[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 1] Der Kaiser hat am Montag das Präsidium des Reichstags, die Herren v. Wedell=Piesdorf, v. Frankenstein und Hoffmann empfangen, die ihm von der erfolgten Konstituirung des Reichstags Meldung machten. Dabei nahm der Kaiser Veranlassung, persönlich die Gründe für die neue Militärvorlage in längerer Rede zu entwickeln und die Annahme der Vorlage dem Reichstag an's Herz zu legen. Die Beziehungen des Reichs zu den Nachbarstaaten seien durchaus befriedigend und freundlich, gleichwohl aber sei es die Pflicht Deutschlands, in seiner Rüstung hinter den anderen Großstaaten, die uns zum Theil schon überflügelt hätten, nicht zurückzubleiben. Und deshalb erweise sich die Organisation unserer Armee in der Form des neuen Entwurfs als eine unabweisbare Notwendigkeit.
Bayern's Antheilsumme zum Militäretat beträgt 45 383 450 Mk. gegen das Vorjahr 1 521 625 Mk. mehr. Vom Reiche erhält Bayern zur Komplettierung des Waffenmaterials 1 818 880 Mk.
Die Reichsanleihe, welche für den neuen Etat erforderlich ist, uneingerechnet den Nachtragsetat für die erhöhte Friedenspräsenz ist in dem Etatsentwurf auf 76 116 485 Mark beziffert worden.
In dem Postetat pro 1886/87 sind die Einnahmen um 7 189 130 Mark, die fortdauernden Ausgaben um 6 299 355 Mk., die einmaligen Ausgaben um 3455 Mk. höher gegen das Vorjahr veranschlagt worden. Der Ueberschuß beläuft sich somit auf 886 322 Mark mehr, als im Vorjahre und beträgt 24 940 513 Mark.
Der Abg. Reichensperger vom Centrum hat im Reichstag einen Antrag mitgebracht, die Reichsregierung möge dem Duellwesen steuern. Besonders gegen das sog. amerikanische Duell verlangt Reichensperger folgten Paragraphen im Strafgesetz:
Wenn Personen verabreden, daß ein Zufall entscheiden solle, wer von ihnen sich selbst tödte, so sind sie mit Zuchthaus bis 5 oder Gefängniß bis 3 Jahren strafbar. Wenn eine Tödtung erfolgt, ist auf Zuchthaus bis 10 und Gefängniß bis 5 Jahren zu erkennen. Die Aufforderung ist als Versuch strafbar.
Herr Katkow in Moskau, der russische Déroulede, hält nicht nur die deutsche Armee für weit schlechter als die russische, er glaubt jetzt auch in den Deutsch=Freisinnigen eine Partei im Reichstag gefunden zu haben, die den Krieg mit Rußland wünscht. Darauf antwortet ihm die "Breslauer Zeitung," wie folgt: Herr Katkow irrt sich über die inneren Zwistigkeiten Deutschlands! Jeder auswärtigen Macht steht das deutsche Volk, aller sonstigen Meinungsverschiedenheiten ungeachtet, einmüthig wie ein Mann gegenüber. Da giebt es keine konservative, keine freisinnige, keine sozialdemokratische, keine ultramontane Partei, sondern nur eine einzige Masse deutscher Patrioten, die dem Dichterwort gehorcht: "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern!" Unsere inneren Zwistigkeiten sind unser spezieller Luxus, um den Sich das Ausland nicht zu kümmern hat, so wenig es einen Dritten angeht, wenn Eheleute mit einander schmollen. Herr Katkow kann Sich darauf verlassen, und seine Landsleute darauf aufmerksam machen: von einem Mangel an Disziplin in der deutschen Armee und von einer Uneinigkeit der deutschen Nation habe Rußland nicht das Geringste zu hoffen. Im Fall der Gefahr wird das ganze deutsche Volk wie eine geschlossene und unbesiegbare Phalanx sprechen: Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr Alles setzt an ihre Ehre!"
General Kaulbars hat nach längerer Audienz beim Sultan Konstantinopel, verlassen und ist nach Odessa abgereist. Der Sultan verlieh ihm das Großkreuz des Medschidje=Ordens.
Ueber die Emeute der Junker berichtet man aus Sofia, daß die Untersuchung den unumstößlichen Beweis liefert, daß Kaulbars der Anstifter des Komplotts war und daß die drei Regenten, sowie der Kriegsminister Nikolajeff und Kommandant Popoff ermordet werden sollten.
- Die "M. A." lassen sich aus Neustrelitz Folgendes berichten: An Stelle des zum Superintendenten bestimmten Consistorialraths Langbein ist Pastor Praefcke von Weihnachten dieses Jahres an zum Consistorialrath ah. bestimmt worden. Derselbe wird besonders mit Bearbeitung der Schulangelegenheiten betraut werden. Die Anstellung eines Hülfspredigers steht in Aussicht.
- Die Zahl der verhafteten Sozialisten in Holstein betragt nahezu 100. Es sind fast ausschließlich junge Leute von 19 bis 22 Jahren, meistens Cigarrenarbeiter.
- 150 000 Mk" ein hübsches Sümmchen, sind der Stadtgemeinde Berlin von dem Kaufmann Anfchel, genannt Adolf Reichenheim, zur Unterstützung von Wittwen und Waisen städtischer Elementarschullehrer zum Geschenk übergeben worden.
- Schon wieder ein Hauseinsturz, diesmal in Düsseldorf. Dort ist am Donnerstag voriger Woche ein Neubau zusammengebrochen, 9 Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Die meisten derselben sind schwer verletzt.
- Weinberichte aus dem Rheingau. Bevorzugt sind in diesem Jahre die sonnigsten und besten Weinbergslagen, besonders der Rüdesheimer Berg, in denen die Trauben vor Eintritt der schlechten Witterung verblüht hatten. Dort ist ein sehr guter feuriger Wein in Aussicht stehend, und dürfte die Quantität einem halben Herbst gleichkommen. Im allgemeinen jedoch dürfte man das Resultat der Ernte mit "gut, aber sehr wenig" bezeichnen. Die 1885er Weine haben sich schöner entwickelt, als man erwartete, und werden sich im nächsten Jahre, wenn sie in den Handel kommen, als recht brauchbare Weine erweisen. Vorläufig sind daher die 1883er und 1884er Weine immer noch die empfehlenswerthesten Sorten.
- Eine Torpedofabrik soll in Konstantinopel nach dem Whitehead'schen System errichtet werden. Sieben Instructeure von der Berliner Firma Schwarzkopf u. Co., die zur Beaufsichtigung der Arbeiten gewonnen wurden, sind dort bereits eingetroffen.
- In Mailand sind die Pocken in ungewöhnlich heftigem Grade aufgetreten. Infolge dessen
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 2]macht der Gemeiderath bekannt, daß in bestimmten Lokalen unentgeltliche Impfungen vorgenommen werden.
- Die Freiheitssäule bei New=York war kürzlich zum erstenmal beleuchtet. Es waren deshalb große Schwierigkeiten zu überwinden, man ist aber mit dem Lichte, das namentlich die Schiffer, denen doch die Säule als Leuchtthurm dienen soll, zu schwach finden, unzufrieden.
Verfälschte schwarze Seide.
Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfahrik=Dépot von G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke zollfrei in's Haus.
Anzeigen.
In das hiesige Handelsregister Fol. XXI No. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute Col. 6 eingetragen:
"Das statutenmäßig ausscheidende erste Mitglied des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Domainenpächter J. Breuel zu Hof Selmsdorf, ist in der am 25. November 1886 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt als Mitglied des Directorii wieder gewählt worden und als solches durch die ad [33] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 25. November 1886, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Breuel enthält legitimirt."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 29. November 1886.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
In das hiesige Genossenschafts=Register ist heute ad. No. 1, betreffend die Genossenschafts=Meierei in Schönberg in Mecklenburg Eingetragene Genossenschaft, eingetragen Col. 4:
"Das bisherige Mitglied des Vorstandes W. Utermöhl ist aus dem Vorstande ausgeschieden und ist an seine Stelle in der am 3. November d. J. stattgehabten General=Versammlung der Genossenschafter der Hufenpächter F. Dittmann in Kleinfeld wieder gewählt worden."
Schönberg, im Fürstentum Ratzeburg,
den 29. November 1886.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Bekanntmachung.
Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts, welche noch mit der dritten Hebung der Armensteuer in Rückstand sind, werden hiermit aufgefordert bis zum 14. December cr. ihre Beiträge einzuzahlen, widrigenfalls die Restantenliste zur executivischen Einforderung abgegeben werden soll.
Schönberg, den 2. December 1886.
Die Armenbehörde.
Am 30. November 1886,
sind aus der Schützenzunft folgende Antheilscheine ausgeloost:
No. 201, 355, 276, 192, 162, 283, 168, 19, 240, 443, 341, 45.
Schönberg, den 30. November 1886.
Der Vorstand:
C. Schultze. F. Baer.
Spar- u. Anleihe-Casse u. Pfennig-Sparkasse in Lübeck.
Auf Grund der von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit am 13. April d. Js. beschlossene, durch Decret des Senates vom 5. Mai d. Js. bestätigte Zusatzbestimmung zum §. 4 des Planes der Spar= und Anleihecasse wird der Zinsfuß für die der Casse gebrachten Einlagen vom 1. Januar 1887 an auf drei Prozent festgesetzt.
Lübeck, den 1. September 1886.
Die Vorsteherschaft der Spar= und Anleihe=Casse.
Stadt Lübeck.
Gr. Militair-Concert
mit nachfolgendem Ball
am Sonntag, den 5. December cr., ausgeführt von dem Trompetercorps der Möllner=Artillerie=Abtheilung. Streich= und Blechmusik.
Anfang 7 Uhr. Entree 50 .
Wozu ganz ergebenst einladet
J. H. Freitag.
Diedrich Teschau
Reparatur-, Schleif- und Polir-Werk,
Breitestrasse 24. Lübeck. Breitestrasse 24.
empfiehlt
in großartigster Auswahl
und altbewährter Güte
Tischmesser.
Taschenmesser.
Rasirmesser.
Scheeren.
Gärtner- und Schlachter-Artikel.
Waffen und Munition
zu außerordentlich billigen Preisen.
Hiermit erlaube ich mir ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich am 1. December eine
Krämerei
hieselbst eröffnet habe und bitte um gefällige Abnahme.
Ollndorf. H. Retelsdorf.
Lactina Bowick.
Ist ein vegetabilisches Futtermittel und Ersatz der Muttermilch für Kälber, 1 Kilo Lactina Bowick ergiebt durch Zusatz von Wasser, 18 Liter Lactina Milch und empfehle dasselbe, gestützt auf Zeugnisse von Autoritäten, bestens.
F. Heitmann.
Schönberg i/M.
Engl. Salz
empfiehlt Johs. Kummerow.
Kuchensyrup
und sämtliche Gewürze
empfiehlt C. Schwedt.
Engl. Salz
empfiehlt Aug. Spehr.
Frisch geräucherte
echte Sprotten
empfiehlt H. Mette.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 3]
Sonnabend, den 4. December beginnt der jährliche
Ausverkauf
zurückgesetzter
und leicht beschädigter Waaren.
In meinen Etablissements ist es seit Jahren eingeführt, jedesmal an den ersten Tagen des Decembers einen Ausverkauf derjenigen Artikel zu entriren, welche von der verflossenen Saison übrig geblieben, durch Fenster=Decorationen leicht beschädigt wurden und nicht mehr der neuesten Mode entsprechen.
|
Ich publicire keine Preise. Die Waaren sind übersichtlich geordnet aufgestellt, und die Preise an jedem Stücke sichtbar notirt. |
Die geehrten Damen haben Gelegenheit
Einkäufe für den 4. Theil des Werthes zu machen. |
Alpacca-Damenschürzen,
Cachemir Damenschürzen,
Wirthschafts=Schürzen,
weisse Damenschürzen
Kinder-Schürzen. |
|
Die ca. 6jährige Existenz
meiner Firma am Platze und die bisher nur streng reellen Bestrebungen bürgen für die Güte und Reellität der von mir gekeuften Waaren. |
|
Peluche-Capotten,
Woll- und Taillentücher,
Kopftücher,
Kopfshwals
zu enorm billigen Preisen. |
Leinene Taschentücher,
leinene Damenkragen,
Corsetts,
in nur neuesten Facons,
enorm billig,
seid. Cachnez,
für Damen, Herren u. Kinder |
|
Nur auf reeller Basis begründeter
Ausverkauf
und nur 1 mal im Jahre
zu noch
nie dagewesenen billigen
Preisen. |
|
Chenille-Tücher,
span. Barben u. Fichus,
Pelz=Baretts,
für Mädchen u. Knaben,
Tüll-Spitzen und Volants,
couleurte
Blonden= u. Wollspitzen,
seidene Atlasse und Bänder,
Schärpenbänder. |
Daniel Schlesinger Nachflg.
LÜBECK Breitestrasse LÜBECK. |
Morgenhauben,
Handschuhe,
Rüschen,
Rüschenreste,
fabelhaft billig,
Ball-Garnituren,
Ball=Bouquetts,
Einzelne Blätter
Blüthen und Gräser,
Jabots und
Schleifen.
------ |
|
Fortsetzung
des
Ausverkaufes
in garnirten u. ungarnirten
Damen-
Filzhüten
weit unter reellem Werthe. |
|
Herren-Shlipse,
Band, Spitzen
und
Stoff=Reste
zu jedem Preise,
Ball=Atlasse
Gemusterte Tülle,
farbige baumwollene
Satinets,
farbige Sammete.
------ |
Es bietet dieser Ausverkauf
ganz besondere Veranlassung zu Weihnachts-Einkäufen,
da die Preise thatsächlich enorm billig sind. |
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 4]Passend als Weihnachtsgeschenke.
Wringmaschinen,
Brodschneidemaschinen,
Fleischhackmaschinen,
Wurststopfmaschinen,
Tafelwaagen,
Hausstandswaagen,
Federwaagen,
Gewichte,
Scheeren aller Art,
Taschenmesser,
Tisch=Messer und Gabeln,
Tranchirmesser und Gabeln,
Eßlöffel,
Theelöffel,
Vorlegelöffel,
Hackmesser,
Wiegemesser,
Fleischsägen, |
|
Kohleneisen,
Anlegeeisen,
Glanzplätteisen,
Plättpfannen,
Kochgeschirre,
Waschgeschirre,
Kaffeemühlen,
Pfeffermühlen,
Kaffee= und Teekannen,
Schlittschuhe,
Laubsägekasten,
nebst sämmtlichen Utensilien,
Tischglocken,
Nußknacker,
Eimer,
in emaillirtem Zinkblech, ver=
zinkte und lackirte. |
|
Mörser,
Eierständer,
Eierkocher,
Ofenvorsetzer,
Feuerzangen und Schaufeln,
nebst dazu passenden
Ständern,
Feuerträger,
Kohlenkasten,
Kohleneimer,
Torfkasten,
Ascheimer,
Spirituskocher,
Küchenbeile,
Hämmer. |
Kinder-Velocipeden und Schlitten
sowie sonstige
Eisen- & Kurzwaaren |
empfiehlt billigst |
J. Ludw. D. Petersen. |
Rehtwisch & Borchert Lübeck
empfehlen für die
Weihnachts-Saison
Kleiderstoffe, Regenmäntel,
sowie andere
Konfectionsartikel,
zu Weihnachtsgeschenken sich eignend, zu besonders billigen Preisen.
Lübecker Stadttheater.
Die annoncirte Vorstellung der Oper:
Auf hohen Befehl
findet bestimmt am Sonnabend, den 4. December
Nachmittags 3 3/4 Uhr statt.
Die Direction.
Bradt,
empfiehlt C. Brunnenberg,
Färber.
Ratzeburg, den 14. November 1886.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 5. December.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
"Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des
Bankhauses Philipp Fürst
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen."
Hierzu zwei Beilagen.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 5]Erste Beilage
zu Nr. 95 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. December 1886.
Rechnungs-Abschluß
der
Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt
in Schönberg
am 1. Juli 1886.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 6]A. Ersparniß=Anstalt.
Bilanz.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Gewinn= und Verlust=Berechnung.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Reservefonds der Ersparuiß=Anstalt am 1. Juli 1886: 5978 M. 97 .
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 7]B. Vorschuß=Anstalt.
Bilanz.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Gewinn= und Verlust=Berechnung.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Reservefonds der Vorschuß=Anstalt am 1. Juli 1886: 47 970 M. 36 .
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 8]
Vorstehenden Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt haben wir geprüft und mit den ordnungsmäßig geführten Büchern übereinstimmend gefunden.
Schönberg, den 4. November 1886.
Die Revisions=Committe.
Rickmann. H. Lenschow. H. Burmeister.
Der vorstehende Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt ist von der heute gehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre genehmigt worden.
Schönberg, den 25. November 1886.
Das Directorium
der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
J. Boye. C. J. W. Burmeister. H. Meyer.
H. Lohse. J. Breuel.
Secretair: H. Stoffers.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 9]Zweite Beilage
zu Nr. 95 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. December 1886.
- Die Stadt Berlin hat ihren Finanzminister den Stadtkämmerer Runge, durch den Tod verloren. Der Berliner Etat ist größer als der vieler Fürstenthümer.
- Die Ziehung der Ausstellungs=Lotterie wird im Monat December wiederholt werden, der Anfangstermin ist aber noch nicht bestimmt. Man hat die Absicht, diesmal länger als vierzehn Tage ziehen zu lassen, um dadurch leichter unliebsame Irrthümer zu vermeiden.
- Was eine Stunde Regierung kostet. In einer vor Kurzem in Paris erschienenen Brochüre, welche die Herbeiführung einer Finanz=Reform behandelt, werden die Kosten der verschiedenen Regierungen Frankreichs seit Anfang dieses Jahrhunderts für die einzelne Stunde folgendermaßen berechnet: Consulat und erstes Kaiserreich 115 000 Franks, Restauration 119 000 Franks, Regierung Louis Philipps 150 000 Franks, 1848er Republik bis 1882 405 000 Franks, und seitdem 463 000 Franks.
- Aus Cagligiari wird über die diesjährige Weinernte gemeldet, daß Sardinien eine solche, wie schon seit 40 Jahren nicht mehr hatte. Viele könnten nicht vollständige Weinlese machen, da sie nicht wußten, wo den Wein unterbringen; viele füllten die Cysternen mit Wein. Natürlich ist der Preis auch so niedrig, daß nicht einmal 15 Centesimi für das Liter gezahlt werden.
- Ein bedeutender Postdiebstahl ist am Sonnabend in Verviers beim Eintreffen des Expreßzugs aus Ostende entdeckt worden. 22 Postbeutel mit Werthsendungen für Deutschland, Rußland, Oesterreich und den Orient waren ausgeleert, die gewöhnlichen Briefe waren unberührt. Namentlich durch verschiedene abhanden gekommene Packete mit Diamanten, die in New=York aufgegeben waren, soll der Schaden, der dem verantwortlichen belgischen Staat aus dem Diebstahl erwächst, auf etwa 1 Million Frcs. sich erhöht haben.
- Der Tausendste. Man Schreibt aus der Hauptstadt Spaniens: "Vor einigen Tagen machte das Madrider Bürgermeisteramt der Königin Christine die Meldung, daß am 20. d. M. der tausendste Knabe geboren worden, welcher den Namen des Monarchen erhalten hat, und zwar war diese Rechnung seit dem Hinscheiden des Königs geführt worden. Die Regentin war von diesem Beweis der Sympathieen des Volkes tief gerührt und sie sandte dem "Tausendsten", dem Söhnchen eines Schreiners, namens Felicio Campos, eine komplette Kinderwäsche=Ausstattung, in gediegenem Leinen und waschechten Spitzen ausgeführt, einen silbernen Becher und ein Eßbesteck, ferner ein Sparkassenbuch mit einer hübschen Einlage, auf welches sie selbst geschrieben: "Dem tausendsten Alfonso, von einer Frau, welche von zwei Alfonsos beglückt wurde." Dieser gemüthreiche Zug der Königin hat allenthalben lebhafte Rührung erweckt.
- Dem Frack ist schon oft der Tod geschworen worden, doch stets vergeblich. Jetzt will man's beim Cylinderhut versuchen. Ob der sich sterblicher erweist? Wir bezweifeln's. In Frankreich erscheinen die jungen Herren zu Tanzvergnügen jetzt mit grauen oder schwarzen weichen Filzhüten. Ob mit weißer oder rother Halsbinde, im Frack oder Rock ist nicht gesagt.
- Der "Kaulbarsch" kommt nicht vor die Schöffen! Der aus Meerane gemeldete Streit, der anläßlich der Bezeichnung als Kaulbarsch seitens eines Vereinsmitgliedes einem Vorstandsmitglied gegenüber entstanden war, ist beigelegt, da dem Beleidigten durch folgende Verse Abbitte geschehen ist:
Zur Berichtigung!
Kaulbarsch hab' ich gesagt in meinem Grimm,
Nun Freund, das ist doch nicht so schlimm!
Wie kannst Du d'rob sogleich zum Schiedsamt gehn?
Der Kaulbarsch ist ein Fisch und schmeckt sehr schön!
Hätt' Kaulbars ich gesagt, dann wär's bedenklicher,
Denn dieser Herr ist ein sehr kränklicher
Und ungenießbar grober General.
Kaulbarsch und Kaulbars ist doch nicht egal!
Der Kaulbarsch ist ein muntrer Knochenfisch,
Den Kaulbars stellt man dar als Tintenwisch:
Ein Kaulbars sollst Du, lieber Freund nicht sein,
Den Kaulbarsch aber steck nur ruhig ein!
- Die Hasenfelle finden jetzt eine massenhafte Verwendung zu billigen Pelzgarnituren. Berlin versorgt damit die ganze Welt. Viele hundert Dutzend werden daselbst wöchentlich hergestellt, und die Meister, welche für die Exportgeschäfte arbeiten, beschäftigen zahlreiche Mädchen. Eine fertige Pelzmütze von schwarzgefärbtem Hasenfell kommt im Großhandel auf 75 Pfennig zu stehen, und der Meister erhält dafür 30 Pfennig Arbeitslohn. Aber diese kleinen Posten summiren sich wöchentlich auf mehrere hundert Mark.
- Der Frost baut das Land, das ist ein wahres Wort, welches aber von unserer ländlichen Bevölkerung noch viel zu wenig beachtet wird. Alles Feld, welches im kommenden Frühling besamt oder bepflanzt werden soll, muß, wenn es nur einigermaßen die Verhältnisse erlauben, umgebrochen werden. Besonders hier machen sich physikalische Wirkungen in trefflicher Weise geltend. Während des Winters gefrieren die mehr oder weniger feuchten Erdklumpen derb zusammen; im darauf folgenden Frühling tritt durch die Wärme entsprechende Ausdehnung ein und selbst starke Schollen zerfallen in unzählige Erdklümpchen. Wie wichtig dies für die eigentliche Frühlingsarbeit ist, kennt jeder Landwirth genügsam. Derartiges Land kann zeitig bearbeitet werden und außerdem hält sich dasselbe den ganzen Sommer hindurch locker; die darauf gebrachten Kulturgewächse geben hier regelmäßig höhere Erträge. Darum noch fleißig Feld und Gärten umgebrochen, wo dies noch nicht geschehen sein sollte! Nur noch kurze Zeit und starker Frost wird den Boden geschlossen halten; dann ist es mit dieser Arbeit zu spät. Sicher ist es aber wahr, daß sich fast keine ländliche Arbeit so gut bezahlt, wie gerade diese.
Im Dampfwagen gefunden.
Novellette von F. von Heinz.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 95 Seite 10]Im Dampfwagen gefunden.
Novellette von F. von Heinz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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