No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. August
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 66 Seite 1]

In Preußen fängt man an, der Landplage des Vagabundenthums in einer neuartigen Weise entgegen zu treten. Es wird das Almosengeben verboten und bestraft. Einige Landräthe in Schlesien haben mit dieser Maßregel befriedigende Erfolge erzielt, und dieselbe findet nun in anderen Provinzen Nachahmung.
Deutschland erobert Elsaß=Lothringen im Frieden durch den Militärdienst und die Schulen. Die Zahl der Schüler in den höheren Schulen hat sich verdreifacht, unter dem jungen Geschlecht bis zum 30. Jahre herrscht deutsche Bildung vor. In den Volksschulen ist, mit wenigen Ausnahmen, die französische Sprache fast ganz verschwunden. Die Bevölkerung hat sich um 22 pCt., die Schülerzahl um 150 pCt. vermehrt.
Die Polen machen Anstrengung, den ländlichen Grundbesitz in ihren Händen zu erhalten. Sie wollen eine Bankgenossenschaft noch im Lauf dieses Monats bilden und scheinen hauptsächlich auf die Betheiligung von Kapitalisten in Russisch=Polen zu rechnen. Wenn sie sich nur nicht verrechnen!
Die Orleans, die Prinzen ohne Land, fangen an, den preußischen Erwerbungen in Polen Konkurrenz zu machen. Sie haben zwei Franzosen unter Führung eines Polen nach Posen geschickt, um große Ländereien anzukaufen.
In Samoa herrschen unerquickliche Zustände. Der englische Consul will das Land für Neuseeland annektiren, der amerikanische für die Vereinigten Staaten und beide suchen die deutschen Kaufleute und Plantagenbesitzer hinaus zu ärgern. Den Deutschen wirds schwer, sich zu behaupten.
Zwischen dem deutschen Reich und dem Sultan von Sansibar ist ein Freundschafts=, Handels= und Schifffahrtsvertrag abgeschlossen worden.
Bei den diesjährigen Herbstübungen soll die Verpflegung mit Conserven in größerem Maße in Anwendung kommen. Zunächst bei den rheinischen und sächsischen Truppen. Gelingts, so werden die Quartierwirthe keine Verpflegung mehr zu gewähren, sondern die Truppen die Speisen sich selbst zu bereiten haben.
In Frankfurt a. M. tagen die deutschen Ingenieure und Baumeister. Ingenieur kommt her von Ingenium d. h. Genie und Erfindungskraft und sie haben diese Kraft wieder neuester Zeit bewährt, indem sie Ströme überbrückt, Berge durchgraben und dem Dampfroß und dem großen Verkehr Wege gebahnt haben über die Höhen des Gebirges.
Der Kaiser von Oesterreich hat durch seinen Gesandten in Dresden, Freiherrn von Herbert=Rathkeal, ein eigenhändiges Schreiben dem König und dem Prinzen Georg von Sachsen überreichen lassen, in welchem er um die Hand der Prinzessin Maria Josepha von Sachsen für den Erzherzog Otto anhält.
Ungarn feiert die vor 200 Jahren erfolgte Zurückeroberung der Stadt und Festung Ofen durch die Christen. Die Türken saßen damals seit 175 Jahren in der Veste und im Lande und waren die Herrscher im Lande. Von da aus waren sie wenige Jahre vorher auch nach Wien gezogen und hatten es belagert, waren aber gründlich geschlagen worden. Das war in der Zeit, da in den deutschen Kirchen gebetet wurde: Bewahr' uns, lieber Herrgott vor Pestilenz und Türkennoth. Die "Türkenglocke" erinnert noch hier und da daran. Mit der Eroberung Ofens war die Herrschaft der Türken, des Halbmonds, in Ungarn für immer gebrochen und die Magyaren haben ein Recht, ihre Befreiung zu feiern. Sie haben aber lange Zeit vergessen, daß sie ihren Sieg hauptsächlich deutscher Hülfe verdanken. Kaiserliche Reichsvölker (Brandenburger, Bayern etc.) und Feldherren waren es, welche die starke Veste stürmten und eroberten, Ströme deutschen Blutes sind dabei geflossen. Daß sie das vergaßen und die vielen Deutschen in Ungarn und namentlich in Siebenbürgen hudelten, kujonirten und als Stiefkinder behandelten, das hat die große Mißstimmung in Deutschland erregt und aus dieser Stimmung heraus haben die Städte Berlin und München, die zur Feier eingeladen waren, abgelehnt, und das hat wieder in Ungarn Mißfallen erregt, aber mit Unrecht. Die Deutschen wollen sie nur an ihre Großmannssucht, an ihre Undankbarkeit und Ungerechtigkeit erinnern, von einem Hasse gegen Ungarn ist nicht die Rede. (Ob die Ablehnung politisch klug war, ist eine lebhaft verhandelte Streitfrage.)
Vor der Cholera in Süditalien sollen sich ungefähr 12 000 Personen nach Neapel geflüchtet haben.
Ueber Konstantinopel kommt aus Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, die folgende Nachricht: In Abwesenheit des Fürsten Alexander von Bulgarien ist durch den jetzigen Minister Karaweloff und den früheren Minister Zenkoff in Sofia eine provisorische Regierung eingesetzt. Fürst Alexander selbst ist während einer Truppenbesichtigung in der bulgarischen Donaufestung Widdin gefangen gesetzt worden. Seine Entthronung ist von der provisorischen Regierung proklamirt. Ueber die näheren Ursachen, sowie die Zeit dieses Staatsstreiches ist nichts gesagt.


- Neustrelitz, 20. August. Aus Bad Homburg vor der Höhe, wo bekanntlich seine Königliche Hoheit der Großherzog am 8. d. Mts. aus London eingetroffen ist, gehen hier fortwährend günstige Nachrichten über Höchstdessen Befinden ein, und dürfte die Bade= und Brunnenkur dort noch einige Zeit fortgesetzt werden.
- Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin ist am 18. d. Mts. vom Keppschlosse bei Pillnitz nach London abgereist.
- Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin befinden sich mit Höchst=Ihren Kindern seit dem 15. d. Mts. in Berchtesgaden in der Villa Asceania zum Besuche bei dem Herzog und der Herzogin von Anhalt.
- In Hamburg wurde ein Dienstmädchen von ihrer Herrschaft beschuldigt, einen goldenen Ring gestohlen zu haben; sie läugnete, wurde aber verurtheilt, saß ihre Strafe ab und wanderte nach Amerika aus. Jetzt ist der Ring in der Erde eines Blumentopfes im Zimmer der Hausfrau gefunden worden; das sechsjährige Söhnchen hatte ihn da vergraben.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 66 Seite 2]

- Der interessanteste und, wie's schien, auch liebste Geburtstagsgratulant war dem Kaiser Franz Joseph in Gastein der Fürst Bismarck; denn Sie blieben eine volle Stunde beisammen.
- Aus Kreisen, welche mit den Verhältnissen am Münchener Hofe vertraut sind, verlautet, daß bei dem König Otto von Bayern in den letzten Wochen Erscheinungen bemerkbar machen, welche einen reißend schnellen Fortschritt der Gehirnerweichung befürchten lassen.
- Die Kosten des Trauergeläutes für König Ludwig II. müssen die bayerischen Kirchenverwaltungen selbst bezahlen. Dieselben sind nicht unbedeutend, so mußte z. B. die protestantische Kirchenverwaltung in Nürnberg, welche 6 Kirchen umfaßt, für das Trauerläuten 676 M. zahlen.
- Der Berliner Magistrat hat die ungarische Einladung zur Wiedereroberung der Stadt und Festung Ofen abgelehnt und mit den Ferien der Stadtverordneten begründet. Ofen, von den Türken viele Jahre lang besetzt, wurde unter dem Beistande deutscher Truppen und Heerführer zurückerobert.
- Manche deutsche Skatprovinzen wollen sich dem Altenburger Skatkongreß und seinen neuen Geboten nicht unterwerfen, sondern ihr Reservatrecht wahren.
- In Altenburg beabsichtigt man zum Sedanfest einen Feldgottesdienst abzuhalten. Bei weltlichen und geistlichen Behörden findet diese Idee freundliches Entgegenkommen und willige Förderung.
- In Düsseldorf tagt seit dem 15. August die 15. Generalversammlung des deutschen Apotheker=Vereins, zu welcher sich ca. 400 Apotheker eingefunden haben. Mit der Versammlung verbunden ist eine sehr interessante pharmaceutische Ausstellung im Kaisersaale der Städtischen Domhalle, welche am obigen Tage unter Beisein von Vertretern der Behörden feierlich eröffnet wurde.
- Die Mainzer Handelskammer betont in ihrem Jahresbericht, daß das Einfuhrverbot amerikanischer Schweineprodukte der Schweinemästung und Züchtigung in Deutschland einen ganz bedeutenden Aufschwung gegeben habe.
- Nach Beendigung des Heidelberger Jubiläum=Festes hat sich ein ungewöhnlich großer Touristen=Zug nach Frankfurt a. M. und in das Rheinthal ergossen. Es scheint, als ob die Sommerfrischler und Vergnügungsreisenden sich in Schaaren nach Norden wenden, sobald die Schwalben heimwärts ziehen. Die Gasthöfe sind in Frankfurt und am Rhein zur Zeit So überfüllt, daß die Touristen noch am späten Abend in den Nachbarstädten ein Unterkommen aufsuchen müssen. Die deutsche Weinausstellung und der Architekten= und Ingenieur=Tag in Frankfurt werden in den nächsten Wochen diesen Fremdenstrom noch vergrößern.
- Schilderhaus auf hohem Balkon, ganz vorschriftsmäßig hergerichtet und in der natürlichen Größe, kann man gegenwärtig an einem Haus in Berlin in der Zimmerstraße, zwischen Markgrafen= und Charlottenstraße bewundern. Der Zweck dieser originellen Einrichtung ist unklar. Die loyale Gesinnung des Besitzers aber läßt das Schilderhaus mit seinem schwarzweißen Anstrich von Weiten erkennen.
- Nicht jeder kann Aufregungen vertragen, auch wenn sie angenehm sind. In München wurde ein alter, vom Heidelberger Jubiläum zurückkehrender Herr geisteskrank und trieb auf offener Straße so sonderbares Zeug, daß er in die Irrenanstalt gebracht werden mußte.
- Die Cholera ist bereits in Krain. In Tranik, Bezirk Gottschee, sind 4 Choleratodesfälle vorgekommen. Die Landesregierung hat den Grazer Universitätsprofessor Max Gruber berufen, um baktereologische Untersuchungen vorzunehmen.
- Die Cholera wüthet in der Stadt Barletta mit großer Heftigkeit, täglich kommen 40 Erkrankungen und 25 Todesfälle vor. Ein aus Barletta nach Neapel geflüchteter Mann erlag dort der Cholera.
- Die aus der Barletta über die dort herrschende Cholera einlaufenden Nachrichten sind haarsträubend. Die Noth ist entsetzlich. Von den Aerzten sind bereits 9 erkrankt, ebensoviel Apotheker, so daß die meisten Apotheken geschlossen sind. Unter diesen Umständen ist jede Hülfeleistung unmöglich.
Die Leute sterben ohne ärztliche Hülfe. Von Desinfektion ist keine Spur. Es fehlt sogar an Särgen, so daß die Leichen tagelang herumliegen.
- Aus Neapel schreibt man, daß die Sardellenfischerei heuer sehr ergiebig ist und sich ungleich besser stellt, als in den letzen Jahren.
- In Zermatt in der Schweiz traf die Nachricht ein, daß in Folge des Umschlags der Witterung 2 Deutsche, 2 Italiener und 1 Engländer auf der Spitze des Matterhorns eingeschneit seien. Sofort machten sich drei Führerkolonnen auf den Weg und retteten die Eingeschneiten bis auf einen, der schon todt war.
- Die Armesünderglocke auf dem Thurm der Marienkirche in Breslau ist berühmt geworden durch den Dichter Wilhelm Müller, der von ihr gesungen hat;
                    War einst ein Glockengießer
                    Zu Breslau in der Stadt,
                    Ein ehrenwerther Meister,
                    Gewandt in Rath und That.
                    Er hatte schon gegossen
                    Viel Glocken gelb und weiß,
                    Für Kirchen und Kapellen
                    Zu Gottes Lob und Preis.
                    Und Seine Glocken klangen
                    So voll, so hell so rein:
                    Er goß auch Lieb und Glauben
                    Mit in die Form hinein.
                    Doch aller Glocken Krone,
                    Die er gegossen hat,
                    Das ist die Sünderglocke
                    Zu Breslau in der Stadt.
                    Im Magdalenenthurme,
                    Da hängt das Meisterstück,
                    Rief schon manch' starres Herze
                    Zu seinem Gott zurück.       U. s. w.
Der Dichter berichtet weiter nach der Ueberlieferung, daß der Glockengießerlehrling das unschuldige Opfer des Jähzorns seines Meisters geworden und das bei seiner Hinrichtung die Glocke zum erstenmal geläutet worden sei, daher der Name Armesünderglocke. Das ist aber Sage. Bei ihrem Guß floß kein Blut, geschah kein Mord, die Chroniken wissen nichts davon. Geschichtlich steht nur fest, daß sie von Alters her bei Hinrichtungen geläutet worden ist und zwar zum erstenmal allein am 16. Juni 1526 bei der Hinrichtung des Schreibers Johann Beer aus Glogau, der an einem Knaben ein Verbrechen verübt hatte. Aus diesem Glogauer hat die märchensüchtige Zeit sehr bald einen Glockengießer und aus seinem Opfer, jenem Knaben, den Glockengießerlehrling gemacht. Die Glocke trägt die Jahreszahl 17. Juli 1386 und hat in diesem Jahre ihr 500jähriges Jubiläum gefeiert. Herr Diaconus Schwarz hielt die erhebende Festpredigt und hat sie zum Besten des Gustav=Adolf=Vereins drucken und veröffentlichen lassen, und wird auch Viele außer Schlesiens interessiren und willkommen sein. (Druck von O. Gutsmann, Breslau, Ring 50.)
- Zum Schutz des arbeitenden und weidenden Rindviehs gegen Insekten empfiehlt F. M. im Württemb. W. f. L. die folgende Salbe: Man nehme Aloë, Koloquinten, Ochsengalle, Raute und Weihrauch, von jedem gleich viel, lasse sie in etwas Oel und Essig zusammen kochen und seihe sie schließlich ab; beim Gebrauche streiche man den Ochsen oder Kühen etwas von der Salbe um die Augen und an alle solche Stellen des Körpers, an welchem sich die Fliegen am meisten ansetzen. Dadurch wird es Ruhe bekommen und sich ungestört sattfressen und seine Arbeit verrichten können, ohne daß es die Abwehr der Bremsen und Fliegen mehr ermüdet, als die Arbeit selbst.
- So oder so. Herr: Weshalb bin ich eine Steuerstufe in die Höhe gekommen? - Steuerbeamter: Wer mit seiner ganzen Familie ins Bad reisen kann - Herr: Ist uns gar nicht eingefallen, wir sind den ganzen Sommer zu Haus geblieben. - Beamter: Nun also! Wo Sie so viel Geld erspart haben!
- In der Instruktionsstunde. Unteroffizier: "Was versteht man unter Furcht?" Rekrut schweigt. Unteroffizier: "Was, sie wissen nicht einmal was Furcht ist?" Rekrut: "Der Herr Unteroffizier haben doch gesagt, Furcht darf ein Soldat nicht kennen.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 66 Seite 3]

Anzeigen.

Zur Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Büdner und Handelsmann Fritz Wilms gehörigen, zu Herrnburg sub Nr. I belegenen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1, der Verkaufstermin auf

Freitag, den 24. September 1886,
Vormittags 11 Uhr.

2, der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 22. October 1886,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 24. September 1886,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermin auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 22. Juni 1886.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.       


Die Verlobung ihrer Tochter Martha mit Herrn H. Schmidt, Departements= und Kreisthierarzt zu Buxtehude, beehren sich hiermit anzuzeigen

                                                    Wilh. Eggers und Frau.
Buxtehude im August 1886.                                                    
-----------
Martha Eggers
Heinrich Schmidt
Verlobte.


Ein ordentliches Mädchen
sucht zu Michaelis                                                    
Frau Wilh. Oldenburg.


Bekanntmachung.

Die Interessenten machen wir nochmals darauf aufmerksam, daß sich unser Zug Nr. 12 vorzüglich zur

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Vieh- und Eilgutbeförderung nach Berlin

eignet. Abfahrt von Warnemünde 4 25, von Rostock 4 55, von Laage 5 37, von Lalendorf 6 26 und von Waren 7 55 Nachmittags. Ankunft in Neustrelitz 9 05 Abends und in Berlin 1 24 Nachts.
In Lalendorf übernimmt unser Zug das Vieh und die Güter aus dem Anschlußzuge Nr. 3 der Meckl. Friedr.=Franz=Bahn, welcher von Bützow 4 00, von Kleinen 2 07, von Wismar 1 06 und von Schönberg 12 51 Nachmittags abfährt. Directer Bahnanschluß nach der Central=Markthalle.
Rostock.

Direction des Deutsch=Nordischen Lloyd.


Zu dem am 29. und 30. August bei mir stattfindenden

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen beehrt sich alle Freunde und Gönner ergebenst einzuladen.

                                                    Gastwirth Oldenburg,
                                                    Palingen.


Gut abgelagerte                                                    
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                                                    L. Spehr.


Ein schmiedeeisernes

Grabgitter

zum Preise von 50 M., sowie Zeichnungen, welche zu den billigsten Preisen von 30 M. an angefertigt werden, stehen zur Ansicht bei

                                                    H. Fahrenkrug,
                                                    Schlossermeister.


Sedanfeier in Ratzeburg.
Zu der am                                                    
Donnerstag, den 2. September
stattfindenden
16. nationalen Erinnerungsfeier
ladet das unterzeichnete Festkomitee alle Vaterlandsfreunde ganz ergebenst ein.                          
Die Hauptfestlichkeiten sind:

Festzug vom Palmberge aus in die Kirche 10 1/2 Uhr, Festgottesdienst, Gesang und Festrede auf dem Markt, Festzug zum Schützenhof (1 Uhr), Koncert auf dem Schützenhof 3 1/2 Uhr, Schießen um größere Silbergewinne, Anfang 8 Uhr Morgens, Belustigungen, Scherztombola, gemeinsamer Gesang 6 Uhr, glänzende Illumination, Fackelzug von der Demolirung aus (8 Uhr), Freudenfeuer, großartiges Feuerwerk.

Feie Tanzmusik an 4 Stellen bis 2 Uhr Nacht.
Entree 50 Pfennig (Mecklenburg).

Das hierfür verabfolgte Festzeichen muß deutlich sichtbar getragen werden. Die Kriegsdenkmünze von 1870/71 berechtigt zum unentgeltlichen Eintritt.

Das Ratzeburger Sedan-Komitee.       


[ => Original lesen: 1886 Nr. 66 Seite 4]

Programm
zur
Sedanfeier in Schönberg 1886.

1. Mittwoch, den 1. September:

Abends 61/2 Uhr: Bekränzung der Gräber der verstorbenen Kameraden.
Abends 7 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzer=Thore aus.
Abends 7 3/4 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abende 8 Uhr: Freudenfeuer, Festrede, patriotische Gesänge.
Abends 8% Uhr: Commers und Konzert im Boye'schen großen Saale. Entree 30 Pfennig (Mecklenburg).

2. Donnerstag, den 2. September:

Morgens 6 Uhr: Reveille.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer=Thore bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink.
Nachmittags 3 Uhr: Konzert im Schützenhause. Entree 30 Pfennig (Mecklenburg).
Abends 6 u. 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Freitag'schen und Boye'schen Lokale. Entree für Herren 1 M., für Damen 50 Pfennig (Mecklenburg).

Bemerkungen: 1) Mitglieder der Schützenzunft, welche in Uniform am Festzuge theilnehmen, haben zum Konzert im Schützenhause und zu den Festbällen für ihre Person nur ein Entree von 50 Pfennig (Mecklenburg) zu entrichten. Die betreffenden Herren werden gebeten, die bezüglichen Karten nach dem Festzuge im Schützenhause in Empfang zu nehmen. 2) Die Plätze für Buden u. s. w. auf dem Baubrink werden am Sonntag, den 29. August, Nachmittags 4 Uhr an Ort und Stelle angewiesen. - Um zahlreiche Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet

Das Sedan-Komite des Kampfgenossen- und Krieger-Vereins.


Verein der Kampfgenossen von 1870/71 und Krieger-Verein für das Fürstenthum Ratzeburg.

Die unterzeichneten Vorstände geben den Kameraden hierdurch kund:

1) Für die Mitglieder beider Vereine finden nachfolgende Entree=Ermäßigungen statt:
a) Zum Commers am 1. September und zum Konzert am 2. September ist der Eintritt frei.
b) Zu den Festbällen am 2. September zahlen die Kameraden für ihre Person ein Entree von 50 Pfennig (Mecklenburg) und für eine einzuführende Dame 20 Pfennig (Mecklenburg).
c) Diejenigen Kameraden, welche Freikarten beanspruchen, haben dieselben nach dem Festzuge bei dem Kassirer ihres Vereins nachzusuchen.
d) Nur solchen Kameraden, welche am Aufmarsche theilgenommen, werden Freikarten gewährt.
2) Angetreten wird vor dem Vereinslokale:
a) Zur Bekränzung der Gräber am 1. September, Abends 6 1/4 Uhr,
b) zum Festzuge 12 3/4 Uhr.
Die Kameraden werden ersucht, mit militärischer Pünktlichkeit anzutreten.

Die Vorstände:
Hill.                           Woisin.


Grabgitter
in jeder Facon liefert zu den billigsten Preisen                          
                                                    H. Fahrenkrug,
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Auf Gr. Molzahn steht eine ältere brauchbare Säe=Maschine für 40 Rmk. zum Verkauf.


Sedanfeier in Ratzeburg.

Festessen auf dem Schützenhofe um 1 Uhr à Couvert 2 M. (Anmeldungen werden bei Herrn Gastwirth Dohrs erbeten.)

Das Ratzeburger Sedan=Komité.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 66 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 66 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. August 1886.


- Carl Stieler, der das bayrische Oberland kannte wie seine Tasche, behauptet in seinem Buche "Kulturbilder aus Bayern", der dortige Bauer könne mit dem Baargeld nicht umgeben, er wisse es nicht anzulegen. Auf dem Lande, bei den Knechten, Fuhrleuten und Tagelöhnern müsse man die Spanier, Türkenloose und jene Ratenbriefe suchen "Gottes Segen bei Cohn". Nicht zu Dutzenden, sondern zu Hunderten habe er sie dort gefunden. "Ein Langgrieser Holzknecht, der für 100 Gulden gute bayrische Staatspapiere gekauft, sagte nach einiger Zeit traurig zum Gutsverwalter von Hohenburg: "Jetzt hab' i g'moant, i hab' ebbes Guats und daß mir der Staat mei' Interessa zahlt - jetzt wart' i schon 2 1/2 Jahr und der Spitzbua is no nit komma." Das Papier wurde sofort besichtigt und die Koupons der 5 Semester waren unversehrt an demselben - aber der Holzknecht wollte von weiterem Besitz nichts wissen und meinte: "Dos g'hört sich halt do nit, daß i da erst an andern angehe muß, er sollt' halt doch selber komma und mir mei Interessa zahlen." Das Brachliegen des baaren Geldes ist übrigens durch das Mißtrauen, das man der neuen Währung entgegenbrachte, bedeutend vermehrt worden. In einem Zuge, mit dem ich über Holzkirchen nach München fuhr, befand sich ein interessantes Frachtstück - ein Bierfaß, dessen Inhalt nicht für den Magen, sondern für die bayrische Münze bestimmt war. Der Bauer, dem es gehörte, hatte kurz vorher einem Vertrauensmann mitgetheilt, daß er noch einiges altes Silbergeld besitze, weil er eben doch nicht glauben konnte, daß die "lumpigen Markle obenauf bleiben." Nun aber werde ihm doch Angst. "Ist's viel?" fragte der Vertraute theilnahmsvoll. "Ja, wenig nit", erwiderte der andere, "50,000 Gulden halt, lauter Zweiguldenstückle."
- Bei Debreczin in Ungarn ist ein 70jähriger Viehhändler Schwarz, der mit 3000 Gulden Markterlös heimkehrte, im Zuge von zwei Mitpassagieren erdrosselt und beraubt worden. Die Leiche warfen die Mörder, von denen bisher nichts bekannt ist, zum Coupéfenster hinaus.
- Die neue Orgel im Stephansthurm in Wien, drei Manuale, ein Pedal und vierzehn Nebenzüge mit neunzig klingenden Stimmen umfaßend, wird die größte in Oesterreich=Ungarn und eine der größten in der Welt sein. Die anerkannt größte Orgel, die in der Peterskirche in Rom, hat hundert, die nach ihr als die größte geltende bei den Benediktinern in Palermo auch nur neunzig Stimmen, die Orgel ließ schon am Mittwoch, dem Geburtstage des Kaisers Franz Josef, ihre mächtigen Klänge in voller Kraft ertönen.
- Im Jahre 1799 sank an der niederländischen Küste bei Terschelling ein mit etwa 25 Millionen Gulden baar Geld beladenes Schiff die "Lutina"; zu Anfang dieses Jahrhunderts ist es auch gelungen, einige Millionen zu heben, aber seitdem sank das Schiff immer tiefer, so daß alle weiteren Versuche aufgegeben wurden. Bewohner von Terschelling behaupten jetzt, die Lutina sei zum Theil wieder los gelegt, und es sei möglich, den Schatz zu heben. Fraglich ist nur, wie groß die Kosten sind, und wie viel Geld noch in dem Schiffsrumpf ist, denn die Fluthen können im Laufe der fast 100 Jahre sehr viel fortgespült haben.
- Eine spaßhafte Geschichte macht jetzt in einer Reihe von thüringischen und sächsischen Blättern die Runde. In einer kleinen Stadt Sachsens kam ein Bäckermeister mit seinem Gesellen in Zwist, worüber letzterer so ergrimmte, daß er die Arbeit sofort verlassen wollte. Der Meister ging aber hierauf nur unter der Bedingung ein, daß er erst einen andern stellte. Diesem Verlangen wurde denn auch entsprochen! Er brachte einen andern Gesellen und zog nun unbehindert von dannen. Wie enttäuscht war aber der gestrenge Herr Meister, als er in dem neuen Gesellen keinen Bäcker wohl aber einen Schustergesellen entdeckte! Die List war gelungen und der neue Geselle zog auch wieder ab.
- Ein naiver Schüler. Lehrer (zu einem Knaben, den er Tags zuvor in einer Menagerie getroffen): Nun, Karl, was hast Du denn gestern in der Menagerie gesehen? Karl: Löwen, Bären, Tiger, ein Kameel und Affen. Ein zweiter Schüler meldet sich: Herr Lehrer, ich war auch in der Menagerie! Lehrer zu Letzterem: Nun Fritz, was hast Du dort gesehen? Fritz (mit freudigem Gesicht): Ihnen hab' ich gesehen, Herr Lehrer!


Der Ring.
Novelle von E. Hartner.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 66 Seite 6]

Der Ring.
Novelle von E. Hartner.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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