Der Kaiser hat dem Papst durch Herrn von Schlözer ein kostbares goldenes Kreuz als Ostergeschenk übersandt.
Der neue Zuckersteuer=Entwurf schlägt die Besteuerung der Rüben mit 1,70 Mark per Doppelcentner und eine Export=Bonification mit 18 Mark vom 1. October 1886 bis Ende September 1887 und darnach 17,25 Mark vor.
Ein Gesetzentwurf betreffend Begründung der Revision in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten ist dem Reichstage zugegangen.
Wie Berliner Blätter meinen, soll es nicht unwahrscheinlich sein, daß auch der Reichstag in seiner Nachsession sich noch mit einer kirchenpolitischen Vorlage zu befassen haben werde. Diese Vorlage würde die Aufhebung des sogenannten "Expatriirungsgesetzes" bezwecken, die vom Reichstag bereits zu wiederholten Malen mit großer Mehrheit beschlossen, vom Bundesrath aber bisher regelmäßig abgelehnt worden ist.
Der kirchenpolitischen Vorlage erstehen im preußischen Abgeordnetenhause merkliche Schwierigkeiten. Die Vorlage dürfte an eine Commission verwiesen werden.
Die preußische Staatsregierung soll beabsichtigen, für ganz Preußen Erhebungen über die Lage, und insbesondere über die Belastung des Grundbesitzes mit öffentlichen Abgaben zu veranlassen.
Das "Münchener Vaterland" berichtet, daß auf Befehl des Königs die Neubauten auf Schloß Hohenschwangau und auf Herren=Chimsee eingestellt und sämmtliche Ingenieure, Bildhauer und Arbeiter entlassen seien. Die "Neuesten Nachrichten" fügen dieser Meldung hinzu, daß der Ministerialrath Schneider, der Sekretär des Prinzen Ludwig Ferdinand, ein zweites Mal mit dem Minister v. Lutz verhandelt und zwischen dem König und dem Prinzen ein lebhafter Briefwechsel stattgefunden habe. Beim dortigen Landgericht sind noch verschiedene andere Klagen gegen die königliche Kabinetskasse anhängig gemacht werden.
Bei dem Reichsgericht sind die Stelle eines Senatspräsidenten und sechs Rathsstellen zu besetzen. Der Bundesrath hat dafür in Vorschlag gebracht, für den Posten eines Senatspräsidenten den Reichsanwalt v. Wolff zu Leipzig und für die sechs Rathsstellen die königlich preußischen Oberlandes=Gerichtsräthe Schütt in Kiel, Löbel in Königsberg in Pr., Rospat in Köln, den königlich sächsischen Oberlandes=Gerichtsrath Neisse in Dresden und den großherzoglich badischen Oberlandes=Gerichtsrath Wüstfeld in Karlsruhe.
Die französische Regierung will zu den Sammlungen für die Heilanstalt des Professors Pasteur auch ihr Schärflein beitragen. Sie hat in der Kammer den Antrag gestellt, dieselbe möge 200 000 Francs zu diesem Zweck bewilligen.

Anzeigen.

      Die nachstehende Strafverfügung

"Der Schlachtergeselle Gustav Schmidt in Ratzeburg hat am 1. März d. Js., ohne im Besitze eines Gewerbescheins zu sein, zu Baek, Mechow und Schlagsdorf im Umherziehen Fleisch verkauft.
    Beweismittel sind:

1. die Anzeige des Husaren Brandt in Schlagsdorf,
2. das Geständniß des Schlachtergesellen Carl Oehlert in Ratzeburg.

    Es wird deßhalb hiermit gegen den p. Schmidt auf Grund der Bestimmungen im §. 6 sub 1 und 2 im Beibehalt des §. 3 sub 2 der Verordnung vom 19. December 1883, betr. die Erhebung einer Steuer vom Gewerbebetriebe im Umherziehen, eine an die Kasse der unterzeichneten Landvogtei einzuzahlende Geldstrafe von dreissig Mark, an deren Stelle für den Fall, daß sie nicht beigetrieben werden kann, eine Haftstrafe von 4 Tagen tritt, festgesetzt.
    An Gebühren fallen den p. Schmidt 31 Pfennige zur Last, welche, nachdem die Straffestsetzung vollstreckbar geworden ist, an die Kasse der unterzeichneten Landvogtei bei Vermeidung der Vollstreckung einzuzahlen sind.
    Findet der p. Schmidt sich durch diese Straffestsetzung beschwert, so kann derselbe binnen einer Woche, von dem Tage der Zustellung an gerechnet, entweder eine Beschwerde an die Großherzogliche Landesregierung zu Neustrelitz ergreifen, oder bei der unterzeichneten Landvogtei oder bei dem Amtsgerichte zu Schönberg auf gerichtliche Entscheidung antragen.
    Die Beschwerde ist bei der Großherzoglichen Landesregierung schriftlich oder bei der unterzeichneten Landvogtei schriftlich oder mündlich (zur Registratur) einzulegen.
    Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung ist bei der unterzeichneten Landvogtei schriftlich oder mündlich (zur Registratur) oder bei dem Amtsgerichte zu Schönberg schriftlich oder zu Protokoll des Gerichtsschreibers anzubringen.
    Schönberg, den 14. April 1886.

            Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
(L. S.)            F. Graf Eyben."
H. Spieckermann.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.

Wegen Neupflasterung der Marienstraße hieselbst wird dieselbe vom Freitag, den 30. d. Mts. ab bis auf Weiteres gesperrt. Fuhrwerke haben ihren Weg resp. durch die Schlauentrift und die Sabowerstraße zu nehmen.
Schönberg, den 28. April 1886.

Großherzogl. Mecklb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.

Antragsmäßig soll über die zu Gr. Mist sub Nr. VIII belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Kreutzfeldt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 4. Mai d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück, sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 11. Februar 1886.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       

Warnung.

Es wird wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß jegliches Rauchen und Feuer anzünden in den Großherzoglichen Forsten zur Verhütung von Feuergefahr strenge verboten ist, und daß die Forstschutzbeamten angewiesen, Contravenienten zwecks deren Bestrafung, zur Anzeige zu bringen.
Schönberg, den 29. April 1886.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.

Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Montag, den 3. Mai d. J., Vormittags 9 1/2 Uhr sollen in Thandorf

4 Kühe

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Thandorf.
Schönberg.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       

Lohauction
im Vitenser Forste.
Revier: Törber Eichen,
am Freitag, den 30. April 1886

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über circa:

100 Raummeter grobe eichen Borke auf dem Stamm zur Selbstgewinnung.

Versammlung Morgens 10 Uhr bei den Törber Eichen.
Die Törber Eichen liegen in der Nähe des Dorfes Törber bei Rehna, 7 Kilometer oder circa 1 Stunde von Schönberg. Es findet eine Abräumung statt.
Rehna, den 24. April 1886.

Großherzogliche Forstinspection.

Allen Denen, die unserm lieben guten Heinrich die letzte Ehre erwiesen und ihn zu seiner Ruhestätte geleiteten, auch Allen, die seinen Sarg so reich mit Kränzen geschmückt, sowie dem Herrn Pastor für seine am Grabe gehaltene trostreiche Rede, sagen ihren tiefgefühlten Dank

Zimmermeister H. Oldörp und Frau,       
geb. Creutzfeldt.                 

Blumenkohlpflanzen,
echter Erfurter Zwerg und früher englischer, starke Pflanzen, empfiehlt                                                    
                                                                              H. Upahl, Handelsgärtner.

Gesucht

wird zu sofort ein Knabe, der Lust hat die Bäckerei zu erlernen. Nähere Auskunft ertheilt die Expedition d. Bl.

Eine Etagen=Wohnung

von 6 Zimmern habe im Ganzen oder getrennt zu Michaelis zu vermiethen.

Tuchmachermeister Voss.       

Der Verein für Geflügelzucht in Schönberg (Mecklb.)

empfiehlt

Bruteier,

welche von den bezeichneten Mitgliedern des Vereins direct zu beziehen sind:

Restaurant
zum Deutschen Kaiser
Lübeck     gänzlich renovirt     Lübeck.
Mitte der Stadt.
Gute Küche.             Münchener Spaten.
Den geehrten Besuchern Lübecks
bestens empfohlen.

W. Planthaber,
Schönberg.
Tuch, Manufactur, Confection, Gardinen.
Ich halte empfohlen:                                                    
Reinwollene Greizer Kleiderstoffe

laut Preiscourant:
59/60 cm. breit à 70 u. 88 .
100 cm. breit à 1,42, 1,53, 1,75 M.
110 cm. breit à 1,83, 1,88, 2,00, 2,06, 2,10 2,18, u. 2,34 M.
120 cm. breit à 2,44, 2,78, 3,20, 3,94 u. 4,32 M.
Täglich Eingang von Neuheiten in

Sonnenschirmen. Mänteln & Cattunen.

Mein rothbrauner, 3 1/2jähriger, zwei Mal prämiirter
Hannöverscher Hengst
deckt fremde Stuten für 10 Mk. und 1 Mk. an den Stall.                    
                                                    Hauswirth H. Oldenburg,
                                                    Rieps.

Wiesen=Eggen
von 30 Mark an;                                                    
3- und 4schaarige Pflüge,
bester Construktion,
sowie                                                                 
Säemaschinen aller Art,
bei                                                    
                                                    Ludw. Warncke,
                                                    Mölln i. Lbg.

Verzinnte Milchsatten,
6 Liter Inhalt 85 Pf. 4 Liter Inhalt 70 Pf.
empfiehlt                                                                              
Menzendorf.                                                     J. Siebenmark.

Einem hochgeehrten Publikum von Stadt und Land zur Nachricht, daß ich von meiner Krankheit soweit hergestellt bin, daß ich meinem Berufe wieder nachgehen kann und bitte ich um geehrte Aufträge.

                                                    J. Callies, Viehverschneider.
Schönberg, den 22. April 1886.                          

Suche einen intelligenten                          
Hausknecht

der mit Pferden bescheid weiß und ein Mädchen bei gutem Lohn zum 1. Mai cr. für Kösters Hotel.

J. H. Freitag.       

Teinture Schütz.

Von Fachleuten als bestes Mittel zum Reinigen und Aufpoliren der Möbel empfohlen.

Leichte Anwendung!       Angenehmer Geruch!
Erhöht den Polirglanz u. verhindert den Ausschwitz.
Zu haben per Flasche 1 Mark bei
                                                    Aug. Spehr in Schönberg.

Särge

aus Eichen und Tannen Holz, hält in großer Auswahl vorräthig und empfiehlt solche zum billigsten Preise.

                                                    Kiel & Rindfleisch,
                                                    Tischlermeister.

Diedrich Teschau
Reparatur-, Schleif- und Polir-Werk,
Breitestrasse 24.           Lübeck.           Breitestrasse 24.
empfiehlt
in großartigster Auswahl
und altbewährter Güte
Tischmesser.
Taschenmesser.
Rasirmesser.
Scheeren.
Gärtner- und Schlachter-Artikel.
Waffen und Munition
zu außerordentlich billigen Preisen.

Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Außerordentliche allgemeine Versammlung.
Sonntag, den 2. Mai nachmittags 4 Uhr im Vereinslokale.                                                    
Tagesordnung:

Einladung vom Lübeckischen Militairverein zur Fahnenweihe am 9. Mai in Lübeck und sonstige Vereinsangelegenheiten.

Der Vorstand.       

Concert=Anzeige.
Am Sonntag, den 9. Mai:
Großes Concert
(Streichmusik)

unter Leitung des Herrn Organisten Meier im Saale des Herrn Gastwirth Boye, wozu ein geehrtes hiesiges sowie auswärtiges Publikum freundlichst einladen

                                                    die Vereinsmusiker.

Entree á Person 50 Pfennige.
Anfangs Abends 8 Uhr.
Nach dem Concert BALL.
Schönberg, den 29. April 1886.

Kösters Saal.

Am Sonntag, den 2. Mai cr. um 7 Uhr Theater=Vorstellung und zur Eröffnung von 9 Uhr an

Großer Ball
mit freier Tanzmusik.
Präcise 9 Uhr Eröffnungs=Polonaise.
                                                    J. H. Freitag.

Kösters Saal.
Freitag, den 30. April:
Großer interessanter Nebelbilderabend
Nordenskjölds neueste Nordpolexpedition.

Anfahrt an den vielen Eisinseln, Eispressungen, Nordlichter, Polar= und Doppelsonnen u. s. w.

Phantasmagonie oder optische Zauberei, das magische Brillant=Strahlen= und Farbenmeer.
Vorher:
Der falsche Vater.
Cassenöffnung 7 Uhr.                  Anfang 8 Uhr.

Sonntag, den 2. Mai: Anfang der Vorstellung 7 Uhr.   Nachher Freiball.

TOTAL-AUSVERKAUF
wegen Aufgabe des Geschäfts                                                                              
Herren- und Knaben-Garderoben

          Unterzeuge. Wäsche. Shlipse zu und unter Einkaufspreisen.
          Für Erwachsene: fertige Sommer=Paletots Mk. 10,
          fertige compl. Anzüge Mk. 15, Reste Buckskins à tout prix

Avis!

Den hochgeehrten Einwohnern Schönbergs und Umgegend habe die Ehre ganz ergebenst mitzutheilen, daß ich am 1. Mai cr. Köster's Hotel unter der Firma:

"STADT LÜBECK"

übernommen habe.
Es wird mein stetes Bestreben sein, meinen werthen Gästen in coulanter Weise entgegen zu kommen und bei civilen Preisen für gute Speisen und Getränke bestens Sorge zu tragen.
Ferner empfehle meine Localitäten zur Abhaltung von Festlichkeiten, Hochzeiten, Kindtaufen etc.

                                                                              Hochachtend
                                                                              J. H. Freitag.

Frühjahrs-Saison 1886.
Wir empfehlen unser reichhaltiges Lager neuer geschmackvoller                          
Kleiderstoffe
sowie schwarzer Cachemirs, ferner:                          
Regenmäntel, Jaquetts, Umhänge
neuester Facons, dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend zu bekannten billigen Preisen.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Rehtwisch & Borchert.

Bestes
russisches Leinsaat
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.

Versammlung
des Imkervereins:
Sonntag, den 2. Mai.

Meine neu renovirte, mit neuen Kugeln und Kegeln versehene

Kegelbahn

empfehle bestens zur gefälligen Benutzung.

                                                    J. H. Freitag.

Hauptagent
für Schönberg gesucht von einer Lebens=, Renten= und Aussteuer=Versicherungs=Gesellschaft. Besonders hohe Provisionen. Offerten sub B. 75 an die Exped. d. Blattes.

Ich wohne jetzt am kalten Damm neben Kaufmann Zander.
                                                                              Schrakamp, Arzt.

Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 2. Mai.

      Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Abendkirche fällt aus.
        Amtswoche: Pastor Kaempffer.

Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Hierzu eine Beilage.

Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. April 1886.

Die armen Polen! Die Krakauer Hetz=Organe fordern alle polnischen Aerzte auf, doch ja keine Kranken in preußische Bäder und Kurorte zu senden, weil die "preußischen Verfolgungen nachtheilig auf polnische Kranke wirken müßten!" Arme polnische Kranke sollen in polnische Bäder, reiche in französische, böhmische oder schweizer Kurorte geschickt werden.
In Oesterreich ist das Landsturmgesetz vom Abgeordnetenhaus angenommen worden. Ueber seine Bedeutung für Deutschland spricht sich die officiöse Norddeutsche Allgemeine Zeitung in einem längeren Artikel aus, in welchem sie zugleich ihrer Freude Ausdruck giebt, daß durch die neue Einrichtung, als letzte Konsequenz der allgemeinen Wehrpflicht, die Wehrkraft des verbündeten und befreundeten Nachbarreiches nicht unerheblich gestärkt werde!
Gladstones irische Vorlagen finden Anerkennung. In einer am vorigen Mittwoch zu Newcastle gehaltenen Rede empfahl Lord Spencer, der frühere Vicekönig von Irland, die Versöhnungspolitik Gladstones bezüglich Irlands dringend. Nach seiner Ansicht würden die Abgeordneten eines irischen Parlaments ihre Pflichten treu erfüllen. Herr Chamberlain verwarf in seiner zu Birmingham gehaltenen Rede dagegen die Landankaufsbill entschieden. Die irische Verwaltungsbill, erklärte er, nur dann unterstützen zu können, wenn die Regierung sich zu dem Zugeständniß verstehe, daß die irischen Vertreter zugleich dem britischen Parlament angehören müssen und für die Provinz Ulster eine besondere Versammlung zu wählen sei.
Von Zeilah aus ist unter Führung des Grafen Perros in den letzten Tagen des März eine größere italienische wissenschaftliche Expedition abgegangen, deren Mitglieder durch den Emir von Harrar, wie jetzt aus Aden gemeldet wird, sämmtlich ermordet worden sind.
In Belgien herrscht noch immer keine völlige Ruhe. In Nassonvaux bei Verviers ist unter den Arbeitern der dortigen Eisenhämmer ein neuer Strike ausgebrochen, wobei es mehrfach zu Gewaltthätigkeiten gekommen ist. Auch in Grammont sind neuerdings Zusammenstöße zwischen strikenden Arbeitern und der Gensdarmerie erfolgt. In Genf hat am Osterfest ein Arbeitertag stattgefunden, zu dem etwa 2000 Sozialisten aus ganz Belgien gekommen waren. Sie durchzogen die Stadt in großer Ordnung mit Fahnen und Musik bis zum Lokal der sozialistischen Gesellschaft "Vooruit". Strenge polizeiliche Maßregeln waren angeordnet worden, weil der Aufzug eine Art Generalprobe für den 13. Juni sein sollte. Dieselben erwiesen sich indeß als überflüssig, da alles ruhig verlief.

- Schönberg. Gestern hatten wir Gelegenheit, einer Aufführung des W. Kähne'schen Marionetten=Theaters beizuwohnen. Bereits von Grevesmühlen und Teterow aus, wo Herr Kähne längere Zeit hindurch Vorstellungen gab, war ihm ein ehrenvoller Ruf voraufgegangen. Alle Erwartungen sind jedoch von den Leistungen des Herrn Kaehne noch um ein Bedeutendes übertroffen worden; in der That versteht es derselbe mittelst der geschmackvollen, eleganten Costümirung der Figuren, der ganz vorzüglichen Decorationen und der gesammten, mit großem Geschick geleiteten Scenerie in allen seinen Vorstellungen das Publikum derartig zu fesseln, daß sich auch wohl der Anspruchvollste befriedigt fühlen kann.
- Der deutsche Juristentag wird, wie der Vorsitzende desselben, Geh. Rath Dr. Gneist, mittheilt, im September in Wiesbaden stattfinden.
Zum ersten deutschen Skat=Kongreß, der während der Landesausstellung vom 7. bis 9. August d. J. in Altenburg stattfinden soll, hat das Komite dieses Kongresses, an dessen Spitze Regierungsrath Kühn in Altenburg steht, einen originell abgefaßten Aufruf erlassen. In demselben heißt es u. A.: "Die Idee eines deutschen Skat=Kongresses ist's die uns durchdringt und begeistert, und welche mit Eurer werktätigen Hilfe, Ihr deutschen Skatspieler, Fleisch und Blut gewinnen soll. Das deutsche Skatspiel, das mit der Kraft eines nationalen Spieles von einem kleinen Mittelpunkt des gemeinsamen Vaterlandes aus seinen Siegeszug in alle deutschen Gaue gehalten hat, das ebenso richtig von deutschen Ansiedlern auf moosbewachsenem Boden der Urwälder ferner Welttheile als in den Prunkgemächern deutscher Fürstenhöfe gespielt wird, in dessen Geheimnisse die studirende Jugend zumeist gründlicher als die Professoren und Doktoren, und Lehrlinge nicht selten besser als ihre Lehrherren eingeweiht sind, welches vielen gebildeten und ungebildeten Deutschen schon zu einer seßhaften Leben's= und Leibes=Gewohnheit geworden ist, welches die Nacht überwindet und den Tag nicht scheut und in welchem viel gesündigt und viel vergeben wird, das Skatspiel verdient es, daß ihm endlich, wie anderen edlen Spielen, zu seinem guten Recht verhelfen werde, dem Recht eines Kongresses. Die Ehre desselben gebührt in erster Linie der Stadt Altenburg. Dort ist das Skatspiel zwar nicht erfunden, aber im ersten Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts von einem Dorf des erzgebirgischen Kreises her, wo es unter dem Namen "Schafskopf" gespielt und von einem Altenburger beobachtet wurde, eingeführt, mit seinem jetzigen, von dem Tarokspiel hergenommenen Namen "Skat" getauft, gepflegt, veredelt und in der Weise ausgebaut worden, wie es im Wesentlichen noch jetzt von allen gerechten Skatspielern gespielt wird." Nachdem nun noch Zweck und Programm des Kongresses: Feststellung einer einheitlichen deutschen Skat=Karte und die Abhaltung eines großen Skat=Turniers, nach welchem auch die Festkommerse und Bankette nicht fehlen sollen, verkündet werden, heißt es zum Schluß: "Deutsche Skatspieler! Jetzt ist es an Euch, Farbe zu bekennen und die Gelegenheit nicht zu verpassen, die Euch geboten wird, zum guten Gelingen des großen Werkes beizutragen. Wie in den Vorzeiten die Angehörigen aller griechischen Stämme im heiligen Monat zur Sommerszeit zu den Olympischen Spielen zusammenströmten, so eilt in Schaaren herbei zur Betheiligung an dem Skatkongreß in den Tagen des kommenden Augustmonds, kommt Solo oder reizt Eure Ehefrauen zur Gefolgschaft, die wie Ihr, wenn sie nicht gerade böse Sieben sind, einer herzlichen Aufnahme sicher sein können, bringt Eure Buben mit, oder was Euch sonst lieb und werth ist; der Abstecher, den ihr nach Altenburg macht, wird sich sicherlich als kein falscher erweisen. Wer fern bleibt, hat verspielt und wird zur Zeit des großen Skatgerichts als eine Null erfunden werden."
- Sechs Kinder in einem Jahr, das ist wohl ein Glück, wie es bis jetzt einem zweiten Ehepaar noch nicht wiederfahren ist und der Vater kann mit Recht ausrufen: Herr! halte ein mit deinem Segen. Dem Tagelöhner Navsack zu Niehl bei Köln wurden von seiner Ehefrau vor zehn Monaten Drillinge geboren und am 18. April legte ihm der Storch abermals drei Sprößlinge, ein Mädchen und zwei Buben, in die Wiege. Und dabei befinden sich die Mutter dieses Sechsgespanns sowie die 6 Kinder selbst höchst schlau und munter. Wie es dem Vater aber zu Muth ist, darüber schweigt die Geschichte.
- Ein fürstliches Buchdruckerpaar. Der Bruder des Fürsten von Bulgarien, Prinz Ludwig von Battenberg, hat sich im Palais seines Vaters, des Prinzen Alexander von Hessen, in Darmstadt eine kleine Druckerei eingerichtet und seine Gattin, die älteste Tochter des Großherzogs von Hessen, in die schwarze Kunst eingeweiht. Beide haben ein 200 Seiten starkes Werk, das den Titel "Meine Reise nach Bulgarien" führt und von der Schwester des Fürsten, der Gräfin Marie von Erbach=Schönberg verfaßt ist, gemeinschaftlich gesetzt und gedruckt.
Diese typographische Leistung soll ganz anerkennenswerth ausgefallen sein.

Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
Fortsetzung.