No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Juni
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 44 Seite 1]

Am Montag trat die Branntweinsteuerkommission des Reichstags nach mehrtägiger Pause wieder zusammen, und wird vielleicht schon in dieser Sitzung gemeinsam von den Konservativen und der Centrumspartei der vereinbarte Abänderungsantrag vorgelegt werden. Die Verständigung zwischen Centrumspartei und Konservativen, so schreibt die Natlib. Korr., scheint bereits ziemlich weit gediehen zu sein und wenn, wozu alle Aussicht ist, die Regierung dafür gewonnen wird, könnte die Annahme eines Branntweinsteuergesetzes weit näher gerückt sein, als man bisher annahm. Sind Konservative und Centrumspartei zur Bewilligung der neuen Steuer entschlossen und bieten sie eine feste Mehrheit für dieselbe, so werden die Debatten sich freilich nicht allzulang gestalten. Unverhofft kommt im Reichstag wirklich gar zu oft.
Der Bundesrath hat einige Anlaufplatze für die neuen deutschen Dampferlinien, die demnächst ihre Fahrten beginnen, gestrichen, da bei denselben die Choleragefahr in Betracht kommt.
Preußen hat bekanntlich einen Antrag auf Errichtung einer orienthalischen Akademie in Berlin gestellt. Bayern und Sachsen wünschen dieselbe aber auch für München resp. Leipzig.
Die Angelegenheit wegen Einsetzung eines für Preußen und Norddeutschland gemeinsamen Buß= und Bettages der evangelischen Landeskirchen nähert sich ihrem endlichen Abschlusse, und man kann annehmen, daß vom Jahre 1888 ab dieser Tag am letzten Freitag eines jeden November begangen werden wird.
Neue militärische Alarm=Nachrichten sind dem englischen Standard von Frankfurt a. M. aus zugegangen. Es heißt da, daß dem Reichstag noch ein Spionagegesetz vorgelegt werden solle, das gewissermaßen als die Antwort Deutschlands auf das französische Spionagegesetz anzusehen sei. Die Meldung scheint derselben Quelle entflossen zu sein, aus der auch die Mittheilungen über die Nichtzulassung fremder Offiziere zu den deutschen Heeresübungen, so wie über das an deutsche Offiziere ergangene Verbot, Frankreich zu besuchen, gekommen war, Mittheilungen, die sich zum einen Theil als übertrieben, zum anderen Theil als ganz unbegründet herausgestellt haben.
Die deutschen Marineübungen in der Ostsee sind beendigt. Die Kreuzerkorvette "Sophie" und die erste Torpedodivision sind am Sonnabend wieder in Kiel angelangt.
Herzog Karl Theodor von Baiern hat mit seiner Gemahlin Meran verlassen, nachdem er in der Zeit seines achtwöchentlichen Aufenthalts über 1000 Augenleidende behandelt und 132 Operationen (Alles umsonst) vorgenommen hat.
Der Sultan soll die Verträge mit den in türkische Dienste gegangenen preußischen Officieren auf fünf Jahre verlängert haben, durch die Moskauer Drohreden veranlaßt.
Russischerseits wird officiös angekündigt, daß die Ausweisung der Prinzen die Situation zwischen Rußland und Frankreich unfreundlicher gestalten und gleich die Lösung der Botschafterfrage erschweren würde.
Die Kaiserlich russischen Majestäten sind wieder in Gatschina eingetroffen.
Die Hochzeit des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika Mr. Cleveland fand am 2. Juni Abends im Weißen Hause zu Washington statt. Die Braut, Frl. Francis Tolsom, steht Anfangs der zwanziger Jahre, Mr. Cleveland Ende der vierziger.
In dem Prozesse gegen Johann Most und Genossen wegen Aufreizung zum Aufruhr hat der Gerichtshof gegen Most und zwei andere Anarchisten ausgesprochen. Das Strafmaß wird später bekannt gegeben. Die Verurtheilten haben gegen diesen Wahrspruch Appellation eingelegt.


- (Ein Mahnwort an unsere Landwirthe.) Gewitterstürme und verheerende Hagelwetter melden schon so früh im Jahre die Zeitungen. Werden wir trotzdem wieder so leichtsinnig sein, und die so schön stehende Saat unversichert lassen? Die Erfahrung zeigt deutlich, daß die Hagelschäden, im Vergleich zu früheren Jahren, viel häufiger auftreten. Es kann daher nicht dringend genug gemahnt werden: "Versichere Deine Ernte." Der dafür aufzuwendende Betrag steht in keinem Verhältniß zu dem Gefühl der Sicherheit, welche es verleiht, wenn man weiß, im eintretenden Schadenfalle Entschädigung zu erhalten. Ich bin nun schon sechs Jahre versichert; ich kann aber sagen, daß mich die bis jetzt gezahlten Prämien noch keine Minute gereut haben. Ich sehe jedem Gewitter mit voller Ruhe entgegen. Bei den meisten Landwirthen ruft diese gewaltige Naturerscheinung das berechtigte Gefühl der Furcht hervor: "werden wir auch gnädig davonkommen, oder wird unsere Mühe und Arbeit in kurzer Zeit vernichtet sein?" Nach meiner Berechnung erreicht eine 50jährige Prämienzahlung noch lange nicht die Höhe der Summe, welche eine einmalige gründliche Verhagelung erreicht.
- Aus Friedrichsruh erzählen Hamburger Blätter über die Tageseintheilung des Fürsten Bismarck, daß derselbe auch jetzt noch sehr frühe aufstehe, um stundenlange Fußtouren durch den stärkenden Waldesduft zu machen. Das Aussehen des Fürsten soll ein recht frisches und die Haltung wie immer eine straffe sein. Die Fußwanderungen werden auf Anordnung der Aerzte unternommen, entgegen dem Rath seiner Aerzte arbeitet der Reichskanzler dann aber auch oft bis tief in die Nacht hinein.
- Professor Dr. Maas in Würzburg hat in der chirurgischen Klinik einem sechsjährigen Knaben durch Eröffnung der Luftröhre eine Bohne aus dem rechten Bronchus, der Verzweigung der Luftröhre nach dem Lungenlappen, entfernt, welche dem Knaben beim Spielen in die Luftröhre gekommen war. Der Knabe hätte ohne diese Operation innerhalb weniger Stunden sterben müssen. Die anwesenden Aerzte und Studenten brachen, als der Professor die Bohne zeigte, in laute Bravorufe aus.
- Auf dem Bahnhofe Wanne in Westphalen ist eine entsetzliche Unthat geschehen. Ein Passagier, der sich im Wartesaal dritter Klasse aufhielt, fragte einen ebenfalls im Saale anwesenden jungen Mann

[ => Original lesen: 1886 Nr. 44 Seite 2]

über die Fahrzeit des nächsten in der Richtung nach Berlin abgehenden Zuges. Statt jeder Antwort stieß dieser dem Fragenden sein Messer in die Brust und brachte ihm eine tödtliche Wunde bei. Der Mörder ist verhaftet.
- Das Bonner Korps "Borussia" soll die schöne Besitzung des Frhrn. von Diergardt in der Poppelsdorfer Allee für 70 000 M. gekauft haben.
- Auf den englischen Werften wird gegenwärtig kolossal für die Kriegsmarine gearbeitet. Es sind 24 Panzerschiffe, 33 ungepanzerte Schiffe und 71 Torpedoboote im Bau.
- In Eisenach ist am Sonntag das neue Postgebäude in Benutzung genommen worden. Die Decke der Eingangshalle trägt folgenden Sinnspruch: "Man schreibt mit Blitz - Und fährt mit Dampf, - Hat Raum und Zeit - Besiegt im Kampf." Die Seitenwände sind ebenfalls mit Sprüchen versehen.
- Ein gewaltiges Feuer wüthete am Sonnabend Spätabend in Berlin, im Südosten der Stadt, an der Grenze zwischen Rixdorf und Berlin. Zwei große Fabriken, eine große Stellmacherei und zwei gewaltige Holzplätze wurden ein Raub der Flammen. Der Schaden wird auf 2 Millionen Mark angeschlagen.
- Wie viele Schüler höherer Lehranstalten nahmen an dem Kriege 1870/71 theil? Diese Frage ist, wie wir der Nordd. Allg. Ztg. entnehmen, in dem jüngst erschienenen Werke des Geh. Rath Dr. Wiese "Lebenserinnerungen und Amtserfahrungen" beantwortet. Es waren nicht weniger als 2183 Schüler, welche die Schulbank verließen, um an dem heiligen Kampfe fürs Vaterland theilzunehmen. Die Zahl der am Feldzuge betheiligten Lehrer höherer Lehranstalten belief sich auf 409.
- Den Fürsten Bismarck, den er im Reichstag gehört hat, schildert ein hervorragender Franzose so: "Plötzlich flüstert's in den Sälen. Der Fürst spricht; der Sitzungssaal füllt sich. Nichts ähnelt weniger einem Redner, wie man sie in Frankreich und den oratorischen Ländern hört. Stehend, in seiner Kürassier=Uniform, die keinen anderen Goldschmuck hat, als einen kleinen goldenen Streifen am Aermel. Fast sechs Fuß hoch, mit kurzem weißen Kopfhaar und Schnurrbart, befindet er sich am Ende des Ministertisches, der rechten Seite der Bank. Er spricht langsam, sucht oft seine Worte, wiederholt die erste Sylbe ohne Abwechselung im Tonfall; dabei ist er in seiner strammen Haltung unbeweglich, höchstens, daß er die Arme auf dem Rücken zusammenlegt, als ob er in den Taschen der Schöße seiner Uniform etwas suche, oder den Arm in linkischer und unregelmäßiger Weise, wie der Bauer in einer komischen Oper, der den Verlegenen spielt, bewegt. In jedem Augenblick ein kurzer, rauher Husten, ein Art "hum" mit gutturalen, wie Kieselsteine gerollten r. Dieser Husten hat keine Aehnlichkeit mit dem Jules Favreschen, der etwas Sonores hatte. Er ist ein automatisches Brummen, der eingeschoben wird, bis ihm das rechte Wort zufließt. So lange dies nicht der Fall ist, sucht der Redner nach demselben, wobei er es vorzieht, lieber einzuhalten oder ganz zu schweigen, als Nichtssagendes zu sprechen oder ein ungeeignetes Wort zu gebrauchen. In Frankreich würde das Auditorium einen solchen Redner umbringen. Hier schweigt das Auditorium, hört, wartet geduldig und zieht selbst Stockungen und Längen einem ununterbrochenen, aber leeren Geschwätz vor. Niemals wird mit den Händen applaudirt. Oft zustimmendes Lachen. Die geringste Anspielung erregt Heiterkeit. Zuweilen ein starkes und kurzes Murren. Man hat sehr gut" oder "Bravo" gesagt und das ist Alles. Am Schluß der Sitzung wartet die Menge am Ausgang. Herr von Bismarck ging allein fort, indem er Berlin zu Fuß durchwandelte. Berlin, das ihn lang nicht gesehen und das seinen Helden festlich begrüßte. Männer, Frauen, junge Mädchen, Bürger, Arbeiter, Jungen, die mit der Mappe unter dem Arm aus der Schule kamen, alle liefen herbei, standen still und grüßten, ich weiß nicht mit welchem Ausdruck des Stolzes, welcher uns das Herz einschnürte. Er ging festen Schrittes, kräftig und aufrecht wie ein Athlet von 50 Jahren einher und erwiderte jeden Gruß, indem er militärisch die Hand an die weiße Obersten=Kürassier=Mütze" legte, während die andere sich auf den Knauf seines Säbels stützte. An den Kreuzungspunkten der Straßen hielten die Tramways an, die Menge wuchs und die immer größere Dimensionen annehmende stille Ovation folgte ihm bis zur Thür des Hauses, in der der Mann, der Frankreich so vieles Elend und so vieles Gute seinem Land zugefügt hat, verschwand. O! Franzosen, Franzosen, die ihr in verbrecherischer Zwietracht so viel Kräfte und so viel Zeit vergeudet, wenn ihr Alle das hören und sehen könntet, was wir seit einem Monat hier sehen und hören!"


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schaddingsdorf sub. No. 6 belegene Büdnerstelle c. p. des Müllers Friedrich Ahrendt von dort ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 3. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. April 1886.

Großherzoglich Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist zur                                                    
Zinszahlung
vom
Dienstag, den 8. Juni d. Js.,
bis
Sonnabend, den 12. Juni d. Js.,
von Vormittags 8-12 Uhr
geöffnet.                                                              
Schönberg, den 31. Mai 1886.                                                    
                                                    Das Directorium.


Deutscher Kunst-Verein
(Carl Grunert)
Berlin, S. Kommandanten.Str. 45.
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 44 Seite 3]

GROSSE
Hamburger Geld-Lotterie.
Ziehung amtlich festgesetzt
am 9. Juni d. J.
50,000 Mark.
Mk. 10,000, 5000, 3000, 2000 u. s. w.

Hierzu empfehle und versende nach Empfang, oder gegen Nachnahme des Betrages Original-Loose, und zwar;
Ganze Loose à 6 Mk.
Halbe Loose à 3 Mk.
Viertel Loose à 1 Mk. 50 Pf.
Verloosungsplan, Ziehungslisten, Gewinngelder etc. werden prompt zugestellt.

Herm. Levy         Bleichenbrücke 18.
HAMBURG.


Travemünder Rennen
den 18. & 20. Juni 1886.
Anfang 3 1/2 Uhr.


Verzinnte Milchsatten,
6 Liter Inhalt 85 Pf. 4 Liter Inhalt 70 Pf.
empfiehlt                                                                              
Menzendorf.                                                     J. Siebenmark.


Frischen
Engl. Chlorkalk und do. Seifenstein
empfiehlt                                                     Friedr. Dierking,
                                                                       Ratzeburg.


Ich habe eine

Wiese,

belegen in der Moorstraße, unter der Hand zu verkaufen; Näheres beim Unterzeichneten.
Schönberg, den 1. Juni 1886.

G. Breuel, jun.      


Am Montag, den 7. Juni fahre ich mit meinem Omnibus nach der

Ratzeburger Thierschau.

Abfahrt von hier 5 1/2 Uhr Morgens, Neue=Welt 7 Uhr.

                                                    L. Schütt.


Bohn's Etablissement
Am Thierschautage, Montag den 7. Juni cr.
GROSSE TANZMUSIK
Kalte und warme Küche.
Ausspannung.

                                                    J. Bohn.
Ratzeburg, den 2. Juni 1886.                                                                              


Diedrich Teschau
Reparatur-, Schleif- und Polir-Werk,
Breitestrasse 24.           Lübeck.           Breitestrasse 24.
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und altbewährter Güte
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Alleiniger Fabrikant H. MACK in Ulm.


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zum Deutschen Kaiser
Lübeck     gänzlich renovirt     Lübeck.
Mitte der Stadt.
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Den geehrten Besuchern Lübecks
bestens empfohlen.


Musiker und Dilettanten, welche ihre Adresse einsenden, erhalten eine musikal. Neuigkeit gratis von J. G. Seeling. Dresden=N.


Ein guterhaltenes

Clavier

steht zu verkaufen. Das Nähere zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Matjes-Heringe
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Vorläufige Anzeige.
Unser diesjähriger Königschuß wird am 5. und 6. Juli c. abgehalten.
Tombola-Loose à 30 Pf.
sind schon jetzt zu haben.                                                                              
                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.
Schönberg, den 27. Mai 1886.  


[ => Original lesen: 1886 Nr. 44 Seite 4]

Thierschau in Ratzeburg
Montag, den 7. Juni.

Die Anmeldung der zur Preisbewerbung, zum Verkauf oder zur Schau zu stellenden Thiere muß bis zum 4. Juni bei Herrn Inspektor Rautenberg-Ratzeburg geschehen.

Wettrennen und -Fahren
am selbigen Tage.

1. Hinderniss-Rennen. Herren-Reiten. Ehrenpreise. Einsatz 6 Mark.
2. Trab-Reiten. Freie Concurrenz. Einsatz 4 Mark.
3. Ponny-Rennen. Freie Concurrenz. Einsatz 1 Mark.
4. Flach-Rennen. Herren-Reiten. Ehrenpreise. Einsatz 6 M.
5. Einspänniges Trab-Fahren. Freie Concurrenz. Einsatz 4 Mark.
6. Rennen mit untrainirten Pferden aus dem Thierschaugebiet, deren Besitzer und Reiter Landwirthe sind. Ehrenpreise. Einsatz 3 Mark.

Anmeldungen mit beigefügtem Einsatze nimmt bis zum 1. Juni ebenfalls Herr H. Rautenberg entgegen. Derselbe ertheilt auch über die näheren Bestimmungen und Preise gerne Auskunft.

Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe.

Anmeldungen bei Herrn M. Stein-Ratzeburg; sämmtliche Gegenstände müssen bis zum 5. Juni geliefert werden. An= und Abfuhr Bahnhof Ratzeburg, frei. Bahnsendungen sind zu adressiren: Fuhrwerksbesitzer W. Burmester-Ratzeburg. Rücksendung der Gegenstände erfolgt auf allen deutschen Bahnen frachtfrei.
Festessen auf dem Schützenhofe 2 Uhr.
Ball daselbst Abends 8 Uhr. Einführungen hierzu sind nur durch den Vorsitzenden H. Meyer-Kulpin gestattet.
NB. Der letzte Abendzug (1008 von Ratzeburg nach Lübeck hält am Thierschautage ausnahmsweise in Sarau und Blankensee an. Das Thierschau-Komite.

Das Thierschau-Komite.       


Theater in Schönberg.
im Locale des Herrn Freitag:
Sonntag, den 6. Juni 1886.
Einmaliges Ensemble=Gastspiel von den Mitgliedern des Lübecker Victoriatheaters unter Leitung
des Herrn Hans Behn.
Novität!           Zum ersten Male:           Novitä!
Familie Eggers.
oder:
Eine echte Hamburger Hausfrau.
Lokales Volksstück mit Gesang in 3 Akten, bearbeitet und in Scene gesetzt von Hans Behn.
Zu Anfang:
Dummheiten über Dummheiten,
Schwank in 1 Akt v. Mansfeldt.
Regie: Herr Behn.
Preise der Plätze:
1. Parquet (nummerirt) 1 M. 30 Pfennig (Mecklenburg).
2. Parquet 80 Pfennig (Mecklenburg). Gallerie 40 Pfennig (Mecklenburg).
Billets im Voraus: 1. Parquet à 1 M. 10 Pfennig (Mecklenburg). 2. Parguet à 60 Pfennig (Mecklenburg). sind bei Herrn Kaufmann Schwedt und im Theaterlokal bis Abends 6 1/2 Uhr zu haben.
Cassenöffnung 7 Uhr. Anfang präc. 8 Uhr.
Ende 10 3/4 Uhr.
                                                    Die Direction.


1 ledigen Pferdeknecht
sucht zu Michaelis                                                    Kaiser-Stove.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 6. Juni.

          Frühkirche: fällt aus.
          Vormittagskirche: Pastor Langbein.
          Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Mecklenburg:

5,13,     10,13 Vorm.,     12,54,     7,54 Nachm.

Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:

9,48 Vorm.,     2,57,     5,35 Nachm.,     12,03 Nachts.


"Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt des

Bankhauses A. Goldfarb

in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichten Leser besonders aufmerksam machen".


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 44 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 44 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. Juni 1886.


- Dem jungen König von Spanien ist von den Madrider Damen ein eigenartiges Geschenk zu seiner Taufe dargebracht worden, nämlich eine Wiege, die in der üblichen Größe und ganz aus frischen Maiglöckchen hergestellt wurde. Die Füße, die Muschel, jede Einzelnheit ist sorgfältig ausgeführt, das Ganze ist ein Meisterwerk. Als Baldachin sind drei riesige Blätter von Fächerpalmen angebracht, von deren Spitzen Maiglöckchen herabhängen. Königin Christine wünschte dringend, den König in die Wiege zu legen, allein die Aerzte erklärten, der starke Duft der Blumen könnte den zarten Nerven des Neugeborenen schädlich sein, und so mußte von einer praktischen Verwendung des Geschenks abgesehen werden.
- Der deutsche Buchbindertag tagt vom 15. bis 22. August in München. Mit demselben wird eine Ausstellung von Werken der Buchbinderkunst verbunden werden. Besonders interessant verspricht die Abtheilung alter Bücher=Einbände sich zu gestalten, für welche bereits zahlreiche Zusagen vorliegen.
- Fürchterlich sind die Schilderungen sicilianischer Blätter über die Aetna=Katastrophe. Nicolosi, der einst so herrliche Bergort, ist größtentheils durch die langsam heranfluthende Lava zerstört worden. In Catania herrscht eine allgemeine Panik, und viele Leute sind aus Furcht vor einer Katastrophe nach dem Festlande abgereist.
- Einen schönen Schrecken hatten fünf dürftige ältere Leute in Halle und Umgegend, denn sie waren "aufs Amt" geladen und wußten nicht warum; was Gut's war's schwerlich. Aber siehe da, der Amtsrichter machte ein gar freundliches Gesicht und sagte: Ihr Leute, ich wünsche Euch Glück und Ihr habt's schon. Euer Vetter, der Stabsarzt Dr. Heilhold in Dobichau, ist gestorben, hat 500,000 Mark hinterlassen und Ihr seid die Erben. Die Rede gefiel den Leuten wohl und obgleich sie sich des vornehmen Vetters kaum erinnern konnten, nahmen sie das Geld doch an und die Hallische Brezelfrau, die zu ihnen gehörte, trug noch selbigen Tags ihre Brezeln von Haus zu Haus "für die Kinder", aber Geld nahm sie nicht. Der reiche Mann aber, der sich in dem kleinen Dobichau gleichsam vergraben hatte, hatte wohl selbst nicht gewußt, wie reich er war, denn es fanden sich die Hundertthalerscheine in alten vergilbten Büchern in verstaubten Kleiderschränken und in allen möglichen anderen Winkeln und Ecken.
- Großmüthig ist Graf Tassilo Festetics in Wien. Er hat bei dem letzten Wettrennen mit seinem Hengst Fenek", der siegte, eine sehr bedeutende Summe gewonnen, rund 1 1/2 Millionen Gulden, und hat in seiner Freude den Armen Wiens sofort 1000 Gulden überwiesen.
- Ausländischer Besitz in Amerika. Dem Abgeordnetenhaus zu Washington ist ein Bericht zugegangen, aus welchem hervorgeht, daß über 20,000,000 Morgen Landes im Westen der Union Ausländern gehören. Zugleich empfiehlt der Bericht die Ergreifung von Maßregeln, um die Landerwerbung von Seiten der Ausländer zu verhindern.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 44 Seite 0][ => Original lesen: 1886 Nr. 44 Seite 6]

findet alle drei Jahre, ganz in der oben beschriebenen Weise, noch eine Wahl von Nebenfrauen statt.
- Beim Fällen einer Eiche deckte ein Landwirth in Tröttelstedt bei Gotha einen Fuchsbau auf, in dem sich nicht weniger als 15 junge Reineckes befanden.


Der Wilderer.
Von Fritz Brentano.
Fortsetzung.


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