte, wodurch zwei Kinder verletzt wurden, ja eines derselben ist geradezu gräßlich zugerichtet.
- Im Stadtpark in Gratz ist am Sonnabend ein Denkmal für Anastasius Grün enthüllt worden. Der Feier wohnten alle Behörden und viel Volk bei. Hoffentlich wird diesem Grün=Denkmal in der Hauptstadt Steiermarks ein besseres Schicksal beschieden sein, als denen in den böhmischen Städten.
- In Piske bei Gran in Ungarn geriethen anläßlich des sonntägigen Kirchweihfestes zwei Gendarmen, Vater und Sohn, miteinander in Streit. Der Eine, welcher betrunken war, schoß auf die Umstehenden. Durch die Schüsse wurden eine Frau getödtet und zwei Männer schwer verwundet. Das erboste Volk stürzte sich auf den Mörder, entriß ihm die Waffe und schlug ihn todt.
- Eine schöne Reise, um die man sie fast beneiden könnte, macht eine starke Bande ungarischer Zigeuner von der Eifel her über Koblenz, Mainz, Passau nach Wien, noch dazu in guter Gesellschaft und gebildeter Begleitung von Gensdarmen; denn sie werden in ihre Heimat abgeschoben. Echte Freischützen sind die vielen ungarischen Taschendiebe, die sich in Frankfurt, Homburg und Mainz haben abfassen lassen; ihr Leibsprüchlein lautet: Es lebe der Trubel.
Ein großer Theil der Gouvernementsstadt Witebsk in Polen ist niedergebrannt. 413 Häuser, die Adelsbank, 2 Polizeigebäude, 6 Schulen wurden ein Raub der Flammen. Der Schade wird auf 2 Millionen Rubel geschätzt. Eine größere Anzahl Menschen sind in den Flammen umgekommen, und 7000 Personen brotlos.
- Der Sohn des Gouverneurs Gurko in Warschau trat jüngst in die Obertertia des Gymnasiums ein. Sämmtliche jüdische Schüler mußten die Klasse verlassen, weil Mama Gurko nicht will, daß ihr Söhnlein mit Judenkindern in Berührung komme.
- Mittel gegen Hühneraugen. Vor ungefähr vierzig Jahren hatte ich, so schreibt ein Leser des "Echo", auf dem Mittelfinger meiner rechten Hand eine recht empfindliche Warze, wohl 1/12 Zoll rhein. hoch. Auf einem abgeernteten Kartoffelfelde erblickte ich zufällig eine ganz einsam stehende Staude der großen oder Puffbohne mit zwei noch grünen Kapseln, welche ich - da ein Felddiebstahl ausgeschlossen - mir aneignete. Mit der inneren wolligen Seite dieser Bohnenhülsen rieb ich nun die Warze so lange wiederholt, bis die Hülsen aufgebraucht waren, worauf in kurzer Zeit die Warze für immer verschwand. Im Laufe der Zeit kam ich auch in den wenig beneidenswerthen Besitz der Hühneraugen auf beiden kleinen Zehen und vor einigen Jahren, durch eine kleine Erhöhung in der Brandsohle, eines solchen mitten unterm Fuß. Eine Frau - ich brauche wohl nicht zu sagen, die meinige - war Jahre lang gequält worden durch einen 1/4 Zoll dicken hornartigen Ansatz, welcher bis ein Dutzend jener stechenden Wurzeln enthielt und seitwärts am Fußballen saß; energisch fortgesetzter Gebrauch der Puffbohnenhülsen hat alles beseitigt. Das Mittel ist also ein langbewährtes. Es empfiehlt sich, die genügend zerriebene Hülse auf die betreffende Stelle aufzubinden; unterm Fuß kann sie beständig im Strumpf liegen, so lange sie noch Feuchtigkeit enthält. Das Schneiden am Hühnerauge möge mit größter Vorsicht geschehen; besser ist jedenfalls, nur daran zu schaben, aber nicht bis zum Bluten. Die Puffbohne blüht bereits, die Gelegenheit ist günstig. Sie möchte vielleicht nicht überall zu haben sein, deshalb lasse ich ein kürzlich veröffentlichtes Mittel hier folgen, welches gegen Warzen empfohlen wurde: Von den jüngeren Ruthen der gelben Weide schabe man die innere (weiße) Rinde, weiche die dadurch erhaltenen Spänchen in scharfen Essig ein und binde dieselben - jeden Tag frisch - ungefähr acht Tage auf die Warze, so wird solche für immer verschwinden. Dürfte vielleicht auch Hühneraugen vertreiben.
Ein gefährlicher Verbrecher.
Güstrow, 12. Juli. In der letzten Sitzung der diesmaligen Schwurgerichtsperiode wurde gegen einen Verbrecher gefährlichster Art verhandelt. Der Knecht Köthe aus Pommssen in Sachsen wird beschuldigt, in der Nacht vom 5. zum 6. Mai d. J. versucht zu haben, an dem Hauswirth Karth in Klausenheim bei Wittenburg, dessen Frau, Sohn und Pflegesohn einen Mord zu begehen und zum Zwecke der Ausführung dieses Verbrechens eine Brandstiftung begangen zu haben; auch werden dem Angeklagten ein Diebstahl und zwei Unterschlagungen zur Last gelegt. Der Ursprung der That des Angeklagten liegt mehrere Jahre zurück. Klausenheim, eine Pertinenz von Schwechow bei Lübtheen, hat drei dicht bei einander belegene Bauerhufen. Die Bauern Karth, Lämmermann und Groth lebten seit Jahren mit einander in Feindseligkeiten. Auf dem Erndtebier im Jahre 1883 schlug Lämmermann den Karth. In der in Folge dessen erhobenen Privatklage stellte Lämmermann zum Beweise dafür, daß Karth ihn zuerst geschlagen, den jetzigen Angeklagten Klöthe als Zeugen. Nachdem Klöthe die erwähnte Thatsache beschworen hatte, wurde durch eine Reihe von Karth gestellter Zeugen nachgewiesen, daß Klöthe überall nicht auf dem Erndtebier gewesen war. Klöthe wurde wegen Meineides und sein Dienstherr wegen Anstiftung zum Meineide in Untersuchung genommen. Lämmermann erhängte sich vor der Hauptverhandlung, Klöthe wurde zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Nachdem Klöthe im vorigen Jahre seine Strafe verbüßt hatte, trat er in Pritzier und darauf in Quassel in Dienst. In Pritzier hat er seinem Dienstherrn gegenüber geäußert, er könne und werde es nie vergessen, daß die Klausenheimer Bauern ihn ins Zuchthaus gebracht hätten. - Am 25. April d. Js. sandte ihn sein Dienstherr mit einer Fuhre nach Kenzow. Der Kenzower Herr, im Vertrauen darauf, daß er einen ehrlichen Menschen vor sich habe, übergab ihm zur Uebermittelung an seinen Dienstherrn einen Brief, der die Aufschrift trug "Hierin 300 M." Klöthe öffnete den Brief, eignete sich die in demselben befindlichen 3 Hundertmarkscheine an, stellte sein Fuhrwerk in Wittenburg ein und reiste, nachdem er sich einen Anzug gekauft hatte, nach Hamburg. Während die Staatsanwaltschaft vergeblich bemüht war, des Angeklagten habhaft zu werden, brach in der Nacht vom 5. zum 6. Mai in dem Hause des Bauern Karth in Klausenheim ein Feuer aus, welches Wohnhaus und Scheune in Asche legte. Bei den Klausenheimer Bauern entstand die Vermuthung, dies Feuer werde ein Racheakt des Klöthe sein. Klöthe gab denn auch in den nächsten Tagen in der Umgegend von Klausenheim Zeichen seiner Anwesenheit. Auf Knechte, die ihn am Waldsaum liegen sahen und ihn für verhaftet erklärten, gab er, ohne jedoch zu treffen, Schüsse aus einem sechsläufigen Revolver ab. Den Sohn des Bauern Groth, der auf dem Felde arbeitete, verfolgte er mit seinem Revolver, derselbe entkam ihm aber. Einen Handwerksburschen forderte er auf, sein Genosse zu werden: sie wollten Nachts in den Dörfern Häuser anstecken
[ => Original lesen: 1887 Nr. 54 Seite 6]und dann, wenn die Bauern zum Löschen gehen würden, in deren Häuser gehen und stehlen. Die Gensdarmen würde er mit seinem Revolver niederschießen. Der Handwerksbursche entfloh vor einem Menschen mit solcher Denkungsart. Am 9. Mai gelang es dem Gensdarmeriewachtmeister Ott, der für den nächsten Tag seine Kollegen in den umliegenden Städten entboten hatte, auf den Angeklagten ein "Treiben" zu veranstalten, diesen, der in einem Dickicht mit dem Revolver in der Hand lag, von hinten zu erfassen und festzunehmen. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten wegen sämmtlicher Begangenschaften schuldig. - Das Gericht verurtheilte hierauf den Angeklagten wegen versuchten Mordes in indeeller Konkurrenz mit vollendeter Brandstiftung und wegen Unterschlagung und Diebstahls in eine Zuchthausstrafe von 15 Jahren, zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren und erkannte auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht.
Zwei Findlinge.
Eine Kriminal=Erzählung.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß).
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