[ => Original lesen: 1886 Nr. 97 Seite 1] Bei den immer erneuet auftretenden Erkrankungen an Diphteritis hier im Fürstenthume und insbesondere in der Stadt Schönberg sieht Großherzogliche Landvogtei sich veranlaßt, die in dieser Beziehung schon unterm 12. Januar 1865 erlassene Verfügung zu erneuern, insbesondere die Bestimmungen daß
1, für thunlichste Absonderung der Gesunden von den Erkrankten zu sorgen ist, und die nicht zur Pflege der Kranken nothwendigen Hausgenossen von den Kranken fern gehalten werden, also weder zusammen wohnen noch schlafen.
2, es dürfen die Kinder aus einem Hause, in welchem Diphteritis=Kranke sind die Schulen nicht besuchen.
3, ebensowenig dürfen die von den Kranken gebrauchten Gegenstände, Eß= und Trinkgeschirre, Kleidungsstücke, Leib= und Bettwäsche u. s. w. vor gründlicher Reinigung und Desinfection nicht von Gesunden gebraucht werden.
4, nach überstandener Krankheit sind auch die Räumlichkeiten, in welchem Kranke gewesen, einer Desinfection zu unterziehen.
Schönberg, den 2. December 1886.
Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
H. Spieckermann.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über
1. das zu Schönberg an der Sabowerstraße sub Nr. 27 belegene Wohnhaus c. p. und
2. das auf der Schönberger Stadtfeldmark im Köppenmoor belegene Moor
der Kaufmanns=Wittwe Creutzfeldt von hier, Johanna geb. Greif, welche zwei Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Donnerstag, den 30. December d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. October 1886.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Bekanntmachung.
Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts, welche noch mit der dritten Hebung der Armensteuer in Rückstand sind, werden hiermit aufgefordert bis zum 14. December cr. ihre Beiträge einzuzahlen, widrigenfalls die Restantenliste zur executivischen Einforderung abgegeben werden soll.
Schönberg, den 2. December 1886.
Die Armenbehörde.
Spar- u. Anleihe-Casse u. Pfennig-Sparkasse in Lübeck.
Auf Grund der von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit am 13. April d. Js. beschlossene, durch Decret des Senates vom 5. Mai d. Js. bestätigte Zusatzbestimmung zum §. 4 des Planes der Spar= und Anleihecasse wird der Zinsfuß für die der Casse gebrachten Einlagen vom 1. Januar 1887 an auf drei Prozent festgesetzt.
Lübeck, den 1. September 1886.
Die Vorsteherschaft der Spar= und Anleihe=Casse.
Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen solche gütigst bis zum 22. d. Mts. uns zukommen zu lassen.
Schönberg, 6. December 1886.
Kämpffer. Langbein.
Auftragsmäßig ersuche ich Diejenigen, welche mit der Bezahlung von kirchlichen Gebühren und Opfergeldern (auch den bei der Umfahrt zu entrichtenden) noch rückständig sind, die betreffenden Beträge bis Weihnachten d. J. abzuliefern; sofort nach Weihnachten sollen die etwaigen Restanten zur exekutivischen Beitreibung der Gebühren angezeigt werden.
H. Schulze, Küster.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 97 Seite 2]Todes=Anzeige.
Heute Morgen 11 Uhr starb unsere liebe Tochter Sophie nach schwerer Krankheit, im Alter von 6 Jahren 9 Monaten. Dieses zeigen an, die betrübten Eltern und Geschwister
H. Fahrenkrug und Frau.
Schönberg, den 9. December 1886.
Die Beerdigung findet am Sonntag, den 12. December Nachmittags 3 Uhr statt.
Engl. Salz
empfiehlt Johs. Kummerow.
Kuchensyrup
und sämtliche Gewürze
empfiehlt C. Schwedt.
Großer
Weihnachtsausverkauf!
Mit heutigem Tage eröffnen wir einen großen Weihnachtsausverkauf unseres ganzen Lagers zu herabgesetzten Preisen.
Einen großen Posten Kleiderstoffe passend für Mädchen als Weihnachtsgeschenke, das Kleid zu 3 Mk., 3,50 Mk., 4-6 Mk. in hübschen, neuen und guten Qualitäten.
Wintermäntel und Regenmäntel
für Damen und kleine Mädchen noch in sehr großer Auswahl zu unter Einkaufspreisen.
Gebrüder Burchard.
Passend als Weihnachtsgeschenke.
Wringmaschinen,
Brodschneidemaschinen,
Fleischhackmaschinen,
Wurststopfmaschinen,
Tafelwaagen,
Hausstandswaagen,
Federwaagen,
Gewichte,
Scheeren aller Art,
Taschenmesser,
Tisch=Messer und Gabeln,
Tranchirmesser und Gabeln,
Eßlöffel,
Theelöffel,
Vorlegelöffel,
Hackmesser,
Wiegemesser,
Fleischsägen, |
|
Kohleneisen,
Anlegeeisen,
Glanzplätteisen,
Plättpfannen,
Kochgeschirre,
Waschgeschirre,
Kaffeemühlen,
Pfeffermühlen,
Kaffee= und Teekannen,
Schlittschuhe,
Laubsägekasten,
nebst sämmtlichen Utensilien,
Tischglocken,
Nußknacker,
Eimer,
in emaillirtem Zinkblech, ver=
zinkte und lackirte. |
|
Mörser,
Eierständer,
Eierkocher,
Ofenvorsetzer,
Feuerzangen und Schaufeln,
nebst dazu passenden
Ständern,
Feuerträger,
Kohlenkasten,
Kohleneimer,
Torfkasten,
Ascheimer,
Spirituskocher,
Küchenbeile,
Hämmer. |
Kinder-Velocipeden und Schlitten
sowie sonstige
Eisen- & Kurzwaaren |
empfiehlt billigst |
J. Ludw. D. Petersen. |
[ => Original lesen: 1886 Nr. 97 Seite 3]
Sonnabend, den 4. December beginnt der jährliche
Ausverkauf
zurückgesetzter
und leicht beschädigter Waaren.
In meinen Etablissements ist es seit Jahren eingeführt, jedesmal an den ersten Tagen des Decembers einen Ausverkauf derjenigen Artikel zu entriren, welche von der verflossenen Saison übrig geblieben, durch Fenster=Decorationen leicht beschädigt wurden und nicht mehr der neuesten Mode entsprechen.
|
Ich publicire keine Preise. Die Waaren sind übersichtlich geordnet aufgestellt, und die Preise an jedem Stücke sichtbar notirt. |
Die geehrten Damen haben Gelegenheit
Einkäufe für den 4. Theil des Werthes zu machen. |
Alpacca-Damenschürzen,
Cachemir Damenschürzen,
Wirthschafts=Schürzen,
weisse Damenschürzen
Kinder-Schürzen. |
|
Die ca. 6jährige Existenz
meiner Firma am Platze und die bisher nur streng reellen Bestrebungen bürgen für die Güte und Reellität der von mir gekeuften Waaren. |
|
Peluche-Capotten,
Woll- und Taillentücher,
Kopftücher,
Kopfshwals
zu enorm billigen Preisen. |
Leinene Taschentücher,
leinene Damenkragen,
Corsetts,
in nur neuesten Facons,
enorm billig,
seid. Cachnez,
für Damen, Herren u. Kinder |
|
Nur auf reeller Basis begründeter
Ausverkauf
und nur 1 mal im Jahre
zu noch
nie dagewesenen billigen
Preisen. |
|
Chenille-Tücher,
span. Barben u. Fichus,
Pelz=Baretts,
für Mädchen u. Knaben,
Tüll-Spitzen und Volants,
couleurte
Blonden= u. Wollspitzen,
seidene Atlasse und Bänder,
Schärpenbänder. |
Daniel Schlesinger Nachflg.
LÜBECK Breitestrasse LÜBECK. |
Morgenhauben,
Handschuhe,
Rüschen,
Rüschenreste,
fabelhaft billig,
Ball-Garnituren,
Ball=Bouquetts,
Einzelne Blätter
Blüthen und Gräser,
Jabots und
Schleifen.
------ |
|
Fortsetzung
des
Ausverkaufes
in garnirten u. ungarnirten
Damen-
Filzhüten
weit unter reellem Werthe. |
|
Herren-Shlipse,
Band, Spitzen
und
Stoff=Reste
zu jedem Preise,
Ball=Atlasse
Gemusterte Tülle,
farbige baumwollene
Satinets,
farbige Sammete.
------ |
Es bietet dieser Ausverkauf
ganz besondere Veranlassung zu Weihnachts-Einkäufen,
da die Preise thatsächlich enorm billig sind. |
[ => Original lesen: 1886 Nr. 97 Seite 4]Grosse Weihnachts-Ausstellung
bei
Heinrich Pagels, Lübeck.
Neuheiten-Liste wird auf Wunsch u. franko versandt.
Weihnachts=Ausstellung.
Einem geehrten Publikum empfehle meine diesjährige ganz besonders reichhaltige Weihnachts=Ausstellung aufs beste.
Besonders aufmerksam mache auf eine bedeutende Auswahl
Album, Schreibmappen, Damentaschen, Cigarrentaschen mit und ohne Stickerei, Portemonnais, Visites, Schmuckgegenstände aller Art, Damenscheeren, Messer, sowie auch echte Meerschaum=Cigarrenspitzen u. s. w. u. s. w.
Ferner Kinderspiele, Bilderbücher und Jugendschriften.
Um recht zahlreichen Besuch bittet
ergebenst
Emil Hempel,
Buchbinder.
Schönberg i./M., 1886.
Weihnachts-Ausstellung
Kurz-Galanterie u. Spielwaaren sow.Holländ u. Weisswaaren
Puppen
empfiehlt in reichhaltiger Auswahl
Julius Krause.
Lübeck, Breitestrasse 45.
Der Kalender für das Fürstenthum
Ratzeburg
ist erschienen und an den bekannten Verkaufsstellen zum Preise von 25 Pfg. pro Stück zu haben.
Rehtwisch & Borchert Lübeck
empfehlen für die
Weihnachts-Saison
Kleiderstoffe, Regenmäntel,
sowie andere
Konfectionsartikel,
zu Weihnachtsgeschenken sich eignend, zu besonders billigen Preisen.
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 97 Seite 5]Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. December 1886.
Die Kommission des Reichstags zur Vorberathung der Militärvorlage ist gewählt, Graf Ballestrem vom Centrum wurde Vorsitzender. Am Donnerstag wurde die erste Sitzung gehalten, die Regierung wird der Kommision Schriftstücke zur Beurtheilung der Vorlage zugehen lassen.
Die Reden des Kriegsministers v. Bronsart und auch die der Parteiführer im Reichstag über die neue Militärvorlage werden überall im Auslande lebhaft besprochen. Man ist darüber einig, daß Deutschland trotz der beabsichtigten Vermehrung seines Heeres den europäischen Frieden nicht stören wird und meint, daß auf diese Weise einem großen Krieg am Besten vorgebeugt werde. Diese Auslegung dürfen wir uns gefallen lassen.
Interessant ist die Thatsache, daß Deutschland dreimal so viel für Kriegszwecke wie für Unterrichtszwecke ausgiebt. England giebt 4 mal, Frankreich 11 mal, Rußland 31 mal so viel aus. Das einzige Land der Erde, welches mehr für Unterrichtszwecke, als für Kriegszwecke ausgiebt, sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Aufs Neue, und zwar sehr bestimmt, wird behauptet, von nationalliberaler und freikonservativer Seite werde ein neues Steuergesetz für den Reichstag vorbereitet. Aus Tabak und Branntwein sollen pro Jahr 200 Millionen Mark mehr als bisher gezogen werden.
Der Prinz=Regent Luitpold von Bayern, der am 7. d. zum Besuche bei dem Kaiser Wilhelm in Berlin eingetroffen und im königlichen Schlosse abgestiegen ist, hat in der Reichshauptstadt den sympathischsten Empfang gefunden. Nicht blos der Kaiser hat seinen erlauchten Gast mit aller Herzlichkeit begrüßt, auch die Bevölkerung hat an dieser Begrüßung Antheil genommen.
Am 3. Dez. ist der deutsche Militärbevollmächtigte Oberstlieutenant v. Villaume in Petersburg vom Kaiser Alexander in Audienz empfangen. Ist da von der Militärvorlage in Berlin die Rede gewesen? In dieser Vorlage und in den Reden des Kriegsministers und Moltkes ist diplomatischer Weise Rußland nicht mit Namen genannt worden, sondern immer nur von mehreren Mächten die Rede, gegen die Deutschland möglicherweise gleich Front machen müsse.
In Frankfurt a. M. finden noch immer Verhaftungen von Sozialdemokraten statt. Bis jetzt sollen 45 Personen eingesteckt sein.
"Der gute Liebknecht", schreibt die Illinois Staats=Zeitung in Amerika, macht schlimme Erfahrungen in dem Land. Wenige Tage nach seiner Ankunft von drüben versetzte ihm ein New=Yorker Polizist einen Stoß gegen die Brust, daß ihm der Athem verging. Und während ihm die englisch=amerikanischen Zeitungen als einen gefährlichen Wühler und Umstürzler an den Galgen wünschen, wird er von deutsch=amerikanischen Anarchistenwischen als "Duckmäuser", "Verräther" u. s. w. mit dem übelriechendsten Koth beworfen. Auch muß er's erleben, daß englisch=amerikanische Zeitungen seinen Namen beharrlich verhunzen, sie nennen ihn Leibknecht, Liebknucht und der Inter=Ozean begeht jetzt sogar die Lieblosigkeit, ihn "Liebnicht" zu heißen.
Der ungarische Finanzminister beabsichtigt eine Erhöhung der Spiritussteuer und erwartet hieraus einen jährlichen Mehrertrag von 4 000 000 fl.
Auch Dänemark liefert seinen Beitrag zu dem Wort Moltkes: "Europa starrt in Waffen." Es verstärkt sein Landheer um 12 000 Mann und schafft 8 neue große Schlachtschiffe und Kreuzer und 28 neue Torpedoboote an. Kopenhagen wird, wie man sagt, mit Hülfe russischen Geldes stark befestigt.
England denkt noch nicht an die Räumung Ägyptens. Die englische Regierung soll der französischen eröffnet haben, daß Sie zur Zeit nicht in der Lage sei, über einen Termin für die Räumung des Landes in Erörterungen einzutreten und daß sie jeden Vorschlag bezüglich einer Neutralisirung des Suez=Kanals ablehnen müsse, welcher die Verbindungen Englands mit Indien über Suez in irgend einer Weise zu stören geeignet sei. Trotzdem hofft man in Paris auf eine gütliche Verständigung.
Präsident Grèvy in Paris hat einen treuen Freund und Berather, den Chef seiner Militärkanzlei, General Pittié, verloren. Dieser hohe Militär, eine der liebenswürdigsten und beliebtesten Förmlichkeiten in der Republik, ist am Freitag Abend gestorben. Pittie ist auch literarisch vielfach thätig gewesen. Er hat einen Band guter Gedichte veröffentlicht und auch aus fremden Sprachen Gedichte ins Französische übertragen. Mit dem Präsidenten Grevy verband ihn eine lang intime Freundschaft.
Die Pforte verhandelt mit Mauser, dem Erfinder des deutschen Repetiergewehres, wegen Einführung des Gewehres in die türkische Armee; die erste Bestellung soll gleich nach dem Abschluß des Zweimillionenanleihens erfolgen.
- Nach der Repartition der aus dem Reichshaushalts=Etat für 1887/88 sich ergebenden Matricularbeiträge hat Mecklenburg=Strelitz aufzubringen: 328 175 M., mithin 71 725 M. mehr als im laufenden Jahr, wo dieselben 256 450 M. betragen. Unter Zugrundelegung der Bevölkerungsziffer nach der Volkszählung vom Jahre 1885 entfallen davon auf das hiesige Herzogthum 274 521 M. und auf das Fürstenthum Ratzeburg 53 654 M. Für das Fürstenthum Ratzeburg übersteigt der nächstjährige Matricularbeitrag den diesjährigen um 11 727 M.
- Von den für die am 6. d. Mts. beginnende Schwurgerichtsperiode ausgeloosten Geschworenen haben weiter zwei mecklenburg=schwerinsche Herren begründet befundene Behinderungen geltend gemacht. An deren Stelle wurden Kaufmann H. Lütcke=Neustrelitz, und Schulze Borchert=Raddingsdorf ausgeloost.
- Das Bahnproject Lübeck=Schwerin=Meyenburg hat einen argen Stoß durch die Mecklenburg=Schwerinsche Regierung erhalten, die für eine Secundär=Bahn Schwerin=Crivitz bei dem Mecklenburgischen Landtage die Landeshülfe von 16 000 M. pro Kilometer erbeten hat. Diese Secundär=Bahn, vermuthet man, werde von der Friedrich=Franz=Bahn erbaut werden, um dadurch die Bahn Lübeck=Schwerin=Meyenburg unmöglich zu machen.
- Aus Schwerin wird dem Berliner Börsen=Courier geschrieben: Die Mittheilung der einzelnen Blätter, daß der Bau der Eisenbahn Lübeck=Schwerin=Berlin als gesichert anzusehen sei, ist als eine tendenziöse Erfindung zu bezeichnen, bestimmt, den Cours der Mecklenburgischen Friedrich Franz=Bahn=Actien zu drücken. Ganz kürzlich noch hat die dort vor längeren Jahren in's Leben gerufene Commission für das Project einer direkten Bahn Lübeck=Schwerin=Berlin durch den Mund von hervorragenden Mitgliedern des hiesigen Magistrats in einer Sitzung unserer Stadtvertretung erklärt, daß die Aussichten auf Verwirklichung des genannten Projectes vollständig geschwunden seien, und daß man aus diesem Grunde das Project der Mecklenburgischen Friedrich Franzbahn Schwerin=Crivitz und den in Aussicht genommenen Weiterbau dieser Strecke bis Parchim unterstützen müsse, um für Schwerin wenigstens etwas zu gewinnen. Diese Erklärung würde ganz bestimmt nicht abgegeben sein, wenn man noch Aussicht gehabt hätte, das Project Lübeck-Schwerin-Berlin verwirklicht zu sehen, denn es ist klar, daß die Stadt Schwerin, welche jetzt nur von Nebenlinien berührt wird, ein großes Interesse daran haben mußte, von einer Hauptbahn, wie die obengenannte, berührt zu werden. Wenn man nun weiß, wie lebhaft seit ungefähr fünfzehn Jahren die Hoffnungen auf die directe
[ => Original lesen: 1886 Nr. 97 Seite 6]Bahn hier gewesen sind, so kann man nicht glauben, daß dieselben mit einem Male ohne die triftigsten Gründe gänzlich aufgegeben sind. Wenn also von hier aus berichtet wird, daß die Ausführung des alten Projekts gesichert sei, so kann dies nur wider besseres Wissen geschehen.
- Die Kaiserin von Rußland braucht von keinem Bettelweib beneidet zu werden, sie ist vielmehr tief zu bedauern. Hier hat sie den Sohn, der sich kümmerlich dahinfristet und der nach Nizza muß, um Kräftigung für seine schwächliche und sieche Constitution zu suchen, dort ist der Mann, der dem Wahnsinn fast unrettbar verfallen ist. Den Sohn wollte die Mutter nach Nizza begleiten, sie hat es aber jetzt vorgezogen, bei ihrem Manne zu bleiben, denn dem scheint ihre Gegenwart noch notwendiger, als dem Sohne. Glänzendes Fürstenelend!
- Im Königlichen Schauspielhaus zu Berlin wurde am Sonntag die hundertjährige Feier seines Bestehens festlich begangen. Theater=Deputationen aus Deutschland und aus dem Auslande waren in reicher Zahl anwesend, auch alle Fürstlichkeiten, die zur Zeit in Berlin sind.
- In einem Anfall von Trübsinn erschoß sich der zum Kriegsministerium in Berlin kommandierte Hauptmann von Brandis vom 76. Regiment auf offener Straße.
- Bei Glinde an der Elbe litt am Mittwoch ein Elbkahn Schiffbruch, wobei eine Ladung Zucker im Werthe von 250 000 M. verloren ging.
- In Trier fand man beim Legen von Wasserleitungsröhren im Hofe des Proviantamtes bis jetzt sieben noch ziemlich gut erhaltene menschliche Skelette.
- Die Cigarrenfabrik Schirmer und Zülch in Karlshafen ist total niedergebrannt. Große Tabaksvorräthe sind vernichtet und der Schaden ist sehr bedeutend.
- Bezüglich der "Vorposten=Hunde", theilt die Fachzeitung "St. Hubertus" die Thatsache mit, daß im 3. Jäger=Bataillon zu Lübben jetzt Kriegshunde abgerichtet werden, und berichtet darüber Folgendes: "Die Hunde sind zunächst zum Vorpostenmeldedienst bestimmt. Was die Race anbetrifft, so gehören sie zum größten Theile den Schäferhunden an, und zwar hat jede Kompagnie zwei in Dressur. Letztere ist je einem Oberjäger übertragen und besteht darin, daß die Hunde daran gewöhnt werden, von vorgeschickten Patrouillen zur Hauptabtheilung und ebenso wieder zurückzulaufen. Einzelne machen ihre Sachen schon recht gut. Jeder von den Hunden trägt am Halsband ein kleines Ledertäschchen, in welches die zu bringenden Meldungen auf Papier geschrieben hineingethan werden. Der Oberjäger, welcher den Hund gewöhnlich führt, verbleibt bei der Abtheilung, an welche Meldung überbracht werden soll, und zwar, um dem Hunde einen Anhalt zu geben, wohin er gehen soll. Sie sollen aber auch noch dazu verwendet werden Verwundete oder Verirrte etc. aufzusuchen, da sie jeden einzelnen Mann der Kompagnie bereits von denen anderer unterscheiden können und ihre Leute genau kennen. Ebenso sollen sie später beim Vorpostendienste dem Doppelposten als aufmerksamer Beobachter und Wächter beigegeben werden, um durch ihre Wachsamkeit vor Ueberfall zu schützen, denn was ein Mensch in der Dunkelheit weder sieht noch hört, das bemerkt ein Hund bei seiner außerordentlichen Sinnesschärfe. Doch ist natürlich auch nicht jeder Hund dazu zu gebrauchen, So z. B. sind schon drei todtgeschossen, weil sie nicht das leisteten, was man von ihnen verlangte; das wird man ja bald gewahr, ob ein Hund dazu tauglich ist oder nicht. Außer Schäferhunden sind auch andere Racen zur Probe genommen, z. B. ein Pudel, der seinen Dienst auch schon recht gut versteht, und andere Fixköter, mit denen aber nicht so sehr viel los ist."
- Ein Arzt schreibt: Bei Eintritt der rauheren Jahreszeit möge im Interesse unserer Kleinen wiederholt daran erinnert werden, daß ein großer Prozentsatz der Erkältungen noch immer auf die Unsitte zurückzuführen ist, die Kinder im Gesicht oder gar auf den Mund zu küssen. Es ist eine jedem Arzt bekannte Thatsache, daß so mancher Husten, der ohne ernste Gefahr an einem Erwachsenen vorübergeht, durch Uebertragung auf noch unentwickelte, weniger widerstandsfähige junge Geschöpfe, bei den letzteren die gefährlichsten Formen annehmen kann. Die Unsitte vieler Menschen, trotz aller Warnungen, ihre angebliche Liebe zu Kindern durch Küssen zu dokumentieren, bringt alljährlich eine große Zahl derselben in Lebensgefahr.
- Von der Böhme. Vor Kurzem wurde aus hiesiger Gegend der "Böhme=Ztg." mitgetheilt, daß auf dem Felde beim Streuen von Knochenmehl sonst ganz ruhige Ackerpferde so wild geworden sind, daß dieselben nur mit der größten Lebensgefahr zu Hause gebracht, ja, daß die Thiere mehrere Tage hindurch nur mit größter Mühe und Lebensgefahr aus dem Stalle geholt und wieder als Gespann benutzt werden konnten. Vierzehn Tage nachher werden die Pferde noch unruhig, wenn ein Knecht mit den Kleidern, welche beim Ausstreuen des Knochenmehls getragen wurden, in den Pferdestall trat. Da ähnliche Erscheinungen auch in anderen Wirtschaften aufgetreten sind, glaubt man zu dem Schlusse berechtigt zu sein, daß einige Knochenmehl=Präparate Substanzen enthalten, welche den Pferden zuwider sind. - Der Landwirthschaftliche Correspondent des "Hamb. Fremdenbl." bemerkt hierzu, daß die geäußerte Ansicht, die zur Herstellung des Knochenmehls benutzten Knochen stammten von Raubtieren her, durchaus haltlos ist. Thatsache ist, daß wiederholt derartige Erscheinungen aufgetreten sind, und daß man den Hauptgrund vielfach in der zum Aufschließen der Kohlen benutzten Säuren gesucht hat. Bekanntlich werden die Knochen gewöhnlich mit Schwefelsäure, doch auch in einzelnen Fabriken mit der bedeutend billigeren Salzsäure aufgeschlossen. Letzteres Verfahren ist übrigens schon deshalb nicht empfehlenswerth, weil sich hierbei Chlorkalium bildet, welches, wenn es in größeren Mengen in den Boden gelangt, eher schädlich, als günstig wirkt. Der hierbei aber gleichzeitig auftretende Chlorgeruch soll den Pferden durchaus zuwider sein und die angedeuteten Wirkungen zur Folge haben. Von anderer Seite dagegen glaubt man die Ursache darin finden zu müssen, daß zur Herstellung des Knochenmehls schon in Verwesung eingetretene Knochen (mit Fleischtheilen) benutzt werden, und da bekanntlich Pferden der Verwesungsgeruch ungemein zuwieder ist, dürfte hier auch wohl das Richtige getroffen sein. An besondere schädliche Bestandtheile im Dünger ist nicht zu denken.
- Er muß es wissen. "Weil Sie mir so gut gedient haben, schenke ich Ihnen zu Weihnachten alles, was Sie mir heuer gestohlen haben." "O, Herr Baron, das ist zu viel."
Im Dampfwagen gefunden.
Novellette von F. von Heinz.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)
[ => Original lesen: 1886 Nr. 97 Seite 7]Im Dampfwagen gefunden.
Novellette von F. von Heinz.
(Nachdruck verboten.)
[Schluß.)]
Schwarze Seidenstoffe v. Mk. 1,25 bis 18,65 p. Met. (ca. 150 versch. Qual.) - Atlasse, Faille, Française, Moscovite, Moirée, Sicilienne, Ottoman, "Monopol", Rhadamés, Grenadines, Surah, Satin merveilleux, Satin Luxor, Damaste, Ripse, Taffete etc. - vers roben= und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend, Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn Freitag.
Dienstag, den 14. December.
Eröffnungs=Vorstellung:
Papageno.
Schwank in 4 Akten von Rudolf Kneisel.
Alles Uebrige durch die Tageszettel.
Oscar Pfundt,
Theater=Director.
Engl. Sirup,
feinstes Weizendampfmehl, sowie sämmtliche Artikel zur bevorstehenden Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst
A. Zander.
Lactina Bowick.
Ist ein vegetabilisches Futtermittel und Ersatz der Muttermilch für Kälber, 1 Kilo Lactina Bowick ergiebt durch Zusatz von Wasser, 18 Liter Lactina Milch und empfehle dasselbe, gestützt auf Zeugnisse von Autoritäten, bestens.
F. Heitmann.
Schönberg i/M.
Restaurant
zum Deutschen Kaiser
Lübeck gänzlich renovirt Lübeck.
Mitte der Stadt.
Gute Küche. Münchener Spaten.
Den geehrten Besuchern Lübecks
bestens empfohlen.
Diedrich Teschau
Reparatur-, Schleif- und Polir-Werk,
Breitestrasse 24. Lübeck. Breitestrasse 24.
empfiehlt
in großartigster Auswahl
und altbewährter Güte
Tischmesser.
Taschenmesser.
Rasirmesser.
Scheeren.
Gärtner- und Schlachter-Artikel.
Waffen und Munition
zu außerordentlich billigen Preisen.
In der jetzt beginnenden Schlachtzeit halte mich zur Hausschlachterei den geehrten Herrschaften von Stadt und Land hiemit bestens empfohlen. Meine Wohnung ist im Hause der Wittwe Kleinodt, Siemzerstraße No. 192.
Heinrich Lüttjohann,
Schlachter.
Unterzeichneter sucht vom 13. d. Mts. ab für sich und die Mitglieder seiner Gesellschaft auf circa 4 Wochen
möblirte Zimmer.
Adressen in der Expedition d. Bl. abzugeben.
Oscar Pfundt.
Theater=Director.
Zu verkaufen ca. 100 Pfund lebende u.todte
Gänsefedern
mit Dunen vermischt bei
Hauswirth J. Retelsdorf,
Herrnburg bei Lübeck.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 97 Seite 8]Ludw. Hartwig
Lübeck, Ober=Trave 8, bei der Holstenbrücke,
empfiehlt
Colonialwaaren
en gros und en detail in bester Qualität zu billigsten Preisen.
Die Eröffnung meiner
Weihnachts=Ausstellung
von
Spielwaaren
erlaube mir einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum ergebenst anzuzeigen.
Carlow i/M.
W. Creutzfeldt.
Engl. Salz
empfiehlt W. Creutzfeldt,
Carlow i/M.
Pra grüne Brecherbsen
empfiehlt W. Creutzfeldt,
Carlow i/M.
Emil Jannicke,
Handschuhmacher u. Bandagist
zu Schönberg
empfiehlt sein gut assortirtes Lager in
Handschuhen,
sowie in
Hosenträgern
von den billigsten bis zu den feinsten, auch
Strumpfbänder u. dergl. m.
Lübeck
Spethmann's Hotel & Restaurant
vis à vis der Post
empfiehlt sich dem geehrten Publikum angelegentlichst.
Viehwaschpulver
von anerkannt vorzüglicher Wirksamkeit empfiehlt
die Apotheke zu Schönberg.
Engl. Salz
empfiehlt Aug. Spehr.
Vaseline=Lederfett
empfiehlt
Aug. Spehr.
Bradt,
empfiehlt C. Brunnenberg,
Färber.
Ratzeburg, den 14. November 1886.
Pelzwaaren
jeglicher Art empfiehlt billigst
Heinrich Schäding.
Größtes Lager
von
Filzschuhen u. Filzpantoffeln
von den Geringsten bis zu den Hochfeinsten bei
Heinrich Schäding.
Filzhüte und Mützen
in größter Auswahl und neuester Form zu billigen Preisen. Zurückgesetzte
Sommer- und Wintermützen
um damit zu räumen, enorm billig.
Heinrich Schäding.
Prima Engl. Syrup,
gem. Raffinade,
frische Succade und
Pommeranzen=Schaalen,
sowie sämmtliche Gewürze
empfiehlt A. Wigger Nachfl.
Citronen
zum Wiederverkauf besonders billig
A. Wigger Nachfl.
Frische Franz. Wallnüsse
Sicil. Haselnüsse
empfiehlt A. Wigger Nachfl.
Nachrichten des Standesamts=Bezirks Carlow vom 1. November bis zum 1. December 1886.
(Nachdruck verboten.)
a. Geburten:
Dem Arbeitsmann Heinrich Bauer zu Carlow ein Sohn.
Dem Hauswirth=Anerben Peter Kreutzfeldt zu Kuhlrade ein S.
Dem Zimmergesellen Joachim Harms, zu Hof=Stove eine T.
Dem Arbeitsmann Joachim Freitag zu Neschow eine T.
b. Eheschließungen:
Keine.
c. Sterbefälle:
Die Wittwe Magdalena Kreutzfeldt geb. Buchholz zu Cronscamp 61 Jahre 5 Mon. alt.
Des Schneidermeisters Heinrich Bruhn zu Carlow todtgeborener Sohn.
Catharina Freitag zu Neschow 14 Tage alt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 12. December.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
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