[ => Original lesen: 1886 Nr. 63 Seite 1] Bekanntmachung.
Vom Bundesrath ist beschlossen, daß
Arbeiter und Betriebsbeamte, welche Von einem Gewerbetreibenden, dessen Gewerbebetrieb sich auf die Ausführung von Schreiner= (Tischler=), Einsetzer=, Schlosser= oder Anschläger=Arbeiten bei Bauten erstreckt, in diesem Betriebe beschäftigt werden, vom 1. Januar 1887 an versicherungspflichtig sein sollen,
und hat darnach das Reichsverficherungs=Amt bestimmt, daß die Anmeldungen solcher unfallversicherungspflichtiger Baubetriebe bis zum 1. September d. J. zu erfolgen habe.
Indem solches hiedurch gemeinkundig gemacht wird, fordern wir sämmtliche Inhaber der vorbezeichneten Betriebe im hiesigen Fürstenthum hiedurch auf, ihre Betriebe
bis zum 1. September d. Js.
bei der unterzeichneten Landvogtei anzumelden und für die Anmeldung sich des nachstehend abgedruckten Formulars zu bedienen.
Formular für die Anmeldung.
Kreis (Amt):
Gemeinde=(Guts=)Bezirk:
Anmeldung
auf Grund des §. 11 Unfallversicherungsgesetzes.
Name des Unternehmers (Firma). |
Gegenstand des Betriebes. |
Art des Betriebes. |
Zahl der durchschnittlich beschäftigten versicherungspflichtigen Personen. |
Bemerkungen. |
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|
Ort,........................, den.............................................1886. |
(Unterschrift des zur Anmeldung Verpflichteten.) |
Jeder Betrieb der vorgenannten Art ist anzumelden und versicherungspflichtig, wenn in demselben von dem Betriebsunternehmer auch nur eine Person beschäftigt wird; dabei ist es jedoch nicht erforderlich, daß die Arbeiter ausschließlich bei Bauarbeiten verwendet werden.
Unternehmer nicht angemeldeter Betriebe können durch Geldstrafe bis zu 100 M. zur Anmeldung angehalten werden.
Schönberg, den 10. August 1886.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstentums Ratzeburg.
I. V.:
H. Spieckermann.
Koeppen.
Durch reichsgesetzliche Bestimmung vom 28. Mai 1885, welche laut Verordnung vom 24. Juni cr. im vollen Umfange am 1. Juli d. J. in Kraft getreten, ist das Gesetz über die Krankenversicherung der Arbeiter vom 15. Juni 1883 auf nachstehend bezeichnete Betriebe, nämlich:
[ => Original lesen: 1886 Nr. 63 Seite 2]den Baggereibetrieb;
den gewerbsmäßigen Fuhrwerks=, Binnenschifffahrts=, Flößerei=, Prahm= und Fährbetrieb, sowie den Gewerbebetrieb des Schiffsziehens;
den gewerbsmäßigen Speditions=, Speicher= und Kellereibetrieb;
den Gewerbebetrieb der Güterpacker, Güterlader, Schaffer, Bracker, Wäger, Messer, Schauer und Stauer
ausgedehnt. Die Inhaber von Betrieben gedachter Art werden daher hiedurch aufgefordert, die von ihnen in diesen Betrieben beschäftigten Personen bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 20 M. binnen 3 Tagen zur Krankenkasse anzumelden.
Bei dieser Gelegenheit wird gleichzeitig darauf hingewiesen, daß nach §. 1 des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883 alle gegen Entgelt bei Bauten beschäftigten Arbeiter, mithin auch die Handlanger, versicherungspflichtig sind. Da solche nach Ausweis des Mitglieder=Verzeichnisses der gemeinsamen Gemeindekrankenversicherung für das Fürstenthum Ratzeburg bisher nicht zur Anmeldung gelangten, so wird den betreffenden Inhabern von Baubetrieben hierdurch aufgegeben, die nachträgliche Anmeldung bei Vermeidung der gesetzlichen Strafe nunmehr ungesäumt zu beschaffen.
Schönberg, den 10. August 1886.
Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstentums Ratzeburg.
I. V.:
H. Spieckermann.
Koeppen.
Die Festlichkeiten in Heidelberg sind vorüber, sie haben fast die ganze vorige Woche in Anspruch genommen. Die Jubiläumsfeier hat am Freitag Abend mit der Beleuchtung des Schlosses ihren offiziellen Abschluß gefunden. Eine große Menschenmenge wohnte auf dem rechten Neckarufer zwischen den beiden Brücken dem großartigen Schauspiel bei. Die großherzogliche Familie sah von einer Privatvilla aus zu und war bei ihrer An= und Abfahrt der Gegenstand der wärmsten Beglückwünschungen. Auf dem Wasser hielten die Korpsverbindungen in kleinen, mit bunten Lampen reich geschmückten Fahrzeugen und ließen die Korpsfarben zeigende Raketen steigen. Um 9 Uhr begann dann ein allgemeiner Studentenkommers in der Festhalle, der ebenfalls glänzend verlaufen ist. Ueber 6000 Personen mögen an dem Kommers Theil genommen haben. In der Mitte der Ehrentafel saß der Großherzog, rechts neben ihm Prinz Karl, die Professoren Schulze, Gneist und Franklin, links der Prorektor Bekker, gegenüber Minister Nokk mit mehreren Hofwürdenträgern. Der Kommers wurde durch den Vortrag des Jubiläumsliedes von Scheffel "Nun grüß' dich Gott, Alt=Heidelberg", komponirt von Lachner, unter des Komponisten persönlicher Leitung eröffnet. Halb zehn Uhr erhob sich der Großherzog und brachte mit laut vernehmlicher Stimme den Trinkspruch auf den Kaiser aus, der mit stürmischem Hoch aufgenommen wurde: Derselbe lautete:
Ich sage den Unternehmern dieses Festes meinen Dank für deren freundliche Einladung und dafür, daß mir der Ehrenvorsitz dabei übertragen wurde. Ich schreite zur Ausübung meiner Rechte, indem ich die werthe Verpflichtung übernehme, S. M. dem Kaiser unsre erste Huldigung darzubringen. Wir erheben uns in Ehrfurcht, Liebe und Begeisterung zum freudigen Ausdruck unsrer Gesinnungen. Wohl der Nation, die zu einem Oberhaupt aufblicken kann, das die Krone als das Symbol der Macht und Größe des Reiches so ehrwürdig und selbstlos trägt, dessen milde Hand das Scepter mit Stärke und Gerechtigkeit führt. Wohl der Nation, deren Grundrechte nicht von dem Wechsel menschlicher Anschauungen abhängig sind, sondern auf dauerhaften Grundfesten ruhen. Dankbar erkennen wir an, daß uns Deutschen ein solcher Vorzug beschieden ist. Der Besitz dieser Güter muß uns aber stets an die Geber derselben erinnern, an die Vorkämpfer für Unabhängigkeit, an die todesmuthigen Kämpfer für die Freiheit des Vaterlandes. Das Bewußtsein der Macht und des Ansehens unseres Deutschen Reiches muß uns eine stete Mahnung bleiben, für die Erhaltung dieses kostbaren Besitzes nach Kräften zu wirken. Da wende ich mich denn an Sie Alle, meine jugendlichen Akademiker, und ermahne Sie, zur Stärkung dieser großen Aufgabe mitzuwirken dadurch, daß Sie Ihre reichen Kräfte zur Förderung gediegener Kenntnisse aufbieten, die Sie befähigen, dem Kaiser und dem Vaterland mit Hingebung nutzbringend zu dienen. Setzen Sie Ihren Stolz darein, für alle Aufgaben des Lebens so gut ausgerüstet zu sein, daß Sie überall helfend einzutreten vermögen. Bewahren Sie sich dabei die ideale Auffassung, in der die Kraft liegt, das Schwere zu überwinden und in dem Streben nach den höchsten Zielen muthig auszuharren. Wohl dem Reich, dessen Söhne ihre Ehre darin finden, das Ansehen desselben durch ihre Bildung und Kenntnisse zu erhöhen; in solchem Streben werden dem Kaiser und Reich Stützen geschaffen, deren Werth zwar jetzt schon zur Geltung kommt, in später Zukunft aber noch höhere Bedeutung gewinnt. Daß unser Kaiser sich noch lange an solchem Streben erfreuen möge und dadurch die mühevolle Arbeit seines Lebens auf gute Bahnen geleitet wisse, das ist der Wunsch mit dem ich in Ihrer aller Namen rufe: Gott erhalte unsern Kaiser Wilhelm, er lebe hoch!
Eigentlich präsidirte stud. med. Klaus, der Vorsitzende des Ausschusses der Heidelberger Studentenschaft und hielt mit großer Geschicklichkeit und lobenswerthem Takt die Festordnung aufrecht. Den Trinkspruch des Großherzogs von Baden erwiderte er mit einem solchen auf den Rector magnificentissimus selbst, der einst als Student der alma mater angehört habe, seitdem aber das Empfangene tausendfach vergolten habe durch die Pflege und den Schutz, die er der geliebten Ruperta Carola zu Theil werden ließ. Hierauf brachte Prorektor Bekker ein Hoch auf das Ministerium aus, der Minister Turban auf die badischen Stände. Auf die Gäste toastirte der Studiosus de Werth, auf Fürst Bismarck Professor Quincke. Das erste offizielle Kommerslied war "Sind wir vereint zur guten Stunde". Es folgten "Mein Lebenslauf ist Lieb und Luft", "O alte Burschenherrlichkeit", "Alt Heidelberg, du feine," "Von allen den Mädchen so blink und so blank", und Scheffel's Perkeolied, lauter Lieder, die jedem alten wie jungen Studenten ins Herz gewachsen sind und von dem gewaltigen Chor mit allgemeiner Theilnahme gesungen wurden. Die Fidelitas begann nach Aufbruch des Großherzogs, des Prinzen und der Gefolgschaft kurz vor 12 Uhr. An den beiden letzten Abenden fanden auch Aufführungen im Stadttheater statt, welche den vollen Beifall des Fest=Publikums fanden.
Aus Wildbad Gastein wird gemeldet: Freitag nachmittag 3 Uhr fand in der Villa Meran ein intimes Diner statt, an welchem nächst dem Kaiser Wilhelm und der Kaiserin Elisabeth nur das Gefolge der letzteren theilnahm. Die Kaiserin empfing ihren Gast in einfacher Toilette. Nach dem Diner. unterhielten sich beide Majestäten eine Stunde allein. Staatssekretär Graf Herbert Bismark traf um 1/2 3 Uhr nachmittags ein. Um 1/2 6 Uhr kam Prinz Wilhelm von Preußen an und nahm im Hotel Straubinger Absteigequartier. Er begab sich sofort in die Zimmer seines kaiserlichen Großvaters, woselbst er eine Stunde verblieb und machte hierauf einen kurzen Besuch bei dem Fürsten Bismarck. Abends war Thee im Badeschlosse. Sonnabend vormittag fiel abermals heftiger Regen, weshalb die Morgenpromenade des Kaisers unterblieb. Zum Diner waren geladen Prinz Wilhelm, Fürst Bis=
[ => Original lesen: 1886 Nr. 63 Seite 3]marck und der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß. - Sonntag abend 7 Uhr traf Kaiser Franz Josef von Oesterreich über Hofgastein im Wildbade ein, wo dem Monarchen ein festlicher Empfang bereitet wurde. Die fürstlichen Herrschaften waren am abend noch beim Thee vereint. - Minister Graf Kalnoky folgte erst Montag früh. - Der Kaiser, der seine Kur mit dem günstigsten Erfolge fortsetzt, wird, wie jetzt endgiltig bestimmt ist, am Dienstag mittag 1/2 12 Uhr das Wildbad verlassen. Die Nacht zum Mittwoch und Mittwoch vormittag bleibt der Kaiser in Salzburg, von wo er Donnerstag Vormittag auf Schloß Babelsberg bei Potsdam eintrifft. Die Kaiserin kommt Sonnabend abend in Potsdam an und begiebt sich am nächsten Tage nach Babelsberg.
Verschiedentlich wird ganz bestimmt mitgetheilt, daß die Beziehungen Rußlands zu Deutschland und Oesterreich sich wieder sehr gut gestaltet haben, sodaß nach der Kaiserzusammenkunft von Gastein nicht die geringste Veränderung in dem bekannten Freundschaftsverhältniß eintreten würde. Jedenfalls denkt der Czar nicht daran, engere Verbindungen mit Frankreich anzuknüpfen.
Prinz Wilhelm von Preußen soll nun gar am 1. September als Gast des russischen Kaisers zur Jagd in Skierniewice erwartet werden. Polnische Blätter melden es. Nun, es wäre ja nicht das erste Mal, daß der jugendliche Prinz als Friedensengel nach Rußland gesandt wird!
Von einer allgemeinen Feier des hundertsten Todestages Friedrichs des Großen soll auf Wunsch des Kaisers selbst Abstand genommen werden Nur in der Hof=Garnisonkirche in Potsdam, an der Ruhestätte des Königs, soll durch Abhaltung eines Gottesdienstes am 17. August eine Ausnahme gemacht werden. An dieser Feier sollen Vertreter der Truppentheile, die Kadetten, die Zöglinge des Militärwaisenhauses und, soweit es geht, auch die Schulen der Stadt theilnehmen. Auch die königliche Familie, soweit sie in Potsdam versammelt sein wird, gedenkt der Gedächtnisfeier beizuwohnen.
Einen verhältnismäßig raschen Fortgang nimmt nach von überall einlaufenden Nachrichten die Bewaffnung deutscher Infanterie=Regimenter mit dem neuen Repetiergewehr. Es wird gar nicht so lange dauern, bis die durchgängige Einführung der neuen Waffe erfolgt ist. Wenn es sich bewahrheitet, daß Frankreich kürzlich 60,000 Mann mit seinem Repetiergewehr bewaffnete, so scheint es, als ob wir Deutschen auch in diesem Falle den Franzosen bedeutend "über" wären.
Ein neues Reglement für den Feld= und Vorpostendienst der deutschen Armee liegt druckreif vor und wird in nächster Zeit erscheinen.
Kaiser Wilhelm hat eine Batterie, bestehend aus sechs Vorderladergeschützen, Modell 1872. zum Geschenk für den Sultan von Sansibar bestimmt.
Das russische Heer wird in der "Post" einer längeren Betrachtung unterzogen. Der militärische Berichterstatter gelangt dabei zu folgendem Ergebnis: Die neue, demnächst durchgeführte Organisation zeigt große Kraftentwicklung, viel Ansätze zum Guten, aber noch wenig Gleichmäßigkeit und viel Sprunghaftes, das Ganze ist der volle Ausdruck des russischen Volkscharakters und der politischen Zustande im Czarenreich.
Schrecklich! Preußische Generalstabsoffiziere, welche sich in der Nähe von Moskau aufhalten, um die russische Sprache zu erlernen, hat die Nowoja Wremja entdeckt. Natürlich sind das Spione! Uns ist mehr als ein preußischer Offizier, wenn auch nicht vom Generalstab bekannt, der sich in Rußland aufgehalten hat, um seine Sprachkenntnisse zu erweitern.
Anzeigen.
Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1887/88 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 1. October cr. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 11. August 1886.
Großherzogl. Meckl. Domainen=Amt.
I. V.
H. Spieckermann.
Köppen.
Oeffentliche Versteigerung.
Sonnabend, den 14. August d. J. Vormittags 10 Uhr sollen in Lüdersdorf
12 Stück Kiepentannen
und sodann Vormittags 11 Uhr in Herrnburg noch
3 Stück Kiepentannen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Lüdersdorf, resp. vor dem Hause des Fr. Wilms in Herrnburg.
Schönberg, den 6. August 1886.
C. Staffeldt,
Gerichtsvollzieher.
Mecklenb. Friedrich=Franz=Eisenbahn.
Sonntag, den 15. August d. Js.
Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin
und zurück II und III, Wagenklasse
zum einfachen Fahrpreise für Hin= und Rückfahrt.
Abfahrt von Lübeck 8 Uhr 30 Min. Morg.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr - Min. Morg.
Abfahrt von Grevesmühlen 9 Uhr 28 Min. Morg.
Abfahrt von Bobitz 9 Uhr 49 Min. Morg.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 8 Min. Morg.
Ankunft in Schwerin 10 Uhr 30 Min. Morg.
----------------
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 32 Min. Abends.
Abfahrt von Kleinen 9 Uhr 54 Min. Abends.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 12 Min. Abends.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 29 Min. Abends.
Abfahrt von Schönberg 10 Uhr 53 Min. Abends.
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 19 Min. Abends.
Die Billets zum einfachen Fahrpreise (Doppelbillets) kann die Rückfahrt nicht allein mit dem Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern am 16. August d. J. auch mit sämmtlichen fahrplanmäßigen Zügen, mit Ausnahme des Schnellzuges (Abfahrt von Schwerin 410 Nchm.) erfolgen.
Freigepäck wird nicht gewährt.
Die Direction.
Stadt Lübeck.
Gr. Militair-Concert
mit nachfolgendem BALL am Sonnabend, den 14. August, ausgeführt von der gesammten Haubboisten=Capelle S. K. H. des Großherzogs unter Leitung des Musikdirektors Herrn F. Burald.
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Schönberg, den 12. August 1886.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 63 Seite 4]
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30 à 400 = 12 000 M.
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100 à 120 = 12 000 M.
100 à 100 = 10 000 M.
200 à 40 = 8 000 M.
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Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn Boye.
!! Nur noch 6 Vorstellungen !!
Freitag, den 13. August 1886.
Große Possen=Novität!
Kyritz-Pyritz.
In Berlin 365 Mal gegeben.
Sonntag, den 15. August, Nachmittags 4 Uhr.
Kinder=Vorstellung.
Aschenbrödel oder: Der goldene Pantoffel.
Märchen in 6 Bildern.
Abends 8 Uhr.
Don Cäsar oder: König, Graf und Citherschlägerin.
Große Ausstattungs=Operette in 3 Acten von O. Walther. Musik von R. Dillinger.
Montag, den 16. August.
Lustspiel=Novität von G. v. Moser.
Der Salontyroler.
Lustspiel in 4 Acten.
Freitag, den 20. August.
Letzte Vorstellung.
Das lachende Schönberg.
Preise der Plätze.
Im Vorverkauf Nummer. Platz 1 Mk. 50 Pf.
1. Platz 80 Pf. 2. Platz 50 Pf.
Abends an der Kasse: Numm. Platz 1 Mk. 75 Pf.
1. Platz 1 Mk., 2. Platz 75 Pf.
Schüllerbillets zum 1. Platz 50 Pf.
Kasse=Oeffnung 1/2 8 Uhr. Anfang 8 Uhr.
Den verehrlichen Abonnenten werden die Plätze am Tage einer jeden Vorstellung bis spätestens 12 Uhr Mittags reservirt.
Dutzendbillets zum Nummerirten Platz 15 Mk., zum 1. Platz 9 Mk., und zum 2. Platz à 6 Mk. sind in meiner Wohnung zu haben.
Die Direction.
Lehrlings=Gesuch.
Ein Sohn rechtlicher Eltern, welcher Lust hat Schneider zu werden, kann sofort oder Michaelis in die Lehre treten bei
E. Erfurth, Schneidermeister.
Ratzeburg.
Ein gewandtes Mädchen
sucht zu Michaelis d. J.
Frau Lehrer Schär.
Scheibenschießen
Zu dem am Donnerstag und Freitag den 2. und 3. September bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen ladet freundlichst ein
Carlow i/M. W. Kreutzfeldt.
Montag, den 16. August werden auf meinem Felde Rappsschooten verbrannt.
Kröger=Lockwisch.
Zu sogleich oder Michaelis d. J. suche
ein Mädchen
zu allen häuslichen Arbeiten.
Schönberg. Catharina Wolgast.
30 Mille sehr guten
Torf
habe vom Moor abzugeben.
Schönberg. F. C. Wolgast.
Habe noch
20 Bienenstöcke
zu verkaufen. A. Richter, Lehrer.
12 Mädchen,
im Alter von 14-17 Jahren, welche in der Operette "Nanon, die Wirthin vom goldenen Lamm" in Statistik als Tambours und Ballorchestre mitwirken sollen, können sich bis zum Dienstag, den 17. d. M. Vormittags zwischen 10-12 Uhr in meiner Wohnung in Boye's Hotel melden.
M. Knapp-Girard,
Theaterdirectorin.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 15. August.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 63 Seite 5]Beilage
zu Nr. 63 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. August 1886.
- Einen großen Verlust hat die Berliner Universität wiederum erlitten. Professor Wilhelm Scherer, der bekannte Literarhistoriker und Germanist, ist am Freitag Abend einem Schlaganfall erlegen. Er war am 26. April 1841 zu Schönborn in Nieder=Oesterreich geboren, stand also noch in jungen Jahren und hätte gewiß noch manches Gute leisten können. Seine Studien begann er im Jahr 1858 auf der Universität zu Wien und setzte dieselben 1860 in Berlin fort. 1864 ließ er sich zu Wien als Privatdozent nieder, wo er nach dem Tod Pfeiffers zum ordentlichen Professor für deutsche Sprache und Literatur ernannt wurde. 1872 wurde er in gleicher Eigenschaft nach Straßburg und 1877 als Professor der neueren deutschen Literaturgeschichte nach Berlin berufen, wo er bis zu seinem Tod gewirkt hat. Seine wissenschaftlich=schriftstellerische Thätigkeit war eine äußerst rege und fruchtbringende.
- Ein sehr berüchtigter Kurpfuscher war William Becker in Berlin. Er trieb sein Geschäft ins Große, hielt sich zwei Aerzte à 6000 M. zum Verschreiben seiner Rezepte und verschickte seinen "Fliegenden Rathgeber für Haus und Familie" mit den Schwindel-Rezepten durch die halbe Welt. Er wurde wegen Pfuscherei zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt und in Haft genommen, aber gegen Kaution von 10 000 M. auf freiem Fuß gestellt. Die 2te Instanz wartete er gar nicht ab, sondern ließ die Kaution im Stich und entfloh nach Amerika zu seinen vielen dortigen Kollegen.
- Bertha Rother in Berlin, das vielberufene Urbild zu Gräf's Märchen, wird Chansonetten=Sängerin, gleitet also rasch abwärts.
- An demselben Tage an welchem das Heidelberger Jubelfest sein Ende erreichte, ist in Altenburg nachdem die Landesausstellung bereits eröffnet war, auch der Erste Deutsche Skat=Kongreß ins Leben getreten. Die Stadt war festlich geschmückt und das Empfangslokal der Gäste zum preußischen Hof, war mit üppigem Grün bekränzt. Im großen Saale des Hotels versammelten sich bei fröhlichem Konzert gegen 500 Herren, viele mit ihren Damen; Skat=Karten, eine Fest=Zeitung, und selbst eine "Skat=Polka" wurden viel gekauft, und an zahlreichen Tischen spielte man einen festlichen, meist recht hohen Probe=Skat im ganzen hatten gegen 800 Theilnehmer sich angemeldet und waren ca. 6000 M. eingegangen. Am Sonntag morgen waren schon eine Menge Parthien im Gange, bis um 9 1/4 Uhr Herr Regierungsrath Kühn=Altenburg den Kongreß eröffnete. Er hieß die Anwesenden, über 600 Herren, im Auftrage des Oberbürgermeisters Namens der Stadt, sowie seitens des bisherigen Komites willkommen, dankte allen für ihre Opferwilligkeit und schloß mit dem Wunsche, daß das Unternehmen zur Förderung des edlen deutschen Skatspiels beitragen möge. An ungefähr zweihundert Tischen wurde das Skat=Tournier in gemüthlichster Weise "ausgedroschen." - Immerhin hat es schwer gehalten, eine einheitliche allgemeine deutsche Skatordnung aufzustellen, und wenn nach dieser Richtung hin noch kleine Differenzen obwalten, so hat man doch einstimmig beschloßen, die französische Karte beim Skatspiel völlig fallen zu lassen um den edlen Skat nur mit deutscher Karte zu spielen. Ferner sollen sämmtliche Fremdwörter ausgemerzt werden und die Feststellung der neuen deutschen Bezeichnungen für die jetzt üblichen, meist französischen Bezeichnungen am nächsten deutschen Skatkongreß, der in Leipzig oder Eisenach stattfinden soll, erfolgen. Am Turnier haben sich ungefähr 1000 Personen betheiligt und zwar haben alle Festtheilnehmer bis zur Nummer 648 im "Preußischen" Hof gespielt, während von Nummer 649 an diejenigen, welche mit französischen Karten spielten, im "Goldenen Pflug" den edlen Wettkampf bestanden, bei welchem der erste Preis mit 862 Points gewonnen wurde.
- Beim Zeughaus=Umbau in Dresden ereignete sich ein schweres Unglück. Ein Theil des Gerüstes, auf welchem mehrere Arbeiter mit dem Aufwinden von behauenen Verblendsteinen beschäftigt waren, stürzte plötzlich in sich zusammen und riß drei der Arbeiter in die gähnende Tiefe. Die Körper der Verunglückten waren von den nachstehenden Steinen und Balken total zermalmt. Wie es heißt, soll an der Winde die Kette gerissen sein und ein großer Sandsteinblock aus bedeutender Höhe zur Erde stürzend, das Gerüst durchgeschlagen haben.
- Der Dampfer "Werra" vom Bremer Lloyd hat auf der Reise von Bremen nach New=York Unglück gehabt. Er hat die Schraube verloren und den Schaft zerbrochen, wurde aber dann von dem amerikanischen Dampfer "State of Alabama" in's Schlepptau genommen und nach Boston geschleppt.
- In Caub am Rhein, da wo der alte Blücher in der Neujahrsnacht 1813/14 den Strom überschritt und die Franzosen verfolgte bis nach Paris, da soll dem alten Marschall Vorwärts ein schlichtes Denkmal errichtet werden. Die Bürger von Caub haben den Anstoß dazu gegeben und Kaiser Wilhelm, der als 17jähriger Jüngling den Uebergang mitmachte, ist auch dafür.
- Fürst Bismark hat in Gastein von den zahlreichen Neugierigen, die dorthin geströmt sind, viel zu leiden. Auf seinen Spaziergängen muß er mitunter einen förmlichen Dauerlauf unternehmen, um nur vom Publikum loszukommen.
- Wer ist der verdienteste Augenarzt? Nur der Laie darf so fragen, denn der europäische Kongreß von Augenärzten in Heidelberg hat schon entschieden. Er überreichte dem Professor v. Helmholtz in Berlin eine goldene Medaille, die extra für ihn geprägt worden war, und erklärte, von allen Lebenden innerhalb der letzten zehn Jahre habe er sich am meisten um die Förderung der Augenheilkunde verdient gemacht. Das ist sicher eine schwer wiegende Anerkennung; denn "unter Brüdern" pflegt man zwar leicht einander zu überschätzen, aber eifersüchtigen Kollegen widerfährt das nicht.
- Ein alter Studentenwitz sagt: Heidelberg = Geld herbei! Man braucht die Buchstaben nur zu versetzen, und im Versetzen sind die Studenten ja stark. Viele Eltern haben den sinnigen Scherz ohne allzugroße Freude erprobt gefunden. Bei dem 500jährigen Jubiläum hat sich das Wort auch für alle "Philister" der Stadt erprobt; denn die Zahl der Besucher betrug weit über 100 000 und sie blieben tagelang, viele eine ganze Woche lang und jeder vorsichtige Mann hatte den alten Rath befolgt: Thu' Geld in Deinen Beutel! Viele mußten Morgens und Abends zwischen Heidelberg, Mannheim, Carlsruhe und Darmstadt hin und her fahren; denn in Heidelberg war nichts, wohin sie ihr müdes Haupt legen konnten.
- Ein interessanter Rechtsfall wird voraussichtlich in nächster Zeit, falls nicht noch eine Einigung der Parteien erfolgt, das Reichsgericht beschäftigen. Der Kaufmann H. in Sorau hatte dem Schuhmacher B. daselbst ein paar Stiefeln zum Besohlen übergeben und auch gefertigt zurückerhalten. Als er aber die neubesohlten Stiefeln das erste Mal anzog, verletzte er sich durch einen hervorstehenden Stift derart an der Fußsohle, daß er alsbald ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen mußte. Ungeachtet der Hülfe des Arztes verschlimmerte sich das Uebel immer mehr und machte schließlich eine Amputation des Fußes nöthig. Der Verletzte klagte nun gegen den Schuhmacher beim Landgericht Guben auf Entschädigung und Kur=, resp. Operations=Kosten=Ersatz. Das Landgericht erkannte denn auch die Entschädigungsansprüche des H. in vollem Umfang als berechtigt an und verurtheilte demgemäß den Schuhmacher zur Zahlung einer lebenslänglichen Rente in Höhe von 800 M. pro Jahr, sämmtlicher Kur=Kosten, sowie sämmtliche Kosten des Rechtsstreites. In der Begründung des
[ => Original lesen: 1886 Nr. 63 Seite 5]Rechtsstreites wurde besonders hervorgehoben, daß es eine sträfliche Nachlässigkeit des Schuhmachers sei, daß er sich vor Ablieferung der ausgebesserten Stiefeln nicht vergewissert habe, ob die hervorstehenden Spitzen der Sohlenstifte auch richtig beseitigt seien. Der Einwand des Beklagten, daß die meisten Schuhmacher die Gewohnheit hätten, die Stifte "zu lassen, wie sie sind", d. h. also, die hervorstehenden Spitzen nicht gehörig zu beseitigen, sei ein so ungebührlicher, daß er die gehörige Zurückweisung verdiene, am allerwenigsten könne er die Straffälligkeit einer "Gewohnheit" aufheben, welche, wie im vorliegenden Fall erwiesen werde, geeignet sei, die menschliche Gesundheit zu gefährden. Die Herren Schuhmacher, welche ihre Kunden in gleicher Weise bedienen, mögen diesen Fall beherzigen!
Erster Bettler: Na, wie geht das Geschäft? - Zweiter Bettler: Ach, schlecht. Die Konkurrenz ist zu groß. Jeder, der nicht arbeiten will, und gern gut leben möchte, wird jetzt Bettler.
- Die schwere Charade. A.: "Mein Erstes läuft, mein Zweites läuft und mein Ganzes läuft. Was ist das?" B.: "Nun?" - A.: "Das ist die Katzbach!" - A.: "Ah, sehr gut! Nun will ich Ihnen auch mal was aufgeben: Mein erstes läuft, mein Zweites läuft und mein Drittes läuft nicht." A.: "Das kann ich allerdings nicht erraten." B.: "Das sind meine drei Kinder."
- Noble Geschäftsführung. Bettler: "Ach bitte, werther Herr, Schenken Sie mir doch eine Kleinigkeit!" - Herr: "Daraus wird nichts! Sie waren ja erst vor etwa 8 Tagen hier im Hause!" - Bettler: Donnerwetter, da muß mein Buchhalter ganz sicher die Listen schlecht geführt haben!" - Aus der Brauerei. "Sie haben mich rufen lassen, Herr Braumeister?" - "Ah. guten Morgen, lieber Herr Buchhalter. Ich habe gestern hundert Mark verspielt; damit ich nun dieser Geschichte halber mit meiner Frau nicht erst lange streiten muß, so schmuggeln Sie den Betrag gütigst in das Pech=Conto."
Der Ring.
Novelle von E. Hartner.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
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