[ => Original lesen: 1886 Nr. 27 Seite 1]Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Gr. Mist sub Nr. VIII belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Kreutzfeldt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 4. Mai d. J.
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück, sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 11. Februar 1886.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Auf Antrag der Erben des weiland Büdners Christian Möller zu Kastahn ist zum freiwilligen Verkauf der Büdnerei Nr. 3 daselbst Versteigerungstermin angesetzt im hiesigen Gerichtsgebäude auf
Montag, den 31. Mai 1886,
Vormittags 10 Uhr,
zu welchem Kaufliebhaber geladen werden. Das Grundstück kann nach Meldung bei der Wittwe Möller geborene Nevermann zu Kastahn besichtigt werden; die Verkaufsbedingungen sind in der Gerichtsschreiberei hierselbst zur Einsichtnahme niedergelegt. Das Grundstück hat eine Grundfläche von 1342 []R. bonitirt zu 9 15/16 Scheffel und ist mit einem Canon von jährlich 15 Scheffel 1 4/5 Metzen Roggen in früherem Landesmaaß belastet, zur Zeit 65 M. 61 , das Wohnhaus enthält 2 Wohnungen und ist zu 2325 M. versichert.
Grevesmühlen, den 22. Februar 1886.
Großherzogliches Amtsgericht.
Beglaubigt:
Teege, Act.=Geh.
Amtsgericht Hamburg.
Auf Antrag von Anna Margaretha, geb. Koop, des Johann Heinrich Wilms Wittwe, für sich und als Vormünderin ihrer minderjährigen Tochter Louise Marie Wilhelmine Wilms, mit den Vormundschaftsassistenten Landrichter Dr. Danzel und Rechtsanwalt Dr. Predöhl, vertreten durch die Rechtsanwälte Dres. Schlüter und Predöhl, wird ein Aufgebot dahin erlassen:
daß alle, welche an den ausweise Beschlusses des Amtsgerichts Hamburg vom 27. Februar 1886 seitens der Antragsteller rechtzeitig mit der Rechtswohlthat des Inventars angetretenen Nachlaß des am 18. Januar 1886 hieselbst verstorbenen Maurermeisters Johann Heinrich Wilms Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, hiemit aufgefordert werden, solche Ansprüche und Forderungen spätestens in dem auf
Sonnabend, den 15. Mai 1886,
10 Uhr B.=M.,
anberaumten Aufgebotstermin im unterzeichneten Amtsgericht, Dammthorstraße 10, Zimmer No. 11, anzumelden - und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zustellungsbevollmächtigten - unter dem Rechtsnachtheil, daß die nicht angemeldeten Ansprüche und Forderungen gegen die Beneficialerben nicht geltend gemacht werden können.
Hamburg, den 22. März 1886.
Das Amtsgericht Hamburg,
Civil=Abtheilung VII.
Zur Beglaubigung:
Romberg Dr.,
Gerichts=Secretair.
Oeffentliche Versteigerung.
Am Dienstag, den 6. April d. J. Nachmittags 3 Uhr werde ich in Herrnburg eine daselbst abgepfändete
Kuh
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen.
Kaufliebhaber wollen sich bei der Krüger=Wittwe Lohse daselbst einfinden.
Schönberg, den 28. März 1886.
Studier,
Kammer=Executor.
Oeffentliche Versteigerung.
Am Dienstag, den 6. April d. J. Vormittags 10 1/2 Uhr werde ich in Palingen drei daselbst abgepfändete
Kühe
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen.
Kaufliebhaber wollen sich beim Herrn Gastwirth H. Oldenburg daselbst einfinden.
Schönberg, den 28. März 1886.
Studier,
Kammer=Executor.
Der Verkauf der Kühe in Palingen am 6. April d. J. findet nicht statt.
Schönberg, den 1. April 1886.
Studier,
Kammer=Executor.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 27 Seite 2]Auf Befehl Großherzoglicher hoher Landesregierung wird nachfolgende
Bekanntmachung
den Ankauf von Remonten pro 1886 betreffend
Großherzogthum Meckl. Strelitz.
Zum Ankauf von Remonten im Alter von 3 und ausnahmsweise 4 Jahren sind im Bereiche des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz für dieses Jahr nachstehende, Morgens 8 Uhr beginnende Märkte anberaumt worden, und zwar
am 24. Juni Schönberg.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Die von der Remonte=Ankaufs=Commission erkauften Pferde werden zur Stelle abgenommen und sofort gegen Quittung baar bezahlt.
Pferde mit solchen Fehlern, welche nach den Landesgesetzen den Kauf rückgängig machen, sind vom Verkäufer gegen Erstattung des Kaufpreises und der Unkosten zurückzunehmen, ebenso Krippensetzer, welche sich in den ersten acht und zwanzig Tagen nach Einlieferung in den Depots als solche erweisen. Pferde, welche den Verkäufern nicht eigenthümlich gehören oder durch einen nicht legitimirten Bevollmächtigten der Kommission vorgestellt werden, sind vom Kauf ausgeschlossen.
Die Verkäufer sind verpflichtet, jedem verkauften Pferde eine neue starke rindlederne Trense mit starkem Gebiß und einer Kopfhalter von Leder oder Hanf mit mindestens zwei Meter langen Stricken ohne besondere Vergütigung mitzugeben.
Um die Abstammung der vorgeführten Pferde feststellen zu können, ist es erwünscht, daß die Deckscheine möglichst mitgebracht werden, auch werden die Verkäufer ersucht, die Schweife der Pferde nicht zu coupiren, oder übermäßig zu verkürzen.
Berlin, den 3. März 1886.
Königl. Preußisches Kriegsministerium,
Abtheilung für das Remonte=Wesen.
Freiherr von Troschke.
Graf von Klinckowström.
hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Schönberg, den 1. April 1886.
Der Magistrat.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung:
am Sonntag, den 11. April nachmittags 2 1/2 Uhr im Vereinslokale.
Tagesordnung: Der diesjährige Delegiertentag u. sonstige Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Versammlung
der Mitglieder der Krankenkasse für Zimmerer, Maurer und Maschinenbauer
am Sonntag, den 4. April
Nachmittags 1 Uhr im Krüger'schen Locale.
Der Vorstand.
Statt jeder besonderen Meldung.
Durch die glückliche Geburt einer gesunden Tochter wurden hocherfreut
L. Spehr und Frau,
geb. Kröger.
Schönberg, den 31. März 1886.
Lager von:
frisch gebrt. Kalk
frisch Portl. Cement
Prima Dachpappe
stein. Trögen und Trittstufen
bei F. Heitmann.
Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, das meine Tournée durch Mecklenburg beendet ist, und ich auf meiner Rückreise nach Hamburg am Dienstag den 6. April eine Soirée im
Saale des Herrn Boye
gebe.
Hochachtungsvoll
Jacoby, Prestidigitateur aus Hamburg.
Z. Zt.: Rostock "Tivoli Theater"
den 1. April 1886.
Wiesen=Eggen
von 30 Mark an;
3- und 4schaarige Pflüge,
bester Construktion,
sowie
Säemaschinen aller Art,
bei
Ludw. Warncke,
Mölln i. Lbg.
Von den auf Lager habenden Säe= u. Drillmaschinen, empfehle eine (kaum gebrauchte)
Breitsäemaschine,
weit unter Fabrikpreis.
Ludw. Warncke-Mölln i. Lbg.
Franz Christroph's
Fußboden-Glanz=Lack
geruchlos und schnelltrocknend.
Eignet sich durch seine practischen Eigenschaften und Einfachheit der Anwendung zum Selbst=Lackiren der Fußböden. - Derselbe ist in verschiedenen Farben (deckend wie Oelfarbe) und farblos (nur Glanz verleihend) vorräthig.
Musteranstriche und Gebrauchsanweisung in den Niederlagen.
Franz Christoph, Berlin
(Filiale in Prag).
Erfinder und alleiniger Fabrikant des echten Fußboden=Glanzlack.
Niederlage in Schönberg i. Mecklbg. A. Zander.
Unterzeichneter erlaubt sich, ein geehrtes Publikum von Stadt und Land auf nachstehenden Preiscourant der von ihm nach Maß angefertigten Schuhwaaren hinzuweisen. Empfehle unter andern
Damen- & Kinderstiefel
in sehr großer Auswahl der verschiedensten Muster in bekannter sauberer Ausführung zu nachstehenden Preisen.
Damenlackstiefel M. 7,50
Damen=Roßleder M. 6,50
Damen=Lasting M. 6,-
Lederhausschuhe M. 4,-
Lederpantoffel M. 2,50
Kinderstiefel von 2 M. an. Alle ferneren Arbeiten sehr billig und in kürzester Zeit.
Hochachtungsvoll
J. W. Hundt,
Schuhmachermeister.
Zu Michaelis d. J.
habe ich die Hälfte meines Hauses ganz oder auch getheilt zu vermiethen.
Schönberg. H. Brockmüller.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 27 Seite 3]Das grosse
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona.
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfund) gute
neue Bettfedern für 60 Pfg. d. Pfd.
vorzüglich gute Sorte 1,25 . d. Pfd.
Prima Halbdaunen 1,60 . d. Pfd. und 2 M. d. Pfd.
Bei Abnahme v. 50 Pfd. 5 % Rabatt.
Särge
aus Eichen und Tannen Holz, hält in großer Auswahl vorräthig und empfiehlt solche zum billigsten Preise.
Kiel & Rindfleisch,
Tischlermeister.
Grabgitter und Grabkreuze
zu Fabrikpreisen
von 1,50 Mk. an, hält bestens empfohlen
J. Ludw. D. Petersen.
Selbige sind auch zu gleichen Preisen zu beziehen durch Herrn Kaufmann Gothknecht. Lübsee.
Pianinos billig baar oder Raten. Fabrik Weidenslaufer, Berlin NW.
6fach preisgekrönt im letzten Jahr.
Vogel-Handlung von H. Vogler
Schwerin i/M, Königsstraße 17.
empfiehlt in= und ausländische Vogelarten. Preiscourant gratis und franco.
Kleesaat u. Grassaat
empfiehlt billigst
Menzendorf. J. Siebenmark.
Frühjahrs-Saison 1886.
Wir empfehlen unser reichhaltiges Lager neuer geschmackvoller
Kleiderstoffe
sowie schwarzer Cachemirs, ferner:
Regenmäntel, Jaquetts, Umhänge
neuester Facons, dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend zu bekannten billigen Preisen.
Hochachtungsvoll
Rehtwisch & Borchert.
Bekanntmachung.
Wir bringen hiemit zur Anzeige, daß für die Einlagen auf Kapital Einlage=Bücher von No. 1700 aufwärts der Zinsfuß vom 1. October cr. ab, soweit dies nicht schon geschehen, auf 3 1/2 % festgesetzt ist, eventuell gelten die betreffenden Einlagen als gekündigt zum 1. October d. J.
Schwerin am 24. März 1886.
Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Sparbank.
Aug. Kirchner. K. Köpcke.
Eisen= und Kurzwaarenhandlung
von
J. Ludw. D. Petersen, Schönberg,
empfiehlt zu billigen Preisen:
Schaufeln, Stahlspaten, Kartoffelhacker, 3zinkige und gewöhnliche, Harken und sonstige Gartengeräthschaften.
Emaillirte, lackirte und verz. Eimer; Kochtöpfe aller Art. Grapen und Kuchenpfannen.
Sparheerde, einzelne Heerdringe, Oefenkasten, Heiz=, Asch=, und Rohrthüren.
Fenster= und Thürbeschläge, Schlösser aller Arten sowie sämmtliche Bauartikel.
Messer und Gabel in großer Auswahl; Taschen=, Handwerker= und Brodmesser; Eßlöffel.
Handwerkzeuge, besonders fertige Hobel mit Eisen, doppelte Loch= und Schlichthobeleisen, Stemmeisen, Lochbetel und gew. Betel, Bohrer in großer Auswahl, ebenfalls alle Arten Sägen. Bedichtungsdraht, verz., schw.=lack. und blaues Drahtgewebe.
Gartenmöbel, Bettstellen, Wringmaschinen neuesten Systems, Waschruffel, sowie sämmtliche Hausstandsgegenstände.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 27 Seite 4]Gebrüder Barg
Lübeck
(1 Haus oberhalb Wilkens Gasthof)
empfehlen:
Tuch & Buckskin aller Art, Zwirn-Buckskin's
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in der größten Auswahl und den neusten Sachen.
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nur erprobte gute Qualitäten.
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von den billigsten bis zu den feinsten Sorten.
Woll- und Holländische-Waaren
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sowie größte Auswahl in
Jackets, Paletots Regenmänteln etc.
für Damen und Kinder.
Confirmanden-Paletots und Umhänge,
von 5 Mk. an bis zu 40 Mk.
Im Saale des Herrn Boye:
Dienstag, den 6. April 1886.
Einmalige Soirée
"Moderne Wunder"
von
Jacoby, Prestidigitateur aus Hamburg.
Zur Aufführung kommen dieselben Piecen, die ich vor I.I. K.K. H.H. der Großherzogin dem Erbgroßherzoge u. Erbgroßherzogin von Mecklenburg Strelitz vorzuführen die Ehre hatte, u. A. Neu! "Ein lustiger Sänger auf Reisen." - Neu! "Die electrischen Blumen." - Neu! "Die Reise durch die Luft." U. A. m.
Kassenöffnung 7 Uhr. Anfang 8 Uhr.
Programme a d. Kasse.
Sperrsitz M. 1. 2ter Platz 50 . Gallerie 30 .
Sperrsitz im Vorverkauf bei Herrn Boye.
Thoms Phosphat-Mehl
(Wiesendünger) sowie sonstige Dünger=Fabrikate empfiehlt zu Fabrikpreisen
F. Heitmann.
Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 2. April.
Passionspredigt, (Vormittags 10 1/4 Uhr): Pastor Kämpffer.
Sonntag, den 4. April.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr), Passionspredigt: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 27 Seite 5]Beilage
zu Nr. 27 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. April 1886.
Die große Rede des Fürsten Bismarck vom Freitag wird in allen Zeitungen von Bedeutung besprochen. Der Reichskanzler hat fast 1 1/2 Stunden geredet, seine Stimme aber war matt und tonlos, auch fehlten die scharfen Pointen und die treffenden Vergleiche, die für gewöhnlich die Reden Bismarcks so interessant machen. Der Eindruck der Rede im Reichstag war trotzdem ein gewaltiger.
Es sind nicht die Masern, es ist eine Neuralgie, heftige Gesichtsschmerzen, an denen die Frau Kronprinzessin leidet. Prinz Heinrich ist wieder gesund, Prinzessin Victoria aber liegt fest an den Masern.
Der "Spion" Kraszewski, so wird aus St. Petersburg berichtet, wird nicht nach Magdeburg zurückkehren. Sein Urlaub ist bald abgelaufen, er aber gedenkt Italien nicht zu verlassen. Die von seinen polnischen Freunden gestellte Caution von 20 000 M. würde dann verfallen und die "Opferfreudigkeit" der polnischen Herren sich wirklich in ein "Opfer" verwandeln. Das aber geht uns nichts an, das ist Sache der Herren Polen.
Nicht weniger als den vierten Theil aller Infanterie=Regimenter gedenkt der französische Kriegsminister Boulanger die Garnisonen wechseln zu lassen. Das ist selbst einem Theil der republikanischen Partei zu viel, besonders scheuen die Herren die Kosten. Damit aber noch nicht genug, will der Kriegsminister diesen Wechsel von jetzt an alle 4 Jahre in demselben Maaß eintreten lassen. Man fragt sich staunend, warum?
Eine chinesenfeindliche Kundgebung setzte es dieser Tage in Paris. Der chinesische Gesandte war vor einem Uhrmacherladen auf dem Boulevard de Sebastopol vorgefahren. Diesen Augenblick benutzten etwa 200 Menschen, um sich um den Gesandten zu drängen, ihn und seine Begleiter an den Zöpfen zu zerren und ihnen "nieder mit China!" zuzuschreien. Polizisten schafften Ordnung und Ruhe, der Chinese aber verbeugte sich, stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
Don Carlos erbt nach dem "Guelfo" von der verstorbenen Gräfin Chambord fünfzig Millionen Francs, von denen nur ein geringer Theil seinem Bruder Alfons zufällt. Es circulirt bereits das Gerücht, daß Don Carlos nunmehr entschlossen sei, in Spanien sein Actions=Programm wieder aufzunehmen. Die Familie Orleans ihrerseits ist von dem Tode der Gräfin wenig ergriffen worden. Der Graf von Paris begnügte sich mit einer kühlen Condolenz=Depesche. Er versprach darin, am Sonnabend für die Verstorbene eine Messe lesen zu lassen.
Die Pforte räth im bulgarisch=türkischen Streit zum Guten. Auch die Mächte bemühen sich, zwischen Rußland und dem Battenberger eine Einigung herbeizuführen. Griechenland rüstet, erbaut Lager und zieht Reserven ein, die Mächte aber werden nicht dulden, daß es zum Kampf zwischen Griechenland und der Türkei kommt.
Alle Mächte rathen durch ihre Gesandten dem Battenberger dringend, das Abkommen mit der Pforte, durch welches der jeweilige Fürst von Bulgarien gemäß Artikel 17 des Berliner Vertrags General=Gouverneur von Ost=Rumelien wird, anzunehmen. Die Lage des Fürsten Alexander ist augenblicklich eine sehr schwierige, die russischen Agenten wühlen überall.
Der Arbeiterstrike in Belgien hat den Charakter eines Aufstandes angenommen. General von der Smissen, der in den aufständischen Bezirken den militärischen Oberbefehl führt, hat eine Proklamation erlassen, in der er zur Ruhe ermahnt und im Fall, daß die Ruhe gestört wird, ein energisches Einschreiten androht. In Charleroi herrscht in Folge dessen jetzt wieder Ruhe, in Chatelet, Farciennes und Framiers aber wird gekämpft; auch in Roux ist es zu einem Zusammenstoß gekommen, wobei sieben Arbeiter todt geschossen und viele verwundet worden sind. Der ganze Hennegau, in dem Landhäuser und Schlösser zu vielen Hunderten liegen, ist der Plünderung verfallen. Die Schlösser sind zum Theil in Brand gesteckt; auch die Orte Jumet und Marchinnes sind geplündert, es heißt, daß gerade dort deutsche Anarchisten es gewesen seien, welche den Aufruhr angestiftet hätten. Bis jetzt sollen 11 Fabriken, 2 Klöster und etwa 20 Privat=Gebäude von den strikenden Arbeitern niedergebrannt worden sein.
Die blutigen Arbeiter=Emeuten nehmen erschreckend an Umfang und Bestialität zu, der bewaffneten Macht wird es immer schwerer, der fanatisirten, entmenschten Rotten Herr zu werden, die sengend, brennend, plündernd von Fabrik zu Fabrik ziehen. Der soziale Krieg im Hennegau hat drei Hauptursachen: erstens die Verminderung der Arbeit, die Herabsetzung der Löhne und die fürchterlichen Entbehrungen während des langen und harten Winters; zweitens die Einführung neuer, technisch unerläßlicher Maschinen in den Glashütten, wodurch die Zahl der Arbeiter vermindert wurde; endlich drittens und am meisten der Aufruhr, Mord und Brand predigende "Volks=Katechismus" des Anarchisten Defuisseaux. Seit vorgestern Abend sieben Uhr ist die Militärbehörde Herrin in Charleroi. Alle Fremden ohne Legitimationspapiere werden verhaftet und ausgewiesen. Artilleristen patroullirten die ganze Nacht hindurch mit dem Befehle, im Nothfalle scharf zu feuern. Die Tumulte in der Umgebung nehmen an Umfang und Wildheit zu. Die Zahl der an dem Strike Betheiligten beläuft sich auf etwa 50,000. Den Truppen drohten sie, daß sie jeden Soldaten erwürgen würden, dessen sie habhaft werden könnten. Ihre Unterhaltung bestand darin, daß sie Dynamit=Cartouchen zum Explodiren brachten. In Pont=de=Loup zerstörten sie einen Theil der Eisenbahn; die Schienen wurden von ihnen aufgerissen. Die Aufrührer sind geradezu von blinder Wuth beseelt; einer von ihnen versicherte trotz seiner schweren Verwundung, daß er, falls er dies vermöchte, sogleich von Neuem beginnen würde. Da, wo die Arbeiter Cavallerie erwarten, spannen sie quer über die Straßen Drahtseile. Sobald Leichen transportirt werden, hört man die Frauen, welche sich unter den Zuschauern befinden, Rache! rufen. In den größeren Gemeinden bewaffnen sich die Bürger unter dem Commando der Bürgermeister. Zahlreiche Theilnehmer am Strike sind mit Geldmitteln reich versehen, welche von den "Steuern" herrühren, die sie den Industriellen und den "Bourgeois" auferlegt haben. Die Mehrzahl der Verhafteten befindet sich in trunkenem Zustande; die Schlächtereien werden geplündert und das Fleisch oftmals fortgeworfen; die Leute sind eben rasend geworden.
- Schönberg. Der Prestidigitateur Jakoby, welcher hier am Dienstag, den 6. April im Boyeschen Saale eine Vorstellung geben wird, steht nicht nur unter den deutschen Prestidigitateuren als erster da, sondern er ist auch der erste, welcher eine praktische und vernünftige Erklärung von Natur= und magischen Wundern gegeben hat. Seine Experimente haben deshalb, da Sie jeden Humbugs und aller charlatanischen Geheimthuerei entkleidet sind, mit welchen andere ihre "Professors"=Vorstellungen umgeben, überall das lebhafteste Interesse und die höchste Bewunderung hervorgerufen. Er ist in Deutschland, Oesterreich und England mit Ehren überschüttet, ist an den Höfen mit Distinction empfangen worden.
- Zwei Menschenleben gehen täglich im großstädtischen Treiben von Berlin auf außergewöhn=
[ => Original lesen: 1886 Nr. 27 Seite 6]liche Weise zu Grund. Im verflossenen Jahr sind 505 männliche und 170 weibliche Personen auf gewaltsame Weise ums Leben gekommen. Durch fremde Hand wurden getödtet 2 Männer und 4 Frauen, durch Selbstmord kamen um 303 Männer und 92 Frauen, es verunglückten 199 Männer und 67 Frauen; bei 11 Männern und 7 Frauen konnte die gewaltsame Todesursache nicht näher festgestellt werden. Da in Berlin 31 483 Personen gestorben sind, so beträgt der Antheil der gewaltsam Umgekommenen 2,1 Prozent für das Jahr 1886.
- Ein Legat für den Fürsten Bismarck. Unlängst starb in Warschau ein Rentier, der in der ersten Hälfte des gegenwärtigen Jahrhunderts dort eingewandert war und ein bedeutendes Vermögen erworben hatte. Von diesem Vermögen hat der Verstorbene 3000 Silberrubel dem Fürsten Bismarck testamentarisch mit der Bestimmung vermacht, daß er sich irgend einen ihm angenehmen Gegenstand kaufen und den Testator in gutem Andenken behalten solle.
- Ein Spaßvogel in Mühlhausen, der nebenbei Hutmacher ist, hat König Bell in Kamerun im August v. J. einen schönen grauen Cylinderhut übersandt. Jetzt ist ein Schreiben der schwarzen Majestät in Mühlhausen angelangt, in dem sich der König bestens bedankt, dem Geber ein gutes neues Jahr und in demselben gute Geschäfte wünscht, aber gleichzeitig das Bedauern ausspricht, daß der Hut zu klein ist. König Bell muß einen sehr großen Kopf haben, da der Hut eine Weite von 60 Ctm. hatte und King Bell selbst sagt, ein Hut für ihn müsse um 1 bis 1 1/2 Zoll weiter sein.
- Trotz der Impfung durch Professor Pasteur in Paris ist einer der russischen Bauern, welche zu ihm gesandt worden sind, weil sie von einem tollen Wolf gebissen worden waren, gestorben. In den letzten Tagen hatte der Kranke Krampfanfälle und fortwährend Durst. Reichte man ihm Wasser, so konnte er nicht trinken. Alles, was er zu sich nahm, waren Orangen. Seine Wuthanfälle äußerten sich weniger in gefährlicher Weise für die Umgebung, als in fortwährender Zerknirschung und überschwenglichen Gefühlsäußerungen. Er dankte dem Arzt gewöhnlich auf den Knieen, küßte ihm die Hand, bezeigte eine übertriebene Erkenntlichkeit und verfiel in Frömmelei. Die Stimmung seiner Genossen ist ebenfalls stark von Frömmelei beeinflußt. Er starb knieend. Bei der Obduktion der Leiche fand man in der Nähe der Schläfe zwischen den Knochen und dem Fleisch einen ganzen Wolfszahn. Das Gesicht war fürchterlich zerfleischt. Im Magen fand man die genossenen Orangen unverdaut, was auch ein Symptom ist, daß der Patient an der Wuth starb. Ob die übrigen von Wölfen gebissenen Personen geheilt werden, erklärte Pasteur erst nach sechzigtägiger Behandlung, also erst Ende April sagen zu können.
- Ein Artillerie=Unteroffizier in Fontainebleau tödtete sich, indem er sich vor eine mit Kartätschen geladene Kanone stellte, und sie mit langer Lunte abfeuerte.
- Ein Harem zu Schiff. In Marseille hat sich dieser Tage auf dem Dampfer "St. Nazaire" der transatlantischen Linie ein vollständiger Harem eingeschifft, bestehend aus Frauen von Mustapha ben Ismael, einem Verwandten und Günstling des vorigen Bay von Tunis. In erster Reihe bestand derselbe aus der Prinzessin Mustapha, der ersten Gemahlin des tunesischen Prinzen, dann kamen die Prinzessin Lella Germina und Lella Menia und endlich sechs Maurinnen, die mit dem Prinzen Mustapha in Paris, wo er gewohnt, ihren Aufenthalt hatten. Die Reihe schloß eine kohlschwarze Amme des Prinzen Sidi=Mohamed, des Sohnes von Mustapha. Diese weiblichen Fahrgäste waren von sehr fragwürdiger Schönheit und die überladene europäische Kleidung, die sie trugen, stand ihnen herzlich schlecht. Die ganze Gesellschaft reiste unter dem Schutz eines Eunuchen=Chefs von sehr ansehnlicher Körperfülle und von dem Ebenholz ähnlichstem Schwarz. Derselbe trug herausfordernd den Nizam=Orden, warf beständig eifersüchtige Blicke rechts und links auf die Passagiere und nahm sein Amt so gewissenhaft, daß er die Frauen, sobald das Packetboot die Anker lichtete, in die für sie abgesonderten Kabinen brachte und vor den Thüren derselben Aufstellung zur Bewachung nahm.
Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 27 Seite 7]Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
Fortsetzung.
Ausverkauf.
Nachdem ich mein Putzgeschäft in Lübeck aufgegeben, bin ich Willens sämmtliche Artikel, wie garnirte und ungarnirte Strohhüte, Blumen, Federn, Agraffen, seidene Bänder und weiße Spitzen zu bedeutend billigen Preisen unter der Hand zu verkaufen.
Garnirte Strohhüte
schon von 2 Mk. an.
Agnes Reinhold.
Im Hause der Wwe. Tischlermeister Fick.
Winterhafer, sehr lohnend, unempfindlich
gegen Frühjahrsfröste, - eigene Ernte, - verkauft
Oscar Schulz,
Lankow bei Schwerin.
Zu Michaelis 1886 habe ich zwei Wohnungen Parterre in dem Hause Nr. 108 Siemzerstraße zu vermiethen.
Wilh. Schrep.
Curator der unverehel. Dorothea Mußfeldt.
Musiker und Dilettanten, welche ihre Adresse einsenden, erhalten eine musikal. Neuigkeit gratis von J. G. Seeling. Dresden=N.
Einige Fuder Dung
hat noch zu verkaufen
Frau Staack Wwe.
70,000 Dachrohr
hat billig zu verkaufen und liefert ab Bahnhof
Lübeck Chr. Lüer, Israelsdorf bei Lübeck.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 27 Seite 8]
Mecklenburgische Pferde-Loose nur
1
Mark
11 Loose für 10 M. |
XVI. Große
Mecklenburgische Pferde-Verloosung
Ziehung am 19. Mai d. J.
3 Equipagen (Vierspännige u. Zweispännige)
im Werthe von 10,000 Mk., 4500 Mk., 1650 Mk.,
sowie
73 edle Reit= und Wagenpferde
im Gesammtwerthe von
64,094 Mark
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Mecklenburgische Pferde-Loose à 1 Mark 11 Loose für 10 Mark
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Placate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
F. A. Schrader. Hauptagent,
Hannover, Gr. Packhofstraße 29.
(Für Porto und Gewinnliste sind 20 Pfg. beizufügen.)
|
Wilh. Busch,
Bild- und Steinhauerei Schönberg i/M.
Anfertigung von Denkmälern aller Art aus Sandstein, Marmor und Granit in anerkannt sauberster Ausführung bei billigster Preisnotirung. Ferner jede Bauarbeit nach Maaß und Zeichnung.
Zur Saison empfehle: Da ich sehr vortheilhafte Einkäufe gemacht
ungarnirte Kinderhüte von 25 Pf. an, dito Gartenhüte von 50 Pf., hübsch garnirte Konfirmanden=Hüte von 3,50 Mk. an, Kapot und Rundhüte für Damen zu äußerst billigen Preisen. Belichhütchen in allen Größen, Farben und Formen, modernisieren und garnieren wird billigst berechnet.
Achtungsvoll
H. Bohnhoff Wwe.
Stahlspaten
unter Garantie der Haltbarkeit, Zeichen (C. Schwedt) Preis 1 Mk., sowie sämmtliche Gartengeräthschaften in praktischen Formen zu billigen Preisen empfiehlt
C. Schwedt.
Stahlblech-Milchsatten
leicht und reinlich, sauber verzinnt wenig theurer wie irdene empfiehlt
C. Schwedt.
Größtes Lager
in
Drahtgeflecht
jede Breite und Maschenweite, verzinkten Draht in jeder Stärke hält empfohlen
C. Schwedt.
Am Mittwoch, den 7. April fahre ich mit meinem Omnibus nach dem
Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt von hier 5 1/2 Uhr von der Neuen=Welt 7 Uhr Morgens.
L. Schütt.
Deutscher Kunst-Verein
(Carl Grunert)
Berlin, S. Kommandanten.Str. 45.
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Erhöht den Polirglanz u. verhindert den Ausschwitz.
Zu haben per Flasche 1 Mark bei
Aug. Spehr in Schönberg.
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Soltau, Lüneburgerheide.
E. Dransfeld's Imkereien.
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Hamburg. J. Stiller & Co.
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