No. 50
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Juni
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 50 Seite 1]

Major Prinz Heinrich XVIII., Reuß, Flügeladjutant des Kaisers, wird am 1. November aus dem persönlichen Dienst bei dem Monarchen austreten und gleich darauf seine Vermählung mit der Herzogin Charlotte von Mecklenburg=Schwerin feiern. Der Prinz wird alsdann das Kommando des 1. großherzoglich mecklenburgischen Dragoner=Regiments in Ludwigslust übernehmen.
Prinz Friedrich August von Sachsen, der angeblich in Pest weilt, soll, wie soeben aus Wien gemeldet wird, sich in den nächsten Tagen mit der Prinzessin Maria Dorothea, der Tochter des Erzherzogs Joseph, verloben. - Prinz Friedrich August, 21 Jahre alt, ist als ältester Sohn des Prinzen Georg von Sachsen voraussichtlicher Erbe des sächsischen Königsthrones; Prinzessin Maria Dorothea hat soeben ihr 19. Lebensjahr vollendet.
Das sogenannte Heiratsgut der Offiziere wird, wie der Kriegsminister bereits angekündigt hatte, laut einer Veröffentlichung im Armee=Verordnungsblatt, für die Lieutenants auf 2500 M., für die Hauptleute zweiter Klasse auf 1500 M. jährlich erhöht werden.
Wie das bayrische Herrenhaus, hat auch das Abgeordnetenhaus dem Antrage auf Genehmigung der Regentschaft einstimmig Folge gegeben.
Schloß Berg steht nun ganz leer, auch die Möbel sind in das Schloß nach München geschafft; die Stelle, an welcher die Katastrophe stattfand, ist noch mit einfachen Holzpflöcken bezeichnet. Dem Vernehmen nach soll dort eine Kapelle errichtet werden.
Die Schulden König Ludwig's sollen, wie nunmehr angenommen wird, aus der Civilliste König Otto's bezahlt werden, von der man jährlich eine Million zu sparen hofft.
Der 10. Deutsche Fleischer=Kongreß wird in den Tagen vom 11. bis 12. August in Krefeld stattfinden. Mit diesem Kongreß ist auch eine Ausstellung von Maschinen, Geräthen und Werkzeugen für die Fleischerei, Fleisch= und Wurstwaarenbereitung verbunden.
In Hannover striken seit Montag die Maurergesellen. Viele derselben haben sich nach Hamburg begeben, wo sie bei den Hafenbauten sicher Arbeit zu bekommen hoffen.
Eine wichtige Entdeckung soll im Kongostaat gemacht worden sein. Die Flüsse Sankuru und Kassai sollen sehr weit stromaufwärts leicht und ununterbrochen schiffbar befunden worden sein, so daß die Ostregion des Kongostaates, die reichste an Mineralien, zu Wasser erreichbar wäre, ohne den ungeheuren Umweg nordwärts durch den Kongostrom und dessen Fälle.
Die Prinzen sind fort aus Frankreich. Nachdem auch der Senat das Ausweisungsgesetz angenommen hat, haben sich die davon betroffenen "Prätendenten" eiligst aus dem Staube gemacht. Prinz Jerome Napoleon ist nach Genf gereist, ihm sagten auf dem Bahnhof nur einige wenige gute Freunde Lebewohl. Höher her gings beim Abschied seines Sohnes Viktor, der nach Brüssel gegangen ist. In einer Gesellschaft vor der Abreise hielt der Prinz eine Ansprache, in welcher er sagte, man möge von seiner Seite keine eitlen Proteste gegen die Ausweisung erwarten. Das französische Volk habe schon öfter den Verbannten die Thore wieder geöffnet. Er bleibe der Repräsentant des Kaiserreiches, wie es die Napoleons geschaffen hätten, er wünsche eine starke Autorität, Gleichheit aller Bürger und Achtung aller Religionsbekenntnisse. "Seien Sie überzeugt, daß, welche Pflichten mir auch auferlegt seien würden, ich nie aus den Augen verlieren werde, was ich der Demokratie und meinem Namen schuldig bin. Auf Wiedersehen meine Herren!" Auswendig gelernt hatte der Prinz seine Rede ganz gut! Bei seiner Abreise auf dem Bahnhof wurde "Es lebe der Kaiser" von den Begleitern des Prinzen gerufen, während die Republikaner die Republik leben ließen und pfiffen. Mehrere Personen wurden verhaftet. Der Graf von Paris und sein ältester Sohn, der Herzog von Orleans, sind am Donnerstag von Treport unter großen Demonstrationen der Monarchisten nach Tunbridgenetts zwischen London und Dover in England gereist. - Minister Freycinet gab seinerseits zur Feier des Tages eine Soiree, zu welcher auch die Vertreter der fremden Mächte zahlreich erschienen waren. Fort sind also die Prinzen aus Frankreich; wer garantirt aber dafür, daß sie nicht wiederkommen? Alles schon dagewesen in Frankreich. Der französische Botschafter in Wien Graf Foucher ist mit den Ausweisungen unzufrieden und hat deshalb seine Entlassung gegeben. Sein Nachfolger soll angeblich der Gambettist Spuller, früher Redakteur der "Republik francaise", werden.
Eine internationale Ausstellung von Gegenständen, die sich auf den Eisenbahn=Oberbau beziehen, ist in Paris geplant. Auch Deutschland ist zur Beschickung der Ausstellung aufgefordert worden.
Herr Gladstone hat, nachdem er noch am Dienstag Nachmittag eine Rede in Glasgow gehalten hatte, die Rückreise nach London angetreten. Von großen Menschenmassen ist er auf allen Bahnhöfen in Schottland mit Begeisterung begrüßt worden.
Aus Spanien berichten klerikale Blätter, der Papst bemühe sich eifrig, die beiden bourbonischen Linien, also Herrn Don Carlos mit den Nachkommen König Alfonso's auszusöhnen. Die Bedingungen seien, daß Don Carlos auf seine Ansprüche auf den spanischen Thron verzichte und dafür die Rechte eines Infanten von Spanien und eine Apanage sowie die Erlaubniß, nach Spanien zurückzukehren, erhalten solle. Die liberalen und republikanischen Blätter sind in Spanien sämmtlich gegen die Aussöhnung.
Die der Königin Maria Christine von Spanien vom Papst gesendete goldene Rose ruht in einer massiv vergoldeten silbernen Vase, die auf der einen Seite das Bild der heiligen Christine zeigt, während auf der andern die lateinische Widmung zu lesen ist, die übersetzt lautet: "Maria Christine, der Mutter Alfons XIII., Königs von Spanien, widmet die goldene Rose Papst Leo XIII. im Jahre 1886. Zwei gleichfalls vergoldete Engel bilden die Henkel

[ => Original lesen: 1886 Nr. 50 Seite 2]

der Vase. Die Rose, welche einer alten Sitte gemäß vom Papste Königinnen gewidmet wird, besteht aus einem längeren Zweige, auf dem neun Rosen und vierzehn Knospen mit etwa hundert Blättern sitzen. Die oberste Rose ist zum Oeffnen und nach einem alten Gebrauch mit Balsam gefüllt.


- Schönberg. Die Schüler der oberen Klassen der hiesigen Realschule machten am Freitag und Sonnabend voriger Woche ihre diesjährige Turnreise nach Doberan, Heiligen Damm, Rostock und Warnemünde. Es nahmen 50 Schüler daran Theil, die unter Führung einiger Lehrer am Freitag Morgen 5 Uhr mit der Eisenbahn über Wismar nach Doberan abfuhren und dort um 8 Uhr eintrafen. Nach eingenommener Erfrischung auf dem Jungfernberge bei Doberan, der eine prachtvolle Aussicht bot, begann um 10 Uhr die Fußtour durch den herrlichen Buchenwald nach dem Heiligen Damm. Hier imponirte den Kindern namentlich der mächtige Granitblock, der 1843 seinen jetzigen Platz einnahm und mit der Inschrift "Friedrich Franz, dem Begründer des ersten Seebades in Deutschland" versehen ist. Um 1 Uhr wurde der Rückmarsch nach Doberan angetreten, wo die sehenswerthe Kirche des früheren Cisterzienser=Klosters in Begleitung des Küsters besichtigt wurde. Diese Kirche besitzt vorzügliche Holzschnitzereien, viele Reliquien und mehrere Grabstätten Mecklenburgischer Fürsten und alter Adelsgeschlechter, auch ruht dort vor dem Altar in einem steinernen polirten Sarkophag der Großherzog Friedrich Franz I. Neben der Kirche steht die neu restaurirte sogen, heil. Blutskapelle. Von der Kirche gingen die Schüler durch die Stadt zu kurzer Rast nach dem Buchenberge, und dann Nachmittags 4 Uhr über Althof nach Parkentin, von wo aus die Eisenbahn bis Rostock benutzt wurde. Abends 10 Uhr bezogen die Schüler ihr einfaches Strohlager im Gasthof zur "Sonne". Am Sonnabend Morgen waren Alle frohen Muthes, obgleich die Nacht ihnen nur wenig Schlaf geboten hatte. Um 7 Uhr erfolgte der Abmarsch nach Warnemünde, der Weg dorthin auf der schattenlosen Chaussee war etwas beschwerlich und war die längere Erholung in Warnemünde in einer im Gehölz belegenen Restauration eine wohlverdiente und die darauf folgende Rast auf der weit in die See hineingebauten Steinmoole eine sehr erquickende. Das Dampfboot "Delphin" führte die Schüler Nachmittags 1 Uhr nach Rostock zurück, wo in der "Sonne" ihr Mittagstisch gedeckt war. Der Nachmittag wurde der Stadt Rostock gewidmet, wo der sogen. Pfingstmarkt den Kindern manches Interessante bot. Abends 8 Uhr trat die ganze Schaar mittelst der Eisenbahn über Bützow die Rückfahrt an und wurde Nachts 12 Uhr wieder von den auf dem Bahnhofe ihrer harrenden Angehörigen empfangen.
- Im zweiten Hofe des Königl. Schlosses zu Berlin wird jetzt ein neuer Fahrstuhl für den Kaiser gebaut, der bequemer gelegen ist, als der ältere. Zur Ergänzung der hydraulischen Kraft mauert man oben auf dem Dache ein großes Bassin.
- Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich in einem Vergnügungsgarten auf Steinwärder bei Hamburg. Dort wurde nämlich ein 2 1/2jähriges Mädchen, welches in Begleitung seiner Tante daselbst anwesend war, von einer im starken Schwunge befindlichen Schaukel mit solcher Wucht an den Kopf getroffen, daß es auf der Stelle todt war.
- Letzten Freitag wurde in Nürtingen in Würtemberg eine Nichte Schillers, nämlich die 82 Jahre alte Wittwe des Pfarrers Elwert, welcher seit 14 Jahren daselbst wohnt, begraben. Ihre Mutter die zweite Schwester Schillers, war die Gattin des Pfarrers Frankh in Cleversulzbach (nachmals Stadtpfarrer in Möckmühl), in dessen Hause Schillers Mutter starb.
- Was jetzt nicht alles gefeiert wird! In Swinemünde versammelte neulich abends eine Dame eine Zahl guter Freundinnen, getreuer Nachbaren und dergleichen um sich, mit ihnen im traulichen Kreise bei Kaffee und Kuchen den fünfundzwanzigsten Jahrestag des Todes ihres Gemahls festlich zu begehen. Also wieder eine neue Art von Jubiläum! zugleich ein Beweis, daß die Liebe auch das Grab überdauert.
- Das erste Denkmal für König Ludwig II. soll im Stadtpark in Nürnberg aufgestellt werden. Es hat sich bereits ein Komite in Nürnberg gebildet, das den Plan zur Ausführung zu bringen gedenkt.
- In den Kohlengruben von Ronchamp bei Belfort ist am 24. d. durch schlagende Wetter ein großes Unglück angerichtet worden. Bis jetzt sind 25 Leichen gefunden worden.
- Die Straßb. Post bringt als neue Warnung, nicht nach Frankreich zu reisen, folgende Nachricht: Vier deutsche Musiker, welche im Bad Pombières in der dortigen Badekapelle mitwirkten, wurden von der Bevölkerung mit Steinen bombardiert. Der Direktor konnte sie nicht mehr schützen und mußte sie entlassen.
- Gelegentlich der Leichenfeierlichkeiten für König Ludwig wurden einem Bauern von einem Taschendiebe 600 M. gestohlen.
- Ein Kaufmann in Bayreuth, welcher unehrerbietige Aeußerungen über den todten König gemacht, wurde wegen Majestätsbeleidigung zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt.
- Wie viel Schuhwerk verbraucht Berlin täglich? Dieses Stück sozialer Frage findet in der "Post" folgende Lösung: Nimmt man an, daß von den 1 300 000 Einwohnern nur eine Million Stiefel oder Schuhe tragen, nimmt man ferner den Durchschnittspreis, da Schuhe billiger sind als Stiefel und auch Kinderschuhwerk in Betracht kommt, mit 6 M. für das Paar an, und rechnet man die Benutzungszeit auf ein volles halbes Jahr für dasselbe, so braucht Berlin täglich für 33 333 M. Schuhwerk.
- Wo Bartel den Most holt, das ist bekanntlich eine in Deutschland nicht leicht zu beantwortende Frage. In Amerika hat man die Lösung sich leicht gemacht; seitdem der Polizeiagent Bartel den Anarchisten Most unter dem Bett hervorgeholt hat, wird man dort die Antwort zur Hand haben: "unter dem Bett hat er ihn geholt!"
- Ein Bäuerlein hatte ein Schwein an einen Schlächter verkauft. Dieser behauptete, daß das Schwein bereits vor dem Verkauf und der Uebergabe finnig gewesen sei und beantragte klagend die Rückzahlung des Kaufpreises gegen Rückgabe des Schweines. Der Bauer bestritt, daß das krank befundene Schwein und das verkaufte dasselbe sei und verlangte die Abweisung des Klägers. Nach stattgehabter Beweisaufnahme wurde der Bauer verurtheilt. Unzufrieden beschritt er die zweite Instanz. Der zweite Richter wies die Berufung aber zurück. In den Gründen findet sich wörtlich folgender Satz: "Es ist die Identität des Schweins mit dem ersten Richter als erwiesen anzunehmen."
- Die Blasen an den Füßen, welche zuweilen durch enges Schuhwerk, sowie durch anhaltendes Marschieren entstehen, kann man schnell heilen, wenn man Glycerin anwendet, welches man mit Arnicka= oder Hamamelistinktur (etwa 1 Theil auf 3 Theile Glycerin) vermischt hat. Auch Einreibungen mit Kampfersalbe oder Kampferöl sollen sich bei diesem Leiden recht gut bewähren.
- Theerflecken in Kleidungsstücken kann man durch Abreiben mit Schweinefett und darauffolgendes Einseifen zu entfernen suchen. Nach einiger Zeit wird abwechselnd mit Terpentinöl und Wasser ausgewaschen.
- Um angeschnittenen Schincken oder Wurst vor dem Verschimmeln zu bewahren, kann man das Fleisch mit Cognac oder Kornspiritus bestreichen.
- Eßt Salat. Hans Hubert ein alter Praktikus, sagt: Eßt tüchtig Salat! Eßt Gemüse! Eßt Rettig u. s. w., alle die ihr nicht nach Marienbad, Kissigen, Ems u. s. w. fahren, keine Badekur machen könnt! Junges Gemüse, besonders Salat, Kopf und Feldsalat, sind nicht nur sehr nahrhaft, geben Fleischansatz und Kraft, sondern sie reinigen das Blut. Die Landwirte wissen dies längst; sie sehen, wie bei Grünfütterung des Viehs dieses sich reinigt, darnach aber schön glatt und rund wird und auf das Beste gedeiht. Wie dort im Thierkörper so bei uns in unserem Körper. Und ihr Hausfrauen, welche ihr das erfrischende Grün, den saftigen Salat zurechtmacht und auftischt, erhaltet in ihm die stärkenden Kräfte und Säfte! Zerrupft ihr

[ => Original lesen: 1886 Nr. 50 Seite 3]

die Salattöpfe, schneidet ihr die Blätter vom Kopfe ab, werft ihr dann die Blätter und Herzstückchen in den Eimer, in die Schüssel zum Waschen und Reinigen, so ist das Beste des Salats dahin und schwimmt im Wasser und kommt auf den Dung statt in den Leib. Die Salatköpfe müssen ganz ungerupft, gewaschen und kurz vor dem Essen zerlegt und angebracht werden, damit alle Säfte in der Eßschüssel bleiben. Und dann für den Mann nicht fünf bis sechs Blättchen, sondern zwei Köpfe auf den Tag, mittags und abends, und ihr sollt einmal sehen, wie rosig und blühend die Wangen werden! Versuchts nur einmal! Laßt euch abends eine Schüssel Salat und dazu Spiegeleier machen, ihr werdet sehen, wie gut es euch bekommt. Aber 6-8 Wochen lang. Ein Bad nützt nichts, mehrere aber hinter einander schaffen's. Im Fleischsaft giebt v. Liebig 2,96 Prozent lösliches Albumin an; der Feldsalat hat 2,09 Prozent Stickstoff, Kopfsalat 1,41 Prozent - Stubenhocker, Kinder, Kaufleute, Isegrimme u. s. w. - eßt Salat!
- Koniferengeist. Zur Erzeugung einer angenehm riechenden Luft in den Wohnzimmern und Krankenstuben wendet man jetzt vielfach Koniferen an, welche eine gewisse Aehnlichkeit mit Ozogen hat und welcher mittelst eines Refraichisseurs zerstäubt wird. Diese wohlriechende Flüssigkeit, durch welche eine künstliche Waldluft in den Zimmern erzeugt wird, kann man sich leicht selbst bereiten. Zu 100 Gramm Spiritus schüttet man 5 Gramm Kiefernnadelöl, 1 Gramm Wachholderbeeröl, 2 Gramm Zitronenöl, 5 Tropfen Latschenkiefernöl und 5 Tropfen Essigäther. Fügt man noch ein Stückchen Vanille und eine zerschnittene Tonkabohne hinzu, so gesellt sich zu dem angenehmen Fichtendufte der Wohlgeruch des Waldmeisters hinzu.


Die neuen Telegraphentarife.

In Folge der Beschlüsse der Berliner Internationalen Telegraphen=Konferenz treten vom 1. Juli d. J. ab folgende Aenderungen des Gebührentarifs für den Telegraphen=Verkehr in Kraft.
Die Telegramm=Gebühr wird lediglich für das Wort erhoben; die bisher neben der Wortgebühr in Form einer Grundtaxe erhobene Zuschlags=Gebühr kommt in Wegfall. Die Wortgebühr beträgt im Verkehr innerhalb des deutschen Reichs mit Luxemburg 6 Pfennige, für den Verkehr nach Belgien, Dänemark, Niederland,
         Oesterreich=Ungarn, Schweiz 10 Pf.
nach Frankreich und Helgoland 15 Pf.
nach Schweden und Norwegen, Italien, Rumänien, Serbien, Bosnien, Herzegowina und Montenegro 20 Pf.
nach dem europäischen und kaukasischen Rußland, Spanien Portugal und Bulgarien 25 Pf.
nach Griechenland (Festland) mit Einschluß der Insel Poros 40 Pf.
nach den übrigen griechischen Inseln und nach der Türkei 45 Pf.
Für den Verkehr mit Großbritannien und Irland bleibt die Grundtaxe (40 Pf. neben der Wortgebühr von 20 Pf.) vorübergehend noch in Anwendung; der Zeitpunkt ihres Fortfalls wird besonders bekannt gemacht werden.
Als Mindestbetrag für ein Telegramm werden 60 Pf. erhoben. Ein bei Berechnung der Gebühren sich ergebender, durch 5 nicht theilbarer Pfennigbetrag wird aufwärts abgerundet.
Ueber die im außereuropäischen Telegraphenverkehr vom 1. Juli ab eintretenden Ermäßigungen der Gebührensätze ertheilen die Reichs=Telegraphenanstalten Auskunft.


Anzeigen.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 50 Seite 0]

Mittwoch, den 13. October 1886,
Vormittags 10 Uhr

und werden dazu Kaufliebhaber geladen.
Die Bedingungen können in der Dassower=Gerichtsschreiberei eingesehen werden. Das Grundstück wird von der Wittwe Rieck nachgewiesen.
Grevesmühlen, den 24. Juni 1886.

Großherzogliches Amtsgericht.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Sonnabend, den 3. Juli cr. Vormittags 9 Uhr soll in Neschow

1 Pferd

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Kaufliebhaber wollen sich im Kruge zu Neschow einfinden.
Schönberg, den 28. Juni 1886.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.      


Der hiesige Sommer=Viehmarkt findet am 1. Juli d. J. statt.
Ratzeburg, den 25. Juni 1886.

Der Magistrat.
I. V.
J. Seeler.


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom
24. Juni bis 1. Juli d. Js.
an den Werktagen
von 8 Uhr bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 27. Juni d. Js.
von 6 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 16. Juni 1886.
                                                    Das Directorium.


Stadt Lübeck.

Sonntag, den 4. d. Mts. und an den beiden Königschußtagen große Gesangvorträge von der rühmlichst bekannten, im letzten Markte hier gastirenden

Raheschen Concert-Sänger-Gesellschaft

unter Direction der Frau Jeanette von Loni Grandjean.

Sonntag im Saal.             Entree à Person 30 Pfennig (Mecklenburg).
-------------------
Am 1. Königschußtage: GROSSE TANZMUSIK.
Am 2. Königschußtage: GROSSER BALL.
Entree für Herren 75 Pfennig (Mecklenburg)., Damen frei.
Anfang 4 Uhr Nachmittags.
-------------------
Während der Festtage: Kalte und warme Küche à la Carte.
                                                    Hochachtend
                                                    J. H. Freitag.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 50 Seite 4]

    Zu unserem am Montag, den 5. und Dienstag, den 6. Juli d. Js. stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst wie ergebenst ein.

Tombola=Loose à 30 Pf.

sind bei uns zu haben.
    Schönberg.

Der Vorstand der Schützenzunft.
Conr. Schultze.       F. Baer.       Joh. Greiff.

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Programm.

    Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. Abends Zapfenstreich.
    Montag, den 5. Juli, Morgens 5 Uhr: Reveille durch die Stadt; um 1/2 7 Uhr Antreten der Schützen auf dem Markte. Ausmarsch. Nach Ankunft im Schützenhause Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. Frühstück bei Tafelmusik. Von 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch Harmonie=Musik im Schützenhause.
    Dienstag, den 6. Juli, Ausmarsch, Schießen, Harmonie wie am Montag, Nachmittags 4 Uhr

Ziehung der Tombola.

Abends Festball für Stadt= und Landbewohner im Schützenhause gegen Entree für Herrn M. 1,50 Damen M. 0,50.
    Mittwoch, den 7. Juli, Abends von 1/2 8 Uhr an im Schützenhause freier Schützenball, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.


75 Pf.
pro
Quartal
     

Neue Mecklenburgische
Gerichts=Zeitung

erscheint regelmäßig Sonntags mit zwei Gratisbeilagen: "Die Woche" und "Humoristisches Wochenblatt". Abonnement: 75 Pfg. pro Quartal bei Postanstalten, Briefträgern oder den Expeditionen der Gerichtszeitung. Probenummern gratis.
        Inserate die Zeile 10 Pfg.


Generalversammlung
der Maurer=, Zimmerer= und Maschinenbauer=Krankenkasse

am Sonntag den 4. Juli im Krügerschen Locale, Nachmittags 1 Uhr.
NB. Im Interesse eines jeden Mitgliedes wird gehofft, daß alle sich pünktlich daran betheiligen.

Der Vorstand.       


Mittwoch, den 30. Juni,
Abends 8 Uhr in Spehr's Hotel:

Versammlung der nicht uniformirten, am Königschuß sich betheiligenden Bürger und Einwohner der Stadt Schönberg zwecks Berathung über den Ausmarsch.
Um rege Betheiligung wird gebeten.


Ia. Münzstahl-Sensen
unter Garantie für jedes Stück empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen,
                                                    Schönberg i. M.


Bei 10% Prov. u. 500 M. Gehalt
s. solide Leute z. Verk. v. Caffee a. Private                          
                                                    Emil Schmidt & Co. in Hamburg.


Zu Hof=Selmsdorf werden noch zu Michaelis
zwei Tagelöhner in Wohnung
gesucht.                                                    Breuel.


Empfehle

Sensen aus feinstem Gußstahl, krumme und gerade Sensenbäume, kleine und große amerik. Forken mit und ohne Stiel, Sensenringe, sowie Heuharken in großer Auswahl zu billigen Preisen

C. Schwedt.       


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Mecklenburg:

5,13,     10,13 Vorm.,     12,54,     7,54 Nachm.

Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:

9,48 Vorm.,     2,57,     5,35 Nachm.,     12,03 Nachts.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 50 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 50 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. Juni 1886.


- Der Papst hat nunmehr einem in Rom weilenden spanischen Bischof die goldene Tugendrose für die Königin Christine übergeben und 10,000 Francs für die Opfer der Cholera in Venedig gespendet.
- Eine weitere Goldladung im Betrag von 500 000 Dollars soll demnächst von Amerika nach Hamburg befördert werden. Zur Verschiffung sind in New=York die Vorbereitungen bereits getroffen.
- Was ein kleines Gut in der Umgegend von Berlin werth ist, oder richtiger mit der Zeit werth sein wird, kann sich Jeder ausrechnen, wenn er erfährt, daß sieben Kossäthen, denen die Schöneberger Wiesen gehören, über welche noch vor Kurzem der Schwarze Graben "keine" Wohlgerüche verbreitete, und auf deren zugigen Eisflächen man sich im Winter beim Schlittschuhlaufen mit tödlicher Sicherheit den Schnupfen holte, pro Quadratruthe 700 Mark geboten worden sind. Da nun jedem dieser Glücklichen in dieser Gegend gegen drei Morgen Land gehören, so kommen in runder Summe auf jeden 40 000 M. für einen kleinen Theil seines Besitzes. Zwar ist der Baugrund daselbst ein nicht besonders gesunder; trotzdem rücken die Häuserreihen Berlins, wie die aller großen Städte, gleich einer tapferen Armee, die sich auch durch Sümpfe und Gräben nicht aufhalten läßt, nach Westen vor.
- Emmy Winter, die Tochter eines kleinen Beamten in London, welche von einer geringen Pension ihren Lebensunterhalt bestreiten mußte, fristete in London mit ihren vier erwachsenen Töchtern ein sehr kümmerliches Dasein. Die Mädchen, die sämmtlich sehr hübsch sind, beschäftigten sich mit Handarbeiten. In einem Wäschegeschäfte, woselbst sie Hemdkragen anfertigten, lernte Lizzie Winter, die älteste der Töchter einen Türken kennen. Der Mann kundschaftet die Wohnung des Mädchens aus und die Nettigkeit sowie das Wesen der Familie entzückten ihn so sehr, daß er um die Hände ihrer vier Töchter anhielt, die er sämtlich zu heiraten wünschte. Auch die Mutter sollte mit in sein Haus kommen. Diese sagte freudig zu, die Obervormundschaft scheint aber einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen, denn sie weigert die Zustimmung.


Der Wilderer.
Von Fritz Brentano.
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 50 Seite 6]

Der Wilderer.
Von Fritz Brentano.
[Fortsetzung.]


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