No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Juni
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 48 Seite 1]

Die nächste Sitzung des Reichstags wird jedenfalls auf den 1. Juli anberaumt werden, da am 30. Juni in Stettin der Stapellauf des ersten großen Subventionsdampfers für die Linie Bremen=Ostasien stattfindet, wozu Bundesrath und Reichstag insgesammt eingeladen werden sollen. Der schon auf der Vulkanwerft zu Stettin fertiggestellte Dampfer "Stettin" ist nur für eine Zweiglinie, nämlich von Ostasien nach Australien bestimmt. Auf die Tages=Ordnung der nächsten Plenarsitzung dürfte, wie die "Kreuz=Ztg." meint, nicht die Branntweinsteuer kommen, sondern einige kleinere Vorlagen. Außerdem ist dem Reichstage der Entwurf betreffend die Errichtung einer orientalischen Akademie zugegangen.
Dem Bundesrathe ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Fürsorge für Wittwen und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres, zugegangen.
In Wien heißt es, Fürst Bismarck werde im August nach Gastein kommen. Der Kaiser geht bekanntlich schon im Juli dahin.
Die augenblickliche Anwesenheit des Reichskanzlers in Berlin soll, wie man hört, nur wenige Tage dauern, jedenfalls sich nicht bis zum Wiederbeginn der Reichstagssitzungen erstrecken. Er wird sich demnächst zum Kurgebrauch nach Kissingen begeben.
In der Mittwochs=Sitzung der Vorstände beider Fractionen des bayrischen Abgeordnetenhauses ist beschlossen worden, die Regentschaftsvorlage an eine Achtundzwanziger=Kommission zu verweisen. Gleichzeitig wurde über die Personen der Ausschußmitglieder eine Einigung erzielt. Der Bericht soll in öffentlicher Sitzung erstattet werden.
Von verschiedenen "Gegenverschwörungen" weiß man in Oberbayern zu erzählen, die zu Gunsten Ludwig's 2. geplant worden seien. Man habe die Absicht gehabt, den König nach Tirol zu retten. Eine Stunde vor Beginn der Operation sei das Unglück geschehen. Diesen Plänen soll Herzog Ludwig, der nahe befreundet war mit dem König, nahe gestanden haben, ebenso Graf Dürckheim.
Die Eidesleistung der bayrischen Truppen ist aus Anlaß des Regierungswechsels durch folgende Formel geschehen: Ihr sollt schwören zu Gott dem Allmächtigen einen körperlichen Eid, daß ihr dem Allerdurchlauchtigsten, Großmächtigsten König und Herrn Otto I., unserem Allergnädigsten Kriegsherrn, treu dienen, Allerhöchstdesselben Wohl nach Kräften fördern, Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Luitpold von Bayern als Regenten, alsdann allen Vorgesetzten den gebührenden Respekt und Gehorsam leisten, deren Befehle ohne Widerrede und unverdrossen vollziehen, im Krieg wie im Frieden, zu Wasser und zu Land, bei Tag und bei Nacht, auf Märschen und Wachen, bei Belagerungen, in Stürmen und Schlachten, überhaupt bei allen Gelegenheiten als tapfere und treue Soldaten euch erweisen, eure Fahne niemals treulos und meineidig verlassen, vielmehr sie stets muthig verteidigen und euch nach Vorschrift der Kriegsgesetze jederzeit so benehmen wollet, wie es ehrliebenden Soldaten geziemet. Auch schwört ihr, im Krieg den Befehlen Sr. Maj. des deutschen Kaisers als Bundesfeldherrn unbedingt Folge zu leisten.
Vorstehende Formel wurde von den betreffenden Stabsauditoren den in Parade aufgestellten Truppentheilen vorgelesen, worauf dieselben diese Formel durch nachstehenden Eidschwur bekräftigten: "Ich schwöre zu Gott dem Allmächtigen, daß ich alles Dasjenige, was mir soeben vorgehalten wurde und ich wohl verstanden habe, genau befolgen will, so wahr mir Gott helfe und sein heiliges Wort."
Von einem Testament des verstorbenen Königs von Bayern weiß man nichts. Königin Isabella von Spanien besichtigt in nächster Woche Schloß Herren=Chiemsee behufs Ankaufs!
Die orleanistischen Blätter in Paris betiteln den Grafen von Paris, den Sie bisher den Chef der Familie Orleans nannten, von heute an "König". Derselbe macht eine Reise nach London und wird dann die Schweiz und Portugal besuchen. Die Blätter machen darauf aufmerksam, daß der Herzog von Charters 650 000 Franks, der Graf von Paris 3 000 000 Franks und der Herzog von Aumale 12 250 000 Franks auf ihre Liegenschaften aufgenommen haben, so daß die Familie Orleans 15 900 000 Franks im Auslande verzehren wird.
Mit dem 1. August d. J. sollen in England neue Postmarken ausgegeben werden, welche den amtlichen Namen Labels (Zettel) tragen und alle von gleicher Größe sind. Betreffs der Farben sollen sie sich den festländischen anschließen. Die jetzigen Briefmarken bleiben, soweit der Vorrath reicht, giltig.


- Neustrelitz, 17. Juni. Zur Feier des heutigen Geburtstages Sr. Hoheit des Erbprinzen Friedrich haben mehrere Häuser Flaggenschmuck angelegt. Das Großherzogliche Hoboistencorps brachte Sr. Hoheit eine Morgenmusik. Möge der theuere Prinz auch im neuen Lebensjahre sich der besten Gesundheit zu erfreuen haben!
- Ueber den Befund der Leiche des verstorbenen Königs bringen die Münchener Blätter nunmehr auch das Protokoll. Die Sektion wurde am Dienstag, wie bereits gemeldet, von Professor Rüdinger vorgenommen. Sie ergab:
Der Körper besitzt eine Länge von 191 cm, einen Brustumfang von 103 cm, starkes Fettpolster, Muskulatur und Knochenbau äußerst kräftig entwickelt. Die Leiche ist im Gesicht und am H als etwas gedunsen, die Haut am Kopf, besonders an den Ohren, bläulich gefärbt, an der hinteren Rumpf= und Extremitätenfläche diffuse Todtenflecke. Verletzungen sind, abgesehen von einigen kleinen Hautabschürfungen an den Knieen, nirgends wahrnehmbar. Zunge leicht zwischen den Zähnen eingeklemmt, letztere vielfach defekt. Kopfhaut sehr dick, enorm blutreich. Schädel im Verhältniß zu der Körpergröße klein, etwas asymmetrisch, Diagonaldurchmesser von Stirn links zum Hinterhaupt rechts 17,2 cm, dagegen von Stirn rechts zum Hinterhaupt links 17,9 cm; das Schädeldach außerordentlich dünn; größte Dicke 3 mm. Kranz= und Pfeilnaht an der inneren Seite des Schädeldachs vollständig verknöchert. Eine Reihe größerer und kleiner Knochenwucherungen finden sich beiderseits an der Innenfläche des Stirnbeins. Der obere Längsblutleiter

[ => Original lesen: 1886 Nr. 48 Seite 2]

erweitert sich nach hinten zu stark, verengt sich dagegen nach vorn gegen das Siebbein zu in auffallender Weise. Pacchionische Granulationen ragen gruppenweise in das Lumen desselben Blutleiters vor. Die harte Hirnhaut zeigt sich im Allgemeinen beträchtlich verdickt, besonders über dem Stirnhirn, ist blutreich, auf der Außenfläche rauh und zottig. Am Clions ein 2 Millimeter hoch vorspringender Knochenauswuchs. Das linke Felsenbein zeigt eine Hervorragung von 1 Centimeter Durchmesser, welcher eine Vertiefung an den Schläfenlappen des Großhirns entspricht. Sattellehne asymmetrisch, verdickt in erheblicher Ausdehnung, porös und brüchig, ebenso der Boden der vorderen Schädelgruben. Alle Blutleiter der Schädelbasis mit dunklem, flüssigem Blut überfüllt. Gehirngewicht (ohne harte Hirnhaut) = 1349 Gramm. Spinnwebenhaut in großer Ausdehnung auf beiden Seiten verdickt, milchweiß getrübt. An einer Stelle, und zwar über dem medialen Ende der linken vorderen Centralwindung und dem Anfangstheil der ersten Stirnwindung erscheinen die Spinnwebenhaut und die Gefäßhaut im Umfang eines Markstückes verwachsen und zu einer derben Schwiele verdickt. Durch den Druck dieser Schwiele ist in der entsprechenden Partie des Schädeldaches eine papierartige Verdünnung desselben hervorgebracht. Auf der Oberfläche des Gehirns beiderseits ziemlich gleichmäßig vertheilt, geschrumpfte Hirnwindungspartieen, nämlich an den Anfangstheilen aller drei Stirnwindungen, am medialen Ende der vorderen Centralwindung und in der Umgebung des mittleren Abschnittes der postcentralen Furche. Die Gehirnsubstanz blutreich, ziemlich weich. In den übrigen Organen des Körpers fand sich Folgendes: die Lungen fanden sich, abgesehen von den Wirkungen der Wasser=Aspiration, von vollkommen normaler Beschaffenheit. Keine Spur von Brustfellverwachsung. Herz etwas größer als normal, aber von kräftiger Muskulatur und mäßiger Fettauflagerung. Der Magen, welcher noch unverdaute Speisereste enthält, befindet sich im Zustand chronischen Katarrhs; Darmwand und Leber kongestionirt, Milz vergrößert, in beginnender Fäulniß, Nieren groß, enorm cyanotisch, sonst normal. Die Sektion nahm ihren Anfang Morgens 8 Uhr und endete nach 1 Uhr Mittags. Dieselbe wurde von Prof. Dr. Rüdinger unter Assistenz des Privatdozenten Dr. Rückert ausgeführt, das Protokoll von Geh. Rath v. Ziemssen in Gemeinschaft mit Prof. Rüdinger und den drei Psychiatern Hofrath Hagen, Prof. Grashey und Direktor Hubrich festgestellt. Anwesend waren außerdem Ober=Med.=Rath von Kerschensteiner, Prof. Kuffer, ferner der Leibwundarzt Dr. Schleiß v. Löwenfeld und die Hofstabsärzte Dr. Brattler, Dr. Halm und Dr. Becker. Die Einbalsamirung, welche sich unmittelbar an die Sektion anschloß, wurde von Prof. Rüdinger unter Assistenz des Privatdocenten Dr. Rückert ausgeführt, gelang außergewöhnlich gut und nahm gegen 8 Uhr abends ihr Ende, worauf die Aufbahrung der Leiche sofort erfolgte.
König Ludwigs und Dr. v. Guddens Todtenmaske, ebenso des Königs rechte Hand sind durch den Bildhauer Hautmann und den Gypsformator Mark abgenommen worden.
- Da keinerlei testamentarische Verfügung des verstorbenen Königs gefunden wurde, ist eine Frage civilrechtlicher Natur aufgetaucht. Der gegenwärtige König Otto bezog als Bruder des Königs Ludwig die Zinsen eines riesigen, von einem der Herzoge von Bayern für die Secundo=Genitur gestifteten Geld=Fideicommisses. Man behauptet, daß dieser Zinsengenuß, der zwischen zwei und drei Millionen jährlich beträgt, nun an den Prinzen Leopold, Gemahl der Prinzessin Gisela, fallen werde.
- Das Bildniß des Regenten Luitpold, nach einer Kreidezeichnung ausgeführt, ist nunmehr auch ausgestellt. Dasselbe zeigt einen interessanten Kopf, umrahmt von einem langen, schöngepflegten Vollbart, der schon stark ins Graue spielt, eine hohe runzelige Stirn, eine fein geschnittene Nase, mildblickende Augen, eine stramm militärische Haltung; die Hände ruhten auf einem schweren Säbel. Aus dem Bild spricht ruhige Ueberlegung und bewußte Zurückhaltung, gepaart mit zäher Energie. Zu Kuratoren des Königs Otto sind Oberhofmarschall Baron Malsen und General Baron Prankh ernannt worden. Die Nachricht eines klerikalen Blattes, König Ludwig hätte Dr. Gudden gegenüber im Schloß Schwanstein geäußert: "Daß man mir die Regierung genommen hat, könnte ich noch ertragen, aber daß man mich für irrsinnig erklärt, das überlebe ich nicht," wird von Mitgliedern der Ministerial=Kommission, die dort anwesend waren, als böswillige Erfindung bezeichnet.
- Nach der Privataussage eines mitsezierenden Arztes war die Schädeldecke des Königs Ludwig so abnorm dünn, daß ein Schlag zur Herbeiführung des Todes genügt hätte. Das Gehirn hatte nur die Größe von dem eines zwölfjährigen Kindes.
- Ueber das Manöver der 17. Division, das in den letzten Tagen des August und Anfang September in der Gegend von Ahrensburg stattfinden wird, wird jetzt das Folgende bekannt: Der Ausgangspunkt wird Wulfsdorf bei Ahrensburg sein; die Uebungen werden in der Richtung auf Trittau stattfinden, wobei die Dörfer Hoisdorf, Oetjendorf, Lütjensee im Schlachtenplan liegen.
Eine Verlobung in Frankfurt am Main dürfte das Interesse weiterer Kreise erregen. Die Tochter des von Lieske ermordeten Polizeiraths Dr. Rumpf hat sich mit dem Polizeirath Wenzig in Köln verlobt. Herr Wenzig stand Anfang der siebziger Jahre in Frankfurt als Polizeirefendar unter Rumpf in Dienst Die Verlobte erhält die Hälfte des Gehalts ihres Vaters als lebenslängliche Rente.
- In Langendreer wurde kürzlich einem Bergmann eine Chassepotkugel, die er in der Schlacht vom 16. August 1870 bei Metz erhalten hatte, aus dem rechten Kniegelenk entfernt. Die Kugel war in eine dicke Schleimhaut eingehüllt.
- Aus Margrabowa in Ostpreußen wird gemeldet: Der Sohn eines dortigen höheren Beamten, der in einer größeren Stadt unserer Provinz in Stellung war, erhielt unlängst an einem Nachmittag die Nachricht, daß seine Tante gestorben war, die ihn zum alleinigen Erben eines Vermögens von etwa 50-60 000 M. eingesetzt habe. Der junge Mann war außer sich vor Freude. Den Rest des Tages und den Abend brachte er im Kreise seiner Freunde in großer Gemüthsaufregung zu. Am anderen Morgen fand man den jungen Mann todt auf der Schwelle seines Hauses, ein Schlagfluß hatte seinem Leben ein Ende gemacht.
- Ein dreifacher Raubmord ist am ersten Pfingstfeiertag bei Gnesen verübt worden. Gegen 11 Uhr Vormittags kam auf das Gehöft des Ackerwirths Orlowski in Roza ein anständig gekleideter Mann, erkundigte sich bei der vor dem Haus mit Holzspalten beschäftigten Magd, ob der Herr zu Hause sei, und als ihm gesagt wurde, Orlowski sei zur Kirche gegangen, verlangte er Frau Orlowski zu sprechen und begab sich in die Wohnstube, wo er von Frau Orlowska etwas Milch und Brod verlangte. Während die Frau beschäftigt war, dem Fremden Brod zu schneiden, begab sich derselbe vor die Thür zur Magd und mit dem Bemerken, er wolle ihr zeigen, wie man Holz haue, nahm er ihr das Beil aus der Hand und führte mit demselben einen wuchtigen Hieb gegen den Kopf des Mädchens, das sofort bewußtlos zusammenbrach. Hierauf eilte der Mörder ins Haus, erschlug den zwölf Jahre alten Dienstjungen, zog Frau Orlowska aus einem Kleiderschrank, in welchem sie sich geflüchtet hatte, heraus und zerschmetterte der Frau mit dem Beil den Schädel, so daß sie todt zusammenbrach. Der Mörder durchsuchte nach der That sämmtliche Schränke und flüchtete dann in der Richtung nach Tremessen. Nach Bekanntwerden der That, etwa 2 Uhr Nachmittags, war sofort ein Arzt zur Stelle, doch konnte bei Frau Orlowski und dem Dienstjungen nur der schon eingetretene Tod festgestellt werden, während es gelang, die Magd wieder ins Leben zurückzurufen. Nachmittags 4 Uhr war die Magd so weit zum Bewußtsein gebracht, daß sie den Thatbestand angeben und die Person des Mörders beschreiben konnte. Der Mörder war anständig gekleidet, trug einen schwarzen Rock, runden Hut und einen schwarzen Regenschirm mit einem Holzring als Griff. Der Verbrecher ist mittelgroß, hager, mit kleinem dunklem Schnurrbart. Ob die Magd am Leben erhalten wird, ist noch fraglich.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 48 Seite 3]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schaddingsdorf sub. No. 6 belegene Büdnerstelle c. p. des Müllers Friedrich Ahrendt von dort ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 3. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. April 1886.

Großherzoglich Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Auf Befehl Großherzoglicher hoher Landesregierung wird nachfolgende

Bekanntmachung
den Ankauf von Remonten pro 1886 betreffend
Großherzogthum Meckl. Strelitz.

Zum Ankauf von Remonten im Alter von 3 und ausnahmsweise 4 Jahren sind im Bereiche des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz für dieses Jahr nachstehende, Morgens 8 Uhr beginnende Märkte anberaumt worden, und zwar

      am 24. Juni Schönberg.
      - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Die von der Remonte=Ankaufs=Commission erkauften Pferde werden zur Stelle abgenommen und sofort gegen Quittung baar bezahlt.
Pferde mit solchen Fehlern, welche nach den Landesgesetzen den Kauf rückgängig machen, sind vom Verkäufer gegen Erstattung des Kaufpreises und der Unkosten zurückzunehmen, ebenso Krippensetzer, welche sich in den ersten acht und zwanzig Tagen nach Einlieferung in den Depots als solche erweisen. Pferde, welche den Verkäufern nicht eigenthümlich gehören oder durch einen nicht legitimirten Bevollmächtigten der Kommission vorgestellt werden, sind vom Kauf ausgeschlossen.
Die Verkäufer sind verpflichtet, jedem verkauften Pferde eine neue starke rindlederne Trense mit starkem Gebiß und einer Kopfhalter von Leder oder Hanf mit mindestens zwei Meter langen Stricken ohne besondere Vergütigung mitzugeben.
Um die Abstammung der vorgeführten Pferde feststellen zu können, ist es erwünscht, daß die Deckscheine möglichst mitgebracht werden, auch werden die Verkäufer ersucht, die Schweife der Pferde nicht zu coupiren, oder übermäßig zu verkürzen.
    Berlin, den 3. März 1886.

      Königl. Preußisches Kriegsministerium,
      Abtheilung für das Remonte=Wesen.
      Freiherr von Troschke.
      Graf von Klinckowström.

hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht und zugleich bemerkt, daß dieser Remonte=Markt in der s. g. städtischen Lehmkuhle hinter den Scheunen vor der Sabowerstraße abgehalten werden wird.
      Schönberg, den 1. April 1886.

Der Magistrat.


Heute entschlief sanft nach langem schwerem Leiden Frau Catharina Maria Tews. Um Stille Theilnahme bitten

die trauernden Hinterbliebenen.       

Die Beerdigung findet am Freitag, Nachmittags 3 Uhr statt.
Schönberg, den 21. Juni 1886.


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom
24. Juni bis 1. Juli d. Js.
an den Werktagen
von 8 Uhr bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 27. Juni d. Js.
von 6 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 16. Juni 1886.
                                                    Das Directorium.


Die Gläubiger und Schuldner der G. Creutzfeld'schen Erben, welche unserer Aufforderung vom 24. Mai d. J. bisher nicht nachgekommen sind, ersuchen wir nochmals ihre Rechnungen bei dem Mitunterzeichneten C. Röpstorff bis zum 24. d. M. einzureichen resp. begleichen zu wollen, mit dem Bemerken, daß wir alle nach diesem Endtermin noch vorhandenen Ausstände auf gerichtlichem Wege einziehen werden.
Schönberg u. Hof=Lockwisch den 18. Juni 1886.

Die Vormünder der G. Creutzfeld'schen Minorennen.
C. Röpstorf.             G. Dierking.


Als Vormünder der minorennen Kinder und Erben des zu Schwanbeck verstorbenen Hauswirths Peter Schmidt ersuchen wir, ausgenommen die Hypothekgläubiger, alle Diejenigen, welche annoch Ansprüche und Forderungen an den Verstorbenen, jetzt dessen Nachlaß, zu erheben haben, solche ehebaldigst bei uns anzumelden.
Schwanbeck, den 12. Juni 1886.

Hauswirthsaltentheiler Siebenmarck.
Hauswirth Voye.


Auf dem Moore des Schulzen Herrn Oldörp in Lockwisch sind

50 Mille sehr guten Torfs

für Rechnung der G. Creutzfeldt'schen Erben zu verkaufen.

C. Röpsstorff.                           G. Dierking.
      Schönberg.                             Hof Lockwisch.


Torf=Auktion.

Dienstag, den 29. Juni von Morgens 9 Uhr an beabsichtige ich auf meinem am Rodüchelstorf=Lübsee'er Wege gelegenem Moore Form= und Preßtorf öffentlich meistbietend, gegen gleich baare Bezahlung zu verkaufen.
Rodüchelstorf, den 20. Juni 1876.

P. Grevsmühl.       


Am Montag, den 28. ds. Mts., Nachmittags präcise 1 Uhr, Versammlung der

Schuhmacher=Innung.

Die Mitglieder werden dringend ersucht, sämmtlich zu erscheinen.

Tagesordnung:

1. Lehrlingswesen.
2. Beschickung des Delegirtentages in Berlin.
3. Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
Schönberg, im Juni 1886.

                                                    Der Vorstand.


Restaurant
zum Deutschen Kaiser
Lübeck     gänzlich renovirt     Lübeck.
Mitte der Stadt.
Gute Küche.             Münchener Spaten.
Den geehrten Besuchern Lübecks
bestens empfohlen.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 48 Seite 4]

Theater in Schönberg
im Locale des Herrn Freitag:
Mittwoch, den 23. Juni 1886,
Unwiderruflich letztes Gastspiel von den Mitgliedern des Lübecker Victoriatheaters unter Leitung
des Herrn Hans Behn.
Nachmittags 4 Uhr:
Große Kinder-Vorstellung.
Lügenmäulchen und Wahrheitsmündchen
oder: Die graue Frau vom Walde.
Kindermärchen in 3 Bildern von Römer.
Zum Schluß:
Die Zaubertrommel
Komische Pantomine in 1 Act.
Abends 8 Uhr:
Neu einstudirt!       Zum ersten Male!       Neu einstudirt!
Der lustige Krieg.
Große Posse mit Gefang in 3 Abtheilungen und 5 Bildern.
Zum Schluß:
Auftreten des Herrn Prof. L. Roman:
Die Enthauptung eines lebenden Menschen.
Cassenöffnung 7 Uhr.                Anfang 8 Uhr.

NB. Billets sind bereits von heute ab bei Herrn Kaufmann Schwedt und im Theaterlokal zu haben.

Die Direction.       


Am Sonntag, den 27. und Montag den 28. Juni findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich freundlichst einlade
Lockwisch.                                                     Gastwirth Oldenburg.

Büchsen und Schießbedarf werden von mir geliefert.

Montag, den 28. Juni: Tanzmusik.


Scheibenschießen Scheibenschießen

Am Sonntag, den 27. und Montag, den 28. Juni findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde hierdurch freundlichst einlade.

Schießbedarf wird gehalten.
                                                    Wittwe Grevsmühl, Zarnewenz.
Am 27. Juni: TANZMUSIK.


L. z. F. Lübeck.
Johannisfest. 24. Juni 1886.
Arb. []. 2 U. F. T. []. 4 Uhr.


Ia. Münzstahl-Sensen
unter Garantie für jedes Stück empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen,
                                                    Schönberg i. M.


Auf Gr. Molzahn stehen circa vier Tausend
Reth,
das kleine Hundert zu 4 M. zum Verkauf.                                         


Gesucht:
Ein kräftiger Knecht
von 17-20 Jahren.                                                                              
Lübeck.                                                     P. Cordes, Wwe.
                                                                  Bierhandlung.


Empfehle

Sensen aus feinstem Gußstahl, krumme und gerade Sensenbäume, kleine und große amerik. Forken mit und ohne Stiel, Sensenringe, sowie Heuharken in großer Auswahl zu billigen Preisen

C. Schwedt.       


Beste Gußstahlsensen
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Kamillen
kurz gepflückt, kauft jedes Quantum                                                    
Schönberg i/M.                                                    
                                                    A. Montag. Apotheker.


Zu verkaufen zwei bis drei Fuder                          
Wiesenfutter
auf dem Stamm                                                    
                                                    Joh. Frentz, Bürstenfabrikant.


Einem jungen strebsamen Stellmacher wird die Gelegenheit geboten, wegen Fortzugs eine im besten Gange befindliche Stellmacherei mit Haus und Garten sofort käuflich zu übernehmen, auch dürfte sich Gelegenheit bieten eine Krugwirthschaft mit anzulegen, da solche ganz am Orte fehlt. Näheres beim Stellmacher Planthaber in Utecht bei Gr. Grönau.


Gutes Ziegenfutter
hat noch zu vermiethen                                                    
                                                    F. Otto, Schneidermeister.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei      Emil Jannicke, Bandagist.


Ohne baare Bezahlung ersuche ich meiner Curandin, der unverehelichten Dorothea Mussfeldt, nichts zu verabfolgen, da ich für keinerlei Schulden dieser Art hafte.
Schönberg, den 17. Juni 1886.

Wilh. Schrep, Curator.       


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Mecklenburg:

5,13,     10,13 Vorm.,     12,54,     7,54 Nachm.

Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:

9,48 Vorm.,     2,57,     5,35 Nachm.,     12,03 Nachts.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 48 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. Juni 1886.


- Vornehme Bauernhochzeit. Eine reiche Bauerngutsbesitzerin in Sammethin (Kreis Arnswalde) hat bei Gelegenheit der Verheirathung ihrer Tochter eine großartige Hochzeitsfeierlichkeit veranstaltet. An der Hochzeit nahmen etwa 300 Personen theil, zur Bewirthung wurden ein Rind von etwa fünf Centnern Fleischgewicht, ein Kalb, ein Schwein, sechs Hammel, zwanzig Stück Federvieh und vier Centner große Fische geschlachtet. Von 8 Centnern Mehl wurden Kuchen und feines Brod gebacken; um den Durst zu stillen, waren 12 Tonnen Malz= und Bairisch=Bier, sowie etwa 100 Liter guter Branntwein vorhanden, dabei wurden etwa 4000 Cigarren verbraucht, von den Getränken blieb nur ein kleiner Rest übrig. Die Hochzeit währte von Sonntag den 30. Mai abends, bis zum Mittag des 2. Juni, also fast 3 Tage. Getanzt wurde von Montag nachmittags um 6 Uhr bis Dienstag früh um 5 Uhr, dann von Dienstag abends um 8 Uhr bis Mittwoch früh um 4 Uhr. Die Musik stellte die Arnswalder Stadtkapelle, welche eine Einnahme von 200 M. hatte.
- Das trinkende Deutschland. Im Durchschnitte trinkt Deutschland 1 998 000 hl Wein. Das l. mit M. 1,20 berechnet, macht eine Ausgabe von M. 239 760 000. Der Bierverbrauch im Deutschen Reiche wird mit 38 829 000 hl berechnet. Die Ausgabe der Konsumenten im Mittel zu 25 Pfennig (Mecklenburg). für das l. angenommen, ergiebt sich ein Gesammtaufwand von M. 970 725 000. Obgleich ans Bayern große Mengen besonders nach Norddeutschland ausgeführt werden, so bleibt doch so viel übrig, daß dort auf den Kopf ein jährlicher Biergenuß von 210 l. kommt. Die Verbrauchsmenge von Branntwein beträgt rund 3 578 000 hl. Alkohol oder 7 156 000 hl Branntwein, beinahe 15,7 l. auf den Kopf; zum Durchschnittspreis von 70 Pfennig (Mecklenburg). für das l. beziffert sich der Aufwand für Branntweingenuß im Deutschen Reiche auf M. 500 920 000. Für zusammen 47 983 000 hl giebt also Deutschland jährlich M. 1 711 405 000 für berauschende Getränke aus, das ist M. 37,5 für den Kopf und muthmaßlich 10 - 12% des Nationaleinkommens.
- Kartoffeln sollen um ein Trittheil mehr Ertrag liefern, auch die Kartoffelkrankheit vermieden werden, wenn man frühzeitig sämmtliche Blüthenknospen am Kraut mit den Nägeln abzwickt und dies Verfahren nach 3 Wochen wiederholt.


Der Wilderer.
Von Fritz Brentano.
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 48 Seite 6]

Der Wilderer.
Von Fritz Brentano.
[Fortsetzung.]


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