[ => Original lesen: 1887 Nr. 23 Seite 1] Zum 90. Geburtstag Kaiser Wilhelm's.
Poch, deutsches Herz, begeistert mit seelenvollem Schlag,
Es gilt der größten Freude, dem höchsten Ehrentag;
Ihm gilt's, den auf dem Throne des Deutschthums Krone schmückt,
Den heute, mit neunzig Jahren ein güt'ger Gott beglückt.
Laßt müßig Krieg und Frieden, laßt Schwert und Hammer ruhn,
Sich freuen gilt's, tief innig, das sei heut unser Thun.
Den Greis mit achtzig Jahren durchglüh' des Jubels Schwung,
Er blicke auf seinen Kaiser und preise selbst sich jung.
Im Buche der Geschichte erinnert manches Blatt
An Helden, die der Götter Rathschluß beschützet hat,
Doch keiner ist zu finden, dem Klios Griffel schrieb:
"Ein Kaiser mit neunzig Jahren, der jünglingsrüstig blieb."
Wohl schwanden Ihm die Tage an Siegen reich und Ehr,
Doch größer war die Liebe des Volkes, das ist mehr!
Ist tausendfach Sein Antlitz in Silber auch geprägt,
Wer zählt sie, von denen jeder Sein Bild im Herzen trägt?! -
Doch, was sich doppelt freudig in jeden Busen senkt,
Ich, daß auch nicht ein einz'ger an einen Abschluß denkt;
Daß jeder muthdurchdrungen folgt seines Kaisers Spur
Und denkt, daß neunzig die Brücke zum vollen Hundert nur.
Legt denn auf Wilhelms Büste den duft'gen Lorbeerkranz,
Gelobend: Deutsche Treue und Eintracht! voll und ganz. -
Dann quält uns nicht was Osten und was der Westen thut.
Wir feiern Kaisers Geburtstag mit Palmen an dem Hut! -
22. März 1797 - 22. März 1887.
Kaiser Wilhelm wird 90 Jahre alt! Das sind so einfache Worte, und doch packen sie jedes deutsche Herz mit Allgewalt. Unser Kaiser, der greise Herr, dem es beschieden gewesen ist, die heißesten Wünsche der deutschen Nation zu erfüllen, hat damit ein Alter erreicht, das dem gewöhnlichen Menschen sehr selten, den Fürsten fast nie beschieden ist. Schon diese Thatsache würde genügen, dem ehrwürdigen Monarchen zu seinem neuen Ehrentage die heißesten Wünsche darzubringen; wem Gott ein solches Alter in solcher Kraft und Rüstigkeit beschert, der steht sichtlich unter des Höchsten Schutz, dessen Person ist geheiligt und unantastbar. Und Ehrfurcht vor dem deutschen Kaiser, dem Sieger im Kriege, der doch den Frieden über alles hoch hält, empfindet ganz Europa, alle kultivirte Welt. Von nah und fern kommen die Fürsten und Abgesandten der Fürsten herbei, dem weisen Nestor unter allen Königen und Herren ihre Huldigung und ihre Glückwünsche darzubringen, das schlichte kaiserliche Palais Unter den Linden wird ein Bild aufweisen, wie es selbst der größte der deutschen Kaiser in früherer Zeit, Karl der Große, nicht erschaute. Und der Werth dieses Bildes wird erhöht dadurch, daß alle freiwillig kommen. Hier waltet kein Zwang, keine Macht, als die der Ehrfurcht. Einzig ist darum eine solche Festfeier, welche alle Throne mit einander verbindet, welche so glänzend den Frieden hervortreten läßt, den wir unserem Kaiser verdanken. Wahrlich darauf kann Deutschland stolz sein der 90. Geburtstag seines verehrten Kaisers und Herrn zeigt ihm, daß es immer noch die erste ist unter den Nationen, durch den Kaiser, den Hüter des Friedens.
Auf Neunzig Jahre sieht der Kaiser zurück. Wir wissen in der großen, großen Mehrzahl gar nicht, was diese schwere Last der Jahre bedeutet. Was in den letzten 90 Jahren geschehen, das lehrt uns wohl die Geschichte, aber wir können uns kaum in die Empfindungen eines Mannes hineinversetzen, der an so hoher Stelle thätig und leidend, alle die folgenschweren Ereignisse dieses Zeitraums unmittelbar empfunden hat. Als junger Prinz auf der Flucht nach dem äußersten Osten Deutschlands vor dem dräuenden französischen Eroberer, als Greis Träger der deutschen Kaiserkrone und Sieger über den Neffen des damaligen Weltherrschers; oft hat der Kaiser vor furchtbar ernsten Entscheidungen gestanden, die den gewöhnlichen Menschen nie berühren, oft hat er liebe Freunde und theuere Verwandte ins Grab sinken sehen, und allen Kummer und die Trauer des Lebens hat er reichlich erfahren; aber der Kaiser hat doch in allen Lebenslagen des Vaterlandes und des deutschen Volkes gedacht, an dessen Wohl er noch heute arbeitet, und er ist auf seinem Platze geblieben, als ein Mann der That und der Arbeit. Das deutsche Volk hat es ihm aber auch gedankt, gedankt mit hingebender Treue, und wenn der Ruf erschallt: Für Kaiser und Reich, dann wird niemand zurückbleiben, der sich einen Deutschen nennt. Kaiser und Volk sind fest mit einander verbunden auf alle und ewige Zeit, und der 90. Geburtstag gibt dem alten Bunde eine neue, eine besonders heilige Weihe.
Das Leben des Kaisers ist ein Leben der ernsten schweren Arbeit, der treuen ehrenhaften Pflichterfüllung gewesen, ein Leben, das so recht die Wahrheit des Wortes beweist, daß leben und arbeiten dasselbe bedeutet, das jedem deutschem Manne ein Vorbild sein kann. Als junger Prinz lernte der Kaiser mit Fleiß und Ausdauer, als Mann verwerthete er, was er gelernt, mit Umsicht und Ruhe, als Greis krönte er seine Schöpfungen durch Weisheit und Milde. Das ist in kurzen Worten des Kaisers Leben, die Richtschnur für alle seine Handlungen. Ein echter deutscher Mann ist der Kaiser gewesen und geblieben all' sein Lebtag, ein Wahrer der Ehre Deutschlands und seiner Bürger. Daran wollen wir vor allem denken an diesem 22. März, der einen neuen Ehrenstein in dem thatenreichen Leben des Kaisers bildet. Das ganze deutsche Vaterland wird den Geburtstag seines Kaisers gerade in diesem Jahre in besonderem Glanze und in erhobener Stimmung begehen, weil er zugleich ein Ehrentag für uns alle ist. Jung und Alt kennt den Kaiser, liebt und verehrt ihn,
[ => Original lesen: 1887 Nr. 23 Seite 2]und alle die, welche unter seinen Fahnen gefochten, haben noch ein außerordentliches Band, welche sie mit ihm verbindet. Alle sind wir aber gleich in dem einen Wunsch, daß unser Kaiser uns noch lange erhalten bleiben möge. Wahr ist das Wort: Der Kaiser ist der Friede, denn die Ehrfurcht vor seiner ehrwürdigen Gestalt zwingt und zwang schon kriegslüsterne Gemüther zur Mäßigung. Wir haben dem Kaiser so viel zu danken, daß es unmöglich ist, alles Einzelne nahmhaft zu machen; der greise Herr liebt es nicht, seine Thaten der Welt zu verkünden. Einfach und bescheiden ist der Kaiser stets gewesen und geblieben, ein neuer Schmuck in seinem Ruhmeskranz. Wie aus Millionen Herzen aber die dringende Bitte zum Himmel steigen wird, so sagen auch wir:
Gott erhalte und beschütze uns unseren theuren Kaiser noch lange Zeit, dem einigen deutschen Vaterland zum treuen Schutz, zur hohen Ehre und zum höchsten Schmuck! Das walte Gott!
Die Verstärkung, welche das deutsche Heer durch das Septennat erhält, ist eine beträchtliche und fällt um so mehr ins Gewicht je länger es in Wirksamkeit steht. Am 1. April wird allerdings die Stärke der Armee thatsächlich nur um etwa 15,000 Mann vermehrt, zu welchen im November abermals nahezu 15,000 Mann treten. Allein der Zuwachs des Heeres wird auch in jedem folgenden Jahr um etwa 15,000 Mann stärker sein, als der Abgang, so daß nach Ablauf der vollen 7 Jahre die Armee um rund 100,000 Mann stärker sein wird.
Aus der Budget=Kommission des Reichstags ist mitzutheilen, daß dieselbe das Extraordinarium des Militäretats zum weitaus größten Theil genehmigt hat, u. a. endlich auch die Summe für Errichtung einer Unteroffizierschule in Neubreisach, die von zwei früheren Reichstagen abgelehnt worden war. Gestrichen wurden diesmal nur die Ansätze für eine Garnison=Waschanstalt in Bromberg, für eine neue Artilleriekaserne in Mainz und die erste Rate zum Bau für die Garnisonkirche in Straßburg. Nun wollen wir sehen, was das Plenum des Reichstags dazu sagt.
Die freikonservative Partei hat einen Antrag auf Einführung des Befähigungsnachweises im Reichstage eingebracht, der sich jedoch von den bekannten Anträgen des Centrums und der Deutschkonservativen unterscheidet. Letztere wollen durchweg Meisterprüfungen für alle Handwerke, die Freikonservativen im allgemeinen den Nachweis der bestandenen Lehrzeit und einer dreijährigen Arbeit als Gehilfe, sowie für einige, bei mangelhafter Ausführung Gefahr bringende Gewerbe eine technische Prüfung. Der erste Befähigungsnachweis (Lehrzeit und dreijährige Gehilfenzeit) soll geführt werden für die Gewerbe der Barbier und Friseure, Bäcker und Konditoren, Böttcher, Buchbinder, Bürstenbinder, Drechsler, Glaser, Klempner, Korbmacher, Kürschner, Kupferschmiede, Maler (Anstreicher), Nadler, Sattler, Schlosser, Schmiede, Schneider, Schumacher, Seiler, Stellmacher, Tapezierer, Tischler, Töpfer, Uhrmacher, Weber, Wirker. Technische Prüfungen sollen gefordert werden von Brunnenmachern, Dachdeckern, Fleischern, Maurern, Schornsteinfegern, Stuckateuren, Zimmerleuten. Der Befähigungsnachweis kann auch durch Zeugnis einer staatlich anerkannten gewerblichen Unterrichtsanstalt erbracht werden; außerdem soll der Bundesrath befugt sein, auch für andere, als die genannten Gewerbe, den Nachweis vorzuschreiben.
Wer von den älteren deutschen Zeitgenossen in diesen festlichen Märztagen einen erinnerungsreichen Blick zurückwirft auf die sturmvollen Märztage vor 39 Jahren und vergleicht mit ihnen die Fülle der Jahre, des Ruhmes und der Verehrung, die Kaiser Wilhelm im deutschen Volk und in aller Welt genießt, auch der mag sagen: Welch' eine Wendung!
Auch Leo XIII. sendet dem Kaiser durch einen besonderen Boten seine Glückwünsche am 22. März. Es ist der Kardinal Galimberti, der einen eigenhändigen Brief des Papstes und Geschenke für den Kaiser, die Kaiserin und den Kronprinzen überbringt.
"L'Ex=Grand=Français", den großen Ex=Franzosen, nennt die Zeitung "Paris" Herrn von Lesseps, seit er freundlich von Deutschland gesprochen hat Graf Lesseps hat's bei seinen Landsleuten jetzt ganz verschüttet. Er hat sich soweit vergessen, den Ausspruch zu thun: Deutschland sei der natürliche Freund Frankreichs weit mehr als England und Rußland, von denen Frankreich durch Sitten und Gewohnheiten getrennt sei.
Auch den Zoll auf Mehl hat die französische Kammer jetzt erhöht. Früher betrug derselbe 6 Frcs., von jetzt an soll er 8 Frcs. betragen. In Zeiten der Noth soll es der Regierung gestattet sein, sowohl den Getreide= wie den Mehlzoll aufzuheben.
Auch England bekehrt sich zum Repetirgewehr. Der Kriegsminister Stanhope hat im Unterhaus erklärt, die Wahl eines Repetirgewehres werde hoffentlich noch vor dem Ablauf weniger Wochen erfolgen, das Heer müsse dann schleunigst damit bewaffnet werden, denn England müsse ein Gewehr haben, welches dasjenige jeder fremden Armee übertreffe. Warum denn?
Infolge der Entdeckungen, welche in St. Petersburg in den letzten Tagen gemacht worden sind, haben bereits zahlreiche Verhaftungen stattgefunden. Es sollen bereits 40 Studenten, 20 Studentinnen, mehrere Zöglinge des Kadettenkorps und auch einige Offiziere, im Ganzen 140 Personen verhaftet worden sein.
Ob die neue Bedrohung Kaiser Alexanders III. eine neue Wendung für Rußland herbeiführen wird? Eine Verfassung wollen die Unzufriedenen? Viele Kenner von Land und Leuten halten eine Verfassung nach europäischer Schablone für unmöglich; sicher ist, daß Alexander III. eher abdankten, als sich zur Verleihung einer Verfassung zwingen lassen wird. Er ist von der Göttlichkeit seines Berufes, von seiner Berechtigung unbeschränkter Herrschergewalt überzeugt und seine Umgebung bestärkt ihn darin; der allmächtige Pobedonoszew, die Spitze der Geistlichkeit, naht sich ihm nie anders wie knieend, weil er den Kaiser nicht nur als den weltlichen Herrscher, sondern als Oberhaupt der Kirche und Stellvertreter Gottes ansieht. Oder will man ihn, den Kaiser, zu einem Krieg drängen? Auch diese Partei ist groß und einflußreich. Wer weiß, wie die jüngste Bedrohung auf ihn gewirkt hat. Auch sein unglücklicher Vater ist zum Kriege gedrängt worden.
Anzeigen.
In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung des in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, der Ehefrau des Schlossermeisters Wascher, Dorothea geb. Wagner hieselbst gehörigen, an der Siemzer=Straße zu Schönberg sub Nr. 112 belegenen Wohnhauses c. p., der auf dem s. g. Ochsenberge zwischen den Brüggemann'schen und Kleinod'schen Grundstücken angeblich 3 Scheffel Aussaat großen Wiese, sowie des an der Wallstraße hieselbst belegenen Gartens mit Scheune, steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an.
1. Der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 17. Mai 1887,
Vormittags 11 Uhr,
2. Der Ueberbotstermin auf
Freitag, den 17. Juni 1887,
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die Grundstücke, an die zur Immobilarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 17. Mai 1887,
Vormittag 11 Uhr,
angesetzt.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 23 Seite 3]Der Schuldnerin und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termin zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 16. Februar 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
W. Wetzel.
Ueber das Vermögen des Pächters J. Deggau zu Herrnburg ist am 18. März 1887 Nachmittags 4 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Konkursverwalter: Rechtsanwalt Dufft in Schönberg i/M. Offener Arrest mit Anmeldefrist bis 6. Mai 1887 einschließlich. Schriftlichen Anmeldungen ist Abschrift beizufügen. Termin eventuell zur Wahl eines anderen Verwalters und über die Bestellung eines Gläubigerausschusses
Donnerstag, den 14. April 1887
Vormittags 10 Uhr,
allgemeiner Prüfungstermin Dienstag, den 24. Mai 1887.
Schönberg, den 19. März 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
Beglaubigt:
H. Diederich.
Amtsgerichtsactuar.
In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Schuhmacher Wilhelm Kietzmann gehörigen zu Herrnburg sub No 14 belegenen Büdnerei c. p. ist sofort im Termin vom 18. März cr. der im Proclam angedrohete Rechtsnachtheil dahin vollstreckt,
daß alle Diejenigen, welche dingliche Rechte und Ansprüche an die fragliche Büdnerei haben, soweit sie nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, hiemit ausgeschlossen werden.
Zugleich wird der auf
Freitag, den 15. April 1887
Vormittags 11 Uhr
angesetzte Ueberbotstermin hierdurch in Erinnerung gebracht.
Schönberg, den 19. März 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
H. Diederich.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Donnerstag, den 24. März d. J. Vormittags 8 1/2 Uhr sollen in Neschow
1 Kuh und nöthigenfalls 1 Bauwagen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Kaufliebhaber wollen sich im Kruge zu Neschow einfinden.
Schönberg, den 16. März 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
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Am Mittwoch, den 23. d. M. fahre ich mit meinem Omnibus nach dem
Ratzeburger Viehmarkte.
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 23 Seite 4]Kaiserhof zu Lübeck.
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Schönberg den 20. März 1887.
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ein Tisch auf Nr. 28
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ein Lehnstuhl auf Nr. 378
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Schönberg, den 21. März 1887.
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Schönberg, den 21. März 1887.
G. Arndt.
Amtsgerichts=Aktuar.
Die zum 22. d. M. in Sülsdorf angekündigte Tanzmusik findet nicht statt.
J. Wienke, Gastwirth.
Sülsdorf, den 20. März 1887.
Sonntag Morgen 8 Uhr schlief unsere liebe Frau, Mutter und Großmutter in ihrem 82. Lebensjahr sanft ein. Um stille Teilnahme bitten
F. Lühr nebst Kindern
und Enkelinnen.
Schönberg, den 21. März 1887.
Die Beerdigung findet am Freitag Nachmittag 3 Uhr statt.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 23 Seite 5]Beilage
zu Nr. 23 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. März 1887.
- Der Reichstag wird voraussichtlich bis zum Sonnabend, den 26. März über den Reichhaushaltsetat seine Berathungen beendet haben und dann bis zum 19. April in die Osterferien gehen.
- Aus der Provinz Schleswig sind zahlreiche Dänen, die gegen Deutschland agitirt hatten, ausgewiesen worden.
- Die Gebühren der Rechtsanwälte sollen nach dem Antrag des Bundesrathsausschusses ermäßigt werden: in Prozessen über ein Objekt von 10 000 bis 30 000 Mark und bis zu 100 000 Mark, bei nicht kontradiktorischen Verhandlungen, bei der Beweisaufnahme vor dem Prozeßgericht und bei einem Beweisbeschluß, welcher nur die Leistung eines Eides betrifft, bei dem Sühne= und Mahnverfahren, beim Aufgebotsverfahren und bei Konsultationen, beim Konkursverfahren, bei Depositionen, bei Geschäftsreisen im Bezirk des Landgerichts, in welchem der Anwalt seinen Wohnsitz hat, und für Schreibgebühren. Auch die Gerichtskosten in Pacht und Miethsstreitigkeiten und in Alimentenprozessen sollen ermäßigt werden.
- Der Deutsche thut's einmal nicht ohne Spitznamen. Das Centrum, das im alten Reichstag für das Septennat stimmte, und im neuen Reichstag weder Ja noch Nein sagte, sondern unbeschriebene Zettel abgab, nennt er Fraktion Drückeberger. Erfinder sollen die alten Bundesgenossen sein.
- Unter den vielen bitteren Wahrheiten, die das Centrum jetzt zu hören bekommt, ist ein Artikel der "Kreuzzeitung" bei der bekannten Stellung dieses Blattes von besonderem Interesse. Wir lesen da u. a.: Das Centrum treibe nur noch eine von blindem Haß diktirte Opposition ins Blaue hinein, deren Ziel im besten Fall die Wiederherstellung des Königreichs Hannover bilden könne. Gegen die Haltung Centrums habe selbst das Auftreten des Abg. Richter und seiner Freunde noch etwas Imponirendes; sie wüßten wenigstens, was sie nicht wollten. Die Herren Windhorst und von Franckenstein aber erklärten sich einfach bankerott.
- Der deutsche Katholikentag findet in diesem Jahr in Trier statt, wo bereits Vorbereitungen dazu getroffen werden.
- Das Bild Gustav Adolfs von Schweden, welches König Oskar, sein Nachkomme, jüngst der Stadt Lützen zur Ausschmückung ihres neuen Rathhauses geschenkt hat, ist mit dem prächtigen Rahmen 2,23 m hoch und hat eine Breite von 1,23 m. In der linken Ecke des Gemäldes steht die Inschrift: Gustavus Adolphus R S. Cum Deo et Victricibus Armis 1632. Das am Schild befindliche Metallschild trägt die Widmung: Oscar II. Sveviae et Norvegiae Rex Curiae Lucenensi D. D. Anno Domini MDCCCLXXXVII.
- Graf Lesseps ist nach Paris heimgekehrt und dort vom Regen in die Traufe gerathen. Verfolgten ihn in Berlin schon amerikanische, russische englische, italienische, französische und deutsche Zeitungs=Korrespondenten, in Paris ist's noch viel schlimmer. Er hat ihnen allen erklärt: ich bewundere und verehre diesen greisen Kaiser, seine liebenswürdige Gemahlin, den schönen offenherzigen Kronprinzen und den Riesen Bismarck; ich bin überzeugt, sie alle wollen den Krieg nicht, meine Zuversicht auf den Frieden ist seit meiner Berliner Reise noch weit stärker geworden. Die pariser Hetzpresse tadelt Lesseps, daß er durch seinen Besuch in Berlin Rußland verstimmt habe.
- An der Straßburger Universität besteht eine elsässische Verbindung "Sundgovia=Ervinia", die schon lange den Professoren und vor allen Dingen den Studenten ein Dorn im Auge ist. Es gab jedoch keinen Grund gegen sie einzuschreiten, obwohl allgemein bekannt ist, daß diese "Sundgovia=Ervinia" unter anderen Bestimmungen den Grundsatz hatte, keine Altdeutschen als Mitglieder aufzunehmen und auch kein deutsches Studentenleben zu pflegen. Durch die neue Verordnung des Staatsministers v. Hofmann haben die Mitglieder der Verbindung aber doch "Angst" bekommen; denn sie haben beschlossen, die Verbindung nach Freiburg i. B. zu verpflanzen, wo sie ja wohl gar keine Rolle spielen und bald den Weg alles Irdischen gehen wird.
- Was soll man von Boulanger denken? Er ist entweder ein Teufel, oder ein sehr guter Schauspieler. Am Montag gab er in Paris im Kriegsministerium ein großes diplomatisches Diner, zu dem auch der deutsche Botschafter Graf Münster und der deutsche Militär=Attaché v. Huene geladen waren. Während der Tafel spielte ein Militärmusikkorps die sämtlichen National=Hymnen und begann mit der preußischen: "Ich bin ein Preuße etc.", auf die dann die deutsche: "Heil dir im Siegerkranz" folgte. Auch die beiden hervorragendsten Gegner Boulangers unter seinen eigenen Landsleuten, der Minister des Aeußeren Flourens und Freycinet, der frühere Ministerpräsident, waren zu dem Fest geladen und erschienen.
- In Frankreich haben sich im vorigen Jahr 12 741 Mädchen um das Lehrerdiplom beworben, in Paris allein 4071. In Paris haben kaum 100 Anstellung gefunden, in den Provinzen nicht viel mehr. Was sollen die armen Mädchen thun? Sich mehr in wirthschaftlichen Dingen einschulen, rathen die öffentlichen Stimmen.
- 450 000 Kaiserbüsten sind aus Berlin in einer einzigen Berliner Gypsfigurenfabrik in den letzten Wochen in den Handel gekommen.
- Nachdem für die fürstlichen Geburtstagsbesucher des Kaisers die Wohnungsfrage nun glücklich gelöst worden ist, wird jetzt die Beschaffung ausreichenden Fuhrwerks ins Auge gefaßt. Sämmtliche königliche Wagen, die zumeist in Potsdam stehen, sind jetzt nach Berlin übergeführt worden und, da durch sie nur etwa der zwanzigste Theil des Bedarfs gedeckt werden kann, so werden die Fuhrwerksbesitzer angegangen, ihre Kutschwagen allesammt für den Hof zu reserviren. Indeß auch deren Besitz genügt noch nicht und deshalb werden Gesuche an Privatpersonen ergehen, ihre Chaisen auf mehrere Tage dem Hofmarschallamt abzutreten. Die Einzigkeit des Festes und seine übergroße Ausdehnung macht außergewöhnliche Anstrengungen erforderlich und nöthigt z. B., um ein anderes Gebiet zu streifen, die Oberküchenmeister, ihr Personal um 60 Hülfsköche zu erweitern. Aehnliche Vorbereitungen treffen die Hotels, deren Zimmer sämmtlich vergeben sind.
- Der Malzextract=Fabrikant Johann Hoff - wer kennt sein braunes Getränke nicht! - ist am Mittwoch, 61 Jahre alt, in Berlin an einem Herzschlag verschieden.
- In Leipzig sind von dem Senat der Universität sämmtliche Studenten=Corps (Lusatia, Saxonia, Guestphalia und Thuringia) auf drei Semester suspendirt worden. Grund unglaubliche Händel wegen Paukereien.
- Am Schlimmsten haben die jüngsten Schneestürme in und um Triest gehaust. Triest ist vom Verkehr vollständig abgeschlossen. Nicht nur die Bahngeleise, sondern auch die Telegraphenlinien sind verweht und zum Theil zerstört. Auch aus Amerika sind jetzt Nachrichten eingelaufen, welche die Kunde von furchtbaren Schneestürmen und eingetretener Strenger Kälte bringen.
- Wie man aus Metz meldet, herrscht in Lothringen und Ostfrankreich andauerndes Schneegestöber. Auch Karlsbad ist total verschneit, die Verbindungen außerhalb und innerhalb sind gestört. Die Bürgersteige der zu den Brunnen führenden Straße wie die Promenadenwege nach dem Posthofe und Freundschaftssaal werden mit Schneepflügen rein zu halten versucht, aber es schneit fort.
- Jene deutschen Infanteristen, welche nach Wien kamen, um ihre neuen Uniformen und Aus=
[ => Original lesen: 1887 Nr. 23 Seite 6]rüstungen zu zeigen, sind an das kaiserliche Hoflager nach Pest abgereist. Es soll in Oesterreich die Absicht bestehen, die fraglichen Uniformen und Ausrüstungen nachzuahmen.
- In Wien hat ein Schlossergeselle seine frühere Geliebte Antonie Illek, die mit einem Handwerker zusammenlebte, ermordet. Er frühstückte mit ihr in ihrer Stube, zertrümmerte ihr dann die Hirnschale, schnitt ihr den Hals ab, und steckte die Stube in Brand, um den Mord zu decken. Die Illek war ein fleißiges, sparsames und gutmüthiges Wesen. Das Verhängnis ereilte den Mörder sofort, er wurde noch an demselben Tage entdeckt und verhaftet.
- Eine neue unmittelbare Tagesverbindung zwischen London und dem Festland wird am 1. Juni über Vlissingen eröffnet werden, welche vor der Hand den Norden und Osten Deutschlands, Oesterreich u. s. w. zu gut kommt. Man wird dann binnen 24 1/2 Stunden von London nach Berlin reisen und dieselbe Verbindung für den Verkehr mit Bremen, Hamburg, St. Petersburg, Leipzig, Dresden, Wien n. s. w. benutzen können. Für diesen Tagesdienst hat die Dampfschifffahrtgesellschaft "Zeeland" 3 neue Raddampfer erbauen lassen, welche eine Länge von über 90 m haben und 19 Knoten in der Stunde laufen.
- Herr Zankow, der schlimmste Widersacher der bulgarischen Regentschaft, der bisher stets als Russenfreund gegolten hat, sucht jetzt alles Heil bei der Pforte. Er hat erklärt, daß Bulgarien nur dadurch geholfen werden könne, wenn die Türkei es mit Truppen besetzen lasse. Das ist selbst seinen Anhängern zu toll.
- In Jerusalem hat ein französischer Gelehrter in einem Gebäude einen Stein mit griechischer Urschrift gefunden, laut deren jeder, der die Grenzlinie überschreitet, zum Tod verurtheilt werden soll. Man glaubt, daß dieser Stein zu den Thürpfeilern im Tempel gehört habe, welche die Grenze zwischen dem äußern und innern Vorhof bezeichneten, und erinnert daran, daß Paulus der Gefahr ausgesetzt war, gesteinigt zu werden, weil man ihn beschuldigte, er habe Griechen in den heiligen Raum geführt, welcher nur Juden zu betreten erlaubt war.
- Aerztliche Praxis. Doktor: "Ich meine, gnädige Frau, das beste Rezept, für Ihr Fräulein Tochter wäre eine Heirath." - Gnädige Frau: "Nun, sehen Sie Doktorchen - was meinen Sie wohl - wäre unsere Laura nicht vielleicht eine herrliche Partie für Sie?" - Doktor: "gnädige Frau, Ihr Wohlwollen erfreut mich, - aber bedenken Sie doch gnädige Frau, ich bin ja nur Arzt." - Gnädige Frau: "Nun - und? - Doktor: "Wir Aerzte verordnen wohl eine Arznei, aber selber einnehmen, - das thun wir nicht."
- In der Instruktionsstunde Unteroffizier zu einem Einjährig=Freiwilligen, der Doktor ist: "Wenn Sie Doktor sind, warum dienen Sie denn Ihr Jahr mit der Waffe und nicht als Arzt?", "Ich bin nicht Dr. medicinae, sondern Dr. philosophiae." "Ach so, ja wenn Sie es nicht weiter gebracht haben, so müssen Sie auch die Folgen tragen."
- Das Lanolin macht jetzt viel reden. Es ist die natürliche Fettart, welche sich in der äußeren Bedeckung aller menschlichen und vieler thierischen Körper befindet, das sog. Epithelfett, welches die Natur hervorbringt. Es besitzt die wunderbare Eigenschaft, sich mit Wasser zu vereinigen, und erleichtert dort der menschlichen Haut mit ihren mehr als 2 Mill. Poren die große Aufgabe, welche ihr im körperlichen Organismus zufällt. Um das Lanolin fabrikmäßig im großen Maßstab herzustellen, wählt man denjenigen Stoff, welcher dieses Epithelfett in hervorragender Menge enthält, es ist die Wolle der Schafe. Lange Zeit jedoch sann man auf ein Mittel, das Wollfett zu reinigen, aber erst in neuester Zeit gelang es der Firma Jaffé und Darmstaedter in Martinikenfelde, eine im großen ausführbare Methode aufzufinden, mit deren Hilfe sie ein den Anforderungen der Wissenschaft entsprechendes Präparat herstellte und in den Handel einführte. Auf der jüngst in Berlin abgehaltenen wissenschaftlichen Ausstellung bei Gelegenheit der Naturforscher=Versammlung, war es neben der genannten Martinikerfelder Fabrik, welche das Lanolin Liebreich in fast ganz weißer Farbe vorführte die Berliner Firma Jünger und Gebhardt, welche mit ihren schönen Lanolin=Erzeugnissen, der Lanolinseife der Créme, der Pomade und dem Toilette Lanolin fesselte. Beide Firmen versorgen bereits einen großen Theil des Weltmarktes mit ihren Fabrikaten. So hat deutscher Fleiß wieder einmal einen bedeutsamen Erfolg errungen.
- Um Rosenduft im Winter in Wohnzimmern zu verbreiten, schichtet man abwechselnd Rosenblätter von starkduftenden Sorten mit Salz, dem einige Tropfen konzentrirten Alkohols zugefügt wird, in ein gutverschließbares Gefäß. Dasselbe wird dann kühl aufbewahrt, will man nun das Zimmer mit Rosenduft erfüllen, so wird das Gefäß auf einige Zeit geöffnet.
- Zur Vertilgung der Schnecken namentlich in Gemüsegärten empfiehlt die deutsche Gärtnerzeitung folgendes einfache Mittel. Es werden flachgekrümmte Rindenstücke in Braunbier getaucht, oder man nimmt Kohlblätter und bestreicht diese unterseits mit ranziger Butter. Diese Fangmittel werden dahin gelegt, wo die Schnecken besonders Schaden anrichten. Jeden Morgen wird man dann eine große Versammlung von Schnecke finden, so daß die Thiere in kurzer Zeit weggefangen werden können.
Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 23 Seite 7]Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1887 Nr. 23 Seite 8]Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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