[ => Original lesen: 1887 Nr. 31 Seite 1] Am Dienstag ist in Berlin der Reichstag wieder zusammengetreten. Auf der Tagesordnung stehen Berichte über das Sozialistengesetz und ein Antrag Singer. Im Hinblick darauf soll eine in diesen Tagen bei A. Rathke in Magdeburg erschienene Broschüre nicht unerwähnt bleiben, die den dortigen Polizeiinspektor W. Krieter zum Verfasser hat. Sie trägt den Titel: "Die geheime Organisation der sozialdemokratischen Partei."
Durch die Zeitungen laufen Nachrichten, daß die Reichsregierung vom Reichstag nachträglich 130 -150 Million Mk. für das verstärkte Heer, für Festungsbauten u. s. w. verlangen werde. Die A. Z. läßt sich telegraphisch berichten, daß diese Angaben außerordentlich übertrieben seien. Es würden an einmaligen Aufwendungen 37 Millionen, an dauernden 19 Millionen Mark verlangt werden.
In der Presse (A. Z.) taucht der Vorschlag auf, den Reichstagsabgeordneten in Elsaß=Lothringen einen Eid aufzuerlegen, der klar und deutlich ausspricht, daß sich der Eidleistende als Deutscher bekennt und die Angehörigkeit Elsaß=Lothringens zu Deutschland rückhaltlos annimmt. Damit würden alle Protestler vom Reichstag ausgeschlossen.
Elsaß=Lothringen ist mit kostbarem Blut erkauft worden und soll deutsches Land verbleiben. Wer dem entgegenarbeitet, thut es auf eigene Gefahr. Der Statthalter Fürst Hohenlohe und Staatssecretair v. Hofmann hatten mit guten und freundlichen Worten immer wieder darauf aufmerksam gemacht, als die Wahlen für den Reichstag herangekommen waren und es galt zu zeigen, wer für oder gegen Deutschland sei. Trotzdem waren viel Bahnbeamte, Lieferanten und Handwerker allzu französisch in's Zeug gegangen und haben nunmehr alle Arbeiten und Lieferungen für die Eisenbahnen und vielleicht auch für das Militär verloren.
Der arme Déroulède in Paris. Er hat plötzlich Trauer bekommen und wegen dieses Falles und "aus Familienrücksichten" (denn alle Franzosen bilden eine Familie) nicht nur den Vorsitz in der Patrioten=Liga niedergelegt, sondern auch sein Singen und Hetzen eingestellt.
Der französische Botschafter Lefevre de Behaina überreichte dem Papste als Grévi's Jubiläumsgeschenke, eine Vase und ein Schreibzeug aus Sévresporzellan.
Das englische Unterhaus, die klassische Stätte des Parlamentarismus, hat am Freitag tolle Scenen erlebt. Wenn man bisweilen darauf hingewiesen hat, daß der Parlamentarismus selbst den erbittertsten Gegnern milde Sitten, Anstand und Rücksicht aufnöthige, dort in London konnte man am Freitag anderes sehen und hören. Bei der Berathung der irischen Strafrechtsnovelle warfen sich die Herren Ausdrücke wie "Lügner", "böswilliger, feiger Lügner" und andere Liebenswürdigkeiten an den Kopf, daß es in der That eine Lust gewesen sein muß, zuzuhören. Da sind wir anderen doch bessere Menschen!
- Schönberg. Am 20. April, Nachmittags wurde der Rector der Mädchenschule hieselbst, Herr Cand. min. Kort, durch das Scholarchat in Gegenwart des Lehrpersonals der Mädchenschule in sein Amt eingeführt.
- Schönberg. Ueber Herrn Jacoby, Prestidigitateur und Gedankenleser aus Hamburg, der am 24. d. Mts. im Boyeschen Saale hieselbst Vorstellung giebt, schreibt die "Rostocker Zeitung" über eine von Herrn Jacoby in Neustrelitz gegebenen Vorstellung, welche auch Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin beiwohnten, Folgendes: "Man kann Vieles gesehen haben und auf dem Gebiete der modernen Künste aller Art noch so sehr vertraut sein, so wird man doch von den vorzüglichen Leistungen des Herrn Jacoby gerade verblüfft, man weiß nicht mehr, was man von ihnen denken soll. Auch Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin beehrten die Vorstellung mit ihrer Anwesenheit und verweilten gegen ihre ursprüngliche Absicht bis zum Schlusse derselben. Beide hohe Herrschaften sollen sich aufs Beste unterhalten und dem Künstler ihre Befriedigung und Anerkennung in schmeichelhafter Weise ausgedrückt haben. - Wir können Jedem, welcher einen amüsanten Abend verleben will, diese Soirée auf das Wärmste empfehlen; das Gebotene wird Alle im höchsten Grade befriedigen.
- Ein großartiger Kampf zwischen Verbrechern und Polizei spielte sich in Altona am 3. Festtage ab. Als am Abend genannten Tages 30 Polizeibeamte in einem Verbrecherkeller einige langgesuchte schwere Verbrecher festnehmen wollten, ertönte mit einemmale der Ruf: "Auf die Polizei!" worauf das anwesende Gesindel sofort mit Stühlen, Messern, Flaschen und dergl. auf die Polizeibeamten losging, sodaß sich letztere auf die Straße flüchten mußten. Die wüsten Gesellen, etwa 200 an der Zahl, folgten ihnen nach und schlugen wie rasend auf die Polizisten ein. Sehr bald aber waren größere Trupps Konstabler zur Stelle, welche die Angreifer mit der blanken Waffe in den Keller zurücktrieben, wobei 121 Personen verhaftet, paarweise gefesselt und in das Untersuchungsgefängniß abgeführt wurden.
- In Berlin ist am 13. d. Mts. der sechzehnte Chirurgen=Kongreß von Volkmann eröffnet worden. Von Interesse war am 1. Verhandlungstage ein Vortrag über Darm=Einklemmungen.
- In Berlin beschloß der Magistrat zur Feier des hundertjährigen Geburtstags Uhlands den großen Festsaal des Rathhauses zur Verfügung zu stellen. Die Feier soll entweder am 24. April oder am 1. Mai stattfinden, je nachdem die Vorbereitungen dazu sich erledigen lassen.
- Das Abrunden ist eine schöne Sache und mit 800 000 Mark kann man viel abrunden. Diese Summe hat der deutsche Kronprinz für das Rittergut Wabnitz in Schlesien gezahlt, um seine Besitzung bei Oels mit dem Gute abzurunden.
- In Hanau wird noch in diesem Jahr der Grundstein zu dem Denkmal für die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm gelegt werden. Es sind 100 000 Mark für das Denkmal gesammelt worden, darunter 25 009 Mark, welche das Kultusministerium beisteuert. Die Alten haben beigesteuert für die großen Sprachforscher, die Jungen für die Märchenerzähler.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 31 Seite 2]- Auf dem Viktualienmarkte zu München waren am Sonnabend die ersten neuen Gurken zu haben, das Stück, nichts weniger als groß, kostete 2 bis 3 Mark!
- Am 19. April ging von München ein deutscher Pilgerzug ins heilige Land ab. Die Reise dauert 60 Tage und kostet 1300 bis 1500 Mark.
- Zu all den Kongressen, die gegenwärtig schon tagen, hat sich ein weiterer gesellt, der Astronomen=Kongreß, der am Sonnabend in Paris durch den Minister Flourens eröffnet worden ist.
- Die 20=Pfennigstücke werden vom Silber zum Nickel degradirt. Die kleinen silbernen Schwimmer wandern allmählich in den Schmelztiegel und die Münze und gehen als Nickelstücke wieder in die Welt, so groß und dick wie etwa die l0=Pfennigstücke. Die Probestücke sollen sehr hübsch aussehen, ja einen ordentlich anlachen, wie Jemand behauptet, dem baar Geld jederzeit lacht.
- Nach einer Verfügung des preußischen Eisenbahnministers müssen sämmtliche Eisenbahnbeamten, die berechtigt sind, einen Degen zu tragen, von jetzt ab während des Dienstes denselben tragen.
- Das Reichsgericht in Leipzig hat eine Klage des preußischen Fiskus wegen Herausgabe eines Gewinnes der sächsischen Lotterie abgewiesen.
- In Göttingen ging die erfreuliche Nachricht ein, daß von der preußischen Regierung für den Bau des neuen Stadttheaters ein Zuschuß von 70 000 Mk. bewilligt worden sei.
- In Frankfurt a. M. wurde am Sonnabend in der Paulskirche ein schwarzer Reichsbürger aus einem deutschen Schutzgebiete in Afrika mit einem weißen Mädchen getraut.
- Die Pforte hat abermals für 4 1/2 Millionen Francs Geschosse bei Krupp in Essen bestellt.
- Man kennt das 350jährige Wahrzeichen von Münster, die Eisenkäfige mit den Gebeinen der Wiedertäufer im Lambertithurm. Der wacklige Thurm ist neu errichtet und die Käfige werden nächstens ihre alte Stelle wieder einnehmen.
- Interessant ist, was im Jahr 1886 aus Deutschland in Kamerun eingeführt und aus Kamerun nach Deutschland ausgeführt wurde. Eingeführt 1 524 000 Liter Rum, 37 800 Flaschen Genever, 57 475 Kilogr. Pulver 1 112 000 Kilogr. Salz, 56 039 Kilogr. Tabak, 1588 Stück Steinschloßgewehre, 1000 Stück Patronen und 398 200 Yards Zeuge. Ausgeführt Palmöl, Palmkerne, Kautschuk, Elfenbein und Cacao. Harmloser war jedenfalls, was Kamerun ausgeführt, als was das zivilisirte Europa eingeführt hat.
- Die Herzogin Thyra von Cumberland schreitet auf dem Wege der Besserung langsam fort und wird nach weiter fortgeschrittener Genesung ein längerer Sommeraufenthalt am elterlichen Hofe in Dänemark geplant.
- Die arme Venus! Ist das erhört? Seit 8 Tagen und länger haben die aufgeregten Metzer sie für einen Luftballon mit elektrischer Beleuchtung gehalten, der allabendlich am Himmel heraufsteige, um die deutschen Forts von oben herab zu erleuchten und ihre Geheimnisse den Franzosen zu verrathen. Und das passirt im Jahr des Heils 1887! Verliebte scheint es in Metz nicht zu geben, denn die kennen den Abendstern; zu unserer Zeit wenigstens kannten sie ihn.
- In St. Johann a. d. Saar ging am letzten Sonntag ein dreizehnjähriger Knabe zur heiligen Kommunion, der wohl schwerlich seines Gleichen in ganz Deutschland haben dürfte. Derselbe, Sohn eines Bäckers, ist nämlich 5 Fuß 7 Zoll groß, wiegt 176 Pfund und besitzt eine gewaltige Körperkraft, denn er stemmt ein Eisengewicht von 90 Pfd. Der Körperbau dieses jungen Hünen ist von sehr ebenmäßigen Formen, doch wahrhaft riesenhaft angelegt; die Arme sind inbezug auf Dicke und Muskelentwicklung wie die eines Athleten. Der Knabe erträgt leicht jede Anstrengung und würde, in Uniform gesteckt, jedem Garde=Grenadier=Regiment zur besonderen Zierde gereichen.
- In Wien bestiegen in der Sonntags=Nacht zwei junge Arbeiter den Stephansthurm und gelangten nach zwei Stunden glücklich wieder zur Erde.
- Angesichts der Brodvertheuerung infolge der Getreidezölle führte die Stadtbehörde Versailles die Brodtaxe ein und andere Städte gründeten Verbrauchsvereine für Fleisch und Brod.
- Im Londoner Opernhause wurde vor einigen Tagen "Der Freischütz" gegeben, wobei in der Wolfsschluchtsszene der Donner in der Art dargestellt wird, daß am Schnürboden schwere Kanonenkugeln umhergerollt werden. Unglücklicherweise fiel eine dieser Kugeln auf die Bühne und erschlug einen Choristen sofort, dann zerschmetterte sie einem 12jährigen Balletmädchen das Knie, welche sich einer Amputation unterziehen mußte und während derselben starb.
- Die Massenauswanderung nach den Vereinigten Staaten von Liverpool aus ist jetzt großartig. In zwei Tagen haben fünf transatlantische Dampfer über 5000 Auswanderer mitgenommen, die in anderen Häfen aufgenommenen nicht mitgezählt. Die Mehrheit der Auswanderer, die sich in Liverpool einschiffen, sind Deutsche und Norweger.
- Aus Palermo (Sizilien) wird gemeldet, daß die Ortschaft Santa Flaria durch ein heftiges Erdbeben heimgesucht wurde. Mehrere Häuser stürzten ein. Die Zahl der Opfer ist noch unbekannt.
- Königin Emma von Holland bat den König an seinem 70. Geburtstag, ihren Strauß durch ihre Hofdamen überbringen lassen zu dürfen, ihr sei er zu schwer, sagte sie lächelnd. Bald darauf brachten zwei Damen einen riesigen, aus weißen und rothen Rosenknospen gebildeten Blumenstrauß, aus welchem das Köpfchen der Kronprinzessin Wilhelmine hervorguckte. Die Rosen waren so dicht aneinander gemacht, daß sie die ganze Gestalt der kleinen Prinzessin verhüllten.
- Der Nihilistenschrecken in Rußland nimmt täglich mehr zu, denn fast jeder Eisenbahnzug bringt angeblich nihilistische Verschwörer nach Petersburg. Sie tragen Handschellen und stehen unter starker militärischer Eskorte. Mehr als 200 Offiziere sind neuerdings verhaftet worden und in mehreren Regimentern herrscht allgemeine Bestürzung. Eine Anzahl Geistlicher, welche gegen den Nihilismus predigten, wurden schlimm verwundet.
Das nöthige Kleingeld. Die schlechten Zeiten, der reichliche Barackenbau, die drohende Kriegsgefahr haben die französischen Soldaten ihres guten Humors nicht berauben können. Der Sergeant Authenoc, welcher in seinem Regiment für einen vorzüglichen politischen Kopf gilt, pflegt in der Cantine am Unteroffiziers=Tisch die großen Ereignisse mit seinen kritischen Randbemerkungen zu versehen, und seine Erläuterungen besitzen unstreitig das Verdienst, ein neues, eigenartiges Licht auf die verwickelten Vorkommnisse zu werfen. "General Boulanger", so sagte er kürzlich, "ist ein alter Haudegen, der sich für gewöhnlich aus dem Zeitungsgeschwätz nicht viel macht; letzthin aber sind ihm die über Gebühr verlängerten Zischlaute der preußischen Reptilien denn doch zu lästig geworden und, um dem heillosen Lärm ein rasches Ende zu bereiten, entschloß er sich kurz und bündig, nach Berlin zu reisen und sich an der Quelle selbst Aufklärung zu verschaffen." "Was sind eigentlich Ihre geheimsten Absichten?" fragte er den Fürsten Bismarck. "Mit mir können Sie sich ohne Rückhalt aussprechen, wir werden uns im Nu verständigt haben. Wollen Sie Frieden halten, wollen Sie Krieg führen, was wollen Sie eigentlich von uns?" Fürst Bismarck zupfte sich verlegen an dem Schnurrbart, ordnete mit einer geschickten Handbewegung seine drei Haare, welche durch den direkten Vorstoß des Generals in Unordnung gerathen waren, und blinzelte schlauermaßen mit den Augen. "Eine offene Frage ist einer aufrichtigen Antwort würdig. Deutschland will weder den Krieg, noch den Frieden; wir wollen einfach neue fünf Milliarden." "Warum haben Sie das nicht gleich gesagt", erwiderte ohne Zögern der General, indem er seine Brieftasche hervorzog. "Wir haben Geld wie Mist, und einer solchen Kleinigkeit halber dürfen zwei große Nationen sich nicht entzweien. Hier haben Sie eine Anweisung von zehn Milliarden auf die Bank von Frankreich, geben Sie mir fünf zurück." "Bedauere sehr, nicht dienen zu können", erwiderte der Kürassier=Diplomat, "ich habe nicht so viel Kleines bei mir." "Das ist die Ursache", so schloß der Sergeant Authenor seine Vorlesung, "warum in der hohen Politik noch Alles
[ => Original lesen: 1887 Nr. 31 Seite 3]in Frage steht und die definitive Aussöhnung nicht zu Stande gekommen ist. Es fehlt am nöthigen Kleingeld, Preußen hat nicht gewechselt." Im Original: La Prusse n'a pas changé, toujours prendre, jamais rendre et encore prédentre.
- Den Einfluß der verschiedenen Qualität des Saatgutes auf den Ertrag stellt Prof. Dr. Lehmann in München nach vielfachen Versuchen wie folgt zusammen: 1) Mit der Größe und Schwere des Saatgutes steigern sich die Wirkungen seiner Produktionskräfte. 2) Die Größe dieser Wirkungen ist wesentlich abhängig von dem Grad der Feuchtigkeit des Bodens und steht zu diesem in einem umgekehrtem Verhältniß. 3) Je weniger fruchtbar der Boden ist, um so entschiedener treten daher die Wirkungen der Qualität des Saatkornes auf die Quantität und Qualität der Ernte hervor. 4) Auf einem sehr fruchtbaren Boden werden die Wirkungen der größeren und kleineren Saatkörner auf die Quantität der Körnerernte fast vollständig ausgeglichen. 5) Auf reichen und armen Böden erzeugen die Pflanzen aus schweren und großen Saatkörnern absolut und relativ wieder mehr große und schwere Körner und mehr Stengel und Blätter, als die Pflanzen aus kleinen Saatkörnern.
- Riesenspargel. Eine jedem Liebhaber dieses köstlichen Gemüses willkommene Nachricht bringt die Zeitung "Kawkas" indem sie auf den Steppenspargel der Achal=Tekinzen hinweist, der bei einer Länge von 5-6 Fuß armdick wird. Ein einziger Spargel dürfte für 10 Personen genügen. Dabei soll derselbe dem gewöhnlichen, allgemein bekannten Spargel an Güte in Nichts nachgeben und äußerst zart und mürbe sein. Klingt leider etwas unwahrscheinlich.
Farbige Seidenstoffe v. Mk. 1,55 bis 12,55 p. Met. (ca. 2000 versch. Farb. u. Dess.) - Atlasse, Faille Française, "Monopol", Foulards, Grenadines, Surah, Sat. merv., Damaste, Brocatelle, Steppdecken- u. Fahnenstoffe, Ripse, Taffete etc. - vers. roben und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Anzeigen.
In der Concurssache des Pächters Deggau in Herrnburg sollen am Sonnabend, den 23. April d. J. Vormittags 11 Uhr an Ort und Stelle
1 Rest Heu, circa 4-6000 Pfd. Stroh, 1 Pflug, 1 Stück Speck, einige Scheffel
Kartoffeln, etliche Mannskleidungsstücke etc.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 18. April 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Dienstag, den 26. April d. J. Vormittags 9 Uhr sollen in Thandorf:
4 Kühe, 3 Starken, 2 Kälber, 1 Arbeitspferd, 1 Schwein, 2 Ferkel und 1 Bauwagen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Thandorf.
Schönberg, den 20. April 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
General Versammlung
der Mitglieder der Schönberger Allgemeinen Sterbekasse im Lokale des Herrn Gastwirth Boye am Sonntag, den 25. April, Nachmittags 5 Uhr.
Tagesordnung:
Wahl eines Vorstand=Mitgliedes.
Rechnungs=Ablage.
Der Vorstand.
Versammlung des
Imkervereins:
Sonntag, den 24. April.
Malz und Hopfen geben gute Tropfen
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Echt bairischer Hopfen in kleinen Ballen zu 3 M.
Hochachtungsvoll
C. Schwedt.
Mache hiedurch die Anzeige, daß ich von jetzt an kräftige
Blumenkohl-, Sommer- und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen
sowie später:
Sellerie, Porre, Wirsig-, Rosen-, braunen und rothen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben rothe Beet- und Runkelrüben
empfehle H. Brüchmann.
Verzinnte Milchsatten,
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habe ich meine obere Wohnung zu vermiethen.
J. Freitag, Tischlermeister.
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Zu Hof Selmsdorf ist noch ein recht gut erhaltener,
kleiner leichter Wagen,
ein= und zweispännig zu fahren, preiswürdig zu verkaufen.
J. Breuel.
Warnung und Bitte!
In letzter Zeit bringt eine gewisse Person mich resp. meinen Namen mit einem vor einiger Zeit hier in Carlow in Umlauf gesetzten Gespräch in Verbindung, bezeichnet mich auch wohl gar als den Urheber des Gesprächs, ich rathe nun dieser Person ernstlich, solche lügenhafte Verdächtigungen zu unterlassen, widrigenfalls ich andere Maßregeln ergreife.
Bitte aber sehr darum, wenn selbige Person sich durch mich beleidigt glaubt, frei und offen gegen mich vor zu gehen, und nicht hinter dem Rücken, ich werde mich alsdann wohl zu vertheidigen wissen. Daß ich aber ganz gewiß an dem Gespräch unschuldig bin, dafür bürge ich mit meiner vollen Namensunterschrift.
Wilhelm Beckmann.
Carlow, im April 1887.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 31 Seite 4]F. W. Kaibel, Lübeck.
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1000 à 60 Mark.
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1000 à 15 Mark.
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Im Saale des Herrn Boye.
Sonntag, den 24. April 1887:
Große Vorstellung.
"Moderne Wunder"
des Herrn
Jacoby Prestidigitateur und Gedankenleser aus Hamburg.
Sensationelles Programm!
Ein Abend im Traumlande.
Kassenöffnung 7 Uhr. Anfang 8 Uhr.
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Umtausch gestattet.
Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend mache ich hiermit ergebenst die Anzeige, daß ich mich hierselbst in dem Hause vor dem Sabowerthor Nr. 27 als
Schlosser
etablirt habe. Indem ich prompte und reelle Bedienung zusichere, bitte ich, mich mit Aufträgen gütigst beehren zu wollen.
Achtungsvoll
C. Kelling.
Echt engl. Porter
empfiehlt billigstens
Aug. Spehr.
Eimer-Bier
jeden Mittwoch.
C. Schwedt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 24. April.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
"Der Gesammtauflage unserer heutigen ummer liegt ein Prospekt des bekannten
Bankhauses Philipp Fürst
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichten Leser noch besonders aufmerksam machen".
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 31 Seite 5]Beilage
zu Nr. 31 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. April 1887.
- Ein alter, aber nicht schöner studentischer Brauch ist endlich in Leipzig auf wiederholtes Ersuchen des Rektorates weggefallen, nämlich das Scharren und Trampeln in den Hörsälen als Beifallsbezeugung für die Professoren.
- "Die Medizin ist auch eine Naturwissenschaft, was sie aber vor allen Naturwissenschaften auszeichnet, ist, daß der Gegenstand, mit dem sie es zu thun hat, der Mensch selbst ist. Es handelt sich um die Wohlfahrt, die leibliche und geistige Gesundheit der Menschen. Das dürfen wir nie vergessen." So sagte der Vorsitzende des Kongresses der Aerzte in Wiesbaden, der Geh. Med.=Rath Professor Dr. Leyden. Und er erinnerte daran, daß der Arzt ein guter Pädagog und Menschenkenner sein, eine feste Ueberzeugung und einen beherrschenden Willen haben und vor allen Dingen ein guter Mensch sein müsse, um ein guter Arzt zu sein.
- Aus der Schweiz wird vom Sonnabend wiederum starker Schneefall gemeldet.
- Unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt man sich seit einigen Tagen in Paris eine Entführungsgeschichte deren Helden Jedermann nennt und kennt. Romeo ist belgischer Baron und Offizier. Julia stammt aus dem Hause Israel und aus Frankfurt, von wo sich ihre Dynastie über alle europäischen Hauptstädte verzweigt hat. Im Alter der Julia von Verona steht sie freilich nicht mehr, sie dürfte es schon zwiefach durchlaufen haben, und Jedermann glaubte, das Sportfräulein, welches so muthig die Rosse lenkte und bestieg, verschmähe das Joch der Ehe. Das war aber ein großer Irrthum, wie das neueste Romankapitel beweist. Schon seit längerer Zeit ging die Mär, besagte Amazone ließe sich von einem edlen Ritter den Hof machen. Die strenggläubige Mutter, der es schon genug Verdruß bereitete, daß etliche andere Töchter des Miliardenherrscherhauses dem Judenthum abtrünnig geworden sind, erklärte schlankweg, sie gebe nimmermehr die Erlaubnis zu einer so gottlosen Mesalliance. Das Töchterchen hatte aber auch seinen Willen und ließ sich, da alle Vorstellungen bei der Mama - der Vater ist todt - nichts halfen, einfach entführen. Die Reise ging übrigens nicht ins Ausland, sondern nur bis nach Pierefonds, wo ein der Familie ergebener Arzt lebt. Seiner Obhut übergab Baron L. seine Zukünftige, welche nun von dort aus die nöthigen Schritte thun wird, um die gesetzlich erforderte Einwilligung der Mutter zu ihrer Heirath zu erlangen. Die Mitgift soll ebenso viele Millionen aufweisen, als das widerspenstige Kind Jahre zählt.
- Richtige Definition. Berliner Meisterin (zu dem neu in Arbeit getretenen Schlossergesellen, beim Essen): "Sagen Sie mein lieber Bayer, warum sagt man bei Euch in Bayern immer "juten Appetit?" - Geselle: "Ja wissen's dös is a so: Bei uns in Bayern giebt's so große Portionen, daß Oaner scho an guat'n Appetit gewunschen krieg'n muß - daß er's zwingt. Oes sagt's "Jesegnete Mahlzeit" - Natürli! Weil bei dem bißl Essen - was ma bei Enk kriegt, scho der Seg'n Gottes her muß, naß's langt!"
Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 31 Seite 6]Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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